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Während der Chef zwar lautlos, aber doch hin und wieder, mit seinem Anus einen Druckausgleich vollzog, wagte es keiner der Untergebenen, auch nur ein kleines bisschen seinen Schließmuskel zu entspannen.
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Veröffentlichungsjahr: 2018
Die Bedürfnisanstalt zum dampfenden Fladen, von ihrer Stammkundschaft liebevoll das Flädli genannt, war gut gelegen. Franz betrachtete seinen Hund Benno, welcher wie ein nasser Sack vor dem Laden auf dem Boden schlummerte. Franz fast zahnloses Lächeln war neben der guten Lage, der herausragenden Serviceleistungen sowie der avantgardistischen Ausrichtung seines Etablissements wohl der unique salling point des Flädli. Es hatte Charakter. Es schämte sich nicht für eines der wichtigsten Bedürfnisse der Menschheit da zu sein. Es gab Feinschmeckertempel fürs Essen, Bordelle für den Sex, Boxspringbettenverkaufswelten, aber Scheißen war ein genussfreies Tabuthema. Nicht so im Flädli. Hier war es fast schon ein Muss den Nebensitzer oder die Nebensitzerin mit seinen krachenden Abwinden zu imponieren.
Franz war in seinem früheren Leben Investmentbanker gewesen. Bis zu dem Tag als er mit seinen Kollegen und dem Chef nach dem Chilibohneneintopf am rustikalen Freitag im Fahrstuhl stecken geblieben ist. Während der Chef zwar lautlos, aber doch hin und wieder, mit seinem Anus einen Druckausgleich vollzog, wagte es keiner der Untergebenen, wie auch er, auch nur ein kleines Bisschen seinen Schließmuskel zu entspannen. Er blickte in den Spiegel der Aufzugswand und geblendet vom Weiß seiner falschen Zähne zog sein ganzes verlogenes Leben an ihm vorbei. Mit diesen Beißerchen verscherbelte er Sparbuchrentnern wahlweise Derivate, Hochrisikoanleihen oder Schrottimmobilien. Seine Frau war mit den drei Kindern mit dem Zumbalehrer durchgebrannt. Apropos brennen, wollte sich da gerade eine Chilischote aus seinem Hintern schieben. Es wurde enger und enger im Aufzug.