Schlafhund, Schutzanzug & Co. - Susy Signer-Fischer - E-Book

Schlafhund, Schutzanzug & Co. E-Book

Susy Signer-Fischer

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Beschreibung

Die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen hält nicht immer Schritt mit den wachsenden Herausforderungen, denen sie ausgesetzt sind. Eine hypnosystemisch fundierte Beratung oder Therapie kann hier die gesamte Familie unterstützen und entlasten. Susy Signer-Fischer vermittelt in diesem Buch ausführlich die Grundlagen und die Praxis für diese Arbeit. Es umfasst die typischen Herausforderungen, Schwierigkeiten und Störungen in diesem Lebensabschnitt, von Angst bis Zwänge. Beginnend bei Abklärung und Diagnostik wird für jedes Thema zunächst die Arbeitsweise allgemein dargestellt, dann werden anhand von Fallbeispielen mögliche Vorgehensweisen und Interventionen beschrieben. Dabei behält die Autorin immer die übergreifenden Lebensthemen im Blick: Selbstwirksamkeit, Selbstwert, Identitätsfindung, Leistung, Grenzen und Raum, Umgang mit anderen Menschen und Lebenslauf. Das Buch ist auch geeignet für das Erwachsenenalter, wenn zu bestimmten Themen ein nachträglicher Aufbau oder ein Nachholen nötig ist. Ein Sachregister ermöglicht im Praxisalltag den schnellen Zugriff auf das jeweils betreffende Thema.

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Seitenzahl: 599

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Susy Signer-Fischer

Schlafhund, Schutzanzug & Co.

Hypnosystemische Methoden zur Unterstützung der jugendlichen Entwicklung

2022

Mitglieder des wissenschaftlichen Beirats des Carl-Auer Verlags:

Prof. Dr. Rolf Arnold (Kaiserslautern)

Prof. Dr. Dirk Baecker (Witten/Herdecke)

Prof. Dr. Ulrich Clement (Heidelberg)

Prof. Dr. Jörg Fengler (Köln)

Dr. Barbara Heitger (Wien)

Prof. Dr. Johannes Herwig-Lempp (Merseburg)

Prof. Dr. Bruno Hildenbrand (Jena)

Prof. Dr. Karl L. Holtz (Heidelberg)

Prof. Dr. Heiko Kleve (Witten/Herdecke)

Dr. Roswita Königswieser (Wien)

Prof. Dr. Jürgen Kriz (Osnabrück)

Prof. Dr. Friedebert Kröger (Heidelberg)

Tom Levold (Köln)

Dr. Kurt Ludewig (Münster)

Dr. Burkhard Peter (München)

Prof. Dr. Bernhard Pörksen (Tübingen)

Prof. Dr. Kersten Reich (Köln)

Dr. Rüdiger Retzlaff (Heidelberg)

Prof. Dr. Wolf Ritscher (Esslingen)

Dr. Wilhelm Rotthaus (Bergheim bei Köln)

Prof. Dr. Arist von Schlippe (Witten/Herdecke)

Dr. Gunther Schmidt (Heidelberg)

Prof. Dr. Siegfried J. Schmidt (Münster)

Jakob R. Schneider (München)

Prof. Dr. Jochen Schweitzer (Heidelberg)

Prof. Dr. Fritz B. Simon (Berlin)

Dr. Therese Steiner (Embrach)

Prof. Dr. Dr. Helm Stierlin ✝ (Heidelberg)

Karsten Trebesch (Berlin)

Bernhard Trenkle (Rottweil)

Prof. Dr. Sigrid Tschöpe-Scheffler (Köln)

Prof. Dr. Reinhard Voß (Koblenz)

Dr. Gunthard Weber (Wiesloch)

Prof. Dr. Rudolf Wimmer (Wien)

Prof. Dr. Michael Wirsching (Freiburg)

Prof. Dr. Jan V. Wirth (Meerbusch)

Themenreihe »Hypnose und Hypnotherapie«

hrsg. von Bernhard Trenkle

Reihengestaltung: Uwe Göbel

Umschlaggestaltung: B. Charlotte Ulrich

Umschlagfoto: © eva – stock.adobe.com

Redaktion: Eva Dempewolf

Satz: Drißner-Design u. DTP, Meßstetten

Printed in Germany

Druck und Bindung: CPI books GmbH, Leck

Erste Auflage, 2022

ISBN 978-3-8497-0440-7 (Printausgabe)

ISBN 978-3-8497-8392-1 (ePUB)

© 2022 Carl-Auer-Systeme Verlag

und Verlagsbuchhandlung GmbH, Heidelberg

Alle Rechte vorbehalten

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische

Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Informationen zu unserem gesamten Programm, unseren Autoren

und zum Verlag finden Sie unter: https://www.carl-auer.de/

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Carl-Auer Verlag GmbH

Vangerowstraße 14 • 69115 Heidelberg

Tel. +49 6221 6438-0 • Fax +49 6221 6438-22

[email protected]

Inhalt

Vorwort

1 Wirksamkeit von Hypnose

2 Anwendung von Hypnose

2.1 Anwendung im Praxisalltag

2.2 Angemessene Kontrolle über den Trancezustand

2.3 Hypnose bei Kindern und Jugendlichen

2.3.1 Setting

2.3.2 Rahmenbedingungen

2.3.3 Design und Vorgehen

2.3.4 Einstieg in die Behandlung, Beratung

3 Methoden und Herangehensweisen

3.1 Arbeit mit Symptomen und Problemen mit der Methode »Symptom als Metapher nutzen«

3.2 Assoziation und Dissoziation, Teilearbeit

4 Selbstwirksamkeit, Kontrolle, Einfluss und Selbstverantwortung

4.1 Selbstwirksamkeit und Selbstverantwortung

4.2 Sicherheit und Angst

4.2.1 Therapeutisches Vorgehen bei Ängsten

4.2.2 Magisches Denken und Anwendung magischer Methoden

4.3 Selbsthypnose, Selbstwahrnehmung, Wahrnehmen (Achtsamkeit)

4.3.1 Selbsthypnose

4.3.2 Selbstwahrnehmung, Wahrnehmen (Achtsamkeit)

4.4 Steuern und bremsen

4.4.1 ADHS, ADS, ASS & Co.

4.4.2 Kontrolle von Stuhl und Urin, einnässen und einkoten

4.4.3 Mehr Kontrolle und Umgang mit Suchttendenzen

4.4.4 Mehr Kontrolle und Umgang mit Stimmungen und Aggression

4.4.5 Umgang mit Zwängen

4.4.6 Misophonie

4.5 Umgang mit Schmerzen

4.6 Kontrollieren und loslassen

4.6.1 Schlafen

4.6.2 Umgang mit Stress

5 Selbstwert und Selbstvertrauen

5.1 Angemessener Selbstwert

5.2 Vergleich von Personen mit hohem und niedrigem Selbstvertrauen

6 Identitätsfindung und Selbstbild

6.1 Dimensionen der Identität und des Selbstbildes

6.2 Das eigene Selbstvertrauen und Selbstbild stärken

7 Leistung

7.1 Sich beurteilen

7.2 Ziele setzen und erreichen

7.3 Umgang mit Leistung, Erfolg und Misserfolg

7.4 Umgang mit Hochbegabung

8 Grenzen und Raum

8.1 Verschiedene Bereiche mit Grenzen

8.2 Grenzen und Raum in Erziehung und Entwicklung

8.3 Umgang mit zeitlichem Raum

8.4 Umgang mit Geld

8.4.1 Die Bedeutung von Geld in der zwischenmenschlichen Beziehung

8.4.2 Geld und Beziehung

8.4.3 Geld und Familie

8.5 Privat und öffentlich

8.6 Risikoverhalten

8.7 Sich selbst beeltern

8.8 Mobbing und Bullying

9 Zusammenleben und Umgang mit anderen Menschen

9.1 Hilfreiche Elemente im Umgang mit anderen

9.2 Einsamkeit

10 Lebenslauf

10.1 Lebenslaufberatung und Lebensübergänge

10.2 Übergänge in verschiedenen Altersphasen

10.2.1 Kindesalter

10.2.2 Jugendalter und junges Erwachsenenalter

10.2.3 Erwachsenenalter

10.2.4 Exkurs: Alter

10.3 Übergänge und Wendepunkte

10.4 Entscheidungen

10.4.1 Relevanz und Entwicklung von Entscheidungen

10.4.2 Relevanz in der Arbeit

10.5 Umgang mit traumatischen Ereignissen

11 Struktur der Psychotherapie: Einstieg, Mitte, Durchhänger überwinden, Abschluss

11.1 Einstieg in die Psychotherapie

11.2 Themen, die im Laufe der Behandlung im Auge behalten werden sollten

11.3 Mitte der Psychotherapie, Durchhänger überwinden

11.4 Abschluss einer Beratung und Psychotherapie

Danksagung

Verzeichnis der Interventionen

Stichwortverzeichnis

Literatur

Über die Autorin

Vorwort

Dieses Buch ist aus dem Wunsch heraus entstanden, die verschiedenen Lebensthemen von Kindern und Jugendlichen darzustellen und für die Entwicklung geeignete psychotherapeutische und hypnotherapeutische Interventionen abzuleiten.

2008 schlug der Schweizer Kinderarzt Thomas Gysin vor, gemeinsam ein Buch herauszubringen. Später nahm er dann noch die Zahnärztin Ute Stein dazu. Daraus entstand Der kleine Lederbeutel mit allem drin. Dieses Buch kam 2009 zum ersten Mal heraus. Thomas Gysin ist leider unterdessen verstorben. Schon damals war mir klar, dass der Lederbeutel bereits vieles enthielt, aber meiner Meinung nach gehört noch viel mehr hinein. Darum habe ich mit diesem Buch eine Erweiterung entwickelt. Vom Lederbeutel mit allem drin wurden die Textpassagen und Bilder übernommen, die noch aktuell sind. Einige Interventionen, die schon gleich oder ähnlich in meinem Buch Hypnose effizient und kreativ von 2019 aufgeführt sind, sind jetzt auch in dieses Buch aufgenommen. Manche Fotos von Interventionen und Zeichnungen stammen von jungen Klienten und Klientinnen, natürlich mit deren und deren Eltern Einverständnis. Darum wirken die Fotos nicht sehr professionell, sie wurden schließlich auf die Schnelle während der Therapiesitzung gemacht. Alle Fallbeispiele sind real, selbstverständlich verfremdet. In den meisten der präsentierten Fälle entwickelten sich die Kinder oder Jugendlichen gut. Wie wohl bei den meisten Therapeuten machen viele Klienten gute Fortschritte, aber es kommt natürlich auch vor, dass keine Fortschritte gemacht werden, die Behandlung abgebrochen wird, aus verschiedenen Gründen.

Die hier vorgestellten Methoden und Vorgehensweisen dienen nicht nur der Förderung der Entwicklung von Kindern und Jugendlichen, es können auf diese Weise auch Lebensthemen von Erwachsenen nachgeholt werden. Das Buch soll praktische Anregung für Fachkollegen und -kolleginnen geben, insbesondere der Pädiatrie, sei es in der pädiatrischen Privatpraxis oder in der Klinik, Schulpsychologie, Entwicklungspsychologie, Entwicklungspädiatrie, in der Kinder- und Jugendpsychiatrie, Kinder- und Jugendpsychotherapie, Erwachsenenpsychotherapie. Auch Nichtfachpersonen kann es Einblick in die vielfältigen Lebensthemen von Kindern und Jugendlichen bieten.

Gegliedert ist das Buch nach relevanten Themen, die bei ganz unterschiedlicher Symptomatik in die Behandlung einfließen können. So können zum Beispiel die Ausführungen über Sicherheit sowohl für Interventionen bei Zwängen und Ängsten als auch für Interventionen bei Aggressionen genutzt werden.

Die knapp hundert verschiedenen Interventionen sind über das gesamte Buch verteilt und natürlich auch in anderen Zusammenhängen als denen anwendbar, in denen sie hier auftauchen. Verweise darauf im Text sind jeweils kursiv gesetzt, und über das »Verzeichnis der Interventionen« im Anhang können die entsprechenden Übungen leicht aufgefunden werden.

Abklärungen und Diagnostik stellen einen wichtigen Aspekt dar. Die Diagnosen entsprechend ICD oder DSM dienen vor allem der Antragstellung bei der Krankenkasse. Diese Diagnosen wirken eher statisch. Für die Hypnotherapie, die ressourcen- und prozessorientiert ist, sind Diagnosestellung und Abklärung mit Prozessdiagnosen, Ressourcenerhebung und realistische Zielerhebung für die Einzelperson und ihre Familie hilfreicher.

Die Interventionen können wie Kochrezepte verwendet werden, welche im Laufe der Jahre perfektioniert wurden. Wie Rezepte können auch sie abgewandelt und angepasst werden, und somit sollte das »Rezept« in der Praxis natürlich auf den Klienten, die Klientin und deren jeweiliges Umfeld abgestimmt werden. Trotzdem ist zu beachten, dass die wichtigsten Elemente vorhanden sind. Sonst kann es geschehen, dass »der Kuchen nicht aufgeht«.

Im weiteren Verlauf des Buches wird aufgrund der besseren Lesbarkeit das generische Maskulinum verwendet, das per definitionem alle Geschlechter umfasst.

Basel/Bern, im Mai 2022

Susy Signer-Fischer

2 Anwendung von Hypnose

Die Hypnose ist ein altes Heilverfahren, das bereits den Sumerern und alten Ägyptern bekannt war. In unserem Kulturkreis berichtete schon Augustinus (354–430 n. Chr.) von einer Schmerzbehandlung mit Hypnose. Paracelsus (1494–1541 n. Chr.) empfahl später Hypnosebehandlungen vor allem für Nervenerkrankungen.

Hypnose ist ein Phänomen, das seine Bekanntheit zum einen den Medien (Kriminalgeschichten, Spielfilmen wie z. B. Woody Allens Zelig) bzw. Begegnungen mit der Show- oder Bühnenhypnose und zum anderen Berichten aus dem klinischen Bereich (Entspannungshypnose, Schmerzkontrolle oder Hypnose bei zahnärztlicher Behandlung) verdankt. Definitionen der Hypnose gibt es viele. Nach Revenstorf (2003a, S. 5) ist

»(…) Hypnotherapie ein psychotherapeutisches Verfahren, das hypnotische Trance als einen veränderten Bewusstseinszustand dazu nutzt, Verhaltensänderungen zu ermöglichen, gedankliche Strukturen neu zu knüpfen, unproduktive Einstellungen und Haltungen zu korrigieren, affektive Muster zu verändern (minimieren, verstärken, neu konditionieren), emotional belastende Ereignisse und Empfindungen zu rekonstruieren und physiologische/biochemische Veränderungen für Heilungsprozesse zu fördern«.

Der Begriff Hypnose kann leicht missverstanden werden. Er stammt ab vom griechischen Wort hypnos, was Schlaf bedeutet. Da Schlaf aber einem passiven Zustand entspricht, sollte man eher von der Arbeit mit der Vorstellung sprechen. Die hier beschrieben hypnotischen Methoden können dem Klienten gegenüber daher besser als mentale oder imaginative Methoden erklärt werden. Heutzutage werden Hypnose, hypnotische, mentale oder imaginative Methoden, Interventionen in verschiedenen Bereichen angewendet.

Hypnotherapie beinhaltet eine ressourcenorientierte Haltung, Flexibilität und Anpassungsfähigkeit sowie Kommunikation auf verschiedenen Ebenen. Sie fokussiert auf die Lernfähigkeit anstatt auf pathologisch bedingte Defizite. In der Hypnotherapie arbeitet man mit einem veränderten Bewusstseinszustand, benutzt Suggestionen, aber auch Erklärungen, Reframing sowie Humor und unterstützt das Lernen durch konkretes Handeln. Deshalb ist Hypnotherapie besonders geeignet für Kinder und Jugendliche.

Die Hypnotherapie ist eine (Psycho-)Therapieform, die kreative Elemente mit kognitiven, verhaltenstherapeutischen (lerntheoretischen) Elementen verbindet. So können gleichzeitig mehrere Wahrnehmungsebenen und Themen angesprochen und behandelt werden. Anhand von konkreten Situationen können Verhaltensweisen und dazugehörende gesunde, passende Gefühle eingeübt werden. Auf diese Weise werden sowohl konkrete Situationen trainiert als auch auf metaphorischer Ebene Themen bearbeitet, die so auf andere Situationen und Lebensgebiete generalisiert werden können.

Da Hypnotherapie manchmal als eine Therapieform verstanden wird, in der »gezaubert« wird, in der der Klient keinen Einfluss auf den Prozess hat und nichts aktiv beitragen muss, ist es sinnvoll, den Klienten und deren Familien klarzumachen, dass Klienten aktiv mitgestalten und mitarbeiten dürfen und sollen. Bildhaftes Vorstellungsvermögen scheint hypnotische Tranceprozesse zu verstärken und kann in der Hypnotherapie als Indikationsmerkmal bei Klienten gebraucht werden.

Weil Hypnose eine differenzierte und wirksame Methode ist, sollte sie sorgfältig gelehrt und gelernt werden, was eine längere Ausbildungszeit zur Folge hat. Dies beinhaltet das Lernen der Theorie zur Hypnose, das Auseinandersetzen mit Forschungsresultaten, das praktische Üben, die Fallsupervision und die Selbsterfahrung. Da Hypnose bei richtiger Anwendung sehr wirksam und effizient sein kann, ist es auch leicht möglich, diese Methode zu missbrauchen oder ungewollt damit Schaden anzurichten. Darum ist ein kontrolliertes, kompetentes, fachliches Handeln nötig, dies insbesondere auch in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen.

Hypnotherapeuten arbeiten mit formeller Trance und mit anderen hypnotischen Verfahren, wie Geschichten erzählen oder bestimmte Hausaufgaben aufgeben. Meist wird mit dem Klienten eine auf ihn abgestimmte, passende Form von Selbsthypnose erarbeitet und eingeübt, die zum Beispiel zur Entspannung, zur Problemlösungssuche oder zur Anregung der Kreativität gebraucht werden kann. Die meisten Fachpersonen, welche Hypnotherapie anwenden, sind auch in anderen psychotherapeutischen Verfahren ausgebildet.

Das hypnosystemische Konzept

In Zusammenhang mit der hypnotherapeutischen Arbeit wird oft von hypnosystemischen Konzepten gesprochen (Schmidt 2005).

Systemische Konzepte beziehen intrapsychische und interpsychische Teile des Systems in die Überlegungen, in die Behandlung ein.

Symptome, Probleme, Themen haben innerhalb des Systems einen Stellenwert, eine Bedeutung.

Intrapsychische Konzepte beinhalten die Arbeit mit Teilen, z. B. mit

Anteilen der Persönlichkeit

Symptomen, Ressourcen

Körperteilen (z. B. Schmerzbehandlung)

Teilen aus der Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft

Teilen aus verschiedenen Lebensbereichen.

Teilearbeit wiederum kann ganz unterschiedlich durchgeführt werden, z. B.

innerhalb und außerhalb des Körpers

mit Gegenständen, Stühlen

oder ganz in der Vorstellung.

Teilearbeit beinhaltet ein Aufteilen und ein Zusammenfügen, eine Form von Integration.

Interpsychische Arbeit beinhaltet z. B. die Arbeit mit einer Familie, Schulklasse, mit Freunden …, seien sie anwesend oder nur in der Vorstellung da.

Auf die intrasystemische Arbeit wird später im Buch in Zusammenhang mit Teilearbeit, Assoziation und Dissoziation näher eingegangen.

Die vorgestellten Methoden sind in vielen Fällen erfolgreich – aber natürlich nicht in jedem Fall und nicht in jeder Situation. Wie bei jeder Methode gibt es auch Misserfolge. Das liegt oft daran, dass zu wenig Eigenmotivation bei den Klienten selbst oder deren Eltern vorhanden ist oder erreicht werden kann. Mangelnde Motivation kann ihrerseits verschiedene Gründe haben: Es kann sein, dass die Behandlung für die Klienten selbst oder für deren Eltern zu anstrengend und aufwendig ist, dass das Problem oder das Symptom für die Klienten und deren Umfeld zu viele Vorteile bringt oder dass die Probleme noch »gebraucht« werden (z. B. Hilferuf, Ablenken von anderen Themen, Angst vor nächsten Schritten). Es kann auch daran liegen, dass etwas in der Beziehung zwischen Therapeut und Klient unklar ist, oder auch daran, dass die falsche Methode gewählt wurde. Die Fallbeispiele zeigen meist, wie die beschriebene Methode erfolgreich angewendet wird – in einigen Fällen aber auch, wie sie keinen Erfolg bringt.

2.1 Anwendung im Praxisalltag

In der Hypnotherapie wird der hypnotische Zustand, der als Trance bezeichnet wird, für therapeutische Zwecke gezielt eingesetzt. Trancen können spontan eintreten oder induziert werden.

In der Hypnotherapie wird immer darauf geachtet, dass der Klient

Trance- und Hier-und-Jetzt-Zustand,

Vorstellung und Realität unterscheiden und

die Qualität des Trancezustandes kontrollieren kann.

Zusätzlich sollen

Assoziation und Dissoziation wahrgenommen und beeinflusst werden und

Vorstellung und Realität, Fiktion und Fakt unterschieden werden können.

Dies ist besonders wichtig bei ungesunden, negativen Trancen, wie sie beispielsweise nach Psychotraumatisierungen, bei Schmerz- oder Angstpatienten auftreten können.

Der Psychotherapeut behandelt Kinder, Jugendliche, Erwachsene und ihre Familien und wendet Hypnose auf verschiedenen Ebenen an. Seine Grenzen liegen wiederum in der notwendigen Absicherung und intensiven Zusammenarbeit bei somatischen und hirnorganisch bedingten Krankheiten, was die Vernetzung mit Medizinern und Zahnärzten und anderen Berufsgruppen nahelegt.

Da die beschriebenen Vorgehensweisen einfach, kurz und klar sind, können sie auch umgesetzt werden, wenn nur wenig Zeit zur Verfügung steht. Dies kann auch neben einer Abklärung, z. B. Intelligenz- oder ADS-Abklärung, geschehen, bei Konsultationen, bei denen verschiedene Themen anstehen, und die meisten Interventionen lassen sich auch in verschiedenen Bereichen wie Psychotherapie, Allgemeinpraxis, Pädiatrie und in einzelnen Aspekten auch in der Zahnarztpraxis themen- und symptomorientiert anwenden. Natürlich werden sie nur in dem Fachbereich eingesetzt, in dem die Fachperson ausgebildet ist (die Zahnärztin etwa behandelt nur Schmerz, Blutungskontrolle und evtl. Angstthemen).

Häufig ist eine Kombination von Hypnose mit anderen Methoden sinnvoll. Meist wird sie mit Interventionen auf der systemischen Ebene, vor allem in der Familie, kombiniert, z. B. mit den Eltern, der ganzen Familie, dem weiteren Umfeld der jugendlichen Klienten und der Erziehungsberatung. Im Einzelsetting ergänzen hypnotherapeutische Methoden diejenigen aus Verhaltenstherapie, Gestaltpsychotherapie, Psychodrama etc. Wichtig sind auch das Gespräch, die Informationsvermittlung, das Erarbeiten von Zusammenhängen und die Reflexion.

Natürlich gilt auch, dass etwas unternommen werden sollte, wenn jemand leidet oder sich Sorgen macht, seien es das Kind, der Jugendliche, die Eltern oder die Schule. Neben Hypnotherapie können auch andere Methoden angewendet werden. Hypnotherapie kann jedoch immer eine große Hilfe sein.

Allgemein sollte meiner Erfahrung nach bei folgenden Entwicklungen, Themen und Symptomen schnell gehandelt werden:

Aggression:

Wenn Umfeld (Eltern, Gleichaltrige) oder das Kind, der Jugendliche sich selbst (Suizidäußerungen, Selbstverletzungen, Abwertung mit Worten oder Gedanken) oder anderen (Kameraden, Geschwistern, Eltern, anderen Personen, Tieren oder Sachen) gegenüber aggressiv ist.

Schulabsentismus:

Natürlich muss zuerst wie bei allen Themen abgeklärt werden, was dahinterstehen könnte. Dauert das Wegbleiben von der Schule zu lange, kann es sehr schwierig sein, das Kind oder den Jugendlichen wieder dazu zu bringen, die Schule zu besuchen. Außerdem besteht neben dem Verpassen von Lernstoff die Gefahr, dass andere Symptome wie Sucht, Depression, sozialer Rückzug, Aggression entwickelt werden.

Bei folgenden Themen sollte gehandelt werden, wenn sie lange andauern und immer stabil bleiben:

allgemein schlechtes Befinden (lustlos, freudlos), Schmerzen oder Rückzug

Stagnation oder Rückschritte in irgendeinem Entwicklungssektor, z. B. kleinkindliches Verhalten, nicht mehr selbstständig sein

plötzliche Veränderungen im Verhalten, in der Befindlichkeit oder in der Persönlichkeit (wie ein Kind, das normalerweise oft mit Freunden unterwegs ist oder viel Sport treibt, sich aber nun zurückzieht)

Leistungsabfall

Ängste, Zwänge, die sich eher ausweiten

Schlaflosigkeit

Probleme in Zusammenhang mit Essen.

Hypnose kann dabei in verschiedenen Gebieten angewendet werden, wie:

Psychotherapie:

Themen, Erlebnisse, Muster erkennen

Ressourcen erkennen und aufbauen

Umgang mit vergangenen und gegenwärtigen Situationen

Vorbereiten auf zukünftige Situationen

Üben, trainieren

Erkennen und Umgang mit Gedanken, Gefühlen

Stimmung und Wohlbefinden beeinflussen.

Somatik und Psychosomatik:

Heilungsprozess unterstützen und fördern

Schmerzkontrolle

Tinnitus, Spannungskopfschmerzen, Schwangerschaftsübelkeit, Geburtsvorbereitung

Vorbereitung auf medizinische Eingriffe, Operationen (Bluten, Heilen)

Umgang mit der Krankheit

Bearbeiten der Themen, Konflikte, die mit der Krankheit zusammenhängen, sie mitbedingt und/oder aufrechterhalten.

Leistung: Arbeit, Schule, Sport

Leistung und Konzentration steigern

Leistung und Leistungssituation analysieren

sich vorbereiten auf zukünftige Leistungssituationen

Ziele angemessen setzen, erreichen

sich Rückmeldungen geben, andere Rückmeldungen analysieren, werten, je nachdem verwerfen oder annehmen.

Entspannung und Wohlbefinden:

körperliche und psychische Entspannung allgemein

Entspannung für eine bestimmte soziale Situation

Entspannung im Hinblick auf einen medizinischen Eingriff

Vorbereiten der nächsten Schritte in der Psychotherapie.

2.2 Angemessene Kontrolle über den Trancezustand

Trance ist ein stufenweise ansteigendes Phänomen, das von Person zu Person, von Moment zu Moment variiert. Jede Person scheint ihr eigenes Muster von Trancetiefen zu haben. Es gibt einige typische Muster, bei denen sich folgende Parameter und Zustände verändern können:

Pulsfrequenz

Atemfrequenz

Atemtiefe

Durchblutung der Haut

Durchblutung der Extremitäten

Pupillen

Kontakt zur Außenwelt

Zugang zur Innenwelt

Zugang emotionalen und/oder kognitiven Inhalten im Gedächtnis

Tendenz zu kindlichen, einfachen, konkreten Wegen

Tendenz zu kindlichem, einfachem, konkretem Verständnis

Wortwörtliches, buchstabengetreues Verstehen und Sprechen

Amnesie kann vorkommen

Altersregression, Altersprogression, Zeitverzerrung.

Es ist wichtig, dass der Trancezustand kontrolliert werden kann, und zwar sowohl der Trancezustand an sich als auch die Tiefe der Trance und besonders die Qualität der Trance.

Zur Qualität: Der Trancezustand kann wie erwähnt eher positiv oder eher negativ wahrgenommen werden, kann entweder gesund oder eher ungesund sein. Nicht immer sind positiv erlebte Trancezustände auch gesund, z. B. kann träumen in der Schule an sich sehr angenehm sein, wird aber ungesund, wenn dabei Schulstoff verpasst wird. Beispiele für ungesunde Trancezustände sind auch Angst- und Panikattacken, Zwangshandlungen und -gedanken, dissoziative Zustände bei Psychotraumatisierten.

Kann der Trancezustand kontrolliert werden, ist es leichter, auch aus sehr ungesunden Zuständen wie z. B. Angstattacken herauszufinden. Ebenfalls sollte er kontrolliert werden können, damit man nicht ungewollt in einen Trancezustand gerät, z. B. durch Schimpftiraden, einen gekonnten Redner, Verkäufer, Werber … und sich ungewollt beeinflussen lässt. Denn im Trancezustand ist es schwieriger als im Hier-und-Jetzt-Zustand, sich gegen Suggestionen zu schützen. Darum ist es gerade bei Kinder und Jugendlichen besonders wichtig, zuerst das Kontrollieren des Trancezustandes zu lehren. Die nachfolgenden Interventionen können dabei hilfreich sein. Daneben ist es sehr wichtig, mit den Kindern oder Jugendlichen über die Trancezustände zu sprechen, welche eher gesund und welche eher ungesund sind. Es gilt gemeinsam herauszufinden, woran man merkt, dass der eine gesund ist und der andere nicht, obwohl er beispielsweise angenehm ist, wie zum Beispiel beim »Gamen«.

Es lohnt sich, auch über Suggestionen, Beeinflussung von außen zu sprechen, seien es verbale (der Vater, der immer wieder schimpft, dass das Kind das natürlich wieder etwas nicht kann, sowieso nichts kann; die Schulkameradin, die sich mit anderen zusammenschließt und sagt, dass die Brille ganz doof aussieht, was zeigt, wie doof das Kind ist), mit Bildern (der Kamerad, der coole Fotos der Freizeit postet und so dem Jungen das Gefühl gibt, er erlebe nichts Tolles) oder atmosphärische (der Elternteil, der nicht antwortet, schweigt, oder die Kameradin, der es so schlecht geht, was auf die Freundin wie ein Hilferuf wirkt und sie das Gefühl bekommt, sie müsse helfen, obwohl sie nach den eigenen Kräften schauen muss). In all diesen Fällen geht es zuerst um die geschärfte Wahrnehmung, die Erkenntnis, was ist für die Person gesund, was nicht. Junge Leute, die sich bewusst sind, wie sie sich beeinflussen lassen, und erkennen, wie sie sich dagegen schützen können, laufen weniger Gefahr, sich durch ungesunde Einflüsse vereinnahmen zu lassen (Substanzen, Heruntermachen durch Trainer, Verkäufer, Clique).

Nach der geschärften Wahrnehmung und Erkenntnis wird im nächsten Schritt angemessenes Abgrenzen aufgebaut (z. B. mit dem Schutzanzug). Im weiteren Verlauf wird dann über den Trancezustand an sich gesprochen, auf welche Art das Kind oder der Jugendliche den Trancezustand schon selbst kontrolliert hat, und dann werden evtl. neue Strategien aufgebaut, siehe die Intervention Alltagstrance kontrollieren.

Von Therapeutenseite her hilft oft folgendes, dass die Klienten die Trance besser kontrollieren können:

Immer im Sitzen in einem normalen Stuhl arbeiten.

Gut beobachten und sobald die Stimme, der Gesichtsausdruck, die Körperhaltung, der Atem oder die Hautdurchblutung auf Verspannung und Unbehagen hinweist, nachfragen.

Während der ganzen Trance die Klienten sprechen lassen.

Im Folgenden zwei Interventionen, welche die Kontrolle der Trance behandeln.

Reise durch den Körper mithilfe von zehn Treppenstufen

Der Klient geht in der Vorstellung zu einer zehnstufigen Treppe und folgt dieser nach oben oder unten.

Trance:

Sich eine Treppe vorstellen.

Vielleicht ist es eine, die nach oben führt, vielleicht führt sie nach unten. Vielleicht ist sie steil oder sanft ansteigend oder abfallend, breit oder schmal.

Vielleicht ist sie aus Holz, Metall, Beton oder einem anderen Material.

Dann zur Treppe gehen, nacheinander auf die einzelnen Stufen stellen.

Bei jeder Stufe das erwähnte Körperteil beachten, dabei verschiedene Suggestionen geben wie etwa: sich einrichten, dass es möglichst wohl, bequem ist, mithilfe des Atems sich noch bequemer einrichten, eine gute Aufmerksamkeit auf diesen Körperteil richten, den Körperteil erfüllen mit einer guten Aufmerksamkeit.

Mögliche Reihenfolge:

Stufe: Kopf, Hals

Stufe: Schulter, Oberarme

Stufe: Unterarme, Hände

Stufe: Brust

Stufe: Bauch

Stufe: Rücken

Stufe: Gesäß-Oberschenkel

Stufe: Knie, Unterschenkel

Stufe: Füße

Stufe: den Körper als Ganzes wahrnehmen

Zurückgehen: Auf dem Rückweg zuerst auf die neunte Stufe stellen, die Füße kontrolliert aus der Trance holen.

Dann Stufe für Stufe zurückgehen und die Körperteile wieder ins Hier-und-Jetzt zurückholen.

Anwendung:

Kontrolle der Trance

Trancezustand wahrnehmen

die Qualität des Trancezustandes beeinflussen

unkontrolliertes Dissoziieren: Unkontrollierte Dissoziation – Assoziation

Verspannung – Entspannung

Wohlbefinden

Einschlafen

Trauma

ADS, ADHS

Körperwahrnehmung schärfen

Hinweis:

Diese Trance kann für sich allein angewendet, aber auch gut mit Inhalten kombiniert werden.

Alltagstrance kontrollieren

Hier-und-Jetzt-Zustand:

Erklären, was Alltagstrance ist (mit Beispielen wie Zug fahren und hinausschauen).

Den Unterschied zwischen positiver und negativer Trance erklären. Für beide Varianten gemeinsam Beispiele aus dem Alltag finden.

Erfragen, wie die Person sich in eine gute und wie in eine schlechte, ungesunde Trance bringt.

Erfragen, wie die Person in eine negative Trance gerät.

Trance:

In eine negative Trance gehen, dann wieder verlassen.

Hier-und-Jetzt-Zustand:

Zurückkommen.

Trance:

In eine positive Trance gehen.

Hier-und-Jetzt-Zustand:

Zurückkommen.

Besprechen, wie die Person aus der Trance herauskommt.

Nach einer Situation im Alltag fragen, bei der es schwierig ist, aus dem Trancezustand herauszukommen. Meist ist es eine ungesunde Trance (z. B. ein Angstzustand, sich Sorgen machen), es kann aber auch als eine positive Trance empfunden werden (z. B. in der Schule abdriften).

Trance:

In diese Situation gehen, in diese Trance gehen.

Gemeinsam Wege ausprobieren, wie die Person aus der Trance herauskommt.

Hier-und-Jetzt-Zustand:

Am Schluss nochmals die Wege zusammenfassen.

Den Auftrag geben, das im Alltag auszuprobieren.

Anwendung:

Kontrolle der Trance, des Trancezustandes

Einfluss auf die Qualität der Trance nehmen

die verschiedenen Trancezustände wahrnehmen, kennenlernen

Wege finden, aus ungesunden Trancen herauszufinden

sich selbst in einen positiven Trancezustand führen

Hinweis:

Bei negativen Trancezuständen zwar hineingehen, aber gut darauf achten, dass die Person nicht zu tief geht.

2.3 Hypnose bei Kindern und Jugendlichen

Die Prinzipien und Methoden der Hypnotherapie mit Kindern unterscheiden sich nicht von denjenigen bei Erwachsenen. Bei jungen Klienten sind allerdings einige Aspekte besonders zu beachten. Erfahrungsgemäß ist die therapeutische Arbeit mit Kindern ein guter »Lehrmeister« für die Therapie mit Erwachsenen, denn Fehler und Ungenauigkeiten in der Therapie werden bei Kindern nach meiner Erfahrung schneller und deutlicher sichtbar, sodass eine Korrektur unmittelbarer erfolgen kann. Die beschriebenen Methoden können leicht angepasst und auch gut bei Erwachsenen angewendet werden.

Bei Kindern und Jugendlichen ist es speziell wichtig, gezielt und wirksam zu behandeln, denn es kann im Kindes- und Jugendalter schneller zu einer Verschlechterung des Zustandes kommen, und Klienten im jugendlichen Alter haben meist eine kürzere Aufmerksamkeitsspanne und ermüden allgemein schneller als erwachsene Klienten. Es bedarf also besonders wirksamer Methoden zur Diagnose, Beratung und Therapie. Hypnose und hypnotherapeutische Methoden haben sich dafür in der Praxis bewährt.

Gerade weil Hypnose sehr wirksam und effizient sein kann, besteht aber auch die Möglichkeit bzw. Gefahr, dass sie (von Laien oder Fachleuten) missbraucht wird und damit schadet. Kinder und Jugendliche sind – mehr als Erwachsene – auch »negativer Hypnose« im Sinne von negativen, schädlichen Beeinflussungen ausgesetzt, da sie von Bezugspersonen abhängig und noch nicht fähig sind, sich negativen Suggestionen zu entziehen. Manche Kinder haben deshalb bestimmte Schutzmechanismen entwickelt, beispielsweise das Nichthinhören, das gedankliche Abschweifen und das Tagträumen. Mithilfe der Hypnose sollten deshalb durch kontrolliertes und fachlich kompetentes Handeln in erster Linie die Selbstverantwortung und Selbstkontrolle von Kindern und Jugendlichen erhöht werden (vgl. Mrochen, Holtz u. Trenkle 1993; Signer-Fischer 1992, 1993a, b, c, 2004b, 2011, 2012a und b, 2015b, 2016, 2019).

Mit jungen Klienten ist es noch wichtiger als mit Erwachsenen, immer das ganze Umfeld einzubeziehen, das heißt die Familie, die Schule, den Verein und den kulturellen Hintergrund zu beachten. Wie das Umfeld einbezogen werden kann, wird später näher erörtert.

Neben den Themen, die wichtig für die Hypnotherapie sind und allgemein erwähnt wurden, sollte bei Kindern und Jugendlichen besonderes Augenmerk auf folgende Faktoren gelegt werden:

sorgfältiger Umgang mit Macht und Beeinflussung.

Stärkung der Selbstverantwortung und Selbstkontrolle

Bereitstellung einer vielseitigen Palette von therapeutischen Methoden

Klienten/Patienten als Teil eines Systems sehen (Familie, Arbeitsumfeld, Kollegen, Freunde, Gemeinde

Trancezustand kontrollieren: In Trance gehen können und wieder herausfinden. Wenn der Patient evtl. zu oft in ungeeigneten Situationen in spontane Trance geht, muss bewusst gelernt werden, in und aus Trance zu gehen

Anpassen der Trancearbeit an die Geschwindigkeit des Patienten oder Klienten

Ressourcen erkennen, nutzen und aufbauen

Probleme, Schwierigkeiten erkennen und sich ihnen stellen

komprimiertes, dichtes, effektives Arbeiten in Beratung und Psychotherapie.

Bei Symptomen, Problemen: Hypothese über die Bedeutung

meist Kombination von Einzeltherapie, Familientherapie und Elternberatung

Symptom als Metapher nutzen.

Gezielt und wirksam behandeln, aus verschiedenen Gründen:

beschränkte finanzielle und zeitliche Ressourcen

schnelle Veränderung (auch Verschlechterung) des Zustandes möglich

Mangel an gut qualifizierten Psychotherapieplätzen.

Das Folgende gilt für alle Klienten, für junge aber besonders: Bei der Anwendung von Hypnotherapie ist es wichtig, dass die Klienten den Trancezustand, dessen Tiefe und Qualität beeinflussen können. Außerdem soll der Therapeut wissen, was der Klient erlebt, um ihn allenfalls unterstützen zu können. Darum sollten Rückmeldungen auch während der Trance erfragt werden. Während der Trance kann gut gesprochen werden. So kann man unmittelbar auf das Geschehnis reagieren, um das betreffende Kind oder den betreffenden Jugendlichen zu unterstützen. Oft hilft es, Beispiele anzubieten, etwa mit der Frage: Wo spürst du das (z. B. die Sicherheit) am meisten? Manche spüren es vor allem im Bauch, andere in der Brustregion. Wie fühlt es sich an? Manche beschreiben es als hell, andere als leicht oder warm. Wie ist das bei dir? Um angemessene Kontrolle zu gewährleisten, können auch kurze und leichte Trancen eingesetzt werden. Sie sind meist genauso wirksam wie tiefe und langandauernde Trancen.

Die Anmeldung für eine Psychotherapie von Kindern und Jugendlichen geht meistens von den Eltern aus oder wird in einigen Fällen von der Schule oder einer anderen Institution nahegelegt. Somit erhöht sich meistens auch die Bereitschaft zur Mitarbeit auf den anderen Gebieten.

In der Psychotherapie geht es darum, dass auch die Kinder angemessen Selbstverantwortung übernehmen. Kinder und Jugendliche lernen, etwas durchzuhalten und ihre Frustrationstoleranz zu erhöhen. Dies wird am Leitsymptom direkt bearbeitet und weitet sich meist auch auf andere Lebensgebiete aus. Die Eltern werden dabei unterstützt, ihre Elternfunktion zu erfüllen.

2.3.1 Setting

In den meisten Fällen wird Hypnose im Einzelsetting durchgeführt, da bei der Trancearbeit die Gefahr besteht, dass andere Anwesende gewollt oder ungewollt Einfluss auf die Person in Trance nehmen. Da das Kind während der Trance spricht, kann es im Einzelsetting vom Psychotherapeuten begleitet, unterstützt und geschützt werden. Dadurch wird ein unmittelbares Reagieren auf negative Erlebnisse oder Gefühle möglich. Die behandelnde Person leitet und macht Vorschläge.

Hypnose festigt, vertieft und beschleunigt nach meiner Erfahrung den therapeutischen Prozess.

Falls im Gruppensetting gearbeitet wird, sollten mindestens zwei Fachpersonen anwesend sein, damit, falls sinnvoll und nötig, eine Person mit einem Klienten separat im Einzelsetting weiterarbeiten kann, wenn beispielsweise die Trance nicht kontrolliert werden konnte, unkontrolliert in einen ungesunden Trancezustand gefallen wurde. Auch im Gruppensetting sollen die Therapeuten gut und genau beobachten, um Ungesundes wahrzunehmen und darauf eingehen zu können. Außerdem wird natürlich im Voraus sorgfältig die Kontrolle der Trance erarbeitet.

2.3.2 Rahmenbedingungen

Da Kinder und Jugendliche immer von anderen abhängig sind, müssen sie – mehr als Erwachsene – stets als Teil eines Systems gesehen werden; sie sind in der Familie und verschiedenen Peergroups eingebettet, z. B. in der Schulklasse oder der Gruppe von Kindern aus der Nachbarschaft und der näheren Umgebung.

Wenn mit formaler, d. h. angekündigter und induzierter Trance gearbeitet wird, ist es wichtig, auch die Eltern über die Methode der Hypnose zu informieren und ihr Einverständnis einzuholen. Die Erklärungen sollen selbstverständlich inhaltlich korrekt und in der Form an das Erleben der Eltern und des Kindes angepasst sein. In der Schweiz kann beispielsweise an die Skinationalmannschaft erinnert werden, die Hypnose zur Vorbereitung auf Wettkämpfe verwendet. Eine solche Erklärung kann bereits als Metapher für den therapeutischen Prozess dienen (DVD Signer-Fischer 1995, 2015):

»Bevor Marco Odermatt sich zum nächsten Skirennen aufmacht, überlegt er sich, was er alles mitnehmen will, und packt entsprechend seinen Koffer. Vor dem Rennen schaut er sich die Strecke genau an, merkt sich jede heikle Stelle. Er fährt die Strecke zunächst mehrere Male in der Vorstellung ab, bevor er dann tatsächlich fährt. Hast du schon einmal im Fernsehen gesehen, wie konzentriert sich die Skifahrer die Strecke merken? Kennst du auch noch andere Methoden der Hypnose?«

Anhand einer Geschichte wie beispielsweise diejenige von Marco Odermatt oder Roger Federer kann der therapeutische Prozess metaphorisch erklärt werden. Meist ist es relevant darauf hinzuweisen, dass die Trance selbst beeinflusst werden soll und dass Mitarbeit unabdingbar ist. Oft haben die Eltern und manchmal auch die Jugendlichen die Vorstellung, dass der Therapeut Probleme weghypnotisiert, ohne die Mitarbeit der Eltern und deren Sohn oder Tochter.

Natürlich ist es sinnvoll, jeweils an die Erlebniswelt des Kindes oder Jugendlichen anzuknüpfen. Dazu sollte der Therapeut sich über die Umgebung des Kindes informieren (wo es wohnt, welche kulturellen Besonderheiten es gibt, wie es sich mit seiner Familie, Schulklasse und der Gruppe seiner Gleichaltrigen verhält). Zeitströmungen, Moden, Spiele, Games, Kleider, Musik, Fernsehserien, Medien allgemein, die aktuell sind, sollten daher bekannt sein.

Es ist ebenfalls hilfreich, wenn man selbst noch Zugang zur eigenen Kindheit hat und sich daran erinnert, wie ein Kind denkt und fühlt.

Genaue Kenntnisse der Entwicklungspsychologie sind unabdingbar, damit der Entwicklungsstand des Klienten in geistiger, psychischer, moralisch-ethischer und körperlicher Hinsicht beurteilt und die therapeutischen Mittel wie auch die Ausdrucksweise entsprechend eingestellt werden können.

Eine klare Struktur der Intervention kann dem Kind oder Jugendlichen helfen, mehr Kontrolle über sein Leben zu bekommen. Oft ist eine mangelnde angemessene Kontrolle Ursache für die kritische Situation, die der Auslöser für die Therapie war. Zur Kontrollerhöhung kann formale Trance, eine Trance mit klarer, kontrollierbarer Struktur, dienen.

Tagträumen kennen die meisten Leute jeden Alters. Wenn es kontrollierbar ist, dient es dem Wohlbefinden. Manchmal kann es sich ungesund auswirken, wenn sich Kinder beispielsweise angewöhnt haben, tagsüber (auch in der Schule) zu träumen, nicht auf die Stimme der Mutter oder der Lehrkraft zu hören und sich dafür in der Vorstellung z. B. auf dem Fußballplatz als Star feiern zu lassen. Dieses Tagträumen kann ganz unterschiedliche Gründe und Ziele haben. Beispielsweise wird damit versucht, das ewige Schimpfen oder Kritisieren auszublenden oder einer überfordernden oder anstrengenden Situation auszuweichen etc. In vielen Fällen handelt es sich um einen Schutzmechanismus, der zu einer früheren Zeit tatsächlich hilfreich war, sich aber nun schädlich auswirkt, weil er sich verselbstständigt hat und das Kind daran hindert, sich den jetzigen Anforderungen zu stellen. Das Kind hat nun die Kontrolle über sein Tagträumen, eine Form von Trancezustand, verloren, und das erste Ziel der Therapie ist, diese Kontrolle wiederzugewinnen.

Die 8-jährige LIVIA ist sehr intelligent, hübsch, feinfühlig, sozial kompetent und erbrachte bis vor drei Monaten gute Schulleistungen. In letzter Zeit träumt sie in der Schule, hört nicht mehr, wenn die Lehrerin sie aufruft, und erledigt die Hausaufgaben widerwillig. Zu Hause vergräbt sie sich in ihre Bücher, liest pro Tag mindestens ein Buch, weigert sich, nach draußen zum Spielen zu gehen oder weiter den Ballettunterricht zu besuchen. Sie erzählt, dass die Lehrerin sie überhört, ihre Beiträge nicht beachtet; und sie beschreibt, wie sie von der Lehrerin vor der Klasse verletzt und blamiert wird. Die Schulkameraden haben angefangen, sie zu meiden, was Livia noch mehr verletzt. Zuerst sucht sie gezielt zu einigen Mädchen Kontakt; als sie abblitzt, versucht sie, sich nichts von ihrer Verletztheit anmerken zu lassen. Seit einiger Zeit wird ihr alles zu viel, sie träumt, blendet die Schule aus – während des Unterrichts mit Träumen und daneben mit exzessivem Lesen. Sie hat erkannt und kann erklären, wie sie sich in Trance versetzt: Der belehrende Tonfall und bestimmte Gesten der Lehrerin bringen Livia zum Abdriften. Damit hat sie schon einen ersten Schritt in Richtung Kontrolle erreicht. Sie spielt und spricht in ihren Träumen mit den Figuren ihrer Bücher und erkennt daraus ihren eigenen Wunsch, neue Freundinnen zu gewinnen und mit ihnen Spaß zu haben. Es folgt nun eine formale Trance mit Augenfixation als Induktion. Zur Vertiefung soll sich ein Wohlgefühl im Körper ausbreiten, und es soll an eine erfolgreiche soziale Situation erinnert werden. Schließlich wird sie sorgfältig zurückgeführt.

Bei einer induzierten Trance sollte zwischen dem Erleben in Trance und in der Vorstellung einerseits und dem wirklichen, aktuellen Erleben andererseits klar unterschieden werden. Das Erleben von Trance und von Hier-und-Jetzt-Zustand wird sorgfältig voneinander getrennt. Dies kann durch Augenschluss während der Trance, durch einen bestimmten Trancestuhl oder durch Vor- und Nachbesprechung der Unterscheidungsmerkmale von Trance und Hier-und-Jetzt-Zustand geschehen. Außerdem werden gewisse Formulierungen und Abfolgen in jeder neuen Trancearbeit immer wieder verwendet, damit sie vertraut werden, sodass sich das Kind auf die eigentliche psychotherapeutische Arbeit einlassen kann.

Durch die klare Struktur gewinnt LIVIA mehr Kontrolle über ihre Trancezustände. Es geht nicht darum, das Träumen zu vermeiden, sondern darum, mehr Kontrolle und Entscheidungsfreiheit zu erhalten. Daneben werden ihre Handlungsmöglichkeiten erweitert, und es wird, soweit möglich und nötig, auch auf das soziale Umfeld eingewirkt.

Vor jeder Intervention wird dem jugendlichen Patienten erklärt, was auf ihn zukommt und gemeinsam besprochen, was das Ziel der Intervention sein soll.

Wie oben erwähnt, soll die Einzelpsychotherapie des Kindes oder des Jugendlichen in den Familien- und Peerkontext eingebaut werden. Weil bei jungen Menschen Krisensituationen leicht auch gefährlich werden können, ist eine sorgfältige, effiziente diagnostische Arbeit auf systemischer und auf individueller Ebene nötig. Die gegebenen räumlichen und zeitlichen Rahmenbedingungen gilt es möglichst gut zu nutzen.

Strukturierung des Therapieraumes

Die Einrichtung des Therapieraumes soll sowohl eine gewisse Veränderungsmöglichkeit als auch Konstanz garantieren. Das Einleitungs- und das Schlussgespräch jeder Sitzung sollten im selben Stuhl, d. h. am selben Ort stattfinden. In der eigentlichen Arbeit sind für bestimmte psychotherapeutische Elemente bestimmte andere »Orte« reserviert. Trancearbeit geschieht beispielsweise auf einem bestimmten Stuhl, auf zwei Kissen oder in der Hängematte. Gespielt und gezeichnet wird auf dem Boden. So können auch den verschiedenen Orientierungen im Raum wie links, rechts, vorne, hinten und den verschiedenen (Höhen-)Ebenen wie Boden, Stuhl oder Tisch etc. Bedeutungen zugeordnet werden. Auf diese Weise wird metaphorisch (indirekte Suggestion) die Tiefe des Prozesses bezeichnet.

Die Strukturierung der Zeit

Sowohl die einzelne Sitzung als auch die ganze Beratungssequenz haben eine Struktur, die den therapeutischen Prozess unterstützt. Zur zeitlichen Strukturierung gehören Reihenfolge, Rhythmus, Geschwindigkeit und Wählen eines bestimmten Zeitpunktes. Auf einer anderen Ebene gehört hierzu auch die Generationenstruktur.

Die Familiensitzungen erhalten eine klare Struktur. Dies gilt für das Erstgespräch, welches erste Interventionen und das Erheben von diagnostischen Elementen beinhaltet, für Standortgespräche sowie für die eigentlichen Familientherapiesitzungen. Die Gespräche werden zuerst gemeinsam, dann mit allen Familienmitgliedern einzeln oder in Gruppen (etwa mit dem Elternpaar oder den Geschwistern) geführt. Diese Strukturierung vermittelt indirekt, dass es z. B. Bereiche gibt, die nur die Erwachsenen betreffen.

Einbetten in das kindliche Erleben und die kindliche Entwicklung

Anpassung an die Entwicklungsstufe der Kinder und Jugendlichen bedeutet in jedem Fall, die jugendlichen Klienten zu respektieren und ernst zu nehmen. Auch kleine Kinder sollen darüber informiert werden, welche Intervention erfolgt und aus welchem Grund. Nach der Intervention sollte diese besprochen werden. Dadurch werden die Kritikfähigkeit und das Hinterfragen unterstützt.

Immer wieder wird von Praktikern auf das magische Denken (von Kindern) als besondere Möglichkeit bei der Arbeit mit jugendlichen Klienten hingewiesen. Dieses magische Denken kann mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen genutzt werden (Signer-Fischer 1999, 2011b, 2016, 2019). Unter welchen Bedingungen und wie dies geschehen kann, wird im Zusammenhang mit der Behandlung von Ängsten noch näher beschrieben.

Die Magie kann in jedem Lebensalter wie eine Brücke oder eine Krücke wirken, die genug in der Wirklichkeit abgestützt ist und die später dazu verhelfen soll, ohne Krücke zu gehen oder genug Selbstvertrauen zu haben für die Bewältigung des Alltags. Den Kindern soll zu jedem Zeitpunkt auch klargemacht werden, dass es sich dabei um magisches Denken, also um Vorstellungen, handelt.

Außerdem zeichnet die meisten Kinder eine große mentale Flexibilität und Fantasie aus. Beides kann genutzt werden. Werden diese Eigenschaften auf die richtige Weise aktiviert, verfügen auch Jugendliche und Erwachsene darüber.

Eine weitere Besonderheit bei der Hypnose mit Kindern ist der kindliche Umgang mit der Zeit. In der Hypnotherapie mit Kindern soll daher auf ihren besonderen Umgang mit der Zeit eingegangen werden. Die Interventionen sind meist kurz (5 bis ca. 20 Minuten) und werden vom Kind selbst oder vom Therapeuten zwischendurch unterbrochen. Kinder können sehr tief und intensiv in der Trance arbeiten, um plötzlich – für den erwachsenen Therapeuten unerwartet – die Augen zu öffnen und wieder im Hier-und-Jetzt zu sein. Je nach Situation, Beobachtung oder Hypothese kann der Therapeut unterschiedlich reagieren: Vielleicht bekam ein Kind Angst, war plötzlich unsicher, ob es sich in der Wirklichkeit oder in der Vorstellung befand, oder es fühlte sich plötzlich vom Therapeuten verlassen. Dann diente das Auftauchen dem Absichern, und es reicht meistens, es als Fraktionierung zu nutzen, sprich das Kind aufzufordern, wieder die Augen zu schließen und mit der Hypnose weiterzumachen. Es kann aber auch sein, dass für das Kind die Arbeit beendet ist, da Kinder oft schneller und selbstständiger als erwartet arbeiten. Manchmal stimmen aber einfach weder der Zeitpunkt noch die angebotene Form. Dann sollte entsprechend darauf reagiert werden. Zur Trancearbeit sollte niemand gezwungen oder gedrängt werden. In manchen Sequenzen brauchen Kinder andererseits oft viel mehr Zeit als Erwachsene, und man sollte ihnen diese dann auch zur Verfügung stellen. Kinder bringen ihren Willen meist klarer zum Ausdruck als Erwachsene.

Dies tat auch der 5-jährige ANDRÉ, der sein Bettnässen schon selbst überwunden hatte und den Wunsch äußerte, heute etwas gegen seinen steifen Nacken und sein Kopfweh zu tun. Er erklärte mir, dass er dazu weder die Augen schließen noch sich hinlegen wolle. Er wollte ein bestimmtes Kinderbuch erzählt haben, das von einem Maulwurf handelt, der herausfinden will, wer ihm auf den Kopf machte (Holzwarth u. Erlbruch 2000). Ich erzählte ihm eine Geschichte mithilfe von Stofftieren, und im Anschluss daran führten wir die Geschichte gemeinsam weiter. Der Maulwurf litt an einem harten, verkrampften Bauch und suchte sich Rat bei verschiedenen Tieren. André trug immer seinen Teil zur Geschichte bei, indem er die Tiere auswählte, die befragt werden sollten. So erhielt der Maulwurf viele Ratschläge, mit denen er aber immer noch nicht ganz zufrieden war, bis er das Nashorn aus Afrika fragte. Dieses riet ihm, genug in der Sonne zu liegen, zwischendurch eine Pause zu machen und sich umzuschauen, bevor er wieder in die Erde verschwinde. Mit diesem Rat waren Maulwurf und André voll zufrieden (Andrés Vater ist Afrikaner).

Dieses Beispiel zeigt, wie auf das Kind eingegangen werden kann und wie die Methoden ihm persönlich und seiner Situation angepasst werden können, ohne dass das Ziel aus den Augen verloren wird. Dazu gehört natürlich auch, dass die Kinder und Jugendlichen sowohl zu Beginn der Therapie als auch zu Beginn jeder Therapiestunde nach ihrem Anliegen gefragt werden, worauf die Interventionen dann zugeschnitten werden.

Interdisziplinäre Zusammenarbeit

Wie bereits klar geworden sein dürfte, ist die Zusammenarbeit der Fachleute verschiedener Disziplinen sehr wichtig. Am häufigsten wird von der psychotherapeutischen Seite her mit Pädiatern und Allgemeinpraktikern zusammengearbeitet, ferner mit Ärzten aus verschiedenen Fachrichtungen wie Zahnärzten, Onkologen, Internisten oder Sportärzten, außerdem mit anderen Fachleuten aus verschiedenen Richtungen wie Sozialarbeitern (z. B. von Jugendämtern oder Spitälern), mit Lehrkräften, Logopäden, Heilpädagogen und Juristen (z. B. Anwälten oder Richtern), und dies nacheinander (z. B. mit Überweisungen) oder parallel (z. B. bei Anorexie, Asthma mit Ärzten; bei Stottern mit Logopäden, Lehrkräften; bei ADHS mit Lehrkräften, Pädiatern).

Sobald die körperliche Gesundheit oder das Leben des Klienten in Gefahr ist, müssen die entsprechenden Fachleute selbstverständlich zwingend beigezogen werden (Mediziner, Polizei, Gericht, Jugendamt, …).

2.3.3Design und Vorgehen

Die Planung und das Design der Behandlung wird auf der Basis der Informationen, die bereits vorliegen, und des Familienerstgesprächs erstellt. Darum wird im Folgenden näher auf das Familienerstgespräch eingegangen. Im Laufe der Behandlung wird das Vorgehen dem Prozess, den Fortschritten angepasst. Manchmal liegen schon Abklärungsberichte vor, manchmal erfolgt eine Abklärung, die auch Testungen enthalten kann, im Laufe der Behandlung.

Der Behandlungsplan kann auf unterschiedliche Art erstellt werden. Meist erfolgt er auf der Grundlage des Erstgesprächs und der Informationen, die im Voraus erhoben wurden. Auf der Basis dieser Informationen werden dann Hypothesen über die Bedeutung, Funktion und Schutzfunktion der präsentierten Themen, Symptome und Probleme gebildet und so die Themen der Behandlung festgelegt. Dabei sollte auch überlegt werden, ob das Symptom schon verändert oder aufgegeben werden kann, oder ob es besser ist, zuerst andere Themen anzugehen, z. B. Paarkonflikte, Schulleistungen. Auch ist jedes Mal abzuschätzen, ob die Hauptperson oder eine andere Person in Gefahr ist.

Hilfreich ist auch, sich zu überlegen, warum die Familie gerade zu diesem Zeitpunkt Beratung oder Behandlung wünscht und warum gerade dieser Therapeut aufgesucht und diese Therapieform ausgewählt wurde. So können auch überhöhte Erwartungen relativiert werden..

Es kann zunächst in erster Linie auf die präsentierten Symptome eingegangen werden und gleichzeitig in zweiter Linie auf die dahinter liegenden Probleme und Themen. Manchmal ist es besser, zuerst auf die relevanten Lebensthemen einzugehen und in zweiter Linie oder parallel die bessere Handhabung der Symptome, Probleme zu behandeln.

2.3.4 Einstieg in die Behandlung, Beratung

Das erste Gespräch findet mit der Familie statt, so, wie sie zusammen wohnt. Manchmal schlägt die Familie eine andere Zusammensetzung vor. Wechseln die Kinder wochenweise vom einen zum anderen Elternteil, vereinbaren die Eltern, wer an der ersten Sitzung alles teilnimmt. Wichtig ist, dass wichtige Personen nicht ausgeschlossen werden oder selbst der Konsultation ausweichen, wie z. B. wenn die Mutter erklärt, der Vater komme nicht, weil er sowieso nicht Bescheid wisse, oder ein Geschwister zu Hause gelassen wird, weil ihm doch so eine Konsultation nicht »zugemutet« werden könne.

Im ersten Gespräch mit dem Klienten und seiner Familie werden die aktuellsten und wichtigsten Themen bestimmt, die dann nach Relevanz und Dringlichkeit gewichtet und hierarchisch gegliedert werden. Anschließend wird das Vorgehen geplant, das das Setting, die Interventionen und Trancen beinhaltet, die genau auf die Person, ihre Familie und Situation zugeschnitten sind.

Während des Gesprächs, sei es das Familienerstgespräch oder das Standortgespräch, soll darauf geachtet werden, dass vor allem die Hauptperson nicht abgewertet wird, dass nicht nur Klagen geäußert, sondern auch Stärken aufgezählt werden.

Es gibt Themen, die bei bestimmten Problemen häufig im Zentrum stehen, wie beispielsweise bei Ängsten die Themen (Selbst-)Sicherheit und Mut, die dann unter diesen Überschriften erklärt werden. Bei Zwängen und bei Schmerzen sind dies oft angemessene Kontrolle und Vordergrund und Hintergrund. Im Einzelfall kann es aber wieder anders sein, sodass bei Angst z. B. Grenzen setzen und einhalten ein wichtigeres Thema als die oben genannten sein kann.

Die 15-jährige SELINA, die das Gymnasium besucht, wird wegen massiver Zwänge vorgestellt, die ihr ganzes Erleben, ihren Alltag und ihr Denken beherrschen. Sie ist die Älteste einer Familie mit fünf Kindern. Die Eltern üben einen akademischen Beruf aus, der ihnen Freude macht, und sie wenden viel Zeit und Energie für die Erziehung ihrer Kinder auf. Alle Kinder sind vielfältig interessiert und gehen entsprechend ihren Neigungen verschiedenen Freizeitbeschäftigungen nach. Systemische Themen sind eher im Hintergrund. Für Selina stehen im ersten Teil der Therapie die Themen Kontrolle über den Zwang, Genießen, Stimmung beeinflussen an erster Stelle, später geht es dann darum, in verschiedenen Lebensgebieten (wie Schulleistung, Sport, …) ein gutes Gleichgewicht zu finden. Entsprechend wird das Design der Behandlung erstellt, und es werden Ziele gesetzt: Einzelsitzungen finden anfangs wöchentlich und dann alle zwei Wochen statt, zu den Themen Kontrolle über den Zwang, Genießen, Stimmung beeinflussen. Kontrolle über Zwang, Genießen, Stimmung kann etwa mit Stimmungsapp und Auslöser finden und Ressourcen einsetzen beeinflusst werden. Das Thema Gleichgewicht kann beispielsweise mit der Intervention Gleichgewicht: Zwei Hände bearbeitet werden. Mit der Intervention Störendes in den Hintergrund, das Wichtige in den Vordergrund lässt sich Wichtiges in den Vordergrund stellen. Monatlich werden zudem Elterngespräche geführt.

Der 12-jährige THOMAS wird wegen Stotterns vorgestellt. Er stammt aus einer Familie mit einer alleinerziehenden Mutter und hat einen 10-jährigen Bruder. Die Mutter hat mit verschiedenen Problemen zu kämpfen: finanziellen Problemen, drohender Arbeitslosigkeit, kaum Zeit für sich und die Kinder. Den Vater kann Thomas alle zwei bis drei Wochen treffen, er engagiert sich aber sonst nicht für die Kinder. Zum Glück setzen sich die Großeltern sehr ein. Bei Thomas stehen zuerst die Themen Gelassenheit und Umgang mit Stress im Vordergrund. Er leidet auch an starken Ängsten, sodass dann das Thema Sicherheit und Mut an der Reihe ist, später die Themen Fließen und Kontrolle des Redeflusses, dann Freiheit und Abhängigkeit, danach Grenzen und abgrenzen. Zuerst kommt Thomas alle zwei, dann alle drei, zuletzt alle vier Wochen. Die Gespräche mit den Erwachsenen finden jeweils im Anschluss an die Therapiesitzungen statt.

Erstgespräch mit der Familie und weitere Standortgespräche

Für das Erstgespräch werde maximal 80 Minuten eingeräumt. Dadurch, dass sich die Familie in unterschiedlichen Zusammensetzungen im Praxisraum befindet, finden die Klienten die Konsultation kurzweilig und können sich über diese Zeit auch konzentrieren und die Ruhe bewahren. Gerade in Familien, in denen geschrien wird, ist es besonders wichtig, darauf zu achten, dass die Beteiligten es gut aushalten. Um die enge Zeitstruktur aufrechterhalten zu können, bedarf es einer klarer Führung und Struktur des Therapeuten. Spricht eine Person zu lange, zu langfädig oder kommt langes Schweigen vor, lohnt es sich, die Reaktionen der anderen Familienmitglieder und die Zeit im Auge zu behalten und entsprechend zu reagieren.

Die Familie wird so definiert, dass alle dazugehören, die zusammenwohnen.

Meist wird schon vor dem ersten Termin ein Fragebogen mit Fragen zur Lebensgeschichte, Familiensituation, Schulsituation, allgemein zur gegenwärtigen Situation des Kindes, des Jugendlichen verschickt und liegt beim Erstgespräch vor.

Berichte wie Arztberichte, Schulberichte, Abklärungsberichte werden vor dem ersten Termin erfragt und sollten auch vorliegen.

Im ersten Teil soll die ganze Familie im Praxisraum sein, im nächsten nur die Eltern, dann nur die Hauptperson. Die anderen Mitglieder befinden sich jeweils im Wartezimmer.

Im ersten Teil der Konsultation ist also die ganze Familie im Praxiszimmer anwesend. Zuerst wird gedankt, dass sie hier sind. Dann wird eine kurze Erklärung gegeben, warum die ganze Familie hier sein soll, und erklärt, wie die heutige Sitzung verläuft; was wir hier können und was nicht (z. B. kann nicht gezaubert werden, es werden keine Medikamente abgegeben, dafür können die Beteiligen unterstützt werden, sich selbst zu helfen).

Daraufhin wird das Anliegen erfragt. Das »Anliegen« enthält klare eigene Aktivität und wird positiv formuliert, z. B. statt keine Angst zu haben, mehr Sicherheit und Gelassenheit.

Dann wird oft »das Symptom herumgegeben«. Meist beginnt die Hauptperson, dann folgen alle anderen Familienmitglieder. Jedes Familienmitglied wird gefragt, in welcher Situation es selbst das Symptom oder Problem hat und in welcher Situation es das Gegenstück erlebt, z. B. in welcher Situation Angst erlebt wird, in welcher Gelassenheit, oder beim Anliegen Suchtkontrolle, in welcher Situation die Person Kontrollverlust, in welcher angemessene Kontrolle erlebt. So wird es auch klar, dass alle Familienmitglieder sich auch für sich selbst mit dem gleichen präsentierten Thema befassen müssen, und oft zeigen sich dabei schon Ressourcen, wie andere Familienmitglieder mit dem präsentierten Thema oder Problem umgehen.

Im nächsten Teil des Gesprächs wird gefragt, was jedes Familienmitglied über das präsentierte Thema, Problem denkt, und auch nach Hypothesen, Erklärungen wird gefragt, warum die Hauptperson dieses Symptom, Verhalten aufweist. Was wurde schon unternommen? Was hat schon genützt? Außerdem werden Ressourcen, Interessen, Hobbys erfragt.

Im nächsten Teil des Gesprächs sind nur die Erziehenden, meist die Eltern anwesend. Die Kinder halten sich im Wartezimmer auf. Meinen die Eltern, das sei nicht möglich (die Eltern werden im Voraus bei der Termineinladung darauf hingewiesen), sollten sie eine »Hüteperson« mitnehmen, damit ein Elterngespräch möglich ist. In diesem wird beispielsweise gefragt, was es noch zu sagen gibt, was sie vor der Familie nicht sagen konnten oder wollten, welche Informationen, die sie im Fragebogen noch nicht gaben, sie noch als relevant erachten, und Ergänzungen zur Anamnese. Meist wird etwas erarbeitet, was die Eltern ausprobieren oder beobachten können.

Allein mit der Hauptperson wird dann eine Analyse des Symptoms unternommen, die es dem Kind erlaubt, schon einige Möglichkeiten zur Verbesserung der Situation zu erarbeiten. Dazu gehört auch die Reaktivierung der Ressourcen zur besseren Kontrolle des Symptoms. Es kann etwa besprochen werden: Was gibt es zu sagen, was du vorher nicht gesagt hast? Was hast du noch für Anliegen? Was ist das wichtigste, dringendste? Womit fangen wir an? Dann wird meist eine erste Intervention durchgeführt und eingeübt, dass die Hauptperson schon etwas in der Hand hat.

Sollte sich die Hauptperson nicht von den Eltern trennen wollen, kann beispielsweise ein Elternteil das Kind zuerst begleiten und dann wieder ins Wartezimmer gehen.

Manchmal ist es sinnvoll, auch noch alle Geschwister gemeinsam ins Zimmer zu rufen. Dies kann dann hilfreich sein, wenn die Geschwisterebene gestärkt werden soll, wenn evtl. heikle Themen wie Gewalt im Raum stehen.

In diesem Teil können folgende Themen besprochen werden: Wer unternimmt was mit wem? Wer streitet worüber mit wem? Was macht Ihr alle gemeinsam? Sorgen? Wünsche?

Im letzten Teil, in dem meist wieder die ganze Familie anwesend ist, wird die Sitzung zusammengefasst, es werden Abmachungen festgehalten, der Plan und das Ziel der Behandlung beschrieben. Es ist auch sinnvoll, der Familie eine positive Rückmeldung zu geben, was Positives beobachtet wurde, z. B.: Ihnen ist eine gute Atmosphäre wichtig, Sie haben einen guten Zusammenhalt, Sie nehmen einen Aufwand in Kauf, um die Situation zu verbessern, …

Eine solche Sitzung ist dramaturgisch aufgebaut: Sie beginnt mit einer Exposition des Problems (Ausgangslage), gefolgt von einer Spannungssteigerung bis zum Höhepunkt (z. B. Aufzeigen von möglichen Ursachen und Lösungswegen) und einem allmählichen Sinken der Spannung, das in einer Zusammenfassung und dem Skizzieren von Zukünftigem resultiert. Während des ganzen Ablaufs wird auf die oben erwähnten Raum- und Zeitaspekte geachtet. Für die zeitliche Strukturierung sind auch rituelle Handlungen und Rituale hilfreich (Signer-Fischer 1993a, 1999), beispielsweise zu Beginn der Stunde den Hut abnehmen und am Schluss der Stunde beim Überschreiten der Schwelle ihn wieder aufsetzen.

Die Arbeit mit der ganzen Familie bei der ersten Konsultation bietet verschiedene Vorteile. So kann die ganze Familie kennengelernt werden, was zu diagnostischen Zwecken hilfreich sein kann, sei es um Ressourcen oder auch Schwächen von anderen Familienmitgliedern und deren Zusammenspiel zu erleben. Dann kann aufgezeigt werden, dass das ganze Familiensystem wichtig und beteiligt ist, und oft kann allen Familienmitgliedern schon etwas mitgegeben werden.

Therapiestunden können für die Kinder und Jugendlichen sehr anstrengend sein, vermutlich deshalb, weil Hypnotherapie eine sehr konzentrierte und dichte Arbeit ist. Eltern erzählen oft, dass ihre Kinder sich zu Hause erst einmal hinlegen und einige Stunden schlafen, auch wenn sie das sonst nicht mehr tun. Auf diesen Umstand sollte man Eltern und Kinder aufmerksam machen, damit sie sich darauf einrichten können und die Kinder nach der Therapie nicht unmittelbar wieder in die Schule müssen.

Je nach Dauer und Inhalt der Behandlung werden Standortgespräche mit einem ähnlichen Konzept durchgeführt. Ob die Hauptperson daran teilnimmt oder nicht, wird abgeschätzt. Kleinere Kinder nehmen meist nicht, Schulkinder und Jugendliche oft an einem Teil des Gesprächs teil, z. B. zu Beginn und am Schluss. Es ist meist eine Überforderung für die Hauptperson, während des ganzen Gesprächs anwesend zu sein. Wer sonst daran teilnimmt, richtet sich danach, wer eng mit der Hauptperson zusammenarbeitet, z. B. Eltern, Kinderarzt, Lehrkraft.

Im ersten Teil des Standortgesprächs legen alle Beteiligten ihre Sichtweise dar, wie die beim letzten Treffen vereinbarten Ziele erreicht wurden, wie die Entwicklung allgemein vorangeht und in welchen Bereichen noch gearbeitet werden soll. Im nächsten Teil wird besprochen, wie es weitergehen soll, was evtl. die Hauptperson gehindert hat, das Ziel zu erreichen, was unternommen werden kann, was der nächste Schritt ist und wer was beitragen kann. Am Schluss werden auf dieser Grundlage neue konkrete, überprüfbare Ziele und vielleicht ein Termin vereinbart. Ob das Gespräch im Praxisraum, in der Schule oder einfach per Videotelefonie durchgeführt wird, richtet sich nach den Gegebenheiten.

In manchen Fällen wird eine Therapiepause eingelegt, wenn ein Zwischenziel erreicht ist, manchmal kann nach kurzer Zeit die Behandlung abgeschlossen werden.

Die Dauer und die Frequenz der Termine passen sich den beteiligten Personen, dem Thema oder dem Problem, der Situation und dem Anliegen der Beteiligten an. Manchmal erwarten Klienten, dass die Behandlung mit Hypnose sehr kurz sein müsse. Es kommt manchmal vor, dass die Probleme oder Themen in ein oder zwei Sitzungen erledigt sind. Meist ist es so, dass auch in Zusammenhang mit Hypnotherapie beharrlich gearbeitet werden sollte und das Ganze auch Durchhaltewillen verlangt.

In den meisten Fällen ist es besser, eine kurze Zeit intensiv zu arbeiten und dann Pause einzulegen oder abzuschließen als durchgehend wöchentlich Termine durchzuführen.

Eine Therapiesitzung bei Kindern und Jugendlichen kann folgendermaßen gestaltet werden:

Im ersten Teil berichten die Eltern (bei Kindern bis zur Latenzphase), wie die letzte Zeit verlaufen ist, berichten von Fortschritten und Stolpersteinen, ca. 5 bis 10 Minuten, und die Hauptperson wartet im Wartezimmer. Manchmal werden die Informationen auch per E-Mail im Voraus übermittelt. Dies betrifft meist Jugendliche, die selbstständig kommen, zum Beispiel Angstklienten.

Wenn die Hauptperson im Raum ist (die Eltern warten draußen) erfolgt oft eine Blitztrance, es wird erfragt, wie es heute geht, wie es in letzter Zeit ging, was vorgefallen ist, was gut ging und was die Hauptperson beigetragen hat, und was noch nicht so gut ging; manchmal werden Themen angesprochen, die von den Eltern oder der Lehrperson eingebracht wurden, evtl. Nachwirkungen der letzten Konsultation? Evtl. soll auch nachgefragt werden, wie es mit den »alten« Themen geht, und das heutige Thema wird festgelegt.

Muss etwas eingeübt werden, erfolgt das anschließend und nochmals kurz am Schluss.

Im nächsten Teil wird ein Thema bearbeitet, z. B. Identität, Abschied. (Grober Zeitrahmen: bis 8 Jahre: 10 bis 20 Minuten; 8-12 Jahre: 20-30 Minuten; über 12 Jahre: bis max. 45 Minuten.)

Evtl. wird nochmals geübt, und es erfolgt die Blitztrance.

Während des ganzen Therapieprozesses sollte auf folgende Themen geachtet werden:

Motivation der Hauptperson, der Eltern, der Geschwister anderer Bezugspersonen wie Lehrkraft, Heilpädagogin

Widerstand der Beteiligten, wobei der Therapeut überlegen soll, was dieser wohl bedeutet, sagen will und worauf zu achten ist

Durchhaltefähigkeit und Energie, Kraft aller Beteiligten, um abzuschätzen, welche und wie große Schritte von wem verlangt werden können.

In jeder Phase sollten nimmer wieder Ressourcen gefunden und gestärkt werden.

Motivation

Um eine Grundlage für die Behandlung aufzubauen, sollte Motivation vorhanden sein. Bei der Behandlung von Kindern und Jugendlichen sollten möglichst viele Personen des Systems, sowohl die Hauptperson als auch die Eltern motiviert sein. Natürlich gilt es auch bei Erwachsenen, dass es hilfreich ist, wenn auch die Personen des näheren Umfelds motiviert sind. Es ist natürlich, dass nicht eine ganze, totale Motivation da ist, sondern meist nur ein Teil der Person eine Änderung und Verbesserung möchte und ein anderer Teil vielleicht Angst hat oder den Aufwand scheut.

Für jeden Therapieerfolg ist Motivation ein wichtiger Faktor. Besonders trifft dies für die Hypnotherapie zu, da einerseits oft Selbsthypnose einen wichtigen Teil der Behandlung bildet und andererseits bei Behandlungen mit Hypnose eine kritische Offenheit vorhanden sein sollte. Motivation kann selten mittels Hypnose und bestimmter Hypnose Interventionen aufgebaut werden. Der Erfolg einer Beratung oder einer Therapie hängt aber in vielen Fällen davon ab, wie die Klienten zur Mitarbeit motiviert werden können.

Es gibt zwei Hauptgründe dafür, eine Beratung oder Psychotherapie aufzusuchen:

Der

Klient leidet selbst