Strandkorbflüstern - Karin Wimmer - E-Book
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Strandkorbflüstern E-Book

Karin Wimmer

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Beschreibung

Manchmal ist gar kein Plan auch eine Lösung Alexandra hat ihr Leben durchgeplant: Haus, Hochzeit und Kinder mit Langzeitfreund Robert. Und so nebenbei noch irgendwann die Diplomarbeit schreiben. Doch dann verliert Alexandra ihren Praktikumsplatz, weil die Diplomarbeit eben noch immer nicht fertig ist, und erwischt Robert auch noch mit ihrer besten Freundin im Bett. Aufgelöst und plötzlich völlig planlos fährt Alexandra zu ihrer Zwillingsschwester, die eine kleine Pension mit Restaurant an der Ostsee führt. Dort kommt sie erst mal unter und lernt Koch Niko kennen. Der ist nicht nur witzig und gutaussehend, sondern auch sehr nett. Wir sind nur Freunde, sagt sich Alexandra, aber Niko bringt ihr Herz ganz schön ins Stolpern. Doch er ist viel jünger und außerdem ist sie ja frisch getrennt. Und schon beginnen Warnleuchte im Kopf und Schmetterlinge im Bauch zu streiten … Sie wollen mehr wunderbare Strandkorblektüre? Entdecken Sie die komplette Sterenholm-Reihe: - Band 1: Strandkorbflüstern - Band 2: Strandkorbsehnsucht - Band 3: Hausbootküsse - Band 4: Meersalzträume - Band 5: Dünenherzen - Band 6: Leuchtturmhoffnung - Band 7: Sandstrandliebe

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Seitenzahl: 566

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Strandkorbflüstern

Die Autorin

Karin Wimmer lebt mit ihrem Mann und ihrem Sohn in Niederösterreich. Seit sie denken kann, sind Bücher ihre treuen Begleiter und Freunde und schon im Teenageralter entdeckte sie auch das Schreiben für sich. Ihre Ideen kommen meist spontan aus alltäglichen Situationen und lassen sie dann nicht mehr los, bis sie sich an den Laptop setzt. Die Liebe spielt in ihren Romanen immer die Hauptrolle. Ihre eigene Leidenschaft gehört ihrer Familie, dem geschriebenen Wort und Schokolade – in etwa in dieser Reihenfolge.

Das Buch

Alexandra hat ihr Leben durchgeplant: Haus, Hochzeit und Kinder mit Langzeitfreund Robert. Und so nebenbei noch irgendwann die Diplomarbeit schreiben. Doch dann verliert Alexandra ihren Praktikumsplatz, weil die Diplomarbeit eben noch immer nicht fertig ist, und erwischt Robert auch noch mit ihrer besten Freundin im Bett. Aufgelöst und plötzlich völlig planlos fährt Alexandra zu ihrer Zwillingsschwester, die eine kleine Pension mit Restaurant an der Ostsee führt. Dort kommt sie erst mal unter und lernt Koch Niko kennen. Der ist nicht nur witzig und gutaussehend, sondern auch sehr nett. Wir sind nur Freunde, sagt sich Alexandra, aber Niko bringt ihr Herz ganz schön ins Stolpern. Doch er ist viel jünger und außerdem ist sie ja frisch getrennt. Und schon beginnen Warnleuchte im Kopf und Schmetterlinge im Bauch zu streiten …

Karin Wimmer

Strandkorbflüstern

Roman

Forever by Ullsteinforever.ullstein.de

Originalausgabe bei ForeverForever ist ein Verlag der Ullstein Buchverlage GmbH, BerlinAugust 2019 (1)

© Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin 2019Umschlaggestaltung: zero-media.net, MünchenTitelabbildung: © FinePic®Autorenfoto: © privatE-Book powered by pepyrus.com

ISBN 978-3-95818-488-6

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Inhalt

Die Autorin / Das Buch

Titelseite

Impressum

1.

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Leseprobe: Friesenteetage

Empfehlungen

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Vorablesen.de

Cover

Titelseite

Inhalt

1.

Widmung

Wenn man nicht weiß, wohin man will, so kommt man am weitesten.

William Shakespeare

1.

Kennt ihr das? Man denkt: Gott, heute ist ein total beschissener Tag! Doch der Tag läuft weiter und dann passieren erst die Dinge, die den Tag zu einem wirklich beschissenen Tag machen. Heute ist einer dieser Tage in meinem Leben. Einer, bei dem der Morgen noch ganz gut war und ich an nichts Böses dachte. Nicht so ein Morgen wie vor einer wichtigen Prüfung oder einer Familienfeier, an dem man ja von vornherein weiß, dass noch jede Menge schiefgehen kann. Nein, es ist ein vollkommen harmloser Freitagmorgen im Leben der Alexandra Charlotte Cecilia Manninger, BWL-Studentin, fünfundzwanzig Jahre, eins dreiundsiebzig groß, Gewicht – nein, so gut kennen wir uns nun wirklich noch nicht! Wo war ich? Ach ja – also ein ganz normaler Morgen in meinem Leben.

Ich werde wie immer um fünf Uhr dreißig von der grellen Stimme des Radiomoderators geweckt, die jedes Mal aufs Neue Aggressionen in mir schürt. Nein, das ist nicht meine übliche Uhrzeit um aufzustehen, nur um zum ersten Mal aufzuwachen. Die erste Weckzeit, die sich in unserem ultramodernen Designerteil einstellen lässt, ist eigentlich nur für meinen Freund Robert gedacht, aber ich denke nicht, dass irgendjemand es schafft, beim Tonfall dieses unsäglichen Radiomoderators weiterzuschlafen. Ich frage mich ja immer wieder, ob die Menschen, die solche Stimmwunder einstellen, ihren Mitarbeitern irgendwann auch mal zuhören, denn diese Person ist eine absolute Fehlbesetzung.

Aber egal, ich werde wie gesagt um diese Zeit zum ersten Mal wach. Nachdem Robert wie immer auf den Snoozeknopf drückt – noch im Tiefschlaf, wie ich mir sicher bin –, robbe ich auf seine Seite und kuschle mich an ihn. Diese zehn Minuten Kuschelzeit am frühen Morgen brauchen wir. Durch meine Kuschelattacke wird auch mein Schatz langsam wach und nimmt mich in den Arm. Zehn Minuten später ertönt wieder die Stimme dieses Unmenschen aus dem Wecker und Robert gibt auf und schwingt sich aus dem Bett. Natürlich bin auch ich jetzt wieder wach, denke aber immer noch nicht ans Aufstehen. Ich stelle also das Hightechding auf sechs Uhr dreißig und winke meinem Freund noch einmal zu, während er das Schlafzimmer verlässt und ich mich wohlig in die Kissen kuschle. Zu schnelles und zu frühes Aufstehen sind absolut nichts für mich.

Falls Sie übrigens nun annehmen, dass Robert viel früher zur Arbeit muss als ich – dem ist nicht so. Wir verlassen die Wohnung beide um halb acht. Allerdings braucht mein Schatz im Badezimmer fast eine Stunde und dann muss ein ausgiebiges Frühstück auch noch seinen Platz im morgendlichen Terminplan finden, sonst ist er unausstehlich. Ich hingegen begnüge mich mit einer Tasse Kaffee mit zwei Löffel Zucker und Milch je nach Müdigkeitsgrad. Also ist von hellem Milchkaffee bis zu schwarzem Kaffee alles möglich.

Ich stehe also kurz nach halb sieben auf und öffne erst mal den Kleiderschrank. Die Auswahl der Klamotten ist bei mir absolut verfassungsabhängig und kann schon ein paar Minuten dauern. Schließlich muss ich erst mal überlegen, was den ganzen Tag so ansteht. Wenn Uni auf dem Plan steht, was in letzter Zeit nicht sehr häufig der Fall war, dann muss es bequem sein und ausstrahlen: Ich bin jung, selbstsicher und intelligent und ich stehe hier kurz vor dem Abschluss. Was allerdings schon länger der Fall ist, denn das mit dem Abschluss schiebe ich ein wenig vor mir her. Wenn ich ins Büro gehe, wie fast jeden Morgen, muss ich zusätzlich noch überlegen, ob ein Meeting angesetzt ist, bei dem ich Kompetenz und Unersetzlichkeit ausstrahlen muss, oder ob es ein normaler Büroalltag unter Kollegen wird, an dem es ruhig etwas Legeres sein kann.

Wenn diese Frage geklärt ist, mache ich mich auf den Weg ins Bad, wo ich unter die Dusche springe und die restliche Morgentoilette erledige. Dann ziehe ich mich an, schminke mich und stecke mein schulterlanges braunes Haar hoch. Ich stecke es eigentlich immer hoch, einerseits weil es praktischer ist und andererseits weil Robert immer meint, da sieht man mehr von meinem Gesicht.

Anschließend schleppe ich mich mit letzter Kraft zu meiner Kaffeemaschine. Mein Koffeinschub am Morgen ist einfach lebensnotwendig. Heute ist der Kaffee mittelbraun und ich habe mich für herkömmliche Bürokleidung entschieden. Keine Meetings und auch sonst keine Besonderheiten.

Ich setze mich zu meinem Schatz an den reich gedeckten Frühstückstisch und starre ihn wie jeden Morgen voller Unverständnis an, da es für mich nicht nachvollziehbar ist, dass er um diese Zeit so viel essen kann. Mir selbst wird schon beim Gedanken an feste Nahrung vor neun Uhr morgens speiübel.

Wir gehen wie jeden Morgen unsere jeweiligen Pläne für den Tag durch. Robert sagt mir, dass er nicht genau weiß, wann er nach Hause kommt, da er am frühen Nachmittag einen wichtigen Kundentermin hat, der sich unter Umständen sehr in die Länge ziehen kann.

Er arbeitet in einer großen Werbeagentur und steht kurz vor einer Beförderung, wenn er diesen Kunden zufriedenstellt. Und wenn er die bekommen hat, werden wir uns auf den Weg dorthin machen, wo fast jede Frau gerne mit ihrem Partner hingehen will – zum Architekten. Wir lassen unser Traumhaus bauen, dann wird geheiratet, wir bekommen zwei wundervolle Kinder (bevorzugt einen Jungen und ein Mädchen – genau in dieser Reihenfolge bitte) und … Na ja man wird ja wohl noch träumen dürfen. Nein im Ernst, der Plan mit dem eigenen Haus nach der Beförderung ist fix.

Ich hingegen weiß, dass es heute spät wird, denn die Urlaubszeit steht kurz bevor und meine Kollegin Sylvie hat gestern jede Menge Anfragen bekommen, die alle noch diese Woche erledigt werden müssen. Ich arbeite als Praktikantin in einer Firma, die Dienstleistungen verkauft. Das klingt kompliziert, ist es aber eigentlich nicht. Wir decken von der Eventplanung, über die Vermittlung persönlicher Assistenten für Privatpersonen und Promis, bis hin zur Bereitstellung von Zeitarbeitskräften für Großunternehmen alles ab. Ich bin eigentlich die Zeitarbeitskraft in unserem eigenen Unternehmen. Da wo gerade Anfragespitzen auftauchen, werde ich dem Stammteam zur Seite gestellt. Vor Weihnachten und im Mai ist dies zum Beispiel eher die Eventabteilung wegen Hochzeiten und Weihnachtsfeiern. Momentan bin ich dem Team für die Zeitarbeit in großen Firmen zugeteilt, da durch die Urlaubszeit viele Engpässe auftreten und wir somit einen Anfrageschub haben.

Robert und ich machen uns wie jeden Tag um halb acht nach langer Verabschiedung auf den Weg zur Arbeit. Gut, ab und an fahre ich auch noch in die Uni, wenn sich ein Termin betreffend meine Diplomarbeit nicht mehr vermeiden lässt. Ich studiere BWL und … also im Prinzip könnte ich fertig sein, meine Prüfungen habe ich alle bestanden. Wenn nur diese dämliche Diplomarbeit nicht wäre. Erst habe ich ewig bei der Suche nach dem Thema hin und her überlegt und nun stecke ich etwa bei der Hälfte der geforderten Seitenanzahl fest und komme nicht weiter.

Aber egal, ich fahre also ins Büro und mache mich an die Arbeit. Sylvie ist meine Lieblingskollegin und heute habe ich aufgrund meiner Teamzuteilung das Glück, den ganzen Tag mit ihr arbeiten zu dürfen. Eigentlich sind wir inzwischen eher Freundinnen als nur Kolleginnen. Wir telefonieren auch gerne am Abend, wie ich das sonst nur mit Christine, meiner ältesten und besten Freundin, mache und verbringen unsere Mittagspause grundsätzlich gemeinsam.

Den ganzen Vormittag über ist es ruhig, doch als wir vom Mittagessen wieder ins Büro kommen, wartet Herr Hofer, unser Vorgesetzter, bereits auf uns. Normalerweise beglückt er unser Stockwerk nur dann mit seiner Anwesenheit, wenn ein wichtiges Kundenmeeting ansteht, bei dem ich meistens als seine Assistentin auftreten muss, damit er sich wichtiger vorkommt. Aber heute Mittag taucht er auch ohne Kundenmeeting auf und zitiert mich ins Besprechungszimmer.

Als ich reinkomme, deutet er auf den Stuhl ihm gegenüber und mich beschleicht schon so ein eigenartiges Gefühl.

Er räuspert sich gewichtig. »Fräulein Manninger, wie lange sind Sie denn nun schon bei uns?«

Ich kann es nicht ausstehen, wenn mich jemand Fräulein nennt. Wir sind schließlich nicht mehr in den Fünfzigern. Trotzdem rechne ich jetzt brav nach und antworte wahrheitsgemäß: »Etwas mehr als zwei Jahre, Herr Hofer!«

Er nickt. »Zwei Jahre, in denen Sie an Ihrer Diplomarbeit schreiben. Wann wird sie denn nun endlich fertig?«

»Ich … also … so genau …«, stottere ich vor mich hin, bis er mich unterbricht.

»Wie ich sehe, sind Ihre Pläne diesbezüglich ja schon sehr ausgereift«, meint er mit hochgezogenen Augenbrauen und lehnt sich mit verschränkten Armen in seinem Stuhl zurück.

Ich schweige, weil ich einfach nicht weiß, was ich ihm entgegnen soll.

»Sehen Sie, Fräulein Manninger, Sie sind eine hervorragende Praktikantin, aber wir beschäftigen grundsätzlich keine Praktikanten länger als zwei Jahre. Normalerweise übernehmen wir sie dann ins Stammpersonal als fixe Mitarbeiter. Allerdings setzt dies voraus, dass ihre Ausbildung abgeschlossen ist. Bei Ihnen ist das leider nicht der Fall. Und offenbar setzen Sie auch nicht sehr viel daran, dass Ihre Diplomarbeit in nächster Zeit fertig wird.« Er sieht mich tadelnd an und unweigerlich fühle ich mich, als würde ich in der Schule dem Direktor gegenübersitzen.

»Fräulein Manninger, aus diesem Grund muss ich Ihnen leider hiermit mitteilen, dass Ihr Praktikumsplatz ab nächster Woche anderweitig vergeben wird. Da Sie Ihre vorgegebene Wochenarbeitszeit bereits erfüllt haben, möchte ich Sie bitten, Ihre Sachen zu packen und den Rest des Tages freizunehmen. Ich wünsche Ihnen alles Gute für Ihre Zukunft!«

Es klingt, als hätte er diese Formulierung in einem Seminar zum Thema Mitarbeiterführung bereits hundertmal geprobt. Mit diesen Worten steht er auf und verlässt den Raum. Und ich bleibe im Besprechungszimmer sitzen wie eine Idiotin und starre vor mich hin. Warum hab ich ihn nicht angelogen? Wenn ich nun gesagt hätte, ich bin mit der Rohfassung längst fertig und es fehlt nur noch der letzte Schliff?

Wie betäubt gehe ich in Sylvies Büro und stopfe Handy und Kaffeetasse in meine Handtasche. Da ich keinen fixen Schreibtisch habe, sondern ständig zwischen den Abteilungen herumwandere, gibt es nicht sehr viele persönliche Sachen von mir, die ich packen könnte. Sylvie sieht mich überrascht an.

»Was zur Hölle machst du denn da? Das wird heute nichts mit einem frühen Feierabend, wir müssen noch die Kellnerinnen für das Sommerfest dieser Anwaltskanzlei checken und unter den Studenten zwei Hilfsbademeister finden.« Dann sieht sie mich prüfend an. »Was ist denn passiert?«, will sie dann sofort wissen.

»Die Firma beschäftigt Praktikantinnen nur maximal zwei Jahre, dann wird erwartet, dass man sein Studium beendet hat und fix eingestellt werden kann. Und da ich meine Diplomarbeit bis jetzt noch nicht auf die Reihe bekommen habe, ist meine Zeit hier um«, erkläre ich und sacke kraftlos auf meinen Stuhl, den ich eigentlich gerade räumen sollte. Ich will hier nicht losheulen, obwohl mir gerade danach wäre.

Sylvie ist von der Nachricht total überfahren.

»Ja, aber du bist doch dran und manchmal dauert das eben ein wenig. Der soll sich mal nicht so anstellen, du bist die beste Kollegin, die ich mir vorstellen kann. Und nicht nur weil du meine Freundin bist, sondern auch aus rein wirtschaftlicher Sicht. Wo kriegt er denn eine vollwertige Arbeitskraft für den Pappenstiel, den er den Praktikanten zahlt, hm?« Langsam redet sie sich in Rage. »Soll ich noch mal mit ihm reden?«, bietet sie mir an.

Doch als Hofer in diesem Moment an der offenen Bürotür vorbeigeht und bei meinem Anblick demonstrativ die Augenbraue hebt, schüttle ich den Kopf.

»Nein danke, du weißt ja, dass er sich hier als Alleinherrscher sieht, dessen Entscheidungen nicht angezweifelt werden dürfen. Und ich denke es ist genug, wenn eine von uns heute ihren Job verliert. Ich melde mich heute Abend bei dir.«

Ich schleiche zu meinem Auto und wähle auf dem Weg die Nummer von Roberts Handy. Es ist jedoch ausgeschaltet. Wahrscheinlich ist er noch in dem Meeting. Verdammt! Dann versuche ich es bei Christine. Wir sind miteinander aufgewachsen und schon seit der Grundschule die besten Freundinnen. Ich war ihre Trauzeugin, als sie vor zwei Jahren ihren Michael geheiratet hat, und wenn Robert mich einmal fragen sollte, wird sie diese Aufgabe auch für mich übernehmen. Wir haben alles zusammen durchgestanden. Schulfeiern, Prüfungsstress, schlechte Noten, Liebeskummer, Pickel – so was schweißt schon sehr zusammen. Aber auch ihr Handy ist aus. Nein, nein, nein!

Meine letzte Hoffnung ist Roberts Büronummer. Vielleicht können die mich ja als Notfall ins Meeting durchstellen. Ich muss jetzt einfach mit jemandem reden. In seinem Büro erreiche ich jedoch nur seinen Kollegen. Aber auf meine Frage nach Robert teilt er mir überraschend mit, dass er bereits nach Hause gefahren ist. Erleichtert bedanke ich mich und mache mich auch auf den Weg in die Wohnung.

Während ich im Auto sitze, geht es mir langsam besser. Robert weiß Rat, das tut er immer. Wir werden reden, ein Glas Wein trinken und gemeinsam eine Lösung finden. Wir sind einfach ein Spitzenteam. Es wird weitergehen. Vielleicht denke ich in ein paar Jahren an diesen Tag zurück und bin dankbar, dass alles so gekommen ist. Weil danach alles besser wurde, als ich es mir erträumt hatte.

Ich schließe die Wohnungstür auf und werfe den Schlüssel in die Schale auf der Kommode.

»Robert?«, rufe ich in die Stille. Vielleicht kauft er noch etwas ein. Das ist grundsätzlich seine Aufgabe, ebenso wie kochen. Wenn es mir überlassen wäre, würden wir kläglich verhungern. Meine Kochkenntnisse reichen über Kaffee und Wurstbrote nicht hinaus. Bei den ersten Gesprächen über unser Haus hätte ich doch glatt die Küche gänzlich vergessen.

Ich gehe zum Kühlschrank und gieße mir ein Glas Orangensaft ein, das ich jedoch prompt über mein weißes Top schütte. Nach leisem Fluchen mache ich mich auf den Weg ins Schlafzimmer, um mir ein frisches Oberteil zu holen.

Ich öffne die Schlafzimmertür und stehe vor … Robert! Im Bett, in unserem gemeinsamen Bett und er ist nicht allein. Ein blonder Hinterkopf ragt mir entgegen. Offenbar haben die beiden nicht bemerkt, dass ich nach Hause gekommen bin, sehr wohl jedoch, dass sich eben die Schlafzimmertür geöffnet hat. Der Anblick schockt mich so sehr, dass ich unfähig bin mich zu bewegen. Es ist wie ein Autounfall – schrecklich anzusehen, aber wegsehen kann man trotzdem nicht. Doch total zur Salzsäule erstarre ich erst, als die beiden auseinanderfahren und ich auch das Gesicht der zweiten Person erkennen kann. Es ist Christine, meine beste Freundin.

Robert schafft es nur, ein entsetztes »Alexandra« hervorzupressen. Christine ist völlig sprachlos. Die beiden versuchen, die Decke etwas über sich zu ziehen, um zumindest die intimsten Teile zu verdecken. Als ob es darauf jetzt noch ankommt! Vor allem bei Robert, schließlich kenne ich seine intimsten Teile seit sechs Jahren sehr genau. Ich zwinge mich die Augen zu schließen, damit ich vielleicht einen einzigen klaren Gedanken fassen kann. Einatmen, ausatmen, einatmen …

Robert versucht erneut ein »Alexandra«, doch ich hebe abwehrend die Hand.

»Ich … ich will nichts hören! Gar nichts, weil alles, was ihr jetzt sagen würdet, wäre zu sehr … Klischee!« Meine Erstarrung löst sich und ich stürze zur Wohnungstür. Ich muss raus hier. Sofort. Doch Robert ist schneller und holt mich ein. Nackt. Er hält mich am Arm fest.

»Alexandra, es ist …«

»Was?«, schreie ich. Wut, Verzweiflung, Enttäuschung, Kränkung – alles mischt sich zusammen und entlädt sich in diesem einen Wort. Angeekelt schüttle ich seine Hand ab. »Halt einfach den Mund, ich will es nicht hören! Was willst du denn jetzt sagen? Es ist nicht das, wonach es aussieht? Es ist nicht so wie du denkst? Es tut dir leid? Es war nur dieses eine Mal? Nein! Es ist genau so wie es aussieht und so wie ich denke. Du poppst da drinnen – in unserem Schlafzimmer – meine beste Freundin. Und das bestimmt nicht zum ersten Mal. Sie ist doch dein wichtiger Kunde, den du seit zwei Monaten ständig vorschiebst, oder? Ihr hintergeht mich und belügt mich und es tut verdammt noch mal keinem von euch leid, sonst würdet ihr es nicht tun. Es tut euch nur leid, dass ich es herausgefunden habe. Also erspar mir dieses scheiß Klischee und lass mich in Ruhe. Und deiner Spielgefährtin da drinnen kannst du dasselbe ausrichten. Mit euch beiden bin ich fertig!«

Ehe er noch etwas sagen kann, schnappe ich mir Autoschlüssel und Handtasche, knalle die Tür hinter mir zu und flüchte geradezu in mein Auto. Ich starte und fahre los, auf dem schnellsten Weg auf die Autobahn, denn so bringe ich am raschesten Kilometer zwischen mich und dieses verlogene Betrügerpaar.

Und jetzt sitze ich hier, im Auto auf der Autobahn, ohne einen Schimmer, wie es weitergehen soll und sogar zu geschockt, um auch nur eine einzige Träne vergießen zu können und frage: Kennt ihr das? Man denkt: Gott, heute ist ein total beschissener Tag! Doch der Tag läuft weiter und dann passieren erst die Dinge, die den Tag wirklich zu einem beschissenen Tag machen.

2.

Ich denke, ich fahre schon etwa eine Stunde planlos umher, bevor ich mich umsehe, um zu erkunden, wo ich eigentlich gerade bin. In ein paar Wochen werden mir die drei Blitzerfotos, die ich inzwischen bestimmt schon eingefahren habe, sicher verraten wo genau meine Wut auf meinen Ex-Freund und meine Ex-beste-Freundin am größten war, aber es wäre ja auch jetzt nicht schlecht, vorsichtig nachzusehen, in welche Richtung meine Flucht eigentlich geht. Außerdem stellt sich mir langsam die Frage, wohin ich soll. Schließlich kann ich nicht den Rest meines Lebens im Auto verbringen. Für manche Menschen wäre nun das Elternhaus der einzig wahre Zufluchtsort. Ich bin keiner dieser Menschen.

Meine Eltern würden meine momentane Situation und meinen Gemütszustand nicht verstehen. Meine Mutter würde die Schuld sofort allein bei mir suchen (»Anscheinend hast du ihm irgendwas nicht geben können, Kind.«) und mein Vater würde Robert wahrscheinlich noch in Schutz nehmen (»So was kann schon mal passieren, deswegen wirft man doch nicht gleich alles hin.«).

Und in einer Sache wären sich beide einig: Dass ich mich vielleicht ein Wochenende bei ihnen verkriechen kann, um Robert einen Denkzettel zu verpassen, aber dann wieder zurück in unsere Wohnung muss. Wie würde das denn vor den Nachbarn aussehen, wenn ich länger bei ihnen übernachten würde? Außerdem darf man sich doch die Chance auf ein Haus und eine Familie nicht durch so einen kleinen Ausrutscher zunichtemachen.

Es ist also klar: Ich werde keinesfalls und unter gar keinen Umständen zurück zu meinen Eltern fahren! Da ich aber trotzdem finde, dass meine Familie das ist, worauf ich mich jetzt verlassen sollte, fahre ich zu der einzigen Person, die mich verstehen könnte: meine Zwillingsschwester Elisabeth!

Ich sage könnte, weil meine Schwester und ich nicht das beste Verhältnis zueinander haben. Ja, ich weiß, Zwillinge haben angeblich ein besonders enges Band, verstehen sich blind und spüren über hunderte Kilometer, wenn es dem anderen schlecht geht. In diesem Punkt hat die Evolution bei mir und Elisabeth versagt. Wir gleichen einander zwar wie ein Ei dem anderen, egal ob bei Augenfarbe, Größe, Haarfarbe, Stimme oder Konfektionsgröße (manchmal kann uns nicht mal unsere Mutter auseinanderhalten), aber diese typische Nähe hat sich bei uns nie eingestellt. Wir sehen uns einmal im Jahr und zwar zu Weihnachten, wenn wir beide zu unseren Eltern fahren. Und ich könnte nicht behaupten, dass mir das restliche Jahr über etwas fehlt.

Elisabeth (genau genommen Elisabeth Karoline Emilia – man sieht, an Namen für uns hat es unseren Eltern nicht gemangelt) betreibt nach ihrer Ausbildung zur Köchin seit vier Jahren mit ihrem Lebensgefährten Paul ein kleines Restaurant mit Namen L&P in einem noch kleineren Ort an der Ostsee. Ich war noch nie dort. Aber ich habe ihre genaue Adresse in meinem Notizbuch notiert und gebe diese bei der nächsten Pinkelpause in mein Navigationsgerät ein. Die Route wird berechnet und die freundliche Frau, die aus meinem Navi spricht, teilt mir mit, dass ich noch eine Menge Zeit auf der Autobahn verbringen werde. Doch es stört mich nicht, was verpasse ich denn schon in meinem Leben?

Es ist bereits dunkel und sehr spät, als ich an einer Haustüre klingle und verzweifelt bete, dass es die richtige ist. Es ist zumindest die Hintertür des L&P. Minuten später öffnet sich die Tür und … ich blicke in einen Spiegel. Die Überraschung im Gesicht meiner Schwester ist wohl kaum zu übertreffen.

»Alexandra!? Was machst du denn hier?«

Hätte ich vorher anrufen sollen? Langsam bin ich unsicher, ob die Idee hierherzukommen wirklich gut war, aber seien wir mal ehrlich, wo hätte ich sonst hinfahren sollen?

»Ich … wollte dich besuchen?« Es ist mehr eine Frage als eine Antwort.

»Du hast mich noch nie besucht«, stellt sie fest. Dann sieht sie mich prüfend von oben bis unten an. »Komm rein, ich lass dir ein Zimmer fertig machen.« Ich nicke nur dankbar.

Es stellt sich heraus, dass zu dem Restaurant eine kleine Pension mit Gästezimmern gekommen ist. Wir reden eigentlich gar nicht, während Elisabeth in ihrem Reservierungsbuch nachsieht, welches Zimmer sie mir geben kann.

»Ich kann auch gern auf der Couch schlafen, es macht mir nichts aus«, werfe ich kleinlaut ein.

Doch meine Schwester schüttelt nur den Kopf. »Du kommst mich hier zum ersten Mal besuchen, hast Stunden auf der Autobahn verbracht und siehst furchtbar aus. Du kriegst ein Zimmer, wo du deine Ruhe hast und morgen erst mal ausschlafen kannst und damit basta!«

Ich widerspreche nicht, denn ehrlich gesagt hat sie in allen Punkten recht. Als ich mich vorhin im Vorbeigehen in einem Spiegel gesehen habe, dachte ich, die Vampire sind eingefallen und haben die Pension in Besitz genommen. Meine Augen sind glanzlos und sitzen tief in den Höhlen, die schwarzen Ringe darunter und die blasse Gesichtsfarbe, als hätte ich nicht einen Tropfen Blut in mir, tun ihr Übriges – ich sehe wirklich so aus, wie ich mich fühle.

Also folge ich ihr in den ersten Stock und lasse mich in ein gemütliches Zimmer schieben. Dort überreicht sie mir den Schlüssel.

»Das Bad ist gleich hier rechts, Handtücher sollten vorhanden sein und wenn du noch was brauchst, wähl am Telefon dreiunddreißig, dann landest du bei uns in der Wohnung.« Ich nicke dankbar und sie verlässt nach einem »Schlaf gut!« das Zimmer.

Elisabeth ist kein kühler Mensch, auch wenn es im ersten Moment so erscheinen mag. Sie hat einfach die Gabe, sich in Krisensituationen auf das Wesentliche zu beschränken. Das macht sie auch bestimmt zu so einer guten Küchenchefin. Wenn es brenzlig wird, schaltet sie, anders als die meisten Menschen, die emotionale Ebene stark zurück und konzentriert sich auf Problembewältigung und darauf, das Schlimmste zu verhindern. Da wird nicht gemotzt und beschuldigt, wenn mal etwas schiefgeht, sondern gerettet, was noch zu retten ist, und improvisiert. Und bis dann Zeit ist, um den Mist, den jemand gebaut hat, anzusprechen, ist die größte Wut schon verraucht und es kann ruhig diskutiert werden.

Ich weiß, dass sie mich fragen wird, warum ich wirklich hier bin, aber momentan hat sie einfach die Krise bemerkt und versucht, die Grundbedürfnisse wie duschen und schlafen als Erstes zu befriedigen. Und ich kann gar nicht sagen, wie froh ich darüber bin. Nach stundenlangem Grübeln ist eine ausführliche Erklärung und Schilderung meiner Lage wirklich das Letzte, das ich jetzt will.

Müde tapse ich ins Bad und dusche erst mal. Ich werde nicht hellwach dadurch, aber ich habe ein wenig das Gefühl, als könnte ich den vermeintlichen Schmutz, den der Anblick von Robert und Christine hinterlassen hat, etwas abwaschen. Als ich, in ein kuscheliges Handtuch gewickelt, vor dem Spiegel stehe, greife ich nach meiner Haarspange und lasse mein Haar über die Schultern fallen. Ich habe Kopfschmerzen vom vielen Nachdenken und von dieser dämlichen Spange, die immer viel zu fest sitzt. Aber Hauptsache, Robert hat sie gefallen. Man sieht ja, wie viel mir das gebracht hat. Wütend werfe ich das Teil in den Abfalleimer.

Mein nächstes Problem ist, dass ich ohne Unterwäsche und einem T-Shirt oder Nachthemd nicht schlafen kann. Im Winter sind auch Socken ein Muss, ansonsten verwandeln sich meine Zehen in kleine Eisklümpchen und mein Zähneklappern weckt das ganze Haus. Aber durch meine überstürzte Flucht sind die Klamotten, die ich schon seit heute Morgen trage, alles, was ich bei mir habe. Tja, diesen Tagesverlauf hatte ich auch nicht erwartet, als ich um halb sieben vor dem Kleiderschrank stand.

Ich entdecke im Bad noch einen Bademantel, den ich gerade überstreife, als es an der Tür klopft. Zögerlich öffne ich und vor mir steht erneut Elisabeth.

»Ich dachte, ich bring dir noch was vorbei, weil du ja mit sehr leichtem Gepäck angereist bist.« Mit diesen Worten überreicht sie mir Unterwäsche, ein kurzes Satinnachthemd, Filzpantoffeln, eine neue Zahnbürste, Zahnpasta und eine Kopfschmerztablette.

Mir steigen Tränen in die Augen. Habe ich schon erwähnt, dass ich meine Schwester sehr liebe? Wortlos nimmt sie mich in den Arm und ich kann meinen Tränen endlich freien Lauf lassen.

Ich schluchze herzzerreißend, all die Verzweiflung und Wut über den verlorenen Job und den Betrug von Christine und Robert verwandeln sich in Tränen, die sich in Sturzbächen über meine Wangen ergießen.

Als sich der Tränenfluss endlich legt, schiebt Elisabeth mich etwas von sich und schaut mir ins Gesicht.

»Besser?«, fragt sie dann und ich zucke die Schultern.

»Leg dich hin und schlaf dich aus! Morgen kommst du dann einfach runter an die Rezeption, ich bin den ganzen Tag im Haus, na ja besser gesagt in der Küche.« Sie lächelt und ich versuche mich auch an einem Lächeln, das jedoch kläglich misslingt.

»Danke«, stoße ich hervor, aber Elisabeth streichelt nur tröstend meinen Arm und lässt mich allein.

Ich ziehe mich an, schlucke die Kopfschmerztablette, putze meine Zähne und gehe zu Bett. Ich frage mich gerade noch, ob ich wohl schlafen kann, da bin ich schon eingeschlafen.

3.

Als ich aufwache, ist es schon sehr hell draußen. Ich sehe mich suchend nach einer Uhr um, aber anscheinend gibt es so etwas in diesem Zimmer nicht. Hm, ist ja auch eigentlich ein Zimmer für Urlauber. Da achtet man nicht so auf die Zeit, außer vielleicht bei der Frage, ob es für das Frühstück wohl schon zu spät ist.

Ich hatte ja ein wenig die Hoffnung, das war nur ein böser Traum und alles ist wieder in Ordnung, wenn ich aufwache, aber dem ist natürlich nicht so. Als mir meine Situation wieder voll bewusst wird, ziehe ich überfordert die Decke über den Kopf, rolle mich zusammen wie ein Igel und beschließe, dass ich noch eine Runde Schlaf brauche, bevor ich mich meinem Leben stelle.

Ich muss wohl wieder einige Stunden geschlafen haben, als ich von einem Klopfen an der Tür geweckt werde. Erst denke ich, dass ich noch geträumt habe, aber dann vernehme ich es erneut: ein Klopfen und eine männliche Stimme. »Zimmerservice!«

»Das ist ein Irrtum, ich habe nichts bestellt«, rufe ich durch die geschlossene Tür.

»Ein Gruß aus der Küche von der Chefin persönlich«, kommt zurück.

»Vielen Dank, aber ich habe keinen Hunger.« Allein wenn ich jetzt an Essen denke, wird mir übel. Ich höre, wie sich Schritte entfernen.

Verdammt, wie spät ist es? Ich angle nach meiner Handtasche. Da muss doch irgendwo mein Handy sein. Als ich es finde, erstarre ich.

Es war noch auf lautlos geschaltet, von meiner Besprechung mit Herrn Hofer. Das alles kommt mir jetzt vor, als wäre es schon vor Wochen gewesen. Mein Handy zeigt vierzehn Anrufe in Abwesenheit und zwanzig neue Nachrichten an. Ich frage mich kurz, ob ich einfach alles löschen soll und das Handy abschalten, aber schließlich siegt die Neugierde.

Die meisten Anrufe sind von Christine und Robert. Ich frage mich, warum die überhaupt anrufen. Zwei Anrufe sind jedoch von Sylvie. Ja, natürlich, wir hatten ja auch verabredet, dass wir am Abend telefonieren. Die Nachrichten sind alle von Robert und Christine. »Bitte melde dich!« »Wir müssen reden!« »Ich kann dir das erklären!« Ja, klar! Was wollen sie mir erklären? Was genau sie gemacht haben? Danke, das hat mir meine Mutter schon vor vielen Jahren erklärt. (Nicht, dass ich noch gerne an dieses Gespräch zurückdenken würde!) Außerdem hatte ich ja gestern das zweifelhafte Vergnügen, mir ein ziemlich genaues Bild davon zu machen, was die beiden miteinander angestellt haben. Noch mehr Details müssen nun wirklich nicht sein. Ich lösche alle Nachrichten. Sylvie schreibe ich kurz: »Bin weggefahren, melde mich, wenn ich wieder zurück bin.« Auch wenn ich eigentlich nicht weiß, wann das sein wird und wohin ich zurück soll. Schließlich habe ich keine eigene Bleibe, seit ich vor fünf Jahren bei Robert eingezogen bin.

Die Uhrzeit kann ich nun endlich von meinem Handy ablesen und erschrecke, als ich sehe, dass es bereits vier Uhr Nachmittag ist.

Es klopft erneut und ich höre dumpf die Stimme meiner Schwester durch die Tür: »Alexandra? Alles in Ordnung?«

Ich ergebe mich meinem Schicksal, kämpfe mich aus dem Bett und lasse sie herein. »Na ja, soweit nach dem, was ich erlebt habe, alles in Ordnung sein kann«, murmle ich und verkrümle mich gleich wieder ins Bett.

»Du hast meinen Zimmerservice zurückgeschickt, da dachte ich, ich schau mal nach dir.« Das Tablett mit dem Essen hat Elisabeth wieder mitgebracht und stellt es nun neben mir aufs Bett.

»Willst du nicht doch eine Kleinigkeit essen?«

Ich angle nach der Tasse Kaffee, schüttle aber den Kopf. »Kaffee reicht mir momentan. Hast du Zucker da?« Milch ist heute überflüssig. Ich trink den Kaffee schwarz – passend zu meiner Stimmung. Elisabeth gibt mir wortlos den Zuckerstreuer und macht es sich ebenfalls auf dem Bett bequem.

»Ich hab gerade ein wenig Zeit und da wollte ich dir die Gelegenheit geben mit mir zu reden.«

»Und worüber?«, druckse ich herum.

»Alexandra, nun komm schon! Du warst noch nie hier, du bist stundenlang gefahren ohne vorher anzurufen, du hast kein Gepäck dabei und du siehst schrecklich aus. Gestern Abend hast du mir noch die Schulter voll geheult. Meinst du nicht, ich sollte wissen, wem oder was ich deinen Besuch zu verdanken habe?«

Sie hat recht. Aber trotzdem bringe ich nichts heraus.

»Ist es Robert, dein Job, dein Studium oder sind es unsere Eltern?«, rät Elisabeth drauflos.

»Ja«, sag ich einfach nur. Stimmt ja, irgendwie passt alles. Meine Schwester sieht mich erstaunt an.

»Ich habe gestern meinen Job verloren, weil es meinem Chef nicht passt, dass ich meine Diplomarbeit immer noch nicht fertig habe. Als ich nach Hause gekommen bin, hab ich Robert mit meiner besten Freundin im Bett erwischt und wenn ich zu Mama und Papa gefahren wäre …«

»… hätten sie dir die Schuld für alles gegeben und hätten dir geraten, zu Robert zurückzufahren, damit du deinen Traum von einem Haus und Kindern weiterträumen kannst. Oder eher, ihren Traum!« Erstaunt sehe ich sie an. Offenbar versteht sie mich besser als ich dachte.

Ich lehne mit dem Rücken gegen das Kopfteil des Bettes und meine Schwester sitzt in derselben Position neben mir. Wir schweigen beide, bis Elisabeth in die Stille sagt: »Arsch!«

Ich lache sarkastisch auf. »Mein Chef, Robert, Christine oder unsere Eltern?«

»Ja«, meint meine Schwester. »Was hast du jetzt vor?«

Dasselbe hab ich mich gestern gefragt und heute, aber ich finde einfach keine Antwort.

»Tja, mein Lebensplan hat vorgesehen, dass ich in der Firma eine Festanstellung kriege, Robert mich heiratet und ich vielleicht doch noch ein Thema für meine Diplomarbeit finde, das mich nicht so sehr langweilt, dass ich in der Mitte aufgebe. Aber ich denke, dieser Plan ist seit gestern Geschichte.«

Elisabeth nickt und sieht mich eindringlich an. Dann sagt sie: »Weißt du, dass ich dich noch nie so geliebt hab wie in diesem Moment? Versteh mich jetzt bitte nicht falsch, aber lange Zeit habe ich dich fast gehasst. Du warst immer die Bessere von uns beiden. Immer die, die in den Augen aller anderen alles richtig gemacht hat. Und ich hab so verdammt oft gehört, ich soll mir doch ein Beispiel an dir nehmen und warum ich nicht mehr wie du sein kann. Du hast studiert, hast Ehrgeiz, ich wollte ja nur Köchin werden, wer macht denn das schon, das ist doch kein Beruf. Du hattest einen Freund, den unsere Eltern geliebt haben, der studiert hat und beruflich erfolgreich ist, Paul ist in den Augen von Mama und Papa doch ein Mensch zweiter Klasse, weil er nur Kellner ist und nicht aus einer Großstadt kommt. Unser Plan, uns hier eine eigene Existenz aufzubauen, ist immer nur auf Unverständnis gestoßen. Das wird doch nichts, ich vergeude nur mein Leben, ich gehe ja ins letzte Kaff. Robert und du, ihr habt es ja in ihren Augen quasi schon geschafft. Er kann dir Rückhalt bieten, bald ein Haus am Stadtrand, du bist abgesichert, wenn mal Kinder da sind, musst du nicht mal mehr arbeiten gehen, denn Robert versorgt dich schon. Und ich? Mich hat noch nicht mal irgendwer gefragt, ob ich jemals Kinder will, denn ein Enkelkind mit Pauls Genen wollen sie ja ohnehin nicht. Ich weiß ja, du kannst für all das nichts, aber du warst immer das Vorbild, das man mir vorgehalten hat. Und ich konnte es irgendwann nicht mehr hören. Aber als du gestern vor mir gestanden bist, offenbar bis zum Rand mit Problemen zugepflastert, da hab ich dich einfach nur geliebt, weil ich gesehen hab, dass du auch nur ein Mensch bist.«

Ich blicke meine Schwester an und sehe die Tränen in ihren Augen. Und ich verstehe sie. Wir umarmen uns und zum ersten Mal seit unserer Kindheit fühle ich Nähe zwischen uns.

Es war richtig, dass ich hierhergekommen bin.

»Ich hab keine Ahnung wie es weitergeht! Ich hab noch nicht mal eine Wohnung. Und auch keinen Job, mit dem ich eine bezahlen könnte.«

»Also bis auf Weiteres bleibst du hier. Blas noch ein paar Tage Trübsal, bade im Selbstmitleid und bleib im Bett so lang du willst. Und wenn du genug davon hast, überlegen wir uns gemeinsam etwas. Ich muss jetzt wieder runter, aber das Essen lass ich dir hier und wenn du noch was brauchst, organisier ich dir ausnahmsweise auch den Zimmerservice. Ruf einfach an. Dreiunddreißig ist unsere Wohnung, vierzig ist die Küche und fünfunddreißig das Büro, wo ich allerdings nur sehr selten bin, weil ich den Bürokram einfach hasse.«

Ich nicke dankbar und als sie gegangen ist, fühle ich mich nur noch halb so verloren wie noch vor einer Stunde. Ich sehe mich im Zimmer um und mir gefällt, was ich sehe. Elisabeth und ich haben scheinbar den gleichen Geschmack. Ich angle nach der Fernbedienung und schalte den Fernseher ein. Eine Sitcom – wunderbar, etwas Anspruchsvolles wäre jetzt auch nicht das Richtige gewesen.

4.

Als ich aufwache, zeigt mein Handy acht Uhr morgens. Ich muss wohl irgendwann eingeschlafen sein, nachdem ich das Tablett meiner Schwester doch noch leer gegessen und mir stundenlang seichtes Programm reingezogen habe. Wieder sind fünf Nachrichten von Christine und Robert gekommen. Ich lösche sie, ohne sie zu lesen. Auf das Geschleime und ihre verlogenen Ausreden kann ich verzichten. Dann stelle ich das Handy aus. Es ist, als würde ich mein aus den Fugen geratenes Leben mal für eine Weile auf Pause stellen.

Ich entscheide mich dafür aufzustehen. Also mache ich sogar mein Bett und springe im Bad unter die Dusche. Die Haare werden gewaschen und zu einer Löwenmähne geföhnt. Allerdings stehe ich dann erneut vor dem Klamottenproblem. Also schnappe ich mir das Telefon und tippe nach kurzem Überlegen die vierzig für die Küche ein. Ich hab so das Gefühl, dass ich meine Schwester hier am ehesten erreiche.

»Ja, Rainer hier«, ertönt eine geschäftige Stimme aus dem Hörer.

»Äh, hallo! Hier ist Alexandra, könnte ich kurz mit Elisabeth sprechen?«

»Mit wem?« Hab ich mich verwählt? Quatsch, das ist eine Hausleitung, da wird doch wohl jeder die Chefin kennen!?

»Mit Elisabeth«, wiederhole ich tapfer.

»Ach so. Lilly, ist für dich«, höre ich ihn rufen. Lilly? Meint der meine Schwester? In unserer Familie gab es nie Spitznamen. Obwohl es bei den vielen Namen, mit denen meine Schwester und ich gesegnet sind, sicher tausend Möglichkeiten gegeben hätte, hat uns nie jemand anders genannt als Elisabeth und Alexandra. Und wenn wir als Kinder etwas angestellt hatten, benutzte meine Mutter sogar immer alle Namen, wenn sie uns ausschimpfte.

»Hallo, Schwesterherz«, tönt es nun aus dem Hörer.

»Lilly? Seit wann bist du denn Lilly?«, frage ich nur, immer noch total erstaunt.

Elisabeth lacht. »Hier bin ich schon seit Jahren Lilly. Elisabeth nennen mich eigentlich nur mehr unsere Eltern und du.«

Ich lache auf. »Ich wusste es! Was dich betrifft, bin ich einfach kein Insider. Aber ich habe eigentlich ein anderes Problem. Ich hab nichts anzuziehen, also außer den Sachen, mit denen ich schon ewig im Auto gesessen habe«, rücke ich heraus.

»Das lässt sich ändern«, meint Elisabeth, also Lilly, und legt auf.

Wenige Minuten später klopft es. Mit einem Stapel Klamotten schiebt sich meine Schwester an mir vorbei.

»Ich hoffe, wir haben immer noch dieselbe Größe. Hab dir gleich ein paar Sachen mehr mitgebracht, weil ich ja nicht weiß, was du normalerweise so trägst.«

Wir kennen uns wirklich zu wenig.

»Danke«, murmle ich und werde umarmt.

»Ich freu mich, dass du dich entschieden hast, aufzustehen.« Elisabeth lächelt. »Aber jetzt muss ich wieder los, sonst geschieht in der Küche noch ein Unglück und es gibt kein Mittagessen.«

Als sie wieder weg ist, schlüpfe ich in ein buntes Trägertop, eine blaue kurze Hose und in die weißen Sneakers, die Elisabeth mir mitgebracht hat. Alles passt wie angegossen. Wie ich schon sagte, von der Haarfarbe über die Stimme bis hin zur Konfektionsgröße – bei uns ist alles gleich.

Dann beschließe ich, eine Erkundungstour durch die Pension und das Restaurant zu machen.

Klein aber fein, das ist die richtige Beschreibung für das, was ich sehe. Die Aufteilung ist gut geplant, Paul und Elisabeth müssen einen guten Architekten beauftragt haben. Und die Ausstattung strahlt so viel von meiner Schwester aus, dass ich ganz beeindruckt bin, wie herzlich und familiär sich hier alles anfühlt.

Die Pension hat nur fünfzehn Zimmer, aber ich entdecke im Treppenhaus, dass wohl die Möglichkeit zu einem weiteren Ausbau gegeben ist. Alles ist hell und freundlich gehalten und an jeder Ecke findet man ein kleines Detail, das die warme Atmosphäre unterstreicht. Als wäre man nicht in einem Hotel, sondern im großen Eigenheim einer Freundin untergebracht.

Auf dem Weg zum Speisesaal entdecke ich neben Elisabeths Meisterbrief ein Foto von meiner Schwester und Paul vor dem Rohbau der Pension. Sie strahlt so in die Kamera, dass ich mich unweigerlich frage, wann ich zum letzten Mal so einen glücklichen Gesichtsausdruck hatte.

Als ich den Speisesaal betrete, bleibe ich überwältigt stehen. Zwei Wände sind komplett aus Glas und zeigen den Ausblick auf die Ostsee. Eine Wand lässt sich teilweise öffnen und bietet so einen Ausgang auf die Terrasse, die windgeschützt ist, durch den Küchenzubau. Hier kann man bestimmt noch bis in den Herbst draußen sitzen. Mein Gott, das Grundstück in dieser Lage muss ein Vermögen gekostet haben.

Hier ist noch alles fürs Frühstück gedeckt, aber irgendwie wage ich es nicht, mich einfach an einen Tisch zu setzen. Ich sehe den Eingang zur Küche und höre das emsige Treiben darin. Ich denke, da würde ich jetzt nur stören.

Hinter der Rezeption entdecke ich, neben dem Durchgang zur Wohnung meiner Schwester, das Büro. Verstohlen sehe ich mich um, als ich mich hineinschleiche.

Als Gast habe ich hier ja nichts verloren, aber irgendwie bin ich ja kein gewöhnlicher Gast. Ich möchte auch nur sehen, ob Elisabeth immer noch ihren verschrobenen Ordnungssinn hat.

Doch als ich mich hinter die Rezeption schleiche, kommt plötzlich eine blonde Frau Mitte dreißig um die Ecke und ruft: »Moment!«

Ich lege mir schon mal eine gute Entschuldigung zurecht. Notfalls kann Elisabeth ja alles aufklären.

»Der Gemüselieferant hat angerufen, er kommt morgen eine Stunde später«, meint mein Gegenüber nur und geht weiter.

»Äh, ja, ich … werde es ausrichten«, antworte ich verwirrt und setze mich im Büro an den Schreibtisch. Eigenartige Person!

Manche Dinge ändern sich nie, zumindest, wenn ich das Chaos – ok, nennen wir es alternatives Ablagesystem – von Elisabeth ansehe. Ich lächle, da steht plötzlich jemand in der Bürotür.

»Oh, ich … kann das erklären«, entschuldige ich mich gerade, doch der verärgerte Mann mit der Kochschürze lässt mich gar nicht ausreden.

»Was denn? Die Deichmanns haben eben ihren Tisch für vier Personen für heute Mittag auf zehn erhöht. Ich frag mich, wo wir die unterbringen sollen! Wir haben doch den Vierertisch gerade so noch einschieben können.«

»Oh, und auf der Terrasse ist auch nichts mehr frei?«, murmle ich verlegen, einen Ausweg suchend.

»Die haben doch extra einen Tisch drinnen reserviert. Aber Familie Hauser von Zimmer acht könnte ich fragen, ob sie vielleicht draußen sitzen möchten, die frühstücken gerade. Danke, Lilly!« Sagt es und ist weg.

»Aber ich … bin nicht Lilly«, versuche ich ihm nachzurufen, aber er hört mich nicht mehr.

Da erst geht mir ein Licht auf: Die Zwillingsfalle! In der Schule wurden wir sogar in zwei verschiedene Klassen gesteckt, weil die Lehrer uns einfach nicht auseinanderhalten konnten. Und offensichtlich hat sich nichts geändert. Ich muss hier schleunigst raus, bevor noch mehr Verwirrung entsteht. Doch als ich gerade aufstehen möchte, steht schon wieder jemand vor mir. Ein junger Mann um die zwanzig. Er sieht mich ein paar Sekunden an und hält mir dann seine Stundenaufzeichnung entgegen.

»Guten Morgen«, grüßt er freundlich.

»Ja, Morgen, ich …«, fange ich an, doch wieder komme ich nicht zu Wort.

»Könnten Sie das bitte Lilly geben oder einfach hier hinlegen?«, bittet mich mein Gegenüber.

Ich sehe ihn erstaunt an. »Ja, mach ich«, antworte ich zögernd.

»Sie sind Lillys Schwester aus Zimmer vier, richtig?«

Ich nicke. »Ja, woher wissen Sie das?«

»Ich war der Zimmerservice. Mein Name ist Niko.«

Ich strecke ihm die Hand hin. »Alexandra. Und wir können uns ruhig duzen.« Schließlich bin ich noch kein Fossil, möchte ich fast hinzufügen. Ich fühle mich immer extrem alt, wenn mich jüngere Menschen siezen.

Niko schüttelt meine Hand. »Du bist hier ein wohl gehütetes Geheimnis. Aber Zimmerservice ist bei uns nicht üblich und als Lilly mich gestern trotzdem hochgeschickt hat, musste sie mir gegenüber wohl oder übel damit rausrücken, welcher rätselhafte Gast in der Nacht von Freitag auf Samstag überraschend angekommen ist und so eine Sonderbehandlung erhält.« Er lächelt und zwinkert mir zu.

»Tut mir leid, dass ich dich nicht reingelassen hab«, entschuldige ich mich.

Aber Niko hebt abwehrend die Hände. »Du hattest sicher einen Grund.«

»Ich fürchte, ich hab ganz schön für Verwirrung gesorgt, weil mich hier einige für Elisabeth … äh … Lilly gehalten haben. Also der Gemüselieferant kommt morgen eine Stunde später und Familie Deichmann kommt statt mit vier nun mit zehn Personen.«

»Ich muss ohnehin gleich in die Küche, ich sag Lilly Bescheid.« Er dreht sich zum Gehen, doch eins muss ich noch fragen.

»Niko! Du hast doch hier drin nach Lilly gesucht. Als du mich gesehen hast, woher wusstest du, dass ich nicht Lilly bin?« Wenn es eine Lösung für die Zwillingsfalle gibt, will ich sie wissen.

Er überlegt einen Moment. »Der Ausdruck in deinen Augen ist anders als der von Lilly.«

Verdutzt sehe ich ihn an. »Und zwar?«

»Traurig!«

Mit dieser Aussage dreht er sich um und geht. Ich bin so … sprachlos. Was meine Augen angeht, hat er sicher hundertprozentig recht, aber dass gerade das die Zwillingsfalle außer Kraft gesetzt hat, wirft mich etwas aus der Bahn. Nicht, dass sonst alles so rund laufen würde!

Ich will gerade aus dem Büro gehen, als mir meine Schwester entgegenkommt. Sie trägt eine Kochschürze, die Haare zu einem Dutt zusammengesteckt und hat wie immer in den letzten Tagen ein fröhliches Lächeln auf den Lippen.

»Hey, du stiftest ja ganz schön Verwirrung. Komm, setz dich in den Speisesaal, ich bring dir Frühstück.«

Ehe ich noch etwas antworten kann, ist sie schon wieder hinter der Küchentür verschwunden.

Wenig später stehen Kaffee, Croissants, Butter und Honig vor mir. Da ich schon länger als eine Stunde wach bin, habe ich Hunger. Das ist leider immer so bei mir – zu Hause bring ich einfach nichts hinunter, aber sobald ich das Büro betrete, könnte ich eine ganze Kuh verdrücken.

»Niko hat mir alles erzählt. Die Zwillingsfalle hat also wieder mal zugeschlagen«, meint meine Schwester grinsend, als sie sich kurz zu mir setzt.

Ich sehe sie entschuldigend an. »Tut mir leid, ich wollte nicht den ganzen Betrieb durcheinanderbringen.«

Elisabeth macht eine abwehrende Handbewegung. »Quatsch! Nachdem du dich ja entschieden hast, wieder ins Leben zurückzukehren, werde ich dich heute ohnehin allen vorstellen und dann brauchen wir nur noch einen Code oder so etwas, damit die Leute uns auseinanderhalten können«, scherzt sie.

Ich angle nach einem Croissant. Den Kaffee nehme ich heute mit ein paar Tropfen Milch. »Na, viel Glück bei der Suche. Mama kann uns bis heute nicht unterscheiden, dabei hat sie uns zur Welt gebracht«, gebe ich zu bedenken.

»Paul kann uns helfen. Er weiß immer, welche von uns vor ihm steht.« Stimmt, auf den Freund meiner Schwester ist Verlass.

»Wo ist Paul denn eigentlich?«, frage ich, denn ich habe ihn heute noch nirgends entdeckt.

»Paul ist heute Morgen zu seiner Mutter gefahren. Er hat gestern ein paar Sachen für sie besorgt und die bringt er ihr heute vorbei. Aber du siehst ihn sicher später. Und bis dahin sollte ich vielleicht einfach die Kochjacke nicht mehr ausziehen, damit man mich eindeutig erkennt.«

Ich sehe Elisabeth von der Seite an.

»Ich hab mich hier mal etwas umgesehen«, sage ich beiläufig.

»Und was sagt die angehende Frau Betriebswirtin?«

»Übersichtlich und vorausschauend geplant, gute Lage, hervorragende Ausstattung, aber das Allerbeste ist, dass man an jeder Ecke merkt, wie viel Herzblut ihr hier reingesteckt habt.«

Als Dank für meine Einschätzung bekomme ich eine Umarmung. Als sie mich wieder loslässt, erzählt sie mit rosigen Wangen:

»Der Speisesaal ist mein kleines Highlight. Wir bieten die Zimmer mit Frühstück oder Halbpension an, was bei uns bedeutet, dass es als zweite Mahlzeit ein Mittagessen gibt. Wir sind umringt von Restaurants, die hauptsächlich auf die Abendbewirtung ausgerichtet sind. So wie wir früher. Als wir den Entschluss gefasst haben, eine Pension zum Restaurant dazu zu bauen, haben wir die Einwilligung der Nachbarn und des Ortes unter der Bedingung bekommen, dass wir uns nicht gegenseitig Konkurrenz machen. Also liegen in den umliegenden Lokalen unsere Broschüren aus und wir sind mittags immer voll, dafür bekommt man bei uns gerne Auskunft, wo man am Abend gut essen gehen kann. Außerdem ist es für uns von der Zeiteinteilung und vom Personal her einfach genial. Mittagessen gibt es bis vierzehn Uhr, und wenn die Küche sauber ist, kann ich mich in Ruhe ins Büro setzen und die Bestellungen machen oder was eben sonst noch so anliegt. Außerdem arbeiten viele unserer Leute abends noch in einer Bar. Zumindest diejenigen, die keine Familie zu Hause haben, sondern als Saisonarbeiter hierhergekommen sind. Und für die mit Familie ist die Arbeitszeit auch vorteilhaft. Was sagst du dazu?«

»Ich bin so stolz auf dich«, flüstere ich meiner Schwester zu.

»Du hättest schon viel früher kommen müssen und nicht warten, bis in deinem Leben das Chaos ausbricht«, tadelt sie mich. »Weißt du schon, was du jetzt tun willst?«

Ich seufze. »Spazieren gehen.«

Und diesen Plan setze ich auch in die Tat um. Nachdem sich Elisabeth wieder in die Küche verzogen hat, um in den Endspurt zum Mittagessen zu gehen, verschwinde ich durch die Terrassentür und mache mich nun auf den direkten Weg zum Strand. Ich liebe den Strand. Die Wellen, das Meer, alles sieht aus wie auf einer Kitschpostkarte, so als wäre das Leben immer leicht und einfach. Als müsste man nur seine Flügel ausbreiten und könnte davonfliegen. Dabei ist es eben oft ganze anders. Als würde man der kleinen Möwe über mir einen Sack voller Steine an die schlanken Füße binden.

Ich fühle mich auch gerade schwer. Die Tränen sind versiegt. Ich bin richtig ausgetrocknet, planlos und demotiviert. Aber ohne Motivation keine Diplomarbeit, ohne Abschluss kein Job, ohne Job kein Geld und ohne Geld keine Wohnung. Und zu Robert kann ich ja wohl nicht mehr zurück. Nein, zu Robert will ich auch gar nicht mehr zurück.

Hey, ein Fortschritt! Ich weiß zwar noch nicht, was ich will, aber ich weiß, was ich nicht will: Ich will Robert nicht mehr zurück!

Komisches Gefühl, vor ein paar Tagen hätte ich noch Wetten auf ein Hochzeitsdatum abgeschlossen und jetzt ist der einzige Gedanke, den ich wirklich eindeutig fassen kann, dass ich ihn nicht zurückwill.

Sollte ich nicht eigentlich den Impuls haben zu kämpfen? Ich meine, da geht es um den Mann, den ich seit Jahren liebe. Und bis jetzt hat sich nicht der kleinste Gedanke eingestellt, dass ich meine Beziehung retten will? Andererseits wird man nicht jeden Tag von seinem Freund betrogen. Ich kann es einfach nicht verstehen, so sehr ich mich auch bemühe, ich kann den Punkt nicht bestimmen, ab dem es angefangen hat, schiefzulaufen zwischen uns. Ab dem er bei Christine das gefunden hat, was ich ihm anscheinend nicht geben konnte. Und meine ehemals beste Freundin? Das klingt überhaupt nicht nach ihr. Wir kennen uns jetzt schon ewig, unsere Freundschaft kann ihr doch nicht egal sein, oder? Wie konnte sie mich nur so hintergehen?

Ich bin so in Gedanken, dass ich eine Sandburg übersehe, der Länge nach hinfalle und mitten im Wassergraben lande. Meine linke Körperhälfte ist völlig mit nassem Sand bedeckt. Meine Pechsträhne reißt offenbar nicht ab. Ich versuche alles so gut es geht abzuklopfen und gehe wieder zur Pension zurück.

5.

Ich war anscheinend doch ziemlich lange unterwegs. Elisabeth kommt mir mit ihren Mitarbeitern gerade im Eingangsbereich entgegen. Alle tragen Strandklamotten, also hab ich das Mittagessen wohl schon verpasst.

»Was ist denn mit dir passiert?«, fragt sie mich mit einer Miene zwischen Sorge und Lachen. »Alles ok?« Nun hat sie sich doch für die Sorge entschieden.

Ich lächle gequält. »Ja, ich habe Bekanntschaft mit dem Wassergraben einer Sandburg gemacht.«

Nun lächelt auch sie.

»Aber dein Aufzug trifft sich gut. Komm doch mit, wir wollen gerade ein wenig trainieren für die Restaurantolympiade«, meint Elisabeth und zieht mich mit sich.

»Wohin verschleppst du mich denn? Und was ist eine Restaurantolympiade?«

»Also das ist ein Wettbewerb, der zwischen den Restaurants ausgetragen wird. Jeder Betrieb schickt vier Teams ins Rennen und den ganzen Sommer über werden verschiedene Aufgaben absolviert, für die man Punkte bekommt. Am Ende werden alle Punkte zusammengezählt und der Gewinner erhält einen Preis. Die Aufgaben sind immer kleine Highlights für die Gäste. Es ist eine Art Animation light.«

Langsam versteh ich den Sinn dahinter. Gar nicht dumm, die Idee.

»Und um welche Preise geht es dabei?«

»Voriges Jahr haben wir eine Ballonfahrt gewonnen«, erwidert meine Schwester zwinkernd. Sie hat genau wie ich Höhenangst.

Ich lächle. »Deine Begeisterung hat sich bestimmt in Grenzen gehalten. Aber das heißt, ihr seid Titelverteidiger«, stelle ich fest.

Elisabeth nickt. »Ja, und darum geht’s jetzt ab zum Training. Beachvolleyball ist die erste Disziplin und es geht schon nächste Woche los. Komm doch mit! Bei den Klamotten ist es eh schon egal und du warst immer die bessere Spielerin von uns beiden.«

Ich gebe mich geschlagen, doch als wir uns zum Gehen wenden wollen, starren uns die anderen verwirrt an.

»Gut, ich sehe, es wird Zeit für ein Geständnis«, meint Elisabeth grinsend. Sie räuspert sich. »Ok, Leute, ihr wisst, ich rede nicht so gern über meine Familie, darum weiß eigentlich auch niemand außer Paul, dass ich eine Schwester habe. Genau genommen eine Zwillingsschwester, was jetzt ja wohl offensichtlich ist. Das ist Alexandra, sie ist Freitag angekommen und bleibt …« Sie sieht mich fragend an. Ich zucke die Schultern.

»… erst mal hier. Das heißt, wenn ihr mich in nächster Zeit irgendwo herumschwirren seht, solltet ihr euch bitte überzeugen, dass es wirklich ich bin.«

»Hallo«, grüße ich schüchtern und blicke rundum in freundliche Gesichter. Ein begrüßendes Murmeln erhebt sich und alle wenden sich zum Gehen.

»Sie sind alle ganz in Ordnung, du wirst sehen.«

Aber mir brennt eine andere Frage unter den Nägeln.

»Elisabeth, warum sprichst du nicht gern über deine Familie?«

Meine Schwester sieht mich überrascht an. »Mama? Papa? Warum wohl bin ich hergezogen? Wir haben uns für diesen Ort entschieden, gerade weil er so weit weg von zu Hause ist. Versteh mich nicht falsch, dich hab ich nicht absichtlich verschwiegen, aber wenn wir ehrlich sind, das beste Verhältnis hatten wir ja auch nie zueinander. Aber jetzt bist du da und wir werden das ändern.«

Als wir am Beachvolleyplatz angekommen sind, beginnen die Ersten, sich warm zu spielen. Elisabeth zieht mich sofort mit sich auf den Platz.

Die ersten Schläge sind noch ungewohnt, ich habe seit der Schule nicht mehr Volleyball gespielt. Und damals natürlich in der Halle, auf Parkett. Sosehr ich den Sand beim Sonnenbaden oder Spazierengehen am Strand liebe, auf dem Volleyballfeld hasse ich ihn. Man hat einfach das Gefühl, man kommt nicht vom Fleck.

Aber langsam werden die Bewegungen wieder vertraut, der Spaß am Spiel schleicht sich ein und ich höre mich lachen, als wir einen Satz gewinnen. Noch spielen wir fünf gegen fünf, aber bei der Restaurantolympiade müssen Zweierteams gebildet werden. Die ersten Diskussionen entbrennen, wer mit wem in einem Team spielt.

Ich lasse mich neben Elisabeth in den Sand fallen. Sie lacht und zeigt auf ihre diskutierwütigen Mitarbeiter.

»Das machen die jedes Jahr, dabei sind die Teams doch ohnehin fast fix. Paul und ich bilden eins, Rainer und Inge ebenfalls.«

Ich versuche die Namen den Personen zuzuordnen. Als meine Schwester das bemerkt, hilft sie mir auf die Sprünge.

»Rainer ist meine Vertretung in der Küche, du hast heute wegen der Tischreservierung mit ihm gesprochen.« Sie deutet auf den etwas beleibteren blonden Typen um die vierzig. Ich nicke.

»Und Inge steht gleich neben ihm, sie arbeitet an der Rezeption.« Ah ja, die hat mir heute die Nachricht vom Gemüselieferanten überbracht.

»Das nächste Team sind Gabi und Gerd, das Paar dort drüben. Sie sind unsere Kellner. Leider im Moment die Einzigen, da Ingo vor einem Monat gekündigt hat. Sein Vater ist gestorben und darum übernimmt er nun das Restaurant seiner Eltern in München. Noch schaffen die zwei es gemeinsam mit Paul, aber ich muss mich dringend um Verstärkung umsehen.«

Ich folge dem Blick meiner Schwester und sehe das lachende Paar Anfang dreißig.

Drei junge Frauen bleiben noch übrig.

»Und wer sind die anderen?«, will ich wissen.

»Die mit den dunklen kurzen Haaren neben Rainer ist Susi, sie wechselt sich mit Inge an der Rezeption ab, und die anderen beiden sind Sandy und Monique, sie sind unsere Zimmermädchen und machen auch das Housekeeping für den Rest des Hauses.«

Die beiden sind etwas jünger als Elisabeth und ich und ausgesprochen hübsch. Sandy ist rothaarig und Monique hat schwarzes Haar, beide sind etwas kleiner als ich und um ihre Figur würde ein Topmodel sie noch beneiden.

»Also sind die beiden das letzte Team?«

»Nein, die Teams müssen gemischt sein. Also braucht unser letzter verbliebener Mann noch eine Partnerin.« Sie deutet auf Niko, dessen Bekanntschaft ich ja schon im Büro gemacht habe.

Gerade als wir von ihm sprechen, hechtet Niko an uns vorbei und nimmt einen Ball gefährlich nah bei uns an.

»Wow, Vorsicht!«, quieke ich erschrocken.

Niko lächelt. »Was ist los? Kein Vertrauen?«

Bevor ich noch etwas antworten kann, ist er schon wieder auf dem Feld.

»Frechdachs! Und welches der Mädels gehört zu ihm?«, frage ich amüsiert.

Doch meine Schwester schüttelt den Kopf. »Keines. Also weder privat noch für die Olympiade. Susi ist verheiratet und hat einen kleinen Sohn zu Hause, also hat sie für den Wettbewerb nicht genug Zeit. Und Sandy und Monique gehören zueinander, wenn du verstehst, was ich meine, und da sie neben ihrem Job bei uns auch in der Bar des Leuchtturm arbeiten, dürfen sie an der Olympiade gar nicht teilnehmen.«

Strenge Regeln gibt’s hier. Neugierig schiele ich zu den beiden Mädchen. Dass die beiden zusammen sind, wäre mir gar nicht aufgefallen, aber ich bin sowieso immer die Letzte, die so etwas mitbekommt.

Aber zurück zum eigentlichen Thema.

»Und was heißt das jetzt?«, frage ich Elisabeth, die gerade aufsteht und mich mit sich zieht.

»Dass ich bis nächste Woche noch dringend eine Kellnerin finden muss, sonst fallen mir Paul, Gerd und Gabi noch vor Stress um und Niko hat keine Partnerin für den Wettbewerb, außer …« Sie stockt und sieht mich skeptisch an.

»Äh, außer was?«

Elisabeth sieht aus, als hätte sie eben die Idee des Jahrhunderts gehabt. »Was genau hast du in den nächsten acht Wochen vor?«, fragt sie mich dann.

»Was … wieso?«

»Wärst du vielleicht an einer Saisonstelle als Kellnerin bei uns interessiert?«

Wow, so muss man sich fühlen, wenn man mit einer Bratpfanne eins übergezogen bekommt. Aber meine Schwester lässt mich gar nicht zu Wort kommen.

»Sieh mal, du bist doch im Moment absolut planlos. Wenn du hierbleibst, hast du genug Abstand, um über die Sache mit Robert hinwegzukommen und genügend Zeit, um einen Zukunftsplan zu schmieden. Und uns wäre auch geholfen, weil so kurz vor Saisonbeginn kriegt man nur mehr schwer eine gute Kellnerin.«

»Ich bin auch keine gute Kellnerin, ich hab das noch nie gemacht«, unterbreche ich sie und bringe es auf den Punkt.

»Aber ich vertraue dir, du bist zuverlässig und ich habe das Gefühl, dass du ins Team passt und das ist mir sehr wichtig. Komm schon, was hast du zu verlieren? Du hast keine Wohnung, keinen Job und die Uni geht erst wieder im Herbst los.«

Leider hat sie meine Situation treffend beschrieben.

Ich hebe abwehrend die Hände. Das geht alles ein bisschen schnell. Heute Morgen habe ich mich gerade mal an die Entscheidung gewagt aufzustehen. Und jetzt?

Dennoch hat sie irgendwie recht. Ich habe nichts, das mich hindert, hierzubleiben. Ich habe genau genommen nicht einen einzigen Grund, um zurückzufahren. Und ein bisschen Abstand wäre sicher nicht schlecht. Mein Bauchgefühl findet die Idee plötzlich gut.