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Tief im Wald verborgen lebt ein Vater mit seiner Tochter Samira – abgeschieden von der Welt, abgeschottet von den Menschen. Ihr Leben folgt uralten Regeln, denn sie tragen ein blutiges Erbe: Mithilfe eines Gürtels aus Menschenhaut können sie sich in Werwölfe verwandeln – Kreaturen der Nacht, wild, mächtig und tödlich.
Doch Geheimnisse halten nicht ewig.
Als die Bewohner des nahegelegenen Dorfes hinter ihr wahres Geheimnis kommen, beginnt eine gnadenlose Jagd. Ein berüchtigter Werwolfjäger wird auf sie angesetzt. Der Vater stirbt in einem verzweifelten Kampf – Samira überlebt. Auf der Flucht verschlägt es sie in eine Großstadt, doch der Jäger ist ihr dicht auf den Fersen.
Dort fällt sie einem mächtigen Geschäftsmann in die Hände, der in ihr seine letzte Chance sieht. Er ist todkrank – und überzeugt, dass Samiras Blut ihn retten kann. Doch mächtige Kräfte lassen sich nicht beherrschen. Und in Samira erwacht ein Zorn, der alles verschlingen könnte …
Samira, die Wölfin – ein düsterer Horror-Roman über die Bestie im Menschen, die Jagd nach Unsterblichkeit und eine junge Frau, die um ihr Leben kämpft.
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Veröffentlichungsjahr: 2025
Bernd Teuber
Samira, die Wölfin
Ein Horror-Roman
Neuausgabe
Copyright © by Authors/Bärenklau Exklusiv
Cover: © by Steve Mayer mit einem eigenen Motiv von edeebee (KI), 2025
Korrektorat: Bärenklau Exklusiv
Verlag: Bärenklau Exklusiv. Jörg Martin Munsonius (Verleger), Koalabärweg 2, 16727 Bärenklau. Kerstin Peschel (Verlegerin), Am Wald 67, 14656 Brieselang
Die Handlungen dieser Geschichte ist frei erfunden sowie die Namen der Protagonisten und Firmen. Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind rein zufällig und nicht gewollt.
Alle Rechte vorbehalten
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Inhaltsverzeichnis
Impressum
Das Buch
Samira, die Wölfin
1. Kapitel
2. Kapitel
3. Kapitel
4. Kapitel
5. Kapitel
6. Kapitel
7. Kapitel
8. Kapitel
9. Kapitel
10. Kapitel
11. Kapitel
12. Kapitel
13. Kapitel
14. Kapitel
15. Kapitel
16. Kapitel
17. Kapitel
18. Kapitel
19. Kapitel
20. Kapitel
21. Kapitel
22. Kapitel
23. Kapitel
24. Kapitel
25. Kapitel
26. Kapitel
27. Kapitel
28. Kapitel
29. Kapitel
30. Kapitel
31. Kapitel
32. Kapitel
33. Kapitel
34. Kapitel
35. Kapitel
36. Kapitel
Der Autor Bernd Teuber
Weitere Romane von Bernd Teuber sind bereits erhältlich oder befinden sich in Vorbereitung
Tief im Wald verborgen lebt ein Vater mit seiner Tochter Samira – abgeschieden von der Welt, abgeschottet von den Menschen. Ihr Leben folgt uralten Regeln, denn sie tragen ein blutiges Erbe: Mithilfe eines Gürtels aus Menschenhaut können sie sich in Werwölfe verwandeln – Kreaturen der Nacht, wild, mächtig und tödlich.
Doch Geheimnisse halten nicht ewig.
Als die Bewohner des nahegelegenen Dorfes hinter ihr wahres Geheimnis kommen, beginnt eine gnadenlose Jagd. Ein berüchtigter Werwolfjäger wird auf sie angesetzt. Der Vater stirbt in einem verzweifelten Kampf – Samira überlebt. Auf der Flucht verschlägt es sie in eine Großstadt, doch der Jäger ist ihr dicht auf den Fersen.
Dort fällt sie einem mächtigen Geschäftsmann in die Hände, der in ihr seine letzte Chance sieht. Er ist todkrank – und überzeugt, dass Samiras Blut ihn retten kann. Doch mächtige Kräfte lassen sich nicht beherrschen. Und in Samira erwacht ein Zorn, der alles verschlingen könnte …
Samira, die Wölfin – ein düsterer Horror-Roman über die Bestie im Menschen, die Jagd nach Unsterblichkeit und eine junge Frau, die um ihr Leben kämpft.
***
Ein Horror-Roman
Das weiße Hemd des Mannes war blutdurchtränkt. Er atmete stoßweise. Schweiß klebte an seinem Körper und er spürte, wie seine Beine immer schwerer wurden. Die Äste der Bäume rissen an der Kleidung und zerkratzten sein Gesicht. Der Mann konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen. Trotzdem verdoppelte er seine Anstrengungen und taumelte keuchend weiter.
Hinter ihm, in der wolkenverhangenen Dämmerung tauchten flackernde Lichter auf. Der Flüchtende brauchte sich nicht nach seinen Verfolgern umzudrehen, denn das laute Triumphgeschrei verriet ihm auch so, dass sie ihn bald eingeholt hatten.
Seit mehr als einer halben Stunde waren die Männer nun schon hinter ihm her, jagten ihn wie ein wildes Tier. Einige Male hatte er versucht, sie abzuschütteln, doch es war vergebens. Seine Verfolger blieben ihm hartnäckig auf den Fersen. Er wusste, dass sie nicht aufgeben würden, bis sie ihr Ziel erreicht hatten.
Die Bäume um ihn herum schienen sich zu verdichten. Ihre knorrigen Äste wirkten wie die Finger einer riesigen, bedrohlich wirkenden Kreatur, die ihn festhalten wollte. Der Mann konnte die Stimmen seiner Verfolger hören, die durch das Unterholz drängten. Sie waren nah, viel näher, als er es sich gewünscht hätte. Das Echo ihrer Stimmen hallte durch die Nacht.
Mit einem verzweifelten Blick über die Schulter rannte der Mann weiter. Seine Füße fanden kaum Halt auf dem unebenen Boden. Er stolperte über Wurzeln und Steine, während er versuchte, nicht die Orientierung zu verlieren. Der Schmerz in seiner Brust war ein ständiger Begleiter, der ihn daran erinnerte, wie verletzlich er war.
Der Mann spürte, wie sein Herz schneller schlug. Die Verfolger waren ganz dicht hinter ihm. Er wusste, dass es nur noch eine Frage von wenigen Minuten war, bis sie ihn gestellt hatten. Er drückte seine Hand gegen die Wunde, um den Blutfluss zu stoppen, und versuchte, sich zu beruhigen. Schließlich wagte er es, einen weiteren Blick über die Schulter zu werfen.
Er konnte die Silhouetten der Männer sehen, die sich durch den Wald bewegten. Er wusste, dass er von ihnen keine Gnade erwarten konnte. Er musste einen Weg finden, sie abzuhängen. Er bewegte sich vorsichtig. Seine Sinne waren geschärft, während er durch das Dickicht stolperte.
Er hörte Geräusche hinter sich – das Knacken von Ästen. Er drehte sich um und sah, dass die Verfolger immer weiter aufholten. Er rannte, so schnell er konnte, und spürte, wie der Adrenalinrausch ihn antrieb.
Schließlich erreichte er die Lichtung, wo die kleine, einfache Holzhütte stand, umgeben von hohen, alten Bäumen. Ihr Dach war mit Schichten aus Moos und kleinen Pflanzen bedeckt. Die Wände bestanden aus grob behauenem Holz, das in verschiedenen Brauntönen schimmerte, von tiefem Mahagoni bis zu hellem Kastanienbraun. Die Rinde war an einigen Stellen abgeblättert, was die Hütte noch rustikaler erscheinen ließ.
Ein kleiner, schmaler Pfad führte zum Eingang. Die Tür bestand aus massiver Eiche. Die Fenster waren mit einfachen Holzläden versehen, die offen standen. Licht fiel durch die kleinen Scheiben nach draußen. Der Mann hatte die Hütte hier draußen in der Abgeschiedenheit gebaut, weit weg von den neugierigen Blicken der Dorfbewohner, weil er davon überzeugt war, die Abgeschiedenheit würde ihm und seiner Tochter Sicherheit bieten. Doch das war ein Irrtum.
Die Dorfbewohner hatten die Wahrheit erfahren, viel schneller, als erwartet. Er fühlte sich schuldig, weil er seine Tochter in diese Situation gebracht hatte. Es war seine Entscheidung gewesen, die Hütte zu bauen. Er hatte alles getan, um sie zu einem sicheren Ort zu machen. Doch er war gescheitert.
Mit letzter Kraft öffnete der Mann die Tür.
Erschrocken wirbelte Samira herum. Ihre Augen waren weit aufgerissen. Sie starrte zu der Gestalt hinüber, die dort im Türrahmen stand. Seine Gesichtszüge waren verzerrt. Er taumelte einige Schritte vorwärts und stürzte dann zu Boden.
Samira schrie laut auf. »Vater!«
Rasch lief sie zu dem Verletzten, kniete nieder und ergriff seine Hände. Sie waren kalt und feucht, ohne Kraft.
»Vater!«, flüsterte die junge Frau erregt. »Was ist geschehen?«
Ein Zucken lief über sein verschwitztes Gesicht. »Sa … Samira …«, hauchte er mit schwacher, stockender Stimme.
Ihre Augen füllten sich mit Tränen. »Ja, Vater. Ich bin es.«
Ein kaum merkliches Lächeln huschte um die bleichen Lippen des Mannes. »Nicht … weinen, Samira. Bring dich … in Sicherheit. Du … musst fliehen! Meine Mörder werden gleich hier sein. Beeil dich!«
Samira schluchzte. Sie hatte ein würgendes Gefühl im Hals. Tränen liefen über ihre Wangen. »Ich bleibe bei dir, Vater.«
»Nein! Lass mich!«
Der Mann zog die kalten Hände zurück. Ein Zittern lief durch seinen Körper. Er atmete heftig. Seine Stimme war kaum mehr zu verstehen. Der Hauch des Todes berührte ihn.
»Meine Zeit ist gekommen, Samira. Aber du musst … weiterleben. Geh! Lauf!«
Er schien kaum noch etwas wahrzunehmen. Das Gesicht war ausdruckslos, grau und fleckig. Er kniff die Augen zusammen und riss sie sofort wieder auf. Sein stumpfer Blick verlor sich im Nichts.
»Ich sehe deine Mutter, Samira … Sie steht da. Siehst du sie nicht? Sie lächelt. Sie trägt … ihr rotes Kleid mit den …«
Niemand stand dort. Aber der Mann glaubte es. Er sah seine Frau, die bei Samiras Geburt gestorben war. Nichts schien ihn mehr dieser Traumwelt entreißen zu können, die ihm die Schmerzen nahm und ein wenig Glück gab in den letzten Sekunden seines Lebens. Noch einmal bewegte er die Lippen. Samira musste sich ganz zu ihm hinunterbeugen, um die geflüsterten Worte verstehen zu können.
»Hüte dich … vor dem Mann mit den Silberkugeln …«
Mit einer letzten verzweifelten Kraftanstrengung versuchte er, noch etwas zu sagen. Doch es war zu spät. Blut quoll aus seinem Mund. Er bäumte sich auf und verkrallte die Finger in seiner Brust, dort, wo die Kugel ihn getroffen hatte. Dann lag er still.
Samira biss sich auf die Unterlippe. Sie wollte fluchen, brüllen, um sich schlagen, aber die junge Frau wusste, dass es sinnlos war. Mit fiebrigen Augen sah sie, wie sich das verzerrte Gesicht ihres Vaters entspannte. Samiras Hand strich durch sein wirres, metallisch schimmerndes Haar. Sie küsste ihn auf die Stirn und flüsterte weiche Worte. Nun musste sie für immer Abschied nehmen, für alle Zeiten, endgültig und unwiderruflich. Das war wohl der schwerste Moment in ihrem bisherigen Leben.
Von draußen ertönte plötzlich lautes Stimmengewirr. Samira kam schwankend auf die Füße, ging zur Tür und schaute hinaus in die Dämmerung. Mehrere Gestalten mit brennenden Fackeln näherten sich. Die junge Frau schlug die Tür zu und verschwand im hinteren Teil der Hütte. Dort stand ein großer schwerer Schrank. Sie öffnete beide Türen und hob die Bodenklappe an. Darunter befand sich eine Treppe.
Samira kletterte durch die Öffnung, schloss die Klappe hinter sich und verriegelte sie. Die junge Frau hatte in der dunklen Enge kaum Platz. Vorsichtig tastete sie sich die Stufen hinunter. Das Ende der Treppe mündete in einem schmalen Gang. Ihr Vater hatte den Fluchtweg vor einigen Monaten angelegt, als es zum ersten Mal Ärger mit den Bewohnern des nahe gelegenen Dorfes gab. Ihnen war der Mann, der zusammen mit seiner Tochter in der einsamen Holzhütte lebte, schon immer irgendwie unheimlich gewesen. Aber als sie durch Zufall hinter das Geheimnis der beiden kamen, reagierten die Leute mit offener Anfeindung.
Weder Samira noch ihr Vater hatten je etwas Böses getan, oder jemandem ein Leid zugefügt. Doch sie waren anders als die anderen. Sie passten sich nicht an. Sie gingen nicht mit den Dorfbewohnern in die Kirche oder zu ihren Festen. Sie waren Außenseiter … und allein dafür wurden sie gehasst.
Die Luft roch nach Erde und altem Holz. Samira wusste, dass sie sich beeilen musste. Die Zeit drängte. Der Gang verlief tief unter dem Boden. Samira wusste, dass die Verfolger keine Ruhe geben würden. Sie hatten einen Plan und sie war die Beute. Der Gang führte immer weiter, immer tiefer. Ihre Schritte waren fast lautlos auf der trockenen Erde. Das Gefühl, verfolgt zu werden, ließ ihre Haut prickeln. Doch sie kämpfte gegen die Panik an.
Schließlich erreichte Samira das Ende des Ganges. Einige Stufen führten aufwärts. Sie kletterte nach oben und öffnete eine Klappe. Draußen war es inzwischen dunkel geworden. Auf allen Vieren kroch Samira ins Freie und verharrte in dieser Haltung. Die Hütte lag hinter ihr. Sie konnte beobachten, wie die Dorfbewohner darauf zu stürmten. Flammende Fackeln loderten wie feurige Augen in der Dunkelheit.
Die Männer hatten die Hütte fast erreicht. Angst trieb sie hierher … und Hass. Kein Stocken war in ihrem Schritt, kein Bedauern über das, was sie getan hatten, und noch tun würden. Ihr Anführer war ein großer, dürrer Kerl in einem schäbigen braunen Mantel. Das faltige Gesicht wurde von einem entsetzlich verfilzten Vollbart verunziert. Auf dem Kopf trug er einen weit ausladenden Schlapphut. Seine rechte Hand umklammerte ein altes Gewehr. Er hatte die Jagd organisiert, denn er hasste all jene, die sich verwandeln konnten.
Vor der Hütte blieben die Männer stehen. Ihre Gesichter zeigten keine Regung. Verschlossene Mienen, zusammengepresste Lippen, finstere Blicke. Der Anführer wartete. Als er erkannte, dass die Leute die Hütte umstellt hatten, nickte er zufrieden. Jetzt konnte nichts mehr passieren. Die Beute saß in der Falle.
»Bestien!«, schrie er, und seine Stimme hallte dabei über die Lichtung. »Kommt raus, damit wir euch töten können!«
Es blieb still.
Tief atmete der Mann mit dem Schlapphut ein. Sein Brustkorb hob und senkte sich. In seinen Augen brannte ein wildes Feuer. Hass gab ihm die nötige Stärke.
»Ihr wollt nicht?«, rief er. »Na gut, dann werden wir euch holen.«
Er näherte sich dem Eingang. Schwer waren seine Schritte. Weiß traten die Handknöchel hervor, so fest hielt er das Gewehr umklammert. Mit einer schnellen Bewegung trat er die Tür ein und schaute sich um. Das Innere der Hütte wirkte gemütlich und einladend. Ein großer, offener Kamin dominierte den Raum, aus dem der Geruch von brennendem Holz und ein sanftes Knistern aufstiegen. Der Boden war mit groben Holzdielen ausgelegt, die im Laufe der Jahre eine patinierte Oberfläche entwickelt hatten.
In einer Ecke stand ein rustikaler Tisch aus massivem Holz, umgeben von einfachen Stühlen, die handgefertigt und unregelmäßig in ihrer Form waren. Auf dem Tisch standen zwei Teller und eine Schüssel aus Porzellan. Die Wände waren mit verschiedenen Erinnerungsstücken geschmückt – alte Werkzeuge, die einst nützlich gewesen waren, und Bilder von glücklichen Momenten, die in der Natur festgehalten wurden. Ein paar getrocknete Kräuter hingen von der Decke. Der Duft von Lavendel und Rosmarin erfüllte den Raum. Auf der gegenüberliegenden Seite gab es eine Tür, die in ein weiteres Zimmer führte. Sie war geschlossen.
Und dann entdeckte der Mann mit dem Schlapphut den Toten, der in gekrümmter Haltung am Boden lag. Die Augen standen weit offen und starrten blicklos zur Decke. Noch immer sickerte Blut aus der Schusswunde und bildete eine dunkelrote Lache unter dem Mann.
»Das andere Monster scheint entkommen zu sein«, sagte einer der Dorfbewohner. »Abramov, Sie haben versprochen, uns dieses Pack vom Hals zu schaffen. Und Sie wurden gut dafür bezahlt.«
Der Mann mit dem Schlapphut drehte sich ruckartig um und blickte sein Gegenüber durchdringend an.
»Ich weiß, was ich gesagt habe«, entgegnete er mit scharfer Stimme. »Und ich stehe zu meinem Wort. Seien Sie versichert, dass die Jagd noch nicht zu Ende ist.«
Breitbeinig stellte er sich vor der Hütte auf.
»He, du da drin«, rief er. »In diesem Gewehr sind Kugeln, die mit einer Silberschicht überzogen wurden. Und um ganz sicher zu gehen, haben wir sie weihen lassen.«
Es war keine Spur von Spott in seiner Stimme.
»Komm raus, dann hast du es ganz schnell hinter dir. Ansonsten wirst du einen grausamen Tod sterben. Genau wie dein Vater.«
Die Männer warteten, doch nichts geschah. Niemand kam aus der Hütte.
»Na, schön, du hast es nicht anders gewollt.«
Abramov nahm dem Mann, der neben ihm stand, die Fackel aus der Hand und warf sie in die Hütte. Ein heller Schein glomm im Inneren, zunächst kaum wahrnehmbar. Dann tanzten erste Flammen in der Türöffnung. Im nächsten Moment schoss ein feuriger Zungenstoß durch das Fenster. Das trockene Holz brannte. Unruhiger Flammenschein zuckte über die Gesichter der Anwesenden und verzerrte sie.
Langsam wichen die Männer zurück. Die Hitze schlug nach ihnen. Das Feuer schoss hoch empor und breitete sich rasch aus. Binnen weniger Minuten stand die ganze Hütte in Flammen. Dunkler Rauch stieg in den Abendhimmel. Funken wirbelten durch die Luft. Ein Knacken erfüllte den Wald, gefolgt vom Knistern sich ausbreitender Flammen. Die Hütte leuchtete wie ein Mahnmal in der Dunkelheit, orange und rot loderte das Feuer empor. Die Bäume ringsum warfen flackernde Schatten, als würden sie zusehen, Zeugen einer zerstörerischen Katastrophe.
Die Hitze wurde intensiv. Das Harz in den Balken begann zu sieden, platzte unter Druck und spritzte wie brennender Regen durch die Luft. Das Dach, ohnehin schwach, gab als Erstes nach. Mit einem donnernden Krachen stürzte es in sich zusammen. Funken und Asche wirbelten empor. Glühende Balkenteile schlugen auf den Boden, als würden sie den Wald selbst angreifen wollen.
Tiere, aufgeschreckt vom Lärm und Licht, flohen in alle Richtungen. Ein Uhu stieß einen klagenden Ruf aus, bevor er im Dickicht verschwand. Die Flammen fraßen sich weiter durch das Gebälk, als wollten sie jeden Winkel der Hütte auslöschen, jede Erinnerung tilgen.
Die Frau mit den fast hüftlangen schwarzen Haaren hatte alles mitangesehen. Sie krallte die Finger in den Waldboden und begann leise zu schluchzen. Ihre Gedanken und ihr Herz waren voller Wut. Der Geruch von verbranntem Menschenfleisch wehte zu ihr herüber. Samira starrte auf den großen glühenden Haufen, der einmal ihr Zuhause gewesen war. Sie erinnerte sich, wie ihr Vater sie mit eigenen Händen gebaut hatte. Und sie erinnerte sich an die Abende, an denen sie am Kamin einander Geschichten erzählt und Lieder gesungen hatten. Doch all das schien jetzt so weit entfernt, als ob es nie existiert hätte. Feuerzungen wirbelten zum Himmel empor.
Samira biss die Zähne zusammen und kämpfte gegen die Tränen an. Doch es gelang ihr nicht. Die Trauer war stärker … fast so stark wie der Hass. Nur zu gern wäre sie zu den Männern hinübergerannt und hätte sie zerfleischt … einen nach dem anderen. Aber etwas hielt sie zurück. Instinktiv spürte Samira eine Gefahr. Sie ging von dem Mann aus, der das Jagdgewehr bei sich trug. Die junge Frau erinnerte sich an die letzten Worte ihres Vaters.
»Hüte dich … vor dem Mann mit den Silberkugeln.«
Nach wenigen Minuten war von dem Bauwerk kaum noch etwas übrig. Die einstige Form der Hütte konnte man nicht mehr erkennen. Ein rauchender, glühender Trümmerhaufen lag dort auf der Lichtung, umgeben von einem schwelenden Kreis verbrannter Erde. Die letzten Flammen züngelten schwach an verkohlten Holzteilen, ehe sie langsam verlöschten.
Ein Balken, schwarz und spröde, hielt sich noch wacker in einer schiefen Position, doch ein Windstoß genügte, und er fiel krachend zur Seite. Ein kleines Beben lief durch den Boden, als wollte der Wald selbst das Ende bestätigen.
Schließlich legte sich eine unheimliche Stille über die Lichtung. Nur das gelegentliche Knacken von nachglühender Holzkohle ertönte. Die Hütte war verschwunden, als hätte sie nie existiert – aufgelöst in Licht, Hitze und Asche. Doch in der Luft hing immer noch der beißende Geruch von Rauch und verbranntem Menschenfleisch – ein letztes Echo des lodernden Feuers, das kam, zerstörte und ging.
Samira wischte sich die Tränen vom Gesicht. Dann richtete sie sich langsam auf und verließ ihr Versteck. Sie stolperte durch den Wald, brach in das Unterholz. Die Angst trieb sie voran, denn sie wollte den Häschern nicht in die Hände fallen. Samira lief weiter. Immer wieder stolperte sie über Wurzeln, die aus dem Boden hervorragten. Mit jedem Schritt wurden die Bewegungen flüssiger. Nach einiger Zeit erreichte sie einen kleinen Feldweg und verschmolz mit den Schatten der Bäume. Wohin dieser Pfad führte, wusste sie nicht. Sie hoffte allerdings, dass er sie in Sicherheit bringen würde. Während sie lief, dachte sie an ihren Vater.
Ich werde ihn nie wiedersehen.
Nicht seinen rauen Bart, der immer nach Wald roch. Nicht sein Lachen, das wie das Knacken von Feuerholz war. Nicht seine Hände, mit denen er mir früher meine Zöpfe geflochten hat. Diese Hände, die stark genug waren, einen Baum zu fällen – oder ein Tier zu zerreißen.
Sie haben ihn erschossen.
Nicht, weil er böse war. Nicht, weil er jemandem wehgetan hätte. Sondern weil sie Angst hatten. Angst vor dem, was sie nicht verstehen konnten. Als sie herausgefunden hatten, dass er sich verwandeln konnte – war alles vorbei. Keine Fragen. Kein Zögern. Nur Gewehre, Fackeln, flüsternde Wut.
Ich war nicht da. Ich hätte ihn vielleicht retten können … oder mit ihm sterben. Ich weiß es nicht. Vielleicht ist es feige, dass ich fliehe, aber ich weiß, was sie nicht wissen. Ich habe ihn nach seiner Verwandlung gesehen. Seine Augen – gelb, aber noch immer meines Vaters Augen. Er hat mich nie verletzt. Nicht einmal gezuckt. Nur gezittert. Als hätte er mehr Angst vor sich selbst als ich vor ihm.
Und jetzt … ist er fort. Nicht weil das Monster in ihm es getötet hat. Sondern weil Menschen es getan haben. Ich frage mich, wer hier wirklich das Monster war.
Victor Abramov wandte sich von der johlenden Menge ab und suchte im Schein der Fackel den Waldboden nach irgendwelchen Spuren ab. Seine Bemühungen wurden belohnt. Schon nach kurzer Zeit entdeckte er eine Fährte. Schmale Schuhe hatten ihre Abdrücke im Gras hinterlassen. Sie stammten von einer Person, und Abramov wusste sehr genau, wer sie verursacht hatte.
Er richtete den Schein der Fackel auf die Spur und schritt bedächtig aus. Zielstrebig steuerte er auf einen Hügel zu, auf dessen Kuppe einige Büsche wuchsen. Dort entdeckte er weitere Fußabdrücke. Abramov kniete sich auf den Boden und fuhr mit den Fingerspitzen über die Fährte. Sie war noch sehr frisch. Das Gras hatte sich noch nicht wieder aufgerichtet. Schließlich erhob er sich und ging weiter.
Manchmal waren die Spuren so gut zu erkennen, dass ihnen ein Blinder hätte folgen können, dann wiederum musste Abramov aufmerksam suchen, um festzustellen, in welcher Richtung es weiterging. Doch er war ein guter Fährtenleser. Zumeist kam er zügig voran, dann gab es wieder Minuten, des nervenzerreißenden Suchens.
Nach etwa einer Stunde brach Abramov resigniert ab. Die Fährte hatte sich verloren. Doch so leicht gab er nicht auf. Abramov war ein Jäger. Erst wenn er seine Beute erlegt hatte, konnte er sich ausruhen. Er war nicht sehr gläubig, aber in diesen Minuten faltete er die Hände und begann zu beten. Er hoffte, dass der Herrgott ihm helfen würde. Das Böse durfte nicht siegen. In all den Jahren hatte es schon genug Opfer gefordert. Einmal musste damit Schluss sein.