Schleswig-Holsteins Ostseeküste - Wolf Leichsenring - E-Book

Schleswig-Holsteins Ostseeküste E-Book

Wolf Leichsenring

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Beschreibung

Mit ihrem Wohnmobil starten die beiden Reisejournalisten Wolf und Gabriele Leichsenring im deutsch-dänischen Grenzgebiet, erreichen bald darauf die Ostseemetropole Flensburg, um anschließend entlang der lieblichen Ostseeküste diesen Teil ihrer Schleswig-Holstein Tour nach rund 1.200km an der Elbe zu beenden. Aus dem Inhalt: Das nördlichste Bundesland gilt bekanntlich auch als das glücklichste. Ein Mosaik aus Wäldern, Stränden und Seen entlang der Ostseeküste trägt hierzu sicherlich einen großen Anteil bei. Neben den oftmals silbrig schimmernden, endlos erscheinenden Stränden der Ostsee laden die zahlreichen Wälder und Seen z.B. in der "Holsteinischen Schweiz" oder im "Naturpark Lauenburgische Seen" zu ausgedehnten Wanderungen und Fahrradtouren ein, ganz zu schweigen von den schmucken Städtchen und Dörfern. Hin und wieder gönnen sich die Autoren einen "Urlaub vom Wohnmobil", z.B. mit einer Schiffsexkursion den gesamten Nordostseekanal entlang, einem Ausflug auf Schleswig-Holsteins längstem Fluss, der Eider oder eben auch auf der fjordähnlichen Schlei. Auf mehreren "Abstechertouren" abseits der direkten Küstenroute erkunden die Reisenden gleichfalls Schleswig-Holsteins Binnenland und die "Sonneninsel" Fehmarn. Neben der eigentlichen Reisebeschreibung geben die Autoren zahlreiche Tipps für lohnenswerte Besichtigungen und Ausflüge wie auch für Wanderungen und Fahrradtouren. Mit dem Blickwinkel für Wohnmobilreisende - doch nicht nur für diese Reiseform - werden in den Anhängen Parkmöglichkeiten sowie Stell- und Campingplätze angegeben. Schleswig-Holstein, der "Up ewig ungedeelte" wahre Norden oder auch "das Land der tausend Ziele" wird auf dieser Tour nicht nur als wahres Natur- und Urlaubsparadies genossen.

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Inhaltsverzeichnis

Vorwort –

Herzlich Willkommen

Wegweiser durch das Buch

Kap. 1

Atem holen im Norden

Zwischen Ostseestränden und grüner Natur pur

Kap. 2

Slalom um Seen und durch Hügellandschaften

Holsteinische Schweiz

Kap. 3

Ein Seebäderballett

Um die Ostseespitze und südlicher

Kap. 4

Hinab an die Elbe

Wo einst die Welt zu Ende war

Index der Ortsnamen

Vorwort – Herzlich Willkommen

… im „wahren Norden“, in SCHLESWIG-HOLSTEIN. Bekanntlich darf sich unser Bundesland als das glücklichste in Deutschland bezeichnen. Dem haben wir nichts hinzuzufügen, wohnen wir doch seit vielen Jahrzehnten im „Land zwischen den Meeren“ und dürfen diesen „Glückspegel“ tagaus tagein genießen.

Seit über 35 Jahren sind wir begeisterte Wohnmobilreisende. Somit liegt es nahe, dass wir die vorliegende intensive Erkundung auch in unserem „rollenden Zuhause“ unternommen haben.

Liebe Leserinnen und Leser, wir laden Sie ein, uns auf vier Tourabschnitten und gut 1.200 km quer durch das „Land der weiten Horizonte“ zu begleiten. Vielleicht haben Sie im Vorwege bereits die Nordseeküste bereist, gegebenenfalls sogar mit Hilfe unseres Buches „Schleswig-Holsteins Westküste – Mehr als Käse, Kohl und Krabben“ (Verlag: BoD - Books on Demand, ISBN: 978-3-7460-5774-3). Für diesen Fall dauert es nur rund 60 km, bis Sie von der Nordsee- hinüber an die Ostseeküste wechseln können, auf die Sie bei Flensburg stoßen.

Weite, vielfach endlos erscheinende, feine Sandstrände, streckenweise hohe Steilufer prägen diesen Küstenstreifen der Ostsee bis hinunter nach LÜBECK-TRAVEMÜNDE, inklusive der „Sonneninsel FEHMARN“. Zwischendurch verlassen wir gern einmal den Strandtourismus, um in die Tiefen der dichten Wälder der Holsteinischen Schweiz einzutauchen. Diese Region ist durchsetzt von tiefblauen und silbrig schimmernden Seen. Markante Städte mit historischem Flair, Wohn- und Wirkungsstätten von weit über die Grenzen hinaus bekannter Literaten und Künstler liegen ebenso am Wegesrand wie verträumte, häufig von Reetdachhäusern geprägte Dörfer. Unsere Ostseeküstenreise beginnt noch im deutsch-dänischen Grenzgebiet. Sie endet rund 1.200 km später und nach einer Rundtour durch den „Naturpark Lauenburgische Seen“ in LAUENBURG an der Elbe.

Sicherlich bieten sich an dieser Stelle noch einige allgemeine Informationen über Schleswig-Holstein an: Nach dem Saarland sind wir mit unseren ca. 15.800 km2 das zweitkleinste Flächenland der Bundesrepublik Deutschland. In der Nord-Süd-Ausdehnung, z.B. von Hamburg nach Flensburg, müssen wir nur knapp 160 km zurücklegen. An einer der breitesten Stellen von Ost nach West, also z.B. von Heiligenhafen an der Ostsee bis nach Büsum an der Nordsee, beträgt die Entfernung in etwa die gleiche Kilometerzahl. Oftmals flach wie eine Flunder zeigt sich das Marschland an der Westküste. Die höchste Erhebung mit dem Bungsberg (167 m) liegt hingegen lediglich 15 km von der Ostseeküste entfernt am Rande der „Holsteinischen Schweiz“. Per Stichtag vom 30. September 2016 bevölkern gut 2,8 Mill (meist glückliche) Einwohner das Land. Mit den Großstädten Kiel und Lübeck, den Mittelstädten Flensburg, Neumünster oder Norderstedt, sowie zahlreichen weiteren kleineren Städten zeigt sich vielfältiges, urbanes Leben neben dem überwiegend ländlich geprägten Charakter der Region. Schleswig-Holstein ist das einzige Land in Deutschland, in dem zwei nationale Minderheiten leben: Die dänische Minderheit und die friesische Volksgruppe.

Wer von Schleswig-Holstein spricht, denkt automatisch an meerestypische Wetterverhältnisse. Sicherlich, Mittelmeerklima darf man hier nicht erwarten. Passende Kleidung, vom Bermuda Short bis zum dicken Pulli, Gummistiefeln und Ostfriesennerz hat sicherlich jeder dabei. Einheimische beschreiben ihr Wetter kurz und bündig mit den Sätzen: „Das zieht vorüber…“ oder „Dahinten wird’s schon wieder hell…“. Tourismusagenturen drücken es vornehmer, hoffnungsvoller aus. Doch gesund sind sie, die fortwährende Brise an den Küsten, die Duft geschwängerten Lüftchen in den Wäldern, die feuchten Nebelschwaden an den an den Ufern. Mit z.B. statistischen knapp 600 Sonnenstunden im Jahr 2017 (Ausreißer: Insel Fehmarn mit ca. 1.600 Sonnenstunden) liegen wir noch nicht einmal an letzter Stelle aller Bundesländer.

Nun wünschen wir Ihnen viel Freude beim Lesen dieses Buches. Folgen Sie unseren Entdeckertouren – es muss ja nicht ausschließlich per Wohnmobil sein. Ein sicherlich unvergleichliches Reiseziel und Urlaubserlebnis erwartet Sie.

Wegweiser durch das Buch

Der Text beinhaltet stets – aber nicht nur – den Blickwinkel des „Wohnmobilreisenden“. Deshalb gibt es auch viele hilfreiche Hinweise für Wohnmobilisten. Was im „Fließtext“ vielleicht auf den ersten Blick noch nicht gleich sichtbar wird, präzisiert sich in den „Anhängen“ zu den einzelnen Kapiteln. Hier konzentrieren wir uns insbesondere auf Wohnmobilstellplätze, innerstädtische Parkmöglichkeiten für Wohnmobile, aber auch Campingplätze. Die diesbezüglichen Recherchen sind persönlich erfolgt, wo es sich anbot, eigenhändig ausprobiert und entsprechend aufgezeichnet.

Wer wie wir sein „Übernachtungsplätzchen im Wohnmobil“ überwiegend auf den aufgezeichneten Stellplätzen sucht, tut dies selbstverständlich in eigener Verantwortung in Übereinstimmung mit den gesetzlichen Regelungen. Wichtig erscheint uns, dass die Familie der Wohnmobilisten auch in Zukunft gern gesehene (Urlaubs-)Gäste bleibt. Ihr und unser eigenes Verhalten trägt hierzu sehr viel bei.

Die Tourenbeschreibungen selbst sind in 4 Kapitel (Streckenabschnitte) aufgeteilt und schildern den chronologischen Verlauf unserer Tour Schleswig-Holstein“. Sie eignen sich aber auch als eigenständige Reiseziele für einen Kurzurlaub. Die damit verbundenen Kilometerangaben beinhalten die effektiv gefahrene Route, wohingegen die Hinweise zur Reisedauer stark individuell geprägt sind. Unsere Zeitangaben können deshalb nur als grobe Richtschnur dienen.

Um nicht lediglich „Fahrtenbeschreibungen“ zu liefern, haben wir mehrere Unterteilungen eingefügt. Somit finden Sie außer dem eigentlichen Tourtext weitere Textabschnitte unter unterschiedlichen Titeln:

„Mal um die Ecke schauen…“:

Dahinter verstecken sich Entdeckertouren in zahlreichen Städten und Ortschaften. Diese Besichtigungstouren erfolgten stets eigenhändig, von wenigen Ausnahmen abgesehen zu Fuß.

„In die Pedale treten… / In die Wanderschuhe…“:

Diese Titel sprechen sicherlich für sich.

„Abstecher gefällig?“

Neben der eigentlichen Hauptroute gelten diese Informationen als Angebot, abseits der Hauptroute weitere Ziele anzusteuern. Dabei kehren wir immer zum Ausgangspunkt der Abstechertour zurück.

„Einladung ins Museum“:

Auch hierbei handelt es sich wohl gewiss um eine sich selbst erklärende Überschrift.

„Urlaub vom Wohnmobil“

Diese Abschnitte beziehen sich auf (Tages-)Exkursionen (meist per Schiff), wobei wir das Wohnmobil zurückgelassen haben am Abfahrts- / Ankunftsort, z.B. Ausflüge auf die nordfriesischen Insel etc.

„Wahrheiten und Halbwahrheiten“

befassen sich oftmals mit Legenden und Sagen einer jeweiligen Region, eines Ortes oder auch nur eines einzelnen Besichtigungspunktes.

Reisen per Wohnmobil gewinnt bei Familien mit Kindern eine stets wachsende Bedeutung. Deshalb geben wir zahlreiche Hinweise auf Sehenswürdigkeiten und Aufenthaltsmöglichkeiten, von denen sich Kinder und Jugendliche evtl. besonders angesprochen fühlen.

Per Index am Ende des Buches können Sie schnell einen bestimmten Ort auffinden.

Verzichtet haben wir hingegen auf präzise Angaben zu Öffnungszeiten und Preisen. Derartige Hinweise sind einem steten Wandel unterlegen und veralten sehr schnell. Effektiver erscheint uns stattdessen die Angabe der jeweiligen Website mit den aktuellsten Informationen.

Kein Buch mit „Guide-Charakter“ kann den Anspruch absoluter Vollständigkeit erheben. Die Auswahl der Ziele ist immer subjektiv bedingt. Ob Sie die von uns beschriebenen Plätze, Sehenswürdigkeiten und / oder Ausflugsmöglichkeiten noch so vorfinden, wie wir sie im Jahre 2017 erlebt haben, kann nicht garantiert werden. Somit können wir für alle Angaben auch keine Gewähr übernehmen. Dankbar wären wir allerdings für Hinweise und Anregungen, um nach erfolgter eigenhändiger Überprüfung diesen Reiseführer gegebenenfalls aktualisieren zu können.

Das Buch entstand in Arbeitsteilung. Die Fotos stammen von Gabriele Leichsenring, die Texte schrieb Wolf Leichsenring.

Und nun viel Spaß auf Ihrer Erkundungstour im „Land zwischen den Meeren“.

Kap. 1 Atem holen im Norden

Zwischen Ostseestränden und grüner Natur pur

Ein erster Abschnitt der Ostseetour führt uns von Flensburg über Glücksburg − Gelting − Maasholm − Kappeln − Arnis − Schleswig − Missunde − Schönhagen − Damp − Eckernförde − Strande − Kiel − Heikendorf − Laboe bis in den kleinen Ort Hohwacht (280 km / 4 - 5 Tage). Die schnelle Route hieße, immer auf den diversen Bundesstraßen (B199 / B11 / B203 / B76 / B502) zu bleiben. Das spart zwar Zeit, erschließt aber weder die reizvolle Landschaft der beiden Halbinseln Angeln und Schwansen noch die Regionen um die Eckernförder, Kieler bzw. Hohwachter Bucht. Deshalb bevorzugen wir die kleinen Landstraßen, manchmal nur Wirtschaftswege. Sie führen uns einerseits immer wieder an die Ostseeküste heran. Andererseits eröffnen sie uns das Küstenhinterland. Zusätzlich erkunden wir den Naturpark Schlei zwischen KAPPELN und SCHLESWIG.

Wo könnte man thematisch und geographisch die Reise entlang der Schleswig-Holsteinischen Ostseeküste beginnen? Den Tourstart möglicherweise mit einem „Touch zum Nachdenken“ versehen? Als erstes eintauchen in eine Facette unserer industriellen Vergangenheit? Oder direkt die nördliche Ostseemetropole FLENSBURG ansteuern? Wer die Wahl hat, hat die Qual. Wir jedenfalls entschließen uns für die „Nachdenkvariante“.

Hierfür starten wir im Dorf LADELUND, welches ziemlich genau in der geographischen Ost-West-Mitte Schleswig-Holsteins liegt, unmittelbar an der deutsch-dänischen Grenze. Nur rund 30 km sind es jeweils entweder bis DAGEBÜLL an der Nordsee oder bis FLENSBURG an der Ostsee. Im Ort werden wir konfrontiert mit einem Aspekt unrühmlicher, deutscher Geschichte, denn in Dorfnähe befand sich eines der 87 Außenlager des KZ Neuengamme (Hamburg). Eine Gedenkstätte mit Dokumentationszentrum, wissenschaftlicher Dauerausstellung und Gedenkstein entdecken wir im Ort selbst gleich hinter der Kirche (GPS: N 54° 50‘ 30.9‘‘ E 009° 01‘ 31.5‘‘, Raiffeisenstraße 3, www.kz-gedenkstaette-ladelund.de).

Nach Rundgang mit Besichtigung bleiben wir bis in die Fördestadt FLENSBURG auf den kleinen Landstraßen Richtung MEDELBY, JARDELUND und ELLUND. Bevor wir uns dieser Ostsee-Grenzmetropole widmen, versäumen wir nicht eine wirklich lohnenswerte Visite im Industriemuseum Kupfermühle im vorgelagerten HARRISLEE / WASSERSLEBEN (GPS: N 54° 50‘ 13.1‘‘ E 009° 24‘ 55.1‘‘, Messinghof 3 Kupfermühle). Lebendige dänisch-deutsche Industriegeschichte gibt es zu erleben. Unter dem Motto „Vom Hammerwerk zum Industriestandort“ blättert sich ein interessantes Kaleidoskop vom 16. Jahrhundert bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts vor uns auf. Als besonders imposant empfinden wir das Hammerwerk mit Wasserradantrieb und die denkmalgeschützte 700 PS-Dampfmaschine. Unmittelbar im Anschluss an den Museumsbesuch stehen wir auch schon an der nur 5 km entfernten Flensburger Förde.

Mal um die Ecke schauen – Die Stadt zum Punkte sammeln

Bundesweite Bekanntheit erlangt die Stadt durch die vom Kraftfahrt-Bundesamt gespeicherten „Punkte in Flensburg“. Vielleicht hat auch der „Flensburger Plopp“ einen gewissen Bekanntheitsgrad erlangt, d.h. der kultische Bierflaschenverschluss des „Flens“. Wegen des ersten Punktes fährt man bestimmt nicht extra in die Fördestadt kurz unter der dänischen Grenze. Beim zweiten könnte man schon überlegen. Drittens präsentiert sich die 85.000-Einwohnerstadt als Ziel, welches man sich in jedem Fall touristisch erobern sollte.

Auf der gut 2 km langen Fußgängerzone, vom Nordertor bis zum Südermarkt entdecken wir viele Ecken, um die wir „mal schauen“ wollen. Sicherlich ist es möglich, den insgesamt 6 km langen Rundgang in einem Stück zu bewältigen. Ein Rundgang durch die Altstadt in zwei Teilen erscheint uns gleichermaßen empfehlenswert. Für den Südteil mit dem Holm und dem Johannisviertel bieten sich die erwähnten Parkmöglichkeiten beim Rathaus an. Für die zweite, nördliche Hälfte anschließend eine Parkmöglichkeit in der Schloss- bzw. Burgstraße.

Wir wählen den Gesamtrundgang und parken in der Burgstraße (4Std frei). Von hier aus sind es lediglich 300 m bis zum Nordertor. Es gilt als Flensburgs Wahrzeichen. Um 1595 errichtet, diente es bis 1795 als nördliche Stadtbegrenzung. Beim Blick nach oben entdecken wir das dänsiche Königswappen von Christian IV sowie das Stadtwappen. Gleich neben dem Tor in Richtung Förde lesen wir den Schriftzug „Volksbad“. Früher diente es als Stadtbad, heute beherbergt es ein Kultur- und Kommunikationszentrum. Zum Staunen, Anfassen, Mitmachen, Forschen oder Begreifen lädt in der Nachbarschaft die Phänomenta ein. Nicht nur Jugendliche haben ihre Freude am „spielerischen Eintauchen“ in die Welt der Wissenschaften.

Und schon stehen wir an der Wasserkante und machen uns auf zur Hafenspitze. Unterwegs gibt es viel zu entdecken wie z.B. den malerischen Museumshafen. Er ist die Stätte der Traditionssegler mit dem markanten Kran aus Holz. Nach wie vor werden hier Schiffe in traditioneller Weise gebaut oder restauriert. Und wie wäre es evtl. mit einer Rum-Regatta, Apfelfahrt oder einem Grog-Törn (für Detailinfos www.flensburger-foerde.de)?

Wir überqueren die belebte Straße Schiffbrücke und werfen einen Blick in den Kaufmannshof (Norderstaße 86). Er ist einer der typischen, bewohnten Innenhöfe der Stadt, frei zugänglich zum Anschauen (bitte Rücksicht auf die Anwohner nehmen). Dieser Innenhof zeigt einen charakteristischen Handelshof aus dem 18. Jahrhundert: Zur Hafenseite erhebt sich ein Querspeicher (Warenlager). Dann kommt die Hofanlage mit den Unterkünften für Gesinde und Vieh inkl. Brunnenanlage. Im Vorderhaus hingegen hatten die Kaufleute ihre Wohnungen und Kontore.

Flensburg, Brasseriehof

Bleiben wir auf die Straßenseite, denn nur wenige Meter entfernt, an der roten Boje öffnet das Schifffahrtsmuseum seine Pforten. Es fungiert auch als Rum-Museum, denn das „Gold der Karibik“ spielte in der Flensburger Stadtgeschichte eine bedeutende Rolle. Im ehemaligen Zollpackhaus unterbracht gibt es hier Facettenreiches zu erfahren über Hafen und Höfe, Segler, Dampfer, Tauwerk und Takellage, aber auch Schiffbau, Sklaven, Zucker und vor allen Dingen Rum. Wer gern eine andere als unsere Route wählen möchte, besorge sich dort den Flyer über die „Rum & Zucker Meile“.

Die nächste historische Gasse auf der gleichen Straßenseite lässt nicht lange auf sich warten. Der Oluf-Samson-Gang zeigt sich heute ganz brav. In früheren Jahrhunderten diente er als Wohnstraße der Schiffer und Handwerker, später dann als „Liebesgasse“ im städtischen Vergnügungsviertel. Auf Flensburgs Markenzeichen, den Rum, stoßen wir ein weiteres Mal im Rumhaus Sonnenberg an der Ecke zur Neuen Straße. Heute arbeitet die Hansen Brauerei in den Werksgebäuden.

Den Blick auf die Förde verlieren wir nie, spazieren jedoch weiter auf der gleichen Straßenseite bis zum Kompagnietor. Auch dieses sehenswerte Gebäude spiegelt ein Stück Schifffahrtsgeschichte wider. 1602 wurde es erbaut von der Vereinigung (Compagnie) Flensburger Schiffer und Kaufleute. Suchen Sie einmal die Hochwassermarken, Zeugen vergangener Flutkatastrophen, an seinen Wänden.

Somit sind wir so gut wie an der Hafenspitze angelangt. Es wird Zeit für eine Ruhepause, zu der der Fischbrötchenimbiss „Fördekieker“ einlädt. Verlockend ist auch, eine Ruhepause während einer Förderundfahrt, z.B. mit der MS Viking einzulegen. Theoretisch kann man bis GLÜCKSBURG schippern. Dann wäre für die Stadtbesichtigung aber nicht mehr viel Zeit übrig.

Von der Hafenspitze aus könnten wir weiterwandern, immer am Ostufer entlang. Diese Strecke entpuppt sich jedoch als weniger reizvoll, so dass wir schnell den Hafendamm überqueren und ins Historische Kapitänsviertel mit der Sankt Jürgen Kirche eindringen. Etwas abseits vom städtischen Trubel entdecken wir echte Kleinode: Ehemalige Kapitänshäuser im Viertel St. Jürgen, von Rosen umrankt, mit kleinen Gärten in Hanglage. Als Wahrzeichen von Jürgensby steht die von ganz Flensburg aus sichtbare Kirche hoch oben auf dem Berg. Sie wurde 1904 - 1907 auf dem Boden einer mittelalterlichen Siedlung gebaut, in der damals Pest- und Leprakranke wohnten. Diese wurden von Mönchen des Klosters zum Heiligen Geist betreut. Bereits damals hieß die Siedlung, die noch vor der Reformation aufgegeben wurde, St. Jürgen (Heiliger Georg) – und auch heute nennen die Flensburger den Stadtteil um die St. Jürgen-Kirche „Jürgensby“.

Wir bleiben mehr oder minder auf „Hanglage“, steigen in der Grünanlage die Sankt Jürgen Treppe hinab bis zur Johannisstraße. Auf ihr erreichen wir in kurzer Zeit ein weiteres Historisches Stadtviertel. Die engen mit Kopfsteinen gepflasterten Sträßchen und Gassen um die Sankt Johannis Kirche herum strahlen gemütliches Flair aus, egal ob Am Domhof oder auf dem Johannis Kirchhof. In diesem Quarré thront stolz Flensburg älteste Kirche. Der örtliche Pfarrer, den wir in der Kirche treffen, berichtet uns über sein Gotteshaus: “Die St. Johannis-Kirche lebt von ihrer ganz besonderen Atmosphäre – viele Menschen sagen, dass sie sich hier geschützt und geborgen fühlen. Und dafür war sie auch gedacht: Sie wurde im Jahre 1128 als Schutz- und Trutzkirche für die Fischer der Siedlung im Stil der Angeliter Feldsteinkirchen erbaut. Im 15. Jahrhundert wurde ihre Holzbalkendecke durch ein gotisches Gewölbe ersetzt und von Peter Lykt ungefähr in den Jahren 1431 bis 1513 ausgemalt. Das Gewölbe des Altarraums und des Kirchenschiffs hat er wie einen Paradiesgarten gestaltet – mit einem Rankenwerk aus Akanthus (krautige Pflanzenart) und stilisierten Blüten“.

Auf der einer Fußgängerzone ähnlichen Angelburger Straße kehren wir zurück auf die Förderwestseite bis zum Südermarkt (Wochenmarkt Mittwoch- und Samstagvormittag). Er soll der älteste Wochenmarkt in Schleswig-Holstein sein. Gleich links, mit Flensburgs ältestem Haus (1490, heute Apotheke) biegen wir ein in die Rote Straße. Heute ist diese Historische Altstadtgasse besiedelt von Galerien, Mode- und Designerläden bzw. Restaurants oder Cafés. Unterbrochen werden die Häuserzeilen durch Zugänge zu den fünf malerischen Handwerker- und Kaufmannshöfen. Ziemlich am Straßenende, das Rathaus bereits im Blick, klopfen wir an beim Braasch Rum Manufaktur Museum. Außer zur Besichtigung zweier weiterer romantischer Kaufmannshöfe laden uns freundliche Gastgeber ein zum Rumprobeschluck (Das WOMO steht ja noch weit weg!). Denn auch der nächste Probeschluck mit dem „Plopp“ kann ganz in der Nähe goutiert werden, in der Flensburger Brauerei (Munktoft 12, zu erreichen über Neumarkt und Schleswiger Straße).

Von nun an geht es unwiderruflich zurück gen Norden. Die kostenlose Parkzeit (4 Std.) neigt sich zwar ganz allmählich dem Ende zu, doch was soll’s. Die Burgstraße erschien uns als verkehrsarme und hoffentlich kontrollfreie Zone. Also kehren wir um, vorbei am Deutschen Haus (heute Konzerthaus) und dem Kloster zum Heiligen Geist stehen wir bald erneut am Südermarkt mit der hoch aufragenden Sankt Nikolai Kirche. Auch für diese Kirche steht der Schutzpatron der Schiffer und Seeleute als Namensgeber zur Verfügung. Sie ist die größte Kirche (1390) der Stadt mit der aufwändigsten Orgelfassade in Norddeutschland. Deutlich wird diese Bauweise, dass es sich eigentlich um „zwei Orgeln in einer“ (mit Fernwerk) handelt.

Flensburgs Einkaufsparadies liegt jetzt vor uns mit dem Holm und der Großen Straße. Die sich daran anschließende Norderstraße besitzt eher Wohncharakter. Wie auch schon bis hierher, verleitet uns auf dem Holm manche Gasse dazu, „mal um die Ecke zu schauen“. Z.B. der Holmhof / Detleffsen-Hof (Holm 43 / 45) als ehemalige Spirituosen- und Senffabrik aus dem 17. Jahrhundert. Oder die Holmpassage, eine gelungene Mischung aus moderner Baukultur und historischer Bausubstanz mit Rundturm und Bommerlunder Lagerkeller. Wer der Höfe noch nicht müde ist, schaue doch noch einmal hinein in den Hof Borgerforeningen (Holm 17). Im 19. Jahrhundert feierte der dänische König Friedrich VII hier ausgelassene Feste; nunmehr dürfen wir im ehemaligen Königssaal des heutigen Restaurants zwar nicht ganz billig aber dafür fürstlich speisen.

So gestärkt überqueren wir die Rathausstraße und gelangen eigentlich in die Große Straße. Allerdings biegen wir nach links ab, Richtung Stadttheater, welches sich am Fuße des Museumsberges befindet. Oberhalb der Fußgängerzone, über die Bornstedttreppe erreichbar, thronen zwei historische Gebäude mit Blick über Stadt und Förde. Seit seiner Gründung 1876 widmet sich das Heinrich-Sauermann-Haus der Kunst- und Kulturgeschichte des ehemaligen Herzogtums Schleswig, dessen nördliche Hälfte seit 1920 zu Dänemark gehört. Einzigartig sind die originalen Bauernstuben sowie die historische Möbelsammlung, die mit über 900 Stücken eine der umfangreichsten ihrer Art in Deutschland ist. Das benachbarte Hans-Christiansen-Haus zeigt schleswig-holsteinische Kunst des 19. bis 21. Jahrhunderts. Hier treffen wir ein weiteres Mal auf Werke von Emil Nolde, aber auch von Hans Christiansen, Erich Heckel und Ernst Barlach.

Der Abstieg ist zwar möglich über die erwähnte Treppe, doch wir wählen den Weg im Park (nach Norden) und halten uns bei der ersten Querstraße nach rechts, hinunter zur Heiligengeist Kirche. Relativ modern im Anblick trägt sie doch bereits viele Jahrhunderte (vor rund 750 Jahren erbaut) auf ihren Schultern. In ihrem Innenleben erblicken wir erneut die für nordische Kirchen so typischen Votivschiffe.

Noch etwas tiefer stoßen wir nun endlich auf die Große Straße. Literarisch-kulturell kommt der Brasseriehof daher (Große Straße 42 - 44). Heute auch als Kulturhof bezeichnet, diente er Theodor Storm als Handlungsort für seine Novelle „Im Nachbarhaus links“. Der Held der Geschichte schildert den Hof folgendermaßen: „Es sind jetzt dreißig Jahre, dass ich als Stadtsekretär in diese treffliche See- und Handelsstadt kam, in welcher die Groß- und Urgroßväter meiner Mutter einst als einflußreiche Handelsherren gelebt hatten. Das derzeit von mir gemietete Wohnhaus stand zwischen zwei sehr ungleichen Nachbarn: an der Südseite ein sauber gehaltenes Haus voll lustiger Kinderstimmen, mit hellpolierten Scheiben und blühenden Blumen dahinter; nach Norden ein hohes düsteres Gebäude; zwar auch mit großen Fenstern, aber die Scheiben derselben waren klein, zum Teil erblindet und nichts dahinter sichtbar, als hie und da ein graues Spinngewebe.“ Im Innenhof stehend und um uns schauend, können wir diese Beschreibung recht gut nachvollziehen. Nur die „blinden Fensterscheiben mit den Spinngeweben“ bleiben verschwunden.

Auf dem Weg zur nächsten Sehenswürdigkeit gehen wir fast an ihm vorbei, dem kleinen Neptunbrunnen mit Spiegelmonogram eines weiteren dänischen Königs (Friedrich V). Der benachbarten, schönen Marienkirche von 1284 und mit Glasfenstern der Flensburger Künstlerin Käte Lassen (1880 - 1956) statten wir noch einen kurzen Besuch ab, bevor wir uns ziemlich erschöpft auf den Stühlen der gegenüberliegenden Dänischen Bäckerei niederlassen. Doch dänisches Backwerk mit Kaffee liefert uns den nötigen Schub für den kleinen Rest des Rundganges, vorbei am Eckener Haus aus dem 16. Jahrhundert (Geburtshaus des Luftpioniers Hugo Eckener), hinein in die Norderstraße mit dem Lagerhaus & Künstlerhof. Auffällig sind die vielen Schuhe, die an Seilen über der Straße hängen. Sie gelten als Touristenattraktion und sollen nach und nach durch BHs ergänzt werden. Für den Abschluss eine willkommene Ablenkung von den zahlreichen historisch-künstlerisch-literarischen Besichtigungspunkten. Kurz hinter der Marientreppe (bei der Dänischen Centralbibliothek) erreichen wir dann die Schlossstraße, wandern sie hinauf bis zur Burgstraße und freuen uns über die „knöllchenfreie“ Stadtwanderung.

Gleich hinter FLENSBURG, am Südufer der Flensburger Förde winkt wie ein Touristenmagnet eines von Schleswig-Holsteins Wahrzeichen, das Schloss Glücksburg im gleichnamigen Städtchen (GPS: N 54° 49‘ 52.4‘‘ E 009° 32‘ 46.3‘‘, Schlossallee 3, Gebühren)

Willkommen im Museum – Erbaut auf den Fundamenten eines Klosters

„G.G.G.M.F.“ steht über dem Portal des Glücksburger Wasserschlosses, was so viel bedeutet wie „Gott Gibt Glück Mit Frieden“. Der Spruch befindet sich zusammen mit einem Wappen über dem Eingangsportal. Unter diesem Motto wurde in den Jahren 1582 bis 1585 ein beeindruckender Wohnsitz der Herzöge von Schleswig-Holstein-Sonderburg errichtet. Das Schmuckstück steht just an der Stelle, an der bis zur Reformation das mittelalterliche Rüdekloster der Zisterziensermönche gestanden hatte. Die Granitquader der alten Klosterkirche wurden zum Teil für das Fundament, viele der Ziegelsteine für den weiß verputzten Backsteinbau wiederverwendet. Die Einzelheiten des wuchtig erscheinenden Hauptgebäudes offenbaren sich bei einem Rundgang um den Schlossteich. Uns drängt sich durch die dreigeschossige Höhe der Vergleich mit einem Würfel auf, vielleicht ein wenig abgemildert durch die drei flachen Giebeldächer und die kleinen Seitengiebel. Der Kernbau des Schlosses allerdings besteht aus drei in der äußeren Gestalt völlig gleichen Langhäusern, welche man auf einem quadratischen Grundriss quasi zusammengeschoben hat. Am wirkungsvollsten kommt es uns aus der Perspektive vom gegenüberliegenden Schlossparkplatz vor, besonders wenn es sich im Schlossgraben widerspiegelt.

Glücksburg, Wasserschloss

Bevor wir hineingehen, durchstreifen wir erst einmal den dazugehörigen Schlosspark. Das tut gut für die Einstimmung auf das später zu besichtigende Museale. Verschiedene Themenführungen geben einen hervorragenden Einblick. Warum nicht gleich mit einer „Außenführung rund ums Schloss beginnen“? Am umfassendsten fühlen wir uns informiert durch das Thema „Die Wiege der europäischen Häuser“. Wer mit kleineren Kindern reist, kann den Nachwuchs schnell mal in eine Märchenrolle schlüpfen lassen. Denn der „Spuk im Schloss“ führt in den Märchenturm der Gebrüder Grimm, wobei jedes Kind in seine Wunschrolle schlüpfen kann. Damit ist die Themenvielfalt noch lange nicht erschöpft. Am besten man sucht sich die passende Führung aus unter www.schloss-gluecksburg.de/ fuehrungen.

Nun aber aufgemacht, das Innere des Schlosses anzuschauen mit seiner beeindruckenden Sammlung an Tapisserien und Ledertapeten. Die Familiengeschichte der Oldenburger und Glücksburger Herrscher bildet sich ab in den Portraits vom 16. Jahrhundert bis in die Gegenwart. Nicht unerwähnt bleiben sollen die Möbelstücke samt Porzellan- und Silbersammlungen aus der Periode zwischen Empire und Biedermeier. Alles präsentiert sich in eindrucksvoller Weise. Als persönliche Topattraktion nennen wir allerdings den „Roten Saal“. Im 1. Stock nimmt er die gesamte Fläche des mittleren Hauses ein. Mit über 30 m Länge und einer durchgehenden Deckenwölbung von knapp 4 m Höhe erinnert dieser Raum doch stark an den Speisesaal einer mittelalterlichen Ritterburg.

Großen Wert legt die Familie, die aktuell das Schloss bewohnt und bewirtschaftet, darauf, dass neben dem musealen auch der persönliche Charakter spürbar wird, sprich: Die Gäste sollen ein bewohnbares und lebendiges Haus vorfinden. Nicht umsonst öffnen deshalb die heutigen Besitzer die Pforten für Feiern aller Art, Konzerte und andere kulturelle Veranstaltungen.

Nach so vielfältigen Eindrücken erholen wir uns nach der Besichtigung erst einmal im Schlossinnenhof mit Schlosscafé und genießen ein weiteres Mal den Anblick der prunkvollen Schlossaußenfassade.

Ruhiger, dennoch nicht minder interessant, geht es anschließend zu im Glücksburger Waldmuseum (GPS: N 54° 50‘ 19.7‘‘ E 009° 33‘ 10.7‘‘, Holnisstraße 2). Die Ausstellungen präsentieren den Wald in der Vergangenheit und Gegenwart als einen sehr wertvollen Teil dieser Landschaft. Ergänzt werden die Dokumente und Exponate durch die Glasvitrinen mit den Waldvögeln und dem Motto „Wald, Kunst & Kultur“, allen voran die Moorleichenskulptur. Was wäre der Naturedelstein „Wald“ ohne Begleitung eines Dichterwortes? Also fällt uns Erich Kästner (1899 - 1974) ein, der über den Wald schrieb: „Die Seele wird vom Pflastertreten krumm. Mit Bäumen kann man wie mit Brüdern reden und tauscht mit ihnen seine Seele um. Die Wälder schweigen, doch sie sind nicht stumm. Und wer auch kommen mag, sie trösten jeden“.

Auf der Holnisstraße fahren wir anschließend ca. 6 km weiter in das Naturparadies Halbinsel Holnis. Bald lassen wir das Wohnmobil stehen, denn die Spitze der Halbinsel gilt als Natursperrzone (P N 54° 52‘ 18.0‘‘ E 009° 35‘ 59.7‘‘, am NSG). Wer die gesamte Rundwanderung unternehmen möchte, plane gut 3 Stunden ein mit Nordspitze, Weg am Kliff und der NABU Infohütte. Dieses FFH-Gebiet (Natura 2000) wird reichlich bevölkert von vielen Wasservogelarten, wie Brandgänsen, Tafelenten, Haubentaucher, Schellenten oder auch Gänsesäger. Diese und andere Küstenvögel finden hier ihren Lebens-, Brut- und Rückzugsraum. Zur besseren Vogel- und Naturbeobachtung leistet uns unser Fernglas gute Dienste.

Wahrheiten und Halbwahrheiten – Die Sage vom Doktor Faust und seinem Fährknecht Nis

Eine lokale Sage unbekannten Ursprungs erklärt den Namen Holnis wie folgt: Der Doktor Faust, den man in der Gegend manchmal auch als Teufel bezeichnete, fuhr einst mit seinem Nis (eigentlich der Kurzname für Dionysos), der in seinen Dienst stand, über die Förde. Aber der liebe Gott war dem Doktor Faust natürlich nicht wohlgesonnen und trieb ihn vor sich her. So kamen die beiden in einen starken Wind, und das gläserne Schiff, mit dem der teuflische Doktor die Tiefen und Untiefen des Meeres erforschte und Seekarten fertigte, drohte am Zugang zum Flensburger Hafen zu kentern. Faust, im Vergleich zum kleinen Nis zwar eine riesenhafte Gestalt, fürchtete jedoch den Untergang des Schiffes. So schrie der verängstigte Doktor „Hol Nis! Und meinte damit. dass Nis die Segel einholen und das Schiff zum Halten bringen sollte, was diesem auch gelang. So entronn der Doktor Faust vorerst der göttlichen Strafe, und der Nis konnte aufatmen. Seitdem, so die Sage, heißt die dortige Halbinsel Holnis.

Zu guter Letzt werfen wir noch einen kurzen Blick auf den Leuchtturm in SCHAUSENDE (südliche Halbinsel), schon schlagen wir die südöstliche Richtung ein. Wie in einem Zick-Zack-Kurs queren wir des Öfteren die B199, um in die Hinterlandgemeinden mit manch lohnenswerter Sehenswürdigkeit zu gelangen.

Über die L96 erreichen wir nach wenigen Kilometern das Dorf MUNKBRARUP mit seiner Kirche aus dem 12. Jahrhundert. Der Schleswiger Dom diente beim Bau quasi als Vorlage, so dass auch hier schließlich ein imposanter Granitquaderbau entstand (P 54° 48‘ 07.0‘‘ E 009° 33‘ 43.2‘‘)

Eine kleine Strecke legen wir auf der B199 bis LANGBALLIG zurück mit dem Abzweig nach WESTERHOLZ, direkt an der Küste. Bevor es an die Küste geht, schauen wir noch kurz ins Landschaftsmuseum Unewatt (Unewatter Straße 1A www.museum-unewatt.de/muse-umsinsel.html). Auf einem ca. 1,5 km langen Rundweg durch das Dorf begegnen wir auf fünf sogenannten Museumsinseln den verschiedenen Historischen Lebenswelten Marxenhof, Räucherei, Windmühle Fortune, Buttermühle und Christesen-Scheune. Danach zieht es uns an Wasser, nach WESTERHOLZ. Was reizt? Die Ruhe an einsamen Küstenstreifen. Und ruhig ist es hier in der Tat. Kein irgendwie geartetes Touristengedränge. Ein einsamer Möwenschrei beherrscht die akustische Welt.

Unser Zick-Zack-Kurs setzt sich fort mit einer Schleife ins Dorf GRUNDHOF (5 km), wiederum jenseits landeinwärts der B199. Diese Bundestraße stellt einen Stück vom östlichen Teil der Schleswig-Holsteinischen Käsestraße dar. Das Dorf selbst wird überragt von der Sankt-Marien-Kirche aus dem 12. Jahrhundert (GPS: N 54° 46‘ 25.4‘‘ E 009° 39‘ 11.4‘‘, Ortsmitte). Vermutlich wurde der Kirchhügel in vorchristlicher Zeit als Thingstätte benutzt. Jedenfalls galt er als mystischer Ort.

Wir bleiben noch ein wenig im Hinterland. Über enge Landstraßen steuern wir ein weiteres Dorf, QUERN, an mit dem 70 m hohen Scheersberg. Neben der reizvollen Rundumsicht besteht die Möglichkeit den Bismarckturm zu besteigen (P 54° 45’ 43.3‘‘ E 009° 43‘ 25.3‘‘). Anschließend lockt dann auch wieder die Küstenlandschaft, die wir über NÜBELFELD (mit Mühle), STEINBERGKIRCHE in STEINBERGHAFF schließlich wieder zu Gesicht bekommen (P N 54° 46‘ 13.9‘‘ E 009° 49‘ 08.2‘‘, Restaurant).

Geltinger Birk, Mühle Charlotte

Kurz darauf befinden wir uns im kleinen Ort GELTING an der Geltinger Bucht. Die neu erbaute Mole, der Leuchtturm in FALSHÖFT, vor allem aber das NSG Geltinger Birk laden zur Fahrtunterbrechung ein.

Auch in diesem Naturschutzgebiet heißt es wieder, die Wanderschuhe zu schnüren, denn im eigentlichen Schutzgebiet ist Autoverkehr natürlich streng verboten. So parken wir zunächst an der Ostseite der Halbinsel in FALSHÖFT. Der gesamte Wanderrundweg erfordert Ausdauer auf seinen rund 13 km (Tour „Möwe“). Es geht aber auch kürzer. Die Wandertouren sind nach Tieren benannt und entsprechend gekennzeichnet. Zwischen 3 km und 10 km ist alles dabei. Also machen wir uns auf immer entlang der Ostküste bis hinauf zur Spitze Birnack. Nach dem Salzpolder gäbe es eine erste Abkürzungsmöglichkeit zurück. Gleiches kann man machen bei der Ausschilderung „Meta Nordgaards Bruch“. Doch wir wandern weiter über die „Alte Plantage“ bis hinauf an die „Kuhlenkoppel“. An der Westseite folgen wir dem Hinweis zur NABU-Hütte, und weiter dann zur „Mühle Charlotte“ mit Kiosk und ebenfalls Parkplatz. Wer nicht so sehr die Landstraße bis nach FALSHÖFT zurück wandern möchte, dem empfehlen wir auf dem Weg entlang der „Großen Lagune“ zu bleiben, kurz darauf nach NIEBY-WESTERFELD abzubiegen, dann weiter nach NIEBY und retour bis zum Startpunkt. Eine lange Wanderung, man sollte sich an einem solchen Tag nicht mehr viel vornehmen. Erheblich schneller umrundet oder durchkreuzt man dieses Naturwunderland mit dem Fahrrad auf den ausgewiesenen Pisten. Belohnt werden die Mühen mit vielen Tierbegegnungen auf der „Wilden Weide“, einer reichhaltigen Vogelwelt wie dem Sichelstrandläufer oder dem Säbelschnäbler. Mit etwas Glück sichtet man auch die Kreuzkröte, die hier wieder ansässig gemacht wurde. Ihren Namen verdankt die Kröte der gelben Linie auf Kopf und Rücken. Sie gehört auch zur Spezies von Kröten, welche nicht hüpfen, sondern sich mit ihren kurzen Beinchen laufend und flink fortbewegen. Ein eigenartiges Naturschauspiel.

Maasholm, Schleimündung

Über den Ostsee-Erholungsort HASSELBERG nähern wir uns einem weiteren touristischen Highlight, der großen Schleimündung bei MAASHOLM. Erneut verzaubert uns maritimes Flair in dem kleinen Hafenort. Neben einer kleinen Fischfangflotte sticht besonders der Yachthafen ins Auge. „De Maas rund“ ist als relativ kurzer Wanderweg ausgeschildert, führt uns durch den historischen Teil des Dorfes, entlang am alten Hafen, dem Kliff bis zum Fischereihafen und dem Seglerhafen. Rund 30 gemütliche Minuten an der Schlei. Dann kann es auch schon weitergehen ins nur 10 km entfernte KAPPELN.

Mal um die Ecke schauen – Eine Stadt mit zwei Gesichtern?

Einheimische legen großen Wert auf diese Typisierung. Hier die Innenstadt mit ihren kleinen, alten, meist liebevoll restaurierten Häusern, den engen Gässchen und Treppen. Beschaulich bis gemütlich wirkt dieser Anblick. Dort, fast im Gegensatz dazu, das laute, manchmal hektische Treiben im Hafen. Das mag man so sehen, muss man aber nicht!

Wir starten unseren Spaziergang vom Parkplatz am Yachthafen aus (Südhafen neben der Klappbrücke), direkt an der Haltestelle der Angelner Dampfeisenbahn. Dieser historische Zug verkehrt regelmäßig zwischen KAPPELN und SÜDERBRARUP (www.angelner-dampfeisenbahn.de). Als Rundtour kann die Rückfahrt mit dem Schiff erfolgen.

Uns steht der Sinn mehr auf Stadterkundung. Somit spazieren wir zunächst auf die große vor uns liegende Schleibrücke. Diese zweiflügelige Doppelklappbrücke wurde 2002 dem Verkehr übergeben. Trotz Vierspurigkeit wirkt sie wie ein Nadelöhr mit teilweise langen Staus vor den entsprechenden Ampeln, besonders zu den notwendigen Brückenöffnungszeiten. Wir können allerdings ungehindert hinauf marschieren bis zur Aussichtskanzel. Von hier aus haben wir nicht nur eine tolle Aussicht über die Schlei. Unser Standort gewährt auch den besten Blick auf den historischen Heringszaun. Dieses System aus fest installierten, weit ausgedehnten geflochtenen Weidezäunen wurde seit dem Mittelalter genutzt. Heute, rundum restauriert, stellt er für Europa ein einmaliges Kulturdokument dar.

Kappeln, Historischer Heringszaun

Zurückgekehrt auf die Hafenseite grüßt uns der Sitzende Fischer, eine Skulptur als Reminiszenz an die umfassende Fischfangtradition der Stadt. Diese Tradition zeigt sich auf dem weiteren Rundweg durch die Innenstadt in den zahlreichen Bronzefischen als Gehwegplatten.

Die Hafenpromenade belebt sich am frühen Vormittag in der Tat zusehends. Die ersten Cafés und Restaurants richten ihre Terrassen für die zu erwartenden Touristen wieder her. Ausflugsdampfer werfen allmählich ihre Maschinen an. Bald darauf rollen die ersten Reisebusse an die Hafenkante.

Rund 300 m folgen wir dem Kai bis zum riesigen Pierspeicher. Seine frühere Funktion als Lagerhaus hat er lange aufgegeben. Heute dient er als Restaurant und Gästehaus. Quasi am Ende des Kai führt uns die schmale Straße Dehnhof zu einem schmackhaften Ziel, der Fischräucherei Föh. Weithin sichtbar versprechen die drei hoch aufragenden Schornsteine Lukullisches, von AAL (s. Schornsteininschrift) bis Zander. In 14 Öfen wird mithilfe von Buchenholz und Erlenspänen geräuchert, damit aus den eigentlich weiß-silbernen Schleiheringen goldgelbe Bücklinge werden. Makrelen, Heilbutt und weitere Fischarten ergänzen die Produktpalette.

Somit stehen wir mitten in der Innenstadt mit Fußgängerzone. Als erstes halten wir auf die St. Nikolai-Kirche zu, die man übrigens auch über eine windschiefe Steintreppe rund 100 m vor dem Speicher erreichen kann. Auf ihrer Turmspitze dreht sich der heilige Christophorus als Wetterfahne. Als Fundament für den spätbarocken Bau (1789) wurden riesige Feldsteine von Großsteingräbern herbeigeschleppt. Von außen wirkt sie wie ein kleines Abbild des Hamburger Michels. In ihrem Inneren finden immerhin rund 1.200 Besucher Platz, um vielleicht einem der himmlischen Orgelkonzerte zu lauschen.

Nun stehen wir mitten in der verkehrsfreien Fußgängerzone. Im Prinzip geht die gepflasterte Geschäftsstraße sanft bergauf (Querstraße), vorbei an einem Springbrunnen, bis wir an der Schmiedestraße angekommen sind. Gegenüber der verkehrsreichen Flensburger Straße leuchtet das Rathaus mit seinen gelben Backsteinen und roten Zwischenschichten. Einfach nur hübsch sieht das dekorativ gemusterte Dach aus.

Lange halten wir uns nicht an der Autostraße auf. Die idyllische Altstadt mit ihren teilweisen Reetdachhäusern als Zeugen der Vergangenheit lockt eher. Unterwegs, d.h. die Gerichtsstraße entlang, versäumen wir nicht, den einen oder anderen Blick in die verträumten Hinterhöfe zu werfen. Vorbei am Alten Amtsgericht (jetzt Polizeistation) stoßen wir automatisch auf Kappelns Wahrzeichen, die Mühle Amanda. Außer der Touristeninformation und einem Trauzimmer beherbergt die sorgfältig restaurierte Windmühle ein Historisches Sägewerk. Entgehen lassen wir uns nicht von der Mühlengalerie aus den unbeschreiblichen Rundumblick über die Stadt und die Schlei bis hin zur Ostsee.

Hinab geht es als Abschluss die Mühlenstraße bis zum erneuten Beginn der Fußgängerzone und wieder hinunter zum Hafen. Den Kaffee an der Promenade haben wir uns redlich verdient. 300 m sind es nun noch bis zum Wohnmobil, vorbei an dem immer noch seinen Fang sortierenden bronzenen Fischer, dieses Mal auf dem Fußgängerweg unter der Schleibrücke hindurch, entlang der zum Teil mehrmastigen Segelschiffe bis zum Parkstreifen.

KAPPELN, der Name rührt her von einer bereits im 14. Jahrhundert erwähnten Kapelle, die auf dem Gelände der bereits erwähnten, heutigen St. Nikolai-Kirche stand. KAPPELN, die Stadt mit zwei Gesichtern? Wir empfinden es eher anders. Lebendiges Hafengebiet und verträumte Innenstadt formen sich eher zu einem ausdrucksvollen Gesamtbild zusammen.

Zu diesem Gesamtbild gehört für uns auch ein halbtägiger Schiffsausflug auf der Schlei.

Urlaub vom Wohnmobil – Eine genüssliche Gemütlichkeit

Entspannung und Erlebnis pur, gepaart mit erlesenem Genuss, bietet eine Ausflugsfahrt auf der Schlei. Man kann das Gewässer Förde nennen, was wissenschaftlich jedoch nicht unumstritten sein soll. Eher neigt die Forschung zum Begriff „Glazialrinne“. Durch diesen Begriff wird auch ihre Entstehungsgeschichte deutlicher, denn sie entstand während der Eiszeit vor 115.000 bis 11.000 Jahren. Über eine Gesamtlänge von 42 km erstreckt sie sich durch das Schleswig-Holsteinische Hügelland, von SCHLEIMÜNDE über KAPPELN und ARNIS bis zur Stadt SCHLESWIG. Mit ihrem Verlauf trennt sie die Landesteile Angeln und Schwansen. Der Meeresarm hat eine durchschnittliche Breite von 1,3 km und eine durchschnittliche Tiefe von 3 m.

Touristisch ist das Gebiet gut erschlossen. Es gilt als gern gesuchtes Segelrevier und Naherholungsbiet für KIEL. Die touristische Infrastruktur nutzen auch wir ein weiteres Mal für einen Trip unter der Rubrik „Urlaub vom WOMO“. Ca. 4 Stunden werden wir von KAPPELN aus mit dem Raddampfer Freya das Gebiet erkunden. Unter den vielen Angeboten haben wir uns erneut für die Adler Schiffe entschlossen (www.adler-schiffe.de), nicht zuletzt wegen der bisher gemachten sehr positiven Erfahrungen mit dieser Reederei.

Morgens 9.00 Uhr, auf dem Schiff beginnen die ersten Vorbereitungsaktivitäten für die bevorstehende Fahrt. Am geräuschvollsten und auffälligsten gestaltet sich die Inbetriebnahme des großen Seitenrades. Ein gewisses „Mississippi-Raddampfer-Gefühl“ lässt sich nicht verheimlichen. Bereitwillig lassen wir uns einfangen von der originellen Atmosphäre an Bord des über 110 Jahre alten stilvollen Raddampfers „Freya“. Wir lauschen dem Zischen und Stampfen der alten Dampfmaschine, die wir aus dem Salon durch die verglasten Schaufenster während der Fahrt beobachten können, genauso wie die rotierenden Seitenräder. Schnell fühlen wir uns zurückversetzt in die Zeit des Jugendstils in den liebevoll und detailbesessen restaurierten und renovierten Salons mit viel schimmerndem Messing und tiefdunklem edlem Holz. Stilvoll durch und durch!

10 Uhr! Ein gellender Pfiff aus dem Druckkessel kündigt die Abfahrt an. In die Rotation der Schaufelräder kommt heftige Bewegung. Sanft, fast unmerklich entfernen wir uns vom Ufer. Vorbei an den unzähligen Segelmasten des Boothafens gleiten wir hinein in die malerisch farbenprächtige Hügellandschaft. Sicherlich, die Farbe Grün dominiert. Unterbrochen wird es durch das Gelb noch nicht abgeernteter Getreidefelder. Am Ufer entdecken wir gemütliche Reetdachhäuser, hin und wieder die Silhouetten etwas abseits liegender Ortschaften wie GRÖDERSBY oder BRODERSBY.

Die erste kleine Uferstadt ARNIS kündigt sich an. Idyllisch liegen die Häuser auf der vorgelagerten Halbinsel. Unterwegs weist der gut informative Reisekommentar des Kapitäns immer mal wieder auf Landschaften und Einrichtungen aus der TV-Serie „Der Landarzt“ hin, z.B. auf das „Café Lindauhof – Landarzthaus“. Mehrere Hebebrücken geben die Durchfahrt für die Schiffe frei. Dabei wird jeweils die halbe Straßenbrücke auf einem Riesenkettenrad in die Senkrechtstellung emporgeliftet. Der Schwarm der bereits wartenden Segler und natürlich auch unsere „Freya“ gleiten dann im Zweispurgegenverkehr hindurch. Kurze Zeit später hat sich das Gewusel an Booten wieder aufgelöst. Die teilweise große Breite der Schlei lässt Gedrängestress nicht aufkommen. Ruhe und Gemütlichkeit sind angesagt, unterstützt durch das gleichmäßige Rotieren der Seitenräder.

Bilden die eigentliche Fahrt und die Landschaft schon ein Genuss in sich, er wird gegen 12 Uhr mittags noch gesteigert durch die Ankündigung des Brunchbuffets. Ein „Tischlein-Deck-Dich-Lift“ samt Koch fördert Leckeres zutage. Alles frisch an Bord zubereitet und äußerst einladend dekoriert. Von appetitanregenden Fischplatten über saftige Bratengerichte, von knackigem Gemüse über weitere Beilagen im Selbstbedienungsstil, das kulinarische Event wird geradezu zelebriert mit abschließendem Dessert oder Torte und Kaffee.

Fast unmerklich ziehen bei diesem kulinarischen Fest weitere Ufergemeinden am Auge des Betrachters vorbei, LINDAUNIS oder auch MISSUNDE. Dabei überquert die denkmalgeschützte Brücke von Lindaunis die Schlei an ihrer schmalsten Stelle. Einen weiteren schmalen Arm durchfahren wir, bevor sich die Schlei ein letztes Mal wie zu einem großen See verbreitert. Am Horizont taucht die Domstadt SCHLESWIG auf. In der Mitte des „Sees“ dreht der Raddampfer, um sich auf die Heimfahrt zu machen. Vom Sonnendeck aus genießen wir den weiten, freien Blick über das Wasser und die wellige Landschaft. Abermals knarren die verschiedenen Brücken empor, lassen uns und die Mitsegler hindurchgleiten. Nunmehr zwischen 13 Uhr und 14 Uhr hat sich das Wasser mit weißen Segeln doch arg gefüllt, je mehr wir uns KAPPELN nähern, desto dichter kreuzen sie immer hin und her, oft auch in Richtung der Schleimündung. Gegen 14 Uhr erkennen wir wieder den markanten Kirchturm von KAPPELN. Ebenso sanft wie das Ablegemanöver erfolgt das Anlegen. Die Seitenräder verlieren an Rotationskraft, die Dampfmaschine stellt gemächlich ihren Betrieb ein. Noch ein letzter Pfiff, und die real gewordene nostalgische „Genüssliche Gemütlichkeit“ findet ihr Ende. Unsere Erwartungen an diesen Ausflug wurden bei weitem erfüllt, gar übertroffen. Ein sehr empfehlenswerter Kurzurlaub vom Wohnmobil.

Nachdem wir dieses Naturparadies nun vom Wasser her in Augenschein nehmen konnten, wollen wir den Naturpark Schlei, seine Landschaften, Dörfer und Städte nun noch einmal auf einer Rundtour genießen. Zunächst fahren wir auf der Nordwestseite bis SCHLESWIG, der Rückweg erfolgt dann über die Südostseite. Lange brauchen wir nicht zu fahren bis zum ersten Stopp, 6 km nur. Schon erreichen wir Deutschlands kleinste Stadt ARNIS, direkt am Schleiufer. (P 54° 37‘ 52.1‘‘ E 009° 55‘ 48.4, am Ortseingang)

Mal um die Ecke schauen – In Deutschland kleinster Stadt

Mitten im blitzenden Strome

Weiß ich ein Städtchen fein,

Freilich, nicht hohe Dome

Prunken im Abendschein,

Schlösser, fürstliche Hallen

Sucht ihr umsonst dabei:

“Doch lieb ich dich vor allen,

Arnis, du Perle der Schlei”

Autor: Dr. Arthur Witt (Einwohner von Arnis)

Unbestritten bleibt dieses poetische Prädikat. Anfechtbar hingegen ist die aktuell reale Einwohnerzahl. Leben hier 314 Einwohner, wie es das Statistische Landesamt aufzeigt, oder gar doch 354 gemäß den Zahlen des Einwohnermeldeamtes von KAPPELN? Vom Bürgermeister selbst gibt es aus Datenschutzgründen keinerlei Auskunft. Für den Außenbetrachter spielen diese 40 Einwohner mehr oder weniger vielleicht keine gewichtige Rolle, für den Stadtstolz aber doch. Denn bei nur 0,45 km2 Stadtgröße erhöht sich die Einwohnerzahlt pro km2 dann doch erheblich. Lassen wir die Zahlenstreitereien, widmen wir uns lieber der Schönheit der Stadt und „schauen mal um die Ecke“. Es lohnt sich.

Im Prinzip besteht der Ort aus einer Mittelachse, der Langen Straße, sofern man rund 400 m als „lang“ bezeichnen kann. Die Hauptstraße auf der ehemaligen Insel ist gesäumt von denkmalgeschützten Linden. Hier prunken keine Gutsanlagen, geschweige denn Schlösser. Der ehemalige Schiffer- und Fischerort besteht überwiegend aus kleinen, geduckten Häuschen, die sich in der Regel mit ihrem Fachwerk und Utluchten eng aneinander schmiegen. Nach der Periode der Werften, immerhin standen im 18. Und 19. Jahrhundert 50 - 60 Schiffszimmerer in Lohn und Brot, wandte sich die Stadt besonders ab Mitte des 20. Jahrhunderts immer stärker dem Tourismus zu, wobei mehrere Boots- und Yachtenwerften weiterhin ihr Auskommen finden. Aufgrund seiner abgeschiedenen Lage, abseits der großen Touristenströme, bietet diese „Perle an der Schlei“ (Eigenwerbung) dem Erholungssuchenden immer noch paradiesische Ruhe. Daran ändert auch die Autofähre hinüber nach SUNDSACKER nichts.

Über die Parkstraße und auch auf idyllischem Wanderweg rund um den Ort gelangen wir zum Badestrand und zum kleinen Friedhof mit seiner alten Schifferkirche