Ran an den Mann - Dirk Ludigs - E-Book

Ran an den Mann E-Book

Dirk Ludigs

3,9

Beschreibung

Eine Schwäche für das männliche Geschöpf haben nicht nur heterosexuelle Frauen. Schwule wissen, was Männer wirklich wollen, denn sie haben Sex mit Männern und sind selbst welche - eine dankbare Kombination für wissbegierige Frauen. Schließlich kann frau einem schwulen Freund all die Fragen stellen, die sie ihrem Partner nie zu stellen wagte, die sie aber immer schon brennend interessiert haben. Mit Witz und Charme enthüllt Dirk Ludigs kleinere und größere Geheimnisse aus dem Sexualleben des Mannes. »Handreichungen« in der Edition dia: Dirk Ludigs Beziehungsweise Sex Tipps für Paare ISBN 9783860345535 Max Christian Graeff Vokabeln der Lust Ein Wörterbuch ISBN 9783860345511 Sibylle von den Steinen Let's talk about Sex and Aging Geschichten und Erfahrungen von Menschen in der Mitte ihres Lebens ISBN 9783860345542

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Dirk LudigsRan an den Mann!

Sextipps für Frauen

Edition diá

Über dieses Buch

Eine Schwäche für das männliche Geschöpf haben nicht nur heterosexuelle Frauen. Schwule wissen, was Männer wirklich wollen, denn sie haben Sex mit Männern und sind selbst welche – eine dankbare Kombination für wissbegierige Frauen. Schließlich kann frau einem schwulen Freund all die Fragen stellen, die sie ihrem Partner nie zu stellen wagte, die sie aber immer schon brennend interessiert haben. Mit Witz und Charme enthüllt Dirk Ludigs kleinere und größere Geheimnisse aus dem Sexualleben des Mannes.

»Für alle, die sich fragen, warum der Kerl am Matratzenrand so selten in die Mitte rückt.« (Amica)

Der Autor

Dirk Ludigs, geboren 1965, arbeitet als Journalist für verschiedene TV-Formate und das Reisemagazin ›Merian‹. Zuvor war er Nachrichtenleiter des schwulen Senders TIMM und Chefredakteur anderer Magazine (›Front‹, ›Du & Ich‹). Der Absolvent der Henri-Nannen-Schule arbeitete viele Jahre als Redakteur bei der Fernsehsendung ›liebe sünde‹. Er veranstaltete Sexpartys, unter anderem im Berliner KitKatClub. Nach einem mehrjährigen Aufenthalt in San Francisco lebt er heute wieder in Deutschland.

Inhalt

Mehr als ein VorwortComing-out – Die SelbstentfaltungRan an den Mann – Die AufreißerinnenGeschniegelt und gestriegelt – Die sexfreundliche UmweltLeibliches Allerlei – Sex mit allem, was wir habenBeiß mich, kratz mich, mach mir die Haare! – Das gewisse ExtraVon hinten und von vorn – Einführung in den leidenschaftlichen SexMann, war ich gut! – Der OrgasmusZum Nachschlagen – Zehn Thesen über MännerSchon wieder du! – Der BeziehungssexDie geilsten Affen und ihre Lehren – Sollen Männer sich ändern?

Dank

Impressum

Für Anthony,den Mann, den ich wirklich will

Ich habe […] eine Theorie entwickelt über die moderne Liebe als eine Art »Homosexualität« – ich benutze den Ausdruck im Sinne von »homogen« – diese Liebe hat mehr die Form einer leidenschaftlichen Sympathie, einer Gemeinsamkeit in der Hinwendung zu Ideen und Idealen, als dass sie ein persönliches Aufgehen ineinander und Sich-Hingeben füreinander bedeutet […] Man kommt einander vielleicht nicht so nah wie die Menschen, die die Fähigkeit zum Ineinander-Aufgehen haben, und man stellt nicht das Lebensziel des jeweils anderen dar, aber während man man selbst ist und sein eigenes fernes Ziel anstrebt, findet man das Glück in dem Bewusstsein, doch in alle Ewigkeit parallel zueinander zu laufen.

Tania Blixen am 5. August 1926 in einem Brief aus Afrika

Mehr als ein Vorwort

›Wer sich nicht traut, kommt nicht weiter‹, ›Gute Mädchen kommen in den Himmel, böse überall hin‹, ›Mich übersieht keiner mehr‹. Die Buchhandlungen quellen über von Titeln wie diesen, der ›Machiavelli für Frauen‹ wird zur neuen Bibel erhoben. Nein, ich finde nicht, dass diese Bücher überflüssig sind; ich finde, Sie sollten sie alle lesen und versuchen, alles zu beherzigen. Fürs Leben kann man nie genug lernen. Wenn Sie dann alles verstanden haben und es nichts genützt hat, gehen wir einen Kaffee zusammen trinken, und ich erzähle Ihnen, was ich den Leserinnen im Folgenden leider nur beschreiben kann. Beim Erzählen schauen Sie mir in die Augen, und Sie werden sehen, wann ich die Wahrheit biege, weil ich mich und mein eigenes Geschlecht schonen möchte, wann ich so tue, als verstünde ich, und doch nichts weiß. Auf das müssen die Leserinnen verzichten.

Und wer glaubt schon, dass erst die Lektüre von Ratgebern unser Liebesleben erfüllter macht? Mein Credo ist, und das sollte auch für Ihre Lektüre dieses Ratgebers gelten: Lassen Sie sich nicht belehren, allenfalls anregen. Lassen Sie sich gehen und fallen. Haben wir doch alle Erfahrung darin, hart aufzuschlagen, wenn wir Angst haben und verkrampfen. Aber wenn wir auf uns hören, werden wir, in wessen Armen auch immer, weich landen. Dieses Buch kann Sie unterstützen, wenn Sie Genaueres über die Arme und deren Inhaber wissen wollen, ob es nun Ihre erste Beziehung, der dritte Ehemann oder die Diskothekenbekanntschaft der letzten Nacht ist. Es kann Ihnen helfen wie dem Koch, den – und wäre er noch so gut – die Lektüre von Kochbüchern sein Leben lang stimulieren wird, und sei es nur zum Widerspruch. Die Tücke eines Sexratgebers für Frauen durch einen Mann ist mir dabei sehr wohl bewusst.

Ich vergleiche Sexualität gerne mit Essen. Beide Bedürfnisse scheinen mir existenziell und ähnlich wichtig für unser Wohlbefinden, beide sind nur so gut wie ihre Zutaten und deutlich Geschmacksfragen unterworfen. Sie bieten eine fast unendliche Vielzahl von Varianten, sich zu verhalten. Sie können sie vergessen und verdrängen (die eine Kartoffel zwischendurch reicht aus, um Ihre Lebensfunktionen in Gang zu halten), Sie können sie schlicht befriedigen.

Aber: Sie haben die Möglichkeit, sich Zeit zu nehmen, sich Ihre Lust auf der Zunge zergehen zu lassen, sich die Lippen zu lecken und Ihrem Verlangen zu frönen, indem Sie die (Küchen aller) Herren aller Länder kennenlernen, ungezwungen und sinnlich. Viele stopfen und schaufeln ohne Gefühl Nahrung in sich hinein, stillen ihren Hunger, wie sie U-Bahn fahren: Hauptsache, es geht schnell und funktioniert. Mit dem Ausleben von Lust hat das nicht viel zu tun. Denn erst die gelungene Inszenierung, die Erfüllung des hungrigen Begehrens hat Aroma und hinterlässt einen Geschmack, auch auf mehr.

Wer sein Verlangen am Sexuellen entdeckt hat, sollte sich nicht länger mit der gedankenlosen Befriedigung körperlicher Notwendigkeiten, sprich billigem Sex, zufriedengeben. Das ist kein Argument gegen eine schnelle Nummer, auch die kann Spaß machen. Dieses Buch ist ein kleines Kochbuch des Begehrens, das Appetit macht. Sie können die Rezepte nachschmecken, -kochen, Ihrer eigenen Fantasie freien Lauf lassen, sie verfeinern und neue erfinden.

Das Buch ist ein Ratgeber für Frauen, deren Objekt der Begierde männlich ist und die ihre Lust er- und ausleben wollen. Und welcher Happen schmeckt besser als der, der gerne »vernascht« wird – auch wegen der Lust an der Lust? Welche Liebeskunst ist besser als die, die allen Beteiligten ein Leckerbissen ist?

Und selbst wenn Sie diese bisher wirklich nicht vermisst haben: Im Dschungel der Geschlechter hat die heterosexuelle Frau vor allem schwule Männer als Alliierte. Nicht weil wir die besseren Männer wären (weit gefehlt!), sondern weil wir das gleiche Ziel und ein gemeinsames Schicksal haben – die folgenschwere Neigung für die Schöpfung Mann. Was Männer wirklich wollen, Schwule sollten es am besten wissen. Sie lieben Männer und sind selber welche, eine dankbare Kombination für jede heterosexuelle Frau, die mehr über Männer und ihren Eros erfahren möchte.

In vielen nicht-christlichen, nicht-monotheistischen Kulturen haben Homosexuelle, Transvestiten und Transsexuelle von jeher eine Mittlerrolle. In vielen Stämmen Nordamerikas galten sie als heilig, weil sie vermeintlich männlichen und weiblichen Spirit miteinander verbanden. Zu viel der Ehre, aber ein wenig Licht in das Dunkel zu bringen, indem ich all das verrate, was ich darüber weiß, wie Männer sexuell »funktionieren«, und Tipps gebe, wie Sie sich dieses Wissen zunutze machen können, ist mein Anliegen.

Männer sind meiner Erfahrung nach nicht besonders auskunftsfreudig, wenn es um Sex geht, zumal ihren eigenen. Die wenigen zusammengesuchten Worte wie »Wow, das war großartig!« helfen dabei nicht wirklich weiter, zu erfahren, was denn nun konkret großartig gewesen ist. Es ist wohl allgemeine Etikette, Fehler und Versäumnisse des Partners vor der Schlafzimmertür zu lassen. Fragen Sie eine Freundin, die von ihrem Mann wissen wollte, wie er es lieber mag. Sie wird immer antworten, er habe entgegnet: »Ich mag es, wie du es machst.« Männer sind höflich, manchmal auch dankbar, und schweigen gerne über kleine Missgeschicke und Ungeschicklichkeiten.

Einige unserer abgründigen Strukturen und Vorlieben werden Ihnen vielleicht nicht gefallen. Aber sie nicht sehen zu wollen macht das Verhältnis zu Männern auch nicht einfacher. An einigen Stellen werden Sie hoffentlich herzhaft lachen – das ist gut so, denn Sinnlichkeit und Spaß sind Geschwister, die sich gut verstehen. Ich lache mit meinen Freundinnen oft und gerne über unseren Sex, unsere Reinfälle und Erfolge.

Natürlich bin ich bei diesem Unterfangen nicht ganz frei von Selbstzweifeln. Wenn ich die Veröffentlichungen über die Liebe im Allgemeinen und im Besonderen verfolge, kommt es mir manchmal vor, als wäre sie etwas hochgradig Kompliziertes, manchmal gar Unnatürliches. Diese Angebotsvielfalt zur Lösung menschlicher Probleme erweckt bei mir zuerst den Eindruck, es müsse einen Haufen Schwierigkeiten geben und nur wenig, bis auf einige anatomische Ausnahmen, scheine zueinanderzupassen.

Jede Zeitschrift von ›Brigitte‹ über ›Elle‹ bis ›Max‹ liefert dafür Beweise im Dutzend. Von der behaupteten Inkompatibilität leben Heerscharen von Journalisten, Buchautoren (sic!), Psychologen, Soziologen, Wissenschaftler und nicht zuletzt die Pharmaindustrie – man denke nur an die menschheitsbewegende Diskussion über die Potenzpille Viagra. Die sexuelle Befreiung der sechziger und siebziger Jahre hat diesen Zustand, wie es scheint, eher befördert. Im Fahrwasser der allgemeinen Verunsicherung streicht eine explodierende Sexindustrie ihre Profite ein, die desto stärker wachsen, je tiefer die Malaise der Beziehungen empfunden wird. Aber wie viele dieser Probleme existieren wirklich, und wie viele werden erst erfunden, indem man über ihre Lösung publiziert?

So habe ich versucht, in diesem Buch nicht zuallererst über die Bewältigung schwieriger Beziehungsprobleme nachzudenken (zugegeben: so lässt es sich auch lesen), sondern lediglich die Spezies Mann und seinen Sex zu beleuchten. Denn schließlich ist Wissen Macht.

Aber seien wir ehrlich, meine Tipps sind auch nur Stückwerk. Sexualität findet nicht im freien Raum statt, sie ist Entwicklungen ebenso unterworfen wie Moden, nicht alles lässt sich lernen. Es ist wie bei guten Kochrezepten: Ohne die Lust zum Kochen, Bekochen und Genießen und eine freie, individuelle Herangehensweise wird auch dem Essen immer das gewisse Etwas fehlen. Zu jeder meiner Aussagen über Männer findet sich in der Wirklichkeit ein lebendes Gegenbeispiel – wie auch sonst? Und schließlich, was ist »männlich«, was »weiblich« und, vor allem, wo das Gegenbeispiel?

Doch trotzdem lassen sich Tendenzen beschreiben und Annäherungen finden. So kann nicht jeder Rat, nicht jede Geschichte dieses Buches die ungeteilte Aufmerksamkeit und Zustimmung aller Leserinnen erhalten. Im Ganzen gesehen habe ich versucht, so viele Ratschläge wie nötig und so viele Geschichten wie möglich zusammenzuführen. Denn aus Erlebnissen, zuerst aus eigenen, dann aber auch aus denen anderer, erfahren wir am meisten.

Viel Spaß bei dieser Entdeckungsreise!

D. L.

Coming-outDie Selbstentfaltung

Heraus damit!

Fangen wir damit an, was Sie machen können, wenn Sie nicht auf die »langsamere Hälfte der Menschheit« warten wollen. Meine Grund- und Eingangsthese lautet: Würde auch nur die Hälfte der Menschheit ihr Coming-out zelebrieren, hätten alle doppelt soviel Spaß an der Liebe.

Wollust heißt der Schatz, den jeder besitzt. Wer ihn nicht hebt, wird Reichtum, also sexuelle Befriedigung, nur zufällig erlangen – und ohne die keine Lebensharmonie, nie und nimmer.

Das indische ›Kamasutra‹ wird im Westen stets als eine Gebrauchsanleitung der Stellungen missinterpretiert. Doch die sind nur Mittel zu einem höheren Zweck. Das ›Kamasutra‹ ist eine Anleitung zum Glücklichsein, zum Gewinn körperlicher und seelischer Harmonie. Sie haben hoffentlich nicht wirklich geglaubt, dass Körperharmonie nur Sportstudio, dass Körperlichkeit nur die Summe von Torso, Armen und Beinen ist und damit abzutun wäre. Dann hätten Sie die Rechnung ohne den Wirt gemacht, denn auch Gefühle sind zutiefst körperlich, was sonst?

Als harmonisch gilt dem ›Kamasutra‹ und der ihm zugrunde liegenden Philosophie die Abwesenheit von Frustration (zu wenig Sex) und Sucht (zu viel Sex). Wer eine harmonische Sexualität lebt, kann sich entspannt um all die anderen Dinge des Lebens kümmern. Erotisches Geschick ist eine Fertigkeit, die man lernen und vervollkommnen kann. Aber die richtige Handhabung kann nur dem helfen, der sich seiner eigenen Lust bewusst wird. Darum: Heraus damit! Für ein Coming-out ist es selten zu früh und nie zu spät. Wieweit Sie dabei mit Eigenarten männlicher Erotik und männlicher Sexualität rechnen müssen, soll Ihnen dieses Buch verdeutlichen. Wie ein solches Coming-out aussehen kann, soll meine eigene Pubertät beispielhaft und plastisch vermitteln.

Geburt eines Frauenhelden

Als die Jungs aus meiner Clique begannen, den Mädchen hinterherzuschauen, brach meine bis dato heile Welt entzwei. Ihnen dagegen tat sich eine neue auf. Thomas, Christian, Felix und Wulf, sie alle wussten genau, wohin sie wollten: zu den jungen Frauen. Nur ich wusste erst einmal gar nichts mehr, außer vielleicht, dass ich gerne weiter mit den Jungs um die Wette »Hand an mich gelegt« hätte. Vielleicht hatte sich meine Lust auf Frauen verspätet?

Etwas anderes nagte an mir. Ich fühlte mich hässlich. Kassenbrille und Pickel aller Größen zierten mein Gesicht, und ich war so dünn, dass das Zählen meiner Rippen im Umkleideraum zum festen Freizeitvergnügen der Mitschüler gehörte. Die Damenwahl bei der Tanzstunde bescherte mir den bis dahin demütigendsten Moment meines jungen Lebens – kurz: Frauen pflegten mich nicht zu beachten.

Die Wende kam mit sechzehn Jahren. Was mich plötzlich zu einem Frauenliebling machte, war mein Coming-out als Schwuler. Meine Mitschüler bekamen zunächst lediglich mit, dass ich eines Morgens mit einer lustigen dreieckigen, rosafarbenen Brosche am Revers zum Unterricht erschien. Der modebewussten Claudia fiel das gute Stück natürlich sofort auf, und sie wollte wissen, wo ich es herhatte.

»Das ist ein Rosa Winkel, den mussten die Homosexuellen im KZ tragen«, gab ich zur Antwort.

Nach einer kurzen Pause fragte Claudia: »Bist du etwa andersrum?«

»Ja, ich bin schwul.« Ich sagte das voll neu gewonnenem Stolz, wenn auch mit brüchiger Stimme.

»Das finde ich aber mutig von dir!«

Es lag kein Mut in diesem Moment. Jeder Eisverkäuferin hätte ich ungefragt erzählt, dass ich schwul bin, so froh war ich, endlich zu wissen, wer ich bin. Es war mein Coming-out, ich war »herausgekommen«!

Zwar hatte ich noch immer Pickel, eine Kassenbrille und die Figur des klassischen »Hungerhakens«, aber plötzlich rissen sich im Schulbus die begehrtesten Mädchen um den Platz neben mir. Sie steckten mir Zettel zu, in denen sie meine Meinung zu ihrem derzeitigen Schwarm erfragten, ich wusste ihre geheimen Träume, und mit den schönsten Jungen der Schule wurde ich zu Mädchengeburtstagen eingeladen. Ich stand im Mittelpunkt – der Frauen! An die Jungs kam ich leider noch immer nicht ran. Wie ich das doch noch geschafft habe, ist ein anderes Thema …

Männliche Triebe – weibliche Lust

… unser Thema ist, was Sie tun können und vielleicht noch nicht ausprobiert haben, um an diese mittlerweile erwachsenen und interessanten Männer heranzukommen, beziehungsweise das wahrhaft Attraktive an Ihrem Exemplar zu finden. Eines ist klar: Ihr erster Schritt muss sein (entschuldigen Sie den rüden Ton, aber es ist doch wahr), Ihre Leidensfähigkeit und Bereitschaft, mit selbstverliebten Gockeln schlechte Bettgeschichten zu erleben, sofern noch vorhanden, schnellstens zu vertreiben. Auch und gerade wenn die Aussicht, dass Sie sich dieselben Freiheiten nehmen wollen und können, die Ihr männlicher Partner selbstverständlich für sich in Anspruch nimmt oder in Gedanken zelebriert, ihm die Schweißperlen ins Gesicht treibt. Schwitzen ist gesund und nur ein Grund mehr für den Untergang einer Welt, in der die Heterosexuellen, Männer wie Frauen gleichermaßen, so manches Mal neiderfüllt auf die Schwulen schauen, die dreimal miteinander im Bett gewesen sein müssen, um einmal zusammen ins Kino zu gehen, während bei Ihnen das Objekt der Begierde erst dreimal ins Kino geführt werden muss, um einmal mit ihm im Bett zu landen. Alleine die Kosten!

Wie Männer sind, darüber haben Frauen und Männer viele Abhandlungen geschrieben. Auf der einen Seite behaupten Menschen wie die kalifornische Psychologin Daphne Rose Kingma, in der männlichen Seele gäbe es nichts zu entdecken als emotionale Wüsten. Das ist eines dieser bezeichnenden Bilder: Wir alle wissen, die Wüste lebt! Oder der amerikanische Schriftsteller Edmund White: »Bei einer Umfrage klagten alle befragten Frauen, ihre Ehemänner seien außerstande, Gefühle zu zeigen, und dann stellte sich nach unzähligen Therapiestunden heraus, dass sie gar keine hatten.« Stellt sich die Frage: Gefühle oder Ehemänner?

Biologen betonen die Verbindung von männlicher Sexualität und Aggression, die beide in der gleichen Hirnpartie vom Testosteron gesteuert werden. Anthropologen stellen die These auf, dass Männer ihr Leben lang dem Sex hinterherjagen, weil es wesentlich weniger Eizellen als männliche Spermien gibt; allenfalls zur Kinderaufzucht ließen sie sich für ein paar Jahre auf monogame Verhältnisse ein. Ich weiß nicht, welche Erfahrungen Sie gemacht haben und was Sie glauben. Die Statistik behauptet etwas anderes: Mindestens ebenso viele Frauen verlassen ihre Männer wie umgekehrt. Sei es, wie es sei, mir ist der schlichte Gedanke am sympathischsten, dass es sie gibt: die Kleinen und die Großen, die Hippen und die Weniger-Hippen, die Aus- und Einsteiger, die, die alles versuchen, und die, die alles auf sich zukommen lassen, die Konservativen und die Progressiven, die Lauten und die Leisen, Männer eben. Diejenigen, die im besten Sinn »normal« sind, nicht kalt oder hochnäsig, nicht gebeugt vom Leben und leidend an ihrem Sex, sondern neugierig und offen. Vor allem neugierig. Gierig auf Bewegung und Veränderung, auf Entwicklungen, auf Beziehungen, auf das Leben, wie auch immer es gestrickt ist. Und häufig genug findet sich in den härtesten »Fällen« und Kerlen wenigstens eine Spur von allem. Jede von Ihnen kennt mindestens einen dieser Männer oder eine der Spuren in Ihrem Mann. Verfolgen Sie sie, lassen Sie nicht locker!

So weit die Männer-Klischees. Nun ein paar über Frauen, von denen Sie wissen sollten, dass Männer sie liebevoll pflegen – die Klischees. Frauen sind in Männeraugen einfach anders. Und das ist das erste und größte Klischee: ob empfangend, duldend, treu bis zur Selbstaufgabe oder leistungs-, durchsetzungs- und leidensfähiger. Das Problem, das es zu meistern gilt, ist nicht das der Liebeskrise der modernen Gesellschaft. Das Rätsel liegt im Bewusstsein, im verbreiteten Glauben einer grundsätzlichen Unvereinbarkeit von Mann und Frau, in der Empfindung von Aussichtslosigkeit. Das aber halte ich für bequem, für eine Entschuldigung. Glauben Sie grundsätzlich bis zum Beweis des Gegenteils an Ihre Kraft und Ihre Fähigkeit, jede Situation meistern zu können.

Coming-out heißt auch, die Rollen neu zu denken, sich nicht mit ihnen abzufinden, zu den Konsequenzen der eigenen Lust zu stehen, die Angst vor möglichen Folgen zu überwinden, Probleme für lösbar zu halten. Denn erst das macht es möglich, sie auch anzugehen. Wenn Sie das zur Grundlage Ihres Handelns machen, fällt es Ihnen leichter, im Zweifelsfall die nötigen Konsequenzen zu ziehen, statt nur von ihnen zu träumen. Erleben Sie Ihr sexuelles Coming-out, kommen Sie »heraus« mit Ihrer Identität als Frau, als sexuelles weibliches Wesen!

Die Initiation

Formen des Coming-outs finden sich in jeder Kultur. Sexualität zelebrierende Kulturen kannten eine Vielzahl unterschiedlicher Rituale, die dabei halfen, Mädchen oder Jungen an diese heranzuführen. Die Suche nach der persönlichen Vision seiner selbst, unumgänglicher Bestandteil des Erwachsenwerdens, war auch die Suche nach der eigenen Sexualität, die fortan gelebt und in spirituellen Festen gefeiert werden konnte, beispielsweise dem Sonnentanz der Lakota-Indianer. Der Stamm, aus dem der berühmte Häuptling Crazy Horse stammt, kannte nicht zwei, sondern vier Geschlechter: Männer, Frauen, Männerfrauen und Frauenmänner, je nach geschlechtlicher Ausrichtung. Sie alle waren gleichberechtigt.

Die monotheistischen Religionen des Abend- und Morgenlandes versuchten die menschliche Sexualität für Jahrtausende auf die Fortpflanzung zu beschränken. Heterosexuelle Monogamie sollte die Norm sein. Heute weicht dieses Dogma langsam auf. Aber wissen wir deshalb mehr über Sexualität?

Wie durch ein Wunder sollen aus Kindern plötzlich sexuelle Wesen werden. Der Sexualkundeunterricht, den viele durchgemacht haben, spricht von Eisprüngen und Samenergüssen, neuerdings auch von Kondomen und ansteckenden Krankheiten. Vom Wesen, vom Kern hingegen erfahren wir kaum etwas. Wer sich seine Sexualität erobern will, muss zuerst den Gang nach innen antreten, seine Visionen suchen. Nur dann kann er oder sie anfangen, sie auch zu leben, zu genießen und zu feiern.

Wie veranstaltet man ein Coming-out?Just do it!

Meinem Coming-out vorausgegangen war eine Zeit der Selbstzweifel und Prüfungen. Langsam lernte ich, auf meine innere Stimme zu hören, und begann, meinen Körper zu erkunden. Alle Schwulen haben ähnliche Erfahrungen gemacht. Der Berliner Autor Stephan Kring schreibt in seinem Buch ›Perfekt schwul‹: »Coming-out bedeutet eine umfassende und tief greifende Auseinandersetzung mit der eigenen Persönlichkeit; schwul zu sein ist nur der zwingende Anlass. Dem Hetero bleiben solche Mühen erspart. Die dabei gewonnene Selbsterkenntnis allerdings auch.« Und Edmund White formuliert: »Kein heterosexueller Mann versinkt in tiefes Nachdenken über seine Heterosexualität, es sei denn, er ist ein Esel … Kein Homosexueller kann seine Homosexualität als selbstverständlich hinnehmen. Er muss sie abklopfen, befühlen und abhorchen … aus diesem Grund sind alle Homosexuellen schwule Philosophen; denn sie müssen sich selbst erfinden.«

Mit dem kleinen Satz »Ich bin schwul« offenbaren Homosexuelle zum ersten Mal ihre Wünsche, und sei es nur die Sehnsucht, mit einem anderen Mann zu schlafen. Einmal getan, fällt es dann auch im Laufe des Lebens immer leichter, erotische Vorlieben, Abneigungen und Begierden zu erkennen, mitzuteilen und zu erleben. Das ist das Geheimnis eines Coming-outs. Ob wir wollten oder nicht, wir Schwule mussten (manche zudem in einer äußerst sensiblen Phase ihrer Entwicklung, während oder kurz nach der Pubertät) unser komplettes Rollenbild als Mann auf den Prüfstand stellen, unsere Sexualität in einem dornenreichen Prozess erst definieren, dann akzeptieren und schließlich öffentlich machen, bevor wir lernen konnten, sie endlich zu erleben. Ist es das, was manche Frauen, die mit Schwulen zu tun haben, an uns schätzen?

Zwischen Frauen und Schwulen gilt das Gesetz der gegenseitigen Ungefährlichkeit. Schwule mögen Frauen, als beste Freundin und Ersatzmutti. Dabei lässt sich immer gut ein Schwätzchen halten über das, was gemeinsames Leiden schafft: Männer! Und viele Frauen schätzen es, sich mit dem anderen Geschlecht unverfänglich darüber zu unterhalten. Schwule hintertragen keine Geheimnisse. Warum auch? Heteroprobleme haben in der Schwulenwelt keinen hohen Nachrichtenwert. Sie hören ihren Freundinnen bei ihren Problemen aus purer Lust an der Selbstbestätigung zu. Na, ein Glück, dass ich auf schwule Männer stehe! Sich mit Heteromännern über Sexualität zu unterhalten ist meist nicht einfach. Entweder gelten sie, wenn sie verständig sind und die ganze Zeit nicken, bei den meisten Frauen als »Weichei« oder, wenn sie genauer nachfragen und verbal »zur Sache« kommen, als »interessiert«.

Während sich unsere heterosexuellen Mitmänner damit plagten, den seit frühester Kindheit erlernten Rollenmustern im Laufe ihrer Pubertät langsam gerecht zu werden, mussten wir uns erst freischwimmen, die Muster abschütteln. Der Kampf mit dem Rollenverständnis ist es, der Schwule und Frauen verbindet.

So weit, so gut, vielleicht auch wenig neu für Sie. Was aber nützt alle Selbsterkenntnis, wenn man sie nicht lebt? Denn das ist der entscheidende Punkt des Coming-out-Prozesses: nicht nur zu lernen, was Sie wollen (das dürften die meisten von Ihnen lange hinter sich haben), es offen auszusprechen (das dürften Sie Ihren Freundinnen des Öfteren angetan haben), sondern es zu tun (hier liegt vermutlich der Schatz versenkt)!

Wer auf Männer steht, ohne das Gefühl zu haben, sie wirklich zu verstehen, oder das Gefühl hat, sie wirklich nicht