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Wenn Sie das Gefühl haben, dass in unserer modernen Gesellschaft und in vielen Beziehungen etwas nicht stimmt, dass wir unseren Planeten ruinieren, dass Reiche immer reicher und Arme immer ärmer werden, dass zu viel Gewalt und Aggression auftreten, dass es zunehmend schwieriger ist, wirklich glücklich und zufrieden zu sein, dann liegen Sie mit diesem Buch genau richtig. Wir Menschen haben alles erforderliche Potential, um eine menschengerechtere Gesellschaft und eine bessere Zukunft aktiv zu gestalten. Der Psychologe Lothar Röhrig beleuchtet Hintergründe der aktuellen globalen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Situation, schildert Auswirkungen auf die menschliche Psyche und zeigt auf, was der Einzelne konkret TUN kann, um zufriedener, selbstbestimmter und menschengerechter zu leben.
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Seitenzahl: 201
Veröffentlichungsjahr: 2019
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Lothar Röhrig, 1946 in Hamm geboren, machte eine Lehre als Buchdrucker, studierte Verwaltungsrecht und später Psychologie. 1996 promovierte er an der Universität Essen. Er absolvierte zahlreiche Ausbildungen, unter anderem in den Bereichen Verhaltenstraining, Konflikt- und Problemmanagement, Stressbewältigung, Supervision und NLP. Er arbeitete unter anderem als Dozent für Psychologie, Trainer, QMA, QMB, Supervisor, Dozent, Mediator, Coach und Therapeut. Seit 1994 war er als Qualitätsmanager bei der Polizei Nordrhein-Westfalen tätig. Zurzeit arbeitet er als Berater, Therapeut, Mediator und Konfliktmanager.
Herzlich willkommen!
Teil 1
Wo stehen wir?
Auf dem Weg in die Katastrophe
Führt die Menschheit ihren eigenen Untergang herbei?
Zunahme der Weltbevölkerung
Ernährung der Menschen
Plastikmüll im Meer
Artensterben
Verringerung des Regenwaldes
Massentierhaltung
Treibhausgase
Autoproduktion
Flugverkehr
Wasserverbrauch
Ungleichheit des Besitzes
Kleinbauern oder Großkonzerne?
Gemeinsam sind wir stark
Und wie weiter? Was können wir tun?
Teil 2:
Wenn zu viel nicht mehr genug ist
Fortschritt und Reichtum
Rationalisierung und Profit
Viel Arbeit für wenig Geld
Waren-Fetischismus
Luxusschrott und Verschleuderung von Ressourcen
Explodierende Mangelempfindungen
Wachstumsbremsen
Gewinnmaximierung durch Produktionsverlagerung
Wegfall von Stellen
Steuern und Sozialabgaben
Entwicklungsbehinderung der Ärmeren
Überflüssige Gesellschaften und überzählige Menschen
Ist zu viel wirklich nicht mehr genug?
Soziale Marktwirtschaft?
Entsolidarisierung ist gefährlich
Natürliche Ursachen für unsere ungünstige Haltung
Zwingt uns unsere Psyche zu solch einem Verhalten?
Ichstärke fördern
Neid ist leider auch angeboren
Hoffnungen
Wohlstandsillusion und neue Wirtschaftsordnung
Reichtum ist ein Problem
Teil 3:
Überfordert, ausgebrannt und krank: Was das moderne Leben mit der menschlichen Psyche macht
Entfremdung und Vereinsamung
Die Anforderungen steigen
Ist Therapie eine Hilfe?
Krankheitsdauer und Frühverrentung
Ist Arbeitszufriedenheit eine Lösung?
Freiheit oder Abhängigkeit?
Wir verursachen narzisstische Störungen
Es wird also Zeit
Wir haben das Potential
Veränderung ist nicht leicht, aber möglich
Teil 4:
Nach welchen Regeln leben wir?
Welcher Nutzen steckt hinter Rangordnungen?
Warum bilden sich überhaupt soziale Formen?
Herden haben einen Chef
Der menschliche Herdentrieb
Der Mensch ist in allen Formen zu Hause
Unsinnigkeit durch Vermischung
Psychischer Druck veranlasst Rückentwicklung
Eine neue Zukunft entsteht
Wie könnte eine menschengerechtere Form aussehen?
Was heißt das für das eigene Zukunftsverhalten konkret?
Mehr Zufriedenheit, Glück und Selbstverwirklichung?
Teil 5:
Praktische Optionen für den Weg in eine menschengerechte, zufriedene und selbstbestimmtere Zukunft
Ziele entwickeln, um neue Perspektiven zu eröffnen
Menschengerechter Zuhören
Senden Sie Klartext
Gewaltfreie Kommunikation erlernen
Nicht mehr bewerten
Abschied von unnötiger Gewalt nehmen
Was ist Natur und was ist angeboren?
Eine gewaltfreie Haltung einnehmen
Keine Feindbilder zulassen
Der fruchtbringende Moment für persönliches Wachstum
Sich selbst erkennen
Stress durch Relativierung reduzieren
Gelassener werden
Zukunftsaussichten
Lernhilfe nutzen und richtig planen
6. Teil
Verstärkende Gedanken von Zeitgenossen & ausgewählte Literaturtipps
Verschiedene Zeitgenossen mit Anmerkungen zu diesem Thema
Die Qualitäten des Menschen in einer neuen Gesellschaftsform
Verwendete Literatur
Zukunftssicherung ist ein Thema, das uns alle zutiefst betrifft. Es freut mich sehr, dass Sie, liebe Leserin und lieber Leser, mehr erfahren möchten über Wege zu einer menschengerechteren Gesellschaft, die von Achtung und Wertschätzung geprägt ist.
Wenn Sie das Gefühl haben, dass in unserer modernen Gesellschaft und in vielen Beziehungen etwas nicht stimmt, dass wir unseren Planeten ruinieren, unseren Kindern unlösbare Probleme hinterlassen, dass zu viel Gewalt und Aggression auftritt, dass es zunehmend schwieriger ist, wirklich glücklich und zufrieden zu sein, dass Reiche immer reicher und Arme immer ärmer werden, dann sind Sie hier richtig.
Wir Menschen haben ein unglaubliches Potential, doch wir entfalten nur einen sehr kleinen Teil davon. Und leider nutzt ein Teil der Menschen seine Möglichkeiten dazu, um Schaden anzurichten, den Planeten zu vergiften, Kriege zu führen und andere auszubeuten. Das bringt uns zu der Frage: Warum TUN wir nicht endlich etwas für eine menschengerechte Gesellschaft?
Nun mögen Sie vielleicht einwenden: Was kann ein Einzelner schon bewirken? Und wie können wir das hoch gesteckte Ziel erreichen, erfüllender und selbstverwirklichender zu leben? - Dazu werde ich in diesem Buch die aktuelle Situation beleuchten, theoretisches Wissen weitergeben, praktische Erfahrungen vermitteln und daraus Ideen und Entwicklungsmöglichkeiten für jeden Einzelnen ableiten.
Damit Sie wissen, was Sie in diesem Buch erwartet, gebe ich Ihnen nun einen kurzen Überblick über die wichtigsten Inhalte. Sie können gerne die einzelnen Kapitel in einer anderen Reihenfolge lesen, als im Inhaltsverzeichnis vorgesehen oder jene Abschnitte überspringen, die Ihnen bekannt vorkommen.
Zunächst werfe ich einige Schlaglichter auf das aktuelle Geschehen: Wie gehen wir mit dem Planeten Erde um? Ruinieren wir unsere eigenen Lebensgrundlagen? Wo stehen wir zurzeit? Wie entwickeln sich wichtige Bereiche wie Klimaschutz, Ausbeutung von Ressourcen und Welternährung? Wo geht die ‚Reise‘ hin, wenn wir so weitermachen wie bisher?
Weil unser Gehirn nur das sehen und begreifen kann, was es kennt, gebe ich Ihnen im Anschluss daran einen kurzen Überblick einige wirtschaftliche Zusammenhänge und Verflechtungen in unserem Wirtschaftssystem. Um neue Ideen zu entwickeln und persönliche Strategien zu finden, ist es wichtig, zunächst einmal den Status quo gut zu kennen. Nur so kann ein fundiertes persönliches Urteil entstehen und ein anderer Weg entdeckt und gegangen werden.
Was erwartet die Menschen auf lange Sicht, wenn es keine konstruktiven Verbesserungen gibt? Wie kommt die menschliche Psyche mit den aktuellen Entwicklungen klar? Nach welchen Regeln leben wir eigentlich? Gibt es nichts Besseres? Was muss ich dazu wissen und können? – Darum geht es im dritten Teil des Buches.
In Teil 4 und 5 des Buches stelle ich Ihnen alltagstaugliche Optionen vor, die Sie, liebe Leserin und lieber Leser, dazu nutzen können, um sich mit mehr Effizienz und mit erweiterten Kompetenzen - privat wie beruflich - auf den Weg in eine bessere Zukunft zu begeben. Alle vorgestellten Tools sind wissenschaftlich fundiert, praktisch erprobt und als individuelle Anregung und persönliche Einladung zu verstehen.
Lesen Sie, probieren Sie aus, vertrauen Sie auf Ihr Gespür und nutzen Sie das für Sie Richtige. Sie besitzen alle notwendigen Erfahrungen für diese Entscheidungen. Schon das sorgfältige Umsetzen einzelner Vorschläge kann eine durchschlagende Wirkung haben. Wenn viele andere dann Ihrem Beispiel folgen, vielleicht, weil Sie ein gutes Modell abgeben, wird sich wirklich etwas verändern. In diesem Sinne: Einen Versuch ist es allemal wert, deshalb herzliche Einladung zum Auswählen und Ausprobieren!
Jeder Fortschritt beginnt mit drei Buchstaben:
TUN
Viel Erfolg für Sie und für uns alle
Lothar Röhrig
Klimakatastrophe, Überbevölkerung, Massenkonsum – befindet sich die Welt am Rande eines Abgrundes? Um zu begreifen, wo wir eigentlich stehen und wohin die ‚Reise‘ geht, werfe ich zunächst einmal einige Schlaglichter auf das aktuelle Geschehen auf unserem Planeten.
Auf dem Weg in die Katastrophe
Viele Menschen machen sich begründete Sorgen um den Planet Erde. Etliche Wissenschaftler gehen davon aus, dass wir einer unausweichlichen Katastrophe entgegengehen. Eine große Zahl Besorgter mahnt unermüdlich immer wieder an, endlich etwas zu verändern. So zeigt beispielsweise der englische Wissenschaftler Stephen Emmott1 auf der Grundlage vieler Daten, dass wir ohne deutliche Verhaltens- und Konsumänderungen dem sicheren Ruin und einem nicht mehr beherrschbaren Untergang entgegengehen.
Führt die Menschheit ihren eigenen Untergang herbei?
Der Planet wird es wahrscheinlich - wie schon in der Vergangenheit - überleben. Der Mensch möglicherweise nicht so ohne weiteres. Gefährlich erscheint mir, dass wir zielsicher auf einen unbekannten Punkt zusteuern, an dem das ganze System auseinanderzubrechen droht. Wann das ist, wissen wir nicht, aber unzweifelhaft wird es diesen Punkt geben. Biologen warnen schon lange, dass die Menschheit ihren eigenen Untergang herbeiführen wird. Wir sind leider darauf programmiert, zunächst an unsere individuellen Interessen zu denken und nicht an die Zukunft der gesamten Menschheit. Können wir uns das weiterhin noch erlauben?
Zunahme der Weltbevölkerung
Vor 50 Jahren lebten drei Milliarden Menschen auf der Erde, heute sind es bereits mehr als sieben Milliarden. Prognosen zufolge wird die Weltbevölkerung bis 2050 auf mindestens 9-10 Milliarden anwachsen. Ende des 21. Jahrhunderts könnten es 28 Milliarden Menschen2 sein. Zurzeit vermehren wir uns täglich um ca. 220 000 Menschen und jährlich um 82 Millionen. Indizien deuten zwar darauf hin, dass sich der Bevölkerungszuwachs aus unterschiedlichsten Gründen, beispielsweise durch Bildung, verlangsamen wird. Dennoch wird die Ernährung aller Menschen - trotz technischer Fortschritte - schon bei einer Weltbevölkerung von 10 Milliarden nicht mehr funktionieren.
Ackerflächen werden durch Klimawandel, Erosion und Vergiftung kontinuierlich verkleinert. Unvorstellbarer Hunger droht in Zukunft. Das werden die betroffenen Menschen vermutlich nicht einfach hinnehmen, sondern zu Millionen aus ihrer Heimat fliehen und dabei notfalls Gewalt anwenden, um ihr Überleben zu sichern. Das heutige „Flüchtlingsproblem“ erscheint dagegen lächerlich unbedeutend. Die wirklichen Konflikte kommen erst noch. Schon jetzt warten 6-10 Millionen Menschen darauf, nach Europa zu fliehen. Man schätzt, dass ungefähr eine Milliarde Menschen sich wünschen, so leben zu können wie wir Europäer3. Was soll aus diesen Wünschen werden?
Abgesehen davon setzt die große Bevölkerungsdichte in vielen Regionen der Welt uns moderne Menschen schon heute enormen psychischen Belastungen aus. Wenn Sie in einer Großstadt mit der S-Bahn zur Arbeit fahren, treffen Sie dabei mehr Menschen, als ein Mensch im Mittelalter in seinem ganzen Leben gesehen hat. Die damit verbundene Unruhe, Unsicherheit, Enge, Überforderung und der Stress können Rückzugsgedanken, Distanz, Gleichgültigkeit, oberflächliche Beziehungen, unnötige Aggressionen und viele andere unerwünschte Effekte verursachen.
Abb. 1: Die Weltbevölkerung wird rasant zunehmen.
Ernährung der Menschen
Die Erde wird aktuell zu ca. 40% agrarwirtschaftlich genutzt. Mehr geht nicht so ohne weiteres. Denn: Der Rest ist entweder bebaut oder landwirtschaftlich kaum nutzbar. Es sind Wüsten, Eis, Gebirge und Regenwälder. Hinzu kommt, dass ein signifikanter Teil der landwirtschaftlich nutzbaren Flächen durch Klimawandel, Überdüngung, Vergiftung und Erosion ruiniert worden ist. Wir versiegeln immer mehr Flächen. Resistente Schädlinge sind auf dem Vormarsch sind und die nutzbaren Flächen schrumpfen.
Großkonzerne, Geldfonds und einige Staaten kaufen jetzt schon vorsichtshalber Riesengebiete in Afrika auf. Die Probleme sind bekannt, werden jedoch nicht großflächig publiziert und wahrgenommen.
Auch das Meer mit seiner unglaublichen Artenvielfalt bietet keine ausreichende Hilfe für die Lösung der anstehenden Ernährungsprobleme. Zur Erzeugung einer Tonne Fisch benötigt man ein Vielfaches an natürlichem Futter – noch viel mehr als für Landtiere, die große Mengen an Pflanzen verbrauchen – Pflanzen, die wir direkt selbst essen könnten. Der größte Teil der Meere ist leer gefischt und belastet. Die Bestände sind ernsthaft bedroht und Tonnen von Plastikmüll und Gift sammeln sich in gigantischen Müllwirbeln.
Plastikmüll im Meer
Derzeit gelangen jährlich 9 - 12 Millionen Tonnen Plastik ins Meer, mit steigender Tendenz4. Der nordpazifische Plastikwirbel ist mittlerweile größer als Mitteleuropa. Mehrere Schätzungen gehen von 150 Millionen Tonnen Plastik in unseren Meeren aus.
Im Jahr 2050 könnte in den Meeren die Menge an Plastik die Gewichtsmenge der Fische übersteigen. Selbst wenn diese Entwicklung jetzt gestoppt würde, müssten wir mehrere Jahrhunderte warten, bis die Zustände sich wieder normalisiert hätten.
Abb. 2: Jährliche Plastikeinbringung ins Meer in Millionen Tonnen
Dabei sind die größeren Plastikteile gar nicht das schlimmste Problem. Viel unbeherrschbarer sind die Mikrostücke, beispielsweise aus Zahnpasta und Kosmetika, die sich in unglaublichen Mengen am Meeresboden ansammeln. Sie sind so klein, dass sie über die nächsten Jahrhunderte durch die Nahrungskette wieder auf unserem Teller landen werden. Es gibt mittlerweile keinen Bereich auf der Welt, an dem kein Mikroplastik auftaucht. Selbst in „reinen Quellen“ finden sich Nano- oder Mikropartikel. Nanopartikel befinden sich in jedem Fisch und letztendlich in unserer Nahrung. Ca. 80% der Quallen und Vögel haben schon Plastikpartikel im Magen. Viele verhungern deshalb. Keiner weiß genau, was das noch für Folgen hat oder noch haben wird.
Artensterben
Das Artensterben auf unserem Planeten hat ein nie dagewesenes Ausmaß angenommen. Jährlich gehen 11 bis 58 Tausend Arten verloren. Wir sind derzeit Zeugen des sechsten Massensterbens auf diesem Planeten5. Die Umweltkatastrophe, die die Dinosaurier und viele andere Arten ausgerottet hat, war nicht so gravierend wie der moderne Mensch mit seiner Gier und Sorglosigkeit. Wir Menschen lösen größere Katastrophen aus.
Abb. 3: Artensterben in Prozent
Zurzeit sterben ungefähr tausendmal so viele Arten aus, wie sich neue bilden, seit 1975 mehr als 50% insgesamt und 60% aller Wirbeltiere. Die Zahl der Insekten hat sich in den westlichen Ländern um ca. 80% reduziert. Viele Vögel finden nicht mehr ausreichend Nahrung.
Verringerung des Regenwaldes
Der dringend benötigte Regenwald nimmt durch Rodung in unglaublicher Geschwindigkeit ab. Man hat eine jährliche Abnahme von ca. 54 000 km2 errechnet. Überwiegend wird abgeholzt, um Weideflächen und Futter für die Rinderzucht zu gewinnen. Die unaufhaltbare Abnahme des Regenwaldes verschlechtert unser Klima in nicht abschätzbarer Weise. Das ist seit Jahren bekannt. Doch Rindfleisch ist eben sehr begehrt.
Abb. 4: Verlust des Regenwaldes in Prozent
Massentierhaltung
Bei der Schweinezucht sieht es nicht besser aus. In einigen Gebieten fällt dabei so viel Gülle an, dass sie örtlich nicht mehr verarbeitet werden kann. Dort fängt man an, Gülle mit Tankwagen in andere Gebiete zu verbringen. Insgesamt fällt allein in Deutschland jährlich Gülle und Mist in einer Menge von 309 522 716 m3 an. Das entspricht 100.000 olympischen Schwimmbecken6. Es ist eine unvorstellbare Menge, die zum Teil Brunnen und Trinkwasser verseucht.
Treibhausgase
Die Erde wird in den nächsten Jahrzehnten um mehr als 2°C an Temperatur zunehmen, meinen viele Wetterexperten. Das lässt sich vermutlich nicht mehr verhindern, weil es ihrer Meinung nach schon zu spät ist. Einige Politiker und Physiker stellen das in Abrede. Auf Kongressen werden Reduzierungen versprochen und beschworen, die erforderlichen Maßnahmen bleiben aber weitgehend aus. Fest steht: Der seit Jahrtausenden bestehende Höchstwert von ca. 280 ppm (zu Deutsch „Teile von einer Million“= Millionstel) wird deutlich überschritten. Die Treibhausgase nehmen trotz aller Versprechen und Bemühungen weiter zu.
Abb. 5: Anteile in der Luft an Treibhausgas CO2
Die Kohlendioxidkonzentration liegt aktuell im Durchschnitt bereits über 400 ppm7. Die Kohlendioxid-Konzentration in der Erdatmosphäre hat erstmals die Marke von 410 ppm überschritten. Damit waren von einer Million Teilchen Luft 410 Teile Kohlendioxid. Fest steht auch, dass die Erde sich schon um ca. 0,8 Grad Celsius erwärmt hat. „Die zwanzig Jahre mit der höchsten Durchschnittstemperatur in den letzten 150 Jahren entfallen alle auf den Zeitraum 1990 bis 2015. Und wahrscheinlich waren die Jahre 1983 bis 2012 die wärmste 30-Jahr-Periode der Nordhemisphäre der letzten 1400 Jahre.“8. Nach Ansicht von Wetterexperten wird das nicht das Ende sein. Die Naturkatastrophen werden sich häufen, an Gewalt zunehmen, die Wüstenflächen werden größer und die Herstellung notwendiger Nahrung wird noch weiter erschwert werden. Damit werden die Wüstenbewohner und die Betroffenen der Naturkatastrophen gezwungen, zu flüchten oder zu verhungern. Es besteht zusätzlich die nicht kalkulierbare Gefahr, dass ein Dominoeffekt eintritt. Wenn die Erwärmung zunimmt, werden auch andere Effekte auslöst, wie zum Beispiel eine Vermehrung der viel wirksameren Wasserdampfteile in der wärmeren Luft oder das vermehrt austretende Mangan. Das kann dazu führen, dass das ganze System schließlich umkippt.
Einige Physiker sind zwar nicht beunruhigt, weil die stattfindenden Veränderungen nach wissenschaftlichen Rechenmethoden nicht signifikant, sondern sehr gering und langsam sind. Die Erwärmung kann eine normale Schwankung sein. Die CO2-Zunahme wird nicht angezweifelt. Doch anscheinend gibt es keine tragfähigen Beweise dafür, dass dies bisher einen gesicherten Einfluss auf die Temperatur gehabt hat. Rechnerisch ergibt sich angeblich nur ein Einfluss des Menschen von ca. 3%. Es ist offensichtlich eine Glaubenssache. Wir wissen es nicht genau, beides kann richtig sein.
Exkurs: Eine andere Sicht auf die Dinge
Es gibt eine andere Sicht auf diese Dinge, die es ermöglicht, das Dilemma der Entscheidung zwischen widersprüchlichen Ansätzen aufzulösen. Stellen Sie sich dazu bitte vor, Sie stehen mit Ihrer Familie vor einem See. Ein Experte zur Ihrer Rechten sagt: „Der See ist tief zugefroren, Sie können ihn ungefährdet überqueren.“ Der Experte zur Ihrer Linken warnt: „Es ist höchstwahrscheinlich, dass das Eis in der Mitte zu dünn ist, Sie sollten diese Gefahr nicht eingehen.“ Das entspricht ungefähr den beiden zuvor diskutierten Glaubenssätzen. Was machen Sie? Welche Alternative wählen Sie? Vernünftige Menschen würden wohl um den See herumgehen. Mit anderen Worten: Sie setzen sich der möglichen Gefahr gar nicht erst aus. Jene, die noch weiterdenken, kommen vielleicht auf eine andere Idee im Sinne dieses Buches. Sie stellen sich grundsätzliche Fragen: „Müssen wir überhaupt auf die andere Seite?“, „Müssen wir alles mitmachen?“ – Sollten wir nicht viel mehr darauf bedacht sein, alles Gefährliche zu vermeiden?
Autoproduktion
Katastrophen zeichnen sich auch in der Produktion ab. So nimmt beispielsweise die Herstellung von Autos in einem irrationalen Ausmaß zu. Das sollte auf keinen Fall so weitergehen. Denn: Der Herstellungsprozess bedingt einen unerhörten Raubbau an Wasser und Rohstoffen. Die tatsächlichen Kosten für ein Auto sind also nicht die, die wir im Handel bezahlen, sondern sie reichen um ein Vielfaches darüber hinaus. Und sie betreffen uns alle, weil es dabei um Umweltvergiftung, Ressourcenvernichtung und Klimaveränderung geht. Solche „externen“ Kosten werden noch niemandem in Rechnung gestellt. Irgendwann werden wir die Zeche jedoch zahlen müssen.
Wem das nicht erschreckend genug erscheint, der vergegenwärtige sich, dass die zunehmende Anzahl von Autos zwangsläufig zu einer weiteren Zunahme des Verkehrs führen wird. In vielen Bereichen wird man gar nicht mehr fahren können, sondern nur noch im Stau stehen. Dann müssen wir wohl alle fliegen?
Das Unglaubliche dabei ist, dass durch die Mehrproduktion nicht mehr Arbeitsplätze geschaffen wurden. Wir stellen in den letzten Jahren zehnmal so viele Autos mit nahezu gleicher Personalzahl her9.
Abb. 6: Zahl der Autos, die hergestellt werden
Flugverkehr
Der Flugverkehr nimmt in ähnlichen Dimensionen zu. Allein in Deutschland stieg der Umsatz von 7,9 Milliarden 1995 bis heute auf 37,5 Milliarden und es ist kein Ende abzusehen. Es wird sogar damit gerechnet, dass der Zuwachs sich noch beschleunigen wird. „Der Flugverkehr wächst so stark wie kein anderes Verkehrsmittel. Diese Entwicklung ist nicht nur in Deutschland, sondern auch in der EU und weltweit zu beobachten. In der EU beispielsweise nahm die Verkehrsleistung zwischen 1990 und 2003 um etwa 70 Prozent oder jährlich um gut 4 Prozent zu.“10 Welche Auswirkungen das auf die Umwelt haben wird, kann sich wohl jeder unschwer vorstellen.
Wasserverbrauch
In absehbarer Zeit wird Wasser noch knapper sein. Schon heute haben ca. 2,3 Milliarden Menschen keinen Zugang zu sauberem Wasser11. Es erscheint mir wahrscheinlich, dass aus diesem Grund in Zukunft Kriege geführt werden. An der rasanten Zunahme des weltweiten Wasser-Jahresverbrauchs kann man erkennen, dass wir etwas verändern müssen. Dazu wird häufig proklamiert, der Zugang zu sauberem Wasser solle eine Art Menschenrecht sein. Das halte ich für eine unehrliche Phrase. Denn: Konzerne und Fonds versuchen weltweit Wasserwerke, Rechte, Stauseen, Leitungen usw. aufzukaufen, weil sie genau wissen, dass mit der kommenden Wassernot viel Geld zu verdienen sein wird. Woher die Menschen, die Wasser benötigen, dann das Geld dafür nehmen sollen, interessiert im Moment keinen.
Logischerweise verringern sich auch die Grundwasserreserven in unglaublichem Ausmaß, weil sehr viel für die Landwirtschaft abgepumpt wird. Es besteht schon jetzt in betroffenen Gebieten12 keine ausreichende Möglichkeit mehr, diese Grundwasservorräte in überschaubarer Zeit wieder aufzufüllen.
Abb. 7: Verbrauch des Wassers in Kubikkilometern
Ungleichheit des Besitzes
In keinem Land Europas ist der Reichtum so ungleich verteilt wie in Deutschland. Neue Untersuchungen zeigen z.B.: Die reichsten ein Prozent der Haushalte in Deutschland besitzen 33 Prozent der Vermögen. In Spanien oder Frankreich ist z.B. Wohlstand, Wohnungseigentum usw. etwas gleichmäßiger verteilt. Im Jahr 2017 berechnete Oxfam, das die reichsten 62 Milliardäre zusammen über mehr Vermögen verfügen als die ärmere Hälfte der Weltbevölkerung13. Daran wird sich nichts ändern, vermutlich wird es noch krasser. So ergeben sich nahezu die gleichen Bilder wie bei den bisherigen Betrachtungen: Die Zukunft sieht so gesehen nicht gut aus.
Das reichste Prozent der Menschheit besitzt mehr als 50% des Weltvermögens, zehn Prozent ca. 66%. Noch deutlicher wird es an der Spitze: Das oberste Promille (das sind ungefähr 40.000 Haushalte) hält mehr als 17 Prozent des Reichtums. In Deutschland sind es auch nur ca. 8%, denen mehr als fünfzig Prozent des Vermögens gehören. Die reichsten 45 Deutschen besitzen ca. so viel, wie die ärmere Hälfte. Wie ungleich die Verteilung ist, zeigt auch die Gegenrechnung: Die ärmere Hälfte der Deutschen besitzt gerade einmal 2,5 Prozent der Vermögen14.
Abb. 8: Verteilung des vorhandenen Kapitals
Die Tendenz zeigt, dass es in anderen Ländern ähnlich ist und immer schlimmer wird. Immer wenn Kapital mehr einbringt als Arbeit, wachsen die Vermögen in den Himmel15. Das Kapitaleinkommen hat aktuell einen Anteil von ca. 50% angenommen, also sind die leistungslosen Einkünfte ungefähr genauso hoch, wie die durch Arbeit, obwohl es kaum noch Zinsen gibt. Diese werden dann auch noch geringer besteuert als Arbeitseinkommen, wenn sie nicht stark reduziert sogar in Steueroasen anfallen.
Marktwirtschaft und Kapitalismus hatten sowieso schon immer eine starke Tendenz zur Akkumulation des Vermögens und zur Anhäufung von Schulden, das ist systemimmanent.
Kleinbauern oder Großkonzerne?
Dreiviertel der gesamten Nahrung wird weltweit von Kleinbauern hergestellt. Der Rest, von den Großen mit Chemie, Gift und anderen Hilfsmitteln produziert, verursacht unverhältnismäßig viele Belastungen und einen hohen Ressourcenverbrauch. Kleinbetriebe mit vielen Mischkulturen sind bezogen auf die Ausbeutungsmenge erheblich produktiver und benötigen nur sehr wenig chemische Hilfsmittel. Sie verbrauchen auch erheblich weniger Ressourcen.
Agrarökologische waldähnliche Anbaumethoden haben einen ebenfalls größeren Ertrag und kommen ohne jede chemische Intervention und in der Regel auch ohne Zusatzwässerung aus. Eine schwerpunktmäßige Unterstützung dieser kleineren Einheiten könnte Arbeitsplätze vermehren und eine Möglichkeit liefern, erheblich mehr Nahrungsmittel zu produzieren, um dem Hunger in der Welt etwas Zukunftssicheres entgegenzusetzen16.
Einen Euro, den man in der eigenen Region ausgibt, hat einen zwei- bis viermal wirksameren Einfluss auf die heimische Wirtschaft und die dort vorgehaltenen Arbeitsplätze, als ein Euro für einen Konzern. Der örtlich investierte Euro stärkt die Gemeinschaft und unterstützt das heimische System17. Zusätzlich werden Transportkosten und Umweltbelastungen verringert. Deshalb versuchen mittlerweile sogar einzelne Städte das Gleiche mit einer kommunalen Währung zu erreichen, die parallel zum Euro genutzt wird. Das Geld bleibt in der Kommune und sichert Existenzen und Arbeitsplätze in diesem Gebiet. Für externe Bestellungen wird die offizielle Währung weiterhin benutzt. Es entsteht so gesehen kein Nachteil, sondern nur ein zusätzlicher Vorteil. Notwendiges Vertrauen wächst wieder. Fachleute vermuten, dies könne auch eine funktionierende Möglichkeit für überschuldete Staaten sein18 (z.B. Griechenland).
Der Anstieg der Meerestemperatur, die Zunahme von Immissionen und viele andere Parameter steuern ohne Änderung auf einen eindeutigen Untergang zu.
Das kann nur den nicht erschrecken, der das ausblendet oder nicht begreift. Doch es gibt keine Alternative: Wir müssen hinschauen und uns sofort und grundlegend ändern. Bremsen allein reicht nicht mehr. Es ist keine Frage der Wahl. Es verbleibt nur noch, den Schaden zu begrenzen.
Gemeinsam sind wir stark
Erfreulicherweise interessieren sich für die genannten Themen immer mehr Menschen. Sie sind beunruhigt sind, möchten den Wahnsinn nicht mehr mitmachen und wollen aktiv werden. Leider mangelt es noch in vielen Bereichen an tauglichen Ideen. Bildung und Wissen scheinen zurzeit noch das Wirksamste zu sein, um die Zukunft positiv zu beeinflussen und etwas zu verändern.
Je mehr Menschen begreifen, wo wir aktuell stehen und nicht mehr alles glauben und mitmachen, desto eher kann es Veränderungen geben. Die selbstständige Suche nach Wahrheit ist heute erfolgreich möglich und von zentraler Wichtigkeit.
Und wie weiter?
Es wird auf gar keinen Fall so weitergehen können wie bisher. Vor 1900 besaß der Durchschnittsbürger im Durchschnitt ca. 500 Gegenstände. Heute sind es durchschnittlich zehntausend. Wer glaubt, dass das nur positiv ist, hat noch nicht viel verstanden. Nur ein wenig den Konsum einzuschränken, wird es nicht bringen. Konsum engt ein, bedrückt, macht besorgt und belastet. Wer kennt es nicht, nach dem Aufräumen und Ausmisten ein befreiendes Gefühl zu erleben?
Das können Sie TUN
Ein Einzelner kann in seinem persönlichen Umfeld kleine Schritte einleiten. Wenn viele Einzelne an vielen verschiedenen Orten viele kleine Schritte gehen, kann Wichtiges in Bewegung gesetzt werden.
Nichts wegwerfen, sondern Gebrauchsgegenstände reparieren oder verschenken.
Bei jeder Anschaffung genau überlegen, ob der Besitz oder die Funktion bedeutend ist und ob das wirklich sein muss.
Möglichst auf dem Trödelmarkt oder im Second-hand-Handel kaufen.
Gegenstände danach aussuchen, welche Lebensdauer sie haben.
Konsequent Konsumverzicht leisten und andere dafür gewinnen.
Nur das herstellen, was kompostierbar oder vollständig recycelbar ist.
Weniger Fleisch konsumieren.
Agrarökologisch arbeiten oder solche Unternehmen fördern.
In die Bildung der Kinder und Enkelkinder investieren.
Anderen helfen.
Nicht alles glauben, was gesendet und gedruckt wird.
Kleinbauern auf dem heimischen Markt suchen und dort kaufen.
Waren von Konzernen möglichst vermeiden.
Möglichst nur Waren aus der Region kaufen.
Ortsansässige Händler und Handwerker bevorzugen.
1 Stephen Emmott, Zehn Milliarden, 2013
2 Ebenda S. 19, DSW Deutsche Stiftung Weltbevölkerung, et al
3 Schätzungen z.B. St. Emmott, Deutsche Stiftung Weltbevölkerung DSW
4Oceancare.org, greenpeace.de, nabu.de
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