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Wenn Sie ernsthaft daran interessiert sind, Ihre sozialen Fähigkeiten zu verbessern und persönliches Wachstum wünschen, haben Sie das richtige Buch dafür in der Hand. Motivierte und intelligente Menschen verstehen zwar vieles schnell, auch Inhalte von Ratgebern, aber bei ihren Bemühungen um Verhaltensveränderung erleben sie immer wieder die gleichen sehr hinderlichen Probleme und stehen vor Hindernissen, die nur zu ziemlich unbefriedigenden Teilerfolgen führen. Wir wissen in der Regel, was wir tun sollten, machen es aber nicht oder verursachen nicht selten sogar das Gegenteil. Biologische und psychische Besonderheiten verhindern erfolgreich Verhaltensveränderungen. Der größte Teil unseres Verhaltens liegt schon kurz vor der eigentlichen Handlung fest und kann so ohne weiteres nicht verändert werden. Unser Unbewusstes steuert die allermeisten Entscheidungen und so auch den allergrößten Teil des anschließenden Verhaltens. Es bleibt meist alles beim Alten. Glücklicherweise gibt es wirklich einfache und praktische Wege, diese unangenehmen natürlichen und psychischen Hindernisse unwirksam zu machen. Dadurch wird es wirklich möglich, mehr soziale Kompetenz und bessere Beziehungen zu erlangen und damit einen Beitrag zu einer menschengerechteren Gesellschaft zu leisten. Dieses Buch beschäftigt sich überwiegend mit diesen biologischen und psychologischen Hindernissen und liefert viele einfache Übungen, die eine messbare Veränderung bewirken. Allerdings wird es ohne Übungen nicht gehen, also TUN Sie es. Dann kann man wirklich kompetenteres Verhalten mit diesem Zusatzwissen und diesen individuellen Übungen erreichen. Sie werden es merken.
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Seitenzahl: 129
Veröffentlichungsjahr: 2023
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Es gibt wirklich einfache und praktische Wege, diese Hindernisse unwirksam zu machen und zu besseren Beziehungen, zu Resonanz zu anderen Menschen zu gelangen und damit einen Beitrag zu einer menschengerechteren Gesellschaft mit weniger Gewalt und Krieg zu leisten.
Vorwort
Warum können wir uns nicht vernünftig verhalten? Grobgliederung
Allgemeine Kommunikation
Natürliche Hindernisse
Individuelle Einzelprobleme
Praktische Lösungen
1. Wirkliche Verständigung ist eigentlich nicht möglich.
Fehlerhafte persönliche Wahrnehmung
Fallgruppe
A
: Zuhören verändern
Wie ist das zu erklären und zu verändern?
Brief eines unbekannten Studenten
Zuhörübung
Fallgruppe
B
: Klartext senden
Übung dazu
Gewaltfreie Kommunikation erlernen
Hilfe nutzen
Quelle beachten
Objektivität einhalten
Gefühle schildern
Enttäuschung skizzieren
Lassen Sie dem anderen die Freiheit
Einen Aggressionsstaubsauger nutzen
Was brauchen wir?
Fragen nach den Bedürfnissen
Sich selbst erkennen
Fallgruppe
C
: Problemlösung
Bedürfnisanalyse
Systematische Problemlösung
2. Verhaltensfehler durch Angst und Unsicherheit.
Vorteile für die Natur und Evolution
Bedeutung für unsere Gesellschaft
Destruktive Gedankenkreisläufe
Freude und Freundlichkeit herstellen
Rückbindung
Entstehung von Verschwörungstheorien
3. Bewertungen zerstören das Zusammenleben.
Sozialisierung
Hintergründe
Keine Feindbilder zulassen
Es beginnt mit Verunsicherung
Soll man über Feindbilder sprechen?
4. Schlechte Nachrichten sind gute Nachrichten.
Vorlieben verändern
5. Wir sind nicht auf dieser Welt, um glücklich zu sein.
Mehr Glück herstellen
6. Geht eine Kompetenzerweiterung durch Ausatmen?
Werden Sie glücklicher
7. Neue Handlungsoptionen durch mentales Training
Die mystische Zeitspanne in der Wahrnehmung und der Einsatz persönlicher Programme für alle Interventionen
Durch jahrzehntelange Fortbildungserfahrung in Coachings, Seminaren und Organisations-beratungen und Therapien (siehe ivt-hamm.de) erhärtete sich immer mehr ein Verdacht:
Hochmotivierte und intelligente Menschen verstehen zwar vieles schnell, aber bei ihren Bemühungen um ihre Persönlichkeitsentwicklung erleben sie immer wieder die gleichen sehr hinderlichen Probleme und stehen vor Hindernissen, die nur zu ziemlich unbefriedigenden Teilerfolgen führen.
Das muss absolut nicht sein. Wirklich kompetentes Verhalten kann man mit einigem Zusatzwissen, Vernunft und individuellen Übungen tatsächlich erreichen. Aber nun zur Sache:
Warum können wir uns nicht vernünftig verhalten?
Die allermeisten Menschen sind sich sicher, dass sie zu den guten gehören. Das ist für ihr Selbst-wertsystem auch sehr sinnvoll und erforderlich. Gleichzeitig gibt es unerträglich viel Gewalt, Hunger, Krieg und Ungerechtigkeiten.
Wie kann das sein?
Schon in der alltäglichen Kommunikation ergibt sich eine ähnliche Diskrepanz. Menschen haben sehr oft Schwierigkeiten zu verstehen, was der andere wirklich meint. Das verursacht häufig Missverständnisse. Auf die Frage: „Was sollte man tun, wenn ein Mensch mit einem Problem kommt?“ sagen nahezu 100% der Gefragten: „Natürlich zuhören!“ Wenn man aber genau beobachtet und testet, so merkt man, dass das ca. 85% der Getesteten nicht machen. Sie hören manchmal nur einen Satz oder einen Teil davon und fangen dann an, von sich zu erzählen. Oder sie machen vielleicht Vorschläge, weil sie helfen und gut sein wollen. Andere relativieren oder schwächen ab, weil sie das Leid reduzieren möchten. Das macht für Verstehen keinen Sinn und funktioniert so nicht.
Sind wir unfähig, einen besseren Weg zu gehen?
Beim Senden ist es nicht viel besser. Beinahe alle Menschen sagen: „Wenn ein Mensch ein Problem hat, sollte er darüber reden“. Was machen wir aber? Der allergrößte Teil der Menschen redet über das, was andere gemacht haben und nicht über sich selbst. Sie erzählen Geschichten. Warum tun die Menschen das? Sind wir zu dumm? Wir wissen es doch genau, dass es so falsch ist. Gute Beziehungen und mögliche Resonanzen mit Menschen und der mögliche Zauber einer anteilnehmenden und verständnisvollen Gesellschaft ohne Kriege und mit wenig Aggressionen werden so systematisch verhindert.
Es gibt eine gute beruhigende Nachricht. Wir sind nicht zu dumm. Unsere Psyche und unser Gehirn funktionieren anders als wir es uns in diesen Fällen wünschen und es auch notwendig wäre. Unsere Psyche und unser Gehirn verhindern sinnvoll zuzuhören, echt zu senden und häufig auch dabei empathisch und freundlich zu sein. Das ist so, auch wenn wir es gut machen wollen. Wir schädigen uns und andere regelmäßig selbst. Zusätzlich wird auch Angst ungünstig bearbeitet und alles und immer bewertet und eine mögliche Schuld bei anderen gesucht. Das funktioniert automatisch, ist natürlich und normal aber sehr ungünstig, wirklichkeitsfremd und sehr konfliktträchtig.
Ein erster biologischer Grund: Mit ca. drei Jahren fangen wir schon an, unser individuelles Selbst zu bilden. Es heißt jetzt nicht mehr: „Thomas will …, sondern „ICH will!“ Das ist eigentlich die wahre Geburt des Menschen und des Individuums. Wir nennen das in Unkenntnis in der Erziehung häufig „die erste Trotzphase“. Gleichzeitig müssen die kleinen Menschen wegen der ab jetzt auftretenden Vergleiche neben möglicher Eifersucht sofort zusätzlich auf ihren Selbstwert aufpassen. Das führt dazu, dass nahezu alle Menschen eine wirklichkeitsfremde „egozentrische“ Verzerrung ausbilden. Einfach ausgedrückt lautet diese:
Was gut ist, habe ich gemacht. Was schlecht gelaufen ist, haben andere verursacht!!
Das ist natürlich falsch und schädlich für das Zusammenleben, schützt unser Selbstwertkonzept aber sehr gut. Leider werden persönliche Verbesserungen so systematisch verhindert. Bei all dem angesprochenen paradoxen Verhalten liegen auch kausale „natürliche“ Ursachen dahinter, die im Laufe der Jahre ungünstige Gewohnheiten verursacht haben, die nichts mit Faulheit, Dummheit oder Unwillen zu tun haben. Diese Ursachen und Gewohnheiten sollte man kennen und beachten. Erst dann wird es möglich, sie zu beeinflussen oder sie sogar vollständig unwirksam zu machen.
Noch eine gute Nachricht: Mittlerweile ist es eine gut abgesicherte Erkenntnis, dass der Mensch sehr gute empathische Veranlagung hat, dass er aus verschiedensten Gründen hilfsbereit und fürsorglich sein will und Freundlichkeit, Wertschätzung und Harmonie anstrebt. Wie das mit einfachen Mittel wirklich möglich ist, wird auf den nächsten Seiten vorgestellt.
Bis dahin nimmt die Zahl der Streitigkeiten zu und Gewalt in den Beziehungen nicht ab. Beinahe jede zweite Ehe wird geschieden. Die Gerichte stehen vor einem riesigen Berg von Klagen. Auch die Arbeitszufriedenheit sinkt kontinuierlich. Kriege und Gewaltanwendungen nehmen nicht ab.
Geleichzeitig steigen in den „reicheren“ Ländern die Ansprüche und Erwartungen an die Gesellschaft, an Politik, Vorgesetzte, Unternehmen, Beziehungen und andere Menschen. Eine allgemeine Unzufriedenheit und Unsicherheit machen sich breit. Wir suchen aus angeborenem Verhalten nach Ursachen und Verursachern, bilden deshalb schnell zusätzlich noch Feindbilder, lassen kaum ein gutes Haar an den „Opfern“ und bewerten alles und jeden um uns herum. Helfen kann dabei individuelle Macht, die jetzt gesucht wird. Wir bereiten den Boden für Konflikte, Ausgrenzung und Streit. Passt das alles zusammen, ist das sinnvoll, sollten wir nicht alle an Verbesserungen arbeiten?
Obwohl unser Unbewusstes die allermeisten Entscheidungen und das Verhalten steuert, haben wir überwiegend den Eindruck, wir hätten alles unter Kontrolle. Der „Verstand“ allein hat leider eine schwache Position gegenüber unserer Biologie und unserer Psyche. Er arbeitet viel zu langsam und ist sehr störanfällig. Fachleute gehen davon aus, dass bis zu 95% unserer Reaktionen vom Unbewussten (Unterbewusstsein) gesteuert werden. Erst wenn wir die wirkenden Funktionen kennen und uns genau beobachten und anfangen uns selbst zu steuern, kann es deutlich besser werden. Das wäre ein guter Weg und das geht tatsächlich. Es reicht allerdings nicht, ein Buch zu lesen. Die notwendigen Verhaltensänderungen sind nur durch Anstrengung zu erwerben. Es beginnt zwar mit dem Verstehen und benötigt aber disziplinierte Umsetzung und Übung über eine längere Zeit. Dann kann das Ergebnis aber unglaublich gut sein.
Es gibt diese Hintergründe tatsächlich, die nicht genug beachtet werden, die etwas zu einer erträglichen Erklärung und Entschuldigung beitragen können, die man teilweise wirklich unwirksam machen kann! Davon soll jetzt die Rede sein. Wenn wir die Hintergründe erst kennen, gibt es auch einige gut wirksame und praktische Lösungsmöglichkeiten.
Dieses Buch beschäftigt sich deshalb auf den nächsten Seiten überwiegend mit diesen biologischen und psychologischen Ursachen, mit Kausalitäten, die die ungünstigen und unbrauchbaren Ergebnisse auslösen, fördern oder hervorrufen und es bietet Lösungen an. Wie schon gesagt, die Ursachen zu kennen, ist die erste unverzichtbare Voraussetzung für Verstehen und Veränderung. Damit ergeben sich auch unbekanntere Wege aus dem Dilemma, die ebenfalls hier vorgestellt werden. Zunächst sind es Einzelthemen. Das ist ein guter Beginn. Aber jeden Tag in jeder Situation an alle einzelnen Anregungen zu denken, wird sehr schwierig sein. Es gibt aber auch dafür eine gute Lösung. Es ist ein großer Glücksfall, dass es möglich ist, alles zu einer Kompetenz zu verdichten. Zum Schluss besteht die einzigartige und wunderbare Möglichkeit, alles zu einer Einzelfähigkeit zu verbinden und täglich anzuwenden. Man muss dann nur noch an eine Sache denken, die man ausgesucht hat und beliebig wechseln kann und „TUN“.
Wenn Sie das Buch, wie üblich, von vorn bis zum Ende lesen wollen, geht das natürlich. Allerdings hat die Erfahrung gezeigt, dass eine kleine Änderung in der Reihenfolge sich sehr positiv auswirkt. Mit der leichten und auch etwas lustigen Übung: „Kompetenzerweiterung durch Ausatmen“ (Seite →) ist ein sehr praktischer und relativ leichter Anfang möglich, der durch eine Reihe von Einzelheiten bei jedem neuen Kapitel ergänzt werden kann. Die in der Übung gewonnene Zeitspanne von 2-4 sec. reicht aus, nahezu alle anderen jetzt vorgestellten Interventionen einfließen zu lassen und die negativen Auswirkungen zu einem großen Teil abzuschwächen oder unschädlich zu machen.1 Das erleichtert alles sehr und macht die vielen Anregungen praktisch viel tauglicher. Hintergrund bei dieser Übung ist die philosophische Empfehlung möglichst einen „stillen inneren Beobachter“ einzurichten. Der alles mitbekommt und Ungünstiges stoppt. Dieses Konzept ist extrem wirkungsvoll, wenn man es versteht und auch anwendet2. Die Voraussetzungen dafür werden vorgestellt und mit einfachen Übungen angereichert.
Sie könnten im Verlaufe des Buches in Ruhe alle Einzelheiten ausprobieren und für sich ein individuelles Paket schnüren. Sie können im Laufe der Zeit, die angewendeten Inhalte immer neu zusammenstellen. Deshalb ziehen Sie diese Übung zu Punkt 6 nach Möglichkeit vor und benutzen Sie diese an allen sich bietenden Möglichkeiten des Buchinhaltes und des realen Lebens (ab Seite →). Fangen Sie nach dem Lesen an, das täglich zu üben und lesen dann alles in Ruhe von Anfang an. Bei den dazugehörenden anderen Punkten werden immer kleine Hinweise gegeben, damit sich alles verbinden lässt. Es ist auch kein Problem, ein für Sie weniger interessantes Thema zunächst zu überspringen und erst bei Bedarf später noch zu lesen.
Sie persönlich haben jetzt schon einen wichtigen Schritt getan. Sie haben mit einiger Neugier ein Motiv für Verstehen und Veränderungen entwickelt. Damit eine wirkliche Chance entstehen kann, ist es erforderlich, neben Hinweisen, Übungen und „Vorschlägen“ auch zusätzlich etwas Genaueres über die Hindernisse unserer menschlichen Natur zu wissen. Damit ist ausdrücklich nicht nur unser „innere Schweinehund“ gemeint. Es geht um die unbekannteren Hindernisse in unserem Gehirn, in unserer Wahrnehmung, Kommunikation und Psyche, die neben vorhandener Bequemlichkeit, einem üblichen Veränderungswiderstand und „normalen“ Abwehraktionen unseres Selbstwertkonzeptes wirklichen Fortschritt systematisch verhindern. Auf die werden wir genauer eingehen müssen. Davon soll ab jetzt in diesem Buch die Rede sein. Es wird sich für Sie absolut lohnen.
1 Übungen vervielfachen den Erfolg, tägliche kleine Übungen sind unglaublich wirksam, Wissen allein nicht.
2 Ähnliches schlägt C. Rieck vor: Anleitung zur Selbstüberlistung
„Du verstehst mich nicht!“ Den Satz kennt fast jeder. Alltägliche Kommunikation ist, wie manche sagen, das Wissenschaftsgebiet des Missverständnisses. In der Tat gibt es sehr viel mehr Möglichkeiten, sich „miss zu verstehen“, als wirkliche Verständigung herzustellen. Den darin wohnenden alltäglichen Problemen kann man am besten damit begegnen, dass man zusätzliches Wissen erlangt und neue Kompetenzen erwirbt. Menschen sollten lernen, Missverständnisse wesentlich zu verringern und Verständnis sicher herzustellen. Das geht einfacher, als man zunächst denkt. Es ist vergleichbar mit dem Erlernen des Klavierspielens. Es geht zunächst darum, ausreichend viel zu üben und alle Tasten harmonisch zu nutzen. Man kann dann mit den gelernten Einzelheiten spielen, sie benutzen, aneinanderreihen, Pausen machen, wiedereinsetzen, dem anderen ein Solo vorbereiten oder, wenn es passt, auch nur klimpern. Nur etwas darüber zu lesen, ist zu wenig. „TUN“ ist das Schlagwort.
Mit großer Sicherheit kann schon heute gesagt werden, dass eine verbesserte soziale Kommunikationskompetenz eine wichtige Voraussetzung für eine menschlichere Gesellschaft sein wird. Dazu müssen aber einige Grundfehler erkannt und auch Lösungen angesprochen und angegangen werden.
Fehlerhafte persönliche Wahrnehmung
Wir sehen nur unsere eigenen Bilder, nicht die der anderen Menschen, und wir haben auch nur unsere eigenen Gefühle dazu. Das gilt prinzipiell für alle unsere Sinnesorgane und für die komplette Wahrnehmung. Wir sehen z.B. nur das, was wir kennen. Das Auge sendet Millionen Informationen an den Thalamus, der sendet weiter an das Sehfeld. Dort sucht unser Gehirn nach Bekanntem und sendet bis zu fünfmal so viele Daten zurück. Daraus ergibt sich dann unsere Wahrnehmung, also aus ca. 16% Erinnerungsspuren und Erfahrungen. Da das normalerweise schnell Unglauben erzeugt und sogar für alle Sinnesorgane zutrifft, machen wir häufig in Seminaren dazu eine kleine Übung.
Die Teilnehmer sitzen im Kreis, jeder legt seinem Nachbarn eine Hand auf die Schulter. Für jeden ist klar: Ich fühle den Nachbarn, und es ist seine Hand auf meiner Schulter. Was nehmen wir aber tatsächlich wahr? Wenn sich die Teilnehmer*innen darauf konzentrieren können und sich nicht bewegen, finden sie erschreckend deutlich bestätigt, dass nur ihre Hand z.B. durch die eigenen Drucksensoren meldet: Da ist was! Die anderen vorhandenen Sinneszellen melden: Es ist warm, hart und gleichzeitig weich. Sollten sie die Hand trotzdem bewegen, wird die wahre Bedeutung des Wortes „begreifen“ offensichtlich.
Was sagt uns unser Körper über die andere Hand, die auf unserer Schulter liegt? Wir spüren nur, dass etwas drückt und relativ warm ist. Es wird dabei sehr deutlich, dass wir nur uns selbst wahrnehmen, nämlich unsere eigene Schulter, unsere eigene Hand, nicht den anderen Menschen. Unser Gehirn schließt natürlich schnell die entstandenen Lücken und suggeriert uns etwas völlig anderes. Das gilt für alle unsere Sinne. Wir können andere Menschen nur begreifen und ihnen näherkommen über uns selbst und über unsere eigenen Haltungen, Bilder, Gefühle und Ansichten. Das ist so und verursacht automatisch viele Fehler.
Um alles überschaubarer, bearbeitbar und greifbar zu machen, teilen wir jetzt die möglichen Lebenssachverhalte in drei Gruppen ein:
A) Es kommt jemand, der ein Problem hat.
B) Ich selbst habe ein Problem.
C) Parteien haben miteinander Probleme.
Fallgruppe A
Jemand hat ein Problem.
Was ist zu tun?
„Wir müssen natürlich zuhören.“
Psychologen werden das ein wenig ergänzen und sagen, dass wir den Menschen mit seinem Problem annehmen müssen! Was tun wir normalerweise tatsächlich? Wir hören circa einen halben Satz zu, dann fangen wir an, über uns selbst und unsere Bilder und Sichtweisen zu erzählen oder machen Vorschläge und relativieren. Das ist besonders unverständlich, weil in den ersten Sekunden unsere Spiegelneuronen3 emphatisch auf die besorgnisausstrahlenden Signale des Senders reagieren. Aber schon nach sehr kurzer Zeit,
nachdem wir die ersten Teile der gesendeten Sprache entschlüsselt haben, wendet sich das Blatt, und wir sind ausschließlich bei uns selbst, bei unseren eigenen Bildern und Gefühlen, in unserem eigenen Kosmos.
Dieses Verhalten ist so extrem stark verbreitet, dass nach verschiedenen Untersuchungen in 70 bis 95 %4 aller Fälle ein solcher Unsinn eintritt. Wir stoßen den Problembesitzer damit weg. Wirkliche Nähe oder sogar eine Resonanz kann so nicht entstehen. Im Gegenteil, dadurch treten negative Empfindungen bei dem Problembesitzer auf. Häufig fällt das schon gar nicht mehr auf, weil wir es kennen und schon so erwarten. Wenn Sie daran interessiert sind, mit Menschen wirklich in Resonanz zu treten und auch Beziehungen besser zu gestalten, dann ist dieses Thema von größter Bedeutung für Sie.
Wie ist das zu erklären und zu verändern?
Wenn jemand etwas sagen will, dann hat er zunächst ein Gefühl und sieht für eine bestimmte Zeit ein dazu gehörendes Bild. Unsere benutze Sprache ist überhaupt nicht in der Lage, selbst bei sprachlich geschulten Menschen, das aktuelle Gefühl und das aktuelle Bild so zu beschreiben, dass der Empfänger genau