Rom und Karthago - Klaus Zimmermann - E-Book + Hörbuch

Rom und Karthago Hörbuch

Klaus Zimmermann

4,8

Beschreibung

Der Konflikt der beiden antiken Großmächte Rom und Karthago endete mit der vollständigen Vernichtung der einen und dem Aufstieg der anderen zur Weltmacht. Klaus Zimmermann beleuchtet zunächst die politischen Beziehungen beider Staaten von ihren ersten Kontakten bis zum Ende der nordafrikanischen Metropole. Inhalt und Auswirkungen der römisch-karthagischen Verträge, vor allem aber die in der Forschung bis heute kontrovers beurteilten Anfänge und Ursachen der Punischen Kriege stehen ebenso im Blickfeld wie der militärische Verlauf dieser drei Kriege sowie die Ursachen für Erfolge und Misserfolge. Auch die Protagonisten beider Seiten wie Hannibal und die Scipionen werden vorgestellt. Klar gegliedert und leicht verständlich bietet der Band einen umfassenden Einblick in das wechselhafte Verhältnis beider Staaten und trägt damit wesentlich zum Verständnis ihres schicksalhaften Kampfes bei.

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Zeit:1 Std. 16 min

Sprecher:Wolfgang Schmidt

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Geschichte kompakt

Herausgegeben vonKai Brodersen, Martin Kintzinger,Uwe Puschner, Volker Reinhardt

Herausgeber für den Bereich Antike:Kai Brodersen

Berater für den Bereich Antike:Ernst Baltrusch, Peter Funke,Charlotte Schubert, Aloys Winterling

Klaus Zimmermann

Rom und Karthago

3. Auflage

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Impressum

 

 

 

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikationin der Deutschen Nationalbibliografie;detaillierte bibliografische Daten sind im Internet überhttp://dnb.d-nb.de abrufbar.

Das Werk ist in allen seinen Teilen urheberrechtlich geschützt.Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig.Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen,Mikroverfilmungen und die Einspeicherung in und Verarbeitung durchelektronische Systeme.

3., durchgesehene, bibliographisch aktualisierte Auflage 2013© 2013 by WBG (Wissenschaftliche Buchgesellschaft), Darmstadt1. Auflage 2005Die Herausgabe des Werkes wurde durchdie Vereinsmitglieder der WBG ermöglicht.Einbandgestaltung: schreiberVIS, Bickenbach

Besuchen Sie uns im Internet: www.wbg-wissenverbindet.de

ISBN 978-3-534-26025-6

Elektronisch sind folgende Ausgaben erhältlich:eBook (PDF): 978-3-534-73751-2eBook (epub): 978-3-534-73752-9

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Inhaltsverzeichnis

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Impressum

Inhalt

Geschichte kompakt – Antike

  I. Einführung

 II. Die politischen Beziehungen

  1. Der erste karthagisch-römische Vertrag

  2. Der zweite karthagisch-römische Vertrag

  3. Der dritte karthagisch-römische Vertrag (= „Philinos-Vertrag“)

  4. Der vierte karthagisch-römische Vertrag (= „Pyrrhos-Vertrag“)

  5. Der Ausbruch des Ersten Punischen Krieges

a) Die Situation in Messana

b) Das Zögern des Senates

c) Die karthagische Bedrohung

d) Die römischen Kriegsziele

e) Der römische Imperialismus

  6. Friedensbestrebungen während des Ersten Punischen Krieges

  7. Das Ende des Ersten Punischen Krieges (= „Lutatius-Vertrag“)

a) Die Situation beider Mächte bei Kriegsende

b) Die nachträgliche Korrektur des Vertrages

c) Die Auswirkungen des Lutatius-Friedens

  8. Der Söldnerkrieg und die Annexion Sardiniens

  9. Der Ebro-Vertrag

10. Der Ausbruch des Zweiten Punischen Krieges

a) Roms Freundschaftsverhältnis zu Sagunt

b) Die Rechtslage

c) Rom als Schutzmacht der Saguntiner

d) Die Kriegspolitik Karthagos beziehungsweise der Barkiden

e) Die römischen Motive

11. Hannibals Friedensangebot von 216

12. Die Rolle auswärtiger Mächte

a) Der Vertrag zwischen Hannibal und Philipp V. von Makedonien

b) Hieronymos von Syrakus

c) Die Politik der Numider Syphax und Massinissa

13. Das Ende des Zweiten Punischen Krieges

a) Der Waffenstillstand des Jahres 203

b) Der Bruch des Waffenstillstandes durch die Karthager

c) Die Unterredung zwischen Hannibal und P. Scipio

d) Der endgültige Friedensvertrag des Jahres 201

14. Karthago, Rom und Numidien im 2. Jahrhundert

a) Die Rechtslage

b) Die Ereignisse

15. Der Ausbruch des Dritten Punischen Krieges

a) Verfahren und Kriegsschuld

b) Die römischen Motive

III. Die militärischen Auseinandersetzungen

  1. Der Kampf um Sizilien (= „Erster Punischer Krieg“)

a) Das karthagisch-syrakusanische Bündnis 264/63

b) Römische Erfolge im Westen Siziliens 263/62

c) Das römische Flottenbauprogramm und der Sieg bei Mylai

d) Kämpfe um Sardinien und Korsika

e) Der römische Übergang nach Afrika

f) Die Kämpfe in Afrika 256/55

g) Wechselhafte Kämpfe bis zum karthagischen Seesieg von Drepana

h) Erneuter römischer Flottenbau und der Sieg bei den Aegatischen Inseln

  2. Der Kampf um die Hegemonie im westlichen Mittelmeer (= „Zweiter Punischer Krieg“)

a) Hannibals Alpenübergang

b) Der Vorstoß nach Mittelitalien: Ticinus – Trebia – Trasimenischer See

c) Die Schlacht bei Cannae

d) Der Kampf um Unteritalien

e) Der Zug Hasdrubals 208/07

f) Die Ereignisse auf Sizilien

g) Die Ereignisse in Iberien

h) Scipios Übergang nach Afrika und die Kämpfe bis zur Schlacht bei Zama

  3. Die Vernichtung Karthagos (= „Dritter Punischer Krieg“)

a) Die Kämpfe der Jahre 149 und 148

b) Das Ende

IV. Fazit

Auswahlbibliographie

Register

Geschichte kompakt

In der Geschichte, wie auch sonst,dürfen Ursachen nicht postuliert werden,man muss sie suchen.         (Marc Bloch)

Das Interesse an Geschichte wächst in der Gesellschaft unserer Zeit. Historische Themen in Literatur, Ausstellungen und Filmen finden breiten Zuspruch. Immer mehr junge Menschen entschließen sich zu einem Studium der Geschichte, und auch für Erfahrene bietet die Begegnung mit der Geschichte stets vielfältige, neue Anreize. Die Fülle dessen, was wir über die Vergangenheit wissen, wächst allerdings ebenfalls: Neue Entdeckungen kommen hinzu, veränderte Fragestellungen führen zu neuen Interpretationen bereits bekannter Sachverhalte. Geschichte wird heute nicht mehr nur als Ereignisfolge verstanden, Herrschaft und Politik stehen nicht mehr allein im Mittelpunkt, und die Konzentration auf eine Nationalgeschichte ist zugunsten offenerer, vergleichender Perspektiven überwunden.

Interessierte, Lehrende und Lernende fragen deshalb nach verlässlicher Information, die komplexe und komplizierte Inhalte konzentriert, übersichtlich konzipiert und gut lesbar darstellt. Die Bände der Reihe „Geschichte kompakt“ bieten solche Information. Sie stellen Ereignisse und Zusammenhänge der historischen Epochen der Antike, des Mittelalters, der Neuzeit und der Globalgeschichte verständlich und auf dem Kenntnisstand der heutigen Forschung vor. Hauptthemen des universitären Studiums wie der schulischen Oberstufen und zentrale Themenfelder der Wissenschaft zur deutschen und europäischen Geschichte werden in Einzelbänden erschlossen. Beigefügte Erläuterungen, Register sowie Literatur- und Quellen angaben zum Weiterlesen ergänzen den Text. Die Lektüre eines Bandes erlaubt, sich mit dem behandelten Gegenstand umfassend vertraut zu machen. „Geschichte kompakt“ ist daher ebenso für eine erste Begegnung mit dem Thema wie für eine Prüfungsvorbereitung geeignet, als Arbeitsgrundlage für Lehrende und Studierende ebenso wie als anregende Lektüre für historisch Interessierte.

Die Autorinnen und Autoren sind in Forschung und Lehre erfahrene Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Jeder Band ist, trotz der allen gemeinsamen Absicht, ein abgeschlossenes, eigenständiges Werk. Die Reihe „Geschichte kompakt“ soll durch ihre Einzelbände insgesamt den heutigen Wissensstand zur deutschen und europäischen Geschichte repräsentieren. Sie ist in der thematischen Akzentuierung wie in der Anzahl der Bände nicht festgelegt und wird künftig um weitere Themen der aktuellen historischen Arbeit erweitert werden.

Kai Brodersen      Martin KintzingerUwe Puschner      Volker Reinhardt 

Meinen Jenaer Studentenin herzlicher Verbundenheit

I. Einführung

Methodisches

„Rom und Karthago“ – unter ebendiesem Titel präsentierte Joseph Vogt vor über 60 Jahren einen Sammelband, dessen Konzeption darin bestand, das Ringen beider Mächte unter dem Aspekt des „Rassengegensatzes“ zu betrachten. Als Ausdruck von „Rassenfeindschaft“ verstand auch der Leiter des „Kriegseinsatzes der Altertumswissenschaften“, Helmut Berve, in einem Vortrag über „Rom und Karthago“ die Serie römisch-karthagischer Auseinandersetzungen, den römischen Sieg als Rettung des Abendlandes. Die zeitgeschichtlichen Beweggründe dieses wissenschaftlich irrelevanten Ansatzes sind hinlänglich bekannt. Wir bräuchten darüber kein Wort zu verlieren, besäße nicht die Methode, Geschichte in den Dienst aktueller politischer Anliegen zu stellen, bei Gelehrten aller Epochen und Gesellschaftssysteme bis heute ihren verführerischen Reiz. Geändert haben sich freilich die politischen Positionen und die beabsichtigte Wirkung: Lieferten zur Zeit der NS-Diktatur Wissenschaftler auf diese Weise Argumentationshilfen für Feindschaft und Verfolgung, so besteht heute die Gefahr, dem Trend der Zeit entsprechend allenthalben interkulturelle Annäherung und Begegnung zu wittern. So sympathisch uns Geschichtsdeutungen letzterer Couleur erscheinen mögen, aus wissenschaftlicher Sicht kranken sie an derselben Schwäche wie der Ansatz Vogts: Ehe man es sich versieht, wird das historische Phänomen nicht mehr um des Verständnisses seiner selbst willen betrachtet und vor dem Hintergrund seiner Zeit bewertet. Stattdessen geraten Aktualitätsbezüge zum Leitfaden, bisweilen gar zum Ausgangspunkt der Untersuchung; in anachronistischer Weise wird für ein in der Gegenwart beheimatetes, häufig unausgesprochenes Anliegen Beleg- bzw. Vergleichsmaterial aus der Vergangenheit zusammengetragen. Dass in diesem Fall das anvisierte Ziel die Auswahl und Interpretation der Quellen bestimmt, liegt auf der Hand – die Studie läuft Gefahr, mehr über die weltanschaulichen Überzeugungen ihres Verfassers als über den untersuchten Gegenstand auszusagen.

Die Annalistik

Eine Warnung vor diesem methodischen Kardinalfehler bedarf am Beginn eines Studienbuches kaum der Rechtfertigung – umso weniger, als das Thema „Rom und Karthago“ nicht erst zur Zeit des Dritten Reiches zum Gegenstand interessengeleiteter Arbeitsweise geworden ist. Schon den in relativ geringem Abstand zu den Ereignissen schreibenden römischen Historikern war es nicht so sehr um die Erkenntnis geschichtlicher Abläufe und Zusammenhänge an sich zu tun, als vielmehr um senatorische Selbstdarstellung sowie die Rechtfertigung römischer Politik. Das hier entworfene Geschichtsbild ist dementsprechend kein unabhängiges, sondern folgt klaren politisch-ideologischen Zielvorgaben. Tatsachen, die geeignet waren, die moralische Berechtigung römischen Vorgehens im Einzelfall oder gar der errungenen Erfolge insgesamt in Frage zu stellen, wurden verschleiert, umgedeutet oder eliminiert.

Polybios

Als Korrektiv steht uns bis zu einem gewissen Grad das Werk des griechischen Historikers Polybios zur Verfügung, der um die Mitte des 2. Jahrhunderts v. Chr. das Zusammenlaufen bislang eigenständiger geschichtlicher Entwicklungsstränge unter römischer Herrschaft beschrieb und in Abgrenzung zu seinen Gewährsleuten wortreich die Forderung nach unparteiischer Darstellung erhob – man solle weder zögern die Freunde zu tadeln noch die Feinde zu loben, also von den handelnden Personen absehen und in den Aufzeichnungen vielmehr den Handlungen selbst die angemessene Beurteilung und Würdigung zuteil werden lassen (1,14). Auch die Objektivität dieser Quelle ist indes nicht über jeden Zweifel erhaben: Zunächst war Polybios für weiter zurückliegende Ereignisse wie den Ers ten Punischen Krieg seinerseits auf Geschichtswerke angewiesen, die römisches Handeln in der eben skizzierten Weise „frisiert“ wiedergaben. Sodann dürfen wir annehmen, dass der unfreiwillig in Rom lebende Historiker nicht ganz frei von Sachzwängen war – mit der Verurteilung der römischen Annexion Sardiniens mag die Grenze dessen, was er seinen einflussreichen Gönnern zumuten konnte, erreicht gewesen sein. Und schließlich ist nicht zu übersehen, welche Bewunderung Polybios selbst der einzigartigen Erfolgsserie römischer Machtpolitik entgegenbringt, deren Gründe darzulegen das zentrale Anliegen seines Werkes ist. Der Faszination seines Untersuchungsgegenstandes konnte sich der ehemalige Staatsmann und Truppenbefehlshaber nicht entziehen. So ehrlich er sich um unvoreingenommene Darstellung im politischen und militärischen Detail bemüht, aufs Ganze gesehen steht doch außer Frage – um Polybios’ eigene Worte aufzugreifen –, wer die „Freunde“, wer die „Feinde“ sind.

E

Polybios von Megalopolis (ca. 200 – nach 120 v. Chr.)169/68 Reiterbefehlshaber des achaiischen Bundes, nach dem römischen Sieg über Perseus bei Pydna (168) mit 1000 weiteren politischen Geiseln nach Rom deportiert, wo er zum Freund und Berater des jungen Scipio Aemilianus avancierte, in dessen Gefolge er am Dritten Punischen Krieg teilnahm. Selbst zum Bewunderer römischer Politik geworden, beschreibt P. in seinem Geschichtswerk den beispiellosen Aufstieg Roms zur Weltmacht von 264 bis ca. 145 und analysiert die Ursachen der römischen Überlegenheit.

Spätere Quellen

Ähnliches gilt für die antike Literatur späterer Epochen: Den Historikern der Kaiserzeit waren Weltherrschaftsanspruch und Sendungsbewusstsein des römischen Volkes längst zur Selbstverständlichkeit geworden. Beschäftigung mit der Vergangenheit erfolgte unter dem Eindruck von Roms gegenwärtiger Größe als einer Art endgültigem Aggregatzustand der Geschichte. Nicht dass Karthago in diesem Geschichtsbild keinen prominenten Platz einnahm: In der Rückschau auf die Kriege wird die Stadt – in dieser Form gewiss unzutreffend – zur besiegten Konkurrentin Roms um die Weltherrschaft stilisiert; mit der tragischen Begegnung zwischen Dido und Aeneas projiziert Vergil die Wurzeln römisch-karthagischer Erbfeindschaft gar in die sagenhafte Vorgeschichte der Gründung Roms zurück. Doch wie phantastisch oder nüchtern auch immer Karthagos Rolle in der Vergangenheit gezeichnet wird, es geschieht immer in der übergeordneten Absicht, Roms geschichtliche Mission der Weltherrschaft zu illustrieren. Was die Historiker der Republik (Annalisten, Polybios) an Material boten, wird hierfür herangezogen, gedeutet, gekürzt oder ausgeschmückt, doch niemals grundlegend hinterfragt. Dass Rom auf seinem Weg durch die Jahrhunderte stets einen gerechten Kampf für ein vom Schicksal bestimmtes Ziel gekämpft hatte, war die allem Zugriff auf Geschichte gemeinsame Prämisse. Sie in Zweifel zu ziehen kam – soweit wir sehen – weder heidnischen noch christlichen Autoren in den Sinn. Auch der Wert dieser Informationsquellen unterliegt damit im Hinblick auf unser Thema erheblichen Einschränkungen.

E

AnnalistikGeschichtsschreibung der mittleren und späteren römischen Republik, in der die Ereignisse nach Jahren angeordnet waren, entsprechend den jährlichen Aufzeichnungen des obersten Priesters (pontifex maximus → annales maximi). Da die Werke der Annalisten größtenteils verlorengegangen sind, ist eine Überprüfung der Angaben bei späteren Historikern (Livius) nur selten möglich.

Das Rom-Bild der Neuzeit

Wenn schließlich noch in der neuzeitlichen Literatur zu „Rom und Karthago“ nicht selten ein Übergewicht römischer Standpunkte festzustellen ist, so liegt dies gewiss zum einen an der Eigenart unserer Quellen, die nur vereinzelt andere Sichtweisen als die römische präsentieren: Von punischer Literatur ist so gut wie nichts erhalten, nur wenig mehr von einigen prokarthagischen Darstellungen aus der Feder sizilischer Griechen. Die meisten und reichhaltigsten Schilderungen stammen von römischen oder aus römischer Perspektive schreibenden Autoren; ihre Tendenz prägt infolgedessen nur allzuleicht unser Geschichtsbild. Ein weiterer, bisweilen deutlich erkennbarer Grund liegt aber auch in der Faszination, die Roms Erfolge auf die lateinisch geprägte Welt bis heute ausüben. Die Begeisterung nicht weniger okzidentaler Historiker oder Philologen für die militärischen und organisatorischen Leistungen der Römer steht hinter der eines Polybios kaum zurück. Allein das Bewusstsein des humanistisch Gebildeten, in vielerlei Hinsicht über das Mittelalter hinweg in der Tradition Roms zu stehen, fördert die Identifikation mit „unseren“ römischen Vorfahren und zugleich die Distanzierung von den „fremden“ Karthagern – selbst wenn hierbei keine antisemitischen Affekte im Spiel sind. Zu einer nüchternen, unvoreingenommenen Beurteilung römischer Politik wird der moderne Historiker unter diesen Umständen ebensowenig gelangen wie sein antiker Kollege. Bemühen wir uns also zum einen – Vogts warnendes Beispiel vor Augen –, zeitgeschichtliche Assoziationen aller Art so weit als möglich auszublenden, und machen wir uns zum anderen das besondere Verhältnis bewusst, das uns über zwei Jahrtausende hinweg mit der römischen Geschichte verbindet, um uns bei der folgenden Betrachtung Roms und Karthagos weder von den einen noch von dem anderen unbewusst leiten zu lassen.

E

Punier/punischvon Poenus/Poenicus/Punicus, dem lateinischen Namen für die phoinikischen Bewohner Nordafrikas, insbesondere die Karthager, sowie deren Sprache und Kultur.

II. Die politischen Beziehungen

508/07 (?)

Erster karthagisch-römischer Vertrag.

348

Zweiter karthagisch-römischer Vertrag.

306

Dritter karthagisch-römischer Vertrag (= „Philinos-Vertrag“).

279/78

Vierter karthagisch-römischer Vertrag (= „Pyrrhos-Vertrag“).

264

Ausbruch des Ersten Punischen Krieges; Bündnis Hierons II. von Syrakus mit Karthago.

263

Sonderfriede Hierons II. mit Rom.

241

Ende des Ersten Punischen Krieges (= „Lutatius-Vertrag“).

237

Römische Annexion Sardiniens; kurz darauf Beginn der karthagischen Expansion in Iberien.

226/25

Ebro-Vertrag.

220/19

Rom warnt Hannibal vor einem Angriff auf Sagunt.

218

Ausbruch des Zweiten Punischen Krieges.

215

Karthagische Bündnisse mit Philipp V. und Hieronymos.

205

Sonderfriede Philipps V. mit Rom.

203/02

Scheitern einer karthagischen Friedensinitiative.

201

Ende des Zweiten Punischen Krieges.

200 (?)

Karthagisch-numidischer Friedensvertrag.

196

Innenpolitische Reformen Hannibals.

182–152

Wiederholte Okkupationen karthagischer Gebiete durch Massinissa.

150

Niederlage der Karthager gegen Massinissa; der Senat beschließt die Zerstörung Karthagos.

149

Beginn des Dritten Punischen Krieges.

1. Der erste karthagisch-römische Vertrag

Im Rahmen eines Exkurses über die Rechtslage zwischen Karthago und Rom vor Ausbruch des Zweiten Punischen Krieges referiert Polybios vier Verträge der Vorkriegszeit, von denen er einen (den so genannten Philinos-Vertrag) für unhistorisch hält, sowie den Friedensvertrag des Ersten Punischen Krieges, damit weder die, deren Pflicht es ist und die ein Interesse daran haben müssen, in diesen Dingen genau unterrichtet zu sein, bei den wichtigsten Beratungen die Wahrheit verfehlen, noch die Leser, die sachliche Belehrung suchen, durch die Unwissenheit und Parteilichkeit der Geschichtsschreiber auf Irrwege geführt, über diesen Punkt im Dunkeln bleiben, sondern eine klare Vorstellung von den seit den Anfängen bis auf unsere Tage bestehenden Rechtsverhältnissen zwischen Römern und Karthagern erhalten (3,21,9–10). Die folgende Passage ist für uns als Quelle umso wertvoller, als der Historiker sich nicht nur auf die frühere literarische Überlieferung stützt, sondern die Verträge selbst heranzieht, die (3,26,1). Die Bemerkung, der Text des ersten Vertrages sei aufgrund der altertümlichen Sprache nur schwer verständlich (3,22,3), liefert einerseits den Beweis für die tatsächliche Benutzung dieses und der anderen Dokumente durch Polybios, enthält aber auch die Warnung, dass mit Ungenauigkeiten und Missverständnissen bei der Übersetzung ins Griechische durchaus zu rechnen ist (ebd.: etwa …).

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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