Schilddrüsenhormone als kritische Faktoren sportlicher Figurprogramme - Markus Keller - E-Book

Schilddrüsenhormone als kritische Faktoren sportlicher Figurprogramme E-Book

Markus Keller

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Beschreibung

Kann der Energiestoffwechsel "einschlafen"? Wie kommt es dazu, welche Folgen hat dies? Ob beiläufig im Eifer des Trainingsprozesses oder gezielt im Rahmen eines Figurprogramms: Bei reduzierter Energiezufuhr Sport zu treiben, kann unerwünschte Folgen haben. Wie fühlt sich das an, ist dies noch gesund? Schilddrüsenhormone sind von zentraler Bedeutung bei der Beantwortung dieser Fragen. Denn der Körper reduziert deren Verfügbarkeit, um uns vor Substanzverlust zu schützen. Dies beeinflusst den (Energie-)Stoffwechsel aller körperlichen Gewebe, Haut und Haare, den Schlaf, die Immunabwehr, die Funktion der Organe und Gefäße, unser Verhalten und Befinden - an Schilddrüsenhormonen geht kein Weg vorbei. Speziell für diejenigen, die mithilfe von Sport und Diät in (Best-)Form kommen möchten, stellt dieses Buch Wissen und topmoderne Lösungen aus der Praxis vor. Es spricht die Sprache der Sportler und leistet anhand von hunderten wissenschaftlichen Quellen die gebotene Nachvollziehbarkeit, die fachlich versierten Lesern eine Vertiefung ermöglicht. Mit dieser dritten Auflage erfolgt eine weitere Aktualisierung der im Jahr 2016 erschienenen Urfassung. Durch die Ergänzung vieler Details und das Aufzeigen von Querverbindungen zum Säure-Basen-Haushalt ergeben sich neue Bezüge, die den Buchinhalt auf fundamentale Weise bekräftigen. Markus Keller ist vielfacher Buchautor, darunter sind Veröffentlichungen in englischer und italienischer Sprache. Als seit Jahrzehnten dem Figursport verbundener Coach im Breiten- und Wettkampfsport möchte er dich auffordern: Bestimme über deinen Körperfettanteil!

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In Liebe und Dank für meine Mutter

der Autor im Jahr 2015

Dies ist Markus Kellers zehnte Buchpublikation rund um die Themen Figur & Fitness, darunter Veröffentlichungen in englischer und italienischer Sprache. Der Autor, Jahrgang 1971, ist seit 1984 aktiver Kraftsportler und seit 1990 als Betreuer für Breiten- und Wettkampfsportler tätig. Seine größten Erfolge sind Gesamtsiege bei der Deutschen Meisterschaft und der Weltmeisterschaftsqualifikation (DBFV), vielfache Finalteilnahmen bei internationalen und Interkontinentalmeisterschaften sowie der Erwerb der Profilizenz (IFBB Elite Pro).

Inhaltsverzeichnis

Vorwort zur dritten Auflage (2023)

Einleitung

Kapitel 1: Die Schilddrüse und die Wirkung der Schilddrüsenhormone

Die Basics der Schilddrüse und Schilddrüsenhormone

Schilddrüsenhormone und der Energieumsatz

Schilddrüsenhormone und Wassereinlagerungen

Schilddrüsenhormone und Muskelerhalt

Die Symptome der Schilddrüsenunterfunktion

Störungen im Haushalt der Schilddrüsenhormone

chronischer Stress

chronische Schmerzen und Schmerzmittel

Depression

Rauchen und Alkohol

Schwermetalle und Umweltgifte

Entzündung und systemische Entzündung

Übertraining

die „Pille“ beeinflusst die Schilddrüsenhormone

Exkurs: Störungen der Menstruation

Zusammenfassung

Kapitel 2: Energiereduzierte Ernährung und Schilddrüsenhormone

Einleitung und Abgrenzung

Energie: Zufuhr, Defizit und Verfügbarkeit

Proteinzufuhr: wenig genügt nicht

Low-Carb oder Low-Fat um Körperfett zu verlieren?

Schilddrüsenhormone, der Darm und Ballaststoffe

Milchprodukte, Getreide und der Darm

Mikronährstoffe und der Haushalt der Schilddrüsenhormone

Jod und goitrogene Substanzen

Selen und Jod

Eisen

Zink und Kupfer

Vitamin D

Kaempferol

Adaptogene und Heilkräuter

O-3-Fettsäuren

Alpha-Liponsäure

Zusammenfassung und Empfehlungen

Kapitel 3: Training im Energiedefizit

Gewichtstraining für den Muskelerhalt

Ergänzendes Bewegungstraining: besser nur moderat

Kapitel 4: Hilfe bei der Programmdurchführung

Leistungsdiagnostik

Temperaturmessung liefert wertvolle Hinweise

Säure-Basen-Haushalt: Besteht ein Zusammenhang?

Sind deine Erfolge von Dauer?

„Je sinnlicher wir leben, desto leichter geht der ganze Stoffwechsel vor sich, desto heiterer wird der Geist, desto gesünder der Körper.“

Richard Fedor Leopold Dehmel

„Ich habe keine Sorge, als mich physisch im Gleichgewicht zu bewegen; alles andere gibt sich von selbst.“

Johann Wolfgang von Goethe

„Transformation findet durch den Körper statt, nicht von ihm weg. Deshalb hat kein wahrer Meister jemals das Kämpfen gegen den Körper oder das Verlassen des Körpers befürwortet, obwohl ihre kopfgesteuerten Anhänger es oft getan haben.“

Eckhart Tolle

Vorwort zur dritten Auflage (2023)

Dieses Buch ist eine Erweiterung der Urschrift, die im Jahr 2016 unter dem Titel „Schilddrüsenhormone als kritische Faktoren der Fettreduktion – vermeide diätbedingte Stoffwechselschäden in Bodybuilding & Fitness“ erschien; im Jahr 2019 wurde die zweite Auflage veröffentlicht.

Seinerzeit wie noch heute einzigartig im deutschsprachigen Raum, half der damalige drastische Buchtitel dabei, für die Gefahren wenig sachgerechter Programme zur Gewichtsreduktion zu sensibilisieren. Dabei ging es vorrangig um das sportliche Umfeld der kommerziellen Sportstudios.

Allerdings wissen wir mittlerweile nicht zuletzt aus vom Internationalen Olympischen Komitee sanktionierten Veröffentlichungen, dass sportliche Aktivität bei reduzierter Energiezufuhr unabhängig von der konkret ausgeübten Sportart Grund zur Besorgnis bietet. Hierauf geht diese dritte Auflage ein, indem sie einen nicht auf einzelne Sportarten reduzierten Zusammenhang zwischen Sport, Energierestriktion und Reaktionen im Haushalt der Schilddrüsenhormone aufzeigt.

Daneben sind die obligatorischen Anliegen dieser dritten Auflage das Nachschärfen von Formulierungen und eine Aktualisierung der wissenschaftlichen Verweise. Beim Letzteren waren nur wenige Passagen richtigzustellen; ganz überwiegend galt es, Belege jüngeren Datums zu ergänzen.

Durch Bezüge zum Säure-Basen-Haushalt erfährt dieses Buch eine Erweiterung, die seine Einordnung erleichtert. Denn der Säure-Basen-Haushalt beeinflusst das Funktionieren des menschlichen Körpers auf andere Weise, aber ähnlich fundamental, wie dies Schilddrüsenhormone vermögen.

Dieses Buch soll sporttreibenden Männern und Frauen, Aktiven wie deren Betreuern, eine auf mehr Erfolg und den Erhalt der Gesundheit abzielende Hilfe bei der Kontrolle des Körperfettanteils sein.

Markus Keller, im September 2023

Einleitung

Programme zur Körperfettreduktion folgen dem Prinzip, den Körper einem Energiedefizit auszusetzen. Die Logik dahinter ist geradlinig: Verbraucht dein Körper mehr Energie, als du ihm zuführst, dann werden die Energiereserven in Form vorhandener Fettdepots angezapft.

Wer eine Reduktionsdiät mit Sport verbindet, kann vor allem aus zwei Gründen erfolgreicher als durch eine Diät allein den Körperfettanteil verringern:

1. Training verbraucht Energie und ermöglicht ein höheres Energiedefizit, als es durch eine Einschränkung der Ernährung allein möglich ist.

2. Training trägt zum Erhalt der Muskulatur bei, während der Körper im Verlauf einer Reduktionsdiät zum Abbau auch von Muskelsubstanz neigt.

Punkt 2 ist mitentscheidend dafür, dass Sportler grundsätzlich erfolgreicher als bewegungsarm lebende Menschen bei der Verringerung ihres Körperfettanteils sind. Denn Muskeln sind das entscheidende körperliche Gewebe, das Fett in Energie umwandeln kann. Da Sport (insbesondere das Training mit Gewichten) eine gute Option ist, Muskeln während der Gewichtsreduktion zu erhalten, dient Sport letztlich auch dem Erhalt der Fähigkeit, den gewohnten Energieumsatz nach Erreichen des Wunschgewichts zu bewahren. Zumal ein Verlust von Muskelmasse Einbußen an körperlicher Robustheit und Leistungsfähigkeit befürchten lässt und, nicht zuletzt, auch aus ästhetischen Gründen unerwünscht sein kann.

Dieser Zusammenhang mit der körperlichen Muskelsubstanz wird in der sportlichen Praxis der Gewichtsreduktion zuverlässig berücksichtigt. Praktisch jede Trainerausbildung thematisiert den besonderen Wert des Gewichtstrainings für den Muskelerhalt und damit auch für den Erfolg von Programmen zur Körperfettreduktion.

So erfreulich der erwiesene Wert sportlicher Aktivität für Resultate bei der Körperfettreduktion auch ist, dem möglichen Programmerfolg steht eine beunruhigende Realität gegenüber. Denn der Körper überwacht seinen Energiestatus und reagiert auf das Vorliegen eines Energiedefizits. Jede Form der Beschränkung der Energiezufuhr, gerade in Verbindung mit sportlicher Aktivität, startet ein evolutionäres Schutzprogramm, bei dem der Körper seinen Energieverbrauch tendenziell verringert.

Die wissenschaftliche Literatur nennt Werte zwischen 15 und 40 %, um die der Körper seinen Energieverbrauch in Ruhe absenken kann, um sich während eines Diätprogramms vor einem Substanzverlust zu schützen. (1), (2), (3)

Die Wissenschaftler Leibel und Kollegen gaben das Ausmaß der durch eine reduzierte Energiezufuhr bedingte Stoffwechselreduktion in der Form eines besonders anschaulichen Vergleichs an: Die von ihnen begleiteten Diäthaltenden verringerten ihren Ruhestoffwechsel um 25 %, was dem Energiebedarf von nicht diäthaltenden Personen entspricht, die 40 % weniger Körpergewicht haben. (1)

Dies entspricht dem bemerkenswert hohen Wert von 500 – 600 Kilokalorien pro Tag, also dem Verzehr von rund 100 Gramm Schokolade, von 100 Gramm Kartoffelchips oder auch 150 Gramm Gummibärchen.

Die Wissenschaftler liefern außerdem die bedrückende Information, dass der Körper noch Jahre nach der Diätmaßnahme an dieser Schutzreaktion in Form der Verringerung des körperlichen Energieverbrauchs festhalten kann.

Dabei stellt das zitierte Studienmaterial aus den 1980er-Jahren kein überholtes Wissen dar. Denn eine im Jahr 2016 veröffentlichte Arbeit liefert eine ernüchternde Bestätigung. Sie berichtet von männlichen und weiblichen Teilnehmern der US-amerikanischen TV-Sendung „The Biggest Loser“. Forscher des US-amerikanischen „National Institute of Diabetes and Digestive and Kidney Diseases“ begleiteten die Teilnehmer über den Zeitraum von 6 Jahren nach der Show. Noch 6 (!) Jahre danach betrug die Absenkung des Ruhestoffwechsels im Mittel rund 500 kcal pro Tag. (4)

Das besagte TV-Format wird übrigens auch im Jahr 2023 noch ausgestrahlt, es erweckt den Eindruck, die Mitwirkenden zwar auf das Äußerste zu fordern, sehr wohl aber mit modernen Diät- und Trainingsinhalten zu begleiten. Die drastischen Veränderungen im Energiehaushalt, die noch Jahre nach der Show bei den Teilnehmern nachweisbar waren, sind nach Ansicht der Wissenschaftler eine naturgegebene Konsequenz, die der menschliche Körper als Anpassung an eine derartige Programmdurchführung herausbildet.

Damit vergleichbar sind zahlreiche anekdotische Berichte von Sportlern, die zu schnell zu viel wollten und sich noch Jahre danach davon nicht erholen konnten.

Basierend auf meiner über 30-jährigen Erfahrung mit sich energiereduziert ernährenden Aktiven der unterschiedlichsten Sportarten bestätige ich, dass nicht nur drastische Gewichtsabnahmeprogramme, sondern auch über Jahre immer wieder durchgeführte moderatere Vorgehensweisen den körperlichen Energiehaushalt auf Dauer beeinträchtigen können.

Dies kann die Lebensqualität der betreffenden Personen mindern. Denn sie können, obwohl sie Sport treiben, ihr Gewicht unter den veränderten Bedingungen ihres Energiehaushalts nach der Programmdurchführung regelmäßig nur dann halten, wenn sie dauerhaft weniger Nahrung zu sich nehmen, als sie es zuvor gewohnt waren.

In meinem Alltag als Coach von Athleten, die der Sportausübung einen hohen Stellenwert in ihrem Leben beimessen, fallen mir eine reduzierte Teilhabe am sozialen Leben und nachlassendes berufliches Engagement als Begleiterscheinungen radikaler oder häufiger Phasen eingeschränkter Energiezufuhr auf. Es verwundert nicht, dass dies Einfluss auf die Persönlichkeit hat, mit einer Tendenz hin zu depressiven Verstimmungen einhergeht und überhaupt die Gefahr seelischer Schieflagen birgt.

Dabei sind die erkannten Opfer zu häufiger, ausgedehnter oder ehrgeiziger Diät- und Figurprogramme möglicherweise das kleinere Übel als diejenigen, die ihre körperlich-seelischen Missstände still und unscheinbar bewältigen. Die Annahme einer hohen Dunkelziffer unter der breitensportlich aktiven Bevölkerung mag auch dadurch erhärtet werden, dass spätestens mit der gewachsenen Bedeutung sozialer Medien das Präsentieren von Erfolgen attraktiver erscheint, als Warnungen auszusprechen oder gar ein eigenes Scheitern zu beklagen.

Gerade um ehrgeizige sportliche Figurprogramme erfolgreich zu absolvieren, ist es daher wichtig, die möglichen körperlichen Reaktionen auf eine reduzierte Versorgung mit Nahrungsenergie zu kennen und ein Herunterregulieren des Energiehaushalts zu begrenzen.

In diesem Buch erfährst du, dass hierfür geeignete Vorgehensweisen eine umsichtige und kooperative Haltung zu deinem Körper erfordern, die zudem am ehesten in Verbindung mit einer an die gesteckten Abnahme- und Figurziele angepassten Lebensführung erreichbar sind. Dabei spielen deine Schilddrüse und Maßnahmen zur Einflussnahme auf die Wirkung deiner Schilddrüsenhormone (SDH) eine herausragende Rolle.

Für die Plausibilität dieses Buches und um die Leistungsfähigkeit des vorgestellten Konzeptes nachzuvollziehen, ist es entscheidend, das körperliche Herunterregeln der SDH im Prozess der Körperfettreduktion als sinnvolle körperliche Schutzreaktion zu begreifen. Dies dient dem Ziel, den Energieverbrauch des Körpers und so weiteren Substanzverlust zu begrenzen. (5)

Insbesondere auf dem Weg zu einem sehr geringen Körperfettanteil, wie er auch, aber keineswegs nur im Wettkampfbodybuilding angestrebt wird, verringert der Körper das Aufkommen der SDH. (6), (7)

Allerdings sind SDH lebensnotwenig, ein Mangel führt zu multiplen Funktionseinbußen. Bereits ein nicht optimales Zusammenspiel von SDH kann die Lebensqualität beeinträchtigen. (8) In einer im Jahr 2014 veröffentlichten wissenschaftlichen Arbeit bezeichnen die Autoren den Erhalt des SDH T3 als „biologische Priorität“. (9)

Sowohl ein vermindertes als auch ein erhöhtes Aufkommen an SDH führt zu oxidativen Fehlfunktionen und systemischer Entzündung, die mit diversen Krankheitsbildern assoziiert sind. (10) Darunter sind psychische Störungen, allen voran Depressionen, (11) deren Auftreten erhebliche Folgen auch für das Berufs- und außersportliche Privatleben haben kann.

Dies rechtfertigt es, SDH eine herausragende Bedeutung für Programme zur Körperfettreduktion beizumessen. Entsprechend zeigt dieses Buch Zusammenhänge und Vorgehensweisen auf, die ein Absinken der SDH im Verlauf der Körperfettreduktion zu begrenzen helfen.

Dieses Konzept verfügt mittlerweile über einige wissenschaftliche Rückendeckung. In einer im Jahr 2017 veröffentlichten Arbeit von Forschern unter anderem der Universität Harvard ging es um eine der ersten groß angelegten, kontrollierten Studien überhaupt zu der Frage, wie SDH den Prozess der Gewichtsabnahme beeinflussen. (12)

Sie schlussfolgerten: Es verspricht Vorteile, den Haushalt der SDH gar nicht erst absinken zu lassen. Ebendies ist der Ansatz dieses Buches. Wir verfolgen ihn, indem wir Training und Ernährung hinsichtlich deren Wirkung auf SDH optimieren und dabei mögliche Störgrößen aus dem Feld der allgemeinen Lebensführung berücksichtigen.

Literatur:

(1) Leibel RL, Jirsch J. Diminished energy requirements in reduced-obese patients. Metabolism.1984; 33(2):164–70.

(2) Dore C, Hesp R, Wilkins D, et al. Prediction of energy requirements of obese patients after massive weight loss. Hum Nutr Clin Nutr. 1982;366:41–8.

(3) Drenick EJ, Dennin HF. Energy expenditure in fasting obese men. J Lab Clin Med. 1973;81:421–30.

(4) Erin Fothergill et al. Persistent Metabolic Adaptation 6 Years After “The Biggest Loser” Competition. Obesity Biology and integrated Physiology, 2016. doi:10.1002/oby.21538.

(5) Müller, M. J., and A. Bosy-Westphal. "Adaptive thermogenesis with weight loss in humans." Obesity 21.2 (2013): 218-228.

(6) Rossow, Lindy M., et al. "Natural bodybuilding competition preparation and recovery: a 12-month case study." International journal of sports physiology and performance 8.5 (2013): 582-592.

(7) Hulmi, Juha J., et al. "The effects of intensive weight reduction on body composition and serum hormones in female fitness competitors." Frontiers in physiology 7 (2017): 689.

(8) Michaelsson, Luba Freja, et al. "Levothyroxine/Liothyronine Combination Therapy and Quality of Life: Is It All about Weight Loss?." European thyroid journal (2018): 1-8.

(9) Abdalla, Sherine M., and Antonio C. Bianco. "Defending plasma T3 is a biological priority." Clinical endocrinology 81.5 (2014): 633-641.

(10) Mancini, Antonio, et al. "Thyroid hormones, oxidative stress, and inflammation." Mediators of inflammation 2016 (2016).

(11) Jiménez-Fernández, Sara, et al. "Oxidative stress and antioxidant parameters in patients with major depressive disorder compared to healthy controls before and after antidepressant treatment: results from a meta-analysis." (2015): 1658-1667.

(12) Liu, Gang, et al. "Thyroid hormones and changes in body weight and metabolic parameters in response to weight loss diets: the POUNDS LOST trial." International journal of obesity 41.6 (2017): 878.

Die Basics der Schilddrüse und Schilddrüsenhormone

Die Schilddrüse ist ein lebensnotwendiges Organ. Mit einem Gewicht von rund 30 Gramm (bei gesunden Erwachsenen) ist sie die größte, Hormone ins Blut abgebende Drüse des menschlichen Körpers. Sie befindet sich im Hals unterhalb des Kehlkopfes, zwischen Luftröhre und Haut.

SDH sind von größter Bedeutung für den körperlichen Energiehaushalt. Denn durch SDH können die Zellen vermehrt Sauerstoff, Fettsäuren und Blutzucker aufnehmen; unter dem Einfluss der SDH setzen die Körperfettspeicher vermehrt Fette in den Blutkreislauf frei. (1), (2), (3), (4), (5), (6), (7)

Dadurch werden den Zellen vermehrt energieliefernde Substanzen zugeführt und der Körper erhöht seine Energieproduktion.

Bestätigt wird dieser Effekt durch die Beteiligung der SDH an der körperlichen Temperaturregulation. (8), (9), (10) Vereinfacht ausgedrückt: Ein Mangel an SDH senkt den Energieverbrauch und die Körpertemperatur – ein Überschuss erhöht beide. (11)

Dieser Zusammenhang ist der Grund dafür, dass die Messung der Körpertemperatur ein starkes und dabei günstiges Tool für die Praxis der Körperfettreduktion ist. Hierzu mehr in Kapitel 4.

Der Einfluss der SDH erklärt zu einem guten Teil, warum der Energiebedarf im Alter zurückgeht. Dies ist auf eine im Laufe des Lebens abnehmende Produktion von SDH zurückzuführen. (12), (13), (14), (15)

Bereits kleine Veränderungen im Haushalt der SDH haben erhebliche Konsequenzen für den Energiestoffwechsel. Dies gilt für Gesunde ebenso wie für Menschen, die infolge Krankheit auf die Einnahme von SDH angewiesen sind. (16), (17)

Kurzum: SDH sind offenbar von Bedeutung für jedes Fettabnahmeprogramm, aus diesem Grund beschäftigen wir uns mit ihnen. Unser Ziel ist es, genug über sie zu wissen, um ein sportliches Programm zur Verringerung des Körperfettanteils optimieren zu können.

Um eine Vorstellung von der Schilddrüse und dem Wirken der SDH im Körper zu entwickeln, hilft dir Abbildung 1:

Abbildung 1:Gesteuert durch das Gehirn, produziert die Schilddrüse Hormone und gibt sie in den Blutkreislauf ab. Uns interessieren vor allem T3 und T4 (siehe folgende Seiten). Das auch von der Schilddrüse produzierte Hormon Calcitonin ist wichtig für den Stoffwechsel der Knochen, den wir in diesem Buch außer Acht lassen. Deiodinasen sind Enzyme, die Schilddrüsenhormone umwandeln, um deren Verfügbarkeit für die Zellen des Körpers anzupassen.

Die Steuerung der Schilddrüse geht vom Hirn aus. Der Hypothalamus ist ein Teil des Zwischenhirns, er ist die bedeutende Schaltzentrale des menschlichen Körpers. Darin werden Informationen über körperliche Zustände gesammelt und verarbeitet. Der Hypothalamus misst auch das Vorkommen der SDH im Blut und macht davon seine Einflussnahme auf die Schilddrüse abhängig.

Dies geschieht über den Umweg der Hirnanhangdrüse, an die der Hypothalamus den Botenstoff TRH (Thyrotropin Releasing Hormone, Thyreoliberin) übermittelt. Die Hirnanhangdrüse sendet ihrerseits den Botenstoff TSH (Thyreoida-stimulierendes Hormon) zur Schilddrüse, wodurch diese SDH produziert.

Die Schilddrüse produziert zum weitaus größten Teil die biologisch weniger aktive Speicherform Thyroxin (T4), und nur zu einem kleinen Teil das in den Zellen vorrangig biologisch wirksame Trijodthyronin (T3). (Wirf noch einen Blick auf Abbildung 1.)

Einige Leser(innen!) nehmen sicherlich SDH ein, um eine Unterfunktion der Schilddrüse zu behandeln. Welchen Wirkstoffgehalt hat das eingenommene Medikament? Ein Vergleich mit den genannten Werten hilft abzuschätzen, wie hoch das vom Arzt verschriebene Schilddrüsenmedikament dosiert ist.

Rund 99 % der im Körper befindlichen SDH sind im Blut an Transportproteine gebunden. Der wichtigste Vertreter ist Thyroxin-bindendes Globulin (TBG), weitere sind Transthyretin (TTR) und Albumin.

Das Wissen hierum ist wichtig, denn für den Stoffwechsel relevant sind die ungebundenen, freien SDH, kurz: fT3 und fT4. Gelingt es beispielsweise durch Ernährungsmaßnahmen, die Zahl der Transportproteine zu verändern oder deren Bindung an SDH zu beeinflussen, kann dies die frei verfügbaren SDH und damit den Energiehaushalt beeinflussen.

T3 ist das im Stoffwechsel der Zellen wirksamere, das bioaktivere SDH als T4. T3 wird nicht nur von der Schilddrüse selbst hergestellt und ins Blut abgegeben, der Körper kann es auch aus T4 gewinnen. Dieser Vorgang ist von großer Bedeutung und sorgt bei Gesunden mit ausgeglichenem Energiehaushalt gewöhnlich für den größten Teil des Gesamtaufkommens an T3.

Um T3 aus T4 zu gewinnen, braucht es Enzyme, die Deiodinasen. Wir werden vielfach auf diese Enzyme zu sprechen kommen, denn die körperliche Steuerung des Energiehaushalts geschieht ganz maßgeblich durch deren Zusammenspiel. Wir unterscheiden drei Deiodinasen, die die Abkürzungen D1, D2 und D3 tragen.

Abbildung 2:T3 ist das bioaktivere Schilddrüsenhormon als T4, das Letztere hat vorrangig eine Funktion als Speicherform. Die Deiodinasen D1 und D2 sorgen für die Umwandlung von T4 in T3, dadurch erhöht sich der körperliche Energieumsatz. Die Deiodinase D3 begrenzt diese Wirkung. D3 ist im weiblichen aktiver als im männlichen Körper.

D2 wandelt T4 in T3 um. D2 ist für unsere Betrachtungen sehr wichtig, weil D2 zu mehr in den Körperzellen wirksamem T3 führt. Dabei ist mehr T3 gleichbedeutend mit mehr Energieumsatz. Im Stoffwechsel, der sich im Verlauf eines Fettreduktionsprogramms ergibt, neigt T3 allerdings zur Absenkung, was den Energieverbrauch im Verlauf des Programms ebenfalls sinken lässt. Mehr T3 bzw. ein weniger ausgeprägtes Absinken von T3 hält also den körperlichen Energieumsatz tendenziell aufrecht.

D3 senkt den Energieumsatz, weil es T4 nicht in T3, sondern in das biologisch weniger (18) wirksame rT3 umwandelt. Dabei ist rT3 die Abkürzung für „reverse T3“. Mehr rT3 führt zu weniger T3 und dadurch zu einem geringeren Energieumsatz.

Die Deiodinase D1 hat Eigenschaften eines Zwitters aus D2 und D3: D1 wandelt T4 teils in T3 und teils in rT3 um. Doch die Hauptaufgabe von D1 besteht darin rT3 in T2 umzuwandeln, hierbei ist D1 aktiver als D2. (19)

Jod ist ein lebensnotwendiges Spurenelement, das Bestandteil der SDH ist. T2 (Dijodthyronin) bindet zwei Jodatome, während es im Falle von T3 drei und von T4 vier Jodatome sind. T2 hat eine ausgeprägte Wirkung auf den Energiestoffwechsel und vermittelt diese offenbar vorrangig durch nichtgenomische Wirkungen, die sich also, anders als im Fall von T3, ohne ein Andocken an Rezeptoren entfalten. (20), (21)

Der Kenntnisstand über T2 ist noch eher gering, vereinzelte Berichte von Sportlern über mit T3 vergleichbare Wirkungen im Energiestoffwechsel sind mit Vorsicht zu genießen, denn T3 scheint etwa 100-mal stärker als T2 zu wirken. (22) Nach heutigem Stand spielt T2 eine untergeordnete Rolle bei der Behandlung von Fehlfunktionen im Haushalt der SDH, hier sei T2 nur der Vollständigkeit halber genannt.

Die verschiedenen SDH werden mit unterschiedlicher Rate im Körper abgebaut, die Halbwertszeiten von T4, T3 und reverse T3 belaufen sich auf rund: 1 Woche (T4), einen Tag (T3) bzw. 6 Stunden (rT3). Bei alten Menschen erhöhen sich diese Werte infolge eines verlangsamten Stoffwechsels, dabei zeigt sich rT3 erhöht. (14), (15)

Dies und die Tatsache, dass SDH zu über 99 % an Transportproteine gebunden sind, geben dem Haushalt der SDH erhebliche Stabilität. Entsprechend braucht es eine Zeit, bis der Körper einen erheblichen Mangel an SDH ausprägt. Ebenso erfordert das Finden einer passenden Dosierung bei Patienten, die auf die Einnahme von SDH angewiesen sind, Geduld; dies kann eher Monate als nur Tage oder Wochen in Anspruch nehmen.

Wer Training und Ernährung so gestalten möchte, dass der Haushalt der SDH und entsprechend auch der Energiehaushalt profitiert, der trifft auf komplexe Zusammenhänge. Allerdings lassen sich aus der wissenschaftlichen Literatur einige gut verständliche Aussagen über Deiodinasen extrahieren, die wichtige Bezüge zur Praxis herzustellen helfen (23), (24), (25):

D1

ist die in Leber und Nieren vorrangig wirksame Deiodinase, bei höherer Aktivität steigt T3 und sinkt rT3 im Blut; dann steht insbesondere auch den Muskelzellen und dem Speicherfett mehr bioaktives SDH T3 zur Verfügung.

D2

ist im Herzmuskel, in den Muskelzellen, in der Schilddrüse, im Speicherfett und im Gehirn (nicht aber in der Leber) besonders aktiv; steigt die Aktivität der Deiodinase D2, dann steht diesen Gewebearten mehr aktives SDH T3 zur Verfügung.

D3

ist das in vielen Geweben inklusive des Gehirns vorkommende Enzym, das der Körper nutzt, um das bioaktive T3 zu begrenzen, indem rT3 aus T4 gebildet wird; dies senkt den Energieumsatz.

Etwa 20 % des täglich von der Schilddrüse produzierten T4 werden über die Galle in den Verdauungstrakt abgegeben. (26) Ist die Darmflora gesund, ist also insbesondere die Besiedlung des Darms mit Bakterien ausgewogen, dann kann ein Teil davon wieder zurück in den Körper gelangen.

Weitaus geringere Mengen an SDH werden mit dem Urin ausgeschieden. (27), (28)

Insgesamt stehen dem Organismus täglich etwa 40 mcg des biologisch wirksamen T3 (Eigenproduktion der Schilddrüse + Anteil aus enzymatischer Umwandlung) zur Verfügung.