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Ob Projektpräsentation, Mitarbeiteransprache oder nur eine kurze Rede auf das Geburtstagskind im privaten Kreis – jedem Vortrag kommt eine besondere Bedeutung zu. Zudem glauben viele Menschen, dass andere viel besser reden könnten als sie. Das steigert die Anspannung und Nervosität noch zusätzlich.
Die erfahrene Rhetoriktrainerin Dr. Gudrun Fey entschlüsselt in ihrem Buch Reden? Das kann ich! die Geheimnisse der freien Rede und zeigt, wie auch Sie erfolgreich vor Publikum reden können:
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Seitenzahl: 235
Veröffentlichungsjahr: 2019
6. Auflage
© WALHALLA Fachverlag, Regensburg
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Erfolg hat, wer reden kann
Ob Projektpräsentation, Mitarbeiteransprache oder nur eine kurze Rede auf das Geburtstagskind im privaten Kreis – jedem Vortrag kommt eine besondere Bedeutung zu. Zudem glauben viele Menschen, dass andere viel besser reden könnten als sie. Das steigert die Anspannung und Nervosität noch zusätzlich.
Die erfahrene Rhetoriktrainerin Dr. Gudrun Fey entschlüsselt in ihrem Buch Reden? Das kann ich! die Geheimnisse der freien Rede und zeigt, wie auch Sie erfolgreich vor Publikum reden können:
Gewinnen Sie eine positive Einstellung zur freien RedeWandeln Sie Lampenfieber in positive Energie umBauen Sie Ihre Präsentation psychologisch und strategisch klug aufFinden Sie einen überzeugenden Einstieg und einen zündenden SchlussTreten Sie selbstsicher und überzeugend aufMotivieren und begeistern Sie Ihr PublikumReagieren Sie geschickt auf Fragen und AngriffeDr. Gudrun Fey gehört zu den erfahrensten und renommiertesten Trainerinnen für Rhetorik und Kommunikation in Deutschland. Ende 2017 schied sie als geschäftsführende Gesellschafterin von study & train, Gesellschaft für Weiterbildung mbh in Stuttgart, aus.
Vorwort
1. Hilfe! Ich muss eine Rede halten!
2. Lampenfieber in positive Energie umwandeln
3. Der Auftritt vor Publikum
4. Den Vortrag souverän meistern
5. Mit dem Vortrag überzeugen
6. Selbstsicherer durch Feedback
Literatur
Wer beruflich erfolgreich sein will, kommt ohne die Macht der Rede nicht aus. Die Leistung am Arbeitsplatz allein genügt nicht. Hier vollbringen andere Menschen oft genauso viel wie Sie. Doch durch die Macht der Rede können Sie sich von anderen positiv unterscheiden, denn Ihre Persönlichkeit ist einzigartig. Um das zu zeigen, brauchen Sie rhetorische Fähigkeiten.
Sie meinen, andere seien da viel begabter als Sie? Das mag sein. Doch bereits Aristoteles (384–322 v. Chr.), einer der berühmtesten griechischen Philosophen, stellt in seinem grundlegenden Werk über die Rhetorik gleich zu Beginn fest, dass jeder Mensch eine entsprechende Begabung hat. Wer allerdings diese Begabung nicht trainiert, wird anderen rhetorisch geschulten Menschen gegenüber ins Hintertreffen geraten. Das muss nicht sein. Deshalb freuen Sie sich, dass Sie dieses Trainingsbuch gekauft haben, denn das versetzt Sie in die Lage, von nun an Ihre rhetorischen Fähigkeiten auszubauen.
Warum kann Aristoteles behaupten, jeder Mensch sei rhetorisch begabt? Die Rhetorik, was übersetzt nichts anderes heißt als „Rednerkunst“, umfasst die ganze Person und nicht nur die Fähigkeit, sich mit Worten gut auszudrücken. Sie wirken sehr stark durch die Art und Weise, wie Sie Ihre Stimme einsetzen und noch stärker durch Ihre Körpersprache und Ihr Auftreten inklusive Outfit. Treten Sie beispielsweise unsicher auf, kann es sein, dass man Ihnen nicht vertraut. Agieren Sie jedoch selbstsicher und sprechen Sie mit fester Stimme, haben auch Ihre Worte entsprechend mehr Gewicht. So gilt nach wie vor das, was bereits Aristoteles erkannt hat: Sie überzeugen durch Stimmigkeit. Selbst wenn es Menschen gibt, die sprachlich begabter sein sollten als Sie, können Sie trotzdem eine überzeugende Rednerin oder ein überzeugender Redner werden. Denn ob Sie überzeugen oder nicht: Es ist eine Frage der Stimmigkeit und der Glaubwürdigkeit und nicht – wie oft angenommen – eine Frage der verbalen Gewandtheit. Lassen Sie sich deshalb nicht von begnadeten Rednern ins Boxhorn jagen. Vertrauen Sie stattdessen darauf, dass auch Sie sich die Macht der Rhetorik zu Nutze machen können.
Vielleicht haben es Männer einfacher, vor Publikum frei zu reden. Denn die Rhetorik ist ursprünglich eine männliche Kunst. Da es Frauen viele Jahrhunderte hindurch verboten war, ihre Meinung in der Öffentlichkeit zu vertreten, haben sie häufig mehr Redehemmungen und haben noch weniger Vertrauen in ihre Redebegabung als Männer.
Doch haben beide Geschlechter jeweils ihre rhetorischen Stärken und Schwächen und können voneinander lernen bzw. die Stärken des anderen Geschlechts übernehmen.
Allgemein gilt: „Wer seinen eigenen Weg geht, kann von niemandem überholt werden.“
Beobachten Sie ab jetzt erfolgreiche Rednerinnen und Redner: Wie sie Funken sprühen! Wie sie das, was sie sagen, mit Leib und Seele verkörpern. Dieses Engagement ist echt, es macht ihnen offensichtlich Spaß, Sie mitzureißen, zu begeistern und zu überzeugen.
Erfolgreiche Redner sind im Moment der Rede ganz sie selbst. Es herrscht Stimmigkeit zwischen Inhalt und Ausdruck. Und sie haben die Gabe, Sympathie zu gewinnen und während der Rede auch aufrechtzuerhalten. Erleben Sie doch einmal beim Reden in der Öffentlichkeit dieses Gefühl, ohne „wenn und aber“ ganz Sie selbst zu sein. Vielleicht hatten Sie schon derlei Erlebnisse? Oder Sie haben sich in der Vergangenheit fast immer vor Reden gedrückt. Warum? – Wegen des Lampenfiebers? Vielleicht glauben Sie, Sie sind nicht begabt? Oder Ihre Stimme ist zu leise?
Ich bin sicher, dass Sie von diesem Buch profitieren und überzeugender auf- treten und reden werden. Je intensiver Sie sich mit dem freien Reden befassen, desto mehr werden Sie sich fragen, warum Sie nicht schon früher öfter den Mund aufgemacht haben, um Ihre Meinung und Ihr Wissen „an den Mann oder die Frau zu bringen“. Auch Ihre Gedanken sind es wert, gehört zu werden!
Die Macht der Rede sowie die angeblichen Tricks und Geheimnisse des Redens sind leichter zu durchschauen und anzuwenden, als Sie glauben.
Es geht in diesem Buch unter anderem um störende Einstellungen, Hintergründe und Ursachen, die viele Menschen daran hindern, ihre Ansichten in der Öffentlichkeit überzeugend vorzutragen. Zu Beginn beschäftigen wir uns sehr intensiv mit Lampenfieber, Redehemmungen und -normen, weil diese Themen oft der Grund dafür sind, nicht in der Öffentlichkeit aufzutreten. Auch das Thema „Outfit“ wird behandelt, denn in der Frage „Wie kleide ich mich bei solchen Auftritten?“ steckt sehr häufig versteckte Unsicherheit.
Zählen Sie jedoch zu denjenigen, die bereits über eine gewisse Erfahrung und Sicherheit im Auftreten vor einer Gruppe verfügen und Ihre Redeangst schon weitestgehend überwunden haben, können Sie Ihre Lektüre direkt mit Kapitel 4 „Den Vortrag souverän meistern“ beginnen.
Fragen Sie sich also nicht, ob dieses Buch Ihnen tatsächlich hilft, besser frei vor kleinem oder großem Publikum zu reden – Sie können es nämlich bereits. Daheim am Küchentisch, mit Kolleginnen und Kollegen in der Cafe- teria, mit Freunden bei einem Glas Wein vertreten Sie Ihre Meinung doch schließlich auch lebendig und engagiert, oder? Das bedeutet, dass Sie grundsätzlich frei reden und überzeugen können. Nur steht man sich häufig mit seiner negativen Einstellung zum freien Reden vor Publikum selbst im Weg. Dabei fehlen einem häufig nur das entsprechende Know-how, das ich Ihnen gern vermittle, und die Übung. Reden ist keine unangenehme Pflicht, Reden macht Spaß – sofern man damit Erfolg hat. Entdecken, entwickeln und setzen Sie Ihre natürliche Redebegabung ein.
Probieren Sie die Hinweise und Tipps für das freie Reden bei passender Gelegenheit aus, und Sie werden feststellen, dass erfolgreiches Reden einfacher ist, als Sie denken. Haben Sie außerdem den Mut, auch Neues und Ungewohntes zu versuchen.
Ich will Ihnen dabei helfen und freue mich, wenn Sie das Buch durcharbeiten und davon profitieren. Besonders freue ich mich über Ihr persönliches Feedback. Schreiben Sie mir oder rufen Sie mich an, sagen Sie mir, was Ihnen gefällt bzw. was noch verbessert werden sollte.
Für die 6. Auflage habe ich einiges aktualisiert oder geändert. Denn auch ich lerne, trotz meiner über 40-jährigen Berufserfahrung, immer noch dazu.
Viel Erfolg und gutes Gelingen!
Dr. Gudrun [email protected]
Vorträge und Seminare mit mir finden Sie auf meiner Website: www.gudrunfey.de
Auch Sie können überzeugend reden
Verbale Gewandtheit ist nicht alles!
Hindernis: Perfektionswahn
Reden bietet die Chance, Ihre Interessen durchzusetzen!
Sie wundern sich vielleicht, dass ein Buch zur Rhetorik mit dem Thema „Die richtige Einstellung hilft“der richtigen Einstellung zum Reden beginnt. Das liegt daran, dass sie die Voraussetzung ist, um vor kleinen oder großen Gruppen überzeugend aufzutreten. Henry Ford hat einmal gesagt: „Es ist egal, ob Sie sagen: ‚Ich kann’s’ oder ob Sie sagen: ‚Ich kann’s nicht’, Sie haben jedes Mal recht.“
Doch was ist die „richtige“ Einstellung? Sie bedeutet, dass Sie daran glauben, dass auch Sie über rhetorische Fähigkeiten verfügen und es Ihnen lediglich am rhetorischen Know-how und an Übung fehlt. Das rhetorische Handwerkszeug dazu vermittelt Ihnen dieses Buch, und wenn Sie dann wissen, wie es geht, vertraue ich darauf, dass Sie motiviert genug sind, um nach entsprechenden Übungsmöglichkeiten zu suchen, falls diese sich nicht ohnehin bieten sollten.
In jedem Rhetorikseminar kommt bei der Frage nach den Erwartungen bisweilen die Antwort: „Ich möchte meine Stärken kennen lernenkennenlernen und meine Schwächen ausmerzen.“ Doch was sind Stärken? Verfügt jemand über große rhetorische Fähigkeiten, so gilt dies als Stärke und wird von anderen, die Hemmungen haben, oft sehr bewundert. Nachteil dieser Stärke ist jedoch, dass jemand, der gut und gernviel redet, sich manchmal um Kopf und Kragen redet. Denn er schafft es oft nicht, an der richtigen Stelle den Mund zu halten. Ich erinnere an Verkäufer, die meinen, noch überzeugen zu müssen, wo man schon längst zum Kauf entschlossen hat oder die einem vielleicht mit ihrem Gequassel so auf die Nerven gehen, dass man aus dem Laden geht, ohne etwas gekauft zu haben. So wird aus einer Stärke eine Schwäche. Aristoteles, der Begründer der modernen Rhetorik, geht sogar noch einen Schritt weiter und würde folgender Aussage vermutlich zustimmen: „Die größte Stärke eines Menschen ist zugleich seine größte Schwäche.“ Deshalb muss man auch bei seinen Stärken darauf achten, sie angemessen einzusetzen.
Und was ist mit persönlichen Schwächen? Mit dem Eliminieren einer Schwäche ist die Hoffnung verbunden, dann perfekt zu sein. Doch vielleicht ist man dann lediglich Durchschnitt. Was sind überhaupt „Schwächen? Wenn Sie etwas lispeln oder Dialekt sprechen, empfinden manche dies oft als Schwäche. Doch machen nicht gerade solche Eigenheiten erst die Persönlichkeit aus? So spricht der Ministerpräsident von Baden-Württemberg, Winfried Kretschmann, Honoratiorenschwäbisch und wurde trotzdem Ministerpräsident. Auch unsere Bundeskanzlerin, Angela Merkel, die keine mitreißende Rednerin ist, überzeugt mit ihrer Glaubwürdigkeit. Denn wenn man es wirklich schaffen würde, alles, was uns von anderen Menschen unterscheidet, zu eliminieren, wären wir normierte Menschen. Deshalb muss man sehr genau hinschauen und sich fragen, ob das, was ich als Schwäche empfinde, wirklich etwas ist, was ich ändern muss, oder ob man daraus nicht sogar eine persönliche Note entwickeln kann, die auf andere Menschen attrak- tiv wirkt. Gerade das ist häufig das Erfolgsrezept von Schauspielern. Oder finden Sie Dieter Hallervorden oder Woody Allen schön? Doch sie haben aus ihrer angeblichen Hässlichkeit eine Stärke gemacht (obwohl Schönheit letztlich immer im Auge des Betrachters liegt). So gesehen gibt es keine persönlichen Schwächen – es kommt immer darauf an, was Sie daraus machen und welche Einstellung Sie dazu haben.
Es gibt allerdings eine Reihe persönlicher Eigenarten, wie etwa zu schnelles, zu leises oder monotones Sprechen oder aber eine zu komplizierte Ausdrucksweise, die den rednerischen Erfolg gefährden. Doch mit entsprechenden Methoden, Tipps und ein wenig Übung lassen sich diese störenden Eigenarten durchaus beseitigen.
Basis für erfolgreiches Reden ist die Selbstakzeptanz. Sich selbst mit allen oft vermeintlichen Schwächen und Mängeln zu akzeptieren, ist manchmal ziemlich schwer. Dennoch ist dies die wichtigste Voraussetzung, um sein Wissen, seine Meinung, seine Ideen und Vorstellungen überzeugend darzustellen.
Wenn Sie nämlich nicht von sich überzeugt sind, können Sie das auch nicht von anderen erwarten, oder anders formuliert: Wenn Sie nicht an sich glauben, warum sollen dann die anderen an Sie glauben? Die richtige Einstellung lautet deshalb in Kurzform: „Ich bin okay.“ Das bedeutet nicht, dass Sie perfekt sind, sondern, dass Sie im Großen und Ganzen mit sich zufrieden sind – und grundsätzlich eine positive Einstellung zu sich, zu Ihrer Persönlichkeit haben.
Es kommt nicht – wie viele meinen – auf verbale Gewandtheit an, sondern auf Ihre Glaubwürdigkeit. Natürlich ist es erfreulich, einem Menschen zuzuhören, der präzise formuliert und ein Gespür für wirkungsvolles Sprechen hat. Wenn Sie Ihr sprachliches Ausdrucksvermögen gering einschätzen, imponiert Ihnen ein solcher Mensch. Mich hat vor vielen Jahren der verstorbene Rhetorikprofessor aus Tübingen, Walter Jens, mit seiner Eloquenz tief beeindruckt. Doch wirklich überzeugt hat er mich mit seinen Ansichten nicht. Deshalb nicht vergessen: Imponieren ist nicht Überzeugen!
Ich habe erlebt, dass mich redegewandte Computerverkäufer mit ihrer Eloquenz und fachmännischem Gehabe so sehr beeindruckten, dass ich misstrauisch wurde. Ich fühlte mich fachlich unterlegen und hatte Angst, zu etwas überredet oder überrumpelt zu werden. Deshalb lasse ich mich lieber von weniger eloquenten, dafür aber sympathischen Verkäufern beraten.
In einem meiner Rhetorikseminare saß Peter S., ein Immobilienmakler. Als kleiner Junge stotterte er stark und er neigt selbst heute noch dazu, wenn er aufgeregt ist. Er wollte nun lernen, sich so schnell und gewandt auszudrücken wie seine Kollegen im Büro, obwohl er trotz der leichten Behinderung sowieso den höchsten Umsatz zu verzeichnen hatte. Er meinte, er könne vielleicht noch erfolgreicher sein, wenn er besser reden könnte. Ich bezweifelte das und machte ihm klar, dass sein Erfolg darauf beruhte, dass er ein guter Zuhörer sei und deshalb das Vertrauen seiner Kunden sehr schnell gewinnen würde, auch, weil sie bei ihm nicht den Eindruck hätten, er wolle ihnen etwas „aufschwatzen“.
Verbale Gewandtheit beeindruckt, aber überzeugt nicht zwangsläufig. Das ist doch tröstlich, oder? Möchten Sie Ihren Wortschatz und Ihre sprachliche Ausdrucksfähigkeit trotzdem erweitern, gebe ich Ihnen dazu gern einen Tipp: Lesen Sie regelmäßig Berichte zu Themen, die Sie interessieren – ob im Internet oder in einer Zeitschrift. Erzählen Sie dann jemandem, was Sie gelesen haben. Unbewusst werden Sie dabei häufig Wörter und Formulierungen übernehmen, die in dem gelesenen Text standen, womit Sie Ihre sprachlichen Möglichkeiten automatisch vergrößern.
Wer ihm verfallen ist, hat es besonders schwer, frei zu reden. Denn beim freien Reden passiert es hin und wieder, dass man nicht perfekt formuliert oder nicht immer das sagt oder sich so ausdrückt, wie man es sich vorgenommen hat. Der Wunsch nach Perfektion betrifft häufig Menschen, die sich im Beruf keine Feh- ler erlauben dürfen: Menschen, die im ärztlichen Bereich arbeiten oder in der IT-Programmierung oder in sicherheitsrelevanten Abteilungen. Bezogen auf das Reden, stellt dieser (Irr-)Glaube „je perfekter, desto überzeugender“ höchste Ansprüche auf allen Ebenen, die auch Rede-Profis nicht immer erfüllen:
ästhetisch schön
schlüssige Argumentation
grammatikalisch richtig
flüssig
Das Verlangen, diese Ansprüche immer zu erfüllen, blockiert. Wenn Sie dau ernd darum bemüht sind, keine Fehler zu machen, können Sie Ihre Stärken kaum entwickeln. Selbst wenn Sie Ihre Mängel erfolgreich unterdrücken, sind Sie keineswegs automatisch überzeugender. Wirklich überzeugendes Reden beruht auf Ihrer Ausstrahlung, Ihrer Persönlichkeit, Ihrem Engage- ment, Ihrer Empathie und Ihrer Sachkenntnis, nicht auf einer perfekten Aus- drucksweise. Ebenso wenig schmälern ein Versprecher oder ein nicht hun- dertprozentig passendes Wort Ihre Überzeugungskraft.
Doch leider höre ich in Seminaren oft: „Ich muss in meinem Beruf öfter Vorträge halten.“ Empfindet man Reden als eine unangenehme Pflicht, wird man sich davor drücken und sich damit die Chance verbauen, seinen Interessen auf diese Weise Gehör zu verschaffen oder seine Ziele zu erreichen. Deshalb ersetzen Sie diese Einstellung durch die Formel: „Reden bietet mir die Chance, meine Ziele zu erreichen.“
Émile Couéfn1 (1857–1926) war der erste, der um die damalige Jahrhundertwende erkannte, dass nicht der Wille entscheidend ist, um seine Ziele zu erreichen, sondern dass es die Vorstellung bzw. die Einstellung sind. Wenn Sie beispielsweise über ein auf dem Boden liegendes 10 Meter langes und 25 Zentimeter breites Brett laufen sollten, hätten Sie dabei keine Schwierigkeiten, weil Sie die Vorstellung haben, dass Sie das tatsächlich können. Ist das gleiche Brett jedoch als Steg zwischen den Türmen eines Doms befestigt, ist nicht davon auszugehen, dass Sie sich auf Anhieb zutrauen würden, von einer Seite zur anderen zu laufen. Warum? Nun, jeder hätte furchtbare Angst, hinunterzufallen und würde es trotz starken Wollens nicht riskieren. So zieht Coué die folgende Schlussfolgerung: „Wenn man sich einredet, man könne eine an sich mögliche Sache tun, so bringt man sie auch zustande, wie schwierig sie auch sei. Wenn man sich dagegen einbildet, irgendeine höchst einfache Sache nicht zu können, wird sie einem wirklich unmöglich, und Maulwurfshügel erscheinen als unübersteigbare Hochgebirge.“ Deshalb nutzen Sie die Kraft der Selbst- oder Autosuggestion, um sich im positiven Sinne zu beeinflussen. Dann werden Sie nachvollziehen können, warum sich man- che Menschen nur ungern vom Rednerpult trennen. Sie haben nämlich erkannt, dass Reden Chancen bietet, weil man durch Reden Macht auf Menschen ausüben, Menschen von der eigenen Meinung überzeugen und in ihrem Denken und Handeln beeinflussen kann.
Die Rhetorik gilt als Herrschafts- oder Manipulationsinstrument. Es scheint jedoch gerade diese Machtausübung zu sein, die auf manche abschreckend wirkt, weil sie keine Macht ausüben wollen. Diese Einstellung möchte ich Ihnen nehmen, denn „Macht“ und „Einfluss“ sind nicht gleich „Gewalt“.
Macht über Menschen ist beim Reden immer von deren Offenheit und sogenannten „Goodwill“ abhängig. Ihre Hörer können sich jederzeit geistig mit etwas anderem beschäftigen oder gar den Raum verlassen. So sind es die Hörer, die Ihnen als Rednerin oder Redner zeitlich begrenzte „Macht“ verleihen, die sie Ihnen jedoch auch sehr schnell wieder entziehen können. Sicherlich haben Sie es auch schon erlebt, wenn sich das Publikum bei offenen Podien auf Messen oder Tagungen bei enttäuschenden Vorträgen leise und allmählich „verdrückt“. In diesen Situationen habe ich stets Mitleid mit dem betroffenen Redner bzw. der Rednerin, weshalb ich diesen Personen gelegentlich meine Visitenkarte, verbunden mit einem Hilfsangebot, zustecke.
Reden baut immer eine Beziehung zwischen Redner und Publikum auf, die jederzeit von beiden Seiten aus kündbar ist. Nur wenn diese beiderseitige Kündbarkeit ausgeschlossen ist, kommt „Gewalt“ mit ins Spiel. Nutzen Sie deshalb die Chance, Ihre Hörer in Ihrem Sinne zu beeinflussen. Wenn Ihnen das gelingt, werden Sie selbst feststellen: „Reden macht Spaß.“
Autosuggestion: die Kunst der positiven Selbstbeeinflussung durch mentales Training
Lampenfieber ist reduzierbar
Ich bin okay, ihr seid okay
Wie reagiert der Körper bei Lampenfieber?
Umgang mit Verkrampfungen und Blackouts
Ihr Anliegen besiegt das Lampenfieber
Welche Redenormen sollten Sie beachten?
Es ist wahr: Sie können Lampenfieber sogar in positive Energie umwandeln. Wäre das nicht der Fall, würden alle Menschen, die erfolgreich vor kleinem oder großem Publikum auftreten, vermutlich ihren Beruf wechseln.
Das Thema Redeangst oder Lampenfieber ist für jeden Menschen, der in der Öffentlichkeit auftritt, mehr oder weniger relevant. Deshalb behandle ich das Thema ausführlich und hoffe, dass es Ihnen wie mir und vielen anderen gelingt, Ihr Lampenfieber anzunehmen und es in positive Energie umzuwandeln. Es geht nicht darum, völlig ruhig, entspannt und gelassen vor das Publikum zu treten – das wäre nämlich für die Hörer ziemlich langweilig. Es geht viemehr darum, dass Sie den Hörern mit natürlichem Engagement Ihren Standpunkt oder Ihr Know-how vermitteln. Deshalb denke ich hier nicht an Auftritte, die zur Routine geworden sind, wie etwa Unterrichtssituationen. Doch fragt man erfahrene Lehrkräfte, können diese sich meist noch sehr gut an ihre ersten angstbehafteten Erfahrungen mit den zu Unterrichtenden erinnern. Auch Politiker, Schauspieler oder Menschen, die regelmäßig im Rundfunk oder Fernsehen auftreten, verspüren nach anfänglicher Anspannung und Nervosität diese weniger oder dann nur noch als positive Auftrittsspannung.
Befragt man jedoch Menschen, die nur selten vor kleinen oder größeren Gruppen auftreten, haben laut einer US-amerikanischen Studie 40 Prozent der Menschen Angst vor dem Reden in der Öffentlichkeit, jedoch nur 19 Prozent vor dem Sterben. Somit ist die Redeangst eine der meist verbreitesten Ängste. Doch da man sie vielen Menschen nicht anmerkt, Männern oft weniger als Frauen, denkt man immer, dass man nur selbst davon betroffen ist. So sind Frauen immer erstaunt, wenn sie in Rhetorikseminaren feststellen, dass viele Männer, genau wie sie selbst, ebenfalls Angst haben, vor einer größeren Gruppe zu reden. Männer können ihre Redeangst oft nur besser verstecken, indem sie mimisch und gestisch „erstarren“ und dadurch ruhig und sicher wirken. Jedoch mangelt es dafür dann häufig am Kontakt zum Publikum.
Die Redeangst bei Männern hat oft andere Ursachen als bei Frauen. So empfinden sich Männer häufig als Konkurrenten und wollen besser reden als andere Männer. Selbst Männer bemerken bei ihren Geschlechtsgenossen oft nicht die Redeangst und denken dann, dass nur sie selbst davon betroffen sind. Da viele Männer bekanntermaßen Probleme haben, Gefühle zu äußern, sind es in einer gemischten Gruppe in der Regel die Frauen, die das Thema „Lampenfieber“ zur Sprache bringen. Außerdem geben Männer nicht gern zu, Angst zu haben. Denn Lampenfieber ist nichts anderes als Angst bzw. eine negative Erwartungshaltung. Man fürchtet sich beispielsweise vor Folgendem:
sich zu blamieren
sich lächerlich zu machen
sich zu versprechen
vor einem Blackout
die Hälfte zu vergessen
den eigenen Erwartungen nicht zu genügen
die Karriere zu ruinieren
vor Fachleuten, die mehr wissen als man selbst
vor Ablehnung/Widerstand
zu wenig Stoff zu haben/zu früh fertig zu sein
Diese Ängste sind berechtigt. Denn all das kann wirklich passieren. Doch Leugnen oder Herunterspielen dieser Ängste beseitigt sie nicht. Besser ist es, sich ihnen zu stellen und sich zu überlegen, womit diese Angst überwunden werden kann.
Auch ich hatte bei meinen ersten Seminaren und Vorträgen ziemliches Lampenfieber. Meine größte Angst war, von den Zuhörern nicht ernst genommen zu werden, da ich damals selbst oft jünger war als meine Zuhörer. Deshalb hat es mich immer gefreut, wenn die Leute mich meist fünf Jahre älter schätzten. Das bedeutete für mich, dass sie mich als Autorität akzeptierten. Als ich meinen ersten Vortrag vor über 200 Leuten im Congress Centrum in Berlin hielt, fuhr ich sogar am Vortag dorthin, um mich mit dem Vortragsraum vertraut zu machen. Das war auch gut so, denn am nächsten Tag kam das frühzeitig bestellte Taxi nicht. Als ich dann erneut bei der Taxizentrale anrief, wurde mir zwar gesagt, dass es auf dem Weg zu mir sei, sich jedoch wegen einer Demonstration verspäten würde. Als ich ihnen dann meine Situation erklärte, schickten sie mir ein sofort verfügbares anderes Taxi. Schließlich war ich fünf Minuten vor Vortragsbeginn an Ort und Stelle und musste von hinten durch den ganzen Saal zu meinem Vortragsplatz laufen. Ich schwitzte „Blut und Wasser“. Ich wundere mich noch heute, dass ich trotzdem den mir zurecht gelegten Einstieg fand. Allerdings nahm ich keine Gesichter wahr, sondern nur helle Flecken und meine Notizen auf meinem Spickzettel hätte ich im Notfall nicht lesen können. Da ich jedoch den Eindruck hatte, dass mir die Hörer gebannt zuhörten, legte sich die Anspannung nach und nach. Schließlich nahm ich auch die Gesichter wahr und konnte mich auf das Publikum einstellen. Danach habe ich mich intensiv mit dem Thema Redeangst auseinandergesetzt und bin zu einigen Erkenntnissen ge- kommen, die ich Ihnen gern mitteilen möchte.
Was ist das Gegenteil von Angst? Das Gegenteil von Angst ist nicht Mut, sondern Zuversicht oder Selbstvertrauen, was mir bei meinem ersten großen Auftritt fehlte. Da Angst aber nur in der Vorstellung existiert, hat man Macht über sie. So lässt sich Zuversicht systematisch aufbauen. Diese Erfahrung haben Sie sicher auch schon gemacht, beispielsweise beim Rad fahren oder Schwimmen lernen. Vielleicht schlug Ihnen auch Ihr Herz bis zum Hals, als Sie das erste Mal am Steuer eines Autos saßen.
Genauso, wie Sie diese Ängste überwunden haben, können Sie auch die Redeangst überwinden und werden dann feststellen, dass das Reden genauso Spaß machen kann wie Schwimmen, Rad- oder Autofahren. Erwarten Sie deshalb nicht, dass Sie nach dem Lesen eines Buches oder selbst nach dem Besuch eines Rhetorikseminars Ihre Redeangst ganz losgeworden sind. Es ist ein Prozess, der Zeit, Übung und Redeerfolge braucht. Doch wenn Sie am Ball bleiben, werden Sie feststellen, dass die Redeangst auf ein erträgliches Maß absinkt, sich sogar in positive Auftrittsvorfreude umwandeln lässt.
Miriam, eine beliebte Lehrerin, traute sich in Lehrerkonferenzen nicht mehr, den Mund aufzumachen, nachdem bei ihrem ersten Beitrag vor einer solchen Versammlung über ihren Vorschlag gelacht wurde. Das fand sie so schrecklich, dass sie vor lauter Angst, dass ihr so etwas wieder passieren könnte, nie wieder etwas sagte – bis zu dem Besuch meines Rheto- rikseminars. Eigentlich wunderte sie sich selbst, dass sie im Unterricht die Probleme nicht hatte.
Was zeigt uns dieses Beispiel? In den meisten Fällen haben wir keine Angst vor dem Reden, sondern Angst vor den Menschen, vor denen man redet. Doch diese Angst lässt sich überwinden. Entscheidend ist, dass Sie Ihr Lam- penfieber, Ihre Aufregung beim Reden als natürliche Begleiterscheinung akzeptieren. Denn die Angst vor der Angst kann Sie in Panik versetzen. Setzen Sie aber das Lampenfieber richtig ein, verleiht es Ihnen zusätzliche Energie, die Sie beflügeln wird, Ihr ganzes Potenzial einzusetzen.
Die wichtigste Voraussetzung dafür ist, dass Sie von dem, was Sie anderen vermitteln wollen, überzeugt sind. Je stärker dieser Wunsch ist, desto besser gelingt es Ihnen, eine Brücke zu Ihren Hörern zu schlagen und diese zu begeistern. Wenn Sie das einmal erlebt haben, ist das Lampenfieber kein negativer Stress oder Distress, sondern „guter“ Stress oder Eustress, der Sie anspornt und in euphorische Stimmung versetzt.fn2
Wein, Bier oder Sekt in kleinen Mengen helfen leider tatsächlich ein wenig gegen Lampenfieber. Zum einen werden körperliche Verkrampfungen abgebaut, man fühlt sich lockerer und entspannter. Zum anderen enthemmt Alkohol und „löst die Zunge“. Man hat dann oft weniger Formulierungsschwierigkeiten. Dennoch rate ich davon ab, vor einer Rede Alkohol zu trin ken. Die Gefahr, sich an diese „Krücke“ zu gewöhnen, ist zu groß. Das belegt der große Anteil der redenden Berufe wie Lehrer oder Schauspieler unter den Alkoholabhängigen.
Der Genuss von Alkohol ist somit keine echte Hilfe, um die Aufregung und Nervosität zu reduzieren. Er löst das Problem Lampenfieber oder Redeangst nur scheinbar und nicht auf Dauer.
Ebenso warne ich Sie vor Beruhigungsmitteln aus der Apotheke. Diese Mittel wirken zwar entkrampfend, machen Sie aber je nach Sensibilität schrecklich müde. Sie mögen sich eventuell sicher fühlen, haben aber Mühe, engagiert zu wirken. Unter dem Einfluss solcher Medikamente – sie werden in Schauspielerkreisen auch „Wurstigkeitspillen“ genannt – ist es Ihnen letztlich egal, ob Sie die Anwesenden mit Ihrer Rede mitreißen, überzeugen oder auch nicht.
Eine befreundete Schauspielerin hatte bei einem Auftritt ein entsprechen- des Erlebnis. Sie musste in einer italienischen Komödie von Goldoni für die Rolle des Dienstmädchens kurzfristig einspringen. Der Text saß nicht richtig und die Zeit reichte noch nicht einmal für eine Probe, entsprechend aufgeregt und nervös war sie vor der Vorstellung. Da empfahl ihr ein Kollege ein besonderes Präparat auszuprobieren und bot es ihr an, was sie nur allzu gern annahm. Der Effekt war, dass sie mit bleiernen Füßen über die Bühne schlurfte, statt munter und fröhlich zu wirken. Den ziemlich banalen Text sprach sie langsam und unheilschwanger wie in einer Tragödie, statt ihn mit silberheller Stimme flott und flüssig vorzutragen. Sie selbst fand sich großartig und hatte Mühe, den Verriss der Zeitungen und auch meine Kritik einzusehen.
Alkohol oder Medikamente sind somit keine Hilfe gegen Lampenfieber. Die Redeangst muss mit anderen Mitteln abgebaut werden, zum Beispiel dadurch, dass Sie zukünftig besser über die Ursachen des Lampenfiebers sowie die dazu gehörigen Auswirkungen Bescheid und vor allem wissen, wie Sie Ihre eigene Überzeugungskraft stärken.
Die Vorsilbe „eu“ steht im Altgriechischen für „gut“.
Lampenfieber ist somit keine Angst vor dem Reden, sondern die Angst vor den Hörern. Deshalb können Sie manchmal frei und ohne Lampenfieber reden, während Sie in anderen Situationen vor lauter Nervosität kaum einen Satz rausbringen.
