Sagen und Legenden aus dem Saarland - Mario Junkes - E-Book

Sagen und Legenden aus dem Saarland E-Book

Mario Junkes

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Beschreibung

Mysteriöse Wesen in Wäldern, Burgen, Bergwerken und Klöstern Wer kennt den Elfentanzplatz, das Graumännchesloch, die sich drehenden Steine, die Kutsche mit dem Kutscher ohne Kopf, das Reiterengelskreuz oder das Grab des Attila? Man möchte sich direkt dieses neue Buch greifen, um zu erfahren, was es damit auf sich hat. Mario Junkes hat tief gegraben – nicht in den Bergwerken, zu denen in diesem Buch auch viele Sagen und Legenden gesammelt sind –, im gesamten überlieferten Fundus des geschichts- und mythen trächtigen Saarlandes wurde er dabei fündig. Illustre Gestalten, Geister und Wesen begegnen uns in diesem Werk: das Schlossfräulein von Eppelborn, der wilde Jäger Maltitz, der wilde Schimmelreiter Maire Cetto, das Drickermännche, der Rohngeist, das Ackermännchen – und natürlich der geizige Bäcker aus Saarbrücken. Eine wahre Fundgrube für alle sageninteressierte Einwohnerinnen und Einwohner des schönen, geheimnisvollen Saarlandes, ein Augenöffner für alle Sagenfans auch aus anderen Regionen!

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Seitenzahl: 207

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SAGEN & LEGENDEN AUS DEM SAARLAND

MARIO JUNKES

EINLEITUNG

DAS SAARLAND – LEHRMEISTERIN FÜR LEBEN UND LIEBE

Liebe lesende Menschen,

wieder einmal darf ich Sie zu einer Reise einladen. Heute geht es in das Saarland, ein Bundesland reich an Geschichte – und mit einem außergewöhnlichen Gegensatz. Gemessen am Bundesdurchschnitt zählt das Saarland zu den flächenmäßig kleinsten Ländern und nur in Bremen wohnen weniger Menschen. Trotzdem ist das Saarland, sogar im europäischen Vergleich und das mit nur einer einzigen Großstadt, eine der dichtesten besiedelten Regionen, in der die meisten Menschen pro Quadratkilometer leben.

Kein Bundesland schafft den Spagat zwischen Deutschlands »leben, um zu arbeiten« und Frankreichs »arbeiten, um zu leben« so eindrucksvoll wie die Menschen zwischen Perl und Homburg, Nohfelden und Überherrn, Mettlach und Freisen, Nohfelden und Saarbrücken. Geprägt von den Erfahrungen ihrer turbulenten Geschichte, in der Anfang bis Mitte des letzten Jahrhunderts die Landesflaggen schneller wechselten als die Schwenkbraten auf dem Grill während der Kirmes, schafften Saarländerinnen und Saarländer es scheinbar mühelos, Gegensätze zu überbrücken – und das alles mit einer wundervoll bereichernden Lebensfreude. Der Autor durfte dies gleich zweifach erleben: Einerseits demonstrierten die Mitarbeiter eines internationalen Arbeitgebers in Saarbrücken jeden Tag aufs Neue, wie man hochqualifizierte Leistungsbereitschaft mit warmer und echter Freundlichkeit paaren kann. So entsteht ein Klima, in der Arbeit nicht länger eine Geistes- und Knochenmühle ist, sondern tatsächlich Leben bedeutet – und wie zum Beweis traf er im selben Betrieb die Liebe seines Lebens.

Aus dem Saarland entspringen derart viele Sagen und Legenden, der Autor konnte es bei seiner Recherche kaum fassen. Dieses Buch kann nur einen Bruchteil davon wiedergeben und Ihr Autor hofft, dass er allen sechs Landkreisen gerecht werden konnte. Allein über Saarbrücken ließen sich zwei dieser Bücher füllen, dazu eins über Klosterhannes, Maldit und Hyllborn, sowie eins über Merzig und Umgebung. Beeindruckend war außerdem die Verbundenheit der Menschen zu ihrer Region, ohne dass es jemals ausgrenzend wirkte. Im Saarland versteht man es, zu leben und leben zu lassen. Es ist eine wahre Inspiration.

Doktor Karl Lohmeyer hat sich vor fast einhundert Jahren an die Mammutaufgabe gewagt, die Sagen und Legenden des Saarlandes zu sammeln. Die Resultate seiner Arbeit sind beispiellos und für die Volkskunde des Südwestens von unschätzbarem Wert. Es gebührt ihm großer Dank. Seine Publikationen sind geprägt von einem sachlich-nüchternen Stil. Die überlieferten Legenden sind in der Regel keine ausgedehnten Erzählungen, keine Aneinanderreihung von blumigen Worten wie »schön« und »mächtig«. Zu viele Schreiber würzen damit ihren Brei nach; vielleicht, weil sie zuwenig Geschmack befürchten. Doktor Lohmeyer bietet – ganz, wie es auch Ihr Autor mag – kurze Beschreibungen, die er zur nächsten Generation weiterreicht. Er bleibt stets geradlinig und dadurch echt. Muss man Leserin und Leser ständig daran erinnern, dass der Teufel »böse« und dass ein Riese »groß« ist?

Eine Sage ist wie ein NSU Spider. Haben Sie bemerkt, wie man ohne die Beschreibung »alt« auskommt? Der Spider war vor fast sechzig Jahren das weltweit erste Serienfahrzeug mit Wankelmotor; Ihr Autor durfte vor langer Zeit in einem NSU TT nach Wallerfangen rollen. Eine Sage ist wie jeder alternde Mensch: ein Zeuge der Vergangenheit, etwas, das nicht wiederkehren wird – etwas, das man in Würde altern lassen darf. Der Wankelmotor ist längst überholt. Betrachten wir ihn, wie er war. Oder möchten Sie einen NSU mit Metallic-Lackierung sehen? LED-Scheinwerfern? Breiten Schlappen?

Sagen und Legenden sind Zeitzeugen, sind Abbild der Vergangenheit. Wir dürfen sie bewahren, im Wissen, dass sie wie alles der Zeit anheimfallen werden. Die Automarke NSU bestand seit 1892, ging 1969 in Audi NSU Auto Union AG auf und lebt heute als Audi AG weiter. Das dreibuchstabige Kürzel hat in jüngerer Zeit eine neue Bedeutung bekommen. Altes vergeht und Neues entsteht. Wir sind in der glücklichen Position, das Alte bewahren zu können, uns gleichzeitig bereit zu machen für das Neue und beiden einen Platz in der Menschheitsgeschichte einzuräumen, den sie verdienen.

Danke, dass Sie sind, wie Sie sind. Bleiben Sie gesund.

Dillingen, Merzig, Saarbrücken, Saarlouis und Trier, im April 2022

Ihr Mario Junkes

TEIL1

SAGEN UND LEGENDEN

1

»EI, WIE SCHÖN MEINE VÖGEL PFEIFEN.«

DER RIESE KREUZMANN UND DER GROSSE STIEFEL

Jeder Mensch im Saarland kennt den Großen Stiefel. Man nennt ihn auch den »Riesentisch« und die ungewöhnliche Felsformation ist alleine für sich genommen eine Reise wert. Am Stiefel hauste in alten Zeiten der Riese Kreuzmann. Er fing Menschen ein, wie Hühner und fraß dann seine Gefangenen auf. Der Unhold war so stark, dass er dicke Bäume wie Grashalme ausreißen und Felsbrocken heben konnte, so groß wie kleine Häuser.

Man kann es noch heute an dem Riesentisch sehen, den Kreuzmann sich hierher gesetzt haben soll. Der Riese pflegte den im Tal eingefangenen Menschenvorrat in einem hölzernen Käfig aufzusparen, bis er Hunger bekam. Die unglücklichen Leute sollen in ihrem Gewahrsam so fürchterlich geschrien haben, dass man es weithin hören konnte. Kreuzmann soll dann stets nur Hohn übrig gehabt haben:

»Ei, wie schön meine Vögel pfeifen.«

Lange Zeit hatten die Menschen unter Kreuzmann zu leiden. Doch eines Tages beschloss man, gemeinsam den Bösewicht zu töten. Nach seiner schrecklichen Mahlzeit schlief er gewöhnlich einige Tage fest. In dieser Zeit wollte man ihn in seiner Behausung ausräuchern. Eilig häuften die Menschen viel Stroh, Reisig und trockenes Holz um seinen Turm und zündeten es an. Kreuzmann wurde wach, doch er hielt den Rauch nur für ein bisschen Waldnebel. Der Qualm drang in seine Nase und er musste heftig niesen. Davon erzitterte die Erde wie bei einem Erdbeben und die Leute nahmen Reißaus. Als Kreuzmann jedoch aus seinem Turm heraustrat, bemerkte er, was die Leute angerichtet hatten und geriet in schreckliche Wut. Er hatte gerade seinen großen Wetzstein in der Hand, an dem er vor dem Schlachten seiner Opfer das Messer schärfte. Der Riese schleuderte den Stein den Fliehenden mit aller Wucht hinterher. Der Wetzstein sauste durch die Lüfte hoch über die Menschen hinweg und krachte mit der Spitze in die Erde hinein. Noch heute ist er in Rentrisch zu sehen, wo man ihn »Spellenstein« nennt.

Nun fürchterlich ergrimmt, eilte Kreuzmann den Berg hinab, um sich an den Menschen zu rächen. In seinem blinden Eifer stolperte er jedoch über einen Felsen und stürzte so heftig zu Boden, dass er benommen liegen blieb. Einige besonders mutige Männer ergriffen die einmalige Gelegenheit und droschen so lange auf das Scheusal ein, bis es sich nicht mehr muckste. Man warf den Leichnam in ein tiefes Loch, wälzte Stein um Stein darauf, bis sich ein kleiner Hügel erhob. Darunter liegt Kreuzmann noch heute begraben und den Hügel nennt man seitdem das Riesengrab.

2

BRENNPUNKT SAARLAND: TEMPLER, RIESEN, SCHÄTZE

SAGENHAFTES UM WEISKIRCHEN, BACHEM, RISSENTHAL, BERGEN UND MORSCHOLZ

In der Nähe von Weiskirchen treten an der Römerstraße Fundamente hervor, die man mit einem Tempelherrenschloss in Verbindung bringt, wie es auch in Sidlingen bei Merzkirchen der Fall ist. Im Saargebiet und den benachbarten Landschaften sollen zahlreiche derartige Templersitze bestanden haben, so zum Beispiel in Forbach oder an einem Bachlauf zwischen Geßlingen und Lellingen. Seit jeher ranken sich um die Templer viele Sagen, von geheimen Kulten über große Mächte bis hin zu noch heute verborgenen Stätten und Gebräuchen.

Gräberfunde an der Bachemer Kapelle sollen auf die Bestattungen von Riesen hindeuten. Auf dem Hahn, einem Berg bei Rissenthal, soll ebenfalls ein Riesenschloss

gestanden haben. An der betreffenden Stelle liege noch der von den Riesen vergrabene Goldschatz, der jetzt vom Teufel bewacht werde. Schatzgräber wollen ihn schon gesehen haben, doch konnten sie die Kostbarkeiten bis heute nicht heben.

Im Burgwald bei Rissenthal soll auf einem bewaldeten Bergrücken einmal ein stolzes Schloss gestanden haben, das unbekannten, aber besonders reichen Rittern gehörte. Diese sollen im Dreißigjährigen Krieg getötet worden sein und ihre Schätze lägen noch immer im Wald. So soll einst der Dorflehrer, wenn er am Pfarrhaus vorbeiging, scherzhaft zum Pfarrer gesagt haben, er gehe im Kreuzwald spazieren und schaue, ob er den Schatz fände.

Auf dem Hahn bei Rissenthal soll außerdem das goldene Kalb verborgen liegen. Gleiches behauptet man von Bergen, wo es in einer Hecke liegen soll. In Morscholz läge es in einem tiefen Brunnen. Gefunden hat man bis heute nichts – oder hat man lediglich nichts von dem Fund erfahren?

In Bergen hatten Menschen mit einer Wünschelrute nach dem Gold gesucht, das ein römischer Soldat dort vergraben hatte. Der Soldat soll seinen Hauptmann erschlagen und beraubt haben. Bis heute soll man das Gold jedoch nicht gefunden haben.

3

DIE BRENNEN, DIE RÖMER

DIE RÖMISCHE TÖPFEREI

Auf dem Güdesweilerer »Erdpfuhl«, der im Volksmund auch Mehlpfuhl genannt wurde, fanden Bauersleute beim Pflügen über die Jahre viele Tonscherben und Quadersteine eines ehemaligen Baus. Hier soll in römischer Zeit eine Töpferwerkstätte gestanden haben.

Auch in Tholey soll es Fundstücke geben, die man mit einer römischen Keramik- oder Ziegelindustrie in Zusammenhang bringen könnte.

4

DIE HÄMMERN, DIE RÖMER

DIE JUNGFERNSTIEGE

Im Pfuhlwald bei Wellesweiler befindet sich eine aus dem Felsen roh herausgearbeitete Treppe von ungefähr einem Dutzend Stufen. Diese führen zu einer ebenfalls in den Felsen hineingearbeiteten Plattform mit einer Bank. Hier soll sich früher eine Opferstätte befunden haben. In der Nähe befindet sich noch eine weitere Treppe.

Außerdem soll sich im Kasbruchtal mindestens ein römischer Steinbruch befunden haben. Des Weiteren wurden viele weitere steinerne Zeitzeugen der Antike gefunden, wie zum Beispiel das Epona-Relief und die Mars-Cnabetius-Statue.

5

OBELIX LIEFERTE INS SAARLAND?

DER GOLLENSTEIN VON BLIESKASTEL UND DORTIGE STADTGESPENSTER

Der Gollenstein wurde im Jahre 1939 aus »kriegswichtigen Gründen« beseitigt. Ein viele Millionen Jahre altes Gestein, von fachkundigen Händen vor rund viertausend Jahren geduldig zu einem Hinkelstein gehauen und von durchgeknallten Soziopathen mit einem Schlag planlos auseinandergerissen – eine Unfähigkeit, die ein Omen für das tausendjährige Reich werden sollte. Ein ganz bestimmter Gallier hätte es vielleicht so ausgedrückt:

«Die spinnen, die Nazis.«

Im Jahre 1951 wurde der Gollenstein auf Betreiben des damaligen Bürgermeisters Alfons Dawo wieder zusammengesetzt und aufgerichtet, doch erst im Jahre 2002 erfolgte eine Generalsanierung – zu der hoffentlich gebratenes Wildschwein serviert wurde.

Über Blieskastel thront auf freiem Feld ein uralter Steinriese: der Gollenstein. Das Wahrzeichen der Stadt Blieskastel ist mit seinen gut sechseinhalb Metern der größte Menhir Europas. Ebensoweit soll er der Volkssage nach auch in die Erde hineinragen. Vermutlich im neunzehnten Jahrhundert wurde nachträglich ein kleines Relief mit einem Kreuz eingehauen. Somit erhielt der einst keltischen Göttern gewidmete Stein eine Bedeutung für hier ansässige Christen. Ähnlich wie beim Rentrischer Spillstein, berichtet man, der Gollenstein sei einst der Wetzstein des Riesen Goliath gewesen.

Noch im 20. Jahrhundert habe das Volk über diesen wichtigen Kultort gesagt, man solle hinaufpilgern und »die Heiden das Beten lehren«.

Auf dem »Han« in Blieskastel sei es jedoch gar nicht geheuer. Dort sollen die Ortsgespenster der Stadt umgehen: der Schlapphut, die weiße Frau und der dreibeinige Hase.

6

DIE KOLLEGEN VON MIRACULIX

DER KALTENSTEIN

Auf dem Hoxberg bei Lebach befindet sich der Kaltenstein. Darunter sollen große Schätze liegen, welche vor über zweitausend Jahren keltischen Göttern geopfert wurden. Es heißt, dass in den umliegenden Siedlungen heimische Druiden sie zum Schutz dort vergruben, als das Christentum sich ausbreitete.

In der ersten Mainacht pflegten dort beheimatete Zwerge, ein Fest der Freude zu feiern. Während des Festes zeigte sich der Schatz und man konnte sein Funkeln im Sternenlicht bewundern. Der Schatz könne jedoch erst dann für immer ans Licht gelangen, wenn die Glocken der Dreifaltigkeitskirche an einem Karfreitag von selbst zu läuten beginnen. Dann würden sich die Steine dreimal um die eigene Achse drehen und der Schatz wäre der Menschheit preisgegeben.

Es heißt außerdem, die Zwerge kämen des Nachts aus dem Berginneren hervor. Schlag zwölf Uhr drehten sie den oberen Stein auf dem unteren einmal herum. Danach verschwänden sie wieder im Berg.

7

WENN DER BERGGEIST PFEIFT

VOM ALTEN BERGMANNSGLAUBEN

Im Saarland glaubten alte Bergleute, ihre heilige Patronin Barbara würde segnend durch die Stollen wandeln und die Arbeiter beschützen. Die Berggeister nannte man »Bouwen« – Buben.