Schöpfungsglaube im evolutiven Weltbild - Klaus P. Fischer - E-Book

Schöpfungsglaube im evolutiven Weltbild E-Book

Klaus P. Fischer

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Beschreibung

In der Öffentlichkeit herrscht der Eindruck vor, die Evolutionstheorie mache den Schöpfer-Gott überflüssig: Hat sich der Kosmos, die Erde, das Leben aus kleinsten Anfängen gesetzmäßig entwickelt, bedürfe es keines Schöpfers - der sich gesetzmäßig seit Ewigkeiten entwickelnde Weltstoff übernehme ja die Funktionen des alten Schöpfers. Die Schöpfungserzählungen der Bibel werden als vorwissenschaftliche Hypothesen beiseitegelegt. Es könnte aber sein, dass der biblische Text Einsichten enthält und eine Weisheit bewahrt, die jenen verborgen ist, die sich der Welt bloß analysierend, messend, rechnend nähern. Das vorliegende kleine Werk will zeigen, dass man sich buchstäblich einer Ur-Kunde beraubt, wo man das evolutive Weltbild zur allein gültigen Offenbarung macht. Herausgeber: Hans-Jürgen Sträter, Adlerstein Verlag

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Seitenzahl: 121

Veröffentlichungsjahr: 2014

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Inhalt

Vorwort

Die Schöpfung als Evolution

Der Beitrag der Bibel zum Verständnis der Welt

Zitierte Literatur

Zum Autor

Veröffentlichungen in Buchform

VORWORT

Die Frage, ob die Welt ´von selbst` entstanden sei und sich entwickelt habe oder ob sie sich der Schöpferhand Gottes verdanke, beschäftigt seit langem, vermehrt in den letzten Jahrzehnten, eine breite Öffentlichkeit in Kirche und Gesellschaft. Dabei wird das Verhältnis von Schöpferglaube und Evolutionstheorie weithin, auch in den Medien, als Gegensatz wahrgenommen, als handle es sich um Alternativen, von denen – je nach Gewicht der Argumente – nur eine richtig sein könne.

Das Interesse an der kosmischen Evolution wurde und wird in breiten Kreisen geweckt durch erregende Entdeckungen der Kosmologie, die dem Publikum durch Fachleute und Wissenschaftspublizisten eindrücklich und wirksam nahegebracht werden. Die kirchliche Öffentlichkeit konnte und kann sich den neuen Perspektiven nicht verschließen, umso weniger als der lange verfemte, durch das Zweite Vatikanische Konzil aber quasi rehabilitierte Paläontologe und Jesuitenpater Pierre Teilhard de Chardin einen großen Teil seines Lebenswerkes der Versöhnung zwischen Schöpfungsglaube und Evolutionstheorie gewidmet hatte. Die naturwissenschaftlichen, philosophischen und mystischen Aspekte seiner visionären Synthese sind von großem, anhaltendem Einfluss auf das geistige Leben innerhalb wie außerhalb der Kirchen. Hinzu kommen bedeutsame Durchbrüche in der bibelwissenschaftlichen Erschließung der Schöpfungstexte der Bibel, welche – wo sie zu Kenntnis und ernst genommen werden – veraltete Denkmuster überwinden helfen.

Allerdings öffnen sich nicht alle Christen den neuen Perspektiven. Weil man bei der Fülle empirischer Daten und aus Gründen der Logik sich dem Paradigma der Evolution nicht rundweg verschließen kann, sind sie um einen Kompromiss bemüht und wollen bestimmte Phänomene und Realitäten aus der Entwicklungsdynamik des Kosmos ausscheiden und exklusiv dem Zutun des Schöpfers reservieren. Dadurch bestätigen sie die öffentliche Meinung, es gehe bei Schöpfungsglaube und Evolutionstheorie um ein Entweder-Oder.

Der Autor ist überzeugt, dass nur ein Sowohl-Als-Auch im Sinne einer echten Synthese weiterführt, obgleich mit anhaltenden Voreingenommenheiten auf allen Seiten zu rechnen ist.

Die evolutive Weltsicht jedenfalls ist als epochemachendes Paradigma anzuerkennen, ein Paradigma, das sämtliche Lebens- bzw. Geistesbereiche betrifft und beeinflusst.

Es beeinflusst auch das Verständnis des biblisch-christlichen Glaubens. Dieser gerät damit nicht einfach „ins Schwimmen“, wie ängstliche Gemüter fürchten, sondern gerät in Bewegung, in Entwicklung. Zwar lernt schon der normale Verstand, dass etwa die scheinbar fest (fix) am Himmelsgewölbe verorteten Sterne, oft mythische Namen tragend und durch fiktive Linien zu Stern-Bildern erweitert, in physikalischer Sicht – u.a. durch Entfernungs- und Leuchtkraftmessungen – sich vierdimensional als alte und junge, um das galaktische Zentrum bewegte, glühende Gaskugeln enthüllen. Doch ändert sich durch diese Sicht der Augenschein nicht: für das empfängliche Gemüt unter dem nächtlichen Sternhimmel können zusätzliche Kenntnisse den Eindruck des Wundervollen vertiefen: das Gefühl, unter einem großartigen, menschenfreundlichen, wunderbar verlässlichen Zelt zu leben. Entsprechend lernt der gläubige Christ, seine eigenen ´Fixsterne` – Schöpfer und Schöpfung, Bibel, Jesus Christus, Kirche usw – schärfer und tiefer zu sehen, lernt, dass neue Einsichten bereichern, unnötige Hindernisse ausräumen und die Sterne des Glaubens stärker zum Leuchten bringen. Durch erneuertes Verständnis gewinnt auch das Leben aus dem Glauben Kraft und neuen Antrieb.

Der Verfasser ist den Möglichkeiten der Verständigung zwischen Glaube und Naturwissenschaft seit langem auf der Spur. Erwähnt seien Beiträge wie „Kosmos und Weltende – Theologische Überlegungen vor dem Horizont moderner Kosmologie“ (2001) oder „Auferstehung und Vollendung der Welt“ (2004/2013).

Das vorliegende Unternehmen hat gleichsam zwei Gänge, die zwar konvergieren, aber unabhängig voneinander gelesen werden können. Der Inhalt wurde mehrfach vorgetragen und in Erörterungen mit Hörern erprobt. Natürlich ist er damit nicht schon gesichert, sondern dem Wahrheitsgewissen der Leser ausgesetzt.

Die Darstellung versteht sich daher „ad experimentum“ und ist in keiner Weise ´offiziell` oder ´amtlich`.

Die Auseinandersetzung mit herkömmlichen Übersetzungen von thematisch wichtigen Bibelstellen ließ sich nicht vermeiden, ist jedoch in der Hauptsache in Kleindruck-Abschnitten und Anmerkungen untergebracht. So können interessierte, ergebnisorientierte Leserinnen und Leser, die in den biblischen Ursprachen nicht bewandert sind, ohne unnötigen Aufenthalt weitergehen. Für die fachliche Begründung der Ergebnisse sind die sprachlichen Befunde allerdings unerlässlich.

Das vorliegende kleine Werk sei in dankbarem Gedenken an Hermann Seifermann († 16.1.2013) meinen langjährigen Hörerinnen und Hörern in Heidelberg, Würzburg, Freising und Speyer gewidmet.

Heidelberg, an Neujahr 2014

Klaus P. Fischer

DIE SCHÖPFUNG ALS EVOLUTION

Die biblische Botschaft vom Schöpfer-Gott ist nicht leicht zu fassen. Sie ist durch unbiblische Denkgewohnheiten und Vorurteile verstellt.

Viele vertreten heute die Ansicht, der Schöpfer-Gott der Bibel sei eine „verjährte Hypothese“ (Sartre). Wir wüssten ja inzwischen, dass alle Wesen, die nach der Bibel Gott geschaffen habe, sich entwickelt hätten, und zwar aus einfachen Bausteinen und Vorformen. Das 20. Jahrhundert hat die Idee der Evolution über den Bereich irdischer Biologie und Anthropologie hinaus auf den Kosmos ausgeweitet. Der Mensch – der homo sapiens – erscheint als relativ spätes Produkt in der Entwicklung des Kosmos.

Primaten-Stammbaum (Ausschnitt aus Säugetier-Stammbaum)

Man sagt nun häufig: da die Entstehung des Kosmos durch eine Milliarden Jahre währende Entwicklung denkbar, ja naheliegend geworden sei, erübrige sich der Gedanke eines Schöpfers.

Hier wollen wir innehalten und fragen, wie die Vorbehalte gegen den Glauben an den Schöpfer-Gott entstanden sind. Es hat den Anschein, dass sie wesentlich herrühren vom Wechsel der Weltbilder in der europäischen Neuzeit. Um auf den Kernpunkt zu kommen, benötigen wir etwas philosophisches Denken – nicht ´große` Spekulation, sondern nützliche Unterscheidungen, die für Klarsicht sorgen.

– Vom antiken zum modernen Weltbild

Zunächst: Wie sah die Welt zu biblischen Zeiten aus?

Vor etwa 3000 – 2000 Jahren sahen die Menschen die Welt etwa so:

Das frühgriechische Weltbild (ca. 8./7. Jh. v. Chr.)

Die Erde umfasste im wesentlichen die bekannten Staaten und Zivilisationen des Mittelmeerbeckens. Hier ereignete sich die sogenannte Weltgeschichte, ungeachtet anderer Völker im hohen Norden und fernen Osten. Erde ist die bewohnte, kulturierte Welt, deren Grenzen („die Enden der Erde“) Wüste, Meer, sowie grauer Nebel, Gebirge, Eis und Schnee im Norden bilden. Das war der Welt-Raum. Hoch im unbekannten Norden grenzte die bewohnte Welt an das Nebelhaft-Dunkle, Un-heimliche, das Reich der Finsternis.

Zum damaligen Welt-All gehörte natürlich der Himmel.

Die Bibel beginnt ja mit dem Satz, dass Gott „im Anfang Himmel und Erde schuf“.

Der Himmel ist das Reich der Sonne, aber auch der Raum der Wolken, Bereich von Regen und Fruchtbarkeit, aber auch raqia‹, die Feste, das Gewölbe, das Firmament, die Fixsternsphäre; außerdem Reich übermenschlicher und göttlicher Mächte. Dieses Modell, betitelt ´Das altorientalische Weltbild`, gilt gewöhnlich auch als das der Bibel:

Altorientalisches (biblisches) Weltbild

Doch ist dieses Modell ein Trugschluss. Die europäisch-neuzeitliche Denkweise projiziert sich darin selbst zurück in die Antike – bewaffnet mit einer großen Schere.

Die europäische Neuzeit ist geprägt von immer konsequenterem Bemühen, die Welt zu betrachten und zu erforschen „etsi Deus non daretur“ (= auch wenn es Gott nicht gäbe: Grotius).

Gott, Götter, himmlische, überirdische Mächte wurden aus dem Weltbild ausgeschieden (weggeschnitten).

Als buchstäblich unwägbar, unmessbar, unberechenbar gehören sie nicht mehr zum Welt-Bild (in der Folge auch nicht mehr zur ´Realität`). Es war nur konsequent, dass der Astronom Laplace auf Napoleons Frage nach dem Platz „Gottes“ in seinem Weltsystem erklärte, er habe „die Hypothese Gott“ nicht benötigt.

Damals entstand auch der moderne Begriff „Natur“ als Gegenstand für Natur-Forschung. Natur ist nach Kant ganz allgemein „die Existenz der Dinge unter Gesetzen“1

oder die Gesamtheit der „Erscheinungen in einer durchgängigen Verknüpfung nach notwendigen Gesetzen“.2

Schon vorher stellt der Philosoph und Mathematiker René Descartes einen Neuansatz vor. Er ist der erste, der die Welt-Dinge als „Körper“, das heißt für ihn als Geometer, als „Ausdehnung“ (extensio) definiert. Jedes Ding, jeder Gegenstand ist etwas Ausgedehntes ("res extensa"). Nicht was es ist – ein Kreuz oder eine Statue – wird hier ins Auge gefasst, sondern seine formale Verfassung: die Länge, Breite und Tiefe, seine quadratische, rechteckige oder runde Form.

Philosophen der Antike wie Aristoteles dachten anders, waren bei aller Abstraktion bemüht, vom ganzen Gegenstand auszugehen, um etwas – eine Pflanze, eine Statue – zu erfassen, d.h. dessen Was-sein oder „Wesen“ (essentia).

Man unterschied wenigstens vier es begründende „Ur-sachen“: für den Stoff (zB Holz oder Stein) die materiale Ursache, für Form und Gestalt die formale Ursache, für das Vorhandensein die Wirk-Ursache, für Zweck oder Sinn (zB Nahrung – Erinnerung, Verehrung) die finale Ursache.

So kam es, dass man etwa ab Galilei, Torricelli, Huygens, Newton mehr und mehr nur auf die extensive oder quantitative Verfassung eines Objekts achtet – was mit viel praktischem Nutzen verbunden ist – und als Ursache nur eine außer ihm befindliche Quelle seiner Beschaffenheit und seines Verhaltens sucht. Es handelt sich um eine bewusste, methodische Einschränkung der Wahrnehmung.

Ein Beispiel: Jemand wirft einen kleinen Ball hoch und schmettert ihn mit einem Schläger etwa 20m weit. Man kann nun fragen, welche Geschwindigkeit der geschlagene Ball erreicht, ehe er aufgenommen wird oder zur Ruhe kommt, und welche Faktoren dabei zählen. Die Fragestellung grenzt das Interesse an dem Vorgang stark ein. Sie interessiert sich nur für die auf den Ball einwirkende Kraft (Impuls), die Masse des Balls, den Schlagwinkel, für Luftwiderstand und -reibung, den Beitrag der Schwerkraft. Diese Faktoren bewirken zusammen zB das Ergebnis "150km/h", von einer Lichtschranke gemessen. Die Geschwindigkeit des weiterrollenden Balls bremst schließlich die Bodenreibung ab.

Diese Fragestellung lässt sich als eigenes Seminar-Thema aufziehen, zumal wenn sie durch experimentelle Untersuchungen ergänzt und konkretisiert wird.

Die Untersuchung abstrahiert dabei völlig von der Wahrnehmung eines Tennismatchs in einem Turnier, wo eben der Spieler X dank physischer und mentaler Stärke, Konzentration, Technik, ja gegen parteiliche Zuschauer den entscheidenden "Matchpoint" gegen den Spieler Y erzielte – abstrahiert also vom Tennis als Haupt-Sache, fasst stattdessen nur einen kleinen Aus-Schnitt (eine Nebensache) des Ereignisses ins Auge.

Als einer der ersten sah Descartes, kaum hatte er sich einige „Grundbegriffe in der Physik“ angeeignet, dass sie sich mehr als die in den Schulen gelehrte „spekulative Philosophie“ eignen, „großen Nutzen für das Leben“ zu erbringen, und „uns so zu Bemeisterern (maîtres) und In-Besitz-Nehmern (possesseurs) der Natur machen könnten“. Vorausgesetzt, die erkennbaren Dinge werden im Sinne mathematischer Ordnung miteinander in Verbindung gebracht, scheint Descartes „nichts so fern zu liegen, dass man es nicht schließlich erreichte, und nichts so verborgen…, dass man es nicht entdeckte“.3

In Newtons Aperçu, er fühle sich wie ein spielendes Kind am Meeresstrand, das ab und an einen glatten, schönen Kiesel findet, indes der Ozean der Wahrheit unerforscht vor ihm liegt, spürt man den Atem dieses neuen Weltgefühls, Anfang einer ganz neuen Wissenschaft zu sein.

Die „neue Philosophie“, wie man die Naturwissenschaft zunächst nennt, wird gedanklich vor allem durch Descartes geformt, der das mechanische Denken in die Natur hinein trägt:

Er vergleicht etwa den Blutkreislauf bei Tier und Mensch mit einer „Maschine“: der Blut-Kreislauf ´funktioniere` „mit der gleichen Notwendigkeit, wie der Mechanismus einer Uhr aus der Kraft, Lage und Gestalt ihrer Gewichte und Räder folgt“, und macht schließlich „Automaten oder bewegungsfähige Maschinen“ zur Leitidee (Abhandlung V).

So kommt es in der „neuen Philosophie“, in der Physik der Mechanik, zur Leitidee, die Natur überhaupt als Maschine aufzufassen und zu behandeln. Hinzu tritt die vor allem von Gassendi und Boyle, Zeitgenossen Descartes`, betriebene Wiederbelebung der antiken Idee, die Welt bestehe aus Atomen, eine Idee, die sich als Modellvorstellung für das Verhalten idealer Gase auch alsbald bewährt.

Was man heutzutage als „Modell“ bezeichnet, scheint freilich in jenen Anfangszeiten durchaus mehr zu sein, hatten sich doch Vorstellung und Gedankengang im Experiment bewährt, fühlten sich in mathematischer Formulierung an wie ´harte Währung`, das heißt, wie die exakte, berechenbare Struktur der Realität selbst.

Man denkt sich Welt und Mensch zunehmend als Maschine ähnlich einem Uhrwerk, das nach eigenen Gesetzen, also autonom, womöglich automatisch abläuft (darin liegt schon der Ansatz zum Welt-Modell einer sich selbst steuernden Maschine bzw, differenzierter als offenes System gedacht, eines universalen, sich selbst regulierenden Organismus, Modell des 20. Jahrhunderts).

Vor dieser Fülle neuer Gesichtspunkte erscheint das zuvor skizzierte altorientalische Weltbild, das vermeintlich auch der Bibel zugrundeliegt, noch primitiv und naiv.

– Evolution - eine Glaubensfrage?

Wie erwähnt, ist ein wichtiger Faktor des modernen Weltbildes die Idee der Evolution. Obwohl von Darwin nicht als Angriff gegen die Religion gedacht (er hatte Theologie studiert und abgeschlossen – nur Theologie), wurde es vom materialistischen Zeitgeist (zB von Marx-Engels) sogleich als Alternative zum Schöpferglauben aufgefasst und aufbereitet.

Exklusiver Glaube an die Naturwissenschaft ist auch heute verbreitet: nicht selten beanspruchen Fachleute der empirischen Wissenschaften für den naturwissenschaftlichen Ansatz die Gültigkeit der so gewonnenen Erkenntnisse nicht nur im Rahmen ihres methodisch gesicherten (und begrenzten) Zugangs, sondern behaupten auch weltanschauliche Gültigkeit: die naturwissenschaftliche Sicht der Entstehung von Welt und Leben sei schon die ganze, allein gültige und sichere.

Dabei stört sie anscheinend wenig, dass ihr ins Weltanschauliche erweiterter Geltungsanspruch nach Newtons strenger Festlegung lediglich „Hypothesen“ (Newton: hypotheses non fingo) aufstellt. Da sie das bloß Hypothetische einer weltanschaulichen Geltung ihrer Folgerungen (zB: da alles am Menschen empirisch Feststellbare sich beim Tod auflöst, könne nichts von ihm den Tod überleben!) doch wohl spüren, bringt ein naturwissenschaftlicher Ausgriff auf Weltanschauung leicht „fanatische Mönche des Atheismus, Großinquisitoren des Unglaubens“4 hervor. Ihrem Eifer können auch – philosophisch unbedarfte – Theologen erliegen.5 Umgekehrt beweist aber auch der „Urknall“ keineswegs den Beginn der Schöpfung noch den Schöpfer als Urheber.6

Auch auf kirchlicher Seite wurde die Idee der Evolution im Sinne von Entweder – Oder wahrgenommen, zumal in Bezug auf die Entstehung des Menschen.

Typisch die Reaktion einer englischen Lady (angeblich Pastorenfrau), die auf die erste Version der Evolutionsidee, der Mensch habe Affen zu Vorfahren, reagierte, man solle beten, dass es nicht wahr sei; wenn aber doch wahr, solle man beten, dass es nicht bekannt werde…

Die römisch-katholische Kirche wurde durch die Evolutionstheorie herausgefordert, die literarische Gattung der Schöpfungstexte neu zu klären.

Zunächst (röm. Bibelkommission 1909) entschied sie, an der historischen