Rundgemälde von Baden-Baden - Wilhelm Theodor von Chézy - E-Book

Rundgemälde von Baden-Baden E-Book

Wilhelm Theodor von Chézy

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Beschreibung

Unter all den berühmten Bädern und Gesundbrunnen Deutschlands, sogar Europas, behauptet Baden-Baden jetzt den ersten Platz, und mit Recht, sowohl wegen der anerkannten Heilkräfte seiner Quellen, als auch wegen der Annehmlichkeiten und Bequemlichkeiten, die der Fremde daselbst findet, und wegen der ausgezeichneten Schönheit der Lage und Umgebung; denn über keinen Landstrich hat je noch die gütige Natur verschwenderischer das reiche Füllhorn ihrer Gaben ausgeleert, als über den oberen Theil des Großherzogthums Baden, und wie ringsum das Land mit seinen waldreichen Höhen, seinen fruchtbarer Thälern, seinen gesegneten Rebgeländen, Wiesen, Weiden und Feldern einem anmutigen Garten gleicht, dem auch der schauerliche Reiz des Wildromantischen nicht mangelt, so ist die Badenstadt in ihrem friedlichen Thal nicht der geringste Schmuck dieses Edens, wie sie, von dem stolzen Schloss gekrönt, sich an den Hügel lehnt, dem die Heilquellen entsprudeln, und sich an dem Ufer des Oosbaches ausbreitet.

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Rundgemäldevon Baden-Baden.seinen nähern und fernern Umgebungen.

Ein Taschenbuch für Kurgäste und Reisende vonWilhelm von Chézy.

1839.

© 2022 Librorium Editions

ISBN : 9782383833437

Inhaltsverzeichnis

Rundgemälde von Baden-Baden.

Einleitung.

Erster Abschnitt. Baden und seine nächsten Umgebungen.

I. Baden, die Stadt.

II. Von der Stadt Baden Ursprung und Fortgang.

III. Die Promenade und das Conversationshaus.

IV. Das Neue Schloß.

V. Lichtenthal.

VI. Die Seufzerallee und das Steinwäldchen.

VII. Der Häslig.

VIII. Das Echo.

IX. Scheuern und das Jesuitenschlösschen.

X. Der Friesenberg.

XI. Der Beitig.

ZWEITER ABSCHNITT. Spaziergänge.

I. Das alte Schloß.

II. Die Felsen.

III. Ebersteinburg.

IV. Der große Staufenberg.

V. Balg.

VI. Die Seelach und das Beuerner Thal.

VII. Geroldsau und der Wasserfall.

VIII. Die Yburg.

IX. Fremersberg.

X. Das Jagdhaus.

XI. Steinbach und Neuweiher.

DRITTER ABSCHNITT. Ausflüge.

I. Das Murgthal6

II. Die Herrenwiese.

III. Der westliche Abhang des Gebirges und das Rheinthal.

1. Bühl.

2. Bühlerthal.

3. Das Hub-Bad und die Windeck.

4. Sasbach, Turennes Denkmal und das Erlenbad.

5. Achern und das Kapplerthal.

6. Die Ebene.

IV. Das Albthal.

VIERTER ABSCHNITT. Kleine Reisen.

I. Rippoldsau.

II. Trybery.

III. Das Renchthal13.

§ 1. Allgemeine Übersicht.

§ 2. Allerheiligen.

§ 3. Antogast.

§ 4. Oberkirch und Lautenbach.

§ 5. Sulzbach.

§ 6. Oppenau.

§ 7. Freiersbach.

§ 8. Petersthal.

§ 9. Griesbach und seine Umgebung«15.

IV. Fragmentarische Andeutungen.

1. Badenweiler.

2. Der Kaiserstuhl.

Schlusswort.

Anhang.

1. Wohnungen.

2. Salon des arts.

3. Erziehungs-Institut.

4. Auskunftsbureau.

5. Entfernungen.

A. Entfernungen der in den drei ersten Abschnitten angeführten Orte (in Stunden).

6. Literatur.

Anmerkungen.

BAADE

Einleitung.

U

nter all den berühmten Bädern und Gesundbrunnen Deutschlands, sogar Europas, behauptet Baden-Baden jetzt den ersten Platz, und mit Recht, sowohl wegen der anerkannten Heilkräfte seiner Quellen, als auch wegen der Annehmlichkeiten und Bequemlichkeiten, die der Fremde daselbst findet, und wegen der ausgezeichneten Schönheit der Lage und Umgebung; denn über keinen Landstrich hat je noch die gütige Natur verschwenderischer das reiche Füllhorn ihrer Gaben ausgeleert, als über den oberen Theil des Großherzogthums Baden, und wie ringsum das Land mit seinen waldreichen Höhen, seinen fruchtbarer Thälern, seinen gesegneten Rebgeländen, Wiesen, Weiden und Feldern einem anmutigen Garten gleicht, dem auch der schauerliche Reiz des Wildromantischen nicht mangelt, so ist die Badenstadt in ihrem friedlichen Thal nicht der geringste Schmuck dieses Edens, wie sie, von dem stolzen Schloss gekrönt, sich an den Hügel lehnt, dem die Heilquellen entsprudeln, und sich an dem Ufer des Oosbaches ausbreitet.

Das Thal öffnet sich westlich gegen den Rhein; der Wanderer, bei Oos von der großen Straße einlenkend, wähnt beim ersten Anblick, dass es sich im Hintergrund schließe. Nordwestlich von der Stadt erhebt sich über Weingärten der Balzenberg, neben diesem der Schlossberg mit den Trümmern der alten Burg, hinter welcher wunderbar geformte scharfe Felsenkanten über den Wald herabschauen; im Osten ragt das Zwillingspaar der Staufenberge, von denen aus in weitem Kessel die Berglinien, in scheinbarem Zusammenhang, sich herumziehen, bis sie wieder am jenseitigen Ufer der Oos gegen das Rheinthal auslaufen.

Von diesen Höhen allen bieten sich reiche Aussichten; über sie hinaus gelangt man in das herrliche Murgthal, auf wilde Gebirge und an die westliche Abdachung des Hochlandes, wie wir nach und nach in den folgenden Blättern Erwähnung thun werden, bis wir endlich zu der Beschreibung einiger kleiner Reisen kommen die wir dem Gast zu unternehmen rathen, und dann mit verschiedenen Bemerkungen und nützlichen Fingerzeigen zum Schluss gelangen wollen.1

Von der Stadt aus führen über die Höhen und durch die Thäler wohlgebahnte Straßen in die nähern und fernern Umgebungen, gut unterhaltene Fußwege zu den reizendsten Aussichten, wilde Pfade mitten in die romantische Nacht der Wälder, so dass jeder, der Sieche wie der Gesunde, der Bequeme wie der Rüstige, nach seiner eigenthümlichen Art viel von den Schönheiten der Natur genießen kann, und derjenige, welcher mit lebensfrohem Sinn und regen Kräften sich ganz dem Vergnügen dieses Genusses hingeben will, in der ununterbrochenen Abwechselung noch eine Würze mehr findet, wenn er, bald zu Wagen oder zu Ross, bald zu Fuß oder gar auf eines geduldigen Langohrs Rücken, auf verschiedenen Wegen dasselbe Ziel erstrebt, oder auf einem Weg verschiedenen Punkten naht. Für diesen rührigen Gast bestimmten wir vorzüglich dieses Büchlein; ihm ist, wie seinem Führer, der Morgenthau nicht fremd und der frische Hauch, welcher vor dem Aufgang der Sonne einherweht; ihn hat der Mittagsstrahl auf steiler Halde getroffen, ohne seine Sehnen abzuspannen, Hochgewitter und Regenschauer waren oft seine unvermutheten Gesellen auf einsamer Wanderung, und ihn schreckte nie die Nacht, ob sie ihn auch inmitten des unwegsamen Forstes überraschte.

Doch auch die zarte Schöne, deren feine Haut den Sonnenstrahl scheut, wie ihre dünne Sohle den steinigen Pfad; die blasse Dame, deren mattglänzende Augen noch nie einen Lenzmorgen sahen; der alte Herr, welcher die Last seiner Jahre und seines Körpers im Schweiße seines Angesichts auf dem geebneten Wege fortschleppt, und am Ziel eine Quelle der Erquickung sucht; der Bresthafte, der an der Krücke schleicht: sie alle finden bequem und nah kühlen Schatten, erfrischendes Grün, die anmutigsten Aussichten. — Und was könnte der behagliche Müssiggänger sich Besseres wünschen, als das Conversationshaus mit seinen Umgebungen, wo er vom frühen Morgen bis in die späte Nacht Unterhaltung und Gesellschaft findet, sey es unter den alten Kastanien, wo sich Bude an Bude reiht, oder in den Schatten des englischen Gartens, sey es im Hause selbst, wo Kaffee, Restauration, Theater, Lectüre, oft Concert, noch öfter Tanz, und stets die reizenden Gefahren des grünen Tisches sich darbieten? — Auf diesen Kreis beschränkt sich auch das Leben manches Fremden, der, sobald er dem Bad entstiegen, hinauseilt, und erst am späten Abend zurückkehrt, um seine Schlafstelle zu suchen.

Mögen sie alle in diesen Blättern die Belehrung finden, welche sie eben suchen, allenfallsige Mängel oder Irrtümer uns zu gut halten, und möge, vor allen Dingen, jeglicher bei den mannigfachen Wanderungen dasselbe Vergnügen empfinden, welches bei dem Niederschreiben dieser Skizzen sich durch die Erinnerung in uns erneute, durch dieselbe Erinnerung, welche uns den Muth gab, das Amt eines Wegweisers durch Gegenden zu übernehmen, welche wir seit drei Jahren als Fußwandrer, als Reiter, als Reisender im bequemen Wagen, meistentheils aber dem gedien Waidwerk zu Lieb mit rüstigen Jagdgesellen in allen Richtungen durchkreuzten.

Seit diese Zeilen geschrieben worden, sind wiederum vier Jahre verflossen. Manches hat seitdem sich verändert, manche neue Ansicht unterdessen auch in uns selbst sich entwickelt, und vielfacher, mit Dank angenommener guter Rath ist uns gekommen, — von welchem allem diese zweite Ausgabe Zeugnis ablegen möge.

 

Erster Abschnitt. Baden und seine nächsten Umgebungen.

I. Baden, die Stadt.

Die alte Stadt Baden war, nach der Vorfahren Weise, ursprünglich eng und unregelmässig gebaut; unter dem Schloss, das den Hügel krönt, drängten sich am Abhang, oft angeklebten Schwalbennestern gleich, die Häuser um die Heilquellen und den Marktplatz, der mit der Stiftskirche noch jetzo den Hauptpunkt des ältern Theils der Stadt bildet. Von hier aus führen, empor gegen das Schloss, und hinab gegen die »lange Straße«, die sich im Halbkreis am Fuße des Berges hinzieht, steile, zum Theil abenteuerliche Treppen, Gassen und Gässchen, und es ist noch in jüngerer Leute Gedächtnis, wie diese Altstadt von Mauern und Graben umgeben, durch vier feste Thore verwahrt war, deren zwei an den Enden der langen Straße, beim Hirsch und bei dem Wirthshaus zur Stadt Baden, die Wege von Oos und von der Lichtenthaler Vorstadt während der Nacht sperrten; ein drittes führte beim Salm gen Gernsbach hinaus, und bis zu Anfang des Jahres 1835 stand das vierte, oben auf dem Wege zum Schloss, eine malerische Zierde des Ortes, den es einst zu bewachen bestimmt war, und dessen Stelle jetzt ein ganz geschmackloser Brunnen einnimmt.

Das Bedürfnis der neuen Zeit trug die Thürme ab, die zu nichts mehr dienten, als dem Licht und der Luft den Eingang zu wehren, warf die Mauern in die Gräben, und die Stadt breitete sich aus, gleich einem jungen Vogel, der die umhüllende Schale des Eies sprengt, so dass jetzt die neuePromenade (im Munde des Volkes noch immer »der Graben« geheißen) Badens Hauptstraße bildet, wo in geräumigen, zum Theil Palästen ähnlichen Häusern prächtig geschmückte Wohnungen der reichen und vornehmen Gäste harren, die sonst unter die niedern Dächer der alten Stadt sich drängen und zwängen mussten. Wo der trübe Stadtgraben sonst floss, grünt über den Gewölben, die ihn verbergen, eine Doppelreihe rothblühender Kastanien; auf einer Seite steht das große Gast- und Kaffeehaus zum goldenen Lamm, daneben der Garten I. K. H. der verwitweten Großherzogin STEPHANIE mit dem Pavillon — auf der andern Seite reiht sich Haus an Haus bis hinauf zum Salm, und nur ein paar Stellen erwarten noch, was schwerlich ausbleiben wird: Neubauten, wie sie in die schöne Reihe passen, sobald nur einmal jene Baracke abgetragen seyn wird, die wie zu Spott und Hohn den Namen der Stadt Baden trägt; hier erhebt sich das schöne Haus »zur Blume« genannt, welches auf seiner Rückseite gegen die lange Straße ein Wirthshaus, vorn gegen den Graben aber ein Herrschaftshaus vorstellt, das einem Palais gleichen würde, wenn nicht die Einfahrt fehlte. In der Blume hat der Salon des arts, von dem wir später ausführlicher reden werden, seinen vorläufigen Sitz aufgeschlagen; daneben Mr. Chevard, der französische Kleiderkünstler, dessen Namen bereits von Mannheim bis Constanz jeder kennt, der etwas darauf hält, sich in einen eleganten Rock zu kleiden. In dem Kleinmannschen Haus findet sich die neue Apotheke des Hrn. Steimmig, welche auf Veranlassung der Regierung im Jahr 1838 als Muster und Vorbild für alle andern im ganzen Land eingerichtet ward, und nebst dem an Eleganz und Pracht ihres Gleichen noch sucht.

Aus der Vergrößerung der Stadt durch elegante Neubauten erwächst auch noch für jene anspruchlosen Besucher, welche, der Heilung bedürftig, gern in der unmittelbaren Nähe der älteren Badhäuser wohnen, ein doppelter Vortheil: das Getümmel der eleganten Welt lässt sie ungestört, und die Wohnungen sind billiger, denn vormals, ohne dass sie, selbst in den Häusern von alter Bauart, durchaus allen Reizes entbehrten; die großen Badhäuser können viele Gäste beherbergen und sind außerdem von angenehmen Wohnungen umgeben; die meisten Häuser in der äußern Reihe der langen Straße bieten auf der Rückseite, wo viele von ihnen sich auf Ueberreste der alten Stadtmauer stützen, eine angenehme Aussicht ins Freie dar, und sind zum Theil mit niedlichen Gärtchen versehen; die Fenster der amphitheatralisch am Berg sich erhebenden Gebäude sind auch nicht alle so versteckt, wie ihre Thüren; zu beiden Seiten des Badischen Hofes reiht sich eine hübsche Vorstadt; vom Hirsch hinab gegen den englischen Garten ziehen sich die eleganten Häuser der Hirschgasse, und draußen in der Lichtenthaler Vorstadt ist gar manche helle Wohnung bereitet.

An öffentlichen Gebäuden, wie anderswo der neugierige Wanderer sie aufsucht, ist Baden nicht reich. Unter den drei Kirchen ist die Stiftskirche die älteste des Orts, und wahrscheinlich auch der ganzen Gegend, indem behauptet wird, sie sey im siebenten Jahrhundert von den Mönchen von Weissenburg, denen König Dagobert II. die Bäder geschenkt, erbaut worden. Bei der allgemeinen Zerstörung des Landes durch Louis des Vierzehnten Mordbrennerschaaren wurde sie in Asche gelegt, und erst im Jahr 1753 wieder hergestellt; und die väterliche Fürsorge Seiner Königlichen Hoheit des Großherzogs Leopold bewirkte in neuester Zeit (1837) wesentliche Herstellungen des in Verwahrlosung gerathenen Innern. Die Hauptzierde des Gebäudes ist der schlanke Thurm, auf dessen Spitze ein güldenglänzender Petrus weithin aus der Richtung des Windes das zu erwartende Wetter verkündet. Die innern Verzierungen sind ohne bedeutenden Kunstwerth, bis etwa auf das Denkmal des Markgrafen Leopold Wilhelm; doch ist dasjenige des Helden Ludwig Wilhelm in all seiner Geschmacklosigkeit noch immer historisch merkwürdig.

Die Spitalkirche, unfern des Salms am Gernsbacher Weg, dient nach der Frühmesse alle Sonntage den Protestanten, die seit dem Jahr 1832 einen ständigen Prediger hier haben. Gleich auf den evangelisch-protestantischen folgend wird der Gottesdienst nach dem Ritus der bischöflichen Kirche von einem anglikanischen Geistlichen gehalten. Dieser Zug gegenseitiger Duldung, von den Anordnungen einer, weisen Verwaltung ausgehend, fängt bereits an, abgesehen von seinem Nutzen für das Bad selbst, günstige Folgen auf die Bildung des Volkes zu äußern, dem früher die für einen Curort so notwendige Toleranz ziemlich fremd schien.

Unfern der Spitalkirche vor der Kapelle des Kirchhofs zieht die Augen des Beschauers ein steinernes Kreuz auf sich, an dessen Ursprung sich eine Sage knüpft, ganz zu den wehmüthigen Betrachtungen passend, welche der Ort auch in jenen zu erwecken pflegt, deren theure Todten anderswo ruhen. Ein fremder Steinmetz, der hier durch Henkershand zu sterben verurtheilt war, vollendete vor seinem Tode noch dies Bild des Gekreuzigten, dessen Antlitz die zur Begeisterung erhobene Ergebung des Künstlers in sein herbes Schicksal widerzuspiegeln scheint. — Sehenswerth ist nebenan auch der Oelberg, auf welchem der Engel dem Heiland den bittern Kelch reicht.

Die Klosterkirche, über dem Salm am Fuße des Schlossberges, ist die Zuflucht stiller Beterinnen. Dies kleine Gotteshaus gehört zum Convent der Frauen vom heiligen Grabe, dessen Nonnen sich dem segensreichen und mühevollen Beruf, der Erziehung und des Unterrichts widmen.

An Herbergen, in denen der Fremde Unterkommen und Bäder zugleich finden kann, fehlte es nie in Baden, eben so wenig als an andern Wirthshäusern. Wenn man auf der großen Straße herein kommt, stößt man zuerst auf den Badischen Hof, der vorzüglich von Engländern besucht wird, und deshalb auch in jeder Beziehung hauptsächlich auf diese eingerichtet ist. Das große Gebäude mit seinen hohen hellen Zimmern, auf zwei Seiten von einem schönen Garten umgeben, den nur das Gitter von den Anlagen der Promenade trennt, war ehemals ein Capuzinerkloster.

Wenn man vom Badischen Hof links über die Brücke sich in die lange Straße wendet, trifft man auf den Zähringer und den Russischen Hof, weiterhin auf den goldenen Hirsch; drei große Häuser, in denen man vortreffliche Wohnungen, geräumige Speisesäle, ausgezeichnete Tafel findet; doch hat das zweitgenannte, im Jahr 1838 erst eröffnete Gasthaus keine Bäder.

An der Schießbrücke steht der im Jahr 1836 eröffnete Englische Hof, ein sehr schönes Gebäude, in welchem der prächtige Speisesaal besonders sehenswert ist. Doch fehlen auch in diesem großartigen Etablissement die Bäder. Vom englischen Hof abwärts am Bach wird ebenfalls ein neues, sehr großes Gasthaus begonnen, das wahrscheinlich im Jahr 1840 eröffnet werden dürfte, und den Namen des Holländischen Hofes führen soll; die Bäder des Holländischen Hofes erhalten das Wasser, welches sonst die Wannen in dem alten Badhaus zum Drachen (später zur Stadt Paris genannt) füllte.

Nicht minder vornehm als diese, und eben so besucht, ist, an der andern Seite der Stadt gelegen, der Salm, zu welchem ehemals die Anfahrt unbequem war, als noch kein Weg von der Promenade über den Graben führte. Der Eigentümer, Herr Haug, ist im Stande, seinen Gästen häufig das Vergnügen der Jagd zu verschaffen, was er auch stets mit der freundlichsten Bereitwilligkeit thut; mit diesem Jahre übernimmt Herr Haug die Restauration im Conversationshaus, und wird, wie es heißt, den Salm verkaufen oder verpachten.

LA SOURCE ET L’EGLISE

Die Sonne, nahe am Graben, gehört ebenfalls in die Classe der ersten Badhäuser, in denen allen während der Saison zweimal Table d’hôte gegeben wird, um 1 und um 4 oder 5 Uhr.

Folgende Gasthäuser sind ebenfalls mit Bädern versehen: Der Darmstädter Hof; der rothe Löwe, der bescheidenste unter allen, wenn man den Baldreuth ausnimmt, in welchem sich das Armenbad befindet. Diese beiden Herbergen standen vor alten Zeiten im Rang der vornehmsten. »Die Stadt Paris« besteht nicht mehr als Badhaus.

In den meisten der genannten Häuser finden sich auch Dampfbäder, für welche noch außerdem die Regierung durch eine eigene Anstalt gesorgt hat.

Für kranke Pferde besteht ein eigenes Badhaus, unter der Aufsicht des städtischen Thierarztes.

Diejenigen Gäste, welche eine Trinkkur brauchen wollen finden bei der Ursprungsquelle, hinter der Stiftskirche, Vorsorge getroffen; man erhält auch auf Verlangen einen Zusatz, der das Wasser dem berühmten Carlsbader ähnlich macht. Sehenswerth ist das mit cararischem Marmor ausgelegte Brunnengewölbe, das man für ein Werk der Römer hält.

Die Antiquitäten-Halle, ein kleiner Tempel mit vier dorischen Säulen, neben dem Ursprung, auf, KARL FRIEDRICHS Befehl im Jahr 1804 nach des bekannten Architecten Weinbrenner Plan erbaut, bewahrt die in Baden und in der Umgegend aufgefundenen Reste römischer Denkmale, die, obschon ohne Kunstwerth, dennoch hier anziehend erscheinen als Erinnerung an längst vergangene Zeiten, in denen ein fremdes verwegenes Volk in den rheinischen Gauen herrschte, und der römische Krieger in Badens Quellen die Uebel heilte, die ihm allenfalls seine Feldzüge im heißen Afrika oder im nebligen Britannien zugezogen. Und wer vergisst dabei, dass auch in diesem Jahrhundert selbst zu Baden erst manche Wunde sich schloss, die bei den Pyramiden des Mamelucken Scimitar gehauen? Auf fernen Fluren des Spaniers Dolch, des Russen Bajonnet gestoßen? — Sieht man doch heut zu Tag noch manchen tapfern Mann, der, so gut wie der alte Römer, sich mit dem Reiter der Sahara maß, an dem berühmten Wasser Erquickung suchen!

Gegenüber der Antiquitätenhalle stützt sich auf eine Doppelreihe dorischer Säulen die 150 Schuh2 lange Trinkhalle, von der aus eine reiche Aussicht die Spaziergänger erfreut. Die innere Säulenreihe ist mit Brettern verschlagen, um die Trinker vor dem Zugwind zu schützen, wodurch freilich für den Platz vor dem Ursprung die Aussicht verloren geht; diejenigen aber, welche bei diesem Anblick sich nach Schilda versetzt meinen, vergessen in ihrer, hier nicht ganz wohl angebrachten Tadelsucht, dass echte Schildbürger die äußere Reihe vernagelt haben würden. Unter der Halle befinden sich die großen Reservoires zur Abkühlung des Wassers; sie werden aber nicht benutzt. — (Diese Trinkhalle, durch ihre Lage zum Gebrauche nicht bequem, wird jetzo durch eine andere ersetzt werden, die, zunächst dem Promenadehaus gelegen, dem Zwecke mehr entspricht.)