Sandstrandliebe - Karin Wimmer - E-Book
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Karin Wimmer

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Beschreibung

Nach dem Happy End kommt das Leben – Das große Finale der erfolgreichen Sterenholm-Reihe In der kleinen Stadt Sterenholm an der Ostsee haben sieben Paare in den vergangenen Jahren ihr Glück gefunden und sind zu einem engen Freundeskreis verwachsen. Doch Leben ist das, was nach dem Happy End passiert. Und so führen Geheimnisse, Hochzeiten, Überforderung, Schwangerschaften und Trennungen zu einigen Komplikationen. Es stellt sich die Frage, ob alles tatsächlich so ist, wie es anfangs scheint. Und ob am Ende alle in Sterenholm bleiben … Ein Muss für alle Sterenholm-Fans, die wissen wollen, wie es mit der Clique rund um das Watermelon weitergeht. Sie wollen mehr wunderbare Strandkorblektüre? Entdecken Sie die komplette Sterenholm-Reihe: - Band 1: Strandkorbflüstern - Band 2: Strandkorbsehnsucht - Band 3: Hausbootküsse - Band 4: Meersalzträume - Band 5: Dünenherzen - Band 6: Leuchtturmhoffnung

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Veröffentlichungsjahr: 2024

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Sandstrandliebe

Karin Wimmer lebt mit ihrem Mann und ihrem Sohn in Niederösterreich. Seit sie denken kann, sind Bücher ihre treuen Begleiter und Freunde und schon im Teenageralter entdeckte sie auch das Schreiben für sich. Ihre Ideen kommen meist spontan aus alltäglichen Situationen und lassen sie dann nicht mehr los, bis sie sich an den Laptop setzt. Die Liebe spielt in ihren Romanen immer die Hauptrolle. Ihre eigene Leidenschaft gehört ihrer Familie, dem geschriebenen Wort und Schokolade – in etwa in dieser Reihenfolge.

Nach dem Happy End kommt das Leben – Das große Finale der erfolgreichen Sterenholm-Reihe

In der kleinen Stadt Sterenholm an der Ostsee haben sieben Paare in den vergangenen Jahren ihr Glück gefunden und sind zu einem engen Freundeskreis verwachsen. Doch Leben ist das, was nach dem Happy End passiert. Und so führen Geheimnisse, Hochzeiten, Überforderung, Schwangerschaften und Trennungen zu einigen Komplikationen. Es stellt sich die Frage, ob alles tatsächlich so ist, wie es anfangs scheint. Und ob am Ende alle in Sterenholm bleiben …

Karin Wimmer

Sandstrandliebe

Ein Ostsee-Roman

Ullstein

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Originalausgabe bei UllsteinUllstein ist ein Verlag der Ullstein Buchverlage GmbH,Berlin Juni 2024 (1)© Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin 2024Wir behalten uns die Nutzung unserer Inhalte für Text und Data Mining im Sinne von § 44b UrhG ausdrücklich vor.Umschlaggestaltung: zero-media.net, München Titelabbildung: © FinePic®E-Book powered by pepyrusISBN 978-3-8437-3104-1

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Inhalt

Das Buch

Titelseite

Impressum

Playlist

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Epilog

Danksagung

Leseprobe: Das Glück liegt am Strand

Social Media

Vorablesen.de

Cover

Titelseite

Inhalt

Playlist

Widmung

»Nach dem Happy End kommt das Leben.«

Playlist

You're the one that I want – John Travolta & Olivia Newton JohnI do, I do, I do, I do, I do – ABBACan't take my eyes off you – Frankie ValliYes – Merry ClaytonLet's stay together – Al GreenWhat a wonderful world – Louis ArmstrongThe Look – RoxetteAmerican Girl – Tom Petty & the HeartbreakersTrue Colors – Phil CollinsIch gehör repariert – Josh.L-O-V-E – Nat King ColeSweet Child o'mine – Guns N' RosesEigentlich – Keiner mag FaustmannCount on me – Bruno MarsMy girl – The TemptationsHungry Eyes – Eric CarmenThe Time of my Life – Bill Medley & Jennifer WarnesLean on me – Bill WithersKiss the girl – Brent MorganBridge over troubled water – Simon & GarfunkelCan you feel the love tonight – Elton JohnMy hometown – Bruce SpringsteenDancing in the dark – Bruce SpringsteenAll I want is You – U2You are the first, the last, my everything – Barry WhiteWonderful World – Sam CookeI'll be there for you – The Rembrandts

Kapitel 1

Kennt ihr das? Es ist ein Abend, wie es schon hunderte zuvor gab. Niemand weiß mehr genau, wer aus dem Freundeskreis in den Gruppenchat geschrieben hat, ob man sich mal wieder treffen wolle. Es soll einfach nur ein gemütlicher Abend werden, doch dann kommt alles anders als erwartet und urplötzlich wird es ein Abend, an den man sich sein ganzes Leben erinnern wird.

Als ich mich im pink glitzernden Watermelon, unserer Lieblingsbar, an den großen Tisch setze, der für meinen doch inzwischen recht großen Freundeskreis reserviert ist, freue ich mich einfach auf ein paar leckere Cocktails, gutes Essen und eine wunderbare Zeit mit den Menschen, die mir am meisten am Herzen liegen. Die Stimmung ist gut, die bereitgestellten Fischbrötchen und Fischburger werden verputzt, und das typische Cocktailshakergeräusch ertönt. Ich bin tiefenentspannt, als ich nach meinem Glas greife. Wir stoßen an und wie es der Brauch bei uns will, bringt jeder einen Toast aus.

»Ich trinke darauf, dass mein voller Terminkalender heute einen freien Abend mit meinen Freunden zugelassen hat«, sage ich und hebe meinen Cocktail mit dem klingenden Namen Big girls don’t cry. Dann wende ich meine Aufmerksamkeit meinem Sitznachbarn zu, der gleichzeitig auch der Mann an meiner Seite ist. Die Jukebox wechselt den Song und ich lächle, denn zufällig ist es genau jener, der mich auf ewig mit meinem Freund verbinden wird. Liebevoll sieht er mich von der Seite an und ich ziehe ihn für einen zärtlichen Kuss näher zu mir. Und dann – ja dann ist der Moment gekommen, der den Abend verändert. Von einem ganz normalen, zu einem, den man nie wieder vergessen wird. Denn der Mann, den ich liebe, zieht ein kleines Samtkästchen aus der Hosentasche und sinkt auf die Knie. Sofort ist mir klar, was nun kommen wird, und trotzdem halte ich den Atem an, wage nicht, mich zu bewegen. Mein Puls rast, als hätte ich gerade einen sechzig Meter Lauf absolviert. Sein Blick findet den meinen und ehe er seine Frage stellen kann, weiß ich, dass ich in diesen Augen für den Rest meines Lebens versinken möchte. Dass er mein Anker ist, mein Leuchtturm, mein Zuhause. Und auch wenn seine Hände zittern, als er die Schatulle öffnet, so verrät mir sein Lächeln, dass er meine Antwort bereits kennt, als er fragt: »Alexandra Charlotte Cecilia Manninger, du bist die Liebe meines Lebens, warst es von der ersten Sekunde an und durch alle Wellen und Stürme, die wir überwinden mussten, bis wir endgültig zueinander gefunden haben. Und ich möchte nicht eine Sekunde davon missen. Willst du mich heiraten?«

Die Jukebox stoppt, der Song ist zu Ende. Und es war noch nie so still im Watermelon wie in diesem Moment. So still, dass man es fast hören kann, wie die einzelne Träne, die sich aus meinem rechten Auge einen Weg über meine Wangen gebahnt hat, auf den Boden fällt. Alle halten den Atem an, sind überrascht, hingerissen und erwartungsvoll. Auch die anderen Gäste haben inzwischen mitbekommen, was an unserem Tisch vor sich geht und warten gespannt auf meine Antwort.

Nikos Lächeln sitzt noch immer fest auf seinen Lippen. Er hat keine Angst vor meiner Antwort. Wir haben beide lange und oft genug an unserer Beziehung gezweifelt, so viel sprach gegen uns, so viele Missverständnisse, es gab so vieles, das jeder von uns noch lernen musste. Doch eines blieb vom ersten Moment an bis heute: unsere Liebe. Und das ist alles, was wirklich zählt.

»Ja, das will ich«, flüstere ich und was darauf folgt ist wie ein plötzlich hereinbrechender Sturm. Jubel, Glückwünsche, Applaus – es ist ohrenbetäubend und doch lenkt es mich nicht ab von dem Mann, der nun aufsteht, mich in seine Arme zieht und küsst. Und obwohl wir nun schon seit Jahren zusammen sind, ist es immer noch so, als würde die Welt rundherum einen Schritt zurücktreten, wenn seine Lippen auf meine treffen.

Schließlich lösen wir uns voneinander und Niko streckt mir die blaue Ringschatulle entgegen. Bisher habe ich das Schmuckstück nicht beachtet, denn ich habe die Aufregung rund um einen Verlobungsring nie ganz verstanden. Als würde die Größe eines Steins das Glück in der Ehe bestimmen können. Doch nun sehe ich mir an, welchen Ring Niko für mich ausgesucht hat. Er ist aus Weißgold und statt eines großen Steins in der Mitte befinden sich dort in einer Pavéfassung unzählige Brillanten in unterschiedlichen Größen, die zu einem Quadrat angeordnet sind. Auch der Ring selbst trägt links und rechts von der Fassung einige kleine Steine. Er ist atemberaubend schön und ich nicke Niko zu, als er mich fragend ansieht. Dann nimmt er das Schmuckstück vorsichtig aus der Schachtel und streift es mir über den Ringfinger. Der Ring passt perfekt und ich bewundere ihn einen Moment, ehe ich Niko wortlos küsse.

Dann drängt sich schon meine Zwillingsschwester Lilly durch die umstehenden Leute zu uns und zieht erst Niko und dann mich in eine Umarmung.

»Ich freue mich so für euch«, quiekt sie und drückt mich fest an sich. »Auf eurer Hochzeit koche ich, was ihr wollt.« Als Inhaberin des L&P, eines Restaurants mit Pension, meint sie ihr Versprechen ernst.

»Lilly, ich bin selbst Koch«, erinnert Niko seine Küchenchefin augenzwinkernd.

Diese runzelt tadelnd die Stirn.

»Aber du kannst ja wohl schwer auf deiner eigenen Hochzeit kochen«, gibt sie dann zu bedenken und ich gluckse.

»Darf ich dich daran erinnern, dass ich dir das auch bei deiner eigenen Hochzeit sagen musste?«, werfe ich ein, doch sie wischt mein Argument mit einer Handbewegung weg.

»Damals mussten wir jemand Fremden für das Catering organisieren. Du hast eine Schwester, die ein Restaurant führt.«

»Und eine beste Freundin, die Eventplanerin ist«, mischt sich nun eine andere Stimme ein. Sylvie steht hinter mir. »Mach dir keine Sorgen, Lilly, wir werden dich bei der Hochzeitsplanung sicher berücksichtigen. Aber Lexi kann sich da ganz beruhigt zurücklehnen, sie ist bei der Agentur Strandkorb in besten Händen.«

»Die im Übrigen meine Agentur ist«, merke ich trocken an, als meine beste Freundin mir zur Verlobung gratuliert.

»Ich weiß«, nuschelt sie in mein Haar. »Aber ich darf dich doch unterstützen, oder?«

Wortlos nicke ich. Allein, dass sie es machen möchte, rührt mich. Dabei hat sie durch ihre Vergangenheit ein durchwachsenes Verhältnis zu Hochzeiten. Auch wenn unsere Eventagentur sehr viele Trauungen betreut, weiß ich doch, dass Sylvie lieber Taufen oder Geburtstagsfeiern organisiert. Wenn sie nicht ohnehin gerade mit den Belangen der Stadt beschäftigt ist, die sämtliche Events exklusiv von uns organisieren lässt. Oder besser gesagt exklusiv von Sylvie, denn sie hat einfach grandiose Ideen für die Tourismusregion rund um unsere Heimatstadt Sterenholm. Ihr Freund Georg sitzt als Leiter des Tourismusbüros im Stadtrat und gemeinsam sind sie ein unschlagbares Team.

Doch nun wird Sylvie von unserem besten Freund Johnny, dem Inhaber unserer Lieblingsbar, zur Seite geschoben, ehe er mich an seine Brust zieht.

»Herzchen, ich freu mich so für euch.« Dann setzt er einen ernsten Blick auf und dreht sich zu Niko. »Und dass du sie ja glücklich machst. Verstanden, Sahneschnitte?«

Dieser nickt.

»Jaja, ich habe deine Worte noch im Ohr«, erinnert er sich. »Wenn nicht, wirst du mein größter Albtraum.«

Mein bester Freund will noch etwas erwidern, doch ich unterbreche ihn.

»Johnny!«, ermahne ich ihn warnend. Seine Ansprache, als er Niko kennengelernt hat, ist uns allen noch im Gedächtnis. Doch Johnny lässt sich nicht von mir beirren und sieht Niko herausfordernd an, bis er nickt.

»Ich werde mein Bestes geben«, verspricht er dem Barkeeper dann.

Johnny wendet sich nun mir zu.

»Lexi, du und Sylvie seid wie die Schwestern, die ich nie hatte. Lass mich doch den großen Bruder spielen, wenn es um so wichtige Dinge geht.«

Skeptisch ziehe ich meine Augenbrauen nach oben.

»Leider geht in solchen Situationen oft das Testosteron mit dir durch. Oder soll ich dich daran erinnern, wie du Georg angedroht hast, ihn abzufüllen, ohne dass er es merkt und seinen Tod wie einen Unfall aussehen zu lassen, wenn er Sylvie je zum Weinen bringt?«

Johnny verdreht die Augen.

»Ist ja schon gut, ich bin ja schon still.« Erneut umarmt er mich und macht dann Livia Platz.

»Ich habe acht verschiedene Schokoladentorten im Angebot. Ihr könnt jederzeit Kostproben ordern.« Sie zwinkert mir zu, denn als Konditorin meines Vertrauens weiß sie natürlich, dass ich grundsätzlich keine Süßspeisen ohne Schokoanteil esse und auch meine Hochzeitstorte dementsprechend aussehen wird.

»Ich komm darauf zurück«, verspreche ich.

»Und für deinen Brautstrauß habe ich auch schon einige Ideen«, wirft Anna ein, eine weitere Freundin und Inhaberin der Gärtnerei Blatt & Blüte. »Herzlichen Glückwunsch!«

Auch Mariella kommt nun zu uns.

»Alles Gute! Ihr beide hattet ab der ersten Minute eine ganz eigene Verbindung und Chemie. Es war so schön, euch zuzusehen, wie ihr endlich zusammenfindet.« Die ehemalige Kellnerin des L&P hat unsere Beziehung von Beginn an beobachtet und freut sich offenbar sehr, dass wir ihr und ihrem Mann Daniel nun in den Ehehafen folgen.

Ich bin etwas überfordert und sehe mich nach Niko um, der ein wenig von mir weggeschoben wurde und ebenfalls umringt ist. Die Männer der Runde geben ihm wohl schon gute Ratschläge, denn es wird viel gelacht und auf Schultern geklopft.

»Atmen!«, höre ich da eine leise Stimme und drehe mich um. Frank, Johnnys Freund und gleichzeitig Livias Bruder, steht neben mir und lächelt mich beruhigend an. »Du musst nicht alles heute entscheiden, auch wenn sich alle hier überschlagen.«

Dankbar nicke ich.

»Ja, es ist schon etwas …« Ich suche nach dem richtigen Wort.

»Beängstigend, überraschend, erdrückend?«, hilft Frank mir aus. Er hat jahrelange Erfahrung als Konditor mit der Herstellung von Hochzeitstorten und offenbar auch mit nervösen Bräuten.

»Viel!«, ergänze ich meinen Satz diplomatisch und streiche mir eine Haarsträhne hinters Ohr.

Frank lacht leise.

»Wenn es irgendwann mal zu viel wird, scheue dich nicht davor, einfach mal auszuflippen. Man erwartet ja sozusagen sogar von dir, dass du bei den Hochzeitsvorbereitungen mindestens einmal zu Brautzilla wirst«, raunt er mir ins Ohr und zwinkert mir zu.

Und ich bin froh, einen ruhigen Pol in der ganzen Aufregung gefunden zu haben. Doch letztlich weiß ich, dass meine Freunde es gut meinen und mir nur ihre Hilfe zusichern wollen. Dieser ganze bunte Haufen ist nun schon seit einigen Jahren meine erweiterte Familie. Wir sind durch viele Höhen und Tiefen fest zusammengewachsen. Und auch wenn ich in diesem Moment etwas überfordert bin, freue ich mich, diese aufregende Zeit mit ihnen allen an meiner Seite erleben zu dürfen.

Als der Abend im Watermelon zu Ende geht, machen wir uns auf den Weg nach Hause. Niko und ich sind zu Fuß hier und nehmen – wie immer, wenn es möglich ist – den Weg am Strand entlang zu unserem Haus. Als ich entschieden habe, dass meine Zukunft hier in Sterenholm liegt, habe ich ein Haus am Meer gekauft. Und es dann renoviert und nach unseren Wünschen umgebaut. In einem kleinen Nebengebäude hat nun meine Event-Agentur Strandkorb ihren Sitz. Es liegt nur einen Steinwurf von der Pension meiner Schwester entfernt und hat einen eigenen wunderschönen Bootssteg, mit dem Niko und ich sehr viele schöne Erinnerungen verbinden.

Während Niko nach unserer Heimkehr unter die Dusche will, zieht es mich auf ebendiesen Bootssteg und ich setze mich an dessen Ende. Meine Füße baumeln knapp über der Wasseroberfläche und der kühle Abendwind weht von der Ostsee durch mein braunes Haar. Schon bei meinem ersten Aufenthalt hier hat mich das Meer geerdet und mir beim Nachdenken geholfen. Und auch heute hat es mich mit meinem übervollen Kopf hierhergezogen. Nikos Antrag hat mich total überrascht. Doch unsere Freunde schienen nur darauf gewartet zu haben. Alle hatten schon Vorschläge und Ideen parat. Dabei wussten sie vorab nicht Bescheid, ich habe mich bei ihnen erkundigt. Wie schon so oft in unserer Beziehung, habe ich selbst die nächste Wendung nicht kommen sehen. Ich versuche, in mich hineinzuhorchen, wie ich mich bei all dem fühle, doch im selben Moment entdecke ich Niko, der aus dem Haus kommt. Er setzt sich hinter mir auf den Steg und ich kuschle mich an ihn. Vertraute Wärme durchflutet mich und ich werde ruhiger. Niko lehnt seinen Kopf an meinen.

»Na, machst du dir schon Gedanken, wie unsere Hochzeit sein soll?«, fragt er lächelnd. Ich lache auf, um zu überspielen, wie sehr mich dieses Thema gerade beschäftigt.

»Ich bin noch immer total überrascht und muss mich erst ein wenig sortieren«, gebe ich zu. Niko zuckt mit den Schultern.

»Eventplanung ist dein Job. Du hast doch bei deinen Kunden auch immer gleich so viele Ideen.«

Nachdenklich nicke ich.

»Ja, das schon, aber da habe ich zumindest ein paar Anhaltspunkte vom Brautpaar. Ob es romantisch sein soll oder ausgefallen, klein oder groß gefeiert wird.«

Ich nehme seine Hand und zeichne mit meinem Zeigefinger die Linien auf seiner Handfläche nach, damit ich meinen Blick gesenkt halten kann. Seine tiefblauen Augen würden in meinen sofort lesen, wie aufgewühlt ich gerade bin und das möchte ich vermeiden.

»Das wirst du doch bei dir selbst auch wissen, oder? Hast du dir denn nie ausgemalt, wie deine Hochzeit mal werden soll?« Er küsst mich hinters Ohr.

Vielleicht damals, bei meinem Exfreund Robert, aber ich bin klug genug, diesen Gedanken für mich zu behalten.

»Hast du das denn?«, antworte ich mit einer Gegenfrage.

Kurz herrscht Stille.

»Ich spiele schon seit rund einem Jahr mit dem Gedanken, dass ich dich heiraten will«, gesteht er dann. Ich schnappe nach Luft uns sehe ihn nun doch an. »Aber mir geht es nicht um das Fest oder die Zeremonie«, fährt er unbeirrt fort. »Ich will einfach auf jede menschenmögliche Art mit dir verbunden sein, Lexi. Weil ich dich liebe und weiß, dass ich den Rest meines Lebens an deiner Seite verbringen will. Ob du nur eine schlichte standesamtliche Trauung willst oder auch eine kirchliche oder eine freie Zeremonie von einem Schamanen ist mir egal. Für mich zählt nur, dass du auf die entscheidende Frage mit Ja antworten wirst.«

Ich schmiege mich noch enger an ihn. Seine Erklärung und seine nichtvorhandenen Erwartungen beruhigen mein sich drehendes Gedankenkarussell.

»Ich liebe dich!«, flüstere ich.

»Und du brauchst keine Bedenkzeit für deine Antwort?« Niko klingt ein wenig verunsichert. Rasch schüttle ich den Kopf.

»Nur für die Hochzeitsplanung«, räume ich ein.

»Damit kann ich leben!«, antwortet er lachend. »Du hast ja Sylvie an deiner Seite. Euch wird schon ein tolles Konzept einfallen.«

»Ja, Sylvie ist wie eine sprudelnde Quelle für Ideen«, gebe ich ihm recht. »Und sie ist verdammt gut in ihrem Job. Mit ihr gemeinsam werde ich schon dahinterkommen, wie wir unsere Hochzeit feiern möchten.«

Zuversicht flutet mich und lässt mich lächeln.

»Und ich bin ja auch noch da. Zum Beispiel was das Essen betrifft, kann gerne ich entscheiden«, bietet er als gelernter Koch an.

»Oh Mann, das war ja schon bei Lilly ein Drama.« Ich seufze und denke an die Hochzeit meiner Schwester, die damals die erste war, die ich organisiert habe. Das richtige Catering für eine Küchenchefin zu finden, war eine riesige Herausforderung. Niko grinst.

»Ich könnte dir auch helfen, ein Kleid auszusuchen«, schlägt er scheinheilig vor und ich beginne zu lachen.

»Nein, mein Lieber!«, ziehe ich ihm diesen Zahn sofort. »Dafür habe ich Lilly und Sylvie. Als Bräutigam wartest du schön brav auf unseren Hochzeitstag, bis du mich im Kleid siehst.«

Nikos Blick wird weich.

»Das klingt schön«, wispert er dann. »Bräutigam. Und du bist meine Braut.«

Ich finde, das klingt verdammt groß. Nach einer Rolle, in die ich mich erst einfinden muss.

»Ich finde es schöner, wenn du sagst, ich bin deine Verlobte«, gebe ich leise zu. Niko legt den Kopf zur Seite und denkt nach.

»Stimmt, das ist noch besser«, gibt er dann zu. »Wir werden uns schon noch an den ganzen Kram gewöhnen.« Wieder mal beweist er ein ausgezeichnetes Gespür für mich und zeigt mir damit, wie richtig meine Entscheidung ist. »Und bis dahin üben wir einfach ein wenig.« Mit schelmischem Grinsen steht er auf und hebt mich auf seine Arme.

»Huch«, entfährt es mir, als ich mich an ihm festhalte. »Was genau übst du da?«

»Meine Frau auf Händen zu tragen«, kommt die Antwort mit einem langen Kuss. »Und wenn wir schon dabei sind, könnten wir auch schon mal für die Hochzeitsnacht proben. Nicht, dass da was schiefläuft.« Seine Lippen wandern über meine Wange bis zum Hals und weiter abwärts. Und schon hat er mich von seinem Plan überzeugt und ich lasse mich widerstandslos von ihm ins Haus tragen.

Kapitel 2

Am nächsten Vormittag besuche ich meine Schwester im L&P. Ich finde sie mit Baby Tim bei Inge hinter der Rezeption. Rasch strecke ich die Arme nach meinem Neffen aus und Lilly überreicht ihn mir.

»Ich habe ihn eben gefüttert«, teilt sie mir mit, ehe sie sich wieder dem Reservierungsprogramm zuwendet. Sachte lege ich mir das Baby auf die Schulter und klopfe vorsichtig auf seinen Rücken.

»Buchen wir Familie Ahrens, die heute ankommt, zum selben Preis in das größere Zimmer um. Die sind Stammgäste und werden sich über die Aufwertung freuen«, versucht sie offenbar gerade ein Problem mit der Belegung der Zimmer zu lösen. »Dann haben wir das Standardzimmer für die Müllers frei, die ihren Aufenthalt noch verlängern wollen.«

Inge runzelt die Stirn.

»Aber dann haben wir am Samstag das gleiche Problem wie heute, nur eben mit dem größeren Zimmer«, gibt sie zu bedenken. Doch Lilly schüttelt den Kopf.

»Haben nicht die Widhalms geschrieben, sie kommen später an?«

»Ah«, macht Inge. »Dann bekommt Familie Ahrens das Zimmer vor den Widhalms und die Beckers buchen wir heute nicht in die Drei sondern in die Vier ein.«

Lilly nickt zufrieden. »So machen wir es.« Dann wendet sie sich mir zu. »Kommst du nur um Hallo zu sagen, oder brauchst du etwas?« Tim macht ein hörbares Bäuerchen und Lilly seufzt erleichtert auf.

»Du siehst müde aus«, bemerke ich und sehe meine Schwester prüfend an.

»Als wir gestern aus dem Watermelon nach Hause gekommen sind, war unsere Babysitterin heillos überfordert«, erzählt sie, während sich mein Neffe in meine Armbeuge kuschelt. »Tim hatte Blähungen und sein Gebrüll hat auch noch Lucy aufgeweckt.« Ich schließe entsetzt die Augen, denn ich weiß, wie grummelig meine Nichte ist, wenn sie geweckt wird. Da steht sie Lilly in nichts nach.

»Melanie wusste gar nicht, wen sie zuerst beruhigen sollte«, setzt Lilly ihren Bericht fort. »Zumal Lucy es ja hasst, wenn sie nachts wach wird und wir nicht da sind. Paul und ich haben bis drei Uhr morgens gebraucht, bis beide Kinder gleichzeitig geschlafen haben und wir schließlich auch im Bett lagen.«

Daher kommen also die dunklen Augenringe. Mein Neffe gibt ein schmatzendes Geräusch von sich und schläft ein.

»Bring ihn bitte in die Wohnung und leg ihn ins Gitterbett. Ich habe das Babyfon bei mir«, bittet mich meine Schwester flüsternd. Ich nicke und tue, wie mir geheißen. Im Wohnzimmer meiner Schwester sieht es aus, als hätte eine Bombe eingeschlagen. Spielsachen liegen überall verteilt, sodass man kaum einen Fuß vor den anderen setzen kann, und die Küche meiner sonst so ordentlichen Schwester gleicht einem Schlachtfeld. Ich ziehe den großen Korb zu mir und sammle das Spielzeug vom Boden ein, ehe ich ihn in die Spielecke von Lucy stelle. Dann verschaffe ich mir in der Küche einen Überblick und räume das dreckige Geschirr in die Spülmaschine, die ich sofort starte. Dann wische ich Krümel und Kleckse von Arbeitsplatte und Tisch, und fege schnell durch. Nun ist es hier wieder wohnlich. Leise schließe ich die Wohnungstür hinter mir und stecke den Kopf in die Küche. Eigentlich will ich mich nur verabschieden, aber Lilly kommt sofort zu mir, als sie mich entdeckt und fällt mir um den Hals. Fragend sehe ich sie an.

»Ich habe gehört, was du gemacht hast«, erklärt sie und deutet auf das Babyfon. Nun geht mir ein Licht auf. Dankbar drückt sie mich an sich.

»Du solltest noch jemanden einstellen, der die Hausarbeit übernimmt«, rate ich ihr, doch sie winkt ab.

»Das schaff ich schon, nur heute Morgen war es stressig wegen gestern Nacht.«

Mit hochgezogenen Augenbrauen sehe ich sie an.

»Lilly, du bist Mutter von zwei Kids und hast eine Pension mit Restaurant. Du gibst im L&P nur das Nötigste an Arbeit ab. Es ist keine Schande, wenn du dir für die Hausarbeit Hilfe holst. Als Lucy noch nicht in der Kita war, hattest du doch auch ein Kindermädchen für sie. Such dir jemanden, der Tim und den Haushalt in der Zeit übernimmt, wenn du in der Küche stehst.«

Energisch schüttelt sie den Kopf.

»Tims Schlafenszeiten passen super zum Restaurantbetrieb. Das ist nicht nötig, ehrlich, Lexi«, versucht sie, mich zu beruhigen, schafft es jedoch nicht. Mir fällt schon länger auf, wie müde meine Schwester wirkt. Ich fürchte, dass ihr zwei Kinder und die Pension etwas über den Kopf wachsen. Vielleicht sollte ich mal mit Paul reden, damit er sie zur Vernunft bringt.

»Wie du meinst«, gebe ich mich für heute geschlagen. »Sehen wir uns heute Abend oder soll ich dich entschuldigen?«

»Alles gut, ich werde da sein«, meint sie und lächelt. »Aber jetzt muss ich in die Küche. Du kennst das ja.«

Genau genommen kenne ich es nicht, denn als ich damals nach meiner abrupten Trennung von meinem Exfreund bei Lilly untergekommen bin und begonnen habe, als Aushilfe in Küche und Service des L&P zu arbeiten, war schon Hauptsaison. Aber der Stress in der Küche ist mir durchaus in Erinnerung geblieben. Und meine Schwester war schon immer diejenige, die die Zügel fest im Griff behalten hat, auch wenn Pleiten, Pech und Pannen die Lage aussichtslos wirken ließen. Kein Wunder, dass es ihr schwerfällt, mal ein wenig Kontrolle und Arbeit abzugeben.

Nachdenklich mache ich mich auf den Weg in die Agentur.

Dort wartet Sylvie schon auf mich. Ich schaffe es gerade mal, meine Tasche auf meinen Schreibtisch zu stellen, da zieht sie mich schon zu unserer Besprechungsecke mit der bequemen Eckbank, an der wir für gewöhnlich mit neuen Kunden Platz nehmen.

»Was ist denn los?«, frage ich verwirrt und sehne mich nach einer Tasse Kaffee. Meine beste Freundin beginnt zu lachen.

»Du heiratest«, sagt sie schlicht und schiebt mir ein Klemmbrett entgegen, das ich nur zu gut kenne. Es ist die Checkliste für unsere Brautpaare. Sie will jetzt über meine Hochzeit reden? Mein Kopf steckt noch zwischen der Sorge um meine Schwester und dem jämmerlichen Aufschrei nach Koffein fest. Doch Sylvie meint es ernst.

»Ein paar Dinge weiß ich ja«, beginnt sie, die Liste mit mir durchzugehen. »Auswärtige Gäste werden sicher im L&P übernachten, da sollten wir Bescheid geben, sobald der Termin fix ist, damit Zimmer blockiert werden. Mit der Torte wirst du vermutlich Livia beauftragen und die Blumen kommen sicher von Anna, richtig?« Ich nicke nur, denn sie ist ganz in ihrem Element. »Dann brauchen wir zuallererst einen Termin, damit wir alle informieren können. Und natürlich eine Entscheidung bezüglich der Location. Dann kümmern wir uns um das Kleid, da sind die Lieferzeiten im Moment katastrophal.«

Da ist er wieder – der Gedanke, dass ich schon auf alles eine Antwort haben sollte. Dabei hat mich der Antrag gestern völlig überrumpelt. Wenn Brautpaare für gewöhnlich zu uns in die Agentur kommen, sind sie schon einige Wochen verlobt und haben eine grobe Vorstellung ihrer Hochzeit. Ich hole tief Luft und beschließe, dieses Gespräch zu vertagen. Entschlossen schiebe ich die Liste von mir.

»Als Erstes muss ich mich mal um die Geburtstagsfeier am Wochenende kümmern, damit da alles glatt läuft«, sage ich bestimmt. »Und du hast noch mit der Restaurantolympiade zu tun, soviel ich weiß. Außerdem soll doch noch ein Kinderfest beim Aquaria organisiert werden, oder?«

Das Aquaria ist Sylvies Baby, ein alter Bauernhof in den Dünen etwas abseits von Sterenholm, in dem sie einen Indoorspielplatz und einen Outdoor-Erlebnisspielplatz mit dazugehörigem Lokal geplant und umgesetzt hat. Im Herbst wurde dann noch im Stadtrat beschlossen, auch den Strandabschnitt zu nutzen und man munkelt, dass nun aus den übrigen Gebäuden des Hofes ein Kinderhotel entstehen soll. Und da Sylvie schon seit der Eröffnung meiner Agentur alle Planungen für die Stadt übernimmt, hängt sie eigentlich bis zum Hals in den Vorbereitungen für das geplante Kinderfest.

Meine beste Freundin sieht mich prüfend von der Seite an.

»Verstehe«, meint sie dann und lächelt mich warm an. »Macht euch mal in Ruhe Gedanken und wir besprechen alles, wenn ihr so weit seid.«

Sie hat mich also durchschaut. Ich lächle sie an und stehe auf, um endlich der Kaffeemaschine einen Besuch abzustatten.

»Und heute Abend feiern wir Jonnys Abschied«, fügt sie noch hinzu.

»Sag das nicht so theatralisch«, tadle ich sie lachend, während ich zwei Tassen aus dem kleinen Regal der Küchenzeile nehme. »Er fährt nur für zwei Wochen mit Frank in den Urlaub.«

Sylvie wirft mir einen skeptischen Blick zu.

»Darf ich dich daran erinnern, dass er seinen letzten Urlaub vor einigen Jahren hier in Sterenholm verbracht hat und nie wieder gefahren ist?«, orakelt sie und lässt sich auf ihren Schreibtischstuhl fallen. Ich lache und reiche auch ihr eine Tasse Kaffee.

»Ja, aber nur, weil sein alter Pachtvertrag ausgelaufen war und er von Frederik das Angebot bekommen hat, dass er den Bar-Teil der Fischkneipe übernehmen kann. Diesmal kommt er garantiert zurück zu seiner Traumbar. Außerdem sind alle seine Freunde in Sterenholm und Frank hat sich sein Leben auch hier aufgebaut«, gebe ich zu bedenken.

Sylvie zuckt nur mit den Schultern.

»Ich habe trotzdem ein ganz komisches Gefühl bei der Sache«, meint sie dann leise und pustet in die dampfende Tasse.

»Dann trinkst du heute einen Will you still love me tomorrow bei Johnny und die Welt sieht schon wieder besser aus«, rate ich ihr.

Den Rest des Tages verbringen wir mit Arbeit, ehe jede von uns noch kurz nach Hause geht, bevor wir uns mit den anderen im Watermelon treffen.

Am Abend betrete ich die Bar und entdecke Johnny schon am Tresen. Rasch umarme ich den großen blonden Barkeeper und küsse ihn auf die Wange. Er deutet mit fragender Miene auf unseren Tisch.

»Irgendwie ist die Stimmung heute bei allen ein wenig wehmütig«, raunt er mir leise zu und hebt ahnungslos die Schultern. Oh Mann, hat Sylvie mit ihrer Schwarzmalerei etwa die anderen angesteckt?

»Unsere beste Freundin fürchtet, dass du nicht mehr aus dem Urlaub wiederkommst«, informiere ich Johnny leise. Auf seiner Stirn entsteht eine steile Falte und er trocknet sich seine Hände an der Schürze ab.

»Was? Aber wieso denn?«, flüstert er entsetzt.

»Weil du an deinem letzten Urlaubsort dauerhaft deine Zelte aufgeschlagen hast«, gebe ich die Weisheit meiner besten Freundin weiter. Es dauert einen Moment, dann verdreht Johnny lachend die Augen.

»Aber mein ganzes Leben findet doch inzwischen hier statt.«

»Ich weiß«, versichere ich ihm. »Keine Ahnung, was los ist mit ihr.«

Ich setze mich zu meinen Freundinnen und bestelle einen She’s like the wind. Als die Cocktails serviert werden, sehe ich in die Runde und entdecke mehr als ein zerknirschtes Gesicht.

»Ach kommt, Leute, nun reißt euch mal zusammen. Lasst uns lieber auf die Neuigkeiten anstoßen«, versuche ich die Stimmung etwas aufzulockern. Mit erhobenem Glas sage ich feierlich: »Ich werde heiraten!«

»Ach, das war die Sache mit dem Ring gestern«, gibt Anna glucksend von sich. Johnny lacht, ehe er sich mir anschließt.

»Ich werde Sterenholm morgen verlassen und zum ersten Mal seit Jahren Urlaub machen. Und dann kommt Onkel Johnny wieder wohlbehalten zu euch zurück, keine Sorge.« Er zwinkert Sylvie zu, die sich jedoch nur auf die Lippe beißt. Johnny legt fürsorglich einen Arm um sie und drückt sie an sich.

»Frank hat erzählt, ihr fliegt in die USA«, nimmt Livia das Thema auf und Johnny nickt strahlend. Er sieht aus, als hätte er seine Koffer schon vor zwei Wochen gepackt, weil er die Reise kaum erwarten kann.

»Ja, ins Mountain Lake Lodge Hotel in Virginia. Das ist der originale Drehort von Dirty Dancing.« Man hört seine Aufregung aus jedem Wort deutlich heraus. Seine Bar ist sein Lebenswerk und beruht in sämtlichen Details auf diesem Film – von den Namen seiner Cocktails, über den Spruch The Time of my Life über der Bar bis zum Namen Watermelon. Sogar seinen Spitznamen Johnny hat der geborene Jonas Sommer vom lässigen Tanzlehrer. Mit dieser Reise erfüllt sich einer seiner größten Wünsche.

»Und gleich im Anschluss fahren wir zu meiner Mutter«, verrät uns Johnny dann. »Ich will ihr Frank vorstellen.«

Nun sind es meine Augenbrauen, die sich überrascht heben. Das klingt, als wäre es den beiden tatsächlich mehr als ernst, denn soweit ich weiß, hat Johnnys Mutter noch keinen seiner bisherigen Partner kennengelernt.

»Aber genug von mir, sonst verdursten wir noch«, hindert Johnny mich daran, etwas dazu zu sagen und wendet sich Sylvie zu, damit auch sie ihren Toast ausbringt.

»Ich bin schwanger«, sagt Sylvie schlicht und hebt ihr Glas mit dem Fruchtcocktail, der mir schon aufgefallen ist und jetzt auch Sinn ergibt. Mit einem Mal ist es still an unserem Tisch und alle schauen vorsichtig zu Anna. Wir wissen, dass sich ihr Freund Lukas vor einem Jahr einer Operation wegen blockierter Samenleiter unterzogen hat. Anna selbst kann aufgrund ihrer medizinischen Vorgeschichte nicht auf natürlichem Weg schwanger werden, aber nach der erfolgreichen OP von Lukas versuchen die beiden es nun mit künstlicher Befruchtung. Allerdings ist der erste Versuch vor zwei Monaten fehlgeschlagen. Seither sind Kinder und Schwangerschaften ein sensibles Thema in unserem Freundeskreis.

Doch Anna sieht uns nur verständnislos an.

»Sie ist schwanger, nicht ich. Nun freut euch doch gefälligst für sie«, ruft sie lächelnd und zieht Sylvie in ihre Arme. Nun fällt auch von uns anderen die Starre ab.

»Süße, warum hast du denn den ganzen Tag lang nichts gesagt?« Entrüstet werfe ich meine Hände in die Luft. Sylvie lacht.

»Da wusste ich es noch nicht. Ich habe den Schwangerschaftstest erst vor zwei Stunden gemacht«, gibt sie zu. »Und jetzt brauche ich ein wenig Mut, damit ich es Georg sagen kann.«

Nervös dreht sie ihr Glas in den Händen, als wäre darin Alkohol, mit dem sie sich besagten Mut antrinken könnte.

»Er weiß es noch nicht?« Livia sieht sie fragend an.

»Nein, er hat heute Abend eine Sitzung im Rathaus.«

»Lass dir nicht zu lange Zeit«, rät Mariella. »Du hast ja gesehen, welches Chaos bei mir rausgekommen ist, als Daniel zufällig von meiner Schwangerschaft erfahren hat.«

»Keine Sorge, ich rede schon mit ihm. Ich weiß nur noch nicht wie«, gibt Sylvie zu.

»War es denn geplant?«, möchte Anna wissen.

Sylvie schüttelt den Kopf.

»Eigentlich habe ich nächste Woche einen Termin bei meinem Gynäkologen, damit das Hormonstäbchen erneuert wird. Aber wenn der Test richtig war, kann ich mir das sparen.«

»Freust du dich denn?«, erkundigt sich Johnny und legt erneut seinen Arm um seine beste Freundin. Ich sehe Sylvie an, wie sie sich etwas entspannt.

»Erst war ich mir nicht sicher, aber als ich dann auf das Ergebnis gewartet habe, ist mir klar geworden, dass ich mir wünsche, dass es positiv ist«, gibt sie lächelnd zu.

»Dann herzlichen Glückwunsch!«, erwidert Johnny lächelnd. Auch die anderen gratulieren ihr nun überschwänglich. Wir verzichten auf die übrigen Toasts und stoßen an.

Und mit so vielen guten Neuigkeiten wird es doch noch ein fröhlicher, unterhaltsamer Abend.