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Die Sprache der Sioux (Lakota) ist nach dem Algonkin die zweitgrößte Indianersprachfamilie. Lakota erlebt derzeit geradezu einen Boom. Einst von den weißen Eroberern gewaltsam zurückgedrängt, wird die eigene Sprache heute wieder gepflegt, im Rahmen einer Rückbesinnung auf die kulturelle Identität. Die Indianer (besser: "First Americans" oder "Native Americans") werden zunehmend als letzte Hüter einer ökologischen Spiritualität begriffen. Auch unter den Weißen, besonders hier in Europa, ist das Interesse an der Kultur der sog. "Indianer" gewachsen. Die Lakota gelten als sehr freundlich und generös, aber anfangs äußerst verschlossen. Hier helfen schon ein paar Worte oder Sätze in Lakota - ein sprachlicher Brückenschlag signalisiert ehrliches Interesse und wirkt oft Wunder. Ausstattung: 192 Seiten, komplett in Farbe, Übersichten mit Aussprache und wichtigen Redewendungen, Wörterlisten Deutsch-Lakota und Lakota-Deutsch Die Sprachführer der Kauderwelsch-Reihe orientieren sich am typischen Reisealltag und vermitteln auf unterhaltsame Weise das nötige Rüstzeug, um ohne lästige Büffelei möglichst schnell mit dem Sprechen beginnen zu können, wenn auch vielleicht nicht immer druckreif. Besonders hilfreich ist hierbei die Wort-für-Wort-Übersetzung, die es ermöglicht, mit einem Blick die Struktur und "Denkweise" der jeweiligen Sprache zu durchschauen. Das Buch enthält neben einer Fülle praktischer Tipps vor allem typische Gesprächssituationen und (so weit wie nötig) auch die wichtigsten Regeln der Grammatik. Ein Kauderwelsch-Sprachführer ist dabei so angelegt, dass man möglichst schnell in die Lage versetzt wird, wirklich zu sprechen und kleine Unterhaltungen zu führen.
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Seitenzahl: 200
Wer kennt nicht die Indianer mit Friedenspfeife und Federhaube? Doch wo sind all die Indianer hin? Jenseits der Hollywood-Klischees: Es gibt sie noch, und sie haben uns viel zu sagen, wie der Kultfilm mit Kevin Costner „Der mit dem Wolf tanzt“ (auf Lakota: Šuŋk-mánitu áŋka Ob Wačí) andeutet: Was die Weißen im Wilden Westen zerstörten – Büffelherden und Prärie – gehört untrennbar zur Kultur der Great-Plains-Stämme wie der Sioux, die eigentlich Lakota heißen.
Und wie auch Prärie und Büffel gerade noch überleben konnten, so gilt das auch für die in Reservate abgedrängte Urbevölkerung Nordamerikas, die Native Americans, deren für Karl-May-gewohnte Europäer „typischster“ Stamm eben die Lakota sind. Diese waren früher nomadische Büffeljäger, die in den klassischen Tipis (Lederzelten) lebten – selbst letzteres kann man heute noch tun (als etwas anderer Urlaub!), und dabei gleich erfahren, wie die Lakota heute leben.
Die Lakota wurden zu Hütern einer beinahe zerstörten Natur und ökologischen Kultur, der gegenüber unsere „moderne“ Zivilisation fast wie eine spirituelle Dritte Welt anmutet.
Neugierig geworden? – Der vorliegende Sprachführer wird Ihnen ganz neue Horizonte und die großartige Welt der Prärie erschließen sowie die Herzen der Lakota öffnen!
Zu diesem Buch ist zusätzlich ein AusspracheTrainer als MP3-Download erhältlich unter https://www.reise-know-how.de/produkte/kauderwelsch-aussprachetrainer-und-audio/aussprachetrainer-siouxlakota-mp3-4064
Auch erhältlich auf Audio-CD unter https://www.reise-know-how.de/produkte/kauderwelsch-aussprachetrainer-und-audio/aussprachetrainer-siouxlakota-audio-cd-3596
Der AusspracheTrainer enthält alle Sätze und Redewendungen, die in diesem Buch mit einem markiert sind.
Der Kauderwelsch-Band „Sioux (Lakota)“ ist in die Abschnitte Grammatik, Konversation und Wörterliste gegliedert. Die Grammatik beschränkt sich auf das Wesentliche und ist so einfach gehalten wie möglich. Deshalb sind auch nicht sämtliche Ausnahmen und Unregelmäßigkeiten der Sprache erklärt. Natürlich kann man die Grammatik auch überspringen und sofort mit dem Konversationsteil beginnen. Wenn dann Fragen auftauchen, kann man immer noch in der Grammatik nachsehen.
In der Konversation finden Sie Sätze aus dem Alltagsgespräch, die Ihnen einen ersten Eindruck davon vermitteln sollen, wie die Sprache Lakota „funktioniert“, und die Sie auf das vorbereiten sollen, was Sie später bei den Lakota hören werden.
Jede Sprache hat ein typisches Satzbaumuster. Um die sich vom Deutschen unterscheidende Wortfolge der Lakota-Sätze zu verstehen, ist die Wort-für-Wort-Übersetzung in kursiver Schrift gedacht. Wird ein Lakota-Wort im Deutschen durch mehrere Wörter übersetzt, werden diese in der Wort-für-Wort-Übersetzung mit einem Bindestrich verbunden:
Jedem Lakota-Wort entspricht ein Wort in der Wort-für- Wort-Übersetzung:
Omás’ae waŋžíluhá hwo / he?Telefon eins du-haben ?m / ?wHast du (ein) Telefon?
In Aussagesätzen, Fragen und Antworten gibt es geschlechtsspezifische Satzmarker. Männer sprechen jeweils den in der Wort-für-Wort-Übersetzung mit m gekennzeichneten Satzmarker, Frauen dementsprechend den mit w gekennzeichneten. Ein Beispiel dafür ist der vorgehende Satz, ebenso wie auch der folgende:
Hau / Haŋ,bluhá.ja(m/w) ich-habenJa, habe ich.
Hwo und hau sagen Männer, he und haŋ sagen Frauen.
In der „Baukastensprache“ Lakota gibt es mehrere Formensets für persönliche Fürwörter, die entweder mitten ins Verb geschoben oder davorgesetzt werden oder es sogar „umklammern“, was dann praktisch wie eine Beugung aussieht. Um das zugrundeliegende Verb besser erkennen und bei Bedarf die Silben austauschen zu können, sind diese Personensilben hier mit hellerem Farbton hervorgehoben.
Tóešeyaúŋ hwo / he?wie du-bist ?m / ?wWie geht’s dir?
In der Wort-für-Wort-Übersetzung steht die Übersetzung der Personensilbe stets zu Beginn des Verb-Ausdrucks.
Líla taŋyáŋwaúŋ.sehr gut ich-binMir geht es sehr gut.
Abkürzungen in der Wort-für-Wort-Übersetzung
m / w
männlich / weiblich
Ez / Mz
Einzahl / Mehrzahl
m /·w
Satzmarker von Männern / Frauen
?m / ?w
Fragesatzmarker von Männern / Frauen
!m / !w
Befehlsformmarker v. Männern / Frauen
!m(Mz) / !w(Mz)
Befehlsformmarker von Männern / Frauen,um mehrere Personen zu etwas aufzufordern
Z
Zukunftspartikel
Z / V
Vergangenheitspartikel
Mit Hilfe der Wort-für-Wort-Übersetzung können Sie bald eigene Sätze bilden. Benutzen Sie die Beispielsätze als Fundus von Satzschablonen und -mustern, die Sie selbst Ihren Bedürfnissen anpassen. Mit etwas Kreativität und Mut können Sie sich neue Sätze zusammenbauen, auch wenn das Ergebnis nicht immer grammatikalisch perfekt ausfällt.
Die Wörterlisten am Ende des Buches enthalten einen Grundwortschatz. Spezifisches Vokabular zu den Themen finden Sie im Konversationsteil.
Die Kultur der Native Americans erlebt eine Renaissance. Auch unter den Weißen (wašíčuŋ) ist das Interesse an der Kultur der so genannten Indianer (Ikčé Wičáša) gewachsen, nicht nur dank der Winnetou-Romantik oder dem Film Dances with Wolves mit Kevin Costner, in dem erstmals echte Indianer sich im O-Ton auf Lakota darstellen (mit Untertiteln als Übersetzung!), im Unterschied zum verzerrten Western-Klischee. Die First oder Native Americans werden heute als letzte Hüter einer ökologischen Spiritualität begriffen. Die „typischen“ Prärie-Indianer mit ihren Zelten sind aber sicherlich die Lakota, bei uns bekannt als Sioux, eine Verballhornung aus der Sprache eines verfeindeten Stammes, der von weißen Eroberern als Scouts benutzt wurde. Diese sprachen von Nadouessioux, auf Chippewa etwa: „Feinde“ bzw. „fiese Schlangen“. Das wurde nur halb verstanden (...sioux) und französisch geschrieben.
Die Sprache der Lakota erfährt einen Boom. Einst von den Weißen gewaltsam zurückgedrängt, wird diese Sprache im Rahmen einer Rückbesinnung auf die eigene kulturelle Identität wieder gepflegt. Wurden vor 100 Jahren noch Lakota-Kinder in boarding schools interniert, wo man sie in europäische Kleidung steckte und ihnen die Unterhaltung in ihrer eigenen Muttersprache verbot (nachzulesen bei Luther Standing Bear), werden Lakota-Kinder heute wieder in ihrer eigenen Sprache unterrichtet und wachsen zweisprachig auf.
Lakota wird in den USA in den Great Plains gesprochen. Im Sprachraum der Teton Sioux (die Reservate Pine Ridge, Rosebud, Standing Rock, Crow Creek, Cheyenne River und Lower Brulé in South Dakota) sprechen etwa 6.000 Menschen noch oder wieder Lakota, Tendenz steigend (Förderprogramme!). Gemeinsam mit North Dakota, Wyoming, Montana, Nebraska und Minnesota ist es sogar ein Vielfaches, einschließlich der Dialekte Dakota und Nakota, die zusammen die eigentliche Sioux-Sprache bilden. Die größere Sprachfamilie, dem das Lakota angehört, heißt ebenfalls Sioux (im weiteren Sinne) oder „Siouan“. Sioux (im weiteren Sinne) ist eine der größten Indianer-Sprachfamilien Nordamerikas (u. a. nach Na-Dené [z. B. Navajo und Apache] und Algonkin).
Lakota ist eine agglutinierende Sprache mit entfernter Beziehung zum asiatischen Sprachraum (da die First Americans vor 12.000 bis 14.000 Jahren über die Bering-Straße eingewandert sind). Es werden heute lateinische Schriftzeichen mit Sonderzeichen verwendet, besonders für das typische ŋ, doch gibt es leider noch keine einheitliche Rechtschreibung.
Die Grammatik weicht erheblich von den Bauplänen europäischer Sprachen ab. Aber es ist nicht schwer umzudenken – Lakota funktioniert wie ein Baukasten-Set mit „Wortklötzchen“ und einem Satzgerüst, in das diese Wörter eingehängt werden. Die Sprache hat Wortwurzeln, an die man etwas an- oder einfügen kann, entweder vorangestellte (Präfixe), in die Wortmitte eingeschobene (Infixe) oder angehängte Silben (Suffixe). Infixe werden an so genannten Sollbruchstellen mitten in eine intakte Worteinheit eingefügt! Die Wortwurzeln drücken Grundgedanken aus, die ein Hauptwort (Substantiv) oder Tätigkeitswort (Verb) darstellen können. Natürlich können auch mehrere Silbenergänzungen zugleich vorgenommen werden.
Dialekte
Die Sprache der so genannten Sioux (leider gibt es keinen besseren Sammelbegriff) gliedert sich in drei eng verwandte Dialekte. Der Stamm selber nennt sich je nach Dialekt von Osten nach Westen Dakota, Nakota und Lakota (Laóta). Das Wort bedeutet so viel wie Allianz. Die drei Dialekte sind sehr ähnlich, nur sprechen sie einen bestimmten Laut, wie schon zu ersehen, entweder als d, n oder l. So heißt „Freund“ entsprechend ganz im Osten kóda und ganz im Westen kóla. Das Lakota-l wird dabei dick und breit gesprochen, etwa wie im deutschen Dialekt von „Kölle“ (Köln).
Die Grammatik weicht erheblich von den Bauplänen europäischer Sprachen ab. Aber es ist nicht schwer umzudenken – Lakota funktioniert wie ein Baukasten-Set mit Wortklötzchen und einem Satzgerüst, in das diese Wörter eingehängt werden.
Falsche Freunde
Übrigens: Keine Lakota-Wörter, sondern Irrläufer aus dem Algonkin sind folgende oft nachgefragte:
•Manitou: Algonkin-Wort für Great Spirit, in Lakota: waáŋáŋka. Der große Manitou geistert aber auch im Lakota-Wortschatz herum, und zwar gleich mehrmals: in der Form kleiner persönlicher Schutzgeister: manítukala (dieses Wort könnte ein Sprach-Import sein, schließlich fand reger Austausch mit Nachbarstämmen statt, von Krieg bis Heirat und Adoption), und das Totem-Tier Wolf: šuŋkmánitu (etwa hundeartiger Geist).
•Mokassins: Algonkin-Wort für „Lederschuhe“, auf Lakota: háŋpa, wenn mit Perlen oder Stachelschweinstacheln bestickt: háŋpa kšúpi.
•Squaw: Algonkin-Wort für „Schlampe“, also abschätziges Schimpfwort, nicht etwa neutrale Bezeichnung für eine Native-American-Frau!. Neutral für „Frau“ in Lakota: wíŋyaŋ.
•Totem: Algonkin-Wort für ein Symboltier eines Clans.
•Wigwam: Algonkin-Wort für Birkenrinden-Kuppelzelt, Lakota-Wort: ípi (= kegelförmig-spitzes Zelt, früher aus Büffelleder, heute meist aus Segeltuch (canvas); s. Kap. „Übernachten im Tipi“).
Powwow(Tanzfest, auf Lakota: wačípi) und Pemmican(Dauernahrung, auf Lakota: wakápapi) sind weitere solche Irrläufer.
Lakota & Englisch
Die Lakota befinden sich durch die Rückbesinnung auf die eigene Kultur, die ihnen in der Kolonialzeit fast entrissen worden war, im sprachlichen Umbruch. Es gibt Traditionalisten, die am liebsten nur Lakota sprechen, andere, die Englisch mit Lakota-Einsprengseln verwenden, und solche, die ihre eigene Sprache weitgehend verloren und nun selbst in Lehrbüchern nachschlagen müssen – und dies zunehmend auch tun! So kommt es zur amüsanten Situation, dass Kinder besser Lakota sprechen als ihre Eltern, bedingt durch den Schulunterricht.
Die Zweisprachigkeit Lakota-Englisch ist heute Alltag. Viele Begriffe werden auf Englisch gebraucht. Die wichtigsten englischen Bezeichnungen werden deshalb auch im vorliegenden Sprechführer parallel genannt.
Lakota – eine moderne Sprache
Für neue Bereiche, wie Einkauf, Tanken, Fernsehnachrichten und Politik, nehmen viele Lakota die Herausforderung an, ausschließlich in Lakota zu reden. Wenn mal ein Wort fehlt, etwa im Bereich Technik, wird es umschrieben (a great challenge, but it works!, so eine Lakota-Frau aus Pine Ridge). Da entstand z. B. ein Wort für „Röntgengerät“ fantasiereich aus wakíŋyaŋtuŋwáŋpi(allesdurchdringender) Blick des Donnervogels.
Wer dafür zu bequem ist, streut einfach in die Lakota-Konversation ein englisches Wort ein – Hand aufs Herz: Haben wir nicht auch im Deutschen Anglizismen, wie air bag oder joint venture? Doch gibt es inzwischen schon zahlreiche Neuprägungen auf Lakota – ein Beweis für die Lebendigkeit und Überlebensfähigkeit dieser Sprache!
wóuŋspe omnáyeWissens-Sammler (zu:úŋspewissen)Computer, PC
kiŋyéiyapiFlieger (zu:kiŋyáŋfliegen)Flugzeug
iyéčiŋkyaŋkeSelbst-Fahrer (zu:iyéčiŋkaaus eigenem Antrieb, vgl. „Automobil“)Auto, PKW
oyáte iókšu(zu:okšú, owákšutransportieren;oyáte Leute)Bus
owáyawa iókšu(zu:owáyawaSchule)Schulbus
iwáokšu(zu:okšútransportieren)Lastwagen, Kombi
wígli oínažiŋÖl-Stand (zu:wígliFett, Öl)Tankstelle (gas station)
iyéčiŋkyaŋke oáiyeAutowerkstatt
emáni(zu:emániquer durchs Land reisen)Zug
wáta(eigentlich „Kanu“)Schiff
wičítenaškaŋškaŋsich-bewegende-Gesichter(zu:wičíte menschliches Gesicht, škaŋškáŋsich bewegen)TV, Fernsehen, Film
wičítenaškaŋškaŋ oíHaus der sich bewegenden Gesichter (zu:oíGebäude)Kino
iáŋčola iwána’uŋzum Antennen-Hören (zu:na’uŋ, nawá’uŋhören)Radio
omás’ae, ómazae(zu:mázaMetall (= techn. Geräte), aá, awáaschlagen / klingeln)Telefon
éta oínažiŋ(zu:étaFeuer)Feuerwehr
Inážiŋ!(zu:inážiŋstehen bleiben)Stopp! (Verkehrsschild)
čaŋksáyuhaKnüppelträger (zu:čaŋnáksaKnüppel)Polizist
oyúžužu ípi(zu:oyúžužusortieren, ípiHaus)Post
oíčimani ípiReise Haus (zu:oíčimaniReise)Hotel
owóte ípiEssensplatz Haus (zu:wóta, wawátaessen)Restaurant
oúže ípi(zu:oúžeKrankheit)Krankenhaus
mázaska ípiGeld Haus (zu:mázaskahelles Metall)Bank
wóyute mas’óiye(zu:wóyuteEssen, mas’óiyeLaden, Geschäft)Supermarkt (grocery store)
wówapi oíBuch Gebäude (zu:wówapiGeschriebenes / Gemaltes, oíGebäude)Bücherei
Lakota klingt wie eine Kreuzung aus Französisch (Nasale!), Polnisch (ein „l“ fast wie in „Wałęsa“) und Chinesisch (čaŋšíŋAhornsirup), ist aber keine Tonsprache. Die Lakota-Rechtschreibung ist noch nicht normiert, es konkurrieren unterschiedliche Buchstabensysteme. Wir folgen in diesem Buch weitgehend dem Lakota Language Consortium®/Bloomington, Indiana, das eine phonetisch fundierte Normierung anstrebt, und favorisieren somit die Schreibung, die Reisende am häufigsten antreffen (z. B. Schilder, Plakate, Printmedien).
Statt des hier verwendeten ž kann man auf Schildern aber auch ein j lesen. Strikt nach dem LLC müssten allerdings noch weitere Feinunterscheidungen gemacht werden: Je nach Grad der Behauchung (s. u.) sollte demnach eigentlich als kh oder k, als ph oder p, als th oder t, und č alsč oderčh geschrieben werden. Diese Unterschiede kann man aber vernachlässigen. Sie sind nicht bedeutungsunterscheidend und werden auch nicht in allen (Sub-)Dialekten befolgt. Bei č / čh geht es übrigens nicht um den Grad der Behauchung, sondern ob überhaupt behaucht wird oder nicht.
Im Folgenden werden nur die Laute beschrieben, deren Aussprache im Deutschen möglicherweise nicht eindeutig ist.
Wichtig: Achten Sie bei k, p und t unbedingt auf die unbehauchte, weiche Aussprache! Im Deutschen spricht man diese Buchstaben nämlich behaucht aus (Ausnahme: Sächsisch), und so würde man im Lakota oft missverstanden. Denn das wären für einen Lakota-Sprecher die Buchstaben , und (und zwar in der schwach behauchten Variante).
Bei , und spricht man jeweils die schwache Behauchungsvariante, wenn diese Buchstaben vor einem i stehen, und die starke vor a, o oder u. Vor e ist beides möglich. Voraussetzung für meine Ausspracheerklärungen zum stark behauchten , und mit Hilfe von „r“ ist, dass man dieses im Deutschen nicht mit der Zungenspitze gerollt ausspricht, sondern im Rachen gerieben.
Das ŋ ist der typische Lakota-Laut schlechthin, er ist für das stark nasale Klangbild verantwortlich. Man muss sich auf den Französisch-Unterricht besinnen, oder notfalls auf seinen letzten Schnupfen! Ein normales n, das wie im Deutschen ausgesprochen wird, kommt nur selten vor (z. B. ináMutter). Ein nasaliertes e fehlt übrigens.
Der Stopp- oder Knacklaut ’ ist eine Art Pause vor dem nächsten Laut, so als ob man nach dem betreffenden Buchstaben noch einmal kurz schlucken würde, ehe man weiterspricht, wie z. B. in „ver’anstalten“. Dies ist bedeutungsunterscheidend!
iháŋ
ankommen
i’áŋ
Sturm
ku
heimkommen
k’u
geben
po
(m)
(Befehlsform)
p’o
Nebel
Bei Kombinationen von Mitlauten fügt man einen unauffälligen Hilfsvokal dazwischen, der oft zwischen „a“ und „e“ schwankt, wie „e“ in „Liebe“!
Oglála(Unterstamm der Lakota)sprich:Og[a]lálaoderOg[e]lála
igmú (Katze)sprich:ig[e]mú
mni (Wasser)sprich:m[i]ní
Faustregel für die Betonung: Sie liegt nur auf der ersten oder der zweiten Silbe. Wo genau, ist zwar jeweils mitzulernen, doch bekommt man rasch ein Feeling dafür. Wichtig ist, die richtige Betonung zu beachten, da es sonst zu Bedeutungsänderungen kommen kann, so dass man etwa versehentlich statt pahá(Berg) irrtümlich páha(Kopfhaar, Skalp) sagt ... Die Betonung – die übrigens „wandern“ kann – wird hier durch den Akzent auf dem betonten Selbstlaut gezeigt. In neueren Lehrbüchern wird die Betonung ebenfalls angegeben.
Für die hier genannten wichtigsten Sätze benötigen Sie noch keine Grammatik-Kenntnisse. Mit Hilfe der Wort-für-Wort-Übersetzung können Sie fertige Sätze nach eigenen Bedürfnissen umformulieren, indem Sie z. B. ein anderes Wort einsetzen. Achtung: Die Angaben m und w in der Wort-für-Wort-Übersetzung beziehen sich immer auf einen Mann bzw. auf eine Frau als Sprecher/in. Ein Mann schließt also einen Fragesatz mit hwo ab, eine Frau hingegen mit he.
... kiŋ tuktél haŋ hwo / he?... das wo stehen ?m / ?wWo ist der / die / das ... ?
Otáŋkaye kiŋ tuktél haŋ hwo / he?Bad das wo stehen ?m / ?wWo ist das Bad?
...luhá hwo / he?... du-haben ?m / ?wHast du ... ?
Omás’ae waŋžíluhá hwo / he?Telefon eins du-haben ?m / ?wHast du (ein) Telefon?
Hau / Haŋ,bluhá.ja(m/w) ich-habenJa, habe ich.
Hiyá,bluhá šni.nein ich-haben nichtNein, habe ich nicht.
... yuáŋ hwo / he?... geben ?m / ?wGibt es ... ?
... yuáŋ.... gebenEs gibt ...
... yuáŋ šni.... geben nichtEs gibt nicht ...
Tuktél ... ?wo ...Wo (ist) ... ?
... ektá.... in/an/aufIn / An / Auf ...
Das Verhältniswort ektá ist im Lakota ein Alleskönner, was Ortsangaben angeht. Es gibt nur wenige Ausnahmen, in denen es nicht zur Anwendung kommt, so z. B. iyáta(daheim) oder eyáta(in den Bergen, im Gebirge).
obláye ektá
Prärie in
in der Prärie
wóžui ektá
Farm auf
auf der Farm
oúŋwahe ektá
Stadt in
in der Stadt
wačípi ektá
Powwow auf
auf dem Powwow
blé ektá
Teich am
am Teich
„Wie viel kostet das?“ / „Das kostet ...“ wird zumeist auf Englisch abgehandelt, da die Einstellung vieler traditionsbewusster Lakota eher spirituell als materiell ist. Geld wird als notwendiges Übel betrachtet, das die Weißen (wašíčuŋ) eingeführt haben.
Očíŋ bzw.owáčiŋ heißt „um etwas bitten, nach etwas fragen“. Bitte- und Danke-Spielchen waren im traditionellen Lakota jedoch nicht so üblich, man bettelte weder, noch dankte man mit großen Worten, sondern eher mit Blicken und Gesten. „Danke“ heißt (teils abhängig vom Sprecher):
ilámaya yeló!Danke! (sagt Mann)
ilámayaye!Danke! (sagt Frau)
Wóila áŋka!Vielen Dank! (sagen beide)
Im Lakota bildeten sich frauen- und männerspezifische Sprachformen heraus. Somit sind anfangs einige Lacherfolge vorprogrammiert, wenn man z. B. etwas sagt, was dem eigenen biologischen Geschlecht zuwiderläuft, also männliche statt weibliche Formen verwendet oder umgekehrt. Ein Trost: Auch Lakota-Kindern geht es ähnlich, denn den Kleinen hört man zunächst an, ob sie etwa bei Mama (iná) bzw. Großmutter (uŋčí) ihr erstes Lakota gelernt haben oder eher bei Papa (até) oder Großpapa (uŋkášila, kaká). Sie verwenden zunächst nämlich die Genus-Form ihrer ersten Bezugsperson.
Lakota-Männer grüßen bzw. antworten mit dem berühmten hau (wenn auch meist nicht mehr mit feierlich erhobener rechter Hand ...), die Frau sagt haŋ. Beide Formen decken von „Hallo!“ bis „Gut!“ und „Okay“ so ziemlich alles ab. Am Satzende sagen die Männer als eine Art „Punktum!“ meist noch yeló oder kurz lo, die Frauen hingegen kšto oder ye. Auch für Befehls- und Frageformen (eine Art hörbares Ausrufe-/Fragezeichen) gibt es für Frauen und Männer ein geschlechtsspezifisches Sortiment. In der Pine Ridge Reservation sind diese Frage-Konventionen aufgrund gesellschaftlicher Umschichtungen allerdings schon etwas aufgeweicht. Da können auch Männer mal mit he? fragen und verwenden hwo? nur in formellen Situationen. Anderswo wird das strenger gehandhabt (und so empfiehlt es auch David Little Elk in seinem Lehrbuch).
Hauptwörter haben im Lakota keine besondere Form oder Endungen. Sie kennen weder grammatisches Geschlecht (männlich/weiblich/sächlich) noch Fälle (Nominativ, Genitiv usw.) wie im Deutschen. Man kann sie je nach Zusammenhang mit oder ohne den unbestimmten Artikel übersetzen:
wíŋyaŋ
Frau
Frau, eine Frau
wičáša
Mann
Mann, ein Mann
Mehrzahl
Etwas exotisch einer anderen Logik folgend: Im Lakota sind viele Mehrzahlmarkierungen schlichtweg überflüssig oder tauchen da auf, wo ein Europäer nicht damit rechnet (z. B. an Zahlwörtern).
Vom Mehrzahl-Marker -pi (als Endung) macht man eher sparsamen Gebrauch. Entweder weiß man, dass eine Mehrzahl gemeint ist: pte(Büffel) kann Einzahl oder Mehrzahl sein, da man ja sieht, ob ein Einzeltier oder eine ganze Herde vor einem steht, bzw. es ergibt sich aus dem Zusammenhang. Im Zweifelsfall kann man immer noch ein -pi ergänzen. Generell wird der Mehrzahl-Marker -pi nur für Bezeichnungen von belebten Wesen gebraucht:
mitákuye
Verwandter
mitákuyepi
Verwandte
(Mz)
ptegléška
Rind
ptegléškapi
Rinder
wíyaka
Feder, Federn
wíyatke (waŋží / núŋpa)
(eine / zwei) Tasse(n)
Le waglékšuŋ.dies TruthahnDies ist ein Truthahn.
Lená waglékšuŋpi.diese Truthahn-MzDieses sind Truthähne.