Sagen und Legenden aus dem alten Trier - Mario Junkes - E-Book

Sagen und Legenden aus dem alten Trier E-Book

Mario Junkes

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Beschreibung

Sagenhaftes Trier Trier: in mehr als 2000 Jahren haben sich hier Geschichte und Geschichten angesammelt. Die Geschichte kennen Sie bereits. Nun sollen Sie auch die Geschichten kennenlernen. Haben Sie schon von Trebeta gehört, dem sagenhaften Gründer der Stadt, oder kennen Sie die Legende von der frommen Helena? Welche Sagen ranken sich um die Abtei Sankt Matthias, den Trierer Dom, die Porta Nigra? Und wie kam eigentlich der Heilige Rock nach Trier? Erleben Sie Antike, Mittelalter und Neuzeit mit Augen, Herzen und Seele der Einheimischen. Mario Junkes hat die schönsten Sagen und Legenden für Sie gesammelt und erzählt sie in seiner eigenen fesselnden Sprache nach.

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Seitenzahl: 208

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Sagen und Legenden aus dem alten Trier

Mario Junkes

Einleitung

Trier – meine Heimatstadt

Geburt und Aufwachsen, Schule und Reife, Beruf und Berufung, Familie und Freunde, Freude und Leid, Leben und Erleben

Sum ergo sum – ich bin, also bin ich

Motto des Autors

Was Besucherin und Besucher in der Kürze ihrer Zeit nur rasch kosten dürfen, wo ihnen nur ein kleines Nippen, ein verfliegendes Erhaschen gestattet ist, das dürfen Einwohner jeden Tag und jede Nacht aufs Neue erleben.

Willkommen in Trier.

Ob als Urlaub oder im beruflichen Tagwerk, ob zur Muße oder im Studium, ob als Wein und Wahrheit suchender Besucher, ob en passant oder auf dem Nachhauseweg, wir dürfen unsere Schritte auf besonderen Boden lenken, uns mit jeder Bewegung in Historie eingebettet wissen, und wir dürfen mit eigenen Augen erblicken, was Jahrtausende Menschheitswirken haben erstehen lassen. Fakultäten und ihre Kapazitäten dokumentieren und erklären Geschichte auf der Grundlage sachlicher Analyse. Sagenforschung ist kompliziert. Einerseits handelt es sich um Dinge, die den streng definierten wissenschaftlichen Weg verlassen. Andererseits besitzen Sagen und Legenden eine große Bedeutung für die Kultur einer Region. An diesem Schatz können wir heute erkennen, was unsere Vorfahren in einem Maße bewegt hat, dass diese Erzählungen bewahrt wurden. Diese Narrationen erhellen unsere Kultur. Sie helfen uns zu lernen, zu verstehen, und so zu leben, dass es der nächsten Generation vielleicht ein klein wenig besser geht.

Der Autor ist vielen Sagenforschern zu großem Dank verpflichtet. Ohne deren Wirken und wissenschaftlichen Ansatz hätte er es heute bei weitem nicht so leicht, Sagen und Legenden aus dem alten Trier zusammenzutragen. Der Autor verneigt sich insbesondere vor Dr. Johann Georg Theodor Grässe, Dr. Heinrich Karl Daniel Bartholomäus Hessel und dem Namensgeber der Lavenstraße in Trier-Süd, Herrn Philipp Franz Laven. Der Autor hat sich nach besten Kräften bemüht, das überlieferte Werk dieser Menschen zu bewahren und in moderner Sprache mit einer Prise Humor an Sie weiterzureichen. Dieses Buch ist ein reichhaltiges Buffet, doch längst nicht alles fand an der Tafel Platz. Man bediene sich nach eigenem Geschmack.

Nehmen Sie sich Ihre Zeit, lieber lesender Mensch. Wir beide wissen, dass Sie es sich verdient haben. Genießen Sie in Ruhe jede Sage und jede Legende dieser Stadt, die ebenso wie jedes Gebäude, jeder Weg und jede Straße über Jahrtausende entstanden ist. Lassen Sie sich im Goldspeicher der Geschichte die Sagenschätze aufs Haupt prasseln wie Dagobert Duck. Sie halten ein Stück Triers in Ihrer Hand.

Nehmen Sie Teil am Wirken der Stadt, an ihrem Leben und Sterben, an Verfall und Wiederaufbau, an dem Sie lesend und zuhörend teilhaben. In jedem dieser Augenblicke sind Sie Ehrenbürger der Stadt Trier. Ihr ergebener Autor lebt seit vier Dutzend Jahren hier. Keinen Augenblick davon möchte er missen. Es ist ihm eine Ehre, Sie mit auf diese Reise zu nehmen, und gleich zu Beginn möchte er Ihnen ein Geheimnis anvertrauen:

Jedem mit offenen Ohren lauschenden Menschen flüstern die Pflastersteine von Porta Nigra bis zum Viehmarkt, von der Basilika bis zu den Thermen in jedes willig empfangende Herz alles, was man über Mensch und Leben wissen muss.

Danke, dass Sie sind, wie Sie sind.

Bleiben Sie gesund.

Trier, im Januar 2021

Mario Junkes

Das Rom nördlich der Alpen

Augusta Treverorum – Stadt des Augustus im Land der Treverer

Ludit in humanis divina potentia rebus – im Menschlichen spielt göttliche Allmacht

Ovid

Die Geschichtswissenschaft erlaubt es uns, mit Forschung und Vernunft, mit Logik, Analyse und Abstraktion herauszufinden, was sich in der Vergangenheit tatsächlich zugetragen hat. So prägten ab circa 500 vor Christus keltische Stämme das heutige Westdeutschland, und spätestens ab 50 vor Christus lebten die Treverer auf dem heutigen Stadtgebiet Triers. Die Kelten besaßen eine entwickelte Kultur und erreichten gegen 275 vor Christus eine große Ausdehnung in Europa.

Die schriftliche Aufzeichnung zählte vermutlich bewusst nicht zu ihren Stärken, eine Auffassung, die bereits ein kommender, sehender, siegender Gaius Julius Cäsar vertreten haben soll. Nach Sichtung von weit über hundert Büchern kann ihr Autor kein keltisches Sagenmaterial eindeutig der Stadt Trier zuordnen. Immer wieder finden sich gegenteilige Behauptungen, wo jedoch eher der wohlmeinende Wunsch Vater des Gedankens scheint. Das bedeutet nicht, dass in Zukunft nicht vielleicht noch Material gefunden wird. Mündlicher Überlieferung wird hier deutlich die Grenzen aufgezeigt, und deshalb sind keltische Sagen und Legenden Triers sehr wahrscheinlich an die Zeit verloren.

Die meisten von Ihnen kennen sicherlich die nachweisbare Geschichte Triers, denn nicht nur waren die Römer wesentlich schreibfreudiger, sondern hatten außerdem den Vorteil einer wesentlich weiter entwickelten Kultur und waren weniger Attacken durch den Zahn der Zeit ausgesetzt.

Trier wurde von den Römern am 03. März im Jahr 16 vor Christus gegründet. Errichtet als Garnisonsstadt, benannt zu Ehren des Kaisers, ist Trier bedeutendes Zeichen des Reichtums, der Baukunst und der Dominanz einer Supermacht – wie Porta Nigra, Römerbrücke, die Thermen, Amphitheater und Konstantinbasilika belegen. Trier war ein wichtiger Teil des römischen Weltreichs, geprägt von Kaisern, deren Namen jeder Mensch kennt. Augustus und Tiberius, Caligula und Nero, Trajan und Hadrian, Konstantin der Große und Theodosius I.

Im dritten und vierten Jahrhundert lebten hier bis zu achtzigtausend Menschen. Zu dieser Zeit lebten auf der gesamten Welt nur ungefähr zweihundert Millionen. Wäre Trier im Vergleich zur Weltbevölkerung heute noch so groß wie damals, lebten im Trier des Jahres 2020 ungefähr drei Millionen Menschen. Nun verstehen Nicht-Trierer vielleicht, weshalb Einheimische alle Ansammlungen von Menschen größer als zwei beschreiben als »Milljunen Leit«.

Treberis, Treveris, Treviris, Augusta Treverorum, Trèves und schließlich Trier ist seit mehr als zweitausend Jahren Zeugin keltischer und germanischer, römischer und fränkischer, danach römisch-deutscher und schließlich deutscher Geschichte. Doch ist die ehrwürdige alte Dame vielleicht gar noch älter? Wie viel älter? Wer hat Trier gegründet, wenn nicht die Römer?

Vorhang auf für die sagenhafte Gründung Triers, deren älteste bis heute gefundene Aufzeichnung in der Gesta Treverorum (lateinisch, wörtlich: »die Taten der Treverer«) zu finden ist. Die Benediktinermönche der Abtei Sankt Matthias zählen zu den ersten, die in der Gesta systematisch Sagen und Legenden sammelten und aufschrieben. Das war im Jahr 1105.

Sage und lese 915 Jahre später treten wir in ihre Fußstapfen, meine Wenigkeit als schreibender und Sie als lesender Mensch. Viel Vergnügen!

Trier – Weltstadt, eingebettet im Moseltal – die Welt für ihre Einwohner – Welterbe der Jahrtausende, Stadtansicht von Trier in der Schedelschen Weltchronik, Holzschnitt von Michael Wolgemut, Augsburg 1497

Eine Sage aus dem vor-römischen Trier

Das Babylon nördlich der Alpen?

Teil I – Trebeta und die sagenhafte Gründung Triers

ANTE ROMAM TREVERIS STETIT ANNIS MILLE TRECENTIS

PERSTET ET AETERNA PACE FRUATUR

Eher als Rom stand Trier eintausendunddreihundert Jahre

Möge es weiter bestehen und sich ewigen Friedens erfreuen

Am Trierer Hauptmarkt, in der Fleischstraße 3, steht ein rotes Haus. Die vorstehende Inschrift befindet sich über der Fensterreihe des ersten Stocks. Trebeta wird hier namentlich nicht erwähnt, doch soll in dem roten Haus lange Jahre ein Gemälde Trebetas gehangen haben, das im zweiten Weltkrieg zerstört wurde. Die Gesta Treverorum gibt Trebetas Gründungssage folgendermaßen wieder:

Nini Semiramis, quae tanto coniuge felix,

Plurima possedit, sed plura prioribus addit,

Non contenta suis nec totis finibus orbis,

Expulit a patrio privignum Trebeta regno,

Profugus insignem nostram qui condidit urbem,

Treberis huic nomen dans ob factoris amorem,

Quae caput Europae cognoscitur anteritate.

Filius huius Ero, patris haec epigrammata pono.

Zusammengefasst erzählt dieses Gedicht – das vermutlich erstmals in der aus dem elften Jahrhundert stammenden Historia Treverorum erwähnt wurde – Trebeta sei von seiner Stiefmutter Semiramis wegen ihrer Herrschsucht aus dem Reich vertrieben worden. Er habe als Flüchtling die Stadt gegründet und ihr aus Liebe den Namen Trier (Treberis) gegeben. Die Stadt sei als Haupt Europas an ihrem ehrwürdigen Alter erkennbar. Trebetas Sohn Ero habe ihm diese Inschrift gesetzt.

Ein anderes Trebeta-Gemälde befindet sich heute im Stadtmuseum Simeonstift. Das Gemälde ist reichlich beschriftet und erzählt die Legende Trebetas etwas ausführlicher. In der Mitte des Bildes ist der Gründer der Stadt Trier abgebildet. Trebeta, Sohn des Ninus, mit Turban und Königsmantel. Auf seinem Schoß und auf jeder Hand trägt er ein Gebäude mit Türmen. Unterhalb Trebeta sitzt Ninus selbst, mit Königskrone, und den Worten Ninus Rex. Links davon steht ein Merkurbild, das zwischen zwei Magnetsteinen schwebt, rechts ein Jupiter, welcher eine Schale mit emporlodernder Flamme hält. Außerdem befindet sich hinter Trebetas Kopf und in jeder der beiden unteren Ecken ein Türme tragendes Gebäude, sodass im Ganzen sechs solcher Gebäude auf dem Bild vorhanden sind. Oben, über der Mitte des Gemäldes befindet sich ein Wappen mit einer Schleife daran. Auf Letzterer stehen folgende Worte:

Trebeta, vonn Erenn schon

Dregt Trier, die edell Kron

Teil II – Von Euphrat und Tigris an Rhein und Mosel

Der Legende nach stammte Trebeta aus Mesopotamien. Von dort stammt folgendes Sprichwort:

Nam-tar ud huš kalam-ma ri-a –

Das Schicksal ist ein wütender Sturm, der über das Land weht

Mesopotamien war die Heimat König Hammurabis. Unter ihm entstand die älteste heute noch erhaltene Gesetzessammlung. Eines dieser Gesetze kannte bereits den Eichstrich, und als Strafe für unlautere Wirte den Tod. Ordnung muss sein.

Einer der Nachfolger Hammurabis war König Ninus, sagenhafter Gründer der Stadt Niniveh und ein überaus erfolgreicher Feldherr. Das Alte Testament erwähnt Ninus unter dem Namen Nimrod als Urenkel Noahs im Buch Genesis.

Ninus hatte eine Chaldäerkönigin geheiratet, die ihm seinen erstgeborenen Sohn schenkte, Trebeta geheißen. Die erste Gemahlin starb und auch Ninus fand den Tod, als er mit seinem Heer eine Stadt belagerte. Er hinterließ seine neue Gattin Semiramis, den Erstgeborenen Trebeta und Nina, von Semiramis geboren. Nach König Ninus’ Tod wollte Semiramis ihren Stiefsohn Trebeta heiraten. Da dieser sich aber ihrer Absicht widersetzte, ließ sie ihn unnachgiebig verfolgen. Trebeta und sein Gefolge zogen gen Westen, wohl um sich dem Einflussbereich der rachsüchtigen Semiramis zu entziehen. Trebeta musste vermuten, dass man nur auf einem anderen Kontinent Frieden finden würde, da die Fänge der Königin Semiramis offenbar über tausend Kilometer bis vor die Tore Afrikas und Europas reichten.

Der Legende nach zog Trebeta mit seinem Gefolge nach Europa. Es gereichte ihnen sicherlich zum Vorteil, dass sie aus dem zur damaligen Zeit am weitesten entwickelten Teil der Erde stammten. Ihre Bewaffnung, Strategie und Kampfkunst waren vermutlich vielen Gegnern deutlich überlegen. Doch vor viertausend Jahren eine Karawane durch Europa zu führen und dabei ständig auf der Hut zu sein gegen Gefahren von Mensch und Tier, von Natur und Wetter, muss den Reisenden alles abgefordert haben.

Verschiedene weitere Sagen führen mindestens ein halbes Dutzend europäischer Großstädte auf Trebetas Gründung zurück: Basel in der Schweiz, Straßburg und Metz in Frankreich sowie Mainz, Worms und Speyer in Deutschland. Nach langer Wanderung erreichten sie schließlich das Moseltal. Vielleicht betört von der Lieblichkeit der Landschaft, sicherlich aber ermuntert von ihrer Fruchtbarkeit und strategisch günstigen Position, beschloss Trebeta, dort eine Stadt zu erbauen.

Viele Tausende Kilometer sollen Trebeta und sein Gefolge zurückgelegt haben. Kinder, die zu Beginn der Reise im fernen Babylon noch im Bauch ihrer Mütter weilten, waren in Trier Männer und Frauen geworden. Ihre Fertigkeiten waren denen der Einheimischen vermutlich weit überlegen.

Man bedenke zum Beispiel, dass die ehemalige babylonische Heimat nicht nur seit Jahrtausenden einflussreiche Zivilisationen und bedeutende Reiche wie das des Hammurabi oder Sargon von Akkad kannte, sondern auch bereits seit fast anderthalbtausend Jahren verschiedene Formen der Keilschrift benutzte. Eine der ältesten überlieferten literarischen Werke ist das Gilgamesch-Epos.

Teil III – Trebetas Vermächtnis

Nach Trebetas Tod beerbte sein Sohn Ero (in anderen Quellen auch Hero genannt) die Herrschaft über Trier. Nach Eros Tod regierten eingeborene Trierer ihre Stadt. Man hatte begonnen, die Stadt zu befestigen. Zunächst erbaute man an der Nordseite der Stadt aus großen Quadersteinen ein Stadttor mit mächtigen Türmen und nannte es Schwarzes Tor. Ein zweites Tor mit Türmen wurde gegen Osten errichtet. Dieses Tor nannte man Weißes Tor. Das dritte Tor wurde an der Südseite der Stadt errichtet und man nannte es das Mitteltor. Ein viertes Tor stand im Westen nahe dem Moselufer. Weil es an Schönheit alle anderen Tore übertraf, wurde es deshalb Berühmtes Tor genannt. Man errichtete ein geräumiges Kapitol und des Weiteren einen Tempel, in dem über einhundert Götter verehrt wurden. Zu Ehren des als höchstem Gott verehrten Merkur errichtete man einen gewaltigen Triumphbogen. Man erbaute über die Mosel eine Brücke aus mächtigen Steinen, errichtete Tempel und Türme, Paläste und Statuen, Thermen und Theater. Man leitete auch zwei Bäche in die Stadt, dass man fließendes Wasser bekam.

Geboren in Asien, schöpfend in Europa, fand Trebetas bewegtes Leben ein Ende auf dem Marsberg. Vor viertausend Jahren begrub Trebetas Sohn Ero dort den berühmten Vater. Geblieben sind vom Grabe Trebetas die Erinnerung und Reste der römischen Überbauung, die entweder ein riesiges Ringgrab oder ein Siegesdenkmal war. Eine weitere Überlieferung berichtet, dass Trebeta nach seinem Tode auf Veranlassung seines Sohnes göttlich verehrt worden sei. Vielleicht werden zukünftige Generationen mehr über ihn herausfinden. Solange bewahren wir Trebetas Legende, wie die nach ihm benannte Straße im Stadtteil Mariahof.

Sagen aus dem römischen Trier

Mit Schwert und Schild für den Kaiser, beim Jupiter!

Gaius Julius Cäsar und sein Trierer Saddam Hussein

Die Sage, wie das Trierer Land unter Römerherrschaft kam

Veni, vidi, divisi, imperavi, vici – ich kam, ich sah, ich teilte, ich herrschte, ich siegte

Verschmelzung zweier römischer Sprichwörter

Die Treverer waren ein mächtiger keltischer Volksstamm am linken Rheinufer. Ihre Hauptstadt war das heute noch nach ihnen benannte Trier. Eine Sage erzählt von ihrer Begegnung mit dem römischen Imperator Gaius Julius Cäsar.

Die Treverer bezeichneten sich selbst mit Stolz als Germanen. Als Cäsar Gallien eroberte, warf er seine begehrlichen Erobererblicke auf ihr Gebiet. Er hielt ihnen vor, dass sie die Versammlungen der Gallier nicht besuchten, dass sie Germanen vom rechten Rheinufer zum Einfall in Gallien verlocken würden. Es fehlte nur noch der Vorwurf, dass sie in Trier Massenvernichtungswaffen versteckt hielten.

Die Treverer litten seinerzeit unter hausgemachten Schwierigkeiten. So stritt Fürst Indutiomarus, Führer der Unabhängigkeits-Partei, mit seinem Schwiegersohn Fürst Cingetorix um die Herrschaft. Cingetorix stellte sich auf Seite der Römer und erlangte dadurch deren Unterstützung. Indutiomarus aber warb bei bereits von den Römern unterworfenen gallischen Stämmen um Unterstützung und wusste die Machthaber bis zur Empörung zu reizen. Der Aufstand wurde blutig niedergeschlagen. Indutiomarus’ Haupt wurde Cäsar als Geschenk gebracht. Cäsars Feldherr Labienus vertrieb die Reste der Aufständischen in alle Himmelsrichtungen. Cingetorix erhielt zwar das höchste Amt im Land der Treverer, blieb jedoch römischer Untergebener, und man hat danach nie wieder etwas von ihm gehört.

Die Rache des Mörders

Arimaspes und Eptes

Contra vim mortis non est medicamen in hortis –

Gegen den Tod ist kein Kraut gewachsen

Salerno

Auf dem Marsfeld – dort, wo heute die Sankt-Paulin-Kirche steht – soll das Grab des römischen Senators Arimaspes gewesen sein. Seine letzte Amtshandlung in Rom war die Verurteilung des gewalttätigen Räubers Eptes zum Tode. Danach zog der betagte Staatsdiener Arimaspes mit seiner Familie nach Augusta Treverorum, um im Rom des Nordens seinen verdienten Ruhestand zu genießen. Doch dem verurteilten Verbrecher gelang die Flucht. Von diesem Tag an zog Eptes im ganzen römischen Reich umher, von Rachsucht getrieben, besessen, denjenigen zu finden, der ihn zu dieser Strafe verdammt hatte. Er suchte landauf, landab, im gesamten römischen Stiefel, doch er konnte den Senator nirgends finden. Eptes zog weiter gen Norden, über die Alpen, nach Gallien, immer und immer weiter. Er befragte jeden des Weges Kommenden, und wer ihm keine Antwort gab, sah sich seinem Schwert gegenüber. Seine geisteskranke Beharrlichkeit wurde belohnt. Nach und nach braute sich über Arimaspes etwas zusammen. Eptes erreichte die Täler des Rheins und der Mosel, denn er hatte gehört, dass Arimaspes sich nach Trier zurückgezogen habe.

Eptes lauerte Arimaspes in dessen Heim auf, um endlich seine lang ersehnte Rache zu vollstrecken. Als Arimaspes nun des Abends nach Hause kam, fand er seine Haustür offenstehen. Zu Tode erschrocken eilte er hinein. Eptes empfing ihn mit gezogener Waffe. Er stach Arimaspes das Schwert ins Herz, so wie es der Mörder schon an dessen Frau und Kindern hatte ergehen lassen. Arimaspes erhielt ein prachtvolles Grabmal, doch die Rache des Mörders war gelungen.

Eine Wette um Leben und Tod

Die Sage vom Kaskeller

Qui tacet, consentire videtur – wer schweigt, scheint zuzustimmen

Römisches Sprichwort

Das Amphitheater Trier wurde im Volksmund auch Kaskeller genannt. Der Name soll als Bezeichnung mindestens seit 1321 existiert haben. Es scheint eine Verstümmelung der lateinischen Begriffe castellum (Kastell, Festung, Burg; auch: Versteck) oder castellanus (Burgbewohner) zu sein. In der Nähe des Amphitheaters vermutete man seinerzeit ein Reservoir für die alte römische Wasserleitung, und so leiten andere Quellen den Namen ab von Katholdus, einem Treverer-Prinzen. Von ihm erzählt die Sage Folgendes:

Katholdus sollte außer dem Amphitheater zudem eine Wasserleitung bauen, um Wasser aus der Ruwer nach Trier zu leiten. Er überlegte, wie er dieses komplizierte Werk angehen solle, und kam zum Schluss, dass es ein Unterfangen der Unmöglichkeit sei, die Ruwer eine derart lange Strecke durch Berge und Täler umzuleiten.

Plötzlich trat einer der Sklaven vor Katholdus und erklärte, es sei doch keine große Schwierigkeit. Der Herr solle das Rundtheater erstellen, und er selbst würde den Kanal bauen. Wäre der Kanal zuerst fertig, müsse Katholdus ihm die Freiheit schenken. Das machte den stolzen Herrn zornig, auf Leben und Tod wolle er in des Sklaven Gewalt sein, wenn er dieses Versprechen einlöse. Gelänge es ihm aber nicht, so zahle er selbst mit dem Leben. Der Sklave ging darauf ein und der Vertrag war geschlossen. Mit größtem Eifer wurde auf beiden Seiten mit der schweren Arbeit begonnen.