Schatz der Seychellen - Nicolas Montemolinos - E-Book

Schatz der Seychellen E-Book

Nicolas Montemolinos

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Beschreibung

Als die beiden Piraten John Taylor und Oliver Le Vasseur, das berüchtigste Freibeuter-Paar der Geschichte, 1720 ein portugiesisches Schiff vor der Küste der Insel La Reunion im Indischen Ozean ausrauben, erbeuten sie einen riesigen Goldschatz. Angeblich sollen sie Teile davon auf den Seychellen versteckt haben. Bis heute hält die Suche nach dem "Schatz der Seychellen" an. Dabei ist der eigentliche Schatz dieser Inseln doch ihre intakte, einzigartige Natur. Inspiriert von den Piratengeschichten kaufte der Brite Brendon Grimshaw hier die kleine Insel Moyenne und schuf in jahrzehntelanger Arbeit zusammen mit seinem Freund ein idyllisches Liebesnest. Er pflanzte über 16.000 Palmen und legte den Grundstein für die größte private Sammlung an Riesenschildkröten weltweit. Natürlich hoffte auch Brendon, das Gold der Piraten auf Moyenne zu finden, doch vergebens. Heute gilt der 2012 verstorbene "schwule Robinson" als eine echte Ikone der Seychellen und sein Eiland Moyenne ist von der Regierung zum kleinsten Nationalpark der Welt erklärt worden.

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Seitenzahl: 251

Veröffentlichungsjahr: 2020

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Inhaltsverzeichnis:

Prolog

Der erste Besuch

Felsen aus Gold

Das Schicksal übernimmt

Zurück in der Kälte

Zurück in der Sonne

Abserviert

Ein neuer Job

Rückkehr nach Eden

Einzug in Eden

Die Korallenbucht

Robinson, Freitag und ein Schatz

Haus und Garten

Nebelschwaden

Ratten, Seeigel und anderer Mist

Moyenne als Touristen-Ziel

Das Jahr der Kardinal-Vögel

Wilderer im Nationalpark

Eine neue Flagge

Der Putsch

Heilige und Sünder

Schatten der Vergangenheit

Schwierige Tage

Moderne Zeiten

Reise in den Südatlantik

Im Griff der Immobilienhaie

Epilog

Prolog

Es ist Januar 2010. In Deutschland ist es eiskalt, aber ich bin zum Glück hier auf den Seychellen, knapp unterhalb des Äquators. Weil ich gebürtig aus Guayaquil stamme, was mitten in den Tropen liegt, stellt der Winter in Europa für mich jedes Jahr aufs neue eine große Herausforderung dar. Da drängte sich die Reise in den Indischen Ozean förmlich auf, um wenigstens für zwei Wochen die Wärme und das Licht in mich aufsaugen und meine leeren Batterien wieder laden zu können. So stehe ich also in Victoria am Hafen und warte darauf, für meine nicht zu knapp ausgefallene Ticketgebühr den Katamaran in Richtung Moyenne besteigen zu dürfen. Der liegt wie ein Stück Eisscholle bereits am Steg, glitzert blütenweiß in der Sonne und macht einen tollen Eindruck. Ich freue mich sehr, aber in die Vorfreude mischt sich auch ein bisschen Angst. Denn obwohl ich Anfang der 1990er Jahre für eine Saison als Kellner auf einem Kreuzfahrtschiff gearbeitet hatte und so schon einmal diesen großartigen Archipel besuchen konnte, bin ich alles andere als seefest. Darum ließ ich bereits das heutige Frühstück ausfallen, um mich nicht gleich schon nach zehn Minuten Fahrt übergeben zu müssen. Ich bin wohl eine halbe Stunde zu früh und beobachte die Teilnehmer der Tour, die nach und nach mit den Transferbussen von den verschiedenen Hotels heran gekarrt werden. Es sind alle Altersgruppen, Rassen und Religionen vertreten; ich falle als Mann Anfang vierzig in der bunten Truppe nicht weiter auf.

Da kommt auch schon die Reiseleiterin aus dem Büro von Masons Travel und begrüßt die Menge. Es ist eine sympathische Kreolin mittleren Alters, die sich uns auf Englisch und Französisch als „Josephine“ vorstellt. Nach ein paar Sicherheitshinweisen (wir müssen unsere Schuhe an Bord des Katamarans ausziehen) und einigen Witzen, gibt sie das Signal zum Aufbruch. Die Gruppe setzt sich in Bewegung und einer nach dem anderen klettert an Bord des Schiffes, welches viel größer ist, als es vom Steg aus den Anschein hat. Wir verteilen uns recht gut auf dem Boot; es gibt genug Platz für alle. Als wir endlich abgelegt haben, freue ich mich riesig. Endlich, endlich werde ich Moyenne betreten, von dem ich schon so viel gelesen und gehört habe. Und mit etwas Glück werde ich auch Brendon wiedersehen. Anfang der Neunziger Jahre, ich war gerade Vater geworden, arbeitete ich als Kellner auf einem Kreuzfahrtschiff. Dass ich gar nicht seefest war, wusste ich seinerzeit nicht, denn obwohl ich in einer Küstenstadt aufgewachsen war, hatte ich außer der dortigen Flussfähre nie zuvor je ein Schiff betreten. So war dieser Job für mich definitiv der falsche Job. Als das Kreuzfahrtschiff wegen einer kriminaltechnischen Untersuchung für zwei Tage Zwangspause in Victoria auf den Seychellen einlegen musste (eine Passagierin war vergewaltigt worden und beschuldigte einen der Offiziere), überredete mich mein Landsmann Pedro Stompi zu einem Besuch der Stadt Victoria. Wir landeten in einer ziemlich miesen Kaschemme im Hafen, wo wir zufällig auf Brendon Grimshaw trafen. Ich wunderte mich damals zwar, wieso sich ein offenbar gebildeter Mann Ende Fünfzig an so einem Ort seine Zeit vertreibt, aber ich war mit Anfang Zwanzig eben noch vollkommen naiv. Mir gefiel weder das Ambiente des Lokals, noch fand ich das Publikum besonders spannend (kaum Frauen!) noch traf die Musik meinen Nerv. Auf die Idee, dass ich hier in einer Art „Schwulenbar“ gelandet war, bin ich seinerzeit nicht gekommen, denn ich wusste ja gar nicht, dass es so etwas überhaupt gab. So dachte ich mir auch nichts weiter dabei, als Pedro und Brendon für eine halbe Stunde verschwunden waren. Nun gut, das ist nun beinahe zwanzig Jahre her und wenn ich Brendon wirklich antreffen sollte, werde ich ihn sicher fragen, was zwischen Pedro und ihm seinerzeit gelaufen ist.

Als der Katamaran die Hafenausfahrt erreicht, bestaune ich in Richtung Westen das sich mir bietende Panorama: Rechts eine künstlich aufgeschüttete Mole mit Windrädern, links einige rostige Frachter aus Südafrika und in der Mitte die grünen Berge von Mahe mit der Silhouette von Victoria. Darüber ein stahlblauer Himmel mit einigen weißen Wolken und davor das türkisfarbene Meer. Wie ein herrliches Gemälde wirkt das alles. Das sind so die Momente, wo es einem so vorkommt, als ob das gar nicht echt ist, was man hier sieht. Als ob dass alles ein Film ist. Zu schön, um wahr zu sein! Dieses Gefühl wird mich die nächsten Stunden noch des Öfteren begleiten. Für den Moment zieht ein großes Verkehrsflugzeug meine Aufmerksamkeit auf sich, welches sich im Landeanflug auf Mahe befindet. Es schwebt von rechts (Norden) langsam in Richtung links (Süden) und bildet mit seinem in der Sonne silbrig glitzernden Rumpf einen tollen Kontrast zu dem dunkelgrünen Urwald und den fast schwarzen Granitfelsen, vor denen es langsam gleitend hin zur Landebahn schwebt. Doch ehe ich meine Kamera für ein Video aktivieren kann, ist die Maschine auch schon gelandet. In Richtung Osten kommen schon die kleinen Inseln des St. Anne Marineparks in Sicht. Wir stoppen hier erst einmal unsere Fahrt. Reiseleiterin Josephine öffnet zwei Pakete Toast-Brot und gibt jedem Touristen zwei Scheiben. Wir sollen damit die Fische im Meer anlocken und füttern. Sie erklärt das alles auf Englisch und Französisch, doch zwei Chinesen haben sie offensichtlich nicht verstanden. Sie verspeisen das für die Fische bestimmte alte Brot selber, was zur allgemeinen Erheiterung der restlichen Gruppe führt. Die Chinesen schämen sich in Grund und Boden, als sie realisieren, welchen Fauxpas sie sich da gerade geleistet haben. Josephine gibt ihnen noch ein paar Ersatzschnitten und dann wirft sie selbst die ersten Brocken ins Wasser. Umgehend wird aus der ruhigen See ein brodelnder Hexenkessel. Unmengen an Fischen kämpfen um Josephines Brotkrumen und auch die anderen Gäste werfen ihren Toast ins Meer und ergötzen sich an dem Schauspiel der kämpfenden und tobenden Meeresbewohner. Ich bin an dem ganzen Spektakel eigentlich gar nicht wirklich interessiert, ich will nur endlich nach Moyenne. Das ganze Vorgeplänkel nehme ich in Kauf, weil ich sonst keine Möglichkeit habe, auf die Insel zu gelangen. Trotzdem ist es natürlich ganz nett, das will ich nicht in Abrede stellen. Als die Fütterung beendet ist, werde ich überrascht. Ich hatte mir das Programm des Ausflugs gar nicht richtig durchgelesen und mich lediglich über den seltsamen Titel „Reef Safari“ gewundert. Plötzlich legt eine Art U-Boot neben dem Katamaran an und wir werden gebeten, selbiges zu besteigen. Ich bin leicht irritiert und auch etwas entsetzt, denn ich habe Angst vor dem Meer und in ein U-Boot will ich aus Furcht gar nicht. Zeit zum Nachdenken bleibt allerdings keine. Ehe ich mich versehe, sitze ich völlig überrumpelt in dem Rumpf des Gefährt, der fast komplett aus Glas besteht. Schon tauchen wir ab und schweben durch das Riff, welches im Schein des Sonnenlichts funkelt und glitzert. Zahlreiche tropische Fische in leuchtendem Gelb, Rot, Orange, und Blau umkreisen mich. Ich bin echt total geflasht, denn das ist einmalig schön! Bunte Korallen sind zum Greifen nah und das ist nicht eine Doku im Fernsehen, sondern ich bin wirklich mitten im Riff. Es ist kein Traum, es ist Realität. Damit hatte ich nicht gerechnet. Glücksgefühle steigen in mir hoch! Ich staune über die Seegurken und sehe eine Karettschildkröte durch das Riff sausen. Als der Sauerstoff im U-Boot verbraucht ist, steigen wir wieder an die Oberfläche. Dieses Erlebnis werde ich mein Leben lang nicht vergessen! Schon jetzt hat sich der Trip voll bezahlt gemacht. Wir klettern vom Tauchboot wieder zurück auf den Katamaran, wo die Besatzung inzwischen Fisch und Huhn für uns frisch gegrillt hat. Klug wäre es, hier nicht zu zugreifen. Denn ich werde im Handumdrehen seekrank, falls die Dünung der Wellen zunehmen sollte. Doch für den Moment fühle ich mich gesund und genehmige mir das Mittagessen. Schließlich hatte ich ja schon das Frühstück ausfallen lassen und hungrig sein will ich im Paradies nun auch nicht. Nach dem Essen nähern wir uns Moyenne. Doch bevor wir nach dorthin mit einem Beiboot übersetzen können, steht noch der Programmpunkt „Schnorcheln“ auf der Agenda. Die meisten Gäste der Tour springen ins Wasser und planschen mit den Fischen, aber ich will Moyenne trocken erreichen. Endlich, nachdem eine weitere Stunde verstrichen ist, beginnt die Ausbootung nach Moyenne Island. Es wird auch Zeit, dass ich wieder festen Boden unter die Füße bekomme, denn die Übelkeit steigt bereits in mir hoch. Noch zehn Minuten, und ich werde reihern müssen. Schnell sichere ich mir die Pole Position und sitze als Erster im Dingi nach Moyenne. Josephine wundert sich über meine plötzliche Agilität, hatte sie mich doch bisher als eher schläfrigen Zeitgenossen wahrgenommen. Doch nun bin ich hellwach. Mein inneres Aufnahmegerät ist angeschaltet und ich speichere alles, was nun geschieht, genauestens auf meiner Festplatte im Gehirn. An Land ist Brendon erst einmal nicht zu sehen. Da wir jedoch nur eine Stunde Aufenthalt haben, beginne ich mit dem Rundweg. Die Treppe hoch und links. Vorbei geht es an den Gräbern, der Kapelle, der Korallenbucht, den Ruinen von Melidors Haus, den Coco-de-Mer-Palmen, dem Dinosaurierfelsen und vielen anderen Attraktionen im Sauseschritt. Die eine oder andere Riesenschildkröte versperrt den Weg, aber mich hält nichts auf. Nach einer halben Stunde erreiche ich Brendons Haus. Ich sehe ihn an seinen Regentonnen herum am Hantieren und spreche ihn an. Zuerst wirkt er etwas genervt, aber als ich ihm erzähle, dass wir uns ja eigentlich aus der Bar kennen, ist er wie ausgewechselt. Er denkt wohl ich bin auch schwul und bittet mich in sein Haus. Als ich ihm erkläre, dass ich nur eine halbe Stunde Zeit habe und wieder auf den Katamaran muss, lacht er und meint, er regelt das mit Josephine. Ich solle über Nacht bleiben und am nächsten Tag mit einem der anderen Boote, die fast täglich hier anlegen, zurückfahren. Ich willige ein, denn ich will mich ungestört und ohne Zeitdruck mit ihm unterhalten. Mit Josephine und den anderen Gästen quasselt er noch angeregt, während ich die Szene aus dem Haus heraus verfolge. Es ist ein großer Trubel und ein Gewimmel von Menschen an dem kleinen Strand, wo die Dingis anlegen und ihre menschliche Fracht auch wieder abholen. Als endlich alle weg sind und eine paradiesische Ruhe einkehrt, bin ich mit Brendon, der mit seinen 84 Jahren mehr als doppelt so alt ist wie ich selbst, allein. Brendon macht für mich eine private Führung durch sein Reich, zeigt mir alle seine Pflanzen, erzählt mir Stories über seine Schildkröten und wir steigen hinauf zum Kronen-Felsen in der Inselmitte, von wo aus man die beste Aussicht hat. Ich mache Fotos und lausche gebannt seinen Berichten. Dass sein Freund René nicht mehr unter den Lebenden weilt, das macht ihm wirklich schwer zu schaffen. Er hatte sich seinen Lebensabend auf Moyenne sicher anders vorgestellt. Da ich aber weiß, dass Brendon dem Alkohol nicht abgeneigt ist und um ihn gesprächig zu machen bzw. von seinem Kummer abzulenken, zaubere ich eine große Flasche Rum aus meinem Rucksack und überreiche sie meinem Gastgeber. Der ist völlig entzückt und schon sind wir in seinem Wohnzimmer am Bechern. Das Haus ist etwas schmuddelig, aber es ist nicht Brendons Fehler, schließlich kam ich ja unangemeldet. Im Verlauf des Gespräches kommt heraus, dass er sich gar nicht mehr an die Situation mit Pedro Stompi und mir in der Bar, die wohl „Rochester Inn“ hieß und schon seit Jahren nicht mehr existiert, erinnert. Er meint zu mir, dass er in seinem Leben so viele Typen abgeschleppt habe, dass er sich an Details gar nicht mehr erinnern kann. ‚Und, wie war der Sex mit mir?‘, fragt Brendon mich angeheitert. Mir wird jetzt etwas unwohl und ich eröffne ihm, dass er den Sex nicht mit mir hatte, sondern offensichtlich mit Pedro. Schließlich waren beide ja eine halbe Stunde verschwunden. Und ich betone, dass ich einhundert Prozent heterosexuell bin, noch nie etwas mit einem anderen Typen hatte und das auch nicht plane, weil ich diesbezüglich so flexibel bin wie eine Eisenbahnschiene. Schon gar nicht mit einem 84jährigen denke ich mir, aber das spreche ich aus Höflichkeit natürlich nicht aus. Brendon scheint verwirrt, dann findet er es aber komisch, dass ich als ahnungsloser Hetero in diesem Etablissement eingekehrt bin. Als ich ihm aber erkläre, dass mich nichts mehr schocken kann, weil sich mein eigener Sohn, Manuel Montemolinos, zwischenzeitlich auch als schwul geoutet hat und ich somit von ihm „aufgeklärt“ wurde, da brechen bei dem alten Mann alle Dämme. Er erzählt mir all die Geschichten, die er normalerweise Fremden nicht erzählt, und je später der Abend und so leerer die Flasche, desto zotiger werden die Schilderungen der „nackten Tatsachen“. Eigentlich sind es genau diese Dinge, die ich vermutet hatte, die aber in seinem Buch „A Grain of Sand“ gar nicht von ihm erwähnt worden sind. Als ich am nächsten Morgen andeute, ein Buch über sein Leben als „schwuler Robinson“ in Deutsch schreiben zu wollen, ist er zunächst gar nicht begeistert. Obwohl jeder auf den Seychellen weiß, dass er homosexuell ist, will er offiziell weiter als heterosexuell gelten, da er befürchtet, dass ansonsten seine Pläne, Moyenne zum Nationalpark erklären zu lassen, torpediert werden würden. ‚Die Seychellen sind noch nicht so weit für andere Lebensentwürfe!‘, gibt er mir zu bedenken. Ich meine zu ihm, er sei doch eigentlich viel mehr als nur eine „Seychellen-Ikone“, sondern er wäre die „schwule Seychellen-Ikone“, denn wen kennt man sonst noch als „schwulen Robinson“ auf einem eigenen „Love Island“? Ich verspreche Brendon, mein Buch erst nach seinem Tode zu publizieren und er findet die Idee dann auch richtig super. So verbringe ich noch einen entspannten Tag mit ihm und reise nach einer durchzechten Nacht etwas gerädert am nächsten Tag mit dem Postboot zurück nach Mahe, von wo mich ein Taxi zu meinem schrecklichen Hotel am Beau Vallon Beach fährt.

An mein Versprechen habe ich mich natürlich gehalten. Ich habe meine Notizen von damals (trotz dreier Umzüge) tatsächlich wiedergefunden und veröffentliche hiermit nun, im Corona-Jahr 2020, Brendons Biographie als „schwuler Robinson der Seychellen“. Ich denke, dass seine Homosexualität Brendon irgendwie zum Getriebenen gemacht hat. Dieses unstete „Zigeunerleben“, was er da in Afrika geführt hatte, hätte wohl so nicht stattgefunden, wäre er anders orientiert gewesen. Irgendwie drängt sich mir der Verdacht auf, dass er aus England und vor seinen Eltern quasi geflüchtet ist, um unter dem Deckmantel des Abenteurers seine Freiheiten zu genießen. Von daher vertrete ich den Standpunkt, dass ich in meinem biografischen Roman seine sexuelle Orientierung nicht verschweigen werde, auch wenn das so einigen Leuten nicht passt. Denn das Schwulsein erklärt vieles in seinem Leben. Und die langweiligen Episoden aus seinem Buch, wie etwa sein Tanz mit der „Queen Mum“, wirken heute wie aus der Zeit gefallen. Das interessiert keinen mehr! Dann schon lieber etwas Zotiges aus seinem Leben, was die Leser wirklich berührt. Ich denke dabei auch an meinen eigenen Sohn Manuel. Wie einfach hat er es heute, wo er schon fast 30 ist. Er hat in Phoenix, Arizona, Geowissenschaften studiert, über das Internet einen fünf Jahre älteren Mann aus Oklahoma City kennengelernt, ihn in San Francisco geheiratet und die Beiden leben nun „gaymeinsam“ in ihrem Haus in Bismarck, North Dakota. Sie arbeiten in der Energie-Branche und sind glücklich. Nur ist es in der Gegend im Winter definitiv zu kalt. Manuel und mein Schwiegersohn Matthew sind eine ganz andere Generation. Mir tut Brendon im Nachhinein irgendwie etwas leid, obwohl er ein tolles Leben hatte und diese paradiesische Insel besaß. Irgendwie habe ich, wenn ich so darüber nachdenke, nicht das Gefühl, dass ich mit ihm tauschen wollte. Manuel und Matthew meinen, sie wollten auch nicht an seiner Stelle gewesen sein. Sei’s drum, ich erzähle in diesem Buch nun aus seinem Leben und dann kann sich jeder Leser einfach sein eigenes Urteil bilden und seine Gedanken zu Brendon machen.

Zurück zu Hause denke ich noch oft an die Begegnung. Das sind die Ereignisse, die einem wirklich in Erinnerungen bleiben, Brendon war der schwule Robinson-Mann im indischen Ozean. Ihn durfte ich noch lebend antreffen. Die Robinson-Frau Margret Wittmer konnte ich dagegen 2011 nur noch an ihrem Grab auf der Galapagos-Insel Floreana besuchen. Dann, im Juli 2012, erreicht mich die Nachricht von Brendons Tode. Er wurde 87. Ich bin unendlich traurig. Doch ich weiß selber, dass niemand ewig leben kann. Aber sein Wunsch, dass Moyenne Teil des National Parks und vor Spekulanten gerettet werden wird, ging doch in Erfüllung. Das ist das Gute an der Geschichte. Also doch noch ein Happy End! Was ich seltsam fand: Fast zur gleichen Zeit starb im Sommer 2012 auch die weltberühmte Galapagos-Schildkröte „Lonesome George“, die ich noch persönlich in der Charles Darwin Station auf der Insel Santa Cruz besucht habe. Zwei Zeitzeugen, die beiden letzten ihrer Art, waren also gemeinsam abgetreten. Ich brauchte Zeit, um das zu verarbeiten und zu begreifen. Irgendwann, ich glaube es war 2019, war genug Zeit vergangen und ich bestellte im Internet Brendons Buch noch einmal (als es endlich zu einem akzeptablen Preis angeboten wurde) in englischer Sprache. Ich verschlang den Inhalt förmlich. Beim ersten Mal, als ich „A Grain of Sand“ 1998 las, empfand ich weite Strecken davon langweilig. Das Buch besaß ich jedoch nicht mehr. Ich hatte es wohl verlegt oder verschenkt. Ich war froh, sein Werk dann doch noch ein zweites Mal erwerben zu können. Gleichzeitig bedauerte ich es, dass man seine Geschichte gar nicht mehr regulär beziehen konnte. Das bestärkte mich nun in meiner Absicht, mein Versprechen wahr zu machen und ein Buch über den schwulen Seychellen-Robinson zu veröffentlichen. Seine Geschichte sollte jedem zugänglich sein. Da ich Brendon vor zehn Jahren intensiv kennen lernen durfte, finde ich sein Leben heute so toll und so spannend, dass ich es euch nachfolgend in meinen eigenen Worten wiedergeben möchte. Denn Brendon lebt durch diese Worte weiter. Natürlich angereichert um Zotiges. Brendon war nun einmal ein zotiger Typ und ein Lebemann! Waren es 50, 500 oder 5000 junge Männer, die ihn glücklich gemacht haben? Wer weis, wer weis? Bei meiner Recherche im Internet stieß ich jedenfalls mit Hilfe der der Dating-Plattform „Grindr“ auf zahlreiche Bekannte und sogar auf ehemalige Kollegen von ihm. Die konnten mir viel berichten. Er hat wohl ganz offensichtlich nichts anbrennen lassen. Das ist gar nicht schlimm. Im Gegenteil; es macht ihn nur noch sympathischer und liebenswerter. Und es zeigt, wie attraktiv dieser Mann für seine Mitmenschen war, was ganz sicher nicht an seiner Optik lag, sondern an seinem Wesen.

Es ist jetzt 2020 und ich sitze bei schönem Sommerwetter auf meiner Terrasse. Ja, die Corona-Krise hängt bleischwer über allem. Doch wenn ich mich umschaue, dann sehe ich blühende Blumen und höre zwitschernde Vögel. Ich spüre die warme Sonne auf meiner Haut. Nur das Rauschen des Meeres fehlt. Deutschland kann auch ein Paradies sein. An guten Tagen! Aber nun genug meiner Worte. Also, los geht es mit den Seychellen und Brendon:

Millionen Menschen träumen davon, eine einsame Insel zu besitzen und den Widrigkeiten des Alltags zu entkommen. Brendon Grimshaw war einer der ganz wenigen, der diesen Traum Wirklichkeit hat werden lassen. Für mehr als vierzig Jahren lebte er alleine auf der winzigen, mit Palmen bewachsenen Insel Moyenne. Dort schuf er, tausende Meilen von den Kontinenten entfernt inmitten des Indischen Ozeans, als eine Art moderner Robinson Crusoe mit Hilfe seines eigenen Lebensgefährten „Freitag“ einen einzigartigen Lebensstil.

Bis zur Taille entkleidet, inmitten einer dichten Vegetation, umgeben von blütenweißen Sandstränden und einem schützenden Korallenriff, verbrachte Brendon seine Tage damit, unter der Äquator-Sonne nach einem wertvollen Piraten-Schatz zu suchen. Vor mehr als 200 Jahren waren die grauen Granitfelsen dieses tropischen Paradieses in den ruhigen, türkisblauen Gewässern das geheime Versteck einer der legendären Piraten, der die Handelsschiffe auf ihrem Weg von Indien nach Europa plünderte und die Küsten Arabiens und Afrikas ausraubte.

Als Brendon, ein ehemaliger Verleger, die Insel Moyenne erstmalig entdeckte, war sie ohne Wasser und überwachsen mit Buschwerk. Es gelang ihm, das auf vier Grad südlicher Breite gelegene Eiland im Verlauf der nächsten vier Jahrzehnte in ein „irdisches Paradies“ zu verwandeln. Wie er dies bewerkstelligte, seine erlebten Abenteuer, die Aufregungen bei der Schatzsuche, das Drama und die Komik um seine Begegnungen mit schwarzer Magie, Geistern, Haien und anderen seltsamen Kreaturen aus den Tiefen der Korallengärten, machen dieses Buch zu einer fesselnden und faszinierenden Lektüre.

Moyenne ist eine von ca. vierzig Granit-Inseln des Seychellen-Archipels, der einzigen ozeanischen Inselgruppe aus Granitgestein weltweit. Mitten im Ozean liegend und ungefähr 600 Millionen Jahre alt, glaubt man es hier mit den Bergspitzen des lange versunkenen Urkontinents Gondwana zu tun zu haben. Die anderen achtzig Inseln der Seychellen sind Eilande aus Korallengestein und ragen kaum aus dem Wasser des Ozeans heraus. Moyenne ist winzig, nur 0,9 Quadratkilometer groß. Trotzdem besitzt das Eiland zwei Gipfel mit über 60 Metern Höhe. Es ist bequem von der Hauptinsel Mahe aus zu erreichen (4,5 Seemeilen), aber trotzdem weit genug von dieser entfernt, sodass es Brendon Grimshaw mühelos die Privatsphäre sichern konnte, auf die dieser stets viel Wert legte.

Das heutige Moyenne hat wenig mit dem wasserlosen, von dichtem Buschwerk überzogenen Felsen aus den 1960er Jahren zu tun. Es ist zweifelsohne eine der wichtigsten Erfolgsgeschichten in Sachen Renaturierung und Terraforming sowie ökologischer Nachhaltigkeit auf den Seychellen.

Moyenne bedeutet „mittlere Insel“ und wurde so 1768 von Kapitän Marion du Fresne benannt, dem Anführer einer französischen Übersee-Expedition. Warum mittlere Insel? Nun, ein Blick auf die Seychellen von oben (z.B. bei Google Earth) offenbart es: Neben der großen Hauptinsel Mahe liegen östlich die 5 kleineren Inseln des „St. Anne Marine Park“, nämlich St. Anne Island, Round Island, Moyenne Island, Prison Island und Cerf Island. Von diesen kleinen Inseln ist Moyenne eben das zentrale, mittlere Eiland.

In seinem 1995 veröffentlichten Buch „A Grain of Sand“ (zu deutsch: „Ein Sandkorn“) schrieb Moyennes Eigentümer Brendon Grimshaw: „Persönlich kenne ich niemand anderen, der ein tropisches Eiland besitzt und darauf ganz alleine lebt. Und ich habe bisher auch noch niemanden kennengelernt, der mir das nachmachen wollte bzw. konnte. Aber die meisten Besucher Moyennes betrachten dieses Inseldasein als ihren ultimativen Traum und fragen des öfteren, ob ich über mein Leben nicht ein Buch geschrieben habe. Was wäre also zu meinem 30. Jahrestag auf Moyenne besser, als mit diesem Buch mein Leben mit ihnen zu teilen, alle Fragen zu beantworten und eine dauerhafte Aufzeichnung darüber zu hinterlassen, was für mich immer noch eine einzigartige Erfahrung ist?

Also, dann möchte ich einmal ganz von vorne beginnen: Als ich am 27. Juni 1925 in der Industriestadt Dewsbury in Yorkshire, England um 3 Uhr Morgens geboren wurde, gab es einen schrecklichen Platzregen. Ich erwähne den Platzregen, weil diese Anekdote eine der ältesten Erinnerungen meines Vaters Raymond an meine Existenz darstellte. Es war ihm lebhaft im Gedächtnis geblieben, denn es wurde ihm erst erlaubt, seinen Erstgeborenen zu sehen, als er draußen vor der Türe des Krankenhauses das Wasser aus seinem Hosenumschlägen geschüttet hatte. Meine Mutter Kitty betrat das Hospital erst einige Stunden zuvor, nachdem sie drei Pfund Süßkirschen gegessen hatte. Vielleicht ist das der Grund, warum ich ausgerechnet diese Frucht auf den Seychellen immer so vermisst habe, doch zum Glück gibt es ja auch tropische Leckerbissen wie Papayas und Mangos als Alternativen.

Wir lebten in einem Reihenhaus in einer ruhigen Straße mit meinen Großeltern und anderen Verwandten meines Vaters als Nachbarn. Meine Mutter kam aus Leigh-on-Sea in Essex und lernte meinen Vater während des ersten Weltkrieges kennen, als dieser in der Armee diente. Ich denke, ich habe es dem Einfluss meiner Mutter zu verdanken, dass ich keinen richtig breiten Yorkshire Dialekt angenommen habe. In Essex bei meinen Großeltern mütterlicherseits wurde ich oft für einen Jungen aus London gehalten. Mein Vater, der im Weltkrieg zweimal verwundet worden war, konnte eigentlich gut mit Zahlen umgehen. Aber er wurde kein Buchhalter, sondern machte sich erfolgreich im Radio- und Fernsehgeschäft selbständig. Mutter war eine hervorragende Köchin und destillierte hochprozentige Fruchtweine aus Himbeeren, Holunder, Orangen und Trauben. Auch liebte sie Bücher und das Theater sehr. Die Leidenschaft dafür hat sie offenbar mir vermacht. Man sagt, Töchter kommen nach ihren Vätern und Söhne nach ihren Müttern. So war das auch bei mir. Vorlieben und Charakter, Talente und Abneigungen, meine größere Affinität zu den schönen Künsten als zu der Wissenschaft, das hatte ich ganz klar von meiner Mutter geerbt. Während mein Vater eher liberalem Gedankengut nach hing, war meine Mutter konservativ und religiös. Das hinderte sie jedoch nicht daran, es zu akzeptieren, dass ich mit fünfzehn aus eigenem Willen die Schule für immer verließ und nie mehr dorthin zurück kehrte. Sie wusste, dass ich eine Vorliebe fürs Schreiben hatte und so verhalf sie mir über ihre Beziehungen zu einem Vorstellungsgespräch mit dem Herausgeber der örtlichen Lokalzeitung. Es handelte sich um die „Batley News“, die mit drei Ausgaben jeweils die Gebiete Dewsbury, Mirfield und Birstall abdeckte. Der Herausgeber war Rayner Roberts, der mich als erstes fragte, ob ich lieber Reporter oder ein „Zeitungsmensch“ werden wollte. Zum Glück habe ich dann nicht geschwafelt, sondern ganz konkret zurück gefragt, was er denn mit letzterem meinte. ‚Nun Bursche, ein Reporter weiß wie er berichtet, ein Zeitungsmensch weiß alles über Zeitungen.‘ Weil ich nicht hohl war, antwortete ich ihm: ‚Nun, dann ein Zeitungsmensch bitte!‘ Vermutlich ist das der Grund, warum ich es bis zum heutigen Tage nicht mag, wenn mich jemand als Journalist bezeichnet, denn das ist einfach nicht korrekt!

Ich war dreizehn als der Zweite Weltkrieg begann, und zwei Jahre später litten die meisten Firmen, so auch die Batley News, unter akutem Personalmangel. Ich fand mich also plötzlich in der Anzeigenannahme der Zeitung wieder, telefonierte mit den Kunden und korrigierte endlose Kolonnen an Schriftsätzen. Das machte nicht immer Spaß. Aber rückblickend betrachtet war es doch eine schöne Zeit, denn ich hasste die Schule so sehr und fand in der Arbeit wirklich Erfüllung. Nicht umsonst habe ich schließlich fast 30 Jahre meines Lebens im Zeitungsgeschäft gearbeitet, wodurch ich die Welt bereisen und letztlich Moyenne finden konnte. Von der Anzeigenannahme wechselte ich dann in die Druckerei, wo ich den Umgang mit den Druckmaschinen lernte. Harten Arbeitstagen folgte das Studium von Drucktechniken an der lokalen Abendschule. Ich erinnere mich noch gut daran, wie ich in diesen kalten Nächten mein redlich verdientes Abendessen aus Fisch und Chips genossen habe, welches passender Weise auch noch in einer alten Zeitung eingewickelt war. Meine anschließende Tätigkeit als Reporter lehrte mich, Leute nicht danach zu beurteilen was sie sagen und was sie tun, sondern danach, was sie nicht sagen und was sie nicht tun. Um an Antworten zu gelangen, musste ich oft von hinten herum fragen. Ich merke daher genau, wenn man versucht, solche Techniken bei mir anzuwenden. Die Frage, warum ich nie verheiratet war, brachte mich regelmäßig innerlich zum kochen. Da schwangen immer irgendwie Vorwürfe und Ressentiments mit. Ich denke, ich brauche mich deshalb nicht zu erklären oder zu rechtfertigen. Wer die Dinge mit offenen Augen und unvoreingenommen betrachtet, dem ist meine Lebenssituation klar und der braucht auch keine Fragen zu stellen. Don't ask, don't tell, everything is well.

Meine journalistische Karriere startete ich achtzehn Monate nach meinem Eintritt in die Zeitung, als man mir einige Bezirke als Reporter anvertraute. Blöd war an der Sache nur, dass meinem Kollegen jeweils eine Woche Zeit gegeben wurde, seine Artikel zu schreiben, während ich dazu nur zwei Nachmittage hatte und mir lediglich mein Fahrrad als Transportmittel zur Verfügung stand. Aber wehe, wenn ich nicht rechtzeitig lieferte. Doch das Schicksal meinte es dennoch gut mit mir, da ich irgendwann zwei Kolumnen Kinokritik pro Woche schreiben sollte. Hier entdeckte ich mein Talent für künstlerische Themen und entwickelte mich zu einem sehr guten Theater- und Musik-Kritiker. Später dann wurde ich zu den Streitkräften einberufen, was meine Karriere als „Zeitungsfritze“ erst mal beendete. Nach der Demobilisierung war es sehr schwierig, wieder in dem Job Fuß zu fassen. Mit Hilfe meines alten Redakteurs, der an mich glaubte, gelang es aber trotzdem und mit 23 Jahren wurde ich zum jüngsten Chef-Reporter jener Zeit in Großbritannien. Nach zwei Jahren wechselte ich zur Zeitung „The Star“ im benachbarten Sheffield, um meine Redakteurs-Ausbildung anzugehen. Das war total aufregend für mich und ich arbeitete stets unter Hochspannung. Schließlich war ich für die Haupt-Story des Tages und die Schlagzeilen aller fünf Ausgaben verantwortlich. Persönliche Höhepunkte dieser Zeit waren für mich der Tod von König Georg VI und die Krönung der jungen Königin. Als ich in der örtlichen Kneipe „Die Taube und der Regenbogen“ ein Bier trank, meinte ein erfahrener Kollege zu mir ich sollte meinen Job an den Nagel hängen, bevor ich wie er vom Stress einen Herzinfarkt bekommen würde und womöglich bald die Radieschen von unten betrachten könnte. Ich befolgte seinen Rat und ergatterte einen Job bei der Anglo Iranian Oil Company in Abadan, wo ich die Firmenzeitung betreuen sollte. Seltsamer Weise war meine Mutter gar nicht damit einverstanden, dass ich in den Iran gehe. Dabei hatte sie sich doch vorher ausdrücklich gewünscht, dass ich kürzer trete. Ich sagte also ab. Zwei Wochen später verstaatlichte Mossadeq die Firma. Spätestens dann wäre ich den Job ohnehin wieder los geworden. Eingebung? Intuition? Könnte sein!

Einige Wochen später hatte sie keine Einwände, als ich eine Stelle als Redakteur beim „East African Standard“ in Nairobi annahm, obwohl das acht Jahre Probleme in der Dritten Welt bedeuteten und die Unbequemlichkeit mit sich brachte, eine Pistole mit zu führen und nachts mit ihr unterm Kopfkissen zu schlafen. Ja, Kenia war ein gefährliches Land. Umso erleichterter war ich, dass ich sie all die Jahre über nicht benutzen musste. Jedenfalls wurden die acht Jahre in Kenia großartig und ich war zum Schluss Kommentator beim „Standard“, wo ich unter anderem Buchkritiken verfasste. Insofern hatte ich dort mein Hobby zum Beruf gemacht.

Abbildung 01: Ansicht der Insel Moyenne

Der erste Besuch