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Ausgehend vom großen Dialog zwischen Göttervater Wotan und seiner Lieblingstochter Brünnhilde im 3. Akt der «Walküre», rollt Elfriede Jelinek die Geschehnisse in Richard Wagners monumentalem «Ring»-Zyklus noch einmal neu auf und verlängert sie in unsere Gegenwart. Dreh- und Angelpunkt ist die Bedeutung von Gold und Geld, nach denen alles drängt und die so gut wie alle Handlungen vorantreiben. Ihre umfassende Wirkungsmacht reicht vom Kampf um den Nibelungenschatz in mythologischer Vorzeit über Karl Marx' Thesen in «Das Kapital», das fast parallel zu Wagners «Ring» entstand, bis hin zur heutigen Bankenkrise. In einem weitverzweigten Gedankenstrom und zugleich stets nah an Wagners Originaltext streift Jelinek in «Rein Gold» auch tagespolitische Phänomene wie das fragwürdige Finanzgebaren von Bundespräsidenten oder die brutalen Morde der Zwickauer Nazi-Terrorzelle, knüpft überraschende Zusammenhänge und kehrt doch immer wieder zu ihrem Leitmotiv zurück: der Geburt des Kapitalismus aus dem Geist eines Erlösungswahns. «‹Rein Gold› ist so maßlos wie das gesamte ‹Ring›-Unternehmen ... aber eine Überforderung, die zum Wesen der Kunst gehört.» Wiener Zeitung
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Seitenzahl: 306
Veröffentlichungsjahr: 2013
Elfriede Jelinek
Ein Bühnenessay
Ausgehend vom großen Dialog zwischen Göttervater Wotan und seiner Lieblingstochter Brünnhilde im 3. Akt der «Walküre», rollt Elfriede Jelinek die Geschehnisse in Richard Wagners monumentalem «Ring»- Zyklus noch einmal neu auf und verlängert sie in unsere Gegenwart. Dreh- und Angelpunkt ist die Bedeutung von Gold und Geld, nach denen alles drängt und die so gut wie alle Handlungen vorantreiben. Ihre umfassende Wirkungsmacht reicht vom Kampf um den Nibelungenschatz in mythologischer Vorzeit über Karl Marx’ Thesen in «Das Kapital», das fast parallel zu Wagners «Ring» entstand, bis hin zur heutigen Bankenkrise.
In einem weitverzweigten Gedankenstrom und zugleich stets nah an Wagners Originaltext streift Jelinek in «Rein Gold» auch tagespolitische Phänomene wie das fragwürdige Finanzgebaren von Bundespräsidenten oder die brutalen Morde der Zwickauer Nazi-Terrorzelle, knüpft überraschende Zusammenhänge und kehrt doch immer wieder zu ihrem Leitmotiv zurück: der Geburt des Kapitalismus aus dem Geist eines Erlösungswahns.
«‹Rein Gold› ist so maßlos wie das gesamte ‹Ring›-Unternehmen ... aber eine Überforderung, die zum Wesen der Kunst gehört.»
Wiener Zeitung
Rowohlt Digitalbuch, veröffentlicht im Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg, März 2013
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Foto-/Illustrationsnachweis: Image Source/Getty Images; Autorenfoto: Karin Rocholl
ISBN Buchausgabe 978-3-498-03339-2 (1. Auflage 2013)
ISBN Digitalbuch 978-3-644-02741-1
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B: Brünnhilde
W: (macht sich ...
B: Soll ich ...
Richard Wagner: Der ...
B: Brünnhilde
W: Wotan, der Wanderer
B: Ich versuche also zu präzisieren, das ist ein etwas delikates Gebiet, es fällt mir schwer. Also. Papa hat sich diese Burg bauen lassen, und jetzt kann er den Kredit nicht zurückzahlen. Eine Situation wie in jeder zweiten Familie. Die Leichen von Werkzeugen und Maschinen sind weggeräumt, die Riesen haben die Schaufelbagger ihrer Hände eingesetzt, was ihren ursprünglichen Träumereien sicher nicht entsprochen hat. Und was haben sie dafür gekriegt? Was war ihre Leistung? Was ihre Bezahlung? Das haben sie sich schon gedacht, daß dort andre Wanderer zugange sein werden, herumgehen, schamlose Wanderer, äh, Wandler des Rechts. Die Riesen werden ganz zuletzt kommen, wenn es ans Bezahlen geht. Beim Händeaufhalten werden sie die ersten gewesen sein. Es wird ihnen nichts nützen. Was ein andrer gestohlen hat, warum sollen sie es zurückgeben? Was zur Entnahme frei vorhanden ist, die schöne Frau, warum sollen sie die nicht haben, warum sollen nicht sie mit ihren Pfunden wuchern? Haben sie doch mehr davon als andere, sie sind schwerer, wuchern müssen sie gar nicht, entweder die Frau oder die Frau als Warenform oder die Frau in Warenform. Die Gärtnerin. Nein, die Äpfel bleiben erst mal hier, ohne die Gärtnerin wird aus ihnen kein Mehrwert sprossen, der Tauschwert dieser Äpfel, weiß den zufällig jemand? Er muß riesig sein, schon deshalb, weil es nichts gibt, mit dem sie sich messen, mit dem sie sich aufeinander beziehen könnten. Gebrauchswert null. Diese Äpfel kann man ja nicht essen. Gold. Wer es hat, gibt es nicht zurück. Eigentum ist Diebstahl. Dies die Kurzfassung. Dann wäre Ruhe. Die Dings, die Fricka, Gattin, das ist aber auch schon alles, was sie ist, macht Papa Vorwürfe wegen dem Kredit. Die Stimmung im Schloß unerträglich. Gezänk. Papa sagt: Du wolltest doch das neue Haus! Mama sagt: Ich habe dich vorher gefragt, du hast gesagt, du willst es auch. Irgendwo müssen wir ja wohnen. Ich muß zugeben, ich war auch froh, daß du dann nicht so oft aushäusig sein würdest. Fehler. Wir hatten die Opfer nicht bedacht, die uns das kosten würde. Das Eigenheim hat gelockt, und was ist gekommen? Tausende von seltsamen Kreaturen, die alle Ansprüche stellen. Jeder, der Ansprüche stellt, wird gleichzeitig deren Knecht. Auch ein Gott wird Knecht, und in dieser Kette hat schon der allererste gestohlen, doch einem Dieb etwas zu stehlen ist auch Diebstahl. Papa. Und hast du zurückgegeben, was du dem Dieb genommen? Du mußt ja Hunderte Schuldscheine unterschrieben haben, Papa! Weißt du überhaupt noch, wenigstens ungefähr, wem du was schuldest und wieviel? Kennst du dich noch aus? Was sagst du zu dem zeitlichen Mißstand, daß mit dem neuen Haus dein Schicksal schon ausgelaufen ist wie Milch aus einer lecken Flasche oder Leckeres aus dem Pappbecher einer eleganten Kaffeekette, deren Endglied man immer ist, als Endverbraucher, der sowieso immer alles zahlt? Auch wenn ihm der Becher runterfällt? Ein neues Haus zu günstigen Konditionen, man muß ja nur mit einem Menschen zahlen, der in Wirklichkeit gar keiner ist, sonst würde ja auch kein Hahn nach ihm krähen, wer würde da nicht zugreifen? Hast du dir so gedacht. Kein Wunder. Menschen gibts genug, diese aber nur einmal, diese Göttin, womit sonst hätte man die Riesen ruhigstellen können? Dem pauperisierten Arbeiter, den du natürlich nicht beschäftigt hast, und wenn, dann weit unter Kollektivvertrag, sonst wäre er ja kein Pauperl, dem wolltest du nichts versprechen, nein, dem hättest du nie was versprochen, du hast gleich Riesen engagiert, die alle anderen Arbeiter ersparen, einsparen, ersetzen, jeder Riese Tausende von Arbeitern (obwohl du sowieso, von Anfang an, ja, ich sehe es: obwohl du es eigens aufgeschrieben hast, wolltest du nichts davon halten, keine Verträge, keine Lohnabsprachen, keine Leihverträge, keinen Leasingvertrag, keinen Ehevertrag, da fängts schon mal an, nebenbei bemerkt!), und die zwei waren die Dummen, die Riesen, vorher dumm, dazwischen nichts gelernt, nachher auch dumm, den universellen Arbeiter, sagen wir: diesen dort, ein Arbeiter wie viele, bloß haben wir derzeit nur den hereinbekommen, einen, den niemand mehr sieht und seit vielen Jahren nicht mehr gesehen hat, den hast du zum Beispiel schon mal nicht beschäftigt, obwohl er seine Arbeitskraft schon so weit unter Wert abgesenkt hatte, daß er inzwischen bereits vollständig verschwunden ist. Seit Jahren hat keiner mehr einen richtigen Arbeiter gesehen! Wahrscheinlich hast du deshalb die Riesen genommen, den Riesen hast du auch irgendwas versprochen, da bin ich mir sicher, du versprichst ja dauernd irgendwas, das du nicht halten mußt. Andre hätten Maschinen eingesetzt, die hätten keine Forderungen gestellt, bitte, vielleicht ihre Herren, sie aber nicht! Doch wo die Maschine das Produktionsfeld ergreift, produziert sie chronisches Elend in der mit ihr konkurrierenden Arbeiterschaft, die verschwunden ist, um woanders ihre Kämpfe auszutragen, wo wäre sie denn sonst?, die müssen doch immer um Tarif- und Lohnabschlüsse kämpfen, zum Glück nicht hier, zum Glück dort, wo man sie nicht sieht, ihre Arbeit soll man sehen, sie aber nicht, auch Kinder soll man sehen, aber nicht hören, die sind selber wie Kinder, es hat keinen Sinn, sie zu beschäftigen, sie sind zu viele, gleichzeitig überall und fort, uns entzogen, die müssen sich zusätzlich auch noch an Gesetze halten, ich weiß, ich weiß, Papa. Wir oben müssen nur behaupten, das zu tun. Die dort unten, die Niegelungenen, die müssen es wirklich. Deswegen die Riesen? Ja? Weil die Zwerge so zerstritten sind, sagst du? Wann hätten die sich zerstreiten sollen, wo sie doch dauernd arbeiten müssen? Daß die sich nie einigen können und du deine Schulden nicht zu zahlen brauchst? Daß ihre Gewerkschaftsvertreter längst im Irrenhaus sind? Ihre Lieblingspartei haben sie gleich mitgenommen, stimmt! Du Wanderer, Wandler des Rechts? Na, wie ist es? Du wirst dich noch wundern, mit was die ankommen werden, Papa. Mit ihrer Schmiedekunst werden sie angeben, klar, schmieden, das kannst du nicht, das können nur die. Es gibt so viele Sorten Zwerge, und alle sind sich spinnefeind, und sogar kleine Verbesserungen in ihrem metallverarbeitenden Gewerbe, alles, wofür sie Spezialisten sind, alles, wofür sie Vorrichtungen haben, die ein besondres Geschick und eine sichere Hand beim Schmieden verlangen, laufen ins Leere, entzieht man sie dem leicht erregbaren und schwer zu bändigenden Handwerksmeister, um einen besondren Mechanismus damit zu betrauen, sagen wir: eine Maschine. So fein gebaut, diese Maschine, aber Feines bringt sie kaum zustande, außer vielleicht für die Frau, beim Nähen. Konkurrenz unter den Facharbeitern, ebenfalls Zwerge, aber etwas größere, logisch. Und so spezialisieren sie sich immer weiter und verdienen immer weniger. Müssen schon zu Tarnkappen, tonnenschweren Ringen, die ihnen die Finger brechen, und andren Sinnlosigkeiten greifen, müssen ihre leicht zu allerhand Unregelmäßigkeiten neigenden Hände durch absurde Verabredungen absichern, für den Fall, daß die Hände einmal nicht mehr funktionieren und durch Maschinen ersetzt werden müssen, die natürlich keine Fehler machen, aber ihrerseits leicht kaputtgehen. Was dann? Reparaturzwerge? Inzwischen sind diese Vorgänge so gut mechanisiert, daß ein Kind sie ausführen kann. Sogar der Siegfried, der nun wirklich ein technischer Idiot ist, kann es, braucht es aber gar nicht zu können. Der arbeitet mit spukhafter Fernwirkung, man sieht nur die Wirkung und ist entsetzt. Er ist ausgezogen, das Fürchten zu lernen, ist aber nie entsetzt. Kann nie eingesetzt werden. Während seine Maschine arbeitet, spricht er mit den Vögeln oder vögelt selbst, entschuldige. Aber wie nennst du einen, der nicht einmal weiß, wen er vögelt? Also ich weiß, wie ich den nenne. Und stehen dir die Schulden bis zum Hals, Papa. Du brauchst eine Riesensumme für die Riesen. Nach Adam Riese kannst du das nie abzahlen. Die Maschine ersetzt eine Anzahl von erwachsenen Beschäftigten durch eine noch größere Anzahl an Bedürftigen, die jetzt nichts mehr zu tun haben. Sie sind nicht einmal das Ersatzheer, das Entsatzheer, aber sie sind nur entsetzt, daß sie nichts mehr sind und nichts mehr gelten und kein Geld haben. Ausgebildete Handwerker, und wären sie nur in Zwergenform vorhanden oder vollkommen unhandlich, als Riesen, bei denen man das andre Ende im Nebel gar nicht mehr sieht, wenn man von unten nach oben zu ihnen hinaufschaut – das ist übrigens genau wie in unserem neuen Haus, es ist so groß, daß man von unten sein Dach im Nebel nicht mehr sieht, im Nebelheim, was nützt einem ein Haus, wenn man es nie ganz sehen kann?, wenn vor allem die anderen es nicht sehen und uns darum beneiden? –, na ja, Riesen, Zwerge, Maschinen, Wasser, Nebel, Regen, Wald, Tiere, all diese Wesen werden durch ungelernte Hilfskräfte an Maschinen ersetzt, die nicht einmal singen können wie ein Waldvögelein. Die können gar nichts, die Maschinen. Die Menschen werden trotzdem ersetzt, auch wenn gar nichts da ist, was sie ersetzen könnte, einer durch andre, viele durch alle, alle durch wenige, Ausgebildete durch Unausgebildete und wieder zurück, vom Unausgebildeten zum Ausgebildeten, Erwachsene durch Kinder, Gelernte durch Ungelernte und wieder zurück, von den Ungelernten zu den Gelernten, ganz wie man es braucht, die denken alle nicht, aber irgendwer lenkt sie. Sagt ihnen, was zu tun ist. Viele schaffen, einer schafft an. Ich weiß schon: du nicht, Papa! Du hast mehr Schulden als Haare am Kopf. Du willst das einsacken, was deine Menschheitsmaschine rausgeschmissen hat. Du willst deine Schuld nicht bezahlen und sagst auch noch, andre seien schuld. Du nicht. Immer andere, du machst Schulden, aber bestrafst die Schuld, die dann andere haben. Du machst, was du willst. Du willst von allem den Profit einstecken, nachdem die einen durch die anderen ersetzt worden sind, Männer durch Frauen, Frauen durch Männer, Kinder durch Geräte, aus denen ihre Stimmen dringen, egal, jedenfalls bis keiner mehr weiß, wohin er gehört, sich aber keine Sorgen macht, denn es wird ihm schon gesagt werden. Und du glaubst, dann weiß auch niemand mehr, wem du was schuldest! Den Riesenberg Geld, den Ring, die Schwägerin, den Ertrag der Apfelplantage, was weiß ich! Den Sturmmarsch, den du der Menschheit schuldest, damit sie den nicht machen muß! Donner macht dazu den Donner, Froh macht froh. Aber über deren Dummheit verliert keiner ein Wort. Aber sowas wie die Schuld, die Schuld, die Schuld, die man hat, das läßt sich nicht einfach in einen Koffer packen und forttragen wie das Geld, das man braucht, sie zu begleichen. Man kommt nie auf gleich, auch nicht mit sich selbst. Unsinnige Abmachungen, einander noch dazu widersprechend, wer soll sich da auskennen! Ich sehe Anwälte! Ich sehe die drei Weiber unter der Erde kommen, eine allein hätte mir schon genügt, ich hätte den Rohbau sofort so stehenlassen, daß es hereinregnet, die nicht auch noch!, ja, genau, die mit ihren Häkelarbeiten, und was wird draus? Nicht einmal ein Schal, nicht einmal ein Topflappen! Die raunen dumpf, natürlich angetrieben von ihrer Mama, der guten Erde, ich bin sie eh besuchen gegangen, weiß nicht, was sie hat, dauernd beleidigt, einfach so, und ich besuche die Erde noch immer, ihre Töchter im Hintergrund, sie führen ihre Teilwerkzeuge im Kehlkopf und machen von ihnen Gebrauch. Die können sich an ihren Stricken von mir aus gleich aufhängen. Was die sagen, geht mir am Arsch vorbei. Da hab ich doch irgendwo noch so ein Schwert gehabt, mit dem hau ich denen glatt ihr goldenes Seil durch und dann sie selber, ich hau sie alle durch, ist auch schon egal. Alles andre hab ich schon gemacht. Andere machen mehr, doch nützt es ihnen was? Der Arbeiter ist unverkäuflich, seine Ware aber kann jeder haben. Wieso dann die Verträge? Ich antworte für dich: Weil du sie nicht einhalten mußt. Das hättest du wirklich früher sagen können! Es ist so kompliziert. Die Arbeit ist da, doch der Arbeiter wird unverkäuflich wie außer Kurs gesetztes Papiergeld, und deine Verträge werden auch ungültig, Papa, allein weil du es so willst. Es ist keiner mehr über dir, auf dein Gebot entbrennen Feuer, schuften Riesen, hauen Zwerge einander in die Fresse. Aber das wird nicht gut ausgehen, Papa! Wir wissen alle, daß du das Darlehen, das nebenbei nie ausgezahlt, nur versprochen wurde, nie zurückzahlen kannst. Du wirst dir von deinen reichen Freunden helfen lassen müssen. Niedrigere Zinsen. Aber daß du eine solche Linke machst, so eine dicke Lippe riskierst, Papa, das hätte ich nicht gedacht. Daß du in die Kreditklemme kommst, nur weil du dich mit den Falschen eingelassen hast und inzwischen gar nicht mehr weißt, wer die Falschen überhaupt sind. Egal, du hast ohnedies nicht vor, etwas zu zahlen, und als Schuldner trifft man dich nicht an, weil du immer wandern mußt, auf Reisen bist, zuerst hast du das Haus gebaut, und jetzt bist du nie da. Die Richtigen interessieren dich außerdem nicht. Red keinen Blödsinn! Wer was verdient, bekommt es nicht. Wer die Braut freit, bekommt sie auch nicht, obwohl sie ihm zusteht. Lichtalben, Schwarzalben, Schattenalben, Blaualgen, diese Zwerge haben ja mehr Rassen als Hunde! Und allen schuldest du Geld oder was andres oder die Schuld an sich! Da kann ich nur gratulieren, Papa. Das hast du geschafft, daß du allen was schuldest, sogar dir selbst, und dennoch kein Schuldgefühl hast. Du hast einfach kein Gefühl für deine Schulden! Du wirst noch herabgestuft werden, aber ich wüßte nicht, von wem! Die Stufe wäre viel zu hoch für jeden, na ja, für dich vielleicht nicht, grade so eben kämst du davon. Wo du nicht bist, da ist nur noch der Tod. Wo du bist, auch. Tod satt, am Ende für uns alle, sonst hieße es ja nicht das Ende. Du bist der Traum, der Trost, die Hoffnung der Leidenden, aber wenn ich einmal schlafe, hinter deinem Feuer, durch das nicht einmal du dich mir nähern können wirst, wird mir das auch egal sein. Wärst du nicht Präsident, könntest du dir das alles nicht erlauben. Wärst du nicht Gott, könntest du wenigstens durch ein Feuer gehen, das du selber angezündet hast. Jetzt ein Meer erbitterter Hilflosigkeit, erlernter Sorglosigkeit. Du hast immer geglaubt, schon als du den Bau für dein überdimensioniertes Einfamilienhaus in diesem Kaff, dessen Namen ich vergessen habe, ein Name, von dem man denkt, es könne ihn gar nicht geben, in Auftrag gegeben hast, Herr Präsident, erst wenn das alles untergeht, werde ich mich wieder erinnern, also du hast immer geglaubt, du kannst dir alles erlauben, Papa, nur weil du Gott bist, ein Zerstörender, der das Gesetz einreißt, das er selber aufgestellt hat! Ich hatte nicht bedacht, daß du die Leute alle umbringen würdest, denen du was schuldest, zumindest dafür sorgen, daß das erledigt wird, der Tod ist ja das einzige, für das du Sorge trägst. Ist aber keine schlechte Methode, nur irgendwann endet sie halt, wenn keiner mehr übrig ist. Der Vorrat an Arbeitern ist unerschöpflich, zumindest scheint es so, weil wir keine mehr sehen, die Ungelernten sterben nicht aus, bloß von den Riesen gibt es nur zwei Stück. Die sind selten. Bald nur noch einen, der aber auch zerbrochen werden wird, vom Helden, nein, von sich selbst, vom andern Riesen, das Geschlecht ist somit ausgestorben, erklären wir, zerbrochen ausnahmsweise nicht vom Gesetz. Mit denen wirst du schon fertig, die sind ja bereits geschwächt! Sind angezählt. Du hast nicht ausgezahlt. Das wird sich für uns nicht auszahlen. Schau nur, wie sie rumkriechen wie Würmer, schleppen, auftürmen, mörteln, wasserwagen, wasserwiegen! Auch für die letzten Verschönerungsarbeiten am Haus wirst du noch einen Dummen finden! Ist ja immer so. Der Präsident in seiner Kanzlei: eine einzige Mafia! Der Gott an seinem Wanderstab: eine einzige Absurdität! Wo er doch das neue Haus hat, und wofür, wozu? Der eigene Wille als Herr des Menschen, seine Lust als sein einziges Gesetz? Lächerlich! Die eigene Kraft als einziges Eigentum? Na, wir haben ja gesehen, wohin das führt. Völker, hört, hört wenigstens einmal zu!, so, und sie haben es bereits gehört, na und? Ich kann endlich schlafengehen. Kein Wunder, daß du nicht nach Hause gehen willst, Papa, in dein frisch errichtetes Eigenheim! In dein Eigentum, keine Frage. Wenn der Mensch schon vernichtet wird, mitsamt seiner schaffenden Kraft, mein Gott, ich schreibe das hier wirklich hin!, aber wenn ich es nur sage, hörst du mir ja nicht zu, Papa, wenn der Mensch also mitsamt seiner Kraft vernichtet wird, dann muß er schon die Gewalt seiner Eigentümer zerbrechen. Das muß er zuvor noch unbedingt tun, nicht vergessen! Das können aber nur Riesen. Und von denen ist auch nur einer übrig. Du aber, ein Gott, wen solltest denn du zerbrechen? Was würde das bringen? Na ja, mit mir wirst du es machen, das seh ich schon. Und ein Mensch, natürlich ein Held, darunter tun wirs ja nicht, dieser Mensch soll mich da wieder rausholen, ein freier Mensch, ein Heiliger, der soll deine Scheiße dann zum Bahnhof bringen oder gleich an Abort und Stelle entsorgen, Papa, ein Erlöser! Her zu mir, wirds bald!, wir sind mit dem Erlösungswerk bereits in Verzug, aber des Menschen Werk ist und bleibt leblos. Zerstören kann man seine Ordnung, wegnehmen kann man ihm alles, anspornen kann man ihn zu allem, aber es kommt der Tod, er kommt für den Sklaven wie für den Herrn ganz gleich, aber nicht gleich, wer wer ist, grundsätzlich ungleich sind sie, er kommt für mich und den Herrn, den Erlöser, der keine Furcht kennt, obwohl er sie gerne kennenlernen würde, er ist ja sehr gesellig, je mehr, desto lieber: der, der kommen wird, ach, ich weiß auch nicht, und dann kommt für uns alle der Tod. Wozu also das alles? Ich weiß ja nicht einmal, was wozu. Ich weiß auch nicht, was kein Wunder ist. Der Erlöser wird es schon wissen, wo er was erlösen wird können. Kein Wunder! Nichts ein Wunder. Außerdem: Der Coup, Riesen zu beschäftigen, weil die keine Maschinen brauchen, ich weiß nicht, ob der so klug war. Im Moment schon, aber dann? Maschinen geben irgendwann Ruh, die Menschen nie. Natürlich waren die Zwerge sauer, weil sie die Voraussetzungen nicht erfüllt haben, du weißt schon, welche, und weil man ihnen dauernd alles weggenommen hat, was sie da geschmiedet hatten. Wie gern hätten sie das alles behalten, aber das ist nicht der Zweck von Arbeit, daß man das nur für sich selbst tut. Da ginge ja gar nichts mehr weiter! Die armen Zwergerln! Man hätte ja hundert von ihnen aufeinanderstellen müssen, um einen einzigen Stein aufzumörteln. Nein, das wäre nicht gegangen, obwohl man davor gut hätte in Leitern oder Feuerwehrwagen investieren können, die notieren ja an der Börse und nicht einmal schlecht. Goldschmieden im großen Stil vernünftiger. Gold braucht man immer. Moment, wo steht es grade, na ja, hat etwas nachgelassen, steht aber noch gut im Futter. Ist Futter gar. Gar nicht. Gold ist das meiste. Weißt du was, wir entführen es einfach! Aber einfach ist es nicht, also sollen es wieder mal andre machen. Rein und schuldlos waren sie alle, das behaupten sie zumindest, bevor das Gold geschmiedet wurde. Was jeder gebraucht hat, hat er bekommen, was dem anderen schadet, das tun sie jetzt. Erschlagen sich gegenseitig, die Riesen sind da nicht die ersten, die stehen schon auf einem Haufen Erschlagener, dabei müßten die sich nicht größer machen, als sie sind. Sollen sie doch gleich Gold machen, wenn stehlen dermaßen gefährlich ist, sowas belastet das Gewissen, mit dem du dein Einfamilienhaus allerdings auch nicht bezahlen kannst, Papa! Wer kauft sich was für dein Gewissen, Papa! Und vom Speer, wo du dummerweise alles aufgeschrieben hast – ich sag dir immer wieder: nur nichts Schriftliches! –, kann sich keiner was abschauen, der einen anständigen Betrug plant. Jedem sein eigenes Verbrechen! Die Erbtante Freia, die ja keine Erbtante ist, weil sie nie sterben wird, darauf kann man sich verlassen, die wird vielleicht zahlen. Wäre unklug, sie umzubringen, wenn sie gar nicht sterben kann, aber es wäre auch allgemein unklug, sie gehen zu lassen, weil ihr euch dadurch eures wichtigsten Kapitals begebt und Schönheits-OPs brauchen werdet, um euer Alter zu übertünchen, ihr geschminkten Leichname! Was rausgeht, muß auch wieder reinkommen. Die Jugend geht, das Alter kommt, Freia geht zu den Freiern und dann zu den noch Freieren, Entschuldigung, und die Falten kommen euch sogleich hoch. Aber egal. Du mußt eh nicht zahlen, und du wirst auch nicht zahlen. Die Zwerge produzieren das Geld, und andre Wichte, ich meine Wichtel, heben es für sie auf. Bis es ihnen genommen wird, wie alles. Von dir sprossen die Helden, na und? Du atmest so viel Hauch aus deiner Brust aus, wie die Helden ihn nicht einmal einatmen könnten! Schöne Sachen, Schmuck, seltene Stücke drunter, da gibts nichts. Allein dieser Ring! Ja. Allein dieser Ring. Ein Unikat. Aber behalten werden sie es nicht dürfen, obwohl sie es verdient haben, die albernen Iche. Welcher Arbeiter hätte je behalten dürfen, was er verdient? Die haben rasch gelernt, die Alpen, nein, die Alben, die haben sich gesammelt, im Albenalbum haben sie sich gesammelt wie Bergsteigerfotos von lichten Höhn, das wäre ja noch ganz in Ordnung gewesen, aber dann haben sie sofort wieder aufeinander eingeprügelt. Haben Schwerter geschmiedet, die immer wieder auseinandergefallen sind, handwerklich waren sie vielleicht nicht so auf Zack, die anderen aber waren noch schlechter. Nicht einmal du, Papa, hast beim Schmiedenlernen gut genug aufgepaßt. Du hast das Handwerk nicht erlernt. Da mußten andre ran. Ein Gott muß nichts lernen, der ist, und das genügt. Ihm zumindest. Die übrigen: Hauptsache jeder gegen jeden! Immer! Anstatt daß sie einig sind gegen dich. Sie ahnen, daß nur einer das Schwert richtig hinkriegt, und dieser Held wird leider ein Idiot sein. Und wo wird er landen? Natürlich bei mir, typisch! Ich bin ja die Müllhalde für Helden. Daß für den ein Zwerg auch nur umfällt, was bei dem nicht viel Unterschied machen würde, er ist ohnedies sehr klein – unnötig! Zahlt sich nicht aus. Den Zwerg macht er kalt. Als wäre das eine Leistung. Und du zahlst auch nicht aus. Dein Glück, Papa, daß die alle so zerstritten sind oder noch gar nicht existieren, weil du sie erst erzeugen mußt! Dauernd haben sie jemand was weggenommen, das dann den neuen Besitzern weggenommen wird, und so weiter und so weiter. Diebstahl am Anfang, Diebstahl am Ende, dazwischen Betrug. Eigentum – Diebstahl. Eine endlose Kette der Enteignung, nur damit wir unser neues Haus kriegen! Mir doch egal. Ich bin eh lieber in der Natur als daheim. Bin lieber im Stall bei meinem Pferd, wie alle Mädchen. Mir egal, wie du das Haus abstotterst, Papa. Du stotterst und stotterst, und dabei fehlt dir doch bloß ein Auge, das jetzt am Himmel glänzt, wo du es nun wirklich nicht benützen kannst. Mehr Versehrtheit bei einem Gott nicht nötig, der lieber verzehrt oder von Flammen verzehrt wird. Nein, das andre Aug sagt auch nichts. Nein, das sagt mir jetzt leider gar nichts. Es schaut bloß. Ich sehe nicht, wofür du es gegeben hast, das Auge, am Brunnen ein Auge gegeben, nein, nicht für eine Entscheidung, für eine Entschuldung, für eine Entschuldigung für all die Toten, daran würdest du nicht denken, am Brunnen vor dem Tore ein Auge, für nichts, für gar nichts, denn weise kann ich deine Entscheidungen nicht nennen. Deine Raben äußern sich erst gar nicht dazu. Kann ich gut verstehn. Nein, auch die Wölfe nicht. Die kommen hier gar nicht vor. Dafür redet Fricka, und das pausenlos. Ihr Gerede geht in schrilles Gekreische über. Eine starke Frau, wie es jetzt so oft verlangt wird. Mußt du sie denn ständig betrügen? Du bist doch einmal dermaßen auf sie gestanden, daß du dein Aug geopfert hast! Alle haben jetzt die Hölle auf Erden anstatt des neuen Heims. War das nötig? Sich dem launischen Gezücht unter der Erde, das Unzucht und Unterordnung nicht kennt, nein, nicht einmal die!, zu unterwerfen? Diese ganze Zauberscheiße. Hast du das nötig? Du bist schließlich Präsident oder wie du es nennen magst. Oder ein paar Stockwerke drüber, egal, man kann dich im Nebel eh nicht sehen, so hoch droben, du Wandler des Rechts, das heißt noch lang nicht, daß du dauernd wandern mußt und deine Frau damit auf die Palme bringen! Die Götter haben immer schon ihre Gestalt wechseln können, keinem bleibt seine Gestalt, das stimmt ja nur in Bezug auf das Alter, aber ihr Götter seid immer schon andere gewesen und andre geworden, wenn man euch anbeten wollte. Oder zur Rechenschaft ziehen, bloß: Rechnen konntet ihr immer besser als alle anderen. Hättet ihr nicht ganz ihr selbst bleiben können, damit die Blauäugigen, die Gläubigen (nicht aber die Gläubiger!) euch finden? Schenk ihr lieber einen Ring, du weißt schon welchen! Wem wirfst du eine Schuld vor wie Heu einem Tier? Die Welt beherrschen, aber nicht einmal einen ordentlichen Ring schmieden können, da kannst du wirklich drauf stolz sein, Papa! Ein Ring, das geht doch ganz einfach. Du nimmst ein Stück Gold, machst ein Loch rein, und fertig. Dann schmeißt du ihn ins Wasser, damit ein Mehrwert dazukommt, ohne viel Aufwand, und dann holst du ihn mit viel Aufwind wieder raus beziehungsweise läßt irgendeinen Dummen das für dich erledigen und erledigst dann den. Nur damit du ihn wieder hergeben kannst, den Ring. Du kannst das alles doch einfach anordnen, was dir Nutzen bringt, und aus. Wieso überhaupt bezahlen? Was kümmert es dich, ob der Wert deines neuen Einfamilienhauses nun durch den Arbeitsprozeß seiner Errichtung geschaffen wurde, durch seine schöne Lage auf dem Berg oder durch Zauberei? An die hat nicht einmal Marx gedacht, und der hat an alles gedacht! Was ist da alles in dieses Haus eingeflossen, das ihr unbedingt haben wolltet, Fricka und du? Die produktive Arbeit von zwei depperten Riesen floß da hinein wie der Rhein, mit diesem riesigen Unterbau, den man im Fluß nicht sieht, uraltes Zeugs, zum Teil flüssig, verflüssigt, zum Teil ein Fluß voll Zeugs, goldener Sperrmüll, der den Wert deines Hauses nicht steigert, weil du den Erbauern dieses Goldzeugs schuldig geblieben bist? Ich kenne mich nicht mehr aus, ich glaube, du wirst es doch hergeben müssen, danke, Sie auch nicht, Sie mich auch, egal, ich rede und rede, danke für den Applaus, ich rede sinnlos, danke, daß der Applaus jetzt anschwillt wie der Rhein jedes Jahr bei Hochwasser, danke, also, was wollte ich sagen, die ganzen rudernden Ärmchen der Zwergenschmiede, die tonnenschweren Arbeitsschritte der Riesen, all die toten Helden, die wir herumschleppen müssen, damit du deine Frischzellenkur bekommen kannst, Papa, und die Helden natürlich auch, fürs Militär ist ja immer Geld da, alles das ist wie eine Seelenwanderung von Wesen, die du in deinen Dienst gestellt hast. Die Arbeit all dieser Wesen, ob goldförmig, fest, tropfend oder flüssig oder überflüssig, egal, die Arbeit all dieser Wesenheiten in ihrer riesigen Zahl und der Riesen in ihrer eher kleinen Zahl, nur zwei Stück, noch balder nur noch einer, was wollte ich sagen, also all diese produktive Arbeit der Gespensterwesen Arbeiter, egal, in welcher Form und Größe sie nun auftreten, die dein neues Produkt geschaffen haben, dein Einfamilienhaus, all diese Bildungselemente für den Hausbau eines Gottes oder Präsidenten oder was weiß ich, diese Arbeit, die ganze Arbeit kommt nur dir zugute und deinen Mitgöttern, eigentlich Abgöttern, denn von ihnen ist nur wenig die Rede, und mit alldem, mit all denen geht also, gehen wir es an!, diese Seelenwanderung, von der ich gesprochen habe, vor sich. Die Seelenwanderung findet statt, sie ist nicht, wie irrtümlich gemeldet, abgesagt worden, im Gegenteil, sie findet ununterbrochen statt, Sie können jederzeit rein- oder rausgehen, Sie werden alles mitkriegen. Der Tauschwert wandert rein, er wandert raus, er wandert rein, er wandert raus. Rein, raus, rein, raus, je nachdem, aber nach was genau, das kann ich nicht sagen. Es verbrennt mir im Mund, ich muß sagen: Ich weiß es nicht, sage aber eine Menge mehr, obwohl ich von nichts eine Ahnung habe, was meinen eigenen Gebrauchswert nicht gerade steigert, aber meinen Tauschwert: oho! Nicht schlecht! Die Entwicklung meiner gesellschaftlichen Produktivkraft habe ich gut genützt, auch wenn mir Leute dabei geholfen haben. Sage ich also weiter, sage ich nichts weiter, sage ich also weiter irgendwas. Egal. Und der Wert all dieser Elemente, all dieses Gezüchts, den du, nebenbei gesagt, auch noch nicht bezahlt hast, weil es sich selbst bezahlen soll, indem die Besitzer einander umbringen, und so schuldet man immer weniger; was ist der Wert, wie geschieht der Austauschprozeß, wie geht er vonstatten?, gestatten: Wert, warte derzeit noch darauf, welcher, also das basiert alles darauf, daß man sich die fremde Ware aneignet, indem man die eigene veräußert, und das Rechtsverhältnis dabei ist der Vertrag, die Menschen, die Personen des Rechts, existieren nur füreinander als Repräsentanten von Ware und daher als Warenbesitzer, sie existieren (und dann sterben sie mit dem Staat gemeinsam ab und kommen mit ihm ins Familiengrab, obwohl sich der Staat zu ihnen nie wie eine Familie benommen hat, na ja, wie meine zu mir vielleicht schon), bis die Ware weg ist oder bis nur noch einer was hat, aber der wirst nicht du sein, der eine, der was hat, am Ende wirst nicht du derjenige sein, das sage ich dir, Papa, Gott!, ich kann dir genau sagen, was mit dem Haus passieren wird, du wirst erst mal zurücktreten müssen, nein, wirst du nicht, ja, wirst du schon, im Augenblick, da ich das schreibe, ist das noch nicht klar, doch, jetzt schon, zurückgetreten!, ich, eine Opportunistin, werde das Ergebnis später einsetzen, wenn ich es zugestellt bekommen habe, schon geschehn!, was wollte ich sagen, während ich schon soviel gesagt habe, ja, was?: Also, der noch unbezahlte Wert, vor dessen Bezahlung du dich auch weiterhin drücken wirst, Papa, dieser verzehrte, verzerrte Leib eines Werts, der geschaffen wurde von Unbedankten, Unbezahlten, du glaubst ja, als Gott kann man sich alles erlauben, Papa, also dieser verzerrte Leib eines neu geschaffenen Werts in Häusergestalt – ja, Zeitungen, schreibt es ruhig hin, mir ist das egal, Apparate, blast es hinaus!, ich lese sowieso nur die Postings, durch welche Menschen denken lernen können; alles egal, auch wenn ich mit dir verwandt bin und es auf mich zurückfällt –, Papa, also der Wert, der verzehrte Wert, der in Arbeit übergegangen ist, nein, die verzerrte Arbeit, die zu einem Wert geworden ist, der aber gar kein richtiger Wert ist, nicht für uns jedenfalls, die ihn bezahlen sollen, geht in den neu gestalteten Leib des Produkts, des neuen Hauses also, über, das wir auch bezahlen sollen und das du meidest, beinahe seitdem es steht. Und mit ihm die Gattin. Papa, du spinnst. Indem also die Riesen einen Wert geschaffen haben, ihre Form von Hausbau, ihr Forum für Klagen und vermischte Forderungen, in einem Buch, das keiner aufschlagen muß, weil es immer offen ist, für alle (eine der Fragen des Gottes: Welches Buch muß man niemals aufschlagen?), steht alles drin, ja, ihre Arbeit sowieso, wird hinter ihrem Rücken lautlos, verstohlen, heimlich die wirkliche Arbeit gemacht, die eigentliche, die zählt!, und die heißt: Aneignung. Diebstahl. Bruch von Verträgen. Das ist die eigentliche Arbeit, die Nichtbezahlung, das Ausrinnen, das Wegnehmen, das Nichteinhalten von etwas, das nicht einmal gehalten werden könnte, wenn es so federleicht wäre, daß man es dafür eigens einfangen müßte!, so, das ist die eigentliche Arbeit, die Enteignung derer, die sie machen, das ist die eigentliche Arbeit, und die hast du, wenn schon der Arbeiter seine Arbeitskraft nicht mehr verkaufen kann, weil keiner sie mehr braucht, die hast du übernommen, Papa, als einer, der die Arbeitskraft, ja, auch die von geistig Minderbemittelten, dafür aber körperlich begabten Kraftsportlern in ihrer Kraftkammer, aus der man sie nie hätte herausholen sollen, der die Arbeitskraft also nimmt und nicht in Mehrwert verwandelt, sondern in noch mehr Wert! Mehr Wert als der Mehrwert, der ja immer geschaffen wird. Ist normal. Dieses Haus ist, indem es nie bezahlt wurde, vollkommen unverkäuflich, weil es ja keinen Wert hat. Nein. Das stimmt alles nicht. Arbeit wurde zugesetzt, von den Riesen, Bezahlung wurde versprochen, aber am Ende: nichts. Am Ende nichts. Nur das Produkt ist da, es trägt keine Züge von Arbeit mehr, das wäre ja noch schöner. Diese verzerrten, verquälten Züge, mit denen die Pendler dorthin fahren, jeden Werktag wieder, Verspätung der Züge, Rennereien, Hetze, das Kind muß noch im Kindergarten abgegeben werden, der Mann muß noch beschimpft werden, und der Zug kommt nicht und nicht daher, allein diese Züge anschauen zu müssen, das kann wirklich keiner verlangen. Das sind nicht die Züge im Antlitz eines Gottes. Diese feste Burg ist nicht unser Gott. Die feste Burg gehört unserem Gott, aber das ist im Prinzip dasselbe und ist mehr, als wenn er sie selbst wäre, die Burg. Riesige Geldmengen werden verschoben, aber bezahlt wird nicht. Bezahlt wird überhaupt nichts. Das Geld ist da, es lebt, es arbeitet nicht, bitte, früher hat es das noch getan, jetzt arbeitet es nicht mehr, es ist einfach da, immer hat es ein andrer, wofür, wozu, das Geld, das Gold, es glänzt, ich weiß, Papa, du willst den Kuchen essen und gleichzeitig behalten, und das gelingt dir auch noch, du Gieriger!, ich weiß, so hat dich noch keiner genannt, du Freßgott, helfgott!, wenn es dir oben wieder rauskommt, hilf dir selbst, verhilf dir zu allem, was du willst, denn andre zahlen, das heißt nein: Andre werden schon gar nicht bezahlt. Zwergengezücht, notzüchtige Riesen, ich meine: züchtig aus Not!, die dafür wiederum keine Frau finden, kein Wunder übrigens, bei ihrem Körperbau – zum Glück haben sie unseren Bau vernünftiger gestaltet! –, diese Frau würde ja ständig auf der Leiter stehen, wie die Zwerge bei der Arbeit, immer müssen sich alle wie zwanghaft erhöhen, und wenn sie dazu auf andre draufsteigen müssen, denn drübersteigen würde zu lang dauern, was wollte ich sagen, immer will ich was sagen, aber es hört keiner zu, du bist ohnehin längst weg, wie die meisten Papas, ich seh dich nicht, wo bist du, du Halbblinder, du Selbstbinder von Verträgen? Ich meine das alles doch nicht ernst, hörst du, es ist eine Naturgabe, die Arbeitskraft, eine Naturgabe, die der Arbeiter hat, andere haben sie nicht, er hat sie schon, eine Gabe, die ihn nichts kostet, kein Wunder, daß er sie verschenkt, aber ihrem Besitzer, dem Menschenbesitzer, dem Gott, sehr viel einbringt. Ach nein, Entschuldigung, das war ja früher. Immer fall ich zurück, wenn ich eigentlich vorankommen will. Wir waren schon weiter, gehen aber immer wieder zurück. Wozu das ganze Haus, Papa? Wozu das alles? Nur damit du endlich nicht mehr fremdgehst, sagt die Fricka. Aber du hättest im Gold wohnen können! Du hättest das Haus nicht gebraucht, du hättest gleich im Schatz, im Hort wohnen können, im Hort der Kinder des Rheins! War dir vielleicht zu
