Radikale Empathie - Daniel Frank-Vetter - E-Book

Radikale Empathie E-Book

Daniel Frank-Vetter

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Beschreibung

Manchmal stehen wir uns selbst im Weg. Wir sind gestresst vom Alltag, führen Gespräche, nach welchen wir viel zu häufig das Gefühl haben, das Problem weder gelöst noch das Ziel erreicht zu haben. Vielmehr kommen wir auf unserem Weg keinen Schritt in die gewünschte Richtung weiter. Liegt es immer nur an den anderen? Dieses Buch zeigt auf, wie ihr euren Stress im Alltag reduzieren und die Qualität eurer Gespräche steigern könnt. Gelassenheit und Handlungssicherheit gewinnt ihr durch eine stressfreie, freundliche und gewaltfreie Haltung. Dabei steht nicht nur Empathie im Fokus. Das Buch gliedert sich in vier Stufen: Kurzfristige und langfristige Stressbewältigung, Probleme systematisch lösen, Kommunikation und Einstellungsüberprüfung. Gerne stehe ich Dir unterstützend zur Seite, wenn Du das möchtest und mal alleine nicht weiterkommst.

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Seitenzahl: 195

Veröffentlichungsjahr: 2021

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Inhaltsverzeichnis

Einleitung

Was verstehe ich unter Konfliktmanagement? Warum dieses Buch auch im Bücherregal unter Konfliktmanagement stehen könnte?

Du bekommst von mir etwas an die, und ich werde Dich zur Konfliktbewältigung anleiten.

Ich nehme Dich an die Hand.

Hand

manus (lat.)

Führen

agere (lat.)

Management bedeutet demnach:

„an der Hand führen“

manus agere

Dies ist die Wortherkunft für den Managementbegriff in dem Wort Konfliktmanagement.

Ziele

Du bekommst effektive Methoden an die Hand zu:

Selbstmanagement

Stresserkennung bei Dir und anderen

Kurzfristige Stressbewältigungsmöglichkeiten

Langfristige Stressbewältigungsmöglichkeiten

Umgang mit Konflikten

Lösung von Konflikten

Souverän kommunizieren

Kompetente Wirkung

Sicheres Auftreten

Meistern schwieriger Gesprächssituationen

Erfolgreiche Beziehungen

Schlüssel um beliebt zu sein

Selbstbewusstsein

Wenn Du nicht auf jemanden angewiesen bist, und Du selbst weißt, wie man Dinge am besten regelt, so spreche ich von einem guten Selbstmanagement. In der Verantwortung für andere Menschen bedeutet dies aber auch, dass Du andere nur gut managen kannst, wenn Du über ein gutes Selbstmanagement verfügst.

„Du kannst ein Waschprogramm nur beeinflussen oder umprogrammieren, wenn Du Dich mit dem Programmieren von Waschprogrammen auskennst!“ (Daniel Frank-Vetter)

Bevor Du also das Verhalten Deines Gegenübers aktiv beeinflussen möchtest, solltest Du Dein eigenes Verhalten kennen und bereits in der Form verändert haben, wie Du es von anderen erwartest! Im Sinne des Kant’schen Imperativs: „Handle so, dass Dein eigenes Verhalten zum Vorbild anderer für andre werden kann.“

Du wirst Deinen Stress in den Griff bekommen, wodurch Du die Grundlage sicheren Auftreten legst. Deine optimierte Wirkung auf andere wirst Du damit untermauern, dass Du im Rahmen des verhaltensorientierten Bereiches dieses Buches die Beweggründe und Motivation anderer verstehen wirst. Ich ermöglich Dir einen Röntgenblick, und die Möglichkeit vertrauensvoller Kommunikation. Du wirst gut zuhören können, Deine Empathiefähigkeit verbessern und mehr von Deinem Gegenüber erfahren können.

Wenn Du Zeit mitbringst, wirst Du ein sehr beliebter Gesprächspartner sein. Du wirst Techniken kennen lernen, dass andere Dich mögen. Dieses gemocht werden stützt sich nicht auf bloße Techniken oder Manipulation, sondern auf genau die Wirkung, die Du erzielen möchtest.

Deshalb stehe ich auch für Dich unterstützend zur Seite, insbesondere wenn Du das möchtest und alleine nicht weiterkommst.

Wir kriegen Dein konkretes Vorhaben hin, Hand in Hand!

Teil I

Stress

„Es geht darum,

Herr(in) im eigenen Haus

zu werden!“

Allgemeine Stresstheorie

Den landläufigen Spruch zum Stress kennst Du, und Du kannst Dich in Situationen die Dich nerven auch immer fragen:

„Beherrsche ich meinen Stress oder beherrscht mich mein Stress?“

Man könnte zunächst von einer Stressherrschaft ausgehen, der man hilflos gegenübersteht.

Ich möchte Dich mit folgender These konfrontieren, der Du hoffentlich sehr skeptisch gegenüberstehst. Dabei untertreibe ich nicht einmal, denn Du wirst mir mindestens teilweise Recht geben. Weil Stress nämlich ein Überlebensprinzip ist, sage ich, dass jedes Mal, wenn Du Deinen Stress spürst, Du Dich in einem Überlebenskampf befindest.

„Hast Du Stress, kämpfst Du um das Überleben!“

Am Ende dieses Kapitels wirst Du Deinen vermeintlich täglichen Überlebenskampf absurd finden, und einen wichtigen Schritt in Richtung einer relativierten Haltung zu den in Dir stressauslösenden Situationen kommen, versprochen.

Begriffsdefinition Stress

Wenn Du mich, Daniel Frank-Vetter, Deinen Coach und Autor nun schon kennen gelernt hast, kannst Du Dir auch denken, dass ich DIR mit dieser ersten Stressdefinition etwas zu bedenken geben möchte:

Du kennst Deinen Stress, Deine stressauslösenden Faktoren, die Stressoren, bereits ganz gut und ahnst, dass ich mit der Werkstofftheorie zum Stressbegriff eine Metapher angedeutet habe.

Disstress und Eustress

Disstress

Den Stressbegriff an sich benutze ich zur Vereinfachung in diesem Buch als negativ belegten Stressbegriff.

Da es ja auch positiven Stress gibt, meine ich hier den sogenannten Disstress.

Eustress

In der Sresslehre wird auch von positivem Stress gesprochen. damit ist ein positiver Erwartungsdruck gemeint, der Dein Herz höher schlagen lässt und Dich positiv zu Glanzleistungen beflügelt.

Stabhochspringer sind dabei ein gutes Beispiel, wenn sie vor dem Überspringen der Latte jeden Schritt gedanklich durchgehen und kurz bevor sie loslaufen, das Publikum zum rhythmischen Klatschen animieren.

Es kommt zu ganz ähnlichen Körperlichen Reaktionen wie bei negativem Stress. Auf den Eustress werde ich aber im Folgenden nicht mehr eingehen.

Stressoren und Reize

Stress wird individuell unterschiedlich empfunden. Was der eine sehr unproblematisch und ohne Stressreaktionen betrachtet, kann für den anderen bereits unerträglich sein.

Andererseits werden tatsächlich stressauslösende Situationen unter Umständen aufgrund des vermeintlich niedrigschwelligen Reizes gar nicht als Stress wahrgenommen, obwohl dies durch Messtechnik widerlegbar wäre.

Reize an sich können negativ, positiv oder neutral sein.

Bei störenden Stressreaktionen werden Reize grundsätzlich negativ gesehen. Denke noch einmal darüber nach in welchen Situationen Du Dich unter Umständen als nicht gestresst bezeichnen würdest, obwohl ein „bisschen“ ungutes Gefühl im Spiel ist. Vielleicht hast Du bereits zu jemandem gesagt: „Bleib` doch `mal locker!“, oder „Ärgere Dich nicht!“

Wenn Du als Antwort bekommen hast: „Ich bin doch ganz locker!“, oder „Ich ärgere mich doch gar nicht!“, hat Dir Deine natürliche Intuition etwas anderes, und vermutlich sogar Richtiges gesagt.

Anpassungszwänge, Druck, Belastung

Negatives Gefühl

Druck und Belastung

Du unterliegst mitunter enormen Druck, sei es im Privatleben oder auf der Arbeit. Ein Konflikt mag ein reinigendes Gewitter beinhalten, jedoch fühlt sich der ein oder andere Konflikt doch eher bedrückend an. Der Volksmund sagt:

„Etwas bedrückt mich!“

Da übt doch tatsächlich dann auch etwas so starken Druck auf uns aus, dass wir mitunter ein „schweres Kreuz zu tragen haben“. Der Druck lastet dann auch „auf Deinen Schultern“, oder es „drückt auf` s Gemüt“. Teilweise war ich „diesem Druck nicht gewachsen“. Wenn Du etwas sehr Schwieriges hinter Dir hattest, fühltest Du eine „große Entlastung“, weil Du eine „große Bürde zu tragen hattest“.

Hast Du Dich schon einmal sagen hören, dass Du „unter großen Druck standst“?

War da soviel Druck, dass Du „zum Bersten angespannt“ warst?

Die Metapher mit dem Werkstück passt doch ganz vortrefflich, oder?

Denk` mal über Deinen eigenen Sprachgebrauch nach und Du findest Stressoren, stressauslösende Faktoren in Deinem alltäglichen Leben wieder, ohne dass Du diese als „so schwerwiegend“ beurteilt hättest.

Ich vergleiche das Werkstück nämlich gerade in einem Gleichnis mit Dir. Wird auf Dich oder das Werkstück Druck ausgeübt, so reagiert jeder Gegenstand, wie auch Dein Körper mit einer Anpassung auf diesen Druck/ Stress. Der eine besser, der andere schlechter, was wiederum von zahlreichen anderen Faktoren abhängig ist. Sowohl das Werkstück bei der Zerreißprobe, wird gestresst, genau wie Dein Körper in stressigen Situationen.

Die Frage wieso das in unserem Körper überhaupt passiert und welchen überlebenswichtigen Nutzen dieses Aufschaukeln der Stressreaktionen einmal hatte, möchte ich anhand des evolutionsbedingten Prozesses bei unseren Vorfahren darstellen. Das Wortspiel des U(h)rzeitstresses soll sich dabei tief in Dein Gedächtnis eingraben!

Negatives Gefühl

Das negative Gefühl ist nicht nur aus meiner Sicht elementar, um von Disstress, den uns als störend empfundenen Stress sprechen zu können. Der weiterhin im Buch genannte Begriff des Stresses fokussiert damit auf den negativen, störenden und langfristig krank machenden Stress.

Evolutionäres Überlebensprinzip

Genese oder Entstehung

Um die Stresssituationen noch besser verstehen zu können, schauen wir uns doch mal in der Menschwerdung an, ob es Stress bereits vor 100.000 Jahren gegeben haben könnte. Wenn dem so ist, schauen wir uns an, warum sich dieses Stresssystem bis in die Neuzeit gehalten haben könnte.

„Ur“-Zeit-Stress

Obwohl es heute keine echten Säbelzahntiger mehr gibt, stelle Dir bitte eine solche Situation mit einem Neandertaler vor, wobei der heutige Säbelzahntiger locker mit einem unangenehmen Chef verglichen werden könnte; zumindest tobt ein vermeintlich „ähnlicher“ Überlebenskampf heute in den Büros und Familien. Als der Neandertaler (Du) am Feuer das Knacken im Gebüsch hörte, wurden sämtliche Energien im Körper freigesetzt.

Nach einer kurzen Schrecksekunde (vagotone Schockphase) macht sich der nunmehr Bedrohte zum Kampf oder die Flucht bereit.

Stressreaktionen im Körper

Fight or flight!

Ein Überlebenskampf hat begonnen; Kampf oder Flucht!

Mobilmachung durch allerhöchste Leistungsbereitschaft

Manche erstarrten bestimmt vor Angst, wurden gefressen und sich also evolutionär nicht etabliert. Das hätte bei der Menschwerdung das Ende der Nahrungskette bedeutet. Vielmehr wird ein wahrer Hormoncocktail ausgeschüttet, der die großen Muskeln von Null auf Hundert betriebsbereit macht. Es findet die sympathische Aktivierung des Nervensystems über den Sympathikus statt.

Höchstleistung

Energie wird gebraucht

Nun wird Höchstleistung benötigt, um zu überleben.

In der Blutbahn wird nun Fett, Zucker und Sauerstoff benötigt, um die großen Muskeln mit soviel Energie versorgen zu können wie möglich. Wie kommen diese Energieträger nun schnell zu den Muskeln?

Sauerstoff

Der Sauerstoff wird durch eine beschleunigte Stressatmung zur Verfügung gestellt und das wie wild schlagende Herz pumpt durch weit gestellte Blutgefäße viele rote Blutkörperchen zu den Muskeln, wo deren Sauerstoff so nötig gebraucht wird.

Fett und Zucker

Fett kann in Zucker umgewandelt werden, um diesen in Form der Kohlenhydrate im Muskel verbrennen zu können; das macht den Muskel sehr leistungsfähig. Sauerstoff heißt bekanntlich die Verbrennung an.

Kühlung

Die Mitochondrien, die kleinen Kraftwerke in den Muskelzellen verbrennen nun die Energieträger, unser Körper wird dabei sehr warm, weswegen Schweiß zum Kühlen entsteht.

Muskelanspannung

Der Muskeltonus, steigt und wir sind von jetzt auf gleich wortwörtlich zu großen Sprüngen bereit. Der angespannte Muskel schützt überdies besser als ein schlaffer Muskel vor Verletzungen. Der Blutdruck steigt rasant an, denn wenn unsere Blutflüssigkeit fließt nun umso schneller.

Immer mehr Sauerstoff und Energieträger kommen schneller und schneller zum Muskel.

Schnelles Handeln etabliert!

Deswegen läuft dieses Programm auch automatisiert ab, ohne Steuerungsmöglichkeit durch die Großhirnrinde, ohne den äußeren Cortex, sondern lediglich über schnelle Impulse und das Stammhirn, wo diese Überlebensmechanismen auf dem kürzesten Weg, rationalen Prozesssteuerungen und nicht erst nach oben im Gehirn zu den bewussten Denkprozessen.

Tunnelblick

Der „Tunnelblick“ lenkt uns nicht von unserem Ziel ab!

Die Pupillen erweitern sich, dadurch kommt viel Licht rein, damit wir alles glasklar erkennen können, zumindest ist der Fokus auf die Gefahr gerichtet oder das Fluchtziel. Das Drumherum nehmen wir nicht mehr wahr, nur noch das eine Ziel!

Stärke und übermenschliche Kraft. Die so angeforderte Energie macht uns bärenstark.

Notfallabschaltungen –

allerhöchste Not

Denken

Es wird nicht mehr nachgedacht, sondern instinktiv gehandelt. Die Gedanken sind wie weggefegt.

Langes Nachdenken hat sich nicht etabliert! Wir rennen um unser Leben, fokussiert auf den rettenden Baum oder den sicheren Schutz.

Warum ist langes Nachdenken nachteilig: „Nehme ich den Stein zur Verteidigung, oder doch lieber das brennende Holzscheit… ach nein, ich kann mich nicht entscheiden, ich glaube ich fragest einmal jemanden, was ich tun sollte…“

HAPS! Der Denker wurde schnell an das Ende der Nahrungskette katapultiert.

Nein, dieses langsame System hat sich nicht durchgesetzt. Langes Denken in Extremsituationen war evolutionsbedingt nicht sinnvoll!

Durchblutung

Die Haut an den Händen muss jetzt nicht mehr vorrangig durchblutet werden, die großen Muskeln sind nun wichtig. "Fight or flight!“, und zwar schnell, sofort, unmittelbar. Kampf oder Flucht!

Verdauung

Der Mund wird trocken; Speichelfluss als Teil des Verdauungsapparates ist nun unnötige Energieverschwendung; das Blut muss schnell fließen, dort wird Flüssigkeit gebraucht!

In diesen Situationen entleert sich mitunter Darm und Blase (vagotone Schockphase)

Fortpflanzung

Fortpflanzungsmechanismen wären in dieser Situation eine sichere Ablenkung in den Tod; daran ist ganz bestimmt nicht zu denken.

Schmerzunempfindlichkeit

Das ausgeschüttete Adrenalin sorgt auch dafür, dass wir Verletzungen erst viel später bemerken: Cortisolausschüttung sorgt unter anderem gegen verlegungsbedingte Entzündungsprozesse bei Verunreinigung von Wunden. Nun schau` Dir noch einmal die oben genannten Sprüche des Volksmundes an.

Beispiel: “Das geht mir an die Nieren.“

Denn da findet in der Nebennierenrinde die Bereitstellung des Cortisols, u.a. zur Blutzuckerregulierung statt. Adrenalin wird durch das Nebennierenmark bereitgestellt.

Fazit:

Der Überlebenskampf konnte nur durch effektive Mobilmachung und höchste Leistungsbereitschaft gewonnen werden.

Heute spricht man von einer extremen Stresssituation. Stress war also allzeit ein überlebensnotwendiges Konzept. Zeitgemäß oder altmodisches Stresssystem?

Man muss sagen, dass dieses über Jahrtausende spezialisierte Überlebensprinzip innerhalb kürzester Zeit nicht mehr in diesen Extremen zu gebrauchen ist. Unser Fleisch erlegen wir nicht mehr zu Fuß, auf der Jagd, extremen Gefahren ausgesetzt. Nein, wir fahren mit dem Auto zum Supermarkt, schlendern 800 Meter und essen üppig. Blutfettwerte und Blutzucker steigen nicht nur durch den Stress (Überlebenskampf) in geschlossenen Räumen mit bedrohlichen Menschen, wie unliebsamen Chefs an.

Warum wir heutzutage dennoch kalte Finger bekommen, unsere blutintensive Verdauung durch den Stress gestört wird, wir keinen klaren Gedanken fassen können, das Erinnern schwerer fällt, uns die Luft wegbleibt und das Herz bis zum Hals schlägt dürfte nun auf der Hand liegen. Klar, wir kämpfen immer noch unsere stressbedingten sinnbildlichen Überlebenskämpfe sobald unser Stresssystem aktiviert wird.

Denn dass Jahrhunderte nicht ausreichten, dieses evolutionsbedingte mächtige System Stress zur Sicherung unseres Überlebens zu verändern, liegt auf der Hand. Sobald also das Stresssystem aktiviert wird, löst es nahezu unaufhaltsam einen Dominoeffekt, schnelle Kettenreaktionen in unserem Körper aus, ob wir wollen oder nicht. Wissenschaftlich nachgewiesen ist das schon längst.

Ich bleibe die Antwort schuldig, ob der frühe Neandertaler oder der Homo Sapiens Stress in der Form kannte, wie wir ihn heute bezeichnen.

Der Stressbegriff ist nicht viel älter als 100 Jahre. Dafür stimmst Du mir hoffentlich zu, dass unser heutiges körpereigenes Stresssystem in seiner Entwicklungsgeschichte wesentlich älter sein dürfte, und dass anzunehmen ist, dass sich dieses System über tausende von Jahre erst zu dem auf „Überleben in Extremsituationen“ basierenden System entwickelt hat.

Ich bin sicher, dass unser heutiger Stress die Krönung eines langwierigen Evolutionsprozesses ist. Damit befinde ich mich mit den Stressforschern in guter Gesellschaft.

Stress - Neuzeit

Eigene Stressreaktionen

Für Dich kommen diese ungewollten körperlichen Reaktionen in Stresssituationen und fühlen sich, nicht verstanden, höchst unangenehm an. Diese natürlichen, genetisch vorprogrammierten körperlichen Prozesse können aber tatsächlich bewusst manipuliert werden. Das erfordert Training, Training des bewussten Verhaltens. Verhaltenstraining. Voraussetzung dafür ist, dass wir grundlegende Dinge kennen und auch frühzeitig erkennen:

Stressoren (stressauslösende Faktoren und Situationen)

Körpereigene Stressreaktionen

Wissen um Beeinflussung der Stressreaktionen

Weihnachtsessen, Prüfung, Test, Trennung, Bewerbung, Beleidigungen, Machtlosigkeit, Hilflosigkeit, Besprechungen…

Du kennst diese stressauslösenden Momente bei Dir selbst bereits sehr gut! Denke an einen Raum mit einem großen Tisch, an dem ein paar Menschen Sitzen und abwechselnd oder gleichzeitig reden. Du kennst dieses Gefühl, gehen zu wollen, tust es aber nicht. Du redest erst, diskutierst dann, es kommt zu einem Streit, der Streit wird zu einer Auseinandersetzung. Deine Stimme wird lauter. Du bist nach vorne geneigt. Deine Faust ist bei Argumenten geballt, hämmert auf den Tisch; es fällt Dir auch für andere offen sichtbar nicht mehr leicht Deine innere Unruhe, Deine Anspannung zu verbergen.

Deine Hände sind kalt, Du bemerkst deutlich wie es trotzdem zu Schweißbildung kommt. Du räusperst Dich häufiger, Dein Mund ist trocken. Bei dem Versuch den trockenen Mund mit einem Griff zum Glas zu befeuchten weißt Du bereits, dass Du nicht entspannt trinken wirst, Deine Hand ist angespannt und das Wasser schwappt viel schneller im Glas als sonst.

Du zwingst Dich ruhig zu bleiben und schaffst es einfach nicht. Deine Gesichtszüge sind sehr angespannt und das willst Du nicht. Du kämpfst gegen Reize an und bemerkst aber auch, wie schwer Dir das fällt. Das sind Stressoren.

Stressor

Manchmal gelingt es uns besser mit Stress umzugehen, und ein anderes Mal kommen wir mit dem Stress nicht mehr fertig. „Dieser Stress bringt mich nochmal um!“

So wie das Werkstück nach einiger Zeit der Anpassung/ Flexibilität zerreißt, so ergeht es auch unserem überaus anpassungsfähigen Körper, welcher sehr sehr viel aushalten kann, bevor es „uns zerreißt“, wir alle viere von uns strecken.

Unter dem Begriff Stressor versteht man also das, was den Stress bei Dir auslöst. Es sind die Dinge die uns beeinträchtigen, nerven und ärgern. Stressoren sind auch störende Gedanken, die auch mit einem negativen Gefühl einhergehen. Erst wenn es einen Stressor gibt, folgt auch eine negative Stressreaktion.

Situationen mit individuellem Stress in denen Du genau weißt, dass es Dir schwer fällt Dich zu beherrschen und Du körperlich reagierst, obwohl Du es gerade nicht möchtest.

Die stressauslösenden Situationen sind Deine Stressoren.

Jetzt sind Stressoren für Dich fühlbar geworden. Hast Du gemerkt, wie Du bei dem reinen Gedanken an diese Situationen körperliches Unwohlsein, nur beim Lesen dieser Zeilen empfunden hast? Wenn Du das einfach und cool überflogen hast, funktioniert Dein Stressbewältigungsprogramm schon ganz gut. Wenn Du aber intensive Gefühle hattest, können wir schon jetzt von einer kontrollierten Zuwendung sprechen. Du hast Dich darauf eingelassen.

Du hast dann aber auch an irgendeiner Stelle das richtige getan und tief durchgeatmet. Das nenne ich „kurzfristige Erleichterung“ (später dazu mehr).

Realistischer Ausblick

Wissen um Beeinflussungsmöglichkeiten

Kenne Deine eigenen Stressoren und die Stressbewältigungstechniken kurz- und langfristiger Art, um in Prüfungen und hitzigen Situationen cool bleiben zu können.

Wenn wir uns in diesem Buch hauptsächlich mit einem guten Konfliktmanagement beschäftigt haben, so muss Dir mehr als klar werden, dass eine besonnene Konfliktbearbeitung durch Kommunikation erfolgreicher wird, wenn Du Deine stressauslösenden Momente gut kennst und Du früh genug STOP sagen kannst, um cool zu bleiben, wenn Du cool wirken möchtest. Du bekommst nämlich keinen Oscar, wenn Deine Performance nicht „Oscar“ reif wird. Eiserne Kontrolle, Disziplin und Schauspielerei alleine hilft dabei kurzfristig, hinterlässt aber auf Dauer kein Zufriedenheitsgefühl.

„Leave it, love it or change it! “

Wenn Du in Situationen nicht das Fluchtgefühl haben möchtest, schon alleine, weil Du aus der Situation nicht rauskommen willst, dann „change it“, verändere die Situation zu Deinen Gunsten. Häufig gibst Du sehr engen Freunden, Verwandten oder Kolleginnen sehr gute Ratschläge, wie sie Dinge besser gestalten können.

In Computersprache bedeutet dies die Einflussnahme auf ein Programm. Das Programm läuft so ab, wie es geschrieben wurde. Du gibst im übertragenen Sinne Hinweise, wie man ein bestimmtes Programm umschreiben müsste, damit es „besser“ läuft. Ich habe da ein ganz einfaches Gleichnis: „Wenn Du die Waschanleitung eines anderen verändern willst, solltest Du zunächst Dein eigenes Waschprogramm kennen.“

Wann läuft also bei Dir das Stressprogramm ab? Welche Situationen sind das und wie möchtest Du am Liebsten reagieren können. Kannst Du Stresssituationen verhindern? Ja, bedingt, das erfordert einen starken Veränderungswillen und manchmal auch Mut. Du lässt die Situation einfach hinter Dir und gehst den Stresssituationen und somit Deinen Stressoren wortwörtlich aus dem Weg. Aus Gründen die sehr facettenreich sind geht das aber offensichtlich für Dich aus ganz eigenen Gründen und Überzeugungen nicht immer. Nur durch gezielte Beeinflussung Deines Programmes gelingt Dir also eine spezielle Reaktionsbeeinflussung. Ja das geht!

Uhrzeitstress

Zeitstress, Beziehungs- oder Ehestress, stressiger Tag, Stressmanagement, stressig, stressend, Dauerstress, Diätstress, Powerstress, Krankheitsstress, stressige Zeiten, Verkehrsstress, Arbeitsstress, Einkaufsstress, Weihnachtsstress…