Schwestern des Mondes: Hexensturm - Yasmine Galenorn - E-Book

Schwestern des Mondes: Hexensturm E-Book

Yasmine Galenorn

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Beschreibung

"Erotisch und ergreifend: der zehnte Roman von Yasmine Galenorn ganz im Zeichen der Hexenschwester Camille. Die D'Artigo-Schwester sind drei sexy Mitglieder des Anderwelt-Nachrichtendienstes. Camille, eine Hexe, Delilah, eine Werkatze, und Menolly, eine Vampirin, wurden auf die Erde strafversetzt. Zusammen mit ihren Liebhabern müssen sie sowohl die Erde als auch die Anderwelt retten. Camille steht vor einem Problem: Mitten in Seattle hat sich ein seltsames Portal geöffnet, das Chase Johnson verschlungen hat. Mit Hilfe der Feenkönigin Aeval versucht sie, das Geheimnis zu lüften ... Der zehnte Band der »Schwestern des Mondes«-Reihe von Bestseller-Autorin Yasmine Galenorn. »Schwestern des Mondes: Hexensturm« von Yasmine Galenorn ist ein eBook von feelings*emotional eBooks. Mehr von uns ausgewählte erotische, romantische, prickelnde, herzbeglückende eBooks findest Du auf unserer Facebook-Seite. Genieße jede Woche eine neue Geschichte - wir freuen uns auf Dich!"

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Yasmine Galenorn

Schwestern des Mondes: Hexensturm

Roman

Aus dem Englischen von Katharina Volk

Knaur e-books

Inhaltsübersicht

WidmungMottoKapitel 1Kapitel 2Kapitel 3Kapitel 4Kapitel 5Kapitel 6Kapitel 7Kapitel 8Kapitel 9Kapitel 10Kapitel 11Kapitel 12Kapitel 13Kapitel 14Kapitel 15Kapitel 16Kapitel 17Kapitel 18Kapitel 19Kapitel 20Kapitel 21Kapitel 22Kapitel 23Kapitel 24DanksagungDie HauptpersonenFamilie D’ArtigoLiebhaber und gute Freunde der D’Artigo-SchwesternGlossarPlaylist für Hexensturm
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Gewidmet all den Musikern,

die mich inspirieren …

Musik nährt meine Seele.

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Rache bleibt nicht lange ungesühnt.

Sprichwort

 

Die gefährlichste Schöpfung jeder Gesellschaft

ist ein Mensch, der nichts zu verlieren hat.

James A. Baldwin

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Kapitel 1

Zuhause.

Da war es, endlich – und es wartete auf uns. Unser Haus mit seinem Rauchfähnchen aus dem Schornstein und den vielen bunten, glitzernden Lichtern an der vorderen Veranda. Von der Zufahrt aus sah ich die dreistöckige viktorianische Villa strahlen wie einen Leuchtturm, auf der physischen wie auf der Astralebene. Energie züngelte stoßweise daraus empor wie von Sonnenflecken. Ich lehnte mich lächelnd im Autositz zurück. Zuhause. Unsere sichere Zuflucht vor den Dämonen.

Ein Drache aus Schnee beschützte den Vorgarten und die Auffahrt. Klar und weiß ragte er aus den Schneewehen auf, die sich im Garten aufgetürmt hatten. Meine Kräuterbeete verbargen sich darunter und warteten, in Mulch gekuschelt, auf das Frühjahr. Der Winter hatte das Land fest im Griff, und wir bekamen seine volle Härte zu spüren. La Niña tobte sich aus, und wir alle waren nichts als ihr Spielzeug. Wenigstens war es diesmal nicht Loki. Der nordische Riese hatte uns letztes Jahr unnatürliche Mengen von Schnee und Eis gebracht, bis wir seinen Diener, einen Vampir namens Dredge, endlich ausgeschaltet hatten.

Doch so kalt es hier sein mochte, das war gar nichts gegen die Nordlande, von wo ich gerade zurückkam. Dort, in den kahlen Höhen auf dem Dach der Welt, tobten eisige Stürme durch die winterlichen Wälder, rüttelten an den Stämmen und ließen Lawinen die Berghänge hinabdonnern.

Oben in den Nordlanden war das Leben hart und oft kurz, und Feuer war kostbar und unentbehrlich. Die Nordmänner waren so stoisch, wie man sie sich vorstellte, ihre Partys zünftig – jeder Tag konnte der letzte sein, wenn man tagtäglich in solcher Gefahr lebte.

Smoky, Iris, Rozurial und ich hatten uns durch die Wälder geschlagen, immer höher hinauf zur Höhle von Wolfslied, dem Elementarfürsten des Schnees. Auf diesem Weg war ich mehr als einmal sicher gewesen, dass wir als Eiszapfen enden würden, an den Felsen festgefroren.

Doch die Reise war alle Mühe wert gewesen. Iris hatte mit ihrer Vergangenheit aufgeräumt und sich eine Zukunft geschaffen. Sie galt jetzt als unschuldig und war frei, den Mann zu heiraten, den sie liebte. Aber dafür hatte sie die Hölle durchgemacht, und nun stand sie genau wie ich vor einem Weg, der sie zu verschlingen drohte. Sie wusste nicht, ob sie schon stark genug war, die Aufgabe zu schultern, die ihr aufgezwungen wurde. Und als Zeichen dieser Veränderungen trug sie jetzt schicke – na ja, wunderschöne – indigoblaue Tätowierungen, die sich über ihre Stirn, ihre Wangen und dann den Rücken hinab schnörkelten. Ihre Göttin hatte sie gezeichnet, und das ausgesprochen schmuckvoll. Anscheinend gefiel es den Göttern, uns mit himmlischer Tinte zu markieren.

Der Wagen hielt, und Delilah stellte den Motor ab. Die Müdigkeit der vergangenen Monate schnürte mir die Kehle zu, als ich die Beifahrertür öffnete. So viel war geschehen, und doch stand uns noch so viel bevor. Es war gerade einmal eine Woche bis Mittwinter, dem Tag meiner Aufnahme an Aevals Hof. Ich würde mich freiwillig in die Hände der Dunklen Königin begeben, um ihre Magie und die Künste einer Priesterin zu lernen.

Ich seufzte tief und stieg aus dem Jeep. Ein frischer Wind fegte durch die Nacht, und ich zog meinen Umhang – Elfenhandwerk – fester um mich. Darunter trug ich den Umhang des Schwarzen Tiers, doch beide zusammen vermochten nichts gegen die Kälte auszurichten, die sich in meinen Knochen festgesetzt hatte. Ich fragte mich, ob ich es je schaffen würde, sie abzuschütteln und wieder Wärme zu spüren.

»Alles in Ordnung?« Delilah schlang mir einen Arm um die Schultern. Sie hatte uns bei Großmutter Kojotes Portal abgeholt, und im Moment wünschte ich mir nichts sehnlicher als ein heißes Bad, ein weiches Bett und reichlich Schlaf. Smoky hüpfte vom Rücksitz und half Iris herunter, während Roz langsam auf der anderen Seite ausstieg.

»Du bist eine gute Schwester«, sagte ich und lehnte mich an sie. »Ich bin nur müde. Die Reise war anstrengender, als ich erwartet hatte. Es war kalt – so kalt. Und da waren Eisspinnen …«

»Igitt.« Sie rümpfte die Nase. »Wie ist es gelaufen? Hat Iris …?«

Ich schüttelte den Kopf. »Das sollte sie euch selbst erzählen, aber ja. Sie ist noch bei uns, und Vikkommin ist wahrhaftig tot. Sie hat es überlebt und den Fluch gebrochen. Aber die Nordlande sind grauenhaft. Ich könnte mir kaum etwas Schlimmeres vorstellen, als dort festzusitzen. Ein tropisches Urlaubsparadies sieht anders aus, das kann ich dir sagen. Ich weiß nicht, ob ich die Kraft hätte, mich diesen rohen Elementen noch einmal zu stellen, nicht ohne jede Menge Unterstützung. Aber eines weiß ich jedenfalls: Ich will da lange, lange nicht wieder hin.«

Wir gingen aufs Haus zu, und Menolly kam herausgeschossen. Die Perlen in ihren Zöpfen klapperten hell in der kalten Nacht. Sie hatte meine Handtasche dabei.

»Na endlich! Ich habe schon auf euch gewartet. Eben kam ein Anruf von Derrick. Wir haben ein Problem. Kehrt Marsch, zu den Autos. Ich tue dir das ungern an, Camille, aber du musst dabei sein.« Sie deutete auf meinen Lexus. »Beeilt euch.«

»Ich will überhaupt nirgendwohin, und schon gar nicht eilig. Was ist denn los?« Mir war elend zumute. Ich war müde. Ich wollte jetzt nicht mit Goblins oder Geistern kämpfen.

»Dämon in der Bar, und er verlangt, dich zu sprechen. Er hat schon einen Elf niedergemäht, Derrick hält ihn allein in Schach. Iris, du, Roz und Vanzir bleibt bei Morio und Maggie. Shade und Trillian sind schon unter… Da sind sie ja!«

Shade, Delilahs neue Liebe, und Trillian, mein Alpha-Ehemann, kamen aus dem Haus gelaufen und polterten die Stufen herunter. Shade war halb Drache, halb Stradoner – ein Schattenwandler. Trillian war Svartaner: dunkle Geschöpfe, die zu den Betörenden Feen gehörten. Beide trugen Jeans und dicke Jacken, und Trillian hielt ein Schwert mit gezahnter Klinge in der Hand, mit dem er seit einiger Zeit trainierte.

»Ein Dämon? Und er fragt nach mir? Entzückend. O Mann.« Ich fragte gar nicht erst, ob jemand wusste, weshalb der Dämon mit mir sprechen wollte. Das würde ich bald genug herausfinden – bei meinem Glück wahrscheinlich auf die harte Tour.

Menolly wirbelte herum und bellte Befehle. »Delilah, du und Shade fahrt mit deinem Jeep.« Sie warf mir meine Handtasche und den Autoschlüssel zu. »Camille, du nimmst Smoky und Trillian mit. Ich fahre allein.«

Und wieder einmal waren wir im Laufschritt unterwegs zu unseren Autos. So etwas wie Pausen schien es gar nicht mehr zu geben. Alles war immer furchtbar dringend. Mit diesem Gedanken ließ ich meinen Lexus an, und sobald Smoky und Trillian eingestiegen waren, trat ich aufs Gas und raste die Auffahrt entlang.

 

Die Stadt wimmelte nur so vor Weihnachtseinkäufern. Ich stöhnte und hielt Ausschau nach einem Parkplatz, während Leute mit Tüten und Kartons an uns vorbeieilten. Geschenkpapier und Schleifen glänzten im Licht der Straßenlaternen. Der Wayfarer Bar & Grill lag in einer Gegend, die nicht direkt als Einkaufsparadies gelten konnte, aber es gab hier viele kleine Boutiquen, in denen man eher seltsame und ungewöhnliche Dinge bekommen konnte. Wie etwa das Hot ’n Bothered, der Sexshop, der neben der Bar eröffnet hatte. Einerseits erwies er sich als Goldgrube für Menolly, denn er brachte ihr viele neue Gäste. Andererseits waren das oft zwielichtige Kerle auf der Suche nach einem »Date«.

Ich hielt in einer Parklücke, die sich wundersamerweise direkt vor dem Wayfarer auftat. Mit einem raschen Nicken bedankte ich mich bei der Parkplatzgöttin und zwang mich aus dem bequemen Sitz hoch. Ein Parkplatz in der Innenstadt von Seattle, so kurz vor Weihnachten? Verdammt schwer zu finden, wenn überhaupt. Doch ich schien eine besondere Gabe dafür zu haben, und die schätzte ich sehr. Wenn es um glückliche Zufälle ging, sah meine Bilanz ansonsten nicht so toll aus, deshalb betrachtete ich schon das geringste bisschen Glück als Anlass zum Feiern.

Trillian hatte mir die Fahrertür geöffnet, und ich hielt inne, um ihn zu küssen. »Du hast mir gefehlt«, flüsterte ich und genoss ein kurzes Zungenspiel, wo ich schon mal dazu kam. Er fühlte sich so warm in meinen Armen an, und er duftete nach Äpfeln und Zimt. »Sehr gefehlt.«

»Heute Nacht werden wir etwas gegen diesen Mangel unternehmen.« Er strich mir das Haar aus dem Gesicht. »Es ist keine Stunde vergangen, in der ich nicht an dich gedacht habe.«

Smoky brummte: »Dazu haben wir später Zeit genug. Los jetzt. Wir müssen uns um einen Notfall kümmern. Und Trillian, eines kann ich dir versichern: Ich habe sehr gewissenhaft dafür gesorgt, dass unsere Frau weder dich noch den Fuchs allzu sehr vermisst hat.« Er zog vielsagend die Augenbrauen hoch, und zwei Strähnen seines langen Haars hoben sich, schlangen sich um meine Schultern und kitzelten mich im Nacken, während Trillian ihn finster anfunkelte.

Ich verbiss mir eine scharfe Bemerkung. Meine drei Ehemänner stichelten zwar ständig gegeneinander und rangen um den ersten Platz in meinem Herzen, aber ich wusste, dass sie unter all dem Getue und den kleinen Beleidigungen echten Respekt voreinander entwickelt hatten. Keiner von ihnen würde das je zugeben, aber ich vermutete, dass sie sich sogar mochten – zumindest ein bisschen. Mehr als einmal hatte ich mitbekommen, wie Smoky und Trillian miteinander Schach spielten oder Morio Smoky half, Feuerholz hereinzuschleppen, ohne dass ihn jemand darum gebeten hätte.

Von außen sah die Bar aus wie immer, doch ich hörte bis hierher, dass drinnen helle Aufregung herrschte. Im Gänsemarsch folgten wir Menolly, die energisch die Tür aufstieß. Ihr gehörte der Wayfarer Bar & Grill, ein beliebter Treffpunkt für Übernatürliche aller Arten und Ankunftsort vieler Besucher aus der Anderwelt. Neuerdings bot der Wayfarer auch sieben Gästezimmer – eine etwas improvisierte Frühstückspension.

Die hatte sich allerdings als sehr beliebt erwiesen und war fast jede Nacht ausgebucht. Menolly hatte ein Zimmermädchen angestellt, weil sie mit dem Putzen nicht mehr nachkam, und einen zweiten Koch.

Als ich durch die Tür war und das polierte Parkett betrat, blieb ich so abrupt stehen, dass ich ein wenig rutschte, und mir stockte der Atem. Die Gäste standen an der hinteren Wand zusammengedrängt und wirkten völlig verängstigt. Ein paar versuchten, sich langsam in Richtung Seitenausgang zu schieben, doch die meisten klammerten sich aneinander und wagten nicht, sich zu rühren. Ich blickte mich um und sah, was sie hier als Geiseln hielt.

Am vorderen Ende der Bar stand ein Dämon, der sie nicht aus den Augen ließ. Sein Kopf ruckte hin und her wie eine Kobra vor einem Schlangenbeschwörer. Dieses Geschöpf hätte niemals als gewöhnlicher Übernatürlicher durchgehen können. Er sah aus wie ein wahrer Dämon aus einem Albtraum mit rauchgrauer Haut und Hörnern, die sich hoch über seinen Kopf emporschwangen. Seine ledrige, straffe Haut schimmerte über Muskeln, die hart genug aussahen, um einem Vorschlaghammer standzuhalten. Auf gespaltenen Hufen ragte er gut über zwei Meter hoch auf, und seine Fingernägel waren lang und rasiermesserscharf.

Außerdem stand er über einer sehr eindeutig toten Gestalt.

»Das ist allerdings ein Dämon … glaube ich.« Aus irgendeinem Grund kam mir seine Energie ein klein wenig anders vor als die der meisten Dämonen, die mir bisher begegnet waren. Aber Dämonen waren nicht alle gleich, sagte ich mir. Abgesehen davon – wenn es aussieht wie ein Dämon und kämpft wie ein Dämon … ist es wahrscheinlich keine Ente.

Derrick, der Barkeeper – ein Werdachs – hatte sich zwischen die Gäste und den Dämon gestellt und zielte mit einer abgesägten Schrotflinte auf das Geschöpf. Ich biss mir auf die Zunge. Dieses Gewehr würde die Höllenbrut wohl eher kitzeln als verletzen.

Menolly musterte den reglosen Körper auf dem Boden und stieß einen leisen Pfiff aus. »Ja, dieser Elf ist tot, das steht fest.«

Ich nickte. »Und der da ist ein übler Bursche.«

Wir kamen zu spät, um dem Elf zu helfen, aber mit etwas Glück würde es uns vielleicht gelingen, ein Massaker zu verhindern. Wir fächerten uns auf, und ich bedeutete Derrick, er solle beiseitegehen. Er wartete auf Menollys Bestätigung, nickte dann und ging aus dem Weg. Als ich mich dem Geschöpf zuwandte, fragte ich mich, was genau das für ein Dämon sein mochte. Offenbar gab es von denen so viele verschiedene Arten wie bei den Spinnen. Einige hatten wir leider bereits gut genug kennengelernt, um sie auf den ersten Blick bestimmen zu können, aber der da … Ich hatte keine Ahnung, womit wir es hier zu tun hatten.

Vanzir hätte uns das sagen können, aber zurzeit fühlte ich mich noch wesentlich wohler, wenn er und Smoky sich nicht im selben Raum aufhielten. Smoky wusste immer noch nicht, was zwischen Vanzir und mir geschehen war, und dabei wollte ich es auch belassen – zumindest so lange, bis ich irgendwie sicherstellen konnte, dass er Vanzir nicht in der Luft zerpflücken würde.

Menolly fauchte. »Was zum Teufel hast du in meiner Bar zu suchen? Verzieh dich zurück in die U-Reiche, und grüß Schattenschwinge von uns.«

Sie trat vor, doch der Dämon hob den Kopf und richtete den Blick auf sie. Sie stieß ein schrilles Quietschen aus und fiel zu Boden.

Ich eilte zu ihr hinüber, doch ehe ich sie erreichen konnte, hatte sie sich wieder aufgerappelt und schüttelte benommen den Kopf. »Was zur Hölle …«

Verdammt, warum musste Morio ausgerechnet jetzt ans Bett gefesselt sein?

Unsere Todesmagie war sehr viel mächtiger als meine Mondmagie, und gemeinsam hätten wir den Dämon vielleicht mit einem Zauber lahmlegen können. Aber es würde noch lange dauern, bis Morio wieder ganz gesund war, und er durfte sich noch mindestens drei oder vier Wochen lang nicht anstrengen. Die hungrigen Geister hatten ihm bei unserem letzten Kampf gefährlich viel Lebensenergie abgesaugt, so dass er vorerst nicht einmal das Bett verlassen konnte.

»Weicht nicht von der Stelle«, sagte das Geschöpf. »Ich bringe eine Botschaft von Trytian.«

Trytian? Heilige Scheiße, das war gar kein Dämon – das war ein Daimon! Kein Wunder, dass wir ihn nicht hatten einordnen können. Daimonen und Dämonen waren sich meist nicht grün, und die Daimonen waren alles andere als begeistert darüber, dass Schattenschwinge auf ihr Territorium vorrückte. Sie hatten sich mit einigen unzufriedenen Dämonen zu einer Art Widerstandsbewegung im Untergrund zusammengetan und arbeiteten genauso gegen Schattenschwinge wie wir, sowohl in den Unterirdischen Reichen wie auch hier in der Erdwelt.

Na ja, sie gingen die Sache nicht genau so an wie wir. Das konnte man wirklich nicht behaupten. Wir bemühten uns, Kollateralschäden zu vermeiden. Denen war so etwas scheißegal.

»Was will er?« Ich traute Trytian nicht. Er war nicht nur ein Daimon, er hatte außerdem versucht, uns in die Luft zu jagen, als wir gegen die Lamie Stacia gekämpft hatten – eine Dämonengeneralin und Nekromantin, die Schattenschwinge geschickt hatte, um uns zu vernichten. Sie hatte sich gegen ihn gewandt, aber deshalb keineswegs auf unserer Seite gestanden. Trytian hatte sich mit ihr verbündet, jedenfalls so lange, bis wir sie zerquetscht hatten. Jetzt waren er und seine Truppen nicht direkt gut auf uns zu sprechen, aber wir hatten eine Art rudimentären Waffenstillstand erreicht.

»Du bist die mit dem Namen Camille?«

Ich nickte.

»Ich spreche mit dir. Allein.«

Allein? Nicht in einer Million Jahren würde ich mich allein mit diesem Geschöpf gemütlich zusammensetzen.

»Also, dazu kann ich nur sagen Nein und Bist du noch ganz bei Trost? Trytian müsste mich wirklich besser kennen. Was auch immer du zu sagen hast, kannst du auch vor den anderen sagen.«

Ich wich zurück und bedeutete Delilah, mir aus dem Weg zu gehen. Wenn er einen Vampir mit einem einzigen Blick von den Füßen holen konnte, wollte ich lieber nicht sehen, was er bei einer Lebenden anrichten würde.

»Du wünschst, dass ich offen vor all diesen Leuten spreche? Sollen sie wirklich von Schattensch…«

»Halt!« Ich wechselte einen Blick mit Menolly, und sie verstand mich.

Wir durften ihn nicht vor anderen über Schattenschwinge reden lassen. Die Öffentlichkeit wusste nichts davon, dass die Erdwelt kurz vor einem Krieg gegen Dämonen stand. Noch nicht. Und dabei sollte es auch bleiben, wenn wir eine Massenpanik verhindern wollten. Wir scharten allmählich Verbündete um uns, aber noch waren wir bei allen Göttern nicht so weit, gegen eine Armee von Dämonen zu kämpfen.

»Du denkst doch wohl nicht im Ernst daran, dich allein mit ihm zu unterhalten? Er hat bereits jemanden umgebracht.« Menolly zeigte auf den toten Elf. »Was sollen wir Königin Asteria sagen? Glauben wird sie uns ja, aber meinst du, sie wird sich freuen?«

»Da hast du recht.« Die Elfenkönigin liebte ihr Volk. Sie war auch zu uns immer fair und gerecht gewesen, wenn auch nicht gerade überschwenglich. »Aber, Menolly, ich muss tun, was er verlangt.« Ich senkte die Stimme, so dass niemand außer den Nächststehenden mich hören konnte. »Möchtest du dir mal das Chaos vorstellen, das ausbrechen würde, wenn die Feenmaiden da drüben an der Wand erfahren, dass sie von einem leibhaftigen Dämon als Geiseln gehalten werden? Ob Dämon, Daimon oder Teufel, ist denen egal, das gibt eine ausgewachsene Panik. Im Moment glauben sie noch, das sei irgendein ÜW, der stinkwütend ist und ausrastet. Und dabei muss es bleiben.«

Smoky funkelte den Daimon an. »Meine Frau wird sich nicht mit dir allein in einem Raum aufhalten, Bestie. Ich bestehe darauf, dass noch jemand anwesend sein muss, und ich fordere dieses Recht für mich.«

Der Daimon sah ihn an und schnüffelte. »Drache – Silberdrache. Und weißer. Ein Mischling. Hier scheint es heute Abend nur so von Halbblütlern zu wimmeln.« Er musterte Shade. »Halb Drache, halb Schatten.« Dann wandte er sich meinen Schwestern und mir zu. »Und drei Mädchen, halb Fee, halb Mensch. Solche Kreuzungen schwächen eine Rasse, wisst ihr?«

»Das ist irrelevant.« Smoky stieß ein lautes, grollendes Räuspern aus.

Der Daimon neigte den Kopf zur Seite. »Also, du, Drache, bist ein Fürst unter deinesgleichen, Mischling hin oder her. Und ich spiele für Adlige nicht den Speichellecker. Es gibt gute Gründe dafür, dass du nicht dabei sein wirst, und meine Sicherheit ist einer davon.« Seine Stimme klang rauh, als wären die Stimmbänder vor langer Zeit einmal versengt worden, und er bewegte den Kopf in einem ständigen sinnlichen Tanz, als könnte er ihn nicht still halten.

»Dann wird meine Frau nicht mit dir sprechen.«

»O doch, deine Frau wird mit ihm sprechen.« Ich warf Smoky einen Blick zu. »Ich muss – wir dürfen über diese Dinge nicht in der Öffentlichkeit sprechen.«

Ich wandte mich wieder dem Daimon zu und fügte hinzu: »Wir werden uns allein unterhalten, aber an einem Ort meiner Wahl.«

Mir war eingefallen, dass wir in den Schutzraum im Keller des Wayfarer gehen konnten. Von dort würde der Daimon sich nicht samt mir davonteleportieren können, noch konnte er mich dort drin mit Zaubern oder Dämonenfeuer angreifen. Er konnte mich natürlich immer noch mitten durchbrechen wie ein Streichholz, aber wenn er das hätte tun wollen, wäre es schon geschehen.

Ich zeigte auf den Boden. »Menolly, wir müssen in den Raum da unten.«

Sie runzelte die Stirn, dann leuchteten ihre Augen auf. »Oh, in den Raum. Ist gut. Folgt mir. Und tut unterwegs niemandem weh und macht nichts kaputt, das gilt für euch beide. Daimon, solltest du meiner Schwester etwas antun, bist du so gut wie tot.«

»Wie Trytian sagen würde: Na hurra«, brummte der Daimon. Mit misstrauischer Miene folgte er Menolly, und bei jedem schweren Schritt bebte der Boden. Ich ging ihm nach. Smoky, Trillian und Shade folgten mir, während Delilah und Menollys Personal sich um den toten Elf und die verängstigten Gäste kümmerten.

Was sie denen sagen würden, konnte ich mir nicht recht vorstellen, aber ich brannte schon jetzt vor Neugier darauf, was für eine Geschichte sie sich ausdenken würden. Allein das Auftauchen eines Daimons in der Bar bedeutete, dass wir jede Menge Schadensbegrenzung betreiben mussten. Das würde sich herumsprechen, ganz egal, was wir unternahmen, und wir hatten nun einmal nicht solche coolen Blitzdinger wie die Men in Black. In Sachen Gehirnwäsche waren wir nicht gut gerüstet, und unser Glamour hatte keinerlei Wirkung auf Daimonen.

Wir gingen nach unten und erreichten den Schutzraum. Hier drin wirkte Magie nicht, und kein Geschöpf, gleich welcher Welt, konnte sich hinein- oder hinausteleportieren. Auch alle natürlichen Fähigkeiten wurden von dem Raum gedämpft. Und wenn eine Atombombe über der Bar explodieren sollte – dieser Raum würde ihr standhalten.

Ich betrachtete die Tür und schluckte meine Angst herunter. Die Vorstellung, allein mit dem Daimon dort eingeschlossen zu sein, war beängstigend. Alles andere als lustig und schon gar nicht sicher. Aber da die Alternative noch schlimmer war, nahm ich meinen Mut zusammen und bedeutete ihm, einzutreten. Mit finsterem Stirnrunzeln duckte er sich durch die Tür, um nicht mit den Hörnern an den Türrahmen zu stoßen. Als ich ihm folgte, berührte Menolly mich am Arm.

»Ein Laut von dir, und wir stürmen den Raum. Komm ihm nicht zu nahe. Er kann keine Magie wirken, aber er könnte dich trotzdem in Fetzen reißen.«

»Ich weiß. Glaub mir, das weiß ich nur allzu gut.« Widerstrebend schloss ich die Tür hinter mir, wandte mich dem Daimon zu und verschränkte die Arme. Die beste Verteidigung bestand darin, keine Angst zu zeigen. »Trytian hat also eine Botschaft für mich? Gib sie mir, und dann verzieh dich, Höllenbrut.« Ich sparte mir die Mühe, nach seinem Namen zu fragen – unwahrscheinlich, dass er ihn mir nennen würde.

Der Daimon blickte sich in Ruhe um. »Eine magiefreie Zone? Nicht dumm – gar nicht dumm.« Sein Gesicht verzog sich zu einer finsteren Grimasse. »Ich würde einen Kampf mit dir sehr genießen, Mädchen. Mit dir und deinen Freunden. Aber das ist nicht meine Schlacht.«

Ich entschied mich dafür, das lieber nicht zu kommentieren. Warum mein Glück strapazieren? Ich seufzte tief und fragte: »Was willst du? Warum hast du den Elf da oben getötet?«

»Er hat sich in den Weg gestellt. Er musste ausgeschaltet werden«, erklärte er nonchalant. Du wagst es, einem Daimon in die Quere zu kommen? Schwupps, du bist tot.

»Ich frage dich noch einmal: Was willst du?«

»Ich bringe eine Warnung von Trytian.«

Ich verdrehte die Augen. »Weshalb sollte er uns vor irgendetwas warnen? Er hat versucht, uns umzubringen, bei allen Göttern.« Nicht nur das, Trytian war obendrein rüpelhaft. Extrem rüpelhaft.

»Ich überbringe nur die Warnung. Ich habe keine Antworten für dich.«

Hm … Ich überlegte, was dahinterstecken mochte. Trytian würde uns nur aus einem einzigen Grund eine Warnung zukommen lassen: Weil er damit rechnete, irgendwann unsere Hilfe zu brauchen, was bedeutete, dass wir ihm gegenüber etwas in der Hand haben würden. Oder ihm waren plötzlich Flügel gewachsen und er flatterte jetzt als niedliches Engelchen herum. Letzteres bezweifelte ich doch stark.

»Gut, ich höre. Was ist so wichtig, dass Trytian dich hierherschickt, damit du hier ein Chaos veranstaltest? Und warum dich – warum nicht jemanden, der auf der Straße nicht auffallen würde?«

Ich lehnte mich an den kleinen Bistrotisch an der Wand. Es war nicht zu übersehen, dass hier jemand wohnte – Erin, die Tochter, die Menolly zur Vampirin gemacht hatte. Sie schlief tagsüber hier unten, in Sicherheit, solange ihr Zimmer im neuen Vampirwohnheim der Anonymen Bluttrinker noch nicht fertig war. Auf dem Bett häuften sich kuschelige Decken, Karten und Bücher lagen auf dem Tisch und daneben eine leere Flasche, die Blut enthalten hatte.

»Ich war im Augenblick als Einziger verfügbar. Ich spiele nicht gern den Botenjungen, das kannst du mir glauben. Aber Trytian ist mein Anführer, und ich gehorche. Hier.« Er reichte mir einen Brief. »Du wirst verstehen, warum ich deinen Ehemann nicht dabeihaben wollte, wenn du ihn liest.«

O verdammt. Es hat irgendwie mit Smoky zu tun. Ich konnte mir jedenfalls nicht vorstellen, dass der Daimon sich so vor Trillian fürchten würde, und Morio war zu Hause.

Vorsichtig nahm ich das Blatt Papier und faltete es auf. Es war säuberlich mit roter Tinte beschrieben – zumindest hoffte ich, dass es Tinte war. Die Handschrift war eng und präzise. Ich begann zu lesen und sackte halb zu Boden, doch der Daimon stieß ein Grunzen aus, und ich richtete mich sofort wieder auf. Ich durfte keine Schwäche zeigen, solange ich mit ihm allein war. Bloß keinen Ärger riskieren.

Ich blickte zu dem Geschöpf auf. »Bitte warte hier.« Ehe er ein Wort sagen konnte, schlüpfte ich zur Tür hinaus, schlug sie hinter mir zu und schloss ab. Egal, wie lange er daranhämmerte, er würde bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag da drinsitzen, wenn es uns passte.

»Was ist los? Geht es dir gut?« Smoky beugte sich über mich und suchte nach Anzeichen dafür, dass der Daimon mir ein Haar gekrümmt hatte.

»Mir geht es gut … körperlich jedenfalls. Er hat mir einen Brief von Trytian gegeben. Wenn das wahr ist, sind wir beide, du und ich, am Arsch. Anders kann man es nicht ausdrücken.«

»Lies ihn vor.« Shade starrte mich besorgt an.

Ich räusperte mich und hob das Blatt.

Die Gerüchteküche brodelt, aber ich versichere Dir, dass dies kein Märchen ist. Kürzlich wurde ein weißer Drache im dämonischen Untergrund gesehen, zusammen mit einem Schneemännchen. Er ist hier nicht willkommen, aber niemand wagt es, einen Drachen rauszuwerfen.

Camille, es heißt, er werde bald gegen Dich vorgehen. Er hat durchblicken lassen, dass Du und Dein Mann auf seiner Abschussliste steht. Um ganz offen zu sein: Du und ich sind uns zwar in der Methode nicht einig, aber jeder Verbündete gegen Schattenschwinge ist jetzt kostbar, und irgendwann werde ich vielleicht Eure Hilfe brauchen. Also sei vorsichtig und lass Dich nicht umbringen.

Trytian

Ich schauderte und stieß den Atem aus, als die Welt sich klaustrophobisch eng um mich zusammenzog. Hyto war hier.

Hyto hatte einen Tobsuchtsanfall bekommen, als er von meiner Hochzeit mit Smoky erfahren hatte. Diese Neuigkeit hatte den ohnehin schon gefährlichen Drachen völlig ausrasten lassen, und jetzt führte er einen Rachefeldzug gegen uns.

Er war ganz in der Nähe und würde offenbar Amok laufen. Dieser Drache, so lüstern und gefährlich wie der übelste Dämon, hatte Smokys Mutter umbringen wollen, weil sie ihn vor die Tür gesetzt hatte. Er hatte entschieden, dass ich schuld war an seinem Rauswurf aus den Drachenreichen, der ihn zum Paria machte. Und jetzt wollte Hyto Smoky und mich tot sehen – nein, schlimmer noch. Er wollte Rache.

Smokys freundliches Gebaren fiel von ihm ab, und in seinen Augen begann es zu wirbeln. Sehr leise und sehr langsam sagte er: »Mein Vater hat soeben sein eigenes Todesurteil unterzeichnet.«

»Verdammt.« Menolly lehnte sich an die Wand. »Er ist hier, in Seattle? Das hat uns gerade noch gefehlt.«

Ich spielte nervös mit dem Blatt Papier. »Was ist denn ein Schneemännchen? Irgendein Naturgeist, von dem wir noch nichts wissen?«

»Trytian meint damit keinen Geist«, sagte Shade. »Schneemännchen ist ein verächtlicher Ausdruck für einen Mönch aus den Bergklöstern in den Nordlanden. Für gewöhnlich sind das Abtrünnige – entweder wurden sie aus ihrem Orden rausgeworfen, oder sie haben die Klöster aus freien Stücken verlassen. Die meisten sind irre vor Wut und scheren sich einen feuchten Dreck um andere. Sie sind leicht käuflich. Wenn sich einer von denen mit Smokys Vater zusammengetan hat, dann muss der Drache ihm eine Menge Geld geboten haben. Schneemännchen sind gefährlich.« Er schenkte mir ein trauriges Lächeln. »Ich an deiner Stelle würde sehr gut auf mich aufpassen.«

»Als müssten wir das nicht ohnehin schon.« Seufzend lehnte ich mich an die Wand und ließ die anderen reden.

Irre Mönche waren schlimm genug, doch bei dem Gedanken, dass Hyto so nah war – tatsächlich hier in der Stadt –, wollte ich nur noch schreiend heim in die Anderwelt laufen. Aber das ging nicht. Mein Vater hatte mich aus Y’Elestrial verbannt. In die Anderwelt konnte ich also schon, aber nicht nach Hause.

Smokys Vater … Hyto hasste mich. Er verabscheute die bloße Tatsache, dass es mich gab. Er hatte nichts zu verlieren. Er war aus den Drachenreichen vertrieben und von seiner Frau verstoßen worden, seine Kinder hatten sich von ihm losgesagt. Und er gab mir die Schuld an alledem. Ich war ihm schon einmal begegnet, und bei der Erinnerung an seine Hände an mir schüttelte es mich jetzt noch.

Mein Handy klingelte, und ich klappte es auf. Das Display zeigte einen Anruf von Chase Johnson an. Ich nahm ab.

»Camille – ich hatte gehofft, dass du wieder da bist. Ich brauche dich hier. Es gibt ein Problem im Tangleroot Park, und ich bin ziemlich sicher, dass es ein magisches ist. Ich hätte mir beinahe in die Hose gemacht, als ich es gesehen habe. In letzter Zeit ist hier ganz schön seltsame Energie unterwegs. Ich lasse es vorerst von meinen Leuten abriegeln, aber ich traue mich nicht, etwas zu unternehmen, ehe du dir das angesehen hast.«

»Es? Wovon sprichst du? Geht es um irgendein Monster?«

»Das glaube ich nicht. Wenn ich ehrlich sein soll, würde ich mein nächstes Gehalt darauf verwetten, dass das irgendeine Art Portal ist. Ich höre Gesang daraus. Die Stimmen rufen nach mir, Camille. Und ich sage das wirklich ungern, aber ich habe Angst. Wenn ich dem Ding zu nahe komme, will ich sofort hineinrennen.«

Mir wurde eiskalt. Hyto war im Moment meine größte Sorge, aber er stand ja gerade nicht leibhaftig vor mir. Wenn Chase recht hatte und sich im Tangleroot ein Portal öffnete, konnten wir erstens gewaltigen Ärger einer anderen Art bekommen. Die Portale, die sich willkürlich hier und da in der Stadt auftaten, waren völlig unkontrolliert und konnten sonst wohin führen – und auf der anderen Seite könnte sonst was darauf warten, hierher durchzubrechen. Zweitens – wenn es so laut rief, dass sogar Chase es hören konnte, wer würde dann noch alles davon angezogen werden?

»Wir kommen sofort. Lass bis dahin niemanden in die Nähe.« Als ich mein Handy zuklappte, kam mir der Gedanke, dass mein Leben allmählich einer Achterbahn ähnelte – und im Augenblick fühlte ich mich wie auf dem höchsten Punkt, kurz vor einer langen, schrecklichen Fahrt abwärts.

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Kapitel 2

Smoky war sehr dafür, den Daimon zu töten, aber ich schüttelte den Kopf. »Besser, wir behalten Trytian auf unserer Seite. Und immerhin hat er uns vor deinem Vater gewarnt. Wenn wir das Ding umbringen, wird Trytian uns ins Gesicht springen. Das können wir jetzt nicht gebrauchen.«

»Wir können es aber auch nicht einfach so herumlaufen lassen. Was werden die Leute sagen?« Shade starrte mich einen Moment lang an und brach dann in Lachen aus. »Ich kann selbst kaum fassen, was ich da gerade gesagt habe, nach allem, was ihr mir über eure Abenteuer schon erzählt habt, aber trotzdem … einen Daimon?«

Menolly hob die Hand. »Lasst mich das machen.« Sie verschwand im Schutzraum und kam gleich darauf wieder heraus, den Daimon mit einer Hand gepackt. Er sah sie schuldbewusst an und räusperte sich.

»Ich mache keinen Ärger mehr. Soll ich Trytian eine Antwort überbringen?«

Ich blinzelte. Was zum Teufel hatte Menolly zu ihm gesagt? Na ja, es hatte offensichtlich gewirkt. »Richte ihm aus, dass wir die Augen offen halten und uns bemühen werden, den Drachen aufzuhalten. Sag ihm … danke für die Information. Er hätte ja auch einfach gar nichts sagen können.«

Der Daimon nickte und ging zur Treppe.

»Warte!«, rief ich. Er drehte sich um. »Lass mich einen Tarnzauber auf dich sprechen. So, wie du aussiehst, kannst du nicht einfach auf der Straße herumlaufen.«

Ein hämisches Lächeln huschte über sein Gesicht. »Willst du das wirklich versuchen, Mädchen?«

Ich nickte, obwohl Trillian und Menolly hektisch die Köpfe schüttelten. Ich bedeutete ihnen beiseitezutreten und sammelte die Magie, die ich für Tarnzauber brauchte – wenn ich es schaffte, dass er halbwegs menschlich aussah, würde er den Leuten gar nicht auffallen. Dann mussten wir nur noch den Leuten oben in der Bar verkaufen, dass sie hier einen durchgedrehten Geisteskranken in einem Kostüm gesehen hatten, der Elfen nicht leiden konnte.

»Liebling, ich glaube wirklich nicht, dass das eine gute Idee ist …«, begann Trillian, und Smoky stimmte ihm ausnahmsweise zu. Doch auch diese Bedenken wischte ich beiseite.

»Meine Magie ist stärker geworden, seit ich mit Morio arbeite. Und es ist die einzige Möglichkeit, wie wir verhindern können, dass Fragen aufkommen.«

Verhüllungs- oder Tarnzauber waren gar nicht so schwierig – zumindest für gewöhnliche Mondhexen. Dank meiner Abstammung bestand immer die Gefahr, dass ich es versauen würde, aber ich war eben Optimistin und außerdem die einzige Anwesende, die auch nur versuchen konnte, einen Zauber zu wirken.

Ohne weitere Umschweife legte ich auf den Daimon an, sammelte die Macht der Mondmutter in meinen Händen und befahl ihr, in die Aura des Geschöpfs zu fließen. Ein Kribbeln raste durch meine Finger, als würden meine Nerven mit tausend Nadeln gestochen, und ich begann die Form seines Energiefelds zu verändern. Dabei konzentrierte ich mich vor allem darauf, hervorstehende Körperteile zu glätten und die Farbe zu verändern.

Selbst wenn ich es nur so weit brachte, dass er als ÜW einer unbekannten Art durchging – Hauptsache, der Seattle Tattler bekam keine Anrufe über irgendeine Ausgeburt der Hölle, die durch die Straßen streifte. Ich dachte da an einen Werhund oder so etwas …

Mit einem letzten Schubsen drückte ich die Energie fest, blinzelte und trat zurück. Die Gestalt des Daimons begann sich zu verändern. Wir alle warteten mit angehaltenem Atem, und dann, als der Zauber sich in seiner gesamten Aura ausgebreitet hatte, stieß ich ein ersticktes Stöhnen aus und klatschte mir die Hand vor die Stirn. Es war nicht das, was ich mir vorgestellt hatte.

Der Daimon stand auf allen vieren da und starrte schwanzwedelnd zu mir hoch. »Was hast du mit mir gemacht, Weib? Ich habe nicht erwartet, dass du überhaupt etwas zustande bringen würdest. Du giltst als ungeschickter Dummkopf! Wie lange werde ich jetzt so aussehen? Ein Pudel? Ist das dein Ernst?«

Er trat drohend einen Schritt auf mich zu und schnappte nach meinem Knöchel, doch Smoky beugte sich vor und hob das Hündchen hoch.

»Niemand droht meiner Frau, und sei es mit der Tollwut.«

»Ich habe keine Tollwut, du Idiot! Ich bin doch gar kein Hund!«

»Äh, ich widerspreche dir ungern«, sagte Menolly, »aber fürs Erste bist du einer. Und das könnte zehn Minuten oder zehn Tage halten, wie ich meine Schwester kenne. Ich rate dir, dich in den dämonischen Untergrund zu verziehen, ehe der Hundefänger dich entdeckt.«

Der Schwall von Obszönitäten, den er daraufhin von sich gab, tat mir in den Ohren weh. Anscheinend war mein Geist doch nicht so klar fokussiert gewesen, wie ich geglaubt hatte, denn er ähnelte keineswegs einem Menschen oder Werwesen. Nein, er war ein hübscher kleiner Pudel, das weiße Fell klassisch affig geschoren bis hin zum Klobürstenschwänzchen. Mit zwei unübersehbaren Unterschieden: Sowohl seine Augen als auch seine Krallen waren leuchtend rot.

»Du siehst aus wie ein absurder Höllenhund«, sagte Trillian. »Tut mir leid, ehrlich. Meine Frau baut mit ihrer Magie oft Mist, aber sie wirkt, auch wenn Trytian dir offenbar etwas anderes erzählt hat.«

»Setz mich runter, du Irrer, und lasst mich sofort hier raus!« Der Daimonenhund schnappte wieder um sich, und Smoky spannte prompt den Zeigefinger am Daumen und schnippte ihm kräftig eins an die Nase. Nicht so fest, dass es wehgetan hätte, aber die Demütigung reichte.

»Benimm dich.« Er verdrehte die Augen und ging zur Treppe. »Ich lasse den Kleinen jetzt raus, damit er nach Hause gehen kann. Camille, Liebste, überlege bitte nächstes Mal, ob dir nicht etwas anderes einfällt. Wir hätten ihm auch einfach einen Umhang geben können.«

Ich schnaubte. »Na und? Das wird ihm schon nicht schaden. Aber jetzt beeil dich, Chase braucht uns im Tangleroot Park.«

Während Smoky das zappelnde Hündchen die Treppe hinauftrug, wandte ich mich Menolly zu. »Was willst du deinen Gästen da oben erzählen? Wir müssen ihnen irgendeine plausible Erklärung dafür geben.«

Sie runzelte die Stirn. »Feuertroll?«

»So was gibt es doch gar nicht.«

»Das wissen die meisten von denen aber nicht. Heute Abend sind fast nur Erdwelt-ÜWs da und ein paar Feenmaiden. Wenn ich behaupten würde, dass Drachen sich in Pixies verwandeln können, würden sie mir auch das glauben.«

Ich biss mir auf die Unterlippe. »Da hast du wohl recht. Erzähl ihnen, wir hätten ihn überwältigt. Aber Königin Asteria werden wir die Wahrheit sagen müssen. Dieser arme Elf hat irgendwo Familie, und ich wette zehn zu eins, dass die in der Anderwelt lebt. Ich glaube nicht, dass er uns den Gefallen tun wird, sich als Obdachloser ohne nähere Angehörige zu erweisen.«

Menolly schürzte die Lippen. »Ja, ich weiß. Gehen wir. Derrick soll den Leichnam hier herunterbringen, da bleibt er dann, bis wir ihn identifizieren können. Fahrt ihr schon mal los. Ruft an, falls ihr mich braucht.«

Während wir die Bar verließen, kam mir der Gedanke, dass bei meinem Glück noch der Weihnachtsmann mit einer abgesägten Schrotflinte aus dem Kamin purzeln würde. Wenn ich bedachte, dass ich als junges Mädchen mal dem Stechpalmenkönig begegnet war, würde mich das nicht wundern. Er war eine wirklich beängstigende Gestalt, und ich staunte immer wieder darüber, wen die Vollblutmenschen so in ihre Schornsteine einluden, ohne vorher Erkundigungen einzuholen.

 

Wir überließen Menolly die Schadensbegrenzung in der Bar und fuhren zum Tangleroot Park. Es schneite sacht, und das Wispern meiner Scheibenwischer verbreitete einen munteren Rhythmus im Auto. Trillian saß auf dem Beifahrersitz, Smoky hatte sich auf dem Rücksitz breitgemacht.

Ich warf im Rückspiegel einen Blick auf ihn und fragte mich, ob das ein günstiger Zeitpunkt wäre, um über die Botschaft des Daimons zu sprechen. Doch ich entschied mich dafür, lieber zu warten. Wir hatten ja schon gewusst, dass Hyto es auf uns abgesehen hatte. Wenn ich das jetzt erwähnte, würde Smoky sich nur wieder aufregen, und ich hatte nicht so gern einen stinkwütenden Drachen auf dem Rücksitz. Nicht einmal einen, den ich liebte.

Während der Asphalt unter uns wegzischte, ließ ich das vergangene Jahr Revue passieren. Es war so viel passiert. Als meine Schwestern und ich aus der Anderwelt hierherversetzt worden waren, hatten wir nicht geahnt, was uns hier erwartete. Das hatten wir nur allzu schnell gelernt, und zwar auf die harte Tour.

 

Ich heiße Camille D’Artigo – das spricht man Dar-tie-go. Zu Hause kennt man mich als Camille Sepharial te Maria, denn in der Anderwelt tragen Feen den Vornamen der Mutter als Nachnamen. Wir benutzen den Nachnamen unserer Mutter erst, seit wir in die Erdwelt kamen.

Wie auch immer, ich bin halb Mensch, halb Fee und ansonsten eine Menge Ärger, behaupten jedenfalls meine Ehemänner und meine Schwestern. Ich bin mit einem Drachen, einem Yokai-kitsune und einem Svartaner verheiratet, der zu den finsteren Betörenden Feen gehört. Gleichzeitig. Das passt einigen in der Erdwelt so gar nicht, weshalb sie mich als Schlampe und Hure betiteln, aber mir ist es piepegal, was die denken. Meine Moral geht nur mich etwas an, und wenn es ein Verbrechen ist, drei Männer zu lieben, bin ich gerne kriminell.

Ich bin von Beruf und mit ganzem Herzen Hexe und wurde kürzlich zur Priesterin befördert. Die Mondmutter hat mich einer verdammt harten Prüfung unterzogen, aber ich bin durch die Finsternis gegangen und triumphierend wieder aus der Unterwelt hervorgekommen – genau wie Ishtar. In all der Zerstörung tat sich ein neuer Weg auf, den ich bald beschreiten werde.

Meine Schwester Delilah, ein Doppelwerwesen, zur Todesmaid berufen, ist die Zweitälteste von uns. Bis vor kurzem habe ich befürchtet, dass ihre Naivität sie eines Tages umbringen würde, aber sie ist härter und zäher geworden und nimmt sich endlich so an, wie sie ist. Sie kommt mir jetzt viel glücklicher vor, nicht mehr so ängstlich. Delilah hatte eine Zwillingsschwester, die bei der Geburt gestorben ist. Arial wacht in ihrer Leopardengestalt über Delilah – die beiden sind sich auf der Astralebene schon begegnet.

Und dann ist da noch Menolly, die früher eine Jian-tu war – eine Akrobatin und Spionin –, bis sie zu Hause in der Anderwelt gefoltert und zur Vampirin gemacht wurde. Ihr Meister war einer der widerlichsten Drecksäcke, die es je gegeben hat, und letzten Winter ist es ihr gelungen, ihn zu Staub zu zerblasen. Menolly wandelt auf einem schmalen Grat, sie muss ihre Raubtiernatur beherrschen und dennoch akzeptieren, wer und was sie ist. Aber selbst im Tod ist sie meine jüngste Schwester.

Zusammen mit unseren Liebhabern und Freunden führen wir Krieg gegen die Dämonen. Unterstützung bekommen wir dabei nur von den Elfen und ein paar ÜWs, denen wir vertrauen können. Wir versuchen, die Geistsiegel aufzuspüren – neun magische Artefakte, die Bruchstücke eines mächtigen Zaubers, den die Elementarfürsten und alten Feenherrscher wirkten, als die Anderwelt sich von der Erdwelt abspaltete. Ein paar haben wir schon gefunden, aber Schattenschwinge konnte sich auch eines der Siegel schnappen, was die Lage noch gefährlicher macht. Um die übrigen liefern wir uns ein Wettrennen, um zu verhindern, dass er noch mehr in die Finger bekommt. Jedes Geistsiegel in seinem Besitz bringt den Dämonenfürsten einen Schritt näher an sein Ziel, durch die Portale zu brechen und sowohl die Erde als auch die Anderwelt zu verheeren.

Und wir sind die Einzigen, die sich ihm in den Weg stellen.

 

Der Tangleroot State Park wurde eigentlich über Nacht geschlossen, aber Chase wartete am Eingang auf uns. Der etwa vier Quadratkilometer große, weitläufige Park war ein Irrgarten aus Picknickplätzen, Spiel- und Kletteranlagen, geprägt von Ahorn und Nadelbäumen. Die Ahorne standen nackt unter dem Himmel, doch die Tannen und Zedern ragten dunkel und brütend über allem auf. Schnee lag sowohl auf den kahlen Ästen als auch auf den dunklen Nadeln und verlieh dem Park eine surreale, verhüllte Atmosphäre.

Wir fuhren durch das große Tor auf den Parkplatz. Als ich aus dem Auto stieg, blieb ich erst einmal stehen und blickte zu den riesigen Wächtern auf, die das Gelände hüteten.

Irgendetwas an Wäldern und ihren Lichtungen, Parks und Hainen im Winter dämpfte meine Gedanken und verbreitete eine Ruhe in mir, die ich selten fand, außer in meiner Magie und in der Meditation. Sie erinnerten mich an die vielen Tage, die ich lernend zu Hause verbracht hatte, als ich unter den wachsamen Augen der Mondmutter zur Hexe geworden war.

Chase lächelte angespannt und hob die Hand. In seinen Augen glomm Magie. Der Nektar des Lebens entfaltete seine volle Wirkung. Wohin genau er Chase führen würde, war für uns alle noch ein großes Geheimnis, aber es war faszinierend, seine Entwicklung mit anzusehen. Ich hoffte sehr, dass ihr Ziel auch gut für ihn sein würde. Er hatte uns so sehr geholfen, obwohl ich ihn am Anfang jedes Mal hätte ohrfeigen können, wenn er auf meine Brüste glotzte. Doch im Lauf der Monate hatte ich den Detective zu schätzen gelernt und mochte ihn sogar.

Als Delilah und Shade neben mir hielten, huschte ein Anflug von Traurigkeit über sein Gesicht, doch er verschwand so schnell wieder, dass ich glaubte, ich hätte ihn mir vielleicht nur eingebildet. Chase war jetzt mit Sharah zusammen, einer Elfe, die als Sanitäterin in der AETT-Zentrale arbeitete – das hiesige Anderwelt-Erdwelt-Tatort-Team hatte eine eigene Notaufnahme. Die beiden schienen ganz glücklich miteinander zu sein.

»Danke, dass du kommst«, sagte er. »Du bist sicher müde von der Reise.« Er sah mir forschend ins Gesicht. »Wie geht es Iris?«

Ich zuckte mit den Schultern. »Besser als vorher. Aber diese Reise war hart – vor allem für sie war es schwer. Wir sind alle ziemlich fertig. Die Nordlande sind beängstigend, ein rauhes Land. Und ich hatte ständig Angst davor, dass Hyto uns irgendwo über den Weg laufen könnte. Und wo wir gerade von ihm sprechen …« Chase musste Bescheid wissen. Hyto könnte die Stadt ganz schön verwüsten. »Chase, Hyto treibt sich hier in der Gegend herum.«

Chase warf mir einen scharfen Blick zu. »Smokys Vater? Hier? In Seattle?« Ein leicht verwunderter Ausdruck breitete sich über sein Gesicht, vielleicht auch Fassungslosigkeit. »Du machst wohl Witze.«

»Schön wär’s. Anscheinend braut sich schon Ärger zusammen. Und wir wissen, dass er es auf Smoky und mich abgesehen hat. Wir haben erst heute Abend erfahren, dass er hier ist. Ich schäme mich nicht, dir zu sagen, dass ich eine Scheißangst habe, Chase. Drachen sind gefährlich – alle. Sogar Smoky. Und Shade, obwohl er nur halb Drache ist. Aber ein Drache, der einen solchen Groll hegt … Hyto hat mir schon bei unserer ersten Begegnung gedroht. Und ich weiß, dass er mehr als nur fähig ist, diese Drohungen wahr zu machen.«

Schaudernd ließ ich das Thema fallen. Es gab nichts mehr zu sagen. Chase konnte ohnehin nichts tun, außer die Augen offen zu halten. Wenn er versuchen sollte, es mit Hyto aufzunehmen, würde der ihn zu Kohle verbrennen. Oder Schlimmeres. Die Erinnerung an Hytos Hände, die mich begrapschten, an seine geflüsterten Drohungen, lief wie Eiswasser durch meine Adern, und ich versuchte sie abzuschütteln.

»Was hast du für uns?«, fragte ich, ehe Chase noch etwas sagen konnte.

Er zögerte einen Moment und sah mich an. Magie funkelte in seinen dunklen Augen auf, und ganz kurz fühlte ich mich zu ihm hingezogen – als gebe es da eine Verbindung, die in uns beiden widerhallte. Sie war nicht sexueller Natur, sondern tiefer. Sie stammte aus Magie und dem Dunkel der Nacht.

»Camille«, flüsterte er. »Was …« Und dann brach die geistige Berührung ab, so plötzlich, wie sie aufgeflammt war, und wir standen wieder zwischen den anderen, als sei nichts geschehen.

Ich schüttelte den Kopf und formte stumm mit den Lippen: Später.

»Du wolltest uns die Stelle zeigen, die du für ein Portal hältst.« Niemand sonst sollte merken, was gerade passiert war. Chase machte zurzeit so viele Veränderungen durch, dass ein Haufen neugieriger Fragen ihm nicht eben helfen würde. Aber ich beschloss, mich mal unter vier Augen ausgiebig mit ihm zu unterhalten. Wir mussten ihn testen, um herauszufinden, was für magische Talente sich da entfalteten.

Er blieb noch einen Moment nachdenklich stehen, dann bedeutete er uns, ihm zu folgen. »Ja. Hier entlang.«

Im Gehen erklärte er uns, wie er die Stelle gefunden hatte. »Ich habe einen Anruf über die Hinweisnummer bekommen, anonym natürlich, und der Anrufer sagte, hier im Park sei etwas nicht in Ordnung.«

»Männlich oder weiblich?«

»Das weiß ich wirklich nicht. Aber ich habe Shamas und Yugi hierhergeschickt, und sie haben dieses … Ding entdeckt. Es erinnert mich an Großmutter Kojotes Portal. Aber es ist … irgendwie anders. Es fühlt sich anders an, würde ich sagen.« Er runzelte die Stirn. »Ungefähr so, wie wenn man einen Imitator sieht. Der sieht vielleicht aus wie der echte Star, aber irgendwie stimmt etwas nicht ganz …«

Ich presste die Lippen zusammen. In unserer Welt gab es so vieles, was »irgendwie nicht ganz stimmte«, dass die Normalität in den Hintergrund rückte. »Ja, ich weiß, was du meinst. Zeig es uns bitte.«

Wir stapften durch den Schnee und die eisbedeckten Wege entlang zur Mitte des Parks. Ich fand es hier furchtbar unheimlich, um ehrlich zu sein. Normalerweise war ich gern in der Natur, aber manche Wälder sind zu düster, manche Gegenden zu wild, als dass ich mich dort wohl fühlen würde. Vor allem hier, erdseits.

Tangleroot Park war nicht nur die Heimat gewaltiger Zedern und Tannen, er beherbergte auch ein paar uralte Eiben. Der Baum des Todes und der Wiedergeburt. Die Eibe, eine dunkle Seele in einer hellen Winternacht, gehörte zu den heiligsten Bäumen, und dennoch bildete er zahllose einzelne Stämme, zahllose Wurzeln, die sich doch wieder zum Herzen des Stamms hin wanden. Der Geist der Eibe gehörte zum Winter, zur Zeit der kahlen Brache, und zur Unterwelt.

Sobald wir uns der Mitte des Parks näherten, konnte ich spüren, wie die Eiben uns beobachteten. Mich beobachteten. Sie waren neugierig, und ihre Neugier kroch aus ihnen hervor und tastete wie mit Fühlern nach meiner Aura.

Todespriesterin … Priesterin des Dunklen Mondes … wir spüren dich in unserer Nähe.

Verblüfft riss ich den Kopf hoch und sah mich um, obwohl ich wusste, dass diese Worte nicht von jemandem gekommen waren, der auf zwei Beinen herumlief. Das war der Wald. Die Eiben.

Ich versuchte, meine Gedanken für mich zu behalten und meine Aura einzuziehen. In letzter Zeit fiel es mir schwer, sie nicht weit hinausschnellen zu lassen. Je mehr Morio und ich zusammen an der Todesmagie arbeiteten, desto stärker wurde ich.

Meine magischen Kurzschlüsse wurden auch intensiver und gefährlicher. Ich hüllte mich ein und schützte mich gegen neugierige übernatürliche Augen, und wir bogen auf einen schmalen Weg ab.

Lautlos marschierten wir hintereinander zwischen den schneebeladenen Bäumen hindurch. Ein leichter Nebel zog durch den Park, funkelnd und wie elektrisiert. Nebel knisterte normalerweise nicht – irgendetwas musste ihn aufladen, dass er so hell schimmerte.

Ich blickte zu Smoky auf. »Irgendetwas füttert diesen Nebel.«

Er nickte leicht. »Ich spüre es auch. Er ist unnatürlich.«

Delilah holte zu uns auf. »Shade hat mir gerade gesagt, dass er hier Schattenwelt-Energie wahrnimmt, aber da ist noch etwas anderes. Etwas weitab von den Geistersphären.«

Scheiße. Womit hatten wir es hier zu tun? Wir wateten weiter in die weißen Schwaden hinein, die über den Boden rollten, und meine Knöchel begannen zu kribbeln. Dann wanderte das Kribbeln meine Beine hinauf, und ehe ich wusste, wie mir geschah, zitterte ich wie Espenlaub.

»Was hast du?« Smoky ergriff meinen Ellbogen. »Du zitterst ja. Denkst du an meinen Vater?«

»Ja, aber das bringt mich gerade nicht zum Schlottern.« Ich blieb nur kurz stehen, um den anderen zu erklären, was mit mir los war. »Spürt das sonst keiner von euch?«

Shade nickte. »Ich schon, aber es setzt mir nicht so zu wie dir.«

Chase seufzte leicht. »Ich spüre etwas – es fühlt sich unangenehm an, wie kleine Stiche –, aber ich dachte, das könnte von der Kälte kommen.«

»Wartet einen Moment, ich will mir das näher ansehen.«

Wir waren in der Nähe einer Bank stehen geblieben. Trillian fegte den Schnee vom Sitz, und ich nahm dankbar darauf Platz. Sobald ich mich fester in meinen Umhang gewickelt hatte, ließ ich mich in Trance sinken.

»Was ist da draußen? Wer schleicht im Nebel herum?« Die betörenden Stränge der Nebelenergie störten meine Konzentration, und ich schüttelte sie ab.

Schäle den glitzernden Nebel zurück, Schicht um Schicht, bis die Realität hinter der Magie enthüllt ist. Grab dich vor bis in ihr Herz, suche den Strang im Mittelpunkt. Und da ist er … ein kalter Strang, dunkel, getränkt mit der Energie von Torfmoos und alten Wäldern und großen Feuern um Mitternacht.

Ich berührte den Strang und schnappte nach Luft, als er in mir sang, in mir widerhallte wie eine schrille Fiedel, die ein uraltes, sehnsüchtiges Tanzlied spielte. Zugleich fühlte es sich an, als würde die Innenseite meiner Augenlider von einem Stromstoß versengt. Ich erhaschte einen Blick auf moosbehangene Wächtertannen und Pilze, die auf Totholz wucherten. Hier und da flatterten Silhouetten vorüber – sie funkelten vor Energie und waren dennoch in Dunkelheit gehüllt.

Böse? Eigentlich nicht … aber auch nicht gut.

Glimmende rote Augen starrten mich aus dem Wald heraus an. Ein männliches Wesen, unvorstellbar alt, wartete dort, verborgen in der Nacht.

Komm, tanz mit mir. Du weißt, dass du mit mir tanzen musst, früher oder später. Die Jägerin muss tanzen mit dem Jäger, wie der Mond die Sonne küssen muss. Komm, reih dich ein in unseren wilden Reigen, Hüterin des Dunklen Mondes.

Ich schüttelte das Netz ab, das allmählich um mich herumgesponnen wurde, und mir fiel auf, dass mir in Trance warm gewesen war – warm wie in einer Sommernacht unter den Sternen. Ich konnte immer noch üppige Rosen riechen und Honigwein und den Duft feuchter Erde. Der Winterschnee um mich herum schimmerte nackt und gnadenlos, und ich sehnte mich danach, dem Ruf zu folgen.

Ich räusperte mich, denn ich hatte einen kleinen Kloß in der Kehle, und unterdrückte den Drang, zu dieser Energie hinzurennen. So unheilverkündend sie auch war, ich sehnte mich dennoch danach, sie zu berühren und mich dem Wesen in der Dunkelheit anzuschließen.

»Und?«, fragte Delilah.

Ich schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht, aber das ist Feenenergie. Mehrere Wesen warten dahinter. Eines ist dunkel und hungrig – es hat so etwas Krabbelndes, Verschlagenes. Und der Jäger, glaube ich. Er ist alt, klug und listig, und er wartet im Dunkel der Nacht. Am liebsten würde ich meinen Umhang abwerfen, und nichts wie hin.« Ich wandte mich Chase zu. »Zeig uns bitte das Portal.«

Nachdem die Energie weitere fünf Minuten Fußmarsch lang immer stärker geworden war, standen wir vor einem schimmernden blauen Feld zwischen zwei Bäumen, etwas abseits des Fußwegs, links von uns. Chase hatte recht – das Ding sah tatsächlich aus wie ein Portal, aber es fühlte sich eindeutig anders an als die Portale, an die wir gewöhnt waren. Was bedeutete, dass es entweder eine andere Art Portal war oder nur wie eines aussehen sollte.

Ich winkte Shade zu mir herüber. Nach Morio war er der magisch Versierteste, und er würde mir am ehesten helfen können, falls irgendein Ungeheuer aus diesem Ding purzeln sollte.

Er beugte sich zu mir herab und flüsterte: »Dieses Portal stammt aus den uralten Wäldern. Sei vorsichtig, Camille. Sehr mächtige Wesen leben in den Wäldern der Erdwelt.«

Smoky räusperte sich und musterte Shade streng, als dessen Lippen sich meinem Ohr näherten. Ich verdrehte die Augen. Drachen fiel es schwer, sich ein Territorium zu teilen. Sogar ein Halbdrache wie Shade hatte seine Schwierigkeiten damit, aber in Kombination mit Smoky – der in Sachen Testosteron als Vollblutdrache so ziemlich jedes Alphamännchen in den Schatten stellte … Seit Wochen mussten wir ständig für Frieden sorgen, wenn die beiden sich so aufplusterten. Denn so höflich Shade auch sein konnte, er war immer noch zur Hälfte Drache, und diese Seite von ihm ließen Smokys kleine Provokationen nicht kalt.

Ich rückte langsam einen Schritt von Shade ab, um Smoky zu beruhigen. Shade konnte sich ein schiefes Grinsen nicht ganz verkneifen, und mir wurde klar, dass er absichtlich im Wespennest gestochert hatte.

»Scherzkeks«, brummte ich und wandte mich wieder den anderen zu. »Wir können da nicht einfach durchgehen – wir haben keine Ahnung, wohin es führt. Die Energie der Feenköniginnen ist unverkennbar, aber ich bezweifle ernsthaft, dass die drei es geschaffen haben. Sie würden ein Portal auf ihrem Hoheitsgebiet öffnen, wenn überhaupt.«

»Das klingt logisch.« Trillian rieb sich das Kinn. Mit seiner schimmernden, onyxschwarzen Haut war er im Dunkeln kaum zu erkennen. »Aber sie könnten wissen, was genau das ist. Was haltet ihr davon, wenn wir sie fragen?«

Delilah und ich wechselten einen Blick. Die Vorstellung, die Dreifaltige Drangsal zu bitten, sie möge hier herauskommen und uns helfen, war nicht verlockend. Sosehr ich Aeval und Titania respektierte, so misstrauisch war ich Morgana gegenüber. Sie mochte eine entfernte Verwandte von uns sein, aber ihr ging es nur um Macht – für sich selbst. Ich würde ihr alles zutrauen, wenn es darum ging, noch mehr Macht an sich zu raffen.

Langsam schüttelte ich den Kopf. »Ich weiß nicht …«

»Hört ihr das?«, fiel Chase mir ins Wort. Er wurde blass und drehte sich zu dem Portal um.

»Was denn?« Ich lauschte, bemerkte aber nichts anderes als die Energie, die schon die ganze Zeit über da war. Doch Chase sah aus, als hätte er ein Gespenst gesehen. Er schwankte, seine Augen wurden glasig, und dann rannte er plötzlich auf das Portal zu.

»Sie ruft nach mir …«

Ich stürzte los und packte ihn am Arm, doch er schüttelte mich so leicht ab wie ein verdorrtes Blatt. Dazu war Chase selbst nicht stark genug, das wusste ich ganz sicher.

Ich wirbelte zu Smoky herum. »Halt ihn auf – lass ihn ja nicht durch dieses Portal!«

Smoky und Shade stürmten an mir vorbei, doch Smoky blieb abrupt stehen und prallte zurück, als sei er gegen eine unsichtbare Barriere gelaufen. Shade hatte seine liebe Mühe und kam nur noch mit großem Kraftaufwand langsam vorwärts.

»Ich kann mich nicht rühren.« Smokys Haar schlug nach etwas, das anscheinend eine Art Kraftfeld war, und wo die Strähnen darauf trafen, flogen Funken.

»Ich komme kaum durch«, ächzte Shade.

»Verdammt! Komm!«, rief ich Delilah zu. Wir rannten los. Es fühlte sich an, als liefe ich durch zähen Matsch, aber zumindest kam ich vorwärts und sie ebenfalls.

Trillian kam uns nach und überholte uns. »Alte Feen – diese Energie ist ganz klar die einer Alten Fee«, rief er über die Schulter zurück.

Und dann packte mich der Ruf, der mir ewigen, verlockenden Tanz versprach, wenn ich mich nur dieser Energie überließ. Ich schnappte nach Luft und taumelte, so stark war der Drang, alle Vorsicht in den Wind zu schreiben. Eine Woge der Leidenschaft rollte über mich hinweg wie der Duft köstlicher, reifer Pfirsiche. Neben mir stieß Delilah einen erstickten Laut aus, fiel vornüber und griff sich an die Kehle.

Chase hatte das Portal beinahe erreicht. Ich hielt inne, hin- und hergerissen zwischen dem Detective und meiner Schwester. Aber Trillian war nur noch eine Armeslänge von Chase entfernt, und Delilah rang nach Luft.

Ich traf meine Entscheidung, packte Delilah bei den Handgelenken und schleifte sie rücklings durch den Nebel, der uns jetzt wie funkelnder, dichter Qualm einhüllte. Der Sirenengesang hallte mir immer noch durch den Kopf, aber ich gab mir Mühe, ihn auszublenden, während ich meine Schwester in Sicherheit brachte. Shade lief wie in Zeitlupe in unsere Richtung, während Smoky noch immer vergeblich versuchte, die Barriere zu durchbrechen.

Delilah setzte sich keuchend auf. »Ich habe auf einmal keine Luft mehr bekommen – es hat sich angefühlt, als würde ich Wasser einatmen. Chase – was ist mit Chase?«

Ich drehte mich um und sah, wie Trillian mit dem Detective rang, doch Chase riss sich los und stieß ihn zurück. Mit wilder Panik im Gesicht stürzte der Detective sich schreiend in das Portal. Es explodierte in einem Lichtblitz, und dann verschwand es und nahm Chase mit sich fort.

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Kapitel 3

Chase! Chase!« Delilah rappelte sich keuchend auf.

Ich ließ sie los, da ihr offenbar nichts fehlte, und rannte zu Trillian hinüber.

Er starrte die letzten Fünkchen des Portals an, die langsam verblassten. Die Luft vibrierte immer noch vor magischer Energie, doch die Anziehung – dieser Sirenengesang – war weg.

Und Chase auch.

»Chase! Chase! Wo zum Teufel steckst du? Chase?« Ich rief nach ihm, obwohl ich eigentlich keine Antwort erwartete. Schließlich wandte ich mich wieder der Stelle zu, wo das Portal gewesen war, und starrte niedergeschlagen vor mich hin. »Was ist passiert?«

»Ich hatte ihn schon, aber etwas auf der anderen Seite war stärker. Wir haben zwar keine Hände gesehen, aber ich garantiere dir, dass irgendetwas ihn gepackt hat. Wir haben ein bisschen Tauziehen gespielt, und dann wurde er mir aus den Händen gerissen. Er ist nicht selbst durch dieses Portal gelaufen – er wurde hindurchgezerrt. Er hat sich davon angezogen gefühlt, aber er ist nicht freiwillig da reingegangen.«

Chases Schrei hallte mir noch in den Ohren. »Große Mutter, was hat ihn da erwischt?«

Trillian schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht. Aber was es auch war, es war groß und bösartig und hat sich angefühlt, als sei es so alt wie die Erde selbst.« Er sah mir ernst ins Gesicht. »Ich habe versucht, ihn festzuhalten, Camille. Ich habe es wirklich versucht.« Er wirkte geknickt. Trillian mochte Chase nicht sonderlich, aber er hätte ihn niemals absichtlich losgelassen.

»Das weiß ich.« Ich schmiegte die Hand an seine Wange und küsste ihn sacht. »Wir müssen herausfinden, was das für ein Ding ist … war. Und warum es sich ausgerechnet hier aufgetan hat.«

Delilah starrte die letzten verfliegenden Funken an. Tränen liefen ihr übers Gesicht. »O Chase … ist er … glaubst du, er ist tot?«

Ich schluckte gegen die Bitterkeit an, die mir die Kehle hochzusteigen drohte. »Ich weiß es nicht. Wir können nur beten, dass ihm nichts fehlt.«

Smoky und Shade starrten ernst auf die Stelle, wo Chase verschwunden war.

Smoky stieß ein leises Knurren aus. »Was jetzt? Wie können wir auch nur hoffen, ihn zu finden?«

Ich biss mir auf die Lippe. »Delilah hat recht. Wir müssen Aeval einschalten und sie bitten, den Ursprung dieser Energie festzustellen. Sie ist unsere einzige Hoffnung. In nicht einmal einer Woche werde ich mich an ihrem Hof verpflichten. Und vergiss nicht: Sie ist mir noch etwas schuldig, weil ich sie aus diesem Kristall in der Höhle befreit habe. Ich werde diese Schuld einfordern und sie bitten, uns hiermit zu helfen.«

»Das ist ein verdammt großer Gefallen, den du da einlöst.« Smoky schlang mir einen Arm um die Schultern. »Bist du sicher, dass du das willst?«

»Wir können nicht zulassen, dass Chase einfach von … was auch immer verschluckt wird. Ja, ich glaube, wir müssen die Dreifaltige Drangsal einschalten.«

Delilah nickte. »Wann willst du zu ihnen gehen?«