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Japan ist voll im Trend, der Tourismus boomt. Aber kaum jemand besucht das Land abseits der üblichen Routen. Dabei ist Hokkaido der Geheimtipp mit einer einzigartigen Mischung unterschiedlicher Erlebnisse in allen Jahreszeiten. Wer immer schon einmal auf einem Eisbrecher durchs Packeis touren oder die Eisfestivals besuchen wollte, kommt hier ebenso auf seine Kosten wie Naturliebhaber und Wanderer in den in den vom Vulkanismus geformten Landschaften mit Wasserfällen, mystischen Seen und seltenen Pflanzen- und Tierarten wie dem stark bedrohten Mandschurenkranich, Delfinen, Walen und Braunbären. Die vielen Thermalquellen (Onsen) bieten Erholung. All dies ist eingebettet in die Erfahrung der Omotenashi, der japanischen Gastfreundschaft. Man begegnet der Kultur des Landes, wenn Enma, der buddhistische Gott der Hölle, zu sprechen beginnt oder in einem originalgetreu nachgebauten Dorf der Edo-Zeit in eine Samurai-Rüstung (oder nach persönlicher Vorliebe lieber in einen Kimono) schlüpfen und den kriegerischen Traditionen jener Zeit nachspürt. Im Bemühen um eine multikulturelle Symbiose werden an vielen Orten die Lebensweise und Geschichte der Ainu, der Ureinwohner der Insel, vorgestellt. Wie wäre es mit einer Fahrt in einem Ainu-Boot oder mit Workshops zu Ainu-Tänzen, Musik oder Sprache? Unweigerlich stößt man auch auf die zeitgeschichtliche Problematik der "Nördlichen Territorien", die zeigt, dass die Zeit der Grenzstreitigkeiten noch andauert. Dass Japan auch in Hokkaido nicht bei Liebe zu Natur und Geschichte stehenbleibt, sondern eine technikaffine moderne Gesellschaft ist, erlebt man, wenn man über eine beheizte Straße Shoppen geht oder einen Automaten bestaunt, der Pantoffel desinfiziert. Für die funktionierende vorbildliche Infrastruktur ist Japan ohnehin bekannt und dieses Versprechen hält man auch auf Hokkaido ein. Durch all diese Wunder der Insel begleitet dieser Reiseführer den Besucher. Sinnvoll in Regionen aufgeteilt, angereichert mit vielen wertvollen Insider-Tipps und strukturiert führt er von Ort zu Ort. Dort wo individuelle Wünsche den Rahmen des Buches sprengen würden, verweist die Autorin mit ihrer langjährigen Japan-Erfahrung auf weiterführende (englischsprachige) Webseiten. So geleitet sie Reisende bis in den entlegensten Winkel, im Falle Hokkaidos nach Shiretoko, in der Ainu-Sprache das "Ende der Welt".
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Seitenzahl: 331
Veröffentlichungsjahr: 2025
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Um das Reisen abseits von Hochglanz-Broschüren oder Youtube-Videos mit gesponserten Empfehlungen oder Instagram-tauglichen Fotos zu erleichtern, fokussiert dieser Reiseführer vor allem darauf, was „machbar“ und praktisch ist und worauf man bei der Planung achten sollte. Hokkaido ist sehr groß und manche Orte, die verkehrstechnisch einfach angebunden scheinen, können manchmal nur unter einigem Zeitaufwand erreichbar sein. Abseits der bekannten Sehenswürdigkeiten bekommt der Reisende zahlreiche Tipps zu „hidden gems“. Diese Vorschläge basieren auf unabhängigen Empfehlungen, auf authentischen Erlebnissen und den langjährigen Erfahrungen der Autorin im Lande. Da Hokkaido sehr groß ist, wird die Insel in diesem Buch zur besseren Übersicht in Regionen aufgeteilt.
Die Informationen in diesem Reiseführer stammen aus den Jahren 2022 bis 2025. Das gilt auch für die Preise und Öffnungszeiten. Preise beziehen sich immer auf Preise für Erwachsene, Kinder kosten rund die Hälfte. Naturgemäß können sich diese Informationen jederzeit ändern. Die hier im Reiseführer aufgeführten Informationen geben dem Reisenden aber auf jeden Fall eine sehr gute erste Orientierung.
Was Unternehmungen, Dauer und Art der Fortbewegung sowie Unterbringung angeht, unterscheiden sich die Wünsche und Vorstellungen zwischen Reisenden. Auch gibt es angesichts des heutigen digitalen Angebots vielfältige Möglichkeiten eine Reise individuell zu planen. Dem trägt dieser Reiseführer Rechnung: Verzichtet wurde auf lange Hotel- und Restaurantempfehlungen, wie man sie früher in Reiseführern auflistete. Über Hotel-Buchungsmaschinen und Restaurantbewertungen lassen sich auch in Japan bis in die abgelegenensten Orte hinein Unterkünfte und gastronomische Angebote finden. Die Möglichkeit, gleich zu buchen oder zu reservieren, ist dabei meist eingeschlossen. Das gleiche gilt für Landkarten oder Stadtpläne: Durch Google Maps oder andere Apps ist es heutzutage für die meisten Menschen selbstverständlich, die benötigten Karten digital zu öffnen. Kartenmaterial in diesem Reiseführer konzentriert sich daher auf spezielle Übersichten für den Reisenden.
Wichtigen Orte/Begriffe sind sowohl in Alphabet als auch in japanischen Schriftzeichen aufgeführt. So sind sie besser in Google Maps zu finden und man kann Einheimische besser nach dem Weg fragen. Hinweise auf Webseiten von touristisch relevanten Unternehmen, Einrichtungen oder Orten werden gegeben, wenn diese Informationen auch auf Englisch anbieten.
Japanische Wörter werden grundsätzlich in der üblichen Umschrift geschrieben; Längungszeichen aber nur verwendet, wenn sie unverzichtbar schienen oder üblich sind. lhnliches gilt für japanischen Eigennamen, die in Japan üblicherweise in der Reihenfolge Nachname Vorname (ohne Komma) geschrieben werden. Wenn es wie im Fall von Chiri Yukie sonst schwierig wäre, den Namen zu finden, wird die japanische Reihenfolge verwendet, ansonsten die westliche (Vorname Nachname).
Falls Fragen offengeblieben sind oder spezielle Informationen benötigt werden, biete an, mich zu kontaktieren: [email protected]. Jede Anfrage wird beantwortet.
Sightseeing und Regionen auf Hokkaido
Überblick Hokkaido
Beste Reisezeiten und mögliche Aktivitäten
Transport und Verkehr
Süd-Hokkaido
Hakodate
Matsumae
Mizunashi Kaihin Onsen
Ofune Site/Minami-Kayabe
Onuma Park
Shinoridate-Ruinen
Okushiri
Zentral-Hokkaido
Sapporo
Jozankei Onsen
Otaru, Yoichi und Shakotan
Muroran
Noboribetsu (Onsen)
Shiraoi
Toyako/Toya
Obihiro und Tokachi
Nord-Hokkaido
Wakkanai
Rebun
Rishiri
Abashiri
Mombetsu/Monbetsu
Asahikawa
Biei und Furano
Daisetsuzan-Nationalpark und Sounkyo Onsen
Ost-Hokkaido
Kushiro
Kushiro-Shitsugen-Nationalpark (Kushiro Marsh)
Akan-Mashu-Nationalpark
Zwischen Kushiro und Nemuro
Nemuro
Shiretoko Nationalpark
Spezialthemen
Nationalparks
Onsen (Hot Springs/Thermalbäder)
Ainu-Indigenenkultur und Geschichte Hokkaidos
Archäologische Sehenswürdigkeiten der Jōmon-Zeit
Winter – Skifahren, Packeis-Touren, Schneefestivals und mehr
Vogelbeobachtung
Sprache(n) in Japan
Territorialstreitigkeiten - Kurilenkonflikt
Praktische Informationen
Organisatorisches
Essen und Trinken
Gesundheit und Sicherheit
Telekommunikation, Elektrizität, Internet, Maßeinheiten
Unterkunft
Camping und Glamping
Fun Facts
Anhang
Stichwortverzeichnis
Dank
Über die Autorin
Fotonachweise
Nr. 1 Übersichtskarte Hokkaido
Nr. 2 Entscheidungshilfe: Aktivitäten auf Hokkaido
Nr. 3 Hokkaidos Rekorde
Nr. 4 Flughäfen auf Hokkaido und erreichbare Orte
Nr. 5 Bahnliniennetz auf Hokkaido
Nr. 6 Sightseeing-Geheimtipp: Michi no Eki
Nr. 7 Entscheidungshilfe: Abashiri oder Mombetsu
Nr. 8 Nationalparks in Ost-Hokkaido
Nr. 9 Mandschurenkranich (Tancho)
Nr. 10 Lupin und Japan
Nr. 11 Charles Lindbergh in Japan
Nr. 12 Übersicht Nationalparks auf Hokkaido
Nr. 13 Bären
Nr. 14 Wichtige Ainu-Museen und Kulturinstitutionen
Nr. 15 Jōmon-Stätten auf Hokkaido
Nr. 16 Die Jōmon-Zeit
Nr. 17 Packeis, Treibeis/Driftice, Meereis, Ryūhyō
Nr. 18 Schnee- und Eisfestivals
Nr. 19 Japanische Schriftzeichen
Japans nördlichste Hauptinsel Hokkaido ist zu allen Jahreszeiten eine Reise wert und sie hat zu allen Jahreszeiten ihren ganz besonderen Charme. Hokkaido ist deutlich dünner besiedelt als der Rest des Landes, aber weist, sowohl was Kultur als auch was Natur angeht, zahlreiche Sehenswürdigkeiten auf. Mit UNESCO-Welterbestätten wie der Shiretoko-Halbinsel, 12 National- und Quasi-Nationalparks, ihrer Flora und Fauna, der besonderen Kultur und Geschichte der Ureinwohner Ainu und vielen weiteren Highlights stellt Hokkaido ein ideales und dennoch nicht überlaufenes Reiseziel dar. Hier kann man Bären, Mandschurenkraniche, Wale und Delfine, Robben und viele andere Tiere in ihrem natürlichen Lebensraum erleben, tolle Outdooraktivitäten warten auf den Naturliebhaber und überall gibt es hervorragende kulinarische Angebote.
Nr. 1 Übersichtskarte Hokkaido
Überall begegnet der Reisende der Kultur dieser faszinierenden Region Japans, sei es in der vielfältigen Mueumslandschaft, in sakralen Bauwerken oder in den Einrichtungen zur Ainu-Kultur. Zeitgeschichtliche Ausstellungen machen den Reisenden mit der aktuellen geopolitischen Auseinandersetzung mit Russland vertraut.
Eine Reise nach Hokkaido ist für jeden geeignet und bietet dem interessierten Reisenden die perfekte Mischung aus Natur, Kultur und dem Einblick in den Alltag eines der faszinierendsten Länder Asiens. Die touristischen Hauptreiserouten führen dabei durch den Westen und durch das Zentrum. Der östliche Teil von Hokkaido ist zwar deutlich schwieriger erreichbar, wartet dafür aber mit unberührter Landschaft auf. Trotz seiner Beliebtheit als Reiseziel – gerade auch bei den Japanern selbst – ist Hokkaido nicht überlaufen.
Hokkaidos Fläche ist mit 72.000 Quadratkilometern fast so groß wie Belgien und die Niederlande zusammen, wird aber nur von einem Sechstel der Einwohnerzahl der beiden Länder bewohnt (5,2 Millionen). Auch das eher ländliche Bundesland Bayern (ebenfalls 70.000 Quadratkilometer) hat mehr als doppelt so viele Einwohner wie Hokkaido. Hokkaido besteht daher verwaltungsmäßig auch nur aus einer einzigen Präfektur und es gibt mit Sapporo auch nur eine Stadt mit mehr als einer Million Einwohner.
Größte und wichtige Städte
Stadt
Einwohner
Stadt
Einwohner
Stadt
Einwohner
Sapporo
1.947.000
Tomakomai
173.000
Ebetsu
119.000
Asahikawa
343.000
Obihiro
168.000
Muroran
87.000
Hakodate
266.000
Otaru
121.000
Wakkanai
33.000
Kushiro
175.000
Kitami
120.000
Nemuro
25.000
Neben der Hauptinsel Hokkaido gehören über 500 vorgelagerte Inseln in den angrenzenden Meeren, dem Japanischen Meer, dem Pazifischen Ozean und dem Ochotskischen Meer, zur Präfektur Hokkaido (siehe Karte Nr. 1). Abgesehen von den Kurilen sind die größten dieser Inseln Rishiri, Okushiri und Rebun. Die direkt nordöstlich anschließenden Kurilen werden seit Kriegsende von Russland verwaltet; Japan sieht die Südkurilen, die es „Nördliche Territorien“ (北方領土, hoppō ryōdo) nennt, jedoch als Teil Hokkaidōs und verlangt bis heute vergeblich deren Rückgabe (siehe Kapitel Territorialstreitigkeiten - Kurilenkonflikt ab Seite 195). Im Süden grenzt Hokkaido an die Tsugaru-Straße, die die Insel von der japanischen Hauptinsel Honshu trennt.
13 Flughäfen in 12 Städten binden Hokkaido an das restliche Japan an. Seit 1988 ist Hokkaido mit der Hauptinsel Honshu durch den mit 54 Kilometern zweitlängsten Tunnel der Welt, dem unterseeischen Seikan-Eisenbahn-Tunnel, verbunden.
Im Vergleich zu anderen Regionen Japans ist Hokkaido topografisch meist flach und weist nur wenige Berglandschaften auf. Die höchste Erhebung bildet der Asahidake (旭岳) mit 2.290 Metern. Allerdings gibt es auf der Insel zahlreiche Vulkane, darunter auch aktive, die die Landschaft stark prägen und die für zahlreiche Thermalbäder (Onsen) sorgen. Aus der Luft gleicht Hokkaido trotz dieser Erhebungen im Vergleich zur gebirgigen Hauptinsel Honshu, die von steilen Bergketten und schmalen Küstenstreifen geprägt ist, eher einem weitläufigen Flachland. In sehr vielen Regionen Hokkaidos ist es dennoch sehr hügelig und in den Städten kann es sehr steile Straßen geben. Die Gegend ist vielfach durch Calderas geprägt, kesselförmigen Vertiefung der Landschaft, die vulkanischen Ursprungs sind. Diese können auch mehrere Kilometer Durchmesser haben.
Die weiten Flächen auf Hokkaido werden vielfach für Photovoltaik- und Windkraft-Anlagen genutzt – eine Besonderheit in Japan.
Die Hauptwirtschaftszweige sind Landwirtschaft und Tourismus, Industrie gibt es eher wenig auf Hokkaido.
Hokkaido befindet sich in der kalt-gemäßigten Klimazones Japans und unterscheidet sich damit deutlich vom Rest Japans. Trotz der nördlichen Lage wird es im Sommer durchaus heiß, dabei aber nicht so drückend schwül wie in den anderen Regionen Japans. Somit kann man auch im Sommer viel unternehmen, ohne zu sehr unter der Hitze zu leiden. Im Winter verzaubert die nördliche Lage die Insel in Japans ultimatives Winterwunderland. Ein Sommerurlaub auf Hokkaido unterscheidet sich daher ganz wesentlich von einem Winterurlaub auf Hokkaido! Die Zwischenzeiten Frühling und Herbst verwandeln die Natur der Insel durch ihre charakteristischen Farben in ganz spezieller Weise. Frühling und Herbst sind auf jeden Fall hervorragende Zeiten für eine Reise nach Hokkaido. Durch die geringe Einwohnerzahl, die seit 1995 weiter abnimmt, gibt es viel unberührte Natur und selbst für Japaner hat Hokkaido eine etwas wilde und exotische Ausstrahlung. Ortsnamen haben vielfach einen Ainu-Ursprung und die Präfektur-Hauptstadt Sapporo liegt näher am russischen Wladiwostok als an Tokyo.
Es gibt wohl kaum einen Ort auf der Welt, der zu allen Jahreszeiten so wunderbar zu bereisen ist wie Hokkaido – und in allen vier Jahreszeiten jeweils eine Welt für sich darstellt, sowohl hinsichtlich der möglichen Aktivitäten, der Kultur als auch der Natur.
Eine Liste beispielsweise der zehn „Must see“-Orte würde daher der Vielfalt der Insel nicht gerecht werden. Die beliebtesten – und auch am einfachsten zu erreichenden und zu bereisenden – Regionen sind Sapporo, Hakodate sowie Noboribetsu und Biei/Furano. Daneben gibt es aber so viele „hidden gems“, dass jeder hier fündig wird. Einige Beispiele für etwas unbekanntere Orte: Die abwechslungsreiche Bahnfahrt zwischen Kushiro und Nemuro, die außergewöhnliche Felsformation Kurumaishi in Nemuro, eine Eisbrechertour in Abashiri oder Mombetsu, die zahlreichen tollen Ainu-Museen, der Achatstrand und die Seehunde (Hundsrobben) auf Rebun, die „lost places“ in der unwirklichen, von Vulkanen zerstörten Landschaften und Häuser um den Lake Toya, das einzigartige Gefängnismuseum in Abashiri, der alte Fischerort Wakkanai im nördlichsten Teil der Insel, der moderne Wege geht, die vielen Begegnungen mit Tieren und die wunderschönen Trekkingpfade und die zahlreichen Nationalparks mit ihren vielfältigen Möglichkeiten.
Der Frühling und damit auch die Kirschblütensaison beginnt aufgrund der nördlichen Lage von Hokkaido später als in anderen Teilen Japans. Üblicherweise erscheinen die Blüten hier erst in der zweiten Maihälfte.
Der Sommer ist auf Hokkaido die Blumensaison, wenn Lavendel und andere Pflanzen überall für bunte Blütenteppiche in der Landschaft sorgen. Diese Zeit ist ideal zum Wandern/Trekking, Mountainbiken, Golfen, Rafting, Kanu-/Kayakfahren und andere Sportarten. Man kann fast überall auch campen, sogar in den Nationalparks. Die Luftfeuchtigkeit ist niedriger und es ist kühler als in anderen Teilen Japans. Daher ist der Sommer sehr angenehm. Weil die Straßen auch in kleinen und abgelegenen Regionen in hervorragendem Zustand, aber wenig frequentiert sind, ist der Sommer auch sehr gut geeignet, um dort Fahrrad- oder Motorrad zu fahren.
Mit dem Herbst beginnt wie auch in anderen Teilen Japans die Laubfärbung. Das farbenfrohe Herbstlaub sorgt in den Bergen, an den Flüssen oder Wasserfällen für spektakuläre Fotomotive. Man kann die frisch geernteten saisonalen Produkte von Hokkaido kosten oder sogar selbst ernten. Der Herbst auf Hokkaido ist kurz und es ist nicht ungewöhnlich, Herbstfarben und Schnee zur selben Zeit zu sehen.
Im Winter bieten die vielen Weltklasse-Wintersportorte Gelegenheit zum Skifahren und zu anderen Wintersportaktivitäten. Wenn es um Skifahren in Japan geht, ist Hokkaido die erste Wahl und weltweit berühmt für seinen Pulverschnee. Skifahren ist meist von Mitte Dezember bis oft in den April hinein möglich. Hokkaido ist eines der drei Top-Skigebiete Japans neben Nagano in den japanischen Alpen und Tohoku. Hokkaido ist deswegen besonders beliebt, weil es die schon angesprochene „Powder-Garantie“ gibt. Neben dem Skifahren werden in allen Regionen auch im Winter Aktivitäten für Nicht-Skifahrer angeboten: Packeistouren im Norden, Schneeschuhwanderungen, Hunde- und Motorschlittenfahrten, Pistenraupen-Rundfahrten, Snowtubing, Eisangeln und vieles mehr. Schnee- und Eisfestivals, darunter das weltberühmte Sapporo Schneefest (Yuki Matsuri) mit seinen riesigen Schnee- und Eisskulpturen, sind Highlights für jung und alt.
Allerdings muss man hinsichtlich der Reiseplanung im Winter etwas flexibel sein: Es wird oft so kalt oder schneereich, dass Flüge und Bahnen ausfallen. Straßen werden teilweise beheizt, damit Autos an kleineren Hügeln nicht steckenbleiben. Auch in Großstädten liegt der Schnee oft meterhoch.
Zu jeder Jahreszeit kann man die zahlreichen Thermalbäder vulkanischen Ursprungs (Onsen )und kulturellen Highlights wie die der Ainu-Indigenenkultur oder die geschichtlichen Zeugnisse der Jōmon-Zeit entdecken. Viele Regionen auf Hokkaido gelten als Weltklasse-Vogelbeobachtungsgebiete und die wenigen Bahnlinien und ihre Stationen sind vielfach ein Eldorado für Bahnfans. Kulturfreunde finden überall, selbst in den kleinsten Orten, hervorragend kuratierte Museen und didaktisch wundervoll aufbereitete Ausstellungen und Informationen.
Die kulturellen Highlights beziehen sich auf Hokkaido jedoch weniger auf die Besichtigung von Tempeln und Schreinen, sondern eher auf Ainu-Kultur, Ökologie (beispielsweise Klimawandel und Packeis), Flora und Fauna (Braunbären, Mandschurenkraniche), aber auch auf archäologische Highights aus der Jōmon-Epoche. Gerade das bietet jedoch eine interessante Abwechslung zu den anderen Inseln Japans. Selbstverständlich findet man auf Hokkaido auch zahlreiche Tempel und Schreine, sie gehören zum japanischen Leben immer dazu. Sie sind hier nur nicht so spektakulär wie beispielsweise in Kyoto. Beispiele für besonders interessante Tempel und Schreine sind der Hokkaido Jingu (Schrein) in Sapporo und der Iwato Kannondo (Tempel) in Jozankei Onsen.
Énsider-Tipp: Auf der Insel Hokkaido liegen der nördlichste (Wakkanai) und der östlichste (Nemuro) Punkt Japans. An beiden Orten stellt die jeweilige Stadtverwaltung kostenlos Urkunden an Touristen aus, die ausweisen, dass man den jeweiligen Ort besucht hat – ein tolles und einzigartiges Souvenir (siehe Kapitel Fun Facts, ab Seite 212).
Um eine Reise nach Hokkaido entsprechend der individuellen Interessen planen zu können, ist auf der nächsten Seite eine Übersicht möglichen Aktivitäten und Regionen aufgeführt. Zu den fettgedruckten Begriffen gibt es eigene Kapitel oder Infokästen in diesem Reiseführer.
Nr. 2 Entscheidungshilfe: Aktivitäten auf Hokkaido
Aktivität
Angeboten in
Kultur:
Ainu
Asahikawa, Akan-See, Biratori/Nibutani, Jozankei Onsen, Nemuro Noboribetsu, Shiraoi
Kultur: Archäologi- sche Sehenswürdig- keiten
Abashiri (Ochotsk), bei Hakodate (Jōmon), Toyako (Jōmon), Kushiro (Jōmon, Satsumon).
Onsen
Fast überall auf Hokkaido, wenige Ausnahmen
Outdoor:
Camping und Glamping
In ganz Hokkaido, auch in Nationalparks.
Outdoor: Fahrradfahren
Nahezu überall auf Hokkaido, da Hokkaido nicht so gebirgig ist, wenig Verkehr, aber sehr gut befahrbare Straßen aufweist.
Outdoor: Golf
Ist auf Hokkaido überall möglich, es gibt insgesamt 130 Golfplätze in den verschiedenen Regionen und Orten (auch in Skigebieten), wobei nur wenige auf Google Maps eingetragen sind. Übersicht:
https://gora.golf.rakuten.co.jp/doc/area/hokkaido
.
Outdoor:
Packeis
Abashiri, Mombetsu, Shiretoko-Halbinsel
Outdoor:
Reiten
Fast überall werden Reitaktivitäten angeboten. Das Dosanko, das Hokkaido-Pony ist sehr verbreitet (siehe auch Kapitel Fun Facts).
Outdoor:
Skifahren
Niseko, Tomamu, Furano, Asahidake Onsen, Rusutsu, um Sapporo, Daisetsuzan, Rishiri.
Outdoor: Trecking, Wandern, Hiking
Ganz Hokkaido
Outdoor: Wasserak- tivitäten
Schwimmen, Schnorcheln, Kanu, Kayak, SUP: Nahezu überall, wo Wasser ist (Küste und Flüsse). Die reine Badesaison ist jedoch sehr kurz.
Tiere:
Bären
Ganz Hokkaido mit Ausnahme der Inseln ist Bärengebiet, besonders gut zu beobachten im Shiretoko-Nationalpark.
Tiere: Rehe, Hirsche
Fast überall, besonders um Nemuro, Shiretoko-Nationalpark, Gegend um Toyako und Noboribetsu.
Tiere:
Vögel
Nord- und Ostküste: Abashiri, Shiretoko, Nemuro bis Kushiro. Besonders bekannt ist Hokkaido als Überwinterungsgebiet des seltenen Mandschurenkranichs
Tiere: Wale, Delphine
Shiretoko-Nationalpark, Muroran.
Vielfältige Outdoor-Aktivitäten auf Hokkaido: 1. Delfin-/Walbeobachtungstouren – 2 & 3 Rafting – 4 Trekking auch auf Vulkanen – 5 Camping – 6 Eisfischen – 7 Schneemobilfahrten und vieles mehr.
Schnee-/Eisfestivals: 1 US-Marine baut Perrys Schiff als Eisskulptur auf (Sapporo) – 2 Fertige riesige Eisskulptur (Sapporo) – 3 Beleuchtete Eisskulpturen (Sounkyo Onsen) – 4 Atmosphäre beim Schneefestival (Sapporo) – 5/6 Feuerzeremonie beim Eisfestival (Lake Akan)
Ist es einfach, Hokkaido zu bereisen?
Ja und nein: Einerseits ist Hokkaido stark auf (Inlands-)Tourismus ausgelegt. Die Infrastruktur ist zwar weniger dicht als auf der Hauptinsel, aber immer noch hervorragend. Und obwohl Japan große Anstrengungen unternimmt, ausländischen Touristen das Land abseits der stark überfüllten Hauptreiseziele wie Tokyo, Kyoto, Nara oder der Fujigegend schmackhaft zu machen, liegen viele Informationen vor Ort nur auf Japanisch vor, gleichzeitig sind die Englischkenntnisse der Einwohner noch nicht allzu sehr ausgeprägt. Durch die modernen digitalen Medien und die traditionell unfassbar große Hilfsbereitschaft der Menschen wird es trotz eventueller Sprachschwierigkeiten immer eine Lösung geben. Hokkaido ist zudem ein sehr sicheres Reiseziel, so dass es auch im Falle von Problemen nie gefährlich wird. Die meisten Bahn-, Bus- und Fährfahrpläne sowie Stadtpläne und Landkarten haben auch eine englische Version – und das an vielen Stellen und kostenlos. Mehr und mehr werden in Museen über QR-Codes oder Audioguides mehrsprachige Informationen angeboten. Dies gilt auch für viele Outdoor-Orte und Sehenswürdigkeiten. In Nationalparks sowie in den Großstädten Sapporo und Hakodate sind fast alle Beschilderungen ohnehin auf Japanisch und Englisch.
Auch viele Restaurants, zumindest an touristischen Orten, haben eine englische Beschreibung der Gerichte und Getränke, manchmal in etwas lustigem Englisch, aber man kommt wunderbar zurecht.
Mit den neuen Sprach-KI-Anwendungen ist es nochmals einfacher geworden, mittels Handy-Kamera einfach die Übersetzung einblenden zu lassen oder das Handy als Sprachübersetzer zu verwenden. Das ist nicht immer fehlerfrei, hilft aber zur Orientierung sehr. Haben Sie keine Scheu, diese Apps auch in der Kommunikation mit Japanern oder im Restaurant zu verwenden! Etwas komplizierter wird es bei Reservierungen (Hotel, Auto/Fahrrad, Touren). Hier sind entweder das Personal im Hotel und Guesthouse oder vielleicht englischsprachige Japaner behilfreich. Die Dienstleister (Hotels, Tourenanbieter) haben nichts gegen ausländische Kunden, sondern sind nur in Sorge, weil sie selbst kein Englisch können und Schwierigkeiten bei der Kommunikation fürchten.
Insider-Tipp: Über die Tour-Buchungs-Apps wie „Get your Guide“ oder „Klook“ lassen sich auf Hokkaido zahlreiche Touren auch in abgelegene Gebiete wie Shiretoko buchen. Damit kommt man ohne Auto in solche Gebiete und muss keine größeren Sprachprobleme fürchten. Aufpassen: Manchmal verwechseln die Apps die gesuchten Orte mit Orten auf der 3000 km entfernten Insel Okinawa oder gleichnamigen in anderen Ländern. Daher unbedingt die Tourdetails prüfen!
Nr. 3 Hokkaidos Rekorde
Hokkaido verfügt über ein Weltnaturerbe, zwei GEO-Parks, 12 Nationalund Quasi-Nationalparks, elf Hokkaido-Parks und 13 Feuchtgebiete, die unter der Ramsar-Konvention aufgeführt sind.Der Kushiro Marsh (Kushiro-Shitsugen-Nationalpark) ist Japans größtes Feuchtgebiet (bei Kushiro).Der zweitlängste Tunnel der Welt verbindet seit 1988 Hokkaidō mit der Hauptinsel Japans, der 54 Kilometer lange Seikan-Eisenbahn-Tunnel unter dem Meer.Auf Hokkaido ist der südlichste Punkt der Nordhalbkugel, an dem es Packei gibt (Shiretoko Halbinsel und Abashiri/Mombetsu).Der nördlichste und der östlichste Punkt Japans befinden sich auf Hokkaido (Wakkanai und Nemuro).Japans einziges Gefängnismuseum (Abashiri).Japans einziges Biermuseum (Sapporo).Der Autobahnrastplatz (Michi no Eki) „Jōmon Roman Minamikayabe“ ist die einzige Autobahnraststätte in Japan, die als nationales Kulturgut gilt (bei Hakodate).Das Okhotsk Tokkari Center ist Japans einzige spezialisierte Schutzstation für Seehunde/Hundsrobben (Mombetsu)Das Akan International Crane Center (GRUS) ist die einzige Einrichtung in Japan, die sich auf die Erforschung und den Schutz der Mandschurenkraniche spezialisiert hat (Kushiro).Der Lake Akan ist der einzige Ort weltweit, in dem die außergewöhnliche kugelförmige Marimo-Alge in Clustern lebt.Der Lake Kussharo ist der einzige See in Japan, der im Winter komplett zufriert und dabei skurrile Eisformationen hervorbringt.Mehrere Pflanzen gibt es nur auf Hokkaido, darunter die Rebun-Frauenschuh-Orchidee, der Japan Mohn sowie sechs Algenarten (darunter der Rishiri-Konbu).Die größte Dampfuhr der Welt (Otaru).Das größte Hundeschlittenrennen Japans (Wakkanai).Der größte (und östlichste und nördlichste) Unterwasser-Beobachtungsturm Japans (Mombetsu).Die Anreise nach Hokkaido erfolgt meist über Tokyo mit dem Schnellzug Shinkansen oder per Flugzeug in 12 verschiedene Orte auf Hokkaido, so dass man immer auch prüfen kann, ob man statt zunächst in den Hauptort Sapporo auch direkt in die Region fliegen kann, in die man möchte. Die meisten Flüge gehen jedoch zum Flughafen Sapporo-Chitose, außerhalb von Sapporo gelegen (siehe Übersicht Nr. 4).
Der Shinkansen fährt nur bis Hakodate (Station: Shin-Hakodate Hokuto), und auch dies erst seit 2016. Eine Shinkansen-Verbindung von Hakodate zur größten Stadt Sapporo im Inselinneren (211 Kilometer Strecke) soll 2030 in Betrieb gehen. Ab Hakodate fahren nur normale Schnell- und Regionalzüge, in abgelegenen Gebieten gibt es sogar häufig nur einspurige Linien mit Zügen, die aus einem einzigen Waggon bestehen.
Nr. 4 Flughäfen auf Hokkaido und erreichbare Orte
Flughafen
*
(IATA-Code)
Erreichbare Attraktionen/Orte
Asahikawa
(AKJ)
Asahikawa, Biei, Furano, ggf. Wakkanai (4 Stunden mit der Bahn).
Hakodate
(HKD)
Hakodate, aber auch die etwas außerhalb gelegenen Orte Matsumae, die Jomon-Stätten und der Onuma-Quasi-Nationalpark.
Kushiro
(KUH)
Kushiro, Akan-Nationalpark, Nemuro.
Memanbetsu
(MMB)
Abashiri (Packeis), Shiretoko Nationalpark. Es gibt mehrere Flughäfen in der Gegend; Memanbetsu hat die meisten Flüge und ist für Abashiri und Shiretoko am besten gelegen.
Mombetsu
(MBE)
Mombetsu, Abashiri, ggf. Shari (Shiretoko Nationalpark, 150 km entfernt).
Nakashibetsu
(SHB)
Nemuro, Shiretoko (Rausu), Akan-Nationalpark.
Obihiro
(OBO)
Tokachi-Fluss, Obihiro.
Okushiri (Insel)
(OIR)
Okushiri. Die Insel Okushiri ist nur mit dem Flugzeug oder der Fähre erreichbar.
Rishiri (Insel)
(RIS)
Rishiri. Mit der Fähre Überfahrt nach Wakkanai und Rebun möglich.
Sapporo (Okadama)
(OKD)
Sapporo (nur 7 Kilometer von Sapporo City entfernt).
Sapporo (Chitose)
(CTS)
Noboribetsu, Shiraoi. Gut geeignet, wenn man an die Südküste möchte, sehr weit von Sapporo City entfernt (60 km, ca. 1 Stunde Fahrt).
Wakkanai
(WKJ)
Wakkanai, Rebun, Rishiri.
*
in alphabetischer Reihenfolge
Von Wakkanai im Norden bis in den Süden nach Hakodate sind es über 600 Kilometer; von Nemuro ganz im Osten nach Hakodate sind es sogar fast 700 Kilometer, also ähnlich wie von München nach Hamburg. Auch zwischen den beiden bekanntesten Städten Sapporo und Hakodate liegen 300 Kilometer. Fast in der Mitte liegt strategisch günstig Asahikawa. Je nach verfügbarer Reisezeit muss man sich in Hokkaido auf einige Ziele konzentrieren, wenn man die Ziele mit etwas Muße erleben möchte.
affentliche Verkehrsmittel: Bahn und Bus
Da Hokkaido zwar groß ist, aber sehr wenige Einwohner hat, sind die Verkehrsverbindungen deutlich eingeschränkter als das auf der Hauptinsel Honshu der Fall ist. Straßen und Bahnlininen sind gut ausgebaut, aber die Frequenz ist außerhalb größerer Städte und Hauptstrecken sehr gering. Dies muss man bei der Reiseplanung unbedingt berücksichtigen. Insbesondere das Bahnsystem (sowohl das öffentliche der Japan Railway-Gesellschaft (JR) als auch private Linien) auf Hokkaido ist im Vergleich zum Rest Japans begrenzt und führt nicht in alle Regionen der Insel (Übersicht Nr. 5).
Nr. 5 Bahnliniennetz auf Hokkaido
Auf Hokkaido muss man sich daher ein wenig umstellen: Es lohnt sich immer zu überprüfen, ob es neben einer Bahnverbindung eine gute Long-Distance-Bus-Verbindung gibt oder eventuell sogar eine gute Flugverbindung. Das Busnetz ist deutlich verzweiger als das Bahnnetz. Und auch Fliegen ist auf Hokkaido sehr praktisch, unkompliziert und recht günstig. Da die Flughäfen klein sind, gehen die in Japan ohnehin schnellen Sicherheits- und Abfertigungskontrollen besonders schnell vonstatten. Auf den kleinen Flughäfen reicht es oft sogar, 30 Minuten vor Abflug dort zu sein. Die Ausstattung der Flughäfen ist jedoch meist eingeschränkt; es gibt keine Lounges und nur wenig Gastronomie, oft nicht einmal einen Verkaufsautomaten.
Die Reise zwischen den größeren Städten auf Hokkaido ist grundsätzlich relativ einfach, aber für den Besuch von Sehenswürdigkeiten außerhalb der Stadtzentren muss man sich möglicherweise auf unregelmäßig verkehrende und teure Busse verlassen. Meist kommt man zwar mit dem öffentlichen Nahverkehr irgendwie überall hin, jedoch dauert das teilweise recht lange. Berücksichtigen sollte man daher, dass der Transport deutlich sorgfältiger geplant sein will als auf der Hauptinsel Honshu.
Es gibt, wie für die anderen Hauptinseln auch, einen Railpass, den man als Tourist problemlos online vor der Reise kauft und mit dem man dann zu einem Pauschalpreis alle JR-Bahnen für einen bestimmten Zeitraum inklusive Sitzreservierung nutzen kann. Auf Hokkaido gibt es mehrere Railpasse, der umfassendste ist der „Hokkaido-Railpass“, den es für 5, 7 und 10 aufeinanderfolgende oder 4 einzelne Tage gibt. Wichtig: Man muss den Voucher, den man vor der Abreise nach Japan erhält, zunächst an einem JR-Bahnschalter auf Hokkaido (Achtung: nur in großen Städten möglich!) gegen den eigentlichen Railpass eintauschen. Meist lohnt es sich, bei der Gelegenheit auch bereits für die verschiedenen Strecken die Sitzplatzreservierungen vorzunehmen, da es insbesondere zu japanischen Ferienzeiten (Anfang Mai, im Sommer sowie über Neujahr) sehr voll werden kann. Mittlerweile kann man die Platzreservierungen auch selbst an einem Automaten auswählen und ausdrucken (englische Menüführung an den Automaten vorhanden). Daneben gibt es zusätzlich Railpasses für spezielle Regionen (z. B. Sapporo-Noboribetsu Area Pass oder Sapporo-Furano Area Pass).
Achtung: Der Railpass ist nur für Züge der staatlichen Bahngesellschaft JR sowie für JR-Buslinien gültig. Es gibt in ganz Japan auch zahlreiche private Eisenbahngesellschaften, dort gilt der Pass nicht.
Es empfiehlt sich, online nach einem Railpass zu recherchieren und zu analysieren, welcher Pass für den gewählten Zeitraum und Ort der geeignetste ist.
Auch bei Bussen gibt es verschiedene sogenannte „Freepasses“, bei denen man zu einem Pauschalpreis in unterschiedlichen Zeiträumen so viel fahren kann, wie man möchte. So gibt es unter anderem den Hokkaido Intercity Bus Pass (www.bus.hokkaidox.com/en). Für das von der Bahn kaum erschlossene, aber sehr lohnenswerte Ost-Hokkaido gibt es ebenfalls verschiedene Buspässe mit unterschiedlichen Ausrichtungen. Da diese Angebote an Touristen gerichtet sind, kann man sie googlen. Die Möglichkeiten sind so zahlreich, dass sie diesen Reiseführer sprengen würden, wollten wir alle aufführen. Auf zwei soll hier jedoch beispielhaft eingegangen werden: Der „Eastern Hokkaido Express Bus“ bietet unbegrenzte Fahrten auf mehr als 12 Buslinien, die zwischen Städten innerhalb der Region verkehren (Info: https://easthokkaido.com/en/exbus-freepass/), der „4/7 Days Bus Passport“ bietet unbegrenzte Fahren an 4 von 7 frei wählbaren Tagen, und zwar vor allem in die Regionen Nemuro, Akan Nationalpark und nach Rausu (Shiretoko-Nationalpark).
Insider-Tipp: Japan ist berühmt für seine Pünktlichkeit. Das gilt auch für Bahn und Bus - wenn nicht gerade ein Schneesturm herrscht. Für Reisende ist es wichtig zu wissen, dass selbst kürzeste Umsteigezeiten zwischen zwei Verbindungen so kalkuliert sind, dass man das nächste Verkehrsmittel tatsächlich auch erreicht.
Als sehr zuverlässige Suchmaschine für sinnvolle Verbindungen zwischen zwei Stationen in Japan unabhängig vom Verkehrsmittel (Bahn, Bus, Fähre usw.) hat sich der „Japan Transit Planner“ (URL: https://world.jorudan.co.jp/mln/en/) erwiesen, der auch auf Englisch sehr gut funktioniert.
Ridesharing und Taxi
Neben „normalen“ Fahrten von A nach B bieten Taxiunternehmen dort, wo es nur wenig öffentlichen Nahverkehr gibt, auch Sightseeing-Touren an. Dies sind normalerweise feste Touren zu den Sehenswürdigkeiten, meist kann man aber auch ganz individuell seine eigene Strecke verabreden. Die Preise sind feste Stundenpreise, die von Stadt zu Stadt unterschiedlich, aber verglichen mit Automiete, Benzin und Versicherung durchaus erschwinglich sind. Dies trifft unter anderem auf Wakkanai und Nemuro zu, die tolle Sehenswürdigkeiten außerhalb des Stadtkerns aufweisen.
Die in Europa weit verbreiteten Ridesharing Apps wie Uber, Bolt oder auch Grab gibt es in ganz Japan weniger und auf Hokkaido leider gar nicht, obwohl man sie gerade hier gut gebrauchen könnte. Es gibt jedoch einige lokale Apps, wie beispielsweise die in Japan beliebte GO Taxi App, auf der man sich sogar mit einer ausländischen Telefonnummer registrieren kann, deren Menüführung derzeit aber nur auf Japanisch ist. Sie funktioniert jedoch tatsächlich in einigen Bereichen Hokkaidos. Auch die DIDI-App funktioniert in mehreren Regionen Hokkaidos (derzeit in Sapporo, Hakodate, Otaru, Asahikawa, Furano, um die für Touristen wichtigsten zu nennen).
Hokkaido ist ein Paradies für Bahnfans: 1 Der Norokko-Zug fährt durch den Kushiro-Shitsugen-Nationalpark – 2 Die Straßenbahn in Hakodate – 3 Der Lavendelzug in Biei/Furano – 4 Bahnstation Oboro auf dem Weg zwischen Kushiro und Nemuro – 5 Comicfiguren von Lupin auf einem Zug in Hokkaido – 6 SL Fuyu-no-Shitsugen Train im Winter
Auto/Mietwagen
Die meisten Japaner nutzen auf Hokkaido Mietwagen, die man quasi überall, auch in vielen wirklich kleinen Orten und besonders bequem an allen Flughäfen, mieten kann. Alle großen Mietwagenfirmen sind vertreten, japanische und internationale. Die Fahrzeugauswahl sowie die durchschnittlichen Kosten für einen Mietwagen sind bei den großen Unternehmen in etwa gleich, wobei es in der Sommersaison teurer ist.
Auch für Reisen mit dem Wohnmobil bietet sich Hokkaido an. Der Autoverkehr auf Hokkaido ist aufgrund der wenigen Einwohner sehr entspannt; allerdings sollte man berücksichtigen, dass zum einen in Japan Linksverkehr herrscht und die Beschildung zum anderen nicht überall auf Englisch ist. Für die Anmietung eines Autos oder Campers braucht man in Japan zwingend einen internationalen Führerschein.
Wie im restlichen Japan sind japanische Straßen in hervorragendem Zustand. Es gibt mautpflichtige und mautfreie Straßen, wobei Fahrten auf mautpflichtigen Straßen erheblich schneller aber auch teuer sind. Ein Beispiel: Die 130 Kilometer lange Fahrt von Sapporo nach Asahikawa dauert auf der Mautstraße weniger als anderthalb Stunden und kostet 3.980 Yen, während in diesem Fall die mautfreie Straße zwar genauso lang ist, aber knapp drei Stunden dauert. Meist sind diese aber auch landschaftlich erheblich schöner.
Viele Regionen Hokkaidos sind durch Bergpässe miteinander verbunden, wie beispielsweise der Nakayama-Pass, der Sapporo mit dem Niseko-Gebiet verbindet, oder der Mikuni-Pass, der über die Daisetsuzan-Berge führt. Sie sind angenehm zu fahren und man hat eine wunderschöne Aussicht und oft auch Parkplätze, Geschäfte und Restaurants. Ab Ende September bis Anfang Mai muss man jedoch jederzeit mit Schnee und Wind rechnen.
In den Sommermonaten ist Hokkaido ein Paradies für einen Roadtrip, aber im Winter vermeiden sogar die Menschen, die auf Hokkaido geboren sind, unnötige und lange Autofahrten. Zwar sind Mensch und (Räumungs-)Maschinen an viel Schnee gewöhnt, aber es kann dennoch dauern, bis alle Straßen geräumt werden. Einige Straßen (beispielsweise in Furano) werden gar nicht geräumt, sondern verdichtet, was ein wiederum anderes Fahrverhalten erfordert. Einige Straßen, vor allem Bergpässe, sind im Winter vollständig gesperrt, was lange Umwege erfordert, wie beispielsweise auf der Shiretoko-Halbinsel. Hier verlängert sich der Weg von Utoro nach Rausu von 30 auf 120 Kilometer durch die Sperrung!
Überall auf Hokkaido sollte man auf Tiere achten – Unfälle mit Wildtieren sind keine Seltenheit, wobei Frontalzusammenstöße mit Rehen am häufigsten vorkommen.
Keine Sorgen muss man sich um Parkplätze machen: Bis auf wenige Ausnahmen an besonderen Sehenswürdigkeiten ist Parken kostenlos; die Plätze sind gut ausgestattet. Insider-Tipp: Wenn Sie mit dem Auto unterwegs sind, machen Sie unbedingt einmal Halt an einem Michi no Eki (siehe Infokasten Nr. 6). Diese „Rastplätze“ sind oft ein Sightseeing-Spot für sich und bieten daneben einen wunderbaren vertieften Einblick in die Region, durch die man gerade fährt.
Nr. 6 Sightseeing-Geheimtipp: Michi no Eki
Wie in anderen Ländern gibt es entlang von Autobahnen und Nationalstraßen Raststätten. In Japan sind sie etwas ganz Besonderes und oft sogar ein Reiseziel an sich. Es gibt zwei verschiedene Arten: Einmal die (auch auf Japanisch so genannten) „Service Areas“ entlang von Autobahnen, zum anderen die „Michi no Eki“ (wörtlich: Bahnhof an der Straße, Englisch: Roadside Station/Roadside Rest Area) entlang von Nationalstraßen und größeren allgemeinen Straßen. An den Service Areas kann man auch tanken, an Michi no Eki nicht immer. Beide bieten neben kostenlosen Parkplätzen und WCs rund um die Uhr auch Informationen über die Straßen und lokale Sehenswürdigkeiten an, meist kostenloses WLAN und fast immer lokale Produkte und Essensspezialitäten sowie ein Restaurant mit lokalen und/oder traditionellen Gerichten. Sie haben den expliziten Auftrag, durch Förderung des Tourismus´ und Angebot von Freizeiteinrichtungen und heimischen Produkten die lokale Wirtschaft und Regionen zu beleben. Michi no Eki bieten daher oft in lokaler Partnerschaft mit Landwirten, Künstlern usw. deren Produkte an. Sie sind aufgrund ihrer Lage an normalen Straßen auch für Fußgänger oder Radfahrer zugänglich. Es gibt über 120 Michi no Eki auf Hokkaido, landesweit sind es rund 1.200. Manchmal haben sie eigene Ausstellungen zur Region und wenn sie an besonders schönen Orten liegen, dienen sie auch als Aussichtspunkt! Je nach Standort bieten sie unterschiedliche Erlebnisse. In Onsen-Gebieten verfügen sie teilweise sogar über eigene Tages- oder Fußbäder wie beispielsweise die Roadside Station Shikabe Kanketsusen Park mit einem eigenen 15 Meter hohen Geysir auf dem Gelände.
Verkehrszeichen für einen Michi no Eki (links) und eine Service Area (rechts, hier die in Ebina) mit Angabe, welche Services vorhanden sind.
Eines der bekanntesten Michi no Eki auf Hokkaido ist der Akkeshi Gourmet Park (Akkeshi Mikaku Terminal Conchiglie), der sich auch als Gourmetrestaurant positionieren konnte. In einer berühmten Austerngegend gelegen, kann man dort hervorragend frische Austern essen, und die lokale "Kin’s Oyster"-Austernsoße ist ein sehr beliebtes Souvenir. Auch die Roadside Station Swan 44 direkt am Vogelschutzgebiet mit eigener Aussichtsplattform ist ein Highlight.
Übrigens: Für viele Japaner ist Softeis eine typische Michi no Eki-Spezialität.
Meist gibt es auch Stempelabdrücke zum Sammlen (siehe Kapitel Fun Facts).
Wer sehen möchte, welche Michi no Eki auf seiner persönlichen Hokkaido-Tour liegen, kann dies hier recherchieren: https://hokkaido-michinoeki.jp/en.
Hinweise zum Autofahren in Japan:
Es gibt einige Besonderheiten bei den Verkehrsregeln in Japan:
Das Stoppzeichen sieht anders aus und kann mit einem „Vorfahrt Achten“-Zeichen verwechselt werden. Es ist ein auf dem Kopf stehendes dreieckiges rotes Zeichen mit den in weißer Schrift geschriebenen Zeichen „止まれ“ oft, aber nicht immer!, gefolgt von den Buchstaben „Stop“. Achtung:
Es gibt auch dreieckige Zeichen, die „Langsam fahren“ bedeuten, diese sind aber nur rot umrandet und haben eine blaue Schrift.
Es gibt eine gesetzliche Verpflichtung, an Bahnübergängen anzuhalten – auch wenn die Schranken hoch sind.
Für den Winter gibt es eine besondere und sehr wichtige Markierung: Nach unten zeigenden Pfeile an den Straßenrändern (siehe Fotos und Erklärung im Kapitel Fun Facts ab Seite 212) markieren den Straßenrand, und wenn sich Schnee ansammelt und die Sicht schlechter wird, ist es für die unerlässlich, auf diese Schilder zu achten. Ein weiteres Schild an Ampeln ist ein blaues Quadrat mit der Aufschrift „ 停止線” (Haltelinie). Da die weiße Linie auf der Straße im Winter nicht sichtbar ist, zeigen diese Schilder an, wo man bei Rot anhalten muss.
Sofern nicht anders angegeben, beträgt die Höchstgeschwindigkeit auf normalen Straßen 60 km/h. Nur auf den Schnellstraßen (Kosoku-Doro) beträgt die Höchstgeschwindigkeit 80 km/h. Auf einigen Abschnitten der Autobahn sind die Geschwindigkeitsbegrenzungsschilder leer, hier kann man bis zu 100 km/h fahren.
Einige Verkehrszeichen haben keine englische Beschriftung, daher ist es immer empfehlenswert, sich vorher gut vorzubereiten und idealerweise zu zweit zu fahren, damit der Beifahrer unterstützen kann.
Insider-Tipp: Die Japan Automobile Federation hat eine gute englische Website mit Bildern und Erklärungen zu den gängigen Verkehrszeichen und -regeln in Japan https://english.jaf.or.jp/safe-driving/traffic-rules-in-japan.
Fun Fact: Aufgrund der Nähe zu Russland sind in Hokkaido auch zahlreiche Hinweisschilder im Verkehr auf Russisch beschriftet!
Bei den Mautstellen gibt es zwei Arten: automatische ETC-Mautstellen und bemannte reguläre Mautstellen. Die einfachste Option für die Bezahlung der Schnellstraße ist eine ETC-Karte, womit die Maut auch etwas vergünstigt wird. Sie ähnelt einer Kreditoder Debitkarte und wird in ein Gerät im Fahrzeug eingesetzt. Damit wird automatisch bezahlt, wenn man sich der Mautstelle nähert, ein Anhalten ist nicht nötig. Diese automatischen Stellen sind mit den Buchstaben „ETC” gekennzeichnet, die bemannten Mautstellen sind leider nur auf Japanisch beschriftet. Wenn man keine ETC-Karte hat, muss man eine Mautstelle suchen, auf dem kein ETC steht. Wichtig: Schon bei der Auffahrt auf die Autobahn erhält man an einem Automaten einen Fahrschein, den man beim Verlassen der Autobahn dem Personal an der Mautstelle vorlegen muss, denn auf dieser Basis wird die Maut berechnet. Man kann mit Kreditkarte oder bar bezahlen.
Auch beim Tanken gibt es zwei Varianten: Selbstbedienung und mit Bedienung. Selbstbedienung ist etwas günstiger, allerdings sind die meisten Tanksäulen nur japanisch beschriftet. Die Schritte sind üblicherweise folgende: Erst Zahlungsmethode wählen, dann die gewünschte Kraftstoffsorte und schließlich gewünschte Menge auswählen. Es gibt drei Arten von Kraftstoff: Normalbenzin (rote Säule), Diesel (grüne Säule), Super (gelb). Die meisten Mietwagen fahren mit Normalbenzin, aber man sollte sich bei der Anmietung sagen lassen, welche Art Kraftstoff das Auto benötigt.
Tankstellen außerhalb der städtischen Zentren schließen meist sehr früh oder können in abgelegenden Gegenden auch nur an bestimmten Tagen der Woche für wenige Stunden geöffnet sein. Man sollte daher immer tanken, wenn man kann.
affentlicher Nahverkehr (aPNV) mit U-Bahn, Bus und Straßenbahn
Auf Hokkaido gibt es nur in Sapporo eine U-Bahn, in allen anderen Städten fahren Busse oder wie in Hakodate Straßenbahnen. Bei den Bussen gibt es unterschiedliche Formen der Bezahlung: In einigen Städten bezahlt man vor der Fahrt (maebarai), in anderen beim Aussteigen (atobarai). In Sapporo beispielsweise steigt man von hinten in den Bus ein und vorne wieder aus. Die Fahrpreise können bar oder mit einer IC-Karte bezahlt werden, wobei die üblichen IC-Cards (Pasma, Suica) in Hokkaido nur sehr eingeschränkt nutzbar sind; es gibt regionale Varianten dieser Prepaid-Karten. Diese lohnen sich aber nur, wenn man sich lange oder mehrfach in bestimmten Regionen aufhält. Teilweise ist heutzutage aber auch Kreditkartenzahlung möglich.
Wenn man mit Bargeld bezahlen möchte, zieht man beim Einsteigen in den Bus ein nummeriertes Ticket aus einem Fahrkartenautomaten am Eingang. Die Nummer auf dem Ticket entspricht der nummerierten digitalen Fahrpreistabelle vorn auf dem Display beim Fahrer. Diese zeigt an, wie viel man beim Aussteigen bezahlen muss. Das Ticket sowie den exakten Fahrpreis wirft man in die Fahrpreiskasse neben dem Fahrer. Der Automat wechselt nicht! Wenn man nicht den passenden Betrag hat, gibt es in den Bussen einen Münzwechsler für 1.000 Yen-Scheine neben dem Fahrer. Wenn man eine IC-Karte verwenden möchte, hält man diese beim Einsteigen in den Bus an das Kartenlesegerät am Eingang und beim Aussteigen erneut an das Kartenlesegerät neben dem Fahrer.
Insider-Tipp: Prepaid (IC-)-Kartennutzung ist auf Hokkaido sehr eingeschränkt bzw. auf lokale Marken beschränkt. Man spricht auch von einer „IC-kartenfreien Zone“. Man sollte also darauf vorbereitet sein, dass man nicht mit seiner Suica- oder Pasmo-Karte bezahlen kann. Gerade im Bus braucht man dann, wenn man kein Tagesticket oder ähnliches hat, Bargeld!
Das im Süden Hokkaidos gelegene Hakodate (函館) ist die erste und bislang einzige Shinkansen-Station auf Hokkaido. Honshu (Aomori) und Hakodate auf Hokkaido verbindet der rund 54 Kilometer lange Seikan-Eisenbahntunnel. Die Stadt ist damit die erste Stadt, die man sieht, wenn man mit der Bahn nach Hokkaido fährt.
Achtung: Der Shinkansen-Bahnhof heißt „Shin Hakodate-Hokuto“, nicht Hakodate Station. Die Fahrtzeit zwischen diesen beiden Bahnhöfen beträgt mit der normalen Bahn rund 22 Minuten.
Hakodate ist mit 240.000 Einwohnern die drittgrößte Stadt auf Hokkaidō. Über der Stadt erhebt sich der 334 Meter hohe gleichnamige Berg, die Aussicht von dort oben ist berühmt und ziert viele Plakate.
Die Stadt ist eine der wenigen japanischen Siedlungen auf Hokkaido, die nicht erst im 19. Jahrhundert entstanden sind. Bereits im 15. Jahrhundert gab es an dieser Stelle einen befestigten Handelsposten. Hakodate war einer von fünf Häfen, die am Ende der Edo-Periode (1603–1867) für ausländische Handelsschiffe geöffnet wurden. Außerdem war Hakodate von Dezember 1868 bis Juni 1869 Hauptstadt der kurzlebigen Republik Ezo, der einzigen Republik auf japanischem Boden. Damals war nach der Niederlage der Tokugawa-Regierung (Tokugawa-Shogunat) ein Teil der Marine nach Hokkaido geflüchtet und errichtete unter Führung von Admiral Enomoto Takeaki am 25.12.1868 die „unabhängige Republik Ezo“ nach amerikanischem Muster mit Enomoto als Präsidenten.
Im Zuge der erzwungenen Öffnung Japans für den Westen im Jahr 1853/54 durch Kommander Perry und seine „schwarzen Schiffe“, wurden nicht nur auf Honshu Häfen für Ausländer geöffnet, sondern auch in Hakodate. Aufgrund dieses geschichtlichen Hintergrundes gibt es zahlreiche Häuser, Parks und lhnliches, die an Europa erinnern (sehr gut zu sehen im „Old British Consulate“). Diese Öffnung Richtung Westen im 19. Jahrhundert nach einer langen Abschottung (jap: sakoku; wörtlich: Abschließung) von den 1630er Jahren bis 1853 des Landes war ein bedeutsames Ereignis für Japan. Unter dem Kommando des amerikanischen Seeoffiziers Matthew Calbraith Perry erzwang dieser mit seinen sogenannten „Schwarzen Schiffen“ 1853 die Öffnung Japans gegenüber dem Westen. 1854 wurde ein Vertrag geschlossen und zunächst die Häfen Shimoda (rund 200 Kilometer südlich von Tokyo) und Hakodate für amerikanische Schiffe geöffnet. Die Flagge von Perry Schiff war übrigens auch im Zweiten Weltkrieg an dem Schiff angebracht, auf dem die Kapitulation Japans am 2. September 1945 unterzeichnet wurde.
Die Infrastruktur in Hakodate ist hervorragend: Verkehrstechnisch gibt es neben Bussen auch Straßenbahnen, die hier „Streetcar“ (jap.: shiden) genannt werden. Auch Hotels und Restaurants gibt es in großer Zahl und in guter Qualität. Viele wichtige Informationen sind auch auf Englisch beschrieben und ausgeschildert.
Insider-Tipp: Die hübsche, nostalgisch anzusehende Straßenbahn fährt viele Sehenswürdigkeiten ab. Da sie oberdisch fährt, stellt sie eine gute Möglichkeit dar, die Stadt zu erkunden.
Hakodate ist sehr gut zu Fuß erlaufbar, die Straßen sind hübsch, es gibt nicht so viel Verkehr und es ist bis auf wenige Ausnahmen auch nicht hügelig.
