Erhalten Sie Zugang zu diesem und mehr als 300000 Büchern ab EUR 5,99 monatlich.
In Oscar Wildes SALOME wird die biblische Geschichte von Salome, der Stieftochter des Tetrarchen Herodes, neu interpretiert. Wilde präsentiert eine kraftvolle und sinnliche Darstellung einer Frau, die von ihrer Begierde nach Johannes dem Täufer besessen ist. Der Autor verwebt geschickt die Themen von Macht, Sexualität und Obsession in einer eleganten und stilvollen Prosa, die den Leser fesselt. Dieses Werk gilt als eines der bedeutendsten Dramen des europäischen Symbolismus und markiert Wildes Unterscheidung in der Literatur des ausgehenden 19. Jahrhunderts. SALOME ist ein Meisterwerk, das künstlerische Schönheit mit tiefgründigen psychologischen Studien verbindet. Der Autor, Oscar Wilde, berühmt für seine scharfsinnige Sozialkritik und seinen brillanten Stil, wurde durch persönliche Erfahrungen und die Konventionen seiner Zeit inspiriert, eine Geschichte zu schaffen, die Tabus bricht und den Leser herausfordert. Der Leser wird durch Wildes SALOME auf eine fesselnde Reise der Sinnlichkeit und Verführung geführt, wobei die psychologischen Abgründe der Figuren schonungslos offenbart werden. Dieses bahnbrechende Werk wird alle Liebhaber von Literatur und Drama begeistern und darf in keiner Bibliothek fehlen.
Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:
Seitenzahl: 32
Veröffentlichungsjahr: 2017
Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:
Books
Herodes
Tenor
Herodias
Mezzosopran
Salome
Sopran
Jochanaan
Bariton
Narraboth
Tenor
Ein Page der Herodias
Alt
Fünf Juden
4 Tenöre, 1 Baß
Zwei Nazarener
Tenor, Baß
Zwei Soldaten, Ein Cappadocier
Bässe
Ein Sklave
Eine große Terrasse im Palast des Herodes, die an den Bankettsaal stößt. Einige Soldaten lehnen sich über die Brüstung. Rechts eine mächtige Treppe, links im Hintergrund eine alte Cisterne mit einer Einfassung aus grüner Bronze. Der Mond scheint sehr hell.
Narraboth. Wie schön ist die Prinzessin Salome heute nacht!
Page. Sieh die Mondscheibe, wie sie seltsam aussieht. Wie eine Frau, die aufsteigt aus dem Grab.
Narraboth. Sie ist sehr seltsam. Wie eine kleine Prinzessin, deren Füße weiße Tauben sind. Man könnte meinen, sie tanzt.
Page. Wie eine Frau, die tot ist. Sie gleitet langsam dahin. (Lärm im Bankettsaal.)
Erster Soldat. Was für ein Aufruhr! Was sind das für wilde Tiere, die da heulen?
Zweiter Soldat. Die Juden. (Trocken) Sie sind immer so. Sie streiten über ihre Religion.
Erster Soldat. Ich finde es lächerlich, über solche Dinge zu streiten.
Narraboth Wie schön ist die Prinzessin Salome heute abend!
Page (unruhig). Du siehst sie immer an. Du siehst sie zuviel an. Es ist gefährlich, Menschen auf diese Art anzusehn. Schreckliches kann geschehn.
Narraboth. Sie ist sehr schön heute abend.
Erster Soldat. Der Tetrarch sieht finster drein.
Zweiter Soldat. Ja, er sieht finster drein.
Erster Soldat. Auf wen blickt er?
Zweiter Soldat. Ich weiß nicht.
Narraboth. Wie blaß die Prinzessin ist. Niemals habe ich sie so blaß gesehn. Sie ist wie der Schatten einer weißen Rose in einem silbernen Spiegel.
Page (sehr unruhig). Du mußt sie nicht ansehn. Du siehst sie zuviel an. Schreckliches kann geschehn.
Die Stimme des Jochanaan (aus der Cisterne). Nach mir wird Einer kommen, der ist stärker als ich. Ich bin nicht wert, ihm zu lösen den Riemen an seinen Schuh'n. Wenn er kommt, werden die verödeten Stätten frohlocken. Wenn er kommt, werden die Augen der Blinden den Tag sehn. Wenn er kommt, die Ohren der Tauben geöffnet.
Zweiter Soldat. Heiß' ihn schweigen! Er sagt immer lächerliche Dinge.
Erster Soldat. Er ist ein heil'ger Mann. Er ist sehr sanft. Jeden Tag, den ich ihm zu essen gebe, dankt er mir.
Ein Cappadocier. Wer ist es?
Erster Soldat. Ein Prophet.
Ein Cappadocier. Wie ist sein Name?
Erster Soldat. Jochanaan.
Ein Cappadocier. Woher kommt er?
Erster Soldat. Aus der Wüste. Eine Schar von Jüngern war dort immer um ihn.
Ein Cappadocier. Wovon redet er?
Erster Soldat. Unmöglich ist's, zu verstehn, was er sagt.
Ein Cappadocier. Kann man ihn sehn?
Erster Soldat. Nein, der Tetrarch hat es verboten.
Narraboth (sehr erregt). Die Prinzessin erhebt sich! Sie verläßt die Tafel. Sie ist sehr erregt. Sie kommt hierher.
Page. Sieh sie nicht an!
Narraboth. Ja, sie kommt auf uns zu.
Page. Ich bitte dich, sieh sie nicht an!
Narraboth. Sie ist wie eine verirrte Taube.
(Salome tritt erregt ein.)
Salome. Ich will nicht bleiben. Ich kann nicht bleiben. Warum sieht mich der Tetrarch fortwährend so an mit seinen Maulwurfsaugen unter den zuckenden Lidern? Es ist seltsam, daß der Mann meiner Mutter mich so ansieht. Wie süß ist hier die Luft! Hier kann ich atmen ... Da drinnen sitzen Juden aus Jerusalem, die einander über ihre närrischen Gebräuche in Stücke reißen ... Schweigsame, list'ge Ägypter und brutale ungeschlachte Römer mit ihrer plumpen Sprache ... O, wie ich diese Römer hasse!
Page (zu Narraboth). Schreckliches wird geschehn. Warum siehst du sie so an?