Rampenflucht - Michael Dangl - E-Book

Rampenflucht E-Book

Michael Dangl

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Beschreibung

Der bekannte Schauspieler Stefan Kowalsky verlässt das Theater. Das ist für ihn so, als müsste er sich selbst verlassen. Oder ist es der einzige Weg, wieder zu sich zu kommen? Die Schauspielerexistenz hat ihn einsam, ratlos, traurig gemacht. Eine innere Abschiedsrede aus Zorn und schwarzem Humor, eine brillante Anklageschrift gegen das geliebte, gehasste Theater, mit dessen Verlogenheit - die seine eigene Lebenslüge geworden ist - der Schauspieler nicht mehr weiterleben kann. Das Buch ist aus dem Spielen entstanden. Indem der Schauspieler Michael Dangl den Schauspieler Stefan Kowalsky spielt, der, schon bei Einlass des Publikums auf der Bühne sitzend, seine Gedanken über das Theater schreibt, schreibt er, statt nur zu spielen, dass er schreibt, wirklich; Vorstellung für Vorstellung - und bald auch zwischen den Vorstellungen - wächst so die Geschichte seiner - der Bühnenfigur Stefan Kowalskys - weitergedachten und neu erfundenen "Rampenflucht". Wir schauen hinter die Kulissen und blicken in einen Abgrund.

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Seitenzahl: 131

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Michael Dangl

Rampenflucht

Ein Nachspiel

 

 

Michael Dangl

Rampenflucht

Ein Nachspiel

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

1. Auflage 2010© 2010 by Braumüller Literaturverlagin der Braumüller GmbH, Servitengasse 5, A-1090 Wienhttp://www.braumueller.at/

Covermotiv: Lee Carson (CC)ISBN der Printausgabe: 978-3-99200-014-2

E-Book-Ausgabe © 2010ISBN 978-3-99200-025-8E-Book: Satzweiss.com Print Web Software GmbH

 

Meiner Frau Maria

 

 

Nel mezzo del cammin di nostra vitami ritrovai per una selva oscura,ché la diritta via era smarrita.[…]Tant’è amara che poco è pi morte;ma per trattar del ben ch’i’ vi trovai,dirò de l’altre cose ch’i’ v’ ho scorte.

 

Dante Alighieri, Divina Commedia. Inferno.Canto I.

 

 

Auf halbem Weg des Menschenlebens fandIch mich in einen finstern Wald verschlagen,Weil ich vom graden Weg mich abgewandt.[…]Nur wenig bitterer ist selbst der Tod;Doch um vom Guten, das ich fand, zu sagen,Zeig ich, was sonst sich dort den Blicken bot.

 

Dante Alighieri, Die Göttliche Komödie. Die Hölle. Erster Gesang.

 

EINS

D

as Theater ist ein schwarzer Ort. Schwarz ist seine Lieblingsfarbe, schwarz sind seine Gefühle, schwarz, falsch und tot. Das Theater ist ein Grab, in dem Lebende freiwillig ihr Leben zubringen, weil sie für das wirkliche Leben, draußen, nicht lebensfähig sind. Es ist eine Versammlung zähne- und gliederklappernder Totengerippe, die sich da, ekstatisch und grell aufgeschminkt, allabendlich und allmorgendlich zu Probe und Aufführung makabrer Leichengesänge und Leichentänze und Leichengespräche verzweifelt aufschwingt, und sie dringen kaum durch den Staub, den meterhohen, und die Spinnweben, die tausendfachen, der Jahrhunderte vor ihnen hinaus auf die Bühne, die morsch ist und faul und durchtränkt vom Blut und vom Schweiß und von den Lügen derer, die vor ihnen hier probten und spielten und logen und starben. Das Theater ist ein schwarzer, trauriger, deprimierender Ort. Wohl dem, der nie damit zu tun hatte, denn keiner entrinnt ihm je ganz. Es ist alles falsch dort, alles hergestellt. Eine harmlose Blume darf nicht echt sein, weil nicht haltbar, und die Requisite kann oder will oder darf (wahrscheinlich alles zusammen) nicht für jede Vorstellung eine frische Blume besorgen, auch geht so eine Vorstellungsserie über die Saison der Blume hinaus, was im Mai probiert wurde, läuft den Winter durch, fünfzigmal, sechzigmal, bei Schnee und Dauerfrost, da wird eine frühlingsmütig vom gut meinenden Schauspieler in das Echtheitssperrgebiet des Theaters eingeschmuggelte Glockenblume zu einem Problem, dazu kommt, dass die echte Blume auf der Bühne noch lange nicht echt muss, mitunter sehen die künstlichen echter aus, weil farbiger, weil größer, weil mehr „auf Blume gemacht“, mehr, als das die Natur in ihrer heiligen Echtheit für nötig befunden hat. Ebenso ist es mit den Gefühlen. Ein echtes Gefühl auf der Bühne ist erst einmal – gar nichts. Es verblasst, verschwindet neben einem, das künstlich, aber farbiger, größer, mehr auf echt gemacht ist, falsch aber wirkungsvoll. Wer auf der Bühne in hinterster Reihe steht, klein, jung, mit einem bebenden feurigen Herzen in der noch blütenreinen Brust, mit einem echten lodernden Gefühl, das ihm den Hals hinauf will und die Tränen in die Augen treibt ob der scham- und ruchlosen Gefühls- und Gedankenprostitution der an der Rampe angekommenen, d. h. arrivierten Schwergewichtsoutranten, Betrugsprotagonisten, und in sich die Hoffnung nährt, dass seine jetzt noch ungehörte Stimme sich aufschwingen werde über die Lüge und den Schmutz hinweg dorthin, wo sie freudig Gehör finden wird in ihrer klaren, sauberen C-Dur-Pracht und -Ehrlichkeit, der möge diese Hoffnung fahren lassen … die knieschwache Schüchternheit wird vor der illusionslosen Brutalität der Theaterwirklichkeit nicht bestehen, wer nicht die Kraft, Scham- und Rücksichtslosigkeit hat, sich Zentimeter für Zentimeter durch den Dreck an Lieblosigkeit, Intrigantentum und Kunstverachtung, aus dem der Theateralltag zusammengepappt ist wie eine schlechte Schmierenpawlatsche, durchzuarbeiten, d. h. durchzuschwindeln, durchzulavieren, durchzulügen usf., der wird ewig in hinterster Reihe bleiben oder, wahrscheinlicher, nach hinten wegkippen, weil auch die hinterste Reihe am Theater ein umkämpfter, gefährdeter, ungesunder Ort ist. „Sagen sie ihm, dass er die Träume seiner Jugend nicht vergessen soll, wenn er ein Mann geworden“, wünscht der Marquis von Posa seinem Freund Carlos; dieser wird auf dem Weg dahin erschossen, ein Schauspieler häuft auf seiner Reise zur Rampe der Seligen so viel Schmutz an, dass seine Seele nicht rein bleiben ; wer vorne angekommen ist, hat lügen gelernt, alles andere ist Heuchelei.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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