Angabe der Person - Elfriede Jelinek - E-Book + Hörbuch

Angabe der Person Hörbuch

Elfriede Jelinek

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Beschreibung

Die «Lebensbilanz» der Literatur-Nobelpreisträgerin – und eine große Geschichte über Schuld und Schulden. Ein steuerliches Ermittlungsverfahren, das zwar inzwischen längst eingestellt wurde, das aber selbst intimste E-Mails auswertete, wird für Elfriede Jelinek zum Anlass, auf ihre «Lebenslaufbahn» zurückzublicken Erstmals erzählt sie literarisch die Geschichte des jüdischen Teils ihrer Familie. In die persönlichen amtlichen Angaben schieben sich Berichte über das Schicksal von Verwandten, die während der Nazizeit aus Österreich fliehen mussten, die deportiert und ermordet wurden. Zugleich führt der private Finanzfall auch zum Nachdenken über globale Kapitalströme. Wie sehr profitieren Staaten bis heute von enteignetem jüdischem Vermögen? Wie viele NS-Größen wurden umgekehrt nach 1945 anstandslos entschädigt? Und was sind aktuelle Steuersparmodelle oder handfeste Betrugsskandale, von Cum-ex-Geschäften bis zu Wirecard? So autobiografisch wie allgemeingültig, so sarkastisch wie wütend rechnet Jelinek in Angabe der Person nicht nur mit sich, sondern auch mit einer Gesellschaft ab, die sich eher für die Täter als für ihre Opfer interessiert – und verfolgt die weit verzweigten Wege des Geldes als eines der größten Geheimnisse in der modernen Wirtschaft.  Erstmals erzählt sie literarisch die Geschichte des jüdischen Teils ihrer Familie. In die persönlichen amtlichen Angaben schieben sich Berichte über das Schicksal von Verwandten, die während der Nazizeit aus Österreich fliehen mussten, die deportiert und ermordet wurden. Zugleich führt der private Finanzfall auch zum Nachdenken über globale Kapitalströme. Wie sehr profitieren Staaten bis heute von enteignetem jüdischem Vermögen? Wie viele NS-Größen wurden umgekehrt nach 1945 anstandslos entschädigt? Und was sind aktuelle Steuersparmodelle oder handfeste Betrugsskandale, von Cum-ex-Geschäften bis zu Wirecard? So autobiografisch wie allgemeingültig, so sarkastisch wie wütend rechnet Jelinek in Angabe der Person nicht nur mit sich, sondern auch mit einer Gesellschaft ab, die sich eher für die Täter als für ihre Opfer interessiert – und verfolgt die weit verzweigten Wege des Geldes als eines der größten Geheimnisse in der modernen Wirtschaft.

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Zeit:8 Std. 14 min

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Elfriede Jelinek

Angabe der Person

 

 

 

Über dieses Buch

Die «Lebensbilanz» der Literatur-Nobelpreisträgerin – und eine große Geschichte über Schuld und Schulden.

 

Ein steuerliches Ermittlungsverfahren, das zwar inzwischen längst eingestellt wurde, das aber selbst intimste E-Mails auswertete, wird für Elfriede Jelinek zum Anlass, auf ihre «Lebenslaufbahn» zurückzublicken Erstmals erzählt sie literarisch die Geschichte des jüdischen Teils ihrer Familie. In die persönlichen amtlichen Angaben schieben sich Berichte über das Schicksal von Verwandten, die während der Nazizeit aus Österreich fliehen mussten, die deportiert und ermordet wurden. Zugleich führt der private Finanzfall auch zum Nachdenken über globale Kapitalströme. Wie sehr profitieren Staaten bis heute von enteignetem jüdischem Vermögen? Wie viele NS-Größen wurden umgekehrt nach 1945 anstandslos entschädigt? Und was sind aktuelle Steuersparmodelle oder handfeste Betrugsskandale, von Cum-ex-Geschäften bis zu Wirecard?

So autobiografisch wie allgemeingültig, so sarkastisch wie wütend rechnet Jelinek in Angabe der Person nicht nur mit sich, sondern auch mit einer Gesellschaft ab, die sich eher für die Täter als für ihre Opfer interessiert – und verfolgt die weit verzweigten Wege des Geldes als eines der größten Geheimnisse in der modernen Wirtschaft.

Erstmals erzählt sie literarisch die Geschichte des jüdischen Teils ihrer Familie. In die persönlichen amtlichen Angaben schieben sich Berichte über das Schicksal von Verwandten, die während der Nazizeit aus Österreich fliehen mussten, die deportiert und ermordet wurden. Zugleich führt der private Finanzfall auch zum Nachdenken über globale Kapitalströme. Wie sehr profitieren Staaten bis heute von enteignetem jüdischen Vermögen? Wie viele NS-Größen wurden umgekehrt nach 1945 anstandslos entschädigt? Und was sind aktuelle Steuersparmodelle oder handfeste Betrugsskandale, von Cum-ex-Geschäften bis zu Wirecard?

So autobiographisch wie allgemeingültig, so sarkastisch wie wütend rechnet Jelinek in Angabe der Person nicht nur mit sich, sondern auch mit einer Gesellschaft ab, die sich eher für die Täter als für ihre Opfer interessiert – und verfolgt die weitverzweigten Wege des Geldes als eines der größten Geheimnisse in der modernen Wirtschaft.

Vita

Elfriede Jelinek, geboren 1946 und aufgewachsen in Wien, hat für ihr Werk eine Vielzahl von Auszeichnungen erhalten, darunter den Georg-Büchner-Preis und den Franz-Kafka-Literaturpreis. 2004 wurde ihr der Nobelpreis für Literatur verliehen.

Impressum

Veröffentlicht im Rowohlt Verlag, Hamburg, Dezember 2022

Copyright © 2022 by Rowohlt Verlag GmbH, Hamburg

Alle Rechte vorbehalten; sämtliche Aufführungsrechte (Bühne, Film, Funk, Fernsehen) beim Rowohlt Theater Verlag, Hamburg

Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt, jede Verwertung bedarf der Genehmigung des Verlages.

Covergestaltung Anzinger und Rasp, München

Coverabbildung Nic Taylor/Getty Images

Schrift Droid Serif Copyright © 2007 by Google Corporation

Schrift Open Sans Copyright © by Steve Matteson, Ascender Corp

Abhängig vom eingesetzten Lesegerät kann es zu unterschiedlichen Darstellungen des vom Verlag freigegebenen Textes kommen.

ISBN 978-3-644-01464-0

www.rowohlt.de

 

Alle angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Printausgabe.

SO, bauen wir mal meine Lebenslaufbahn, Hauptsache, ich muß sie nicht selbst noch einmal entlanglaufen, nur langlaufen die letzten paar Meter, ich entziehe mich lieber selbst, bevor ich etwas hinterziehe, das Hinterziehen ist ja zum Volkssport geworden. Was steht auf dieser Rechnung?, ein berufliches Treffen?, kann stimmen oder auch nicht, wir sagen mal: nicht. Wenn Sie es sagen, wird es schon mal nicht stimmen, keinesfalls, so wie wir Sie kennen. Aber Sie könnten das professioneller und in größerem Stil durchführen, andre machen es doch auch, ich mache es lieber nicht, ich denke an meine persönlichen Fähigkeiten, die ich nicht habe, und an meine Familie, die ich auch nicht habe, Ausnahme: ein Stück Mann, um den gehts, welcher mich hierher führte, welcher mich heimführte, wie man einst sagte, aber in die falsche Stadt, mit der ein Informationsaustausch stattfindet, immer und überall werden Informationen getauscht, die einem dann nicht mehr gefallen; doch wohin führt der Austausch? Da muß doch einer geben und der andre nehmen, das ist es, was Austausch bedeutet, außer einer der beiden liefert nicht, was steht hier? Alles, was hier steht, kann umfallen, es dient nicht dem Aufdecken von Steuerhinterziehung, etwas andres dient dazu, das ich noch nicht kenne, das Doppelbesteuerungsabkommen ist es nicht, es soll mir dienen, damit ich nicht doppelt Steuern zahlen muß, was soll ich dazu sagen? Das Abkommen, es diente dazu, daß sie mir die Bude eingerannt haben, mehr nicht, und das Äußerste, zu dem ich greifen kann, ist ein Papiertaschentuch, um andre Menschen vor meinem Auswurf zu beschützen. Wollen Sie etwa behaupten, Sie wurden verfolgt? Nein. Ich beklage mich ständig, aber nein, verfolgt wurde ich nicht. Verfolgt wurden andre. Ihr Gold ruhte sanft in den Tresoren, mein Schatz!, hast du was Schriftliches?, nein, Hauptsache, das Gold ruht gut und sicher und wälzt sich in der Nacht nicht schlaflos herum. Das muß einem schon wert sein, daß es einmal verschwindet, von den ehemaligen Besitzern ja auch keiner übrigblieb, um es zu holen, was blieb den Zurückgebliebenen, den lieben Daheimgebliebenen, den Nachkommen andres übrig, als zu verzichten? Wer weiß schon, welche Eier wohin gelegt und wo sie angelegt wurden, man wußte es nicht, bis zum Tag, da man es wußte, leider nichts von meiner Familie dabei, mein Opa war Buchbindergehilfe, woher hätte er es nehmen sollen und nicht stehlen? Der wurde ja selbst deponiert, in einer geheimen Wohnung, mit andren zusammen, mein mittelloser Opa im Versteck mit andren, mein Opa war ein Jammerer, unaufhörliches Geseire, hierhin wollte er nicht, dorthin wollte er nicht, in ein sicheres Drittland wollte er nicht, es hat sich ihm auch keins angeboten, ins KZ wollte er auch nicht, er war halt wählerisch, nirgendwohin wollte er, nur bleiben, wo er war, aber das ging nicht, da haben ihm die häufig wechselnden religiösen Bekenntnisse, die kein Gott je hören oder erhören wollte, auch nichts genützt. Doch Geld hatte er keins, und daher war der Zutritt zur Schweiz ihm versperrt, tut uns echt leid. Die Schweiz? Kleiner Kraftlackl. Wird immer praller, als Schiffsladung wäre es schon längst untergegangen, kein Wunder. Sie hat es immer vom Lebendigen genommen. Die Toten geben ja nichts her. Die geben einfach nichts her. Na, behalten wir es halt. Die sitzen in der Schweiz nicht auf ihrem Geld, sie sitzen auf ihren Händen, damit sie sich nicht selbst applaudieren können, andren aber auch nicht. Gut gemacht, Schweiz!, alles richtig gemacht!, Erfolgsgeschichte Schweiz, wobei, nein, die Schweiz ist das, was sie immer war, doch das ist sie mehr, als andre Länder es je waren. Andre Länder kommen später dran, und auch mir sagt man es ständig, nimm dir die Schweiz zum Vorbild und steh früher auf und sei ausgeschlafen!, dort verdienen sie so gut!, sie verdienen alles, was andre ihr geben, sich regen bringt Geldsegen, nein, andren Segen, und doch, und doch, wir haben diese Vollkasko-Mentalität, nicht wahr, wir glauben, wir zahlen, wir glauben, wir zählen, und dann haben wir Ruhe. Die Schweiz gibt gleich Ruhe, bitte, warten Sie, sofort ist Ruhe, sie ist ein stilles Land. Sie muß sich nicht regen, den Segen bringen ihr andere. Man findet die teuren Namen, man findet die dazugehörigen Gräber nicht, zu blöd, wir irren seit Wochen herum und finden sie nicht, nein, die findet man nicht, die Wolken regneten sie herab, tauet, Himmel, den Gerechten, ich sehe keine, was gibt der Himmel für einen einzigen Gerechten?, 99 Ungerechte?, nein, umgekehrt, ungeklärt, mal sehen, ob ein andrer mehr gibt, egal, danach wurde wieder aufgeforstet, als wäre nichts geschehn. Sogar die teuren Konten durften dableiben, aber auch nur die, wohin sollten die auch gehn, die Kontoführung wurde abgeführt, die Besitzer wurden es auch. Das Kapital fährt ins Ausland, spricht seine Sprache, und dort, wo man auch seine spricht, bleibt es dann liegen. Die Sonne scheint nicht in Tresore, die Sonne kommt aus den Tresoren und bestrahlt uns, wenn wir sie öffnen, die Büchsen der Pandora. Man wird uns erwischen, das ist auch schon der ganze Inhalt.

 

Sie sind so arm an Leben, da ist ja keine Reise verzeichnet im Buch Ihres Lebens, welches hier vor uns liegt, Sie sind arm an Leben, wir machen Sie noch ärmer! Vielleicht könnten wir Sie sogar einsperren, wenn wir noch die fehlenden 200.000 finden, die Sie uns hinterzogen, zusätzlich zu den Millionen, die Sie Ihrem heimatlichen Staat auch nicht zugeführt haben. Wären es Milliarden gewesen, wir hätten Sie nie gefunden. Niemand hätte Sie gefunden. So aber. Wir haben auch den losen Vogel Finck nicht gefunden, der sein Geld ohne rechtes Maß fürs Rechte ausgegeben hat, die Linke hat nicht gewußt, was die Rechte getan hat, so wie schon sein Opa von hier aus das Rechte getan und was Rechtes finanziert hat, was Anständiges, zu Recht, er war im Recht, wir sind es nicht, im Recht, wir können einen Fink nicht von Amsel und Drossel unterscheiden, das kann nur ein Star, den Blumen erfreun im Schatten unserer Wälder, und der Fink singt sein Lied, wie er es von seinem Opa gelernt hat. Ich habe von meinem Opa nur das Klagen und Beklagen gelernt. Den Grund dafür durfte ich mir immer selber aussuchen. Wie? Nein, Sie kriegen nichts, wer ein Nichts ist, kriegt nichts. Sie aber, Sie haben sich beschieden mit dem, was Sie sich auch nicht genommen haben. Sie haben nichts, kein Verdienst, bescheiden zu sein! Wir wenden das Gesetz in seiner ganzen Härte an. Die ganze Härte trifft nicht den Fink, der inzwischen ohnedies zu seinem Schöpfer heimgekehrt ist, der trifft einen Geist, der auch endlich heimgekommen, seinen Opa, und alle, die im Recht sind, weil sie die Rechte selbst sind. Wir können es nicht anwenden, das Recht, es ist ja nicht unsres, wir können es nicht anwenden in – hier folgt eine kleine Auswahl, worauf warten wir?, nein, sie folgt mir nicht – das Recht kann man nicht anwenden, wir wissen ja nicht, auf wen, aber nicht anwenden können wir es in Somalia, Vatikan, Brunei, Bermuda, Katar, Westsahara, Kuwait, Oman, Monaco, Pitcairn, Norfolk Island, Cayman Islands, Britische Jungfern-Inseln, Vanuatu, Wallis und Futura, nein, Futuna, St. Bartholemy, Turks and Caicos, St. Kitts and Nevis, Bahamas, ach, das ist das, wo die lieben Schweinchen über die Wasserrutsche toben wie die Tropenstürme!, da freuen sich die Leute, wir jedoch haben dort unser Recht verloren und bis heute nicht wiedergefunden. Diese Aufzählung ist nicht gebührenpflichtig, kann Ihnen aber weiterhelfen. Einem nackten Mann können wir nicht in die Tasche greifen, Ihnen aber schon.

 

Warten Sie nur, bis jemand in die Taschen vom Finken hineingeschaut hat! Sie werden staunen. Die Einkommensteuer hat mehr Kriminelle geschaffen als jedes Gesetz! Gotcha! Wir führen Sie in handlichen, klingenden Schellen ab, an dieser Summe, die für Ihre Verhaftung noch fehlt und für Ihre und für Ihre dort auch, soll es nicht scheitern. Der Fink macht in sein gemachtes Nest, und dann verkauft er seine Scheiße auch noch, er nimmt es vom Lebendigen, er nimmt die Zinsen, und dann gibt er es der rechten Sache. Das Geld feiert jetzt seine Heimkunft, als wäre es ewig weg gewesen. Sie aber sind hier gestellt und pflichtig. Da hätten Sie schon ins steuerfreundliche Ausland ziehen müssen, genau, dorthin, wo Sie jetzt nicht sind. Statt dessen sind Sie mitsamt Ihrer Blödigkeit in unser steuerunfreundliches Inland gezogen, es hat Sie hierher gezogen, jetzt ziehen dafür wir an Ihnen, da sind Sie dann platt, was?! Es gilt das Wohnortprinzip. Und dagegen haben Sie verstoßen. Wohnort: falsch gewählt. Eine Ehe schließt man für immer, das Geld aber sollte man nicht für immer einschließen, es muß ja arbeiten gehen.

 

Was man alles mit diesem Land anfangen könnte! Was man erst anfangen könnte, wenn man auswanderte und einem das ganze Geld erhalten bliebe, mit dem wir unsere Familien erhalten könnten. Überstürzen Sie nichts, stürzen Sie nicht, lassen Sie prüfen, und dann handeln Sie, bevor im ganzen europäischen Reich, nur nicht für die Reichen natürlich, eine Fluchtsteuer eingeführt werden wird, wenn die Auswanderung von echten Steuerzahlern und der Transfer von Kapital aus der europäischen Steuerwüste weiterhin so zunimmt, das darf nicht sein, neinnein, da erwischen wir Sie lieber vorher, bevor Sie Ihren Paß aktivieren und Ihr Ticket bestellen. Ihr Fluchtgepäck sollte der Erde leicht sein, und der fremden Erde, die Sie noch nicht kennt, ganz besonders! Nein, um die toten Ratten brauchen Sie sich nicht zu kümmern, die verbrennen wir dann. Blut spritzt den Tieren aus den Nasenlöchern, sie drehen sich um sich selbst, dann legen sie sich nieder. Dort liegen gleich acht im Rinnstein, in einer glänzenden Pfütze. Das Licht spiegelt sich darin. Licht bedeutet Leben, vor allem im Auge, dieses aber nicht. Die eine Ratte schaut mich noch einmal genau an, bevor sie stirbt. Das wäre doch nicht nötig gewesen. Wir hätten sie nicht angeschaut. Wir meiden Blicke. Ein sonderbares Fieber. Es ist bestimmt nicht ansteckend. Ich könnte Ihnen schon ein paar hundert Fälle dieses Fiebers aufzählen, von denen die meisten tödlich ausgegangen sind. Das Klopapier geht ebenfalls aus. Leider nicht mit mir.

 

Siehe, es öffnet sich ein Schrein, und die Stimme eines Herrn Staatsanwalts, oder wer immer das ist, der uns anklagen will, einer will das immer, sie spricht, die Stimme. Was, die kann sprechen? Toll. Meist schreibt sie nur. Und das Urteil ergeht dann auch schriftlich. So, sie hat bereits gesprochen. Das sagt der Staatsvertreter, der sich den Staat nicht aussuchen konnte, den er vertritt, das sagt er immer, wenn er klagend auf Sie weist und alle andren auf die Plätze verweist. Platzverweis! Macht nichts. Wir leben eh schon längst woanders. Was, Sie bestreiten das? Sie bestreiten Ihr Leben, aber woanders? Wir bestreiten Ihr Leben auch, für uns müßten Sie gar nicht existieren, für uns ist das alles genau das, was Zahnärzte und andre Ärzte horten, sogar in hohlen Vorhangstangen haben wir es schon versteckt gefunden, das Gold, ja, auch Wurstfabrikanten, politische Funktionshosenträger und Sportmanager finden ungewöhnliche Orte für ihre Ersparnisse, welche sie fleißig vermehrten, sie alle werden versuchen, ihre Gewinne mit allen Tricks zu minimieren. Passen Sie auf. Falls der Unternehmer selbst nicht auswandern kann, wird er doch mit einer nahestehenden Auslandsfirma wenigstens zum Teil auswandern und mit dieser Firma Leasingverträge abschließen, Beratungs- und Konsulentenverträge, Serviceverträge zur Softwarewartung, Verträge zur Prospektgestaltung, Patent- bzw. Markennutzung und so weiter und so fort, alles abschließen, jedenfalls bis noch mehr hereinkommt. Ihr Fall aber, Ihr Fall ist deswegen, nein, nicht deswegen, noch lang nicht abgeschlossen, doch der Fall des Herrn Fink hat noch gar nicht begonnen, vielleicht wird er gar nicht fallen; Sie haben also noch Glück, der Fink hat das alles noch vor sich und darf sich freuen. Sechs Jahre wird Ihr Fall mindestens währen, vielleicht länger, und das ist noch kurz, gemessen an der Ewigkeit. Oder, nur so eine Idee, was lange währt, wird endlich gut: Gründen Sie selbst die Steuerfirma Hoch/Tiefbau und dann die Firma Flachbau. Sie können auch eine Karten- und Bezahlfirma gründen, Sie werden rasch merken, daß Sie damit keinen Kredit bekommen und Ihnen auch nichts bezahlt werden wird. Das Geld ist jetzt weg. All diese Firmen werden keine Firmentätigkeit mehr ausüben. Machen Sie sich einen Termin mit mir, ich sage Ihnen, wo ich bin, nicht dort, wo Sie sind jedenfalls. Sie glauben mir nicht? Na dann … Glauben Sie halt jemand anderem.

 

Wir stellen Sie gern auch dem Volke vor, wie Jesus einst dem Volk vorgestellt wurde, während der Herrscher badete, nein, nicht betete, zu wem denn? Der hat sich nur die Hände gewaschen, das ist für uns nicht nötig, wir haben uns die Hände an diesem Herrn, welcher zu Recht spendete, und zu mehr Rechten auch noch, nicht schmutzig gemacht, warum sollen wir sie dann dauernd waschen? Und wenn doch Schmutz vorhanden, wen kümmerts, vom vielen Händewaschen in Unschuld geht Deutschland sowieso schon bald das Wasser aus, alle Viertelstunde müssen die Hände ins Wasser und unter das Joch der Seife, da hilft nichts. Jetzt ist die Zeit für Festnahmen und Maßnahmen. You go to jail, sagte ein Mann, der immerhin der amerikanische Präsident wurde. Er sagte es nicht zu Ihnen, er kennt Sie gar nicht. Er sagt, Sie dürfen bei ihm nicht einreisen und nicht vorstellig werden? Na, dann tun Sie das halt nicht! So. Jesus wird dem Volke vorgestellt, damit es sich eine Vorstellung von ihm machen kann, wer später für ihn stimmen wird; es haben ihn ja viele, aber auch wieder nicht jeder gekannt, nicht jeder einzelne. Und nachdem der Herr seinem abtrünnigen Volk die Ursachen seiner Verwerfung und Zerstreuung, also einen Propheten, der König sein will, vorgestellt hat, fährt Er fort, Er spricht jetzt zum Normalbürger, dem einzigen, der ihm noch zuhört: «Darum siehe, Tage kommen, Tage gehen, wir aber rechnen jetzt die Vorauszahlungen aus, welche Sie zu leisten haben, Jesus hat schließlich auch beträchtliche Vorleistungen erbracht, damit sie ihn ermorden konnten, das macht ja alles Arbeit, was glauben Sie denn?»

 

Ja, das tut mir doch auch alles leid, mimimi, ich persönlich hätte Jesus nicht umgebracht, niemals, nicht einmal, wenn ich Hunger nach seinem Leib gehabt hätte, nicht einmal seinen Propheten hätte ich abgekriegt, zu groß die Konkurrenz, ja, nun zu mir, obwohl diese Nachbarschaft mir gewiß nicht zusteht: Ich bin krank, ich bin krank im Kopf, wie mein liebster Plüschaffe immer sagt, und kein Jesus kann mich heilen, kein Gott kann mich erlösen, denn er ist schon damit beschäftigt, den Herrn Fink und mehrere Stars zu erlösen und seine Erlöse zu verteilen an die Rechtgläubigen, und ich? Glauben Sie mir, aber mir glaubt ja niemand: Lieber wäre ich nicht krank und stünde in kurzen Hosen und zarten T-Shirts, welche gut leserlich bedruckt wären wie meine Papiere, in den Flip-Flop-Schlangen am Flughafen, mit Freuden würde ich dort einem vor Freude strahlenden Schirm mein etwas gebrauchtes Skelett, das ich aber noch brauche, vorzeigen und den Inhalt meiner Habe, den ich vorweisen könnte, sogar müßte, das macht nichts, sogar meine Schuhe würde ich ausziehen, trotz der toten Ratten, die hier herumliegen, das macht mir gar nichts, ich dürfte ja bald weg von hier, ich dürfte in wunderbare fremde Länder, nicht in die bedürftigen, nein, in die dürftigen, weil meine Habe mich dort wieder beruhigen würde, andre aber nicht, Länder, die mir dann nicht mehr fremd sein werden und wo ich mein Vermögen besser absichern könnte, ach, hier bin ich ja schon, hier bin ich sicher, wer, der bei Verstand ist und den Bestand seiner Ersparnisse sicherstellen möchte, würde sich außerhalb der Schweiz auch nur kurz hinlegen und die Augen vor den Tatsachen verschließen wollen? Oder gar noch was anlegen?

 

Nein, mit der Schweiz dürfen Sie sich nicht anlegen, außer Sie sind ganz Amerika, dann dürfen Sie alles. Wenn Sie die amerikanische Steuer vertreten, dann ist alles erlaubt, auch das Steuer zu verreißen und noch die paar Ratten, die kaum mehr gehen können, plattzumachen. Wer sich auch nur kurz hinlegt, stünde schon mit nichts aus dem Nichts wieder auf und wäre fassungslos, weil ihm ein Stein aus der Krone gebrochen wäre und weil die Staatsverschuldung hier so gering ist, wie freut ihn das!, und daher auch keine Verschuldungsprobleme parteiübergreifend zu lösen sind, sondern ausschließlich auf seinem Rücken ausgetragen werden. So spricht der rechte Bürger und sieht einen freisinnigen Bürgersinn darin, welcher ihn anstarrt wie das tote Tier vorhin ihn, als es noch gelebt hat.

 

Das Bezahlen, leider manchmal nötig, ich führe es auf Umwegen ins Unwegsame. Das Bankgeheimnis, ich erkläre es für abgeschafft. Mein eigen Phone benütze ich nicht, niemals, doch es will unbedingt mich, ausgerechnet mich, zum Zahlen benützen, die Bezahlverfahren treten sich schon gegenseitig auf die Zehen. Einer will schneller als der andre beim Herrchen sein und den Ball dem Herren hinspucken, der wird schon wissen, was er damit macht. Die Leute schauen ja alle Pornos und spielen Glück. Und genau dort, wo es so schön ist, hat sich die Bezahlfirma festgesetzt und begonnen, die Börsenleiter hochzusteigen, um sich auch den Himmel zu erschließen. Es muß nicht immer Geld fehlen. Es kann auch Geld, das es nie gab, fehlen. Wo the fuck ist jetzt diese Milliarde, wo ist ihr Schwesterchen, die zweite Milliarde, welche auf den Philippinen aufgeschienen ist, bis die Nacht hereinbrach? Hauptsache, der Staat weiß, daß er Sie endlich aus dem Zahlungsverkehr ziehen möchte, lieber heute als morgen, dabei hat diese Milliarde ja nicht Ihnen gehört, es gab sie gar nicht! Aber bevor Sie sie wegschmeißen, können Sie sie gern mir anvertrauen, bevor die Russen sie kriegen. Kontrolle ist nicht besser, sage ich ausdrücklich, besser kann ich es leider nicht ausdrücken. Aber da hat doch schon längst der Staat die Hand drauf, er schlägt zu, aber da ist nichts mehr. Ihr Besitzer, welcher sie aber auch nicht hat, diese Milliarde, auch die zweite nicht, die wir nicht unter den Tisch fallen lassen wollen, sonst bücken sich zwei gleichzeitig nach ihr und hauen sich die Köpfe aneinander an, ihr Besitzer hat sich abgemeldet. Diese Milliarde, welche nicht existiert, die hat sich vorher nicht abgemeldet, wir wissen nicht, wo ihr Besitzer, der Besitzer von nichts, das aber Einzug in die Bücher gehalten hat, ein Bestseller!, wo das Herrchen dieser Milliarden derzeit aufhältig ist und dort vielleicht schon wieder die Hände aufhält. Vielleicht kommt doch noch die eine oder andre Milliarde zu ihm, das muß er dann aushalten.

 

Wird auch auf Ihrem Rücken soviel ausgetragen? Haben Sie zu viel auf dem Buckel? Dann legen Sie es hier ab, ja, hier, in die Ablage, wie schon ihr Name sagt, dort liegt es gut. Menschen, die die Kühnheit lieben, fahren jederzeit mit der Bahn, sie fahren mit ihrem Auto, sie fahren mit Kuverts, sie fahren mit Plastiksackerln und mit Sporttaschen, aus denen zur Tarnung Tennisschläger hervorstechen, sie fahren leer hin und kommen bepackt wieder zurück. Bitte zur Kenntnis nehmen: Der Herr will hier kein Asyl, Sie geben es ihm trotzdem. Sie zwingen es ihm auf, und dann ist es Ihnen erst zu wenig, was er zu bieten hat. Sie überbieten ihn. Nein, Sie nehmen wir nicht, Ihr Asyl nehmen wir nicht, und wir geben Ihnen auch keins. Wir haben nichts zu geben. Wie Sie wollen, aber zupfen Sie nicht an unsren Mitleidsseiten herum, kann sein, daß die schwach sind und reißen wie unsre Geduldsfäden. Ihr Geld hat uns lange gereicht, jetzt reicht es uns bei weitem nicht mehr. Wir füllen es in diesen Plastiksack, dann können Sie es Ihrer Schwiegermutter bringen, wenn Sie wollen. Ach, von dort kommen Sie grade? Das ist was andres. Doch was hier steht, interessiert uns jetzt nicht, hier kann jeder stehn. Was hier liegt, interessiert uns schon mehr.

 

Bei einem Verfahren nehmen wir Ihnen die Vorfahrt, damit wir vor Ihnen dort sind, und dort sehen wir uns auch wieder. Was Ihre Vorfahren hier angelegt haben, das sehen wir gar nicht, was Ihre Verwandten Ihnen geben, das sehen wir auch nicht, obwohl Sie es hätten angeben müssen. Unsre toten Augen sehen nichts, nichts!, und wenn wir Sie noch gar nicht gesehen haben, oder nur kurz, dann sehen wir Sie auch jetzt nicht, Sie sind uns zu kurz und zu klein, hier bringen Sie nichts vor, und wir tragen Ihnen nichts nach, nicht hier und nicht jetzt, höchstens es füllt ein Köfferchen oder eine Sporttasche, dann tragen wir es Ihnen nach. Vielleicht glaubt Ihnen ja der Richter, wir glauben es nicht. Wir wissen gar nicht, was wir glauben sollen. Glauben Sie, wir haben nichts Besseres zu tun, als Ihnen zu glauben? Bei Ihnen zu Hause glaubt man Ihnen vielleicht, hier glauben wir Ihnen gar nichts. Ist das hier Ihr Wort, oder kann das weg? Warum geben Sie uns Ihr Wort, wenn Sie es doch wieder mitnehmen wollen? Sie sind kein Gegner für uns. Sie sind gar nichts im Vergleich zur Menschheit, die eine Katastrophe ist, welche auch bei uns einst zu Gast war und alles aufgefressen hat, was ihr nicht gehört und nie gehören wird.

 

Der Mensch muß drei Dinge beherrschen, damit er überhaupt etwas beherrschen kann, sich selbst, dann das Schwimmen, das Fahrradfahren und das Rudern?, nein, was war das Dritte? Autofahren? Hab nachgeschaut, es war das Skifahren! Ich hatte es glatt vergessen, wie ich alles vergesse, glatt geht das meistens nicht, aber jetzt weiß ich es wieder, das war das Dritte, das jeder Mensch können muß, stimmt!: Skifahren. Mit dem Rad auch upwardly mobile, mit dem Ski nur downwardly, aber man kommt aus Eis und Schnee wieder runter in den Klimawandel, wo man besser hätte gleich bleiben sollen, denn der ist überall gleich, nur manchmal gleicher, wenn die Menschen vor lauter Geld schon jetzt nicht mehr atmen können. Dann können sie natürlich immer noch krank werden. So wie die Touristen, welche am Arlberg ihre Skier weggeworfen haben, um schneller vor dem Virus flüchten zu können, das Monate zuvor aus einem unschuldigen, nichtsahnenden Tier ausgebrochen war, wenn das Tier gewußt hätte, wie krank es ist, wäre es doch nicht aus dem Haus gegangen! Ihm können Sie nicht die Schuld geben! Überall tote Skier, die liegen hier nur so herum, brauchen Sie welche? So viele schöne Stunden hatten sie den Brettln zu verdanken, aber als sie flohen, als der Kleinbus nicht länger warten wollte, da war ihr liebes Arbeits- und Sportgerät ihnen plötzlich im Weg. Die Menschen sind so untreu! Die Bretter werden unter den Einheimischen verteilt wie das Gewand des Herrn, der gestern noch in der Après-Ski-Bar, wie heißt das Loch?, Arschloch?, Kitzloch?, egal, jedenfalls der big spender war, jetzt spendet er den Engeln, nein, das habe ich erfunden. Ich habe keinen Beleg dafür. Sie aber! Und im Flugzeug kommen wir dann alle wieder zusammen und stecken uns an unserem Atem an. Dort wird alles zusammengeworfen, was der Mensch getrennt hat.

 

Sie sind hinter mir her, bis ich über meine eigenen Worte drüberfalle. Blah! Jetzt verrate ich Ihnen ein Geheimnis, obwohl Sie meine Geheimnisse nicht verdienen, dafür müssen Sie aber auch keine Steuern zahlen, also für meine Worte: sicher nicht, Sie verdienen was andres?, dann müssen Sie natürlich dafür zahlen. Hätte ich Verstand, würde ich Ihnen mein Geld, besser und gern noch dazu das Doppelte von dem, was ich besitze, aus Dankbarkeit überantworten, dann können wir über noch mehr Fragen reden. Wenn Sie nichts mehr haben, können auch wir reden, aber dann wird es nichts mehr zu reden geben. Es gibt Besuchszeiten, da können Sie Ihr Geld besuchen, sobald wir öffnen, können Sie rein, aber so nicht. Diese Tür wird nicht eingetreten, und Sie selbst dürfen erst morgen wieder eintreten. So nicht! So reden wir nicht miteinander! Blah! Blah! Blah! Mit dem Geld ist es immer schwierig, und mit der Wirtschaft erst! Keine Ahnung, wovon die Rede ist, nein, eher ein Schrei in der Nacht. Ja, also schwimmen kann ich nicht mehr, und Fahrradfahren, das den Menschen mobil macht und in diesem Zustand erhält, das kann ich auch nicht. Was war das Dritte, das man können muß?, schon wieder vergessen!, egal, das kann ich gewiß genausowenig, hab ich verlernt, vielleicht finde ich noch eine alte Nummer dieser Zeitschrift, in der man lernt, was vorgeht und was nachgeht, meine Uhr: vor, ich: nach, dort in der Zeitschrift, die immer auf Linie ist, kann ich alles nachschlagen, sie schreiben ja auch über alles, vor allem die sogenannten Dönermorde, lange, lange, lang ists her, bevor Sie es besser wußten, ich habe jede Zeile verschlungen, alles geglaubt, beim zweiten Mal, da Sie auch gelogen haben, glaubte ich Ihnen wie im Fieber die unglaublichsten Sachen, sogar daß man zehn Sekunden die Luft anhalten sollte, und dann sieht man, ob man das neue Virus hat oder nicht, alles erfunden!, und dennoch, wer es nur neun Sekunden schafft, ist tot, ja, jetzt schreiben Sie andre verschlungene, verschlagene Zeilen, als hätten Sie nie tote Türken und einen toten Griechen beschmutzt, Sie Deutsche Sie!, als wäre da nie etwas andres gewesen, so schreibt es die etwas andere Zeitung ab, anders deswegen, weil wir ihr immer glauben, und ich glaube sowieso alles; ich schlage also nach, was das ausgeschlossene Dritte war, vorhin habe ich es genannt, voreilig wie immer, doch es stimmt, das Dritte, Skifahren, ist wahr, Menschen gewinnen Preise damit. Das hätte ich jetzt nicht gedacht.

Ein Plüschtier vielleicht, mit einer Sporttasche, mir doch egal, irgendwann wird es schon wieder gehen:

Wir messen und zählen, wir wägen und nehmen mit einem Löffelchen etwas raus und geben etwas andres rein, und schon haben wir Sie! Aber wir haben Sie ja immer in der Hand, wir sind die Staatsmacht, das proklamiere ich hier ohne Bedenken, weil ich nicht zu ihr und auch sonst nirgendwo dazugehöre und eine Macht brauche, zu der ich aufsehen und von der ich mich unterjochen lassen kann, das ist der angenehme Teil daran. Der Staat ist nicht unser Feind, wir sind seiner. Außer Sie sind Liechtensteiner, dort können Sie als diskrete Geldanlage beim Fürsten eine Lebensversicherung abschließen, Ihr Leben müssen Sie deswegen nicht abschließen, das kommt erst noch, das ist der Witz dabei; ja, sehr diskret. Der Anleger muß bei einer Bank kein legitimiertes Konto eröffnen, die Versicherungsgesellschaft eröffnet ein Konto zum Beispiel auf Lebensversicherung Polizze Nr. soundso, Nummer folgt sogleich, wenn auch nicht hier, ich bin nicht so blöd, Ihnen die zu sagen. Auf dieses Konto können Sie als Anleger eine Einmalanlage einzahlen, die gehört dann nur Ihnen, und ich gehör nur einer allein, nur mir. London sogar noch besser, und es wird noch viel besser, wenn das Geld erst mal weg ist aus unsrem Gesichtskreis! Schon geschehn. Es ist weg und nur noch für wenige sichtbar. Bloß ihr Anführer schreit noch herum. Es kann nur besser werden, ist aber jetzt schon sehr gut. Eine Steueroase? Jein. Nicht-Domizilanten müssen eventuell in einem Land, in dem sie die Gewinne erwirtschaften, Steuern bezahlen. Viele von ihnen zahlen aber, halten Sie sich fest, obwohl es recht gemütlich weitergeht!, weltweit überhaupt keine Steuern, weil sie völlig legal Offshore-Gesellschaften in Nullsteuer-Oasen verwenden. Und noch dazu, das ist eine Fleißaufgabe, nirgends aufhältig sind. Wer würde die auch aushalten! Sie sind einfach nirgendwo. Fliegende Holländer, die aber nicht zwingend Holländer sein müssen. Sie haben Geld? Dann wissen Sie eh, was Sie damit machen können: Sie können mich mal! Ihr Geld kann mehr!, es kann irgendwo, aber praktischerweise auch gleich problemlos in den nahezu eigenen, ganz eigenen Offshore Limiteds auf den Kanalinseln steuerschonend verpackt und verräumt werden, außerdem auf der Isle of The Man, der berühmten Menscheninsel, denn nach ihnen ist sie benannt, nach dem Menschen und seinem Sohn, jeder und sein Sohn wollen dorthin, eine Insel, die jeder ist, jeder einzelne, ja, und in Gibraltar, kein Wunder, daß die Britannier das behalten wollen wie sich selbst. Und jetzt haben sie sich, jetzt haben sie ihren eigenen Staat ganz für sich allein, ist das nicht fein? Der Staat. Braucht ihn jemand? Wer braucht den schon? Man braucht ihn, um sein Geld in einem total andren Staat anzulegen, denn gäbe es keinen Unterschied zwischen dem einen und dem andren Staat, wüßten Sie ja nicht, wohin mit Ihrem Geld. Das Geld selbst weiß ja nichts. Es ist dumm. Der Staat ist eine Macht, er hat keine Zähne mehr, aber wenn er jemanden sieht, der ihm nicht schmeckt, dann zieht er sofort sein Gebiß aus dem Glas und setzt es sich ein, damit er jeden, den er will, fressen kann. Wir sind die Staatsmacht, sagt er, oje, und ich bin nicht bißfest. Aua, jetzt hat er mir ein Stück herausgerissen, das ich noch gebraucht hätte, eine Hälfte fehlt mir eh schon. Was, der andre Staat will sie auch? Machen Sie was draus! Sie können sich umworben fühlen! Jetzt streiten sie sich wieder endlos. Na sowas, Ihr Testament lebt! Jetzt wollen wir es mit Sinn in einem Trust erfüllen, der wird der einzige sein, der Ihnen traut. Ich traue mich nichts, und ich traue niemand. Ich trauere höchstens ab und zu. Mir glaubt man höchstens, daß es mich gibt. Sonst glaubt man mir nichts.

 

Dem Tennisspieler haben Sie auch nicht geglaubt, der war in Monaco und gleichzeitig im Zweitmonaco München, anderer Staat, wo er aber ebenfalls nichts gezahlt hat; die beiden hat er vielleicht verwechselt, ja, München, dort war er, dort, wo seine Wasserspülung rauschte wie der Wildbach, und das haben die Steuermänner dann genau gemessen. Das muß man, wenn man richtig steuern will. Abwägen, zählen, messen. Wieviel Wasser so ein Klo verbraucht! Das ist einfach unmöglich, wenn man nicht dort wohnt. Es sind ja keine Elfen, die die Spülung betätigen. Es wurde ein Urteil gefällt, viele Bäume wurden gefällt, auf die der Borkenkäfer schon wartete, und ich weiß nicht, zu wem ich gehöre, ich glaube, ich gehör nur mir allein. Das habe ich bereits gesagt, das zahlt mir niemand noch mal. Ja, aber dafür müssen Sie auch was zahlen. Der Staat muß die Hand aufhalten, in jedem Land eine, der Leviathan, vor dessen Macht jede Hand sofort abfällt, außer sie will ihm etwas reichen, damit es noch reicher wird, dieses Ungeheuer. Also ich, ich kann gut ohne Staat leben, ja, ohne Gesetz auch, ohne alles kann ich leben, dazu müßte ich allerdings allein auf der Welt sein, was mir gut gefiele. Doch nach der Epidemie werde ich gewiß nicht als einzige übrigbleiben. Das wird nicht passieren.

 

Hören Sie, der Sie von Verlangen, Furcht und Vernunft bestimmt werden, wie Wikipedia es Ihnen bestimmt hat, hören Sie zu, denn dieses Staatsungeheuer wird nicht auf Sie hören, dafür hören Sie jetzt auf mich: Vergessen Sie, wo Ihre Skier liegen, die Sie vorhin weggeschmissen haben, bei der Flucht im Kleinbus hätten sie gestört, die treuen, teuren Sportgeräte, ex und hopp, sie sind nicht verschwunden, Ihre Skier, die haben jetzt nur andere. Das ist wie mit dem Geld. Sie wollten natürlich die Hände frei haben, dort unten in jenem Tale, welches dem Berge folgt und wo die Menge den andren Mengen in die Après-Ski-Bars folgt, wo sie sich auch etwas abholen können, frage nicht. Da kann man nichts machen. Nur die Steuerbehörden können da noch was machen. Nur die können sogar meinem leeren Gerede noch etwas entnehmen. Sagen Sie jetzt nichts, denn auch wenn Sie glauben, Sie bringen etwas zu Ihrer Verteidigung vor, werden wir Ihnen nicht glauben. Nur der Zeit können wir glauben, sonst niemandem, das hat der Tennisspieler damals nicht gewußt. So, die Zeit ist jetzt verjährt, der Tag ist vertagt, die kurze Aufenthaltsdauer auch verfallen, die lange, die drei Jahre längerer Aufenthalt sind es nicht, diese Jährlinge ziehen wir auf und berechnen wir Ihnen voll. Sie leben beim Ehemann und aus, weil er Ihr Mann ist und aus, da kann das Licht absterben, der Tag vergehn. Ich höre ein Heulen über den Himmel kommen, eher ein Röhren, nein, eher ein Röhrchen mit Spucke, ein Anzeige-Täfelchen mit Rotz, nein, es ist die Stimme dieser berühmten Sängerin, die eine Röhre hat, aus der es sprudelt, und sie singt: Ich gehör nur dir. Und von da, von hier, von wo?, keine Ahnung, lächeln wir zu Ihnen herunter und freuen uns schon, daß wir das öffentlich tun können, bald, Sie werden es noch erwarten können. Wir sehen uns dann beim Prozeß, sagt der Herr Staatsanwalt, der auch gerne berühmt wäre, aber irgendwie langt es nie dafür. Daran bin aber doch ich nicht schuld! Beim Prozeß sehen wir uns wieder, wir freuen uns schon! Derzeit sehen wir Sie nicht, wir haben Sie sogar noch nie gesehen, dann aber sehen wir Sie endlich, Sie müssen dort nämlich persönlich erscheinen, und dann werden wir, in strahlendes Licht getaucht, miteinander in den Spalten der vielen Blätter, die es gibt, und in einer leckeren Soße aus Elektronen uns auflösen, so wie es wutschäumend das Badesalz der Erde macht, das wir sind, und wir werden alle sauber sein, aber nicht mehr atmen können und verschwinden, ein jeder anders als der andere, drücken Sie, wischen Sie, wir erscheinen oder verschwinden, ganz nach Belieben, wir erscheinen mit total anderen und neuen Bildern, man weiß schon nicht mehr, wohin man schauen soll.

 

Die Toten kann man nicht essen, die Lebendigen schon. Oder unter unseren Augen eingehen, das können sie, in einem bunten Weltblatt, welches aus Deutschland angereist ist, bis es dann gemerkt hat, daß es immer noch in Deutschland war. Höre ich bei diesem Wort Menschen schreien? Wieso schreien die so? Eine Lawine von schreienden Menschen? Wir kehren gemeinsam vom Berge zurück, sprach Abraham zu seinem Sohn, warum sind wir dann überhaupt raufgestiegen, wenn wir ohnedies wieder runtermüssen, das fragen sie sich und tragen dann das Surfbrettl zur Welle im Eisbach hin, ja, genau, ich und mein Sohn, sprach Abraham, doch vorher sprach Gott zu ihm und hat ihm erklärt, daß er das Opfer gar nicht annehmen würde, alles andre ist gegen die Juden gerichtet und kann hier nicht weiter verbreitet werden, weil es schon zu weit verbreitet wurde. Alles ist gegen die gerichtet, sogar ihr Geld kehrt um, in einen Schweizer Tresor, wo es auf Nimmerwiedersehn verschwindet, seine Besitzer sehen wir ja auch nicht wieder, ich aber, ich aber, der