Schwestern des Mondes: Hexenzorn - Yasmine Galenorn - E-Book

Schwestern des Mondes: Hexenzorn E-Book

Yasmine Galenorn

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Beschreibung

"Der siebte sexy Fantasy Roman mit einer neuen fesselnden Geschichte um die drei Schwestern des Mondes. Die D'Artigo-Schwester sind drei sexy Mitglieder des Anderwelt-Nachrichtendienstes. Camille, eine Hexe, Delilah, eine Werkatze, und Menolly, eine Vampirin, wurden auf die Erde strafversetzt. Zusammen mit ihren Liebhabern müssen sie sowohl die Erde als auch die Anderwelt retten. Seit die Hexe Camille verheiratet ist, hat sie Probleme – was durchaus auch daran liegt, dass sie nicht einem, sondern gleich drei Männern das Ja-Wort gegeben hat. Nun ist Trillian, der Dämon, spurlos verschwunden und schwebt möglicherweise in Lebensgefahr, während der unberechenbare Drache Smoky Ärger mit seiner Familie hat, denn die ist alles andere als begeistert von seiner Frau. Einzig Morio, der Gestaltwandler, steht treu an Camilles Seite. Und das ist auch bitter nötig, denn in Seattle tauchen immer häufiger hungrige Zombies auf, die es zu bekämpfen gilt. Das alles trägt natürlich nicht dazu bei, Camilles Laune zu verbessern – und der Zorn einer mächtigen Hexe kann ungeheure Folgen haben … Der siebte Band der »Schwestern des Mondes«-Reihe von Bestseller-Autorin Yasmine Galenorn. »Schwestern des Mondes: Hexenzorn« von Yasmine Galenorn ist ein eBook von feelings*emotional eBooks. Mehr von uns ausgewählte erotische, romantische, prickelnde, herzbeglückende eBooks findest Du auf unserer Facebook-Seite. Genieße jede Woche eine neue Geschichte - wir freuen uns auf Dich!"

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Yasmine Galenorn

Hexenzorn

Schwestern des Mondes Roman

Aus dem Amerikanischen von Katharina Volk

Knaur e-books

Meiner Schwester Wanda.

Trotz all der modernden Leichen im Keller unserer Familie, durch dick und dünn sind wir beide so weit gekommen, dass die Vergangenheit endlich nur noch eine ferne Erinnerung ist.

Wo viel Licht ist, ist starker Schatten.

Johann Wolfgang von Goethe

 

Wenn man die Leiche im Keller nicht loswird, bringt man ihr am besten das Tanzen bei.

George Bernard Shaw

Die Hauptpersonen

Familie D’Artigo

Sephreh ob Tanu: Vater der D’Artigo-Schwestern. Reinblütige Fee.

Maria D’Artigo: Mutter der D’Artigo-Schwestern. Mensch.

Camille Sepharial te Maria, alias Camille D’Artigo: Die älteste Schwester, eine Mondhexe. Halb Fee, halb Mensch.

Delilah Maria te Maria, alias Delilah D’Artigo: Die mittlere Schwester, eine Werkatze. Halb Fee, halb Mensch.

Arial Lianan te Maria: Delilahs Zwillingsschwester, die bei der Geburt starb. Halb Fee, halb Mensch.

Menolly Rosabelle te Maria, alias Menolly D’Artigo: Die jüngste Schwester, Vampirin und Meister-Akrobatin. Halb Fee, halb Mensch.

Shamas ob Olanda: Cousin der D’Artigo-Schwestern. Reinblütige Fee.

 

Liebhaber und gute Freunde der D’Artigo-Schwestern

Bruce O’Shea: Iris’ Freund. Leprechaun.

Chase Garden Johnson: Detective der Polizei von Seattle, Direktor der Anderwelt-Erdwelt-Tatort-Teams (AETT). Einer von Delilahs Liebhabern. Mensch.

Chrysandra: Kellnerin im Wayfarer Bar & Grill. Mensch.

Erin Mathews: Ehemals Vorsitzende des Vereins der Feenfreunde und Eigentümerin der Scarlot Harlot Boutique. Wurde von Menolly Augenblicke vor ihrem Tod zur Vampirin gemacht. Mensch.

Henry Jeffries: Erst Kunde im Indigo Crescent, dann Teilzeit-Mitarbeiter. Mensch.

Iris Kuusi: Freundin und Begleiterin der Schwestern. Priesterin der Undutar. Talonhaltija (finnischer Hausgeist).

Lindsey Katharine Cartridge: Leiterin des Green-Goddess-Frauenhauses. Heidin und Hexe. Mensch.

Luke: Barkeeper im Wayfarer Bar & Grill. Werwolf. Einsamer Wolf – rudellos.

Morio Kuroyama: Einer von Camilles Liebhabern und Ehemännern. Sozusagen der Enkel von Großmutter Kojote. Yokai-kitsune (japanischer Fuchsdämon).

Nerissa Shale: Menollys Geliebte. Arbeitet für die Sozialfürsorge und kandidiert für den Gemeinderat. Werpuma, Mitglied des Rainier-Pumarudels.

Rozurial, alias Roz: Söldner. Menollys Gelegenheits-Liebhaber. Incubus, ehemals reinblütige Fee, ehe Zeus und Hera seine Ehe zerstörten.

Sassy Branson: Wohltätiges Mitglied der feinen Gesellschaft. Vampir (Mensch).

Siobhan Morgan: Eine Freundin der Schwestern. Selkie (Werrobbe) und Mitglied der Puget Sound Selkie-Kolonie.

Smoky: Einer von Camilles Liebhabern und Ehemännern. Halb weißer, halb Silberdrache.

Tavah: Hüterin des Portals im Wayfarer Bar & Grill. Vampirin (reinblütige Fee).

Tim Winthrop, alias Cleo Blanco: Computergenie, Frauendarsteller. Mensch.

Trillian: Söldner, derzeit in Königin Tanaquars Diensten. Camilles Alpha-Lover. Svartaner (gehört also zu den Betörenden Feen).

Vanzir: Nach eigenem Wunsch in ewiger Knechtschaft an die Schwestern gebunden. Traumjäger-Dämon.

Venus Mondkind: Der Schamane des Rainier-Rudels. Werpuma.

Wade Stevens: Vorsitzender der Anonymen Bluttrinker. Vampir (Mensch).

Zachary Lyonnesse: Jüngstes Mitglied des Ältestenrats des Rainier-Rudels. Einer von Delilahs Liebhabern. Werpuma.

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Kapitel 1

Lauf! Raus hier, schnell!« Morio stieß mich auf die eisernen Torflügel zu.

Ich fragte nicht, warum. Ich stürzte nur zum Ausgang und achtete darauf, das Metall nicht zu berühren, als ich an den schmiedeeisernen Spitzen vorbeisauste. Kurz bevor ich die Treppe erreichte, die aus dem Mausoleum hinausführte, hörte ich einen weiteren Schrei von Morio. Ich blieb stehen und wirbelte herum. Er hatte die Tasche mit seinem Schädel-Talisman fallen gelassen und zwei Krummdolche gezückt. Sie waren mein Hochzeitsgeschenk an ihn, doch im Moment nahm er sich nicht die Zeit, die Griffe aus geschnitztem Horn zu bewundern.

Nein, jetzt war Showtime.

Zwei Menschen kamen mit langen, schlurfenden Schritten auf ihn zu. Oder vielmehr zwei Leichen.

»Kannst du ihnen die Köpfe abschlagen?«

Morio schnaubte. »Na klar. Ich hüpfe da einfach rein und säbele ihnen mit diesen Prachtstücken die Köpfe ab. Wach auf, Weib. Wir haben uns ein schönes Stück Arbeit eingehandelt.«

»He, so wäre das Leben gleich viel leichter«, erwiderte ich, aber natürlich hatte er recht. Das Problem war nicht, dass Morio nicht hätte kämpfen können. Morio war ein phantastischer Kämpfer. Nein, die Schwierigkeit bestand darin, dass unsere Gegner nicht direkt lebendig waren. Genau genommen waren sie bereits tot. Und gefährlich.

Einer der beiden war genau das, wonach er aussah – ein wandelnder Kadaver. Normalerweise stellte es kein großes Problem dar, einen Zombie zurück ins Grab zu schicken – sie waren nichts als herumschlurfende, hirnlose Monster. Je weniger Hirn, desto geringer die Herausforderung. Doch wir hatten einen potenziell tödlichen Fehler gemacht. Der Kumpel des Kadavers war sich nämlich unserer Absichten nur zu bewusst und hatte bereits zu flüstern begonnen.

Dass wir uns für unser Experiment versehentlich einen Dämonenleichnam ausgesucht hatten, war wirklich ungünstig. Außerdem hatten wir einen Geist in diesen Körper beschworen, was uns auch nicht gerade half. O ja, wir hatten gewaltige Scheiße gebaut.

Während ich zu ihm zurücklief, sprang Morio in die Luft und landete aus der Drehung einen Tritt gegen die Brust der ersten Leiche. Das Geschöpf taumelte rückwärts, prallte gegen die Wand und rutschte zu Boden. Aber es bewegte sich noch, und wenn wir unsere Sache vorhin gut gemacht hatten, würde es gleich wieder aufstehen. Allem Anschein nach verdienten wir eine Eins mit Stern für besonders gelungene Feinarbeit. Der Zombie versuchte bereits, sich aufzurappeln.

»Mist. Ausgerechnet jetzt muss unsere Magie funktionieren«, brummte ich, hin- und hergerissen zwischen dem Stolz auf unsere Leistung und dem Wunsch, wir wären nicht so verdammt gut. Ich ging in Gedanken mein Repertoire an Zaubern durch und versuchte, mir etwas Nützliches einfallen zu lassen. Wir mussten den Beschwörungszauber rückgängig machen, aber zuerst: Was konnte einen zornigen Geist, der im Körper eines toten Dämons herumspazierte, zum Erstarren bringen?

Morio ließ die Dolche durch die Luft zischen und erwischte den Zombie am Arm. Er schaffte es, einen langen Streifen Haut und Fleisch abzusäbeln, und ich verzog das Gesicht, als der Klumpen Dämon auf den Boden klatschte. Das Monster taumelte, als Morio ihm einen Kinnhaken versetzte. Es wankte ein paar Schritte rückwärts, wirkte aber so munter und fix wie zuvor.

O Mann, so hätte unser Experiment wirklich nicht laufen sollen.

Schnell, schnell, was konnte ich einsetzen? Feuer? Nein, das verdammte Ding war ein Dämon, also war der Körper wahrscheinlich noch immun gegen Flammen. Aber wie wäre es mit einem Blitz? Ich grinste. Elektrizität könnte funktionieren.

Ich riss die Arme hoch, schloss die Augen, rief die Mondmutter an und beschwor Blitze herab. Ein Gewitter zog gerade herauf, also hatten sie es nicht weit bis zu mir.

Die Blitze gehorchten augenblicklich. Ich konnte sie in etwa sieben Kilometern Entfernung krachen hören, als die Wolken heranrasten und das Gewitter zu mir brachten. Während die Energie sich um meine Hände ballte, wurde sie immer dichter, bis sie mich einhüllte wie Nebel. Die Kraft drang in meine sämtlichen Poren und mit dem wirbelnden Dunst auch in meine Lunge.

Die Energie sammelte sich wie eine aufgerollte Schlange am unteren Ende meines Rückens und stieg dann meine Wirbelsäule empor. Sie prickelte wie tausend kleine Nadelstiche, ein köstlicher, sinnlicher Schmerz. Mit dem Energiestoß kam heftige Erregung – Sex und Magie waren für mich eng miteinander verknüpft. Ich sog tief den Atem ein, als der Zauber meinen Körper übernahm. Dann bog ich den Rücken durch, breitete die Arme aus und richtete die Handflächen gegen den Dämon.

Morio schaute zu mir herüber, und ich hörte ihn mit entsetztem Blick brummen: »Ach du Scheiße.« Er sprang zurück, versetzte dem Dämon einen letzten Tritt und brachte sich dann mit einem Radschlag in Sicherheit. Sobald ich freies Schussfeld auf den Zombie hatte, streckte ich die Finger aus und ließ die Energie aus mir herausströmen. Sie bäumte sich auf, nahm die Form eines Drachen an und stürzte sich mit knisternden zehntausend Ampere auf den Dämon.

Der Geist, den wir beschworen hatten, kreischte und floh aus dem Körper, als der Kadaver zu Boden sackte. Ich fiel mit grässlichen Bauchschmerzen auf die Knie, doch als Morio aufschrie, blickte ich gerade rechtzeitig hoch, um zu sehen, wie der Blitz sich zusammenrollte, kehrtmachte und direkt auf mich zuraste. Ich kreischte und hob das Horn des Schwarzen Einhorns.

»Beuge!«

Der Herr der Winde, den das Horn barg, erhob sich und riss sein Schwert vor mir hoch. Der Blitz wurde davon angezogen, schlug krachend ein, fuhr durch den Körper des Luftelementars, ohne Schaden anzurichten, und floss in den Boden. Ich krabbelte von dem schwarzen Fleck zurück, der einen halben Meter vor mir auf dem Betonboden entstanden war, während Morio den zweiten Zombie in so kleine Teile zerhackte, dass er uns nicht mehr gefährlich werden konnte.

»Tja«, sagte ich keuchend und lehnte mich an die Wand. Mir war nur allzu bewusst, dass ich um Haaresbreite gegrillt worden wäre. Wieder einmal. »Das können wir jedenfalls auch auf unsere Du sollst nicht-Liste setzen. Die ist schon ganz schön lang geworden. Wessen dämliche Idee war das eigentlich?«

»Wir haben einen Fehler gemacht und uns den falschen Wirtskörper ausgesucht. So was kommt vor.« Er zuckte mit den Schultern.

»So was kommt vor? Wie um alles in der Welt haben wir es geschafft, den Leichnam eines Dämons aufzuwecken, ohne es zu merken?« Ich starrte ihn einen Moment lang an, bis er verlegen grinste. »Oh, ihr guten Götter, du hast es gewusst. Du wusstest, dass wir den Geist in den Körper eines Dämons beschwören, und mich ungeniert machen lassen. Was zum Teufel hast du dir dabei gedacht? Bist du verrückt?«

»Ich habe mir gedacht, dass du schon dahinterkommen würdest«, erwiderte er lachend. Er sah aus, als genieße er dieses Fiasko geradezu. »Wir leben noch, also betrachte ich das Ganze als Erfolg. Und wenn du dir nicht den Geist eines Magiers zum Beschwören ausgesucht hättest, wären wir gar nicht in Schwierigkeiten geraten. Wenn du einfach Joe Sixpack auferweckt hättest, hätte er keine magischen Fähigkeiten gehabt, und wir hätten ihn kontrollieren können. Kannst du dir vorstellen, was ein Dämonen-Zombie in einem Kampf für uns tun könnte? Schwer zu töten, schwer außer Gefecht zu setzen. Goblins, Trolle und sogar andere Dämonen hätten damit alle Hände voll zu tun.«

Ich blinzelte ungläubig. »Jetzt bin ich also schuld daran?« Er lachte wieder, und ich fauchte empört: »Du hast mir nicht gesagt, wen ich beim Geister-Lieferservice bestellen soll. Ich habe willkürlich irgendjemanden genommen. Ich wusste doch nicht, dass er mal Magier war …«

»Camille, Süße, ist schon gut.« Morio lehnte sich an mich und strich mir über die Wange. Seine Haut fühlte sich oh, so weich an. »Uns ist nichts passiert. Wir kommen damit klar, also ist alles in Ordnung. Und jetzt hoch mit dir, Weib. Wir müssen noch diesen Geist in die Schattenwelt zurückverbannen.« Er deutete auf die Wand gegenüber.

Dort schwebte ein gespenstischer weißer Schemen, beinahe so dicht vor uns, dass wir ihn berühren konnten – der Geist, den wir in den Dämonenleichnam beschworen hatten. Doch da wir das Phantom aus seinem Wirt herausgepustet hatten, konnte es jetzt nichts mehr tun. Der Magus hatte im Leben irdische Magie praktiziert, was bedeutete, dass er uns von jenseits des Grabes nichts anhaben konnte, wenn ihm kein Körper dafür zur Verfügung stand. Und ich hatte sein Urlaubsdomizil soeben in Stücke gesprengt, die nicht einmal ein Dämonen-Pit-Stop fix wieder zusammenschrauben konnte.

Ich klopfte mir den Staub vom Rock, den ich wohl nur mit einem Fusselroller und reichlich Feinwaschmittel würde retten können.

»Gut. Wohin also?« Ich humpelte Morio nach – mein Knie tat weh. Ich hatte es mir ordentlich angehauen, als ich dem Blitz ausgewichen war.

»Hast du dir weh getan?« Er schlang den Arm um meine Schultern, presste die Lippen auf meine und spielte in einem langen, genüsslichen Kuss leicht mit meiner Zunge. Morio mochte schlank bis schmächtig sein, und er war nicht der größte meiner Liebhaber, aber er hatte einen verdammt heißen Körper.

»Mit noch so einem Kuss wird es bestimmt gleich besser«, flüsterte ich, schmiegte mich an ihn und ließ die Finger an ihm hinabgleiten. Ich strich mit der Hand über seine Hose und sog die Luft ein, als ich durch den dünnen Stoff spürte, wie er hart wurde.

»Lass das«, flüsterte er grinsend. »Wir haben zu tun.«

»Ich brauche dich«, widersprach ich. Zaubern und den Tod überlisten waren meine liebsten Aphrodisiaka. In Kombination sorgten sie dafür, dass ich mir auf der Stelle die Kleider vom Leib reißen und einen Nahkampf der anderen Art ausfechten wollte.

»Geduld, Geduld«, raunte er und knabberte an meinem Ohrläppchen. »Wenn wir nach Hause kommen, werden Smoky und ich dir geben, was du willst, Liebste.«

Ich wandte mich beinahe tanzend von ihm ab. »Dann sehen wir zu, dass wir hier fertig werden. Je schneller wir nach Hause kommen, desto eher könnt ihr beiden ein Duett auf mir spielen.« Ich liebte meine beiden Ehemänner. Und zusammen konnten sie Dinge mit mir anstellen, die mich ins Weltall katapultierten. Sex war zum reinsten Füllhorn verschiedener Genüsse geworden, und wenn Trillian, mein Alpha-Lover, erst zurückkehrte, würde ich ziemlich sicher die glücklichste Frau sowohl der Erdwelt wie auch der Anderwelt sein. Sofern Trillian nicht explodiert, wenn er erfährt, dass ich Smoky und Morio geheiratet habe. Er wusste, dass sie meine Liebhaber waren, doch dass ich sie ganz offiziell zu meinen Ehemännern gemacht hatte, könnte ihn überschnappen lassen. Bei Morio würde er es vielleicht nicht ganz so schlimm finden, aber bei Smoky … da hatte immer ein Testosteron-Krieg in der Luft gelegen, wenn Trillian zu einem Auftrag wegbeordert wurde.

»Abgemacht«, sagte Morio.

Lachend folgte ich ihm aus dem Mausoleum. Ausnahmsweise heftete der beschworene Geist sich nicht an unsere Fersen. Im Gegenteil, er blieb zurück und schaute sich nach rechts und links um, als überlege er, wohin er sich verziehen sollte.

»Was ist mit dem Geist? Er ist für das Ritual quasi unentbehrlich.«

Morio zuckte mit den Schultern. »Keine Sorge. Er kommt schon. Er kann sich ja nicht weigern.«

Während er das sagte, schlüpfte der Geist um die Ecke in einen schmalen Gang, der tiefer in das Mausoleum im Wedgewood-Friedhof hineinführte. Wir sahen zu, wie er darin verschwand.

Ich schüttelte den Kopf. »Glaubt er wirklich, er könnte einfach so davonkommen? Er muss doch wissen, dass er nur hier ist, weil wir ihn gerufen haben. Und weil wir ihn beschworen haben, ist er magisch gezwungen, in unserer Nähe zu bleiben, bis wir mit ihm fertig sind. Oder ihm einen anderen Körper geben, in dem er herumlaufen kann.«

»Vielleicht ist er Optimist«, entgegnete Morio. »Komm, gehen wir raus und schicken ihn dahin zurück, wo er hingehört.« Er schauderte, als uns ein kalter Luftschwall traf. »Es wird doch wohl keinen Frost geben – noch vor der Tagundnachtgleiche.«

»Der Herbst ist trotzdem schon da«, sagte ich. »Glaub mir. Und dieser Winter wird der Hammer.«

 

Als wir nach draußen traten, fiel ein Flecken Mondlicht auf unseren Weg. Der Wind frischte auf, so dass es mir noch kälter vorkam. Die Temperatur lag bei etwa sieben Grad, und der Geruch von Regen hing schwer in der Luft. Das Gewitter näherte sich rasch, und noch in der kommenden Stunde würde es kräftig schütten, wenn der Herbstregen über Seattle niederging.

Ich atmete langsam und tief ein, um mich zu beruhigen. Der satte Duft von lehmiger Erde und Moos durchströmte mich und stärkte mich mit der Magie irdischer Essenzen. Die Erdmutter hatte die ganze Nacht lang zu mir gesprochen, und ich spürte ihren langsamen, kräftigen Herzschlag als steten Rhythmus unter meinen Füßen.

Wir kehrten zu dem Altar zurück, den wir auf einer steinernen Bank hinter einem Dickicht aus Rhododendren errichtet hatten. Die rechteckige Steinplatte nur ein paar Schritte neben dem Mausoleum war etwa fünfundvierzig Zentimeter hoch. Links hatte Morio eine dicke, schwarze Kerze aufgestellt, rechts eine elfenbeinfarbene. Die Flammen flackerten in der kräftigen Brise. In unserer Abwesenheit war Wachs an den Seiten heruntergelaufen und hatte sich um die Kerzen herum auf der Granitplatte verteilt. O ja, hübsch ordentlich sah das aus. Nächstes Mal mussten wir unbedingt Kerzenhalter mitnehmen.

Neben der schwarzen Kerze lag ein Dolch aus Obsidian, dessen Klinge im weichen Kerzenschein glänzte. Der Griff war aus Eibenholz geschnitzt, und um die Klinge pulsierte sacht ein violetter Lichtschimmer.

Neben der weißen Kerze stand ein Kristallkelch mit einer dunklen Flüssigkeit. Sie sah aus wie Blut, doch tatsächlich handelte es sich um einen kräftigen Merlot.

»Na so was – dem Dämonenbalg und der Feenschlampe fällt endlich ein, dass ich auch noch da bin, und sie kommen herbeistolziert wie die Drag Queens zu einer Gala-Show. Ich dachte schon, ich würde euch hässliche Gestalten hier nie wiedersehen«, drang eine schwache Stimme von einem Rhododendronzweig. »Wo zum Teufel habt ihr zwei Volltrottel so lange gesteckt?«

Ich verzog das Gesicht. Das Skelett war ganze dreißig Zentimeter groß. Es hockte auf einem Zweig und hielt sich an einem Blatt fest. Großmutter Kojote hatte Morio das Ding geliehen. Genau genommen war es eine Art Golem aus ein paar Knochen, denen Leben und eine gewisse Intelligenz eingehaucht worden war. Ob sie es selbst erschaffen oder irgendwo gefunden hatte, wusste ich nicht. Und ich würde sie gewiss nicht danach fragen. In den Privatangelegenheiten einer der Ewigen Alten herumschnüffeln? Auf gar keinen Fall.

»Halt die Klappe, Rodney«, sagte Morio stirnrunzelnd. Der kleine Knochenmann war ein Großmaul, und ein reichlich unflätiges obendrein.

»Wollt ihr jetzt meine Hilfe oder nicht, ihr Dummbeutel?« Schwache blaue Funken glommen in seinen leeren Augenhöhlen, und er klang ein bisschen aufgedreht.

Morio gab ihm einen leichten Klaps auf den Schädel, der Rodney beinahe vom Ast geschleudert hätte. »Immer mit der Ruhe, kleiner Knochenmann. Also, ist jemand vorbeigekommen, während wir da drin waren?« Morio warf mir einen Blick zu, und sein Gesichtsausdruck ließ darauf schließen, dass er über Rodneys Hilfe auch nicht eben glücklich war.

»He, Vorsicht!« Rodney richtete sich wieder auf. »Nein. Keiner hat euch bemerkt.«

Morio lächelte. »Gut. Dann zurück in deine Schachtel!« Er hielt eine hölzerne Schatulle hoch, die einem Mini-Sarg sehr ähnlich sah. Der Deckel war aufgeklappt, das Innere dick gepolstert und mit violettem Samt ausgekleidet.

»Da soll mich doch ein Pferd ficken.« Rodney schnaubte genervt. »Muss ich wirklich?«

»Ja«, antwortete Morio.

Rodney hob langsam den Mittelfinger und reckte ihn uns entgegen. Dann hüpfte er geschickt in das Kästchen, legte sich hin, und das Glimmen in seinen Augen erlosch. Morio klappte den Deckel herunter und verschloss die Schatulle.

»Man soll einem geschenkten Gaul ja nicht ins Maul schauen, aber ich habe das Gefühl, dass Rodney demnächst auf der Müllkippe landen wird.« Ich stupste die Schatulle mit dem Zeigefinger an. »Meinst du, Großmutter Kojote wäre beleidigt, wenn wir ihn ihr zurückgeben?«

Morio lächelte mich gemächlich an. »Möchtest du sie fragen?«

Kehrt Marsch, stählernes Gebiss unmittelbar voraus. »Nein, nein … pack ihn einfach irgendwo weg. Wir überlegen uns später, was wir mit ihm anstellen.« Ich fragte mich, ob wir ihn mit einem Verstummzauber belegen könnten. Ihm den Mund mit Seife auszuwaschen würde nichts nützen. Er hatte weder eine Zunge noch Geschmacksknospen.

Als Morio das Kästchen in seiner Tasche verstaute, blickte ich zum Himmel auf. Der Wind raschelte im Laub und ließ eine Handvoll Blätter zu Boden wirbeln. Sie verfärbten sich dieses Jahr früh. Der Herbst zog schwer herauf. Ich holte noch einmal tief Luft und spürte den Friedhofsstaub in meiner Seele. O ja, die Schnitter des Todes waren unterwegs.

Morio bedeutete mir, meinen Platz vor dem Altar einzunehmen. In seinen dunklen Augen blitzten topasgelbe Flecken, und ich wusste, dass in meinen violetten Augen Silber aufflammte. Wir hatten schon seit Tagen heftig Magie gewirkt und so viel wie möglich geübt, um unsere Zauber zu perfektionieren und für ein Zusammentreffen mit der neuen Dämonengeneralin gerüstet zu sein, die Schattenschwinge auf Seattle losgelassen hatte. Wenn wir die Lamie erst gefunden hatten, würde reichlich Arbeit auf uns zukommen. Sie hielt sich verborgen, und keiner unserer Kontakte konnte sie aufspüren oder den halb dämonischen Magier, der sie vermutlich herübergeschmuggelt hatte. Aber irgendwann würde sie in Aktion treten, und dann mussten wir bereit sein.

Während ich meinen Mann betrachtete, fiel mir auf, dass er älter aussah. Nicht alt, aber weiser, stärker und abgeklärter als bei unserer ersten Begegnung. Verdammt, wir waren alle gealtert, wenn auch nicht äußerlich, so doch innerlich.

Morio trug ein indigoblaues Musselinhemd mit passender, weiter Hose. Als Gürtel diente eine silberne Schärpe, an der eine Scheide mit einem gezahnten Schwert hing. Sein Haar, das er ausnahmsweise einmal nicht zum Pferdeschwanz gebunden hatte, war glatt und glänzte pechschwarz. Mein Ritualgewand passte zu seinem: ein indigoblaues, tief ausgeschnittenes Kleid, dessen Saum den Boden streifte. Es war so fließend, dass ich mich gut darin bewegen konnte, aber figurbetont genug, um mich nicht zu behindern. Rechts am Gürtel trug ich meinen Silberdolch, links das Einhorn-Horn.

Morio zögerte, hielt den Zeigefinger in den Wind und nickte dann.

»Also, wir wiederholen einfach den Beschwörungszauber, aber genau umgekehrt, und dazu den Bannzauber?«

»Genau. Mach ruhig. Da du den Geist gerufen hast, solltest du auch diejenige sein, die ihn wieder vertreibt.«

Ich beugte mich über die Bank, auf der eine Schicht Salz mit Rosmarinblättern verteilt war. Ich nahm den Obsidian-Dolch, erfasste die Energie mit der Spitze und zeichnete das ins Salz gemalte Pentagramm rückwärts nach. Dann zog ich gegen den Uhrzeigersinn einen Kreis darum, um das Pentakel zu öffnen.

»Suminae banis, suminae banis, mortis mordente, suminae banis.« Ich konzentrierte mich darauf, den Geist zu verbannen, den wir beschworen hatten.

Die Energie wirbelte durch meinen Körper und über die Klinge in das Salz und den Rosmarin. Plötzlich war es ganz still, der Wind flaute ab und die Luft wurde drückend. Über der Mitte des Altars erschien die geisterhafte Gestalt. Mit einem langgezogenen Kreischen wurde sie in einen kreiselnden Strudel hineingesogen und verschwand. Ich besiegelte den Zauber, indem ich energisch mit dem Dolch durch die Luft fuhr und die Energie durchtrennte, die das kleine Tor zur Welt der Schatten geöffnet hatte. Mit einem leisen Knall verschwand das Portal.

»Cool! Es hat funktioniert. Nicht ganz so machtvoll wie ein Dämonenportal, aber he, dafür habe ich diesmal nicht ein Dutzend eigensinnige Geister losgelassen«, sagte ich. In diesem Moment öffnete der Himmel alle Schleusen und ließ Donner, Blitze und einen Hagelschauer über uns hereinbrechen. Die Kerzenflammen zischten und erloschen, und es begann in Strömen zu regnen, so dass wir bis auf die Haut durchnässt waren.

»Meinst du, das Universum möchte uns damit etwas sagen?« Ich sah zu, wie der Regen alle Spuren von Salz und Rosmarin wegwusch.

Morio seufzte tief, sammelte die Kerzen ein und kippte das Wasser aus, das sich bereits um die Dochte gesammelt hatte. »Komm, wir müssen noch die Überreste von zwei Zombies aufwischen. Danach will ich nur noch nach Hause in die heiße Badewanne, und dann …« Er verstummte und warf mir einen tiefen Blick zu.

»Und dann wirst du dich auf mich stürzen und mich zu einer sehr glücklichen Frau machen«, beendete ich den Satz für ihn.

Er neigte den Kopf zur Seite und zwinkerte. »O ja«, sagte er. »Und mich selbst zu einem sehr glücklichen Mann.«

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Kapitel 2

Bis wir die Zombies weggeputzt hatten und endlich im Auto saßen, fühlte ich mich schmutzig und wollte dringend duschen. Heißes Wasser erschien mir wie der heilige Gral. Ich wollte endlich das Ektoplasma und die fauligen Fetzen Zombie-Fleisch abwaschen, die an meiner Haut klebten. Vorsichtig schlüpfte ich hinters Lenkrad, während Morio auf dem Beifahrersitz Platz nahm. Ein Blick auf die Uhr sagte mir, dass es elf Uhr abends war. Noch nicht ganz Hexenstunde, aber die einzige Magie, mit der ich heute Nacht noch zu tun haben wollte, war Sexmagie. Oder noch besser: Pfeif auf die Magie, her mit den Jungs.

Ich lehnte mich im weichen Ledersitz meines Lexus zurück und schloss kurz die Augen. Dann ließ ich den Motor an und blickte über die Schulter, um mich zu vergewissern, dass ich gefahrlos zurücksetzen konnte.

Morio schien ebenso müde zu sein wie ich. Er gähnte. »Todesmagie ist körperlich ganz schön anstrengend, nicht?«

»Ja. Diesen Geist zu beschwören hat mich fertiggemacht. Es hat mich viel mehr erschöpft, als die Blitze herabzurufen.« Ich wollte gerade losfahren, als mein Handy klingelte. Ich hielt an, nahm den Gang heraus und deutete auf meine Handtasche, die vor Morio im Fußraum lag.

»Gibst du mir bitte mein Handy? Hoffentlich ist das nicht Delilah, die mich bitten will, noch irgendwo Milch für sie zu kaufen. Heute Abend spiele ich nicht den Lieferservice.«

Er fischte das Handy aus meiner Tasche.

Ich warf einen Blick auf die Anrufernummer. Menolly – meine andere Schwester, die zufällig eine Vampirin war. Sie hätte in der Arbeit sein sollen, doch der angezeigten Nummer nach rief sie nicht aus der Bar an, sondern von ihrem Handy. Ich klappte das Telefon auf und hielt es mir ans Ohr. »Was gibt’s?«

»Wenn du mit deinem Horrorfilm-Casting fertig bist, würdest du mir dann bei einem echten Notfall helfen?« Ihre Stimme klang angespannt. Das war also kein Scherz.

»Was ist passiert? Geht es Delilah gut? Und Iris und Maggie?«

»Ja, ja – zu Hause ist alles in Ordnung«, antwortete sie. »Chase braucht uns. Ich bin schon unterwegs zu ihm, und Delilah auch. Anscheinend gibt es heute Nacht einen wahren Run auf Untote. Du weißt doch, wo Harold Youngs Haus ist, oder zumindest das, was davon übrig ist?«

Ich wollte weder an Harold Young noch an die verkohlte Ruine seiner Villa denken. Seinen Namen auch nur noch ein einziges Mal zu hören war schon einmal zu viel. Er war einer der diabolischen Freaks, die wir hatten ausschalten müssen. Er und seine Kumpel hatten einem geheimen Orden mit dem Namen Dantes Teufelskerle angehört und Schattenschwinge weibliche Feen geopfert. Dann hatten sie gewaltige Scheiße gebaut und dummerweise eine Karsetii beschworen – einen Dämon aus den untersten Tiefen. Damit meine ich die astralen Tiefen, nicht den Meeresboden.

Dieser Fehler jedoch hatte sie – und uns – zugleich vor der totalen Katastrophe bewahrt. Trotzdem hatten sie zu viel Tod und Zerstörung angerichtet, also hatten wir die gesamte Organisation zerschlagen und die Überlebenden in die Anderwelt gebracht, wo sie jetzt im Kerker saßen. Sie wussten viel zu viel über Schattenschwinge, um sie erdseits zu lassen.

»Ich stelle auf Lautsprecher, damit Morio dich auch hören kann«, sagte ich und drückte auf die Taste. »Schieß los.«

Ihre Stimme hallte mit einem unheimlichen statischen Rauschen durchs Auto. »Chase zufolge spukt es in dem Gestrüpp, das jetzt um Harolds Haus herumwuchert. Ein Passant hat im Gebüsch etwas gesehen, das er für eine Leiche hielt, und dann hat ihn irgendetwas zu Tode erschreckt. Er hat die Beine in die Hand genommen und die Polizei angerufen.«

»Weiß er, was es war?«

»Nein. Und als Chase und Shamas das überprüfen wollten, ist ihnen offenbar dasselbe begegnet – irgendeine Art Geist, der ihnen eine Scheißangst eingejagt hat. Shamas meint, der energetischen Signatur nach stamme es aus der Welt der Schatten, aber er kann nicht genau sagen, was es ist. Chase muss sich diesen Leichnam ansehen, aber er will seine Männer nicht da reinschicken, solange er nicht weiß, womit sie es zu tun bekommen.«

»Und dazu braucht er uns.« Ich stieß ein langgezogenes Seufzen aus. »Ach, na schön. Wir treffen uns dort.« Ich reichte Morio das Handy.

»Was ist los?« Er nahm es und strich dabei sacht über meine Hand.

»In letzter Zeit häufen sich die Berichte über Geister und Zombies und Ghule. Da ist irgendetwas im Busch, und ich wüsste gern, was.« Stirnrunzelnd legte ich den Rückwärtsgang ein und parkte aus. Der Lexus konnte in etwa einer Sekunde von null auf hundert beschleunigen, und während wir die Straße entlangrasten, ließ ich mein inneres Radar nach der Polizei Ausschau halten. Ich fuhr nicht so auf Geschwindigkeit ab wie Morio oder meine Schwester Menolly, aber im Moment nagte der Gedanke an mir, dass irgendetwas Großes, Hässliches unmittelbar bevorstand.

»Ja, ich weiß. Letzte Woche hat er uns dreimal wegen Geistern angerufen und dreimal wegen Zombies. Jemand weckt hier in der Gegend die Toten auf, und wir müssen herausfinden, wer das ist.«

»Du meinst, abgesehen von uns?« Ich lächelte ihn an, und er tippte mit dem Zeigefinger an mein Knie. Ein prickelnder Schauer lief an meinem Bein empor. Seine geringste Berührung reichte aus, um mich scharfzumachen, wenn wir zusammen Magie gewirkt hatten. »Was ist?«

»Fahr langsamer. Wir sind mitten in der Stadt. Hier laufen Frauen und Kinder herum.«

Schnaubend ging ich vom Gas. »Das brauchst du gerade zu sagen. Und so spät an einem nassen Septemberabend sind nur noch die Junkies und Obdachlosen unterwegs – und zumindest Letztere findet man eher selten mitten auf der Straße.« Ich seufzte. »Ich finde, wir sollten einfach sämtliche Leichen in der Umgebung ausbuddeln und kremieren, die Portale ein für alle Mal versiegeln und dann einen schönen, langen Urlaub machen.«

Er lachte, und seine klangvolle, samtige Stimme wirkte beruhigend wie warmer Honig. »Wenn wir in Urlaub fahren würden, würdest du nach ein paar Tagen herumjammern, dir sei langweilig. Soll ich die restliche Strecke fahren?«

Ich schüttelte den Kopf. »Nein … bleib nur immer schön bei mir, Liebster. Ganz nah bei mir.«

 

Ach so, ich sollte mich wohl endlich vorstellen. Ich bin Camille, die älteste der D’Artigo-Schwestern. Wegen unserer Abstammung passen wir nirgendwo so richtig hin, auf die eine oder andere Weise. Unser Vater ist eine reinblütige Fee, unsere Mutter war menschlich. Dank unseres gemischten Blutes wandeln wir drei zwischen den Welten und gehören weder der Anderwelt noch der Erdwelt ganz an.

Ich bin eine Hexe und habe dem Zirkel der Mondmutter die Treue geschworen, und ich habe zwei Schwestern. Drei, um genau zu sein, sofern man Arial mitzählt, Delilahs Zwillingsschwester, die bei der Geburt starb und kürzlich zu unserer großen Überraschung aufgetaucht ist. Sie ist ein Geisterleopard, und bis vor wenigen Monaten wussten wir alle nichts von ihr.

Man hat mich schon mit allen möglichen Bezeichnungen belegt, von »Verführerin« bis hin zu »Schlampe«, und wenn die Leute mit der Zunge schnalzen, weil ihnen meine Garderobe (edler Gothic-Fetisch-Look) oder meine Liebhaber (mehrere, und kein einziger davon menschlich) nicht passen, hefte ich das einfach unter Neid ab. Sie müssen schließlich nicht in meiner Haut leben, also können sie sich ihre Meinung sonst wohin stecken. Meine Magie leidet des Öfteren unter einer Art Kurzschluss. Ich bin süchtig nach Make-up und Kaffee. Und ich bin wirklich nicht besonders diplomatisch. Aber wie Popeye schon sagte: Ich bin, was ich bin, und wenn das den Leuten nicht gefällt – scheiß auf sie.

Delilah, die Zweitälteste, ist die Naivste von uns dreien, obwohl sie inzwischen zu schnell lernt, wie es auf der Welt wirklich zugeht. Sie ist eine Werkatze und verwandelt sich in den unpassendsten Momenten in ein langhaariges, goldenes Tigerkätzchen. Nun muss sie damit fertig werden, dass der Herbstkönig sie zu einer seiner Todesmaiden gemacht hat, und obendrein ist ihre zweite Wernatur in Erscheinung getreten – ein schwarzer Panther. Den hat sie auch nicht unter Kontrolle. Wie schon erwähnt, hatte Delilah eine Zwillingsschwester, aber irgendetwas ist schiefgegangen. Wir wissen nicht, was, denn unser Vater ist leider nicht sehr gesprächig – jedenfalls ist Arial bei der Geburt gestorben. Delilah vergöttert Jerry Springer und hat zwei Liebhaber – einer ist menschlich, der andere nicht so ganz, obwohl Zachary, der Werpuma, erst kürzlich schwer verletzt wurde, als er Delilahs Vollblutmenschen-Freund Chase gerettet hat.

Dann wäre da noch meine jüngste Schwester, Menolly. Sie war früher eine Jian-tu, eine Spionin, die vor allem ihr unglaubliches akrobatisches Geschick nutzt. Aber hin und wieder schlägt auch bei ihr der Fluch unserer gemischten Abstammung zu, und ihre akrobatischen Fähigkeiten versagen. So wurde sie auch zur Vampirin. Sie spionierte gerade einen Clan abtrünniger Vampire zu Hause in der Anderwelt aus, als sie ihnen buchstäblich in den Schoß fiel. Dredge, der schreckenerregendste Vampir überhaupt, vergewaltigte sie, folterte sie, blutete sie aus und verwandelte sie dann. Menolly versank für ein ganzes Jahr in finsterem Wahnsinn, bis der AND ihr helfen konnte. Sie lernte, sich im Griff zu haben, und kam schließlich zu uns nach Hause zurück. Vor einiger Zeit hat sie ihren Meister vernichtet und damit längst überfällige Rache geübt.

Wir arbeiten für den AND – den Anderwelt-Nachrichtendienst. Zu Hause trägt er natürlich einen anderen Namen.

Als der AND uns erdseits verschickte, wusste er natürlich nichts davon, dass Schattenschwinge, der dämonische Herrscher der Unterirdischen Reiche, einen Plan gefasst hatte. Er will die Portale sprengen und damit die Grenzen zwischen den Reichen überwinden, um sowohl die Erdwelt als auch die Anderwelt in seine private kleine Schlammgrube zu verwandeln. Dazu muss er möglichst viele der Geistsiegel an sich bringen – uralte Artefakte, die die Trennung der Reiche aufrechterhalten. Wir sind zufällig über seinen Plan gestolpert und stellen jetzt die erste Linie der Abwehr dar, indem wir versuchen, die Geistsiegel einzusammeln und in Sicherheit zu bringen. Wir haben vier, die Dämonen haben eines, und das ist schon eines zu viel. Vier magische Siegel sind noch zu haben. Wir haben Verbündete gewonnen, aber der Feind ist uns allein zahlenmäßig weit überlegen. Bisher haben wir schon zwei von Schattenschwinges Späherkommandos und einen seiner Generäle ausgeschaltet – den Rāksasa, der es geschafft hat, das dritte Geistsiegel in die Finger zu bekommen. Doch es warten Tausende von Dämonen darauf, durch die Portale zu stürmen. Und sie werden jedem, der sich ihnen in den Weg stellt, das Leben zur Hölle machen.

 

Während wir durch die Septembernacht rasten, klatschte der Regen in dicken Tropfen auf die Windschutzscheibe. Ich schaltete die Scheibenwischer ein und dankte den Göttern dafür, dass ich mir von dem Autohändler kein Cabrio hatte aufschwatzen lassen. Morio kramte in seiner Tasche herum. Schließlich holte er zwei Snickers-Riegel hervor, wickelte einen aus und reichte ihn mir.

»Hier, du brauchst neue Energie. Ich auch.«

Ich biss in den Schokoriegel. »Danke – genau das Richtige«, nuschelte ich, den Mund voll Karamell und Nougat. Morio hatte ja so recht. Ich war erschöpft, und ich wusste, dass es ihm bald ebenso gehen würde. Als Yokai-kitsune war er stärker und ausdauernder als ich.

»Hat Smoky vor, seinen faulen Hintern in Bewegung zu setzen und uns zu helfen?«, fragte er.

»Mahhscheinlih«, antwortete ich durch einen weiteren Mund voll Schokolade. Smoky, mein anderer Ehemann, kümmerte sich – wie alle Drachen – in erster Linie um seine eigenen Angelegenheiten. Aber er liebte mich. Folglich half er uns. Und seine Hilfe war hochwillkommen. Smoky, dieser lange Leckerbissen, war ein furioser Kämpfer. Als ich mir den letzten Bissen Schokoriegel in den Mund steckte, setzte der Zucker-Kick ein. »Ich könnte noch ungefähr zehn davon vertragen, aber der hat schon mal sehr gutgetan.«

Ich bog nach links in eine Seitenstraße ab. Seattle war mitten in der Nacht wie ausgestorben – umso besser für uns. Ich fuhr langsamer, und bald kam ein Streifenwagen in Sicht. Menollys Jaguar stand auch schon da, von Delilahs Jeep war noch nichts zu sehen.

Ich parkte hinter dem Streifenwagen, und wir schleppten uns in die nasse Nacht hinaus. Das Gewitter war einem kräftigen Dauerregen gewichen, und ich zitterte vor Kälte. Morio bemerkte es und beugte sich ins Auto, um seine Lederjacke herauszuholen und sie mir um die Schultern zu legen.

Wir traten zu Chase. Der VBM-Detective lehnte neben meinem Cousin an dem Streifenwagen. Obwohl Chase Johnson sehr gut aussah, wirkte er geradezu unscheinbar neben Shamas, der reines Feenblut hatte. Shamas hatte etwas von einem glamourösen Rockstar und sah mir ziemlich ähnlich, aber weil er reinblütig war, war seine Ausstrahlung noch stärker und umwerfend sexy. Und er wusste sie zu nutzen. Ich hatte gesehen, wie er in den vergangenen zwei Wochen nach Schichtende ein ganzes Dutzend verschiedener Frauen mit nach Hause gebracht hatte. Seine Mutter war kürzlich gestorben, und das schien etwas in ihm entfesselt zu haben – eine dunklere Seite, die ich zwar spürte, aber noch nicht richtig zu fassen bekam.

»Wo ist Menolly?«, fragte ich und blickte mich um. Nach allem, was ich wusste, schwebte sie möglicherweise oben in den Bäumen oder probierte mal wieder ihre Fledermaus-Gestalt aus – gar keine gute Idee. Letztes Mal hatte sie mittendrin die Konzentration verloren und war aus fast zehn Metern Höhe abgestürzt.

»Da drüben«, antwortete Chase und deutete auf einen Haufen halb verrotteter Balken, die aus den Überresten der dreistöckigen Villa stammten. »Sie spielt den Bluthund. Hat gesagt, sie wolle nach der Witterung von Dämonen oder Untoten suchen.«

Ich nickte und warf einen Blick auf das Gesicht des Detectives. Er sah fertig aus. Sein Anzug war zerknittert – ein seltener Anblick –, er hatte dunkle Ringe unter den Augen, und jetzt fiel mir auch die Zigarette zwischen seinen Fingern auf. Der Stumpf seines kleinen Fingers war vollständig verheilt, doch als er sah, dass ich auf seine Hände schaute, versuchte er ihn zu verstecken. Noch nicht darüber hinweg, dachte ich.

Ich ignorierte sein Unbehagen, hob die Hand, schlug ihm die Zigarette aus den Fingern und trat sie mit dem Absatz aus.

»Du weißt, dass Delilah nicht mit dir schlafen wird, wenn du nach Aschenbecher stinkst.« Ich bog den Rücken durch und versuchte, meine verspannten Schultern zu lockern. »Rauchen ist eine widerliche Angewohnheit.«

Er starrte mich an, und sein Mundwinkel zuckte. »Widerlich? Habe ich das richtig verstanden? Meine Freundin verwandelt sich in eine Katze, frisst Mäuse und Käfer und benutzt ein Katzenklo. Menolly trinkt Blut. Und du – du …« Er rümpfte die Nase. »Was ist das für ein Gestank? So etwas Übles habe ich nicht mehr gerochen, seit wir eine zehn Tage alte Leiche exhumieren mussten. O nein«, sagte er und schüttelte den Kopf. »Bitte sag mir, dass du nicht wieder mit Toten herumgespielt hast.«

Ich errötete und scharrte mit der Stiefelspitze auf dem Boden. »Also, wenn du es so ausdrückst, hört sich das wirklich übel an.«

Chase stöhnte. »Du hast die Grabräuberin gespielt?« Er blickte an mir vorbei zu Morio hinüber. »Ihr beide?« Ehe ich antworten konnte, hob er die Hand. »Nein, sag nichts. Wovon ich nichts weiß, dafür kann ich euch nicht festnehmen. Im Moment stecke ich sowieso schon bis zum Hals in der Scheiße. Tut mir nur einen Gefallen, wenn ihr da draußen eure Alptraumspielchen treibt.«

»Und der wäre?«, fragte Morio, der neben mich trat und mir einen Arm um die Taille schlang.

»Nehmt Gräber, die von der Stadt gepflegt werden, nicht von Angehörigen, und weckt niemanden auf, den man erkennen könnte. Keine Promi-Zombies, okay?« Damit wandte er sich wieder dem Grundstück zu, das mit Absperrband gesichert war. »Darf ich euch also jetzt die Lage hier erklären?«

»Ist deine Show«, sagte ich und ließ mich gegen Morio sinken. Er roch nach Moschus und Schweiß und all den anderen guten Dingen, die normalerweise meinen Pulsschlag in die Höhe trieben. Aber mittlerweile hatte ich »scharf« hinter mir gelassen und »durchgefroren und müde« erreicht. Die Nacht war einfach zu kalt und ich zu müde, und im Moment sehnte ich mich nur noch nach einem warmen, kuscheligen Bademantel, einem Glas Wein und meinem weichen Bett.

Menolly kam zurück, mit eisgrauen Augen und ausgefahrenen Reißzähnen. Das einzige Geräusch, das sie verursachte, war das leise Klappern der Elfenbeinperlen in ihren langen Zöpfen. Sie hatte das Haar eine Weile offen getragen, dann aber erklärt, dass sie sich damit nicht wohl fühle. Also hatten wir eines Nachts eine Vampirin, die früher Friseurin gewesen war, zu uns nach Hause kommen und die zahllosen dünnen Zöpfchen neu flechten lassen.

Meine Schwester rieb sich die Nase. »Wenn das Blut nur nicht so gut riechen würde.«

Chase verzog das Gesicht. »Ja, schon gut. Was hast du herausgefunden?«

»Nichts. In diesem Gestrüpp aus Rhododendron und Farn ist irgendwas, aber falls es ein Dämon sein sollte, kann ich die Art nicht näher bestimmen.« Sie sah uns und winkte. »Gut, da seid ihr ja. Vielleicht kommt ihr dahinter. Chase, hast du ihnen schon erzählt, was du mir gesagt hast?«

»Das wollte ich gerade«, entgegnete er. »Seht ihr die wuchernden Rhododendren da drüben? Dahinter liegt eine Leiche, aber wir kommen nicht dran. Als Shamas sich durch das Gebüsch arbeiten wollte, haben wir ein tiefes Knurren gehört, und dann kam ein schwarzes … Ding … herausgeschossen. Ich hatte einen Suchscheinwerfer auf die Stelle gerichtet, aber nicht einmal der konnte diese Dunkelheit beleuchten.« Chase gab Shamas einen Wink. »Na los. Gib ihnen die Einzelheiten.«

Shamas lächelte mich gemächlich an. »Hi, Cousinchen.« Er hatte sich bemerkenswert schnell in der Erdwelt akklimatisiert und Umgangssprache und Gebräuche nur allzu leicht angenommen. »Ich weiß, dass es etwas aus der Schattenwelt ist, so viel konnte ich feststellen, aber ich habe keine Ahnung, was genau es sein könnte. Dabei bin ich den Umgang mit Geschöpfen der dunkleren Ebenen gewöhnt.«

Sein Gesichtsausdruck beunruhigte mich. Shamas hatte im Lauf des vergangenen Jahres ein paar bemerkenswerte Fähigkeiten erlangt, aber wir hatten keinen Schimmer, wie. In der Anderwelt hatte ihm das jedenfalls ganz sicher niemand beigebracht. Er hatte es sogar geschafft, einer Jakaris-Triade, die ihn hatte ermorden sollen, die Macht abzuringen und für sich selbst zu nutzen – eine noch nie dagewesene Leistung. Je mehr Zeit wir mit ihm verbrachten, desto öfter fragte ich mich, was seine Flucht vor den Meuchlern mit ihm angestellt haben mochte. Er war nicht mehr der Shamas, den ich als Kind gekannt hatte.

Ich ging an ihm vorbei, mit Morio an meiner Seite. »Ist Smoky da?«

»Er hat Delilah gesagt, dass er kommen würde, falls wir ihn brauchen. Er wartet neben dem Telefon«, antwortete Chase. »Delilah ist auf dem Weg hierher.«

Ich trat vom Gehsteig vor die finsteren Überreste des Verbindungshauses. Das Anwesen war kürzlich verkauft worden und gehörte nun zum ersten Mal seit über hundert Jahren nicht mehr Harolds Familie. Wir wussten zufällig, dass der Mann, der es gekauft hatte – Carter –, in Wahrheit ein Dämon war. Er stand auf unserer Seite, aber wir hielten seine wahre Natur geheim. Was die Stadt nicht wusste, konnte niemanden heiß machen. Zumindest in diesem Fall.

Während ich mit Morio im Rücken langsam auf die Trauerweide zuging, stockte mir der Atem. Die Energie war schwer und dunkel – widerlich, ranzig. Kein Zweifel, da war irgendetwas, eine unfreundliche, fast schon zornige Präsenz. Ich blieb unsicher stehen.

Morio beugte sich zu mir vor und flüsterte: »Ich weiß, was das ist. Und Shamas hat recht – das Geschöpf stammt aus der Schattenwelt, aber es ist kein Geist.«

»Was denn dann?«, fragte ich so leise wie möglich.

»Eine Goshanti. Das sind Teufelinnen, die durch den Zorn betrogener oder ermordeter Frauen entstehen. Es gibt eine Menge solcher Geschöpfe, nicht nur in meiner Heimat, sondern überall auf der Welt. Wenn man bedenkt, was dem weiblichen Geschlecht über so lange Zeit hinweg angetan wurde, ist es kein Wunder, dass die Geister irgendwann Form und Substanz annehmen.«

Er legte die Hände auf meine Schultern und stützte mich von hinten. »Sie hassen Männer, und sie locken Frauen zu sich, um sie dann zu töten und ihre Seelen zu verschlingen. So wachsen sie nach ihrer Entstehung weiter. Männer töten sie nur, um ein wenig Nahrung zu gewinnen und sich zu rächen, aber weibliche Opfer wirken wie eine Art übersinnliche Steroide. Offenbar begreifen die Goshanti nicht den Zusammenhang, dass sie anderen Frauen das antun, was ihnen selbst angetan wurde.«

Großartig. Ganz großartig. Und nur allzu verständlich, nachdem auf diesem Grundstück so viele Morde passiert waren. »Weißt du, wie man sie töten kann?«

Morio küsste mich auf den Scheitel. »Sie nähren sich von Zorn und Streit. Wenn wir hier richtig gute Schwingungen produzieren, zieht sich die Goshanti vielleicht von selbst in die Schattenwelt zurück.«

Ich warf ihm einen schiefen Blick zu. »Also, bitte. Ich lasse hier jetzt nicht das Höschen herunter, nur um ein paar glückliche Gedanken zu erzeugen.«

»Ich käme nicht im Traum darauf, dich hier draußen im kalten Regen zu vögeln, es sei denn, du willst unbedingt die Nachbarn aufbringen«, entgegnete Morio. Er schob die Hand meinen Rücken hinauf und liebkoste meinen Nacken. »Aber wenn du darauf bestehst, werde ich deinem Wunsch selbstverständlich entsprechen. Dir würde ich nie etwas verweigern.« Er beugte sich an meiner Schulter vorbei, um mich auf den Mund zu küssen, und seine Lippen kräuselten sich zu einem unverschämten Lächeln. »Allerdings möchte ich darauf hinweisen, dass du auf diese Idee gekommen bist. Mein Vorschlag wäre, dass wir ein Reinigungsritual durchführen. Aber das machen wir besser tagsüber – diese Teufelinnen kommen hauptsächlich nachts hervor, obwohl man ihre rastlose Energie auch tagsüber spüren kann. Ich weiß gar nicht, ob sie bei Tageslicht überhaupt wach sind.«

Ich verdrehte die Augen. »Ja, ja. Dann kommen wir also morgen wieder und reinigen diesen Bereich. Was machen wir bis dahin?«

»Wir sperren das Grundstück und postieren ein paar Feen hier, die der Versuchung widerstehen können. Goshanti stehen Sirenen in nichts nach, wenn es darum geht, VBMs in ihre Fänge zu locken.«

Seufzend wandte ich mich dem Gehsteig zu, und in diesem Moment spürte ich, dass mir etwas in den Rücken sprang. Ich wirbelte herum und starrte auf eine pechschwarze, körperlose Gestalt, der ätherischer Sabber von den Lippen tropfte. O Mann, schon wieder jemand, der scharf auf mich war! Ich hatte mich nicht mehr so begehrt gefühlt, seit … na ja … ungefähr vorletzter Nacht, aber dies war nicht die Art leidenschaftlichen Begehrens, an das ich gewöhnt war. Nein, die Goshanti betrachtete mich auch als Leckerbissen, nur auf eine Weise, die ich als ziemlich ungesund empfand – zumindest für mein Weiterleben.

»Sie hat mich angegriffen!« Ich rief die Mondmutter an und fragte mich, ob ich noch genug Energie in mir hatte, um dem Geschöpf einen hübschen, gleißenden Blitz zu verpassen.

Morio zerrte mich hinter sich und brach damit meine Konzentration. »Nicht! Deine Energie würde sie nur stärker machen. Verschwinden wir hier, und morgen kommen wir wieder und räumen hier auf, wenn es nicht mehr so schattig ist.«

Er bugsierte mich zum Gehsteig. Nervös blickte ich zurück, doch die Goshanti blieb am Rand des Grundstücks stehen, als könnte – oder wollte – sie nicht weitergehen. Ich holte tief Luft und hielt mich an Morios Arm fest, so müde, dass ich kaum mehr denken konnte. Todesmagie sog einem die Energie aus dem Innersten ab, und die Dunkelheit der Goshanti war so kalt wie die Schattenwelt selbst. Ich hatte das Gefühl, am Grund einer tiefen Grube zu stehen und nach oben zu schauen.

Chase und Menolly blickten uns erwartungsvoll entgegen, doch ehe wir ein Wort sagen konnten, kam Delilah angerast. Sie sprang aus ihrem Jeep und eilte herüber.

»Habt ihr schon herausgefunden, was es ist?«, fragte sie.

Morio schlang den Arm um meine Taille und stützte mich. »Eine Goshanti, eine Teufelin aus der Welt der Schatten. Bis morgen können wir hier nichts ausrichten. Chase, du musst ein paar reinblütige Feen-Kollegen hier postieren, damit sie das Grundstück bewachen. Sie dürfen es aber auf keinen Fall betreten, und weiblich sollten sie auch nicht sein. Diese Geschöpfe sind für Frauen gefährlicher als für Männer.«

Chase nickte und sagte zu Shamas: »Gib das durch.« Shamas ging zum Streifenwagen. »Dann war’s das wohl für heute. Wir bleiben noch hier, bis die Kollegen kommen.«

Delilah schlenderte zu ihm hin. Sie respektierte sein professionelles Verhalten immer, wenn er im Dienst war, doch nun setzte sie sich neben ihm auf die Bordsteinkante. »Ich warte mit euch. Einer mehr kann nicht schaden.«

Ich war zu müde, um zu protestieren, dass das gefährlich für sie sei, sondern wandte mich stattdessen an Menolly. »Fährst du zurück zum Wayfarer?«

Sie nickte. »Luke steht heute an der Bar, aber ich muss dringend ein paar Bestellungen aufgeben. Wir haben kaum noch Mindolea-Weinbrand, und Wodka brauchen wir auch.« Meiner Schwester gehörte der Wayfarer Bar & Grill, ein bekannter Treffpunkt für Feen aus der Anderwelt wie der Erdwelt, und ebenso beliebt bei Übernatürlichen, Vampiren und Feenmaiden – VBM-Frauen, die auf einen Liebhaber aus der Anderwelt aus waren. Der Wayfarer hatte ursprünglich dem AND gehört, doch das hatte sich im vergangenen halben Jahr geändert.

»Wir fahren nach Hause«, erklärte ich. »Morio und ich kommen morgen früh wieder her. Dann reinigen wir das Grundstück und scheuchen das Ding zurück in die Schattenwelt.«

Chase salutierte mit zwei Fingern. »In Ordnung. Fahr schön vorsichtig. Du siehst aus, als könntest du kaum noch geradeaus schauen vor Müdigkeit, aber ich habe ja gesehen, wie Foxy Auto fährt – wie eine gesengte Sau.«

Morio zog die Augenbrauen hoch. »Du kannst mich mal, Menschlein«, erwiderte er, doch er lächelte dabei. »Ich bin ein besserer Fahrer als du, und das weißt du genau.«

Chase zeigte ihm freundlich den Stinkefinger, und wir wandten uns meinem Wagen zu. Ich gab Morio den Schlüssel und ließ mich auf dem Beifahrersitz nieder. Als er sich anschnallte, erklärte mein prachtvoller Fuchsdämon: »Schlaf mir ja nicht ein da drüben. Wir haben heute Nacht noch etwas vor. Und spar dir den Protest, glaub mir einfach – danach schläfst du viel besser.«

Zu müde, um zu widersprechen, lehnte ich den Kopf zurück und sog Morios aufregenden Geruch ein. Ich musste an die Goshanti denken und den Zorn, der sie befeuerte.

Auf diesem Stück Land waren viele junge Frauen gestorben, gefoltert und dem Bösen geopfert worden. In gewisser Weise tat mir die Teufelin leid, und die Vorstellung, sie von dort zu verjagen, behagte mir nicht, obwohl uns gar nichts anderes übrigblieb. Manche Dämonen waren wie Mahnmale an die Vergangenheit – sie erinnerten uns daran, dass so etwas nie wieder geschehen durfte. Und trotz all ihrer Wut und Bosheit war die Goshanti ursprünglich aus großem Schmerz hervorgegangen. Ich wünschte, es gäbe eine Möglichkeit, sie zu besänftigen und in Frieden ruhen zu lassen, ohne sie zu vernichten.

Doch ich hatte das Gefühl, dass sie nicht nur vom Tod der Frauen hierhergebracht worden war. Was auch immer den jüngsten Ausbruch von paranormaler Aktivität hervorrief, hatte auch ideale Bedingungen für die Entstehung der Goshanti geschaffen. Und die Energie hinter den diversen Gespenstern und finsteren Geschöpfen, die Seattle unsicher machten, wurde mächtiger. Wir mussten die Ursache für all das herausfinden und abstellen, ehe Seattle zu einem einzigen großen Geisterschloss wurde. Das gäbe vielleicht eine tolle Touristenattraktion, aber das Leben in »Spukstadt Seattle« wäre eher ungesund, und vor allem die menschlichen Bewohner wären sicher nicht glücklich damit.

Ich starrte aus dem Fenster und sah die hellen Lichter der City vorbeigleiten, während wir uns Belles-Faire näherten, wo meine Schwestern und ich wohnten. Morio schwieg und hielt den Blick auf die Straße gerichtet, doch ich wusste, dass er mich die ganze Zeit über aus den Augenwinkeln beobachtete, um sich zu vergewissern, dass es mir gutging. Und dafür liebte ich ihn umso mehr.

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Kapitel 3

Unser Zuhause war eine dreistöckige viktorianische Villa auf einem gut zwei Hektar großen Grundstück am Rand von Belles-Faire, einem schäbigen, aber gemütlichen Viertel im Norden von Seattle. Unser Land bestand zum Großteil aus Wald und Sumpfgebiet, das bis zum Birkensee reichte, wo wir Rituale und Festtage begingen. Ich hatte einen Kräutergarten, und Delilah streifte in ihrer Katzengestalt zwischen den Bäumen hindurch, spielte mit ihrer Freundin Misha – seltsamerweise eine Maus – und behielt die Flora und Fauna im Auge. Sie wohnte im zweiten Stock unseres knarrenden alten Hauses, ich im ersten, und das Erdgeschoss diente als gemeinsamer Treffpunkt für alle. Menolly hatte ihren Unterschlupf im Keller als gemütliches Nest in grünem Toile-de-Jouy und Elfenbeinweiß eingerichtet.

Während Morio und ich durch die Waldlandschaft der Vororte fuhren, fiel mir auf, wie viel sich in den vergangenen zwei Jahren verändert hatte, seit meine Schwestern und ich erdseits gekommen waren, und nicht alles zum Besseren. Aber zumindest war unser Zuhause noch sicher und einladend.

In mancher Hinsicht vermisste ich die Ungestörtheit, die wir anfangs hier genossen hatten. Doch inzwischen war unser Haus wahrhaftig ein lebendiges Heim, nicht mehr nur eine vorübergehende Zuflucht, in der wir eine Art Strafversetzung durch den AND absaßen. Jetzt war unser Haus eine echte Zuflucht vor Dämonen und anderen Gefahren, und wir würden hierbleiben, bis Schattenschwinges Pläne endgültig vereitelt waren.

Zu Anfang hatten nur wir drei Schwestern darin gewohnt. Dann war Maggie gekommen, unser Gargoyle-Baby, das ich aus dem Lunchpaket eines Dämons gerettet hatte. Da sie bei uns bleiben würde, hatten wir natürlich ein Kindermädchen und eine Haushälterin gebraucht, also hatten wir Iris angeheuert – einen finnischen Hausgeist (oder richtiger, eine Talonhaltija) und außerdem eine sehr schlagkräftige Person. Sie hatte eine Menge Geheimnisse, aber hinter ein paar davon waren wir schon gekommen, etwa, dass sie eine Priesterin der Undutar war, der finnischen Nebel- und Schneegöttin. Was Iris in Seattle zu suchen hatte und warum sie bei uns arbeitete, war uns immer noch ein Rätsel, aber wir wussten, dass wir uns voll und ganz auf sie verlassen konnten.

Und dann waren all die Männer gekommen. Mein Exfreund Trillian war plötzlich aufgetaucht und wieder in mein Leben getreten. Er war ein Svartaner und galt offiziell als vermisst, doch wir sollten in ein paar Tagen in die Anderwelt reisen und ihn zurückholen. Dann hatten Morio und Smoky mein Leben noch mehr durcheinandergewirbelt. Rozurial, ein Incubus, wohnte nun auch bei uns, und Vanzir, ein Dämon, der zu uns übergelaufen war.

Andere kamen und gingen – Menollys Geliebte Nerissa und Delilahs Verehrer Zachary waren Werpumas vom Rainier-Rudel. Und nun wohnte auch unser Cousin Shamas mit Roz und Vanzir in unserem zum Gästehaus ausgebauten Schuppen.

Ja, unsere Familie war auf einmal ziemlich angewachsen. Und obwohl wir dadurch einiges an Privatsphäre eingebüßt hatten, mochte ich das Gefühl der Sicherheit, wenn so viele Leute um mich herum waren.

 

Im Haus war es still, als wir hereinkamen. Iris hatte an der Pinnwand eine Nachricht hinterlassen, dass sie und ihr Freund, ein Leprechaun, ins Bett gegangen seien, Maggie schon schliefe und wir alle drei möglichst nicht stören mögen. Rozurial und Vanzir waren entweder ausgegangen oder drüben im Gästehaus.

Morio und ich überprüften die Schutzbanne, um uns zu vergewissern, dass Haus und Grundstück sicher waren, und schleppten uns dann die Treppe hinauf. Ich wollte nur noch ein heißes Bad, aber Morio und Smoky schwebte etwas anderes vor.

Entweder hatte Morio Smoky irgendwie mitgeteilt, wie es mir ging, oder der Drache hatte meine Stimmung gespürt – jedenfalls stand er in seiner ganzen einen Meter neunzig großen Pracht schon vor der Badezimmertür. Sein knöchellanges silbernes Haar wallte offen um seine Gestalt wie die Schlangen einer Meduse. Wortlos schob Morio mich in Smokys Arme, und der flüsterte etwas, das ich nicht mitbekam. Lautlos hoben sich zwei dicke Strähnen seines Haars, schlangen sich um meine Handgelenke und zogen sacht, aber energisch meine Arme zur Seite.

Mir stockte der Atem, als eine weitere Strähne über meinen Rücken glitt und langsam den Reißverschluss meines Kleides öffnete. Während die silbernen Tentakel mir das Kleid über die Schultern und die Arme streiften und es zu Boden sinken ließen, stand ich atemlos da, nackt bis auf BH, Höschen und hochhackige Stiefeletten. Ich war so erschöpft, dass ich Smoky und Morio die Kontrolle über alles geben wollte. Ich wünschte mir, gar nichts tun zu müssen und mich ihnen einfach zu überlassen.

Morio öffnete meinen BH. Meine Brüste wackelten leicht. Ich war zu müde, um mich zu rühren, und schloss die Augen, als seine Hände sich von hinten über meine Brüste schoben und die Brustwarzen streiften. Seine langen, schwarzen Nägel kratzten über meine Haut und hinterließen schwache Spuren, doch das köstliche Brennen holte mich ins Leben zurück und erinnerte mich daran, dass ich noch hier war, in meinem Körper.

Er ließ die Hände an meinen Seiten hinabgleiten, über meine Taille, die Hüften, und löste damit einen heißen Schauer nach dem anderen aus. Schließlich schob er die Finger unter den Bund meines Höschens, zog es ebenso langsam herunter und hob sacht meine Füße an, erst einen, dann den anderen. Er warf das dünne Seidenhöschen beiseite, schnürte meine Stiefeletten auf und zog sie mir aus. Ich stöhnte leise, als er sich an der Innenseite meiner Beine wieder emporarbeitete, bis seine Hände fest meine Oberschenkel massierten. Ich wollte die Beine spreizen, doch Morio hörte auf und lachte leise.

»Noch nicht«, flüsterte er. »Du brauchst erst dein heißes Bad.«

Smoky trat vor und nahm mich auf die Arme, während Morio ins Badezimmer schlüpfte. Ich lehnte den Kopf an die Brust meines Drachen, sog seinen vertrauten Moschusgeruch ein und entspannte mich allmählich.

Das Badezimmer war schummrig beleuchtet, violette Kerzen brannten auf meinem Toilettentisch. Die überdimensionale Badewanne dampfte unter einem Schaumteppich, der nach Flieder, Lavendel und Narzissen duftete.

Smoky nickte Morio zu. »Geh du ruhig duschen. Wir sehen uns im Schlafzimmer wieder. Ich werde sie baden.«

Er ließ mich ins heiße Wasser sinken, und ich lehnte mich an das warme Porzellan zurück, atmete tief den duftenden Dampf ein und ließ ihn sich in meiner Lunge ausbreiten. Morio zog sich wortlos zurück, als Smoky sich neben die Wanne kniete. Er nahm einen Schwamm, tauchte ihn ins schaumige Wasser, umkreiste damit sacht meine Brüste und rieb meine Brustwarzen. Mein Atem ging schneller, als er mit dem Schwamm über meine Arme glitt und mich dann sacht nach vorn zog, um mir den Rücken zu waschen.

Als ich den Mund öffnete, um etwas zu sagen, legte er den Zeigefinger an meine Lippen. »Sei still.«

Smoky war der einzige Mann, der mich mit einem knappen Kommando dazu bringen konnte, ihm zu gehorchen. Ich wusste nicht, ob das daran lag, dass er ein Drache war. Aber wenn er etwas sagte, hörte ich auf ihn. Obwohl ich vor anderen stets protestierte und widersprach – wenn wir unter uns oder mit Morio allein waren, genoss ich die Gelegenheit, mich gehen zu lassen, die Kontrolle abzugeben und jemand anderem die Entscheidungen zu überlassen.

Ich war immer die Dominante in der Familie gewesen, der Fels in der Brandung für meine Schwestern. Und sie brauchten mich immer noch als ihren Anker. Aber bei Smoky und Morio, in der Abgeschiedenheit unseres Schlafzimmers, konnte ich mich hingeben, darauf vertrauen, dass sie mich beschützen und mir helfen würden, Dämonen, Kämpfe und Blut zu vergessen.

Smoky hielt mir einen Cognacschwenker an die Lippen. Ich nippte ein paarmal daran und lächelte, als der Cognac warm in meiner Kehle brannte und den Geschmack von Honig und Wein in meinem Mund hinterließ. Ehe ich wusste, wie mir geschah, folgte dem Cognac Smokys Zunge, als er sich über die Wanne beugte und die Lippen auf meine presste. Ich öffnete ihm meinen Mund, und er drückte mich an seine Brust, ohne einen Gedanken daran, dass Wasser und Schaumbad sein T-Shirt durchweichten und auf seine weiße Jeans spritzten. Sanft drang er in meinen Mund vor, seine Zunge spielte mit meinen Lippen, und eine Strähne seines Haars kräuselte sich um eine meiner Brustwarzen.

Schwindelig richtete ich mich auf und griff nach einem Handtuch. Als ich aus der Wanne steigen wollte, hielt er mich zurück, hob mich hoch, wickelte mich in das riesige Badetuch, presste mich an sich und trug mich ins Schlafzimmer. Morio in seinem lockeren Morgenmantel aus schwarz-weißer Seide wartete schon auf dem Bett auf uns.

Während Morio das Licht dimmte und die Tagesdecke auf meinem breiten Doppelbett beiseitezog, ließ Smoky mich auf die weiche Daunendecke herab. Er trat zurück, um sich das T-Shirt auszuziehen und den Gürtel zu öffnen.

Atemlos sah ich ihm zu. Er schlüpfte aus der hautengen Jeans und stand vor mir, elegant und muskulös. Sein Körper war ein Bild der Vollkommenheit, sein Schwanz ragte hart hervor. Morio lachte ein wenig heiser und zog seinen Morgenmantel aus. Darunter war er nackt. Er wirkte golden neben Smokys Alabasterhaut, und er war nicht annähernd so groß, aber straff und fit und nicht weniger gut ausgestattet. Ich betrachtete die beiden. Morio hatte recht – ich brauchte sie heute Nacht. Ich brauchte Sex. Ich musste mich von meiner Anspannung befreien, loslassen.

Mit klopfendem Herzen erhob ich mich auf die Knie. Wenn nur Trillian hier wäre, dann wäre mein Kreis vollständig, alle meine Liebsten in ihre passende Nische eingefügt. Aber bis dahin … Plötzlich raste heiße Lust durch meinen Körper, und ich warf lachend das Haar zurück.

»Kommt und holt mich, Jungs.«

»Wie du wünschst, Liebste«, sagte Smoky und sprang neben mich aufs Bett. Er drückte mich herunter, so dass ich rechts von ihm zu liegen kam.

Morio streckte sich an meiner anderen Seite aus, stützte sich auf einen Ellbogen und leckte eine meiner Brustwarzen. Smoky streichelte meinen Oberschenkel, schob dann die Hand zwischen meine Beine und langsam bis zu meinen Schamlippen hinauf, so dass ich ein leises Keuchen ausstieß. Mein Körper brannte unter ihren Händen, Funken stoben, als hätte jemand mit einem Streichholz ein großes Freudenfeuer angezündet.

Morio presste die Lippen auf meine Brust und knabberte mit den Zähnen daran. Der Schmerz war beinahe lustvoll. Ich griff nach seinem Kopf, doch zwei seidige Strähnen von Smokys Haar schlangen sich um meine Handgelenke und drückten sie mir über den Kopf.

»Überlass uns die Kontrolle. Gib dich uns hin«, flüsterte Smoky.

Ich schloss die Augen, öffnete sie aber gleich wieder, weil ich ihre Gesichter sehen wollte, wenn sie sich über mich hermachten. Smokys Augen funkelten, als er die Finger tief in mich hineinschob. Das war mir nicht genug, ich gierte nach mehr und stieß einen leisen Schrei aus.

»Ich will dich in mir. Oder Morio. Oder beide. Egal.« Meine Muschi pulsierte, verlangte schmerzlich nach mehr. »Nehmt mich. Bitte.«

»Sie ist reif«, sagte Smoky und wechselte einen Blick mit Morio.

»Sie ist hungrig«, entgegnete Morio. »Sollen wir ihr geben, was sie will?«

»O ja, aber nicht zu schnell.«

Ich stöhnte, während sie miteinander witzelten, mein Wimmern ignorierten und mich festhielten. »Oh, bei allen Göttern, fickt mich endlich, Jungs.«

Smokys Lächeln erlosch, und er beugte sich vor, um mir direkt ins Gesicht zu starren. »Zu unseren Bedingungen, zu unserer Zeit. Du bist jetzt still, Süße, sonst muss ich dich bestrafen.«