Sea of Flames - Svea Dunnabey - E-Book

Sea of Flames E-Book

Svea Dunnabey

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Beschreibung

Dritter und vorletzter Teil der Sea of Flames Serie. Evelyn versucht wieder alleine durchs Leben zu gehen, allerdings geht dieses mehr und mehr den Bach herunter. Als sie am Ende ihrer Kräfte ist und sie durch Zufall Blake begegnet, muss sie sich jedoch eingestehen, dass sie ihn braucht. Doch dieser Neuanfang wird alles andere als einfach, da ihnen mehrere Steine in den Weg gelegt werden und beide noch ein Geheimnis vor dem Partner bewahren.

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Seitenzahl: 583

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Svea Dunnabey

Sea of Flames

Wendepunkt

 

 

 

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Kapitel I

Kapitel II

Kapitel III

Kapitel IV

Kapitel V

Kapitel VI

Kapitel VII

Kapitel VIII

Kapitel IX

Kapitel X

Kapitel XI

Kapitel XII

Kapitel XIII

Kapitel XIV

Kapitel XV

Kapitel XVI

Kapitel XVII

Kapitel XVIII

Kapitel XIX

Kapitel XX

Kapitel XXI

Kapitel XXII

Kapitel XXIII

Kapitel XXIV

Kapitel XXV

Kapitel XXVI

Kapitel XXVII

Kapitel XXVIII

Kapitel XXIX

Kapitel XXX

Kapitel XXXI

Kapitel XXXII

Kapitel XXXIII

Kapitel XXXIV

Kapitel XXXV

Kapitel XXXVI

Kapitel XXXVII

Kapitel XXXVIII

Kapitel XXXIX

Impressum neobooks

Kapitel I

Evelyn

>> Guten Morgen Schneeflocke.<< begrüßte mich Dr. Lawrence und sah bei mir erneut nach dem Rechten, da er anscheinend wieder einmal Dienst hatte.

>> Morgen Dr. Lawrence.<<

>> Wie geht es Ihnen?<<

>> Genau so wie gestern, also darf ich endlich gehen und wieder arbeiten?<< fragte ich direkt, da ich bereits seit fünf Tagen hier festgehalten wurde und nun endlich hier raus wollte.

>> Darüber könnten wir reden, wenn Sie ihren Ton ändern würden!<< ermahnte er mich streng und setzte sich auf die Seite des Betts. Während ich mich versuchte zusammenzureißen, untersuchte er meine Blessuren im Gesicht, bevor er auch die Würgemale noch einmal näher betrachtete.

>> Die Wunden heilen gut, da wird man später nichts mehr von sehen. Wie sieht es mit ihrer Psyche aus? Haben Sie Alpträume, Panikattacken oder sonst irgendetwas in dieser Richtung?<<

>> Nein, weil ich den Mist schon einmal durchgemacht habe und ich seit gestern weiß, dass der miese Wichser gestorben ist.<< sagte ich mit starker Stimme und fühlte immer noch eine enorme Erleichterung, da Adam es nicht überlebt hatte. Anders als beim letzten Mal lief er nicht mehr da draußen herum, konnte mich nicht wieder finden und erneut angreifen. Somit konnte er mir nie wieder so etwas antun und ich konnte mit der ganzen Sache endlich endgültig abschließen.

>> Sollten Sie doch irgendwas merken, dann wenden Sie sich bitte an einen Psychologen Dr. Chamberlain, in Ordnung?<< fragte er noch einmal nach und sah mich dabei durchdringend an, da er mir anscheinend nicht glaubte.

>> Werde ich machen.<< versicherte ich ihm, woraufhin er aufstand und einige Dinge in meiner Akte notierte. Währenddessen schweifte mein Blick zu den vielen Blumen, die auf meiner linken Seite standen und den kompletten Tisch füllten.

Blake schickte mir jeden Tag welche und schrieb mir dazu Karten, dass er den Abend bereue, an dem er sich von mir getrennt hatte und dass er überreagiert hätte, dass ich ihm vergeben solle und wir noch einmal von vorne anfangen sollten. Doch wozu?

Es war kein Fehler gewesen, weil wir gemerkt hatten, dass wir beide verschiedene Dinge vom jeweils anderen erwarteten. Es wäre nur eine Frage der Zeit, bis es wieder zu einer Trennung käme, weil ich für meinen Beruf lebte und er sich nicht hinten anstellen konnte, wollte und sollte.

Auch Dan, Lewis und Jen hatten mir Blumen geschickt und mir eine nette Karte mit Genesungswünschen geschrieben, während Dan persönlich vorbeigekommen war und sich nach mir erkundigt hatte. Es tat ihm Leid, dass Blake und ich uns getrennt hatten, mischte sich da jedoch nicht ein und hatte mich auch kein einziges Mal versucht umzustimmen, was ich ihm hoch anrechnete.

Laura ließ sich nicht mehr blicken, da es mehrere Male zwischen uns gekracht hatte. Sie wollte einfach nicht verstehen, weshalb die Trennung zu Blake für mich endgültig gewesen war. Stattdessen schrieb sie die ganze Zeit mit ihm und klärte ihn über alle möglichen Einzelheiten meines Zustandes auf, bis ich es ihr verboten und damit gedroht hatte, sie anzuzeigen, da sie ihre Schweigepflicht verletzte. Es hatte deswegen einen riesigen Streit gegeben, der sicherlich über den ganzen Flur zu hören gewesen war. Seitdem war sie eingeschnappt und hatte mich in Ruhe gelassen, was hoffentlich auch noch anhalten würde, da ich sie im Moment nicht ertrug.

>> Kann Sie denn heute jemand abholen?<< fragte mich plötzlich Dr. Lawrence und blickte mich fragend an, während ich nachdachte. Meine Geschwister hatten sich verabschiedet und waren zu ihrem Vater gezogen, Blake und ich hatten uns getrennt, Laura sprach nicht mehr mit mir und Charly musste arbeiten, also blieb niemand übrig.

>> Nein, aber ich kann mir ein Taxi nehmen.<< schlug ich direkt vor und hoffte, dass er es akzeptieren würde.

>> Wohnen Sie denn allein?<<

>> Ja.<<

Er seufzte, was nichts Gutes hieß, da es ihm anscheinend nicht passte, dass ich allein war und niemand ein Auge auf mich werfen konnte. Somit wäre keiner zur Stelle, wenn doch noch einmal etwas mit mir passierte, doch was sollte schon passieren? Meine Verletzungen waren gut verheilt und meine Psyche war auch in Ordnung, jedenfalls wesentlich mehr als beim letzten Mal. Doch das sah Dr. Lawrence anscheinend nicht so, weswegen ich schon damit rechnete, dass ich hier bleiben müsste.

>> Gut, ich werde Sie heute Nachmittag entlassen, falls es Ihnen den Tag über heute gut geht. Bitte bewegen Sie sich und seien Sie ehrlich zu sich selbst. Wenn irgendetwas ist, bringt es nichts, wenn ich Sie nachher entlasse.<< redete er mir ins Gewissen, weswegen ich ihm zustimmte und nickte. Hauptsache ich durfte hier endlich raus.

>> In Ordnung. Ich werde jetzt noch eine Kieferrekonstruktion durchführen und anschließend komme ich wieder zu Ihnen.<<

Ich verabschiedete mich noch von ihm, wobei ich zu gerne mit ihm gekommen wäre, da ich endlich wieder in einem Operationssaal stehen und operieren wollte. Ich beneidete ihn für diese Operation, auch wenn es keine Herzoperation war, fand mich jedoch schnell damit ab, dass ich mich ausruhen musste und ging eine Runde im Krankenhaus spazieren.

Den ganzen Tag über bewegte ich mich, ging die Flure auf und ab, redete mit den Schwestern und Helfern, damit die Zeit schneller verging, bis ich schließlich wieder in meinem Zimmer saß und die neuen Blumen entdeckte. Seufzend ging ich zu dem Strauß und nahm die Karte heraus.

„ Wieder eine Nacht und einen Tag ohne dich... Du fehlst mir unheimlich, vor allem nachts, wo ich immer deine Nähe, deine Wärme und deinen Duft genossen habe. Bitte Evelyn, spring über deinen Schatten und gib mir noch eine Chance... Du bist mein Leben!“

Ich schluckte meine Tränen herunter, die aufkamen, da es mir nicht anders ging und dennoch war ein Neuanfang sinnlos. Für ihn bedeutete ich das Leben, alles drehte sich bei ihm um mich, während dies für mich meine Arbeit war, was er nicht hinnehmen konnte und weshalb es zwischen uns nicht funktionierte. Dennoch steckte ich die Karte zu den anderen in meine Tasche und betrachtete die schönen roten Rosen.

>> Wieder neue Blumen?<< fragte mich eine Schwester und sah ebenfalls auf den Strauß, der noch wesentlich größer war, als die anderen.

>> Mhm.<<

>> Sie müssen echt einen tollen Verehrer haben Dr. Chamberlain.<<

>> Mag sein. Verteilen Sie die Sträuße ruhig nachher, wenn ich entlasse werde.<<

>> Sie wollen die nicht mitnehmen?<< fragte sie mich ungläubig und sah mich mit großen Augen an. Zum einen wusste ich nicht, wie ich die mitnehmen sollte und zum anderen würden sie mich nur an Blake erinnern, weswegen mein Entschluss fest stand.

>> Nein, ich lasse sie hier. Blumen soll man doch nicht mitnehmen.<<

Sie nickte nur, bevor sie meinen Blutdruck und meinen Puls überprüfte und schließlich wieder den Raum verließ. Ungeduldig sah ich auf die Uhr, die erst drei Uhr nachmittags anzeigte, weswegen ich schon mal anfing meine Tasche zu packen. Anschließend sah ich noch ein wenig fern, bevor um halb sechs endlich Dr. Lawrence zu mir kam und mich sofort anlächelte.

>> Wie ich sehe, sind Sie schon bereit?<<

>> Ich hatte nichts zu tun.<< verteidigte ich mich und blickte zusammen mit ihm auf die Tasche auf meinem Bett.

>> War denn heute alles in Ordnung?<<

>> Alles perfekt. Keine Schmerzen, keine Schwindelanfälle, keine Panikattacken, nichts.<< versicherte ich ihm, woraufhin er nickte und wieder etwas in die Akte schrieb.

>> Also gut. Ich mache noch den Brief fertig und dann können Sie gehen. Warten Sie noch kurz hier.<< sagte er, bevor er den Raum verließ und ich in der Zwischenzeit meine Schuhe anzog. Zum Glück hatte Charly mir vor ein paar Tagen einige Sachen gebracht, da sonst niemand Zugang zu meiner Wohnung hatte, weswegen ich nicht in den kaputten Kleidern vom Überfall nach Hause gehen musste.

Als ich mir grade meinen Mantel überzog, kam Dr. Lawrence zurück, wobei er nun keine Arztkleidung mehr trug, sondern ebenfalls Alltagskleidung und einen Mantel. Nachdenklich sah ich ihn an, als er auch schon meine Tasche vom Bett nahm und damit zur Tür ging.

>> Dann wollen wir mal Dr. Chamberlain. Kommen Sie?<<

>> Wie...?<< fragte ich ihn irritiert, während er zu schmunzeln anfing und weiterhin auf mich wartete.

>> Ich bringe Sie nach Hause.<<

>> Das brauchen Sie nicht. Ich kann mir ein Taxi nehmen.<<

>> Entweder Sie kommen mit mir, oder Sie bleiben im Krankenhaus. Ihre Entscheidung.<<

Ich rollte genervt mit den Augen, da er mich selbstgefällig angrinste und wusste, dass ich keine Chance hatte, weswegen ich mich in Bewegung setzte und nachgab. Er saß nun mal am längeren Hebel und hatte die Macht darüber mich zu entlassen.

>> Geht doch.<<

>> Erpresser.<< grummelte ich, als ich an ihm vorbeiging und wir zusammen zu den Aufzügen gingen. Immerhin durfte ich selbst gehen, da ich es nicht akzeptiert hätte, wenn er mich im Rollstuhl nach draußen gefahren hätte. Angespannt sah ich auf die Anzeige vom Aufzug und spürte Dr. Lawrences Anwesenheit neben mir nur zu deutlich, da er meinen Arm zur Sicherheit festhielt und mich stützte.

Es dauerte nicht lange, als einer hielt und sich die Türen öffneten, wo ich Laura erblickte, die mich finster ansah. Es schien mir, als wollte sie etwas sagen, bevor sie es jedoch dabei beließ, da sie einem weiteren Streit und Zickenkrieg lieber aus dem Weg gehen wollte. Trotzdem spürte ich ihre Blicke und sah, wie sie immer wieder finster zwischen Dr. Lawrence und mir hin und her sah.

>> Haben Sie schon Feierabend Dr. Lawrence?<< fragte ihn plötzlich eine junge Schwester, die ihn mit ihren großen Augen anstrahlte und ihr schönstes Lächeln herausgekramt hatte, um ihn anzuhimmeln. Wieder einmal verdrehte ich die Augen, da ich solch ein Verhalten einfach nur peinlich fand.

>> Ja, ich muss heute früher gehen, weil ich mich um Dr. Chamberlain kümmern muss.<<

>> Sie müssen nicht...<< wandte ich flüsternd ein, wofür ich einen giftigen Blick und Kniff in den Arm von ihm erntete, als auch schon die Türen aufgingen und wir in die Eingangshalle traten.

Ohne noch einmal zu Laura zu sehen, ging ich mit ihm hindurch, da auch er auf der Flucht zu sein schien. Zwar nicht vor Laura, aber vor den Schwestern, die ihn sonst belagert hätten. Wir gingen durch die Eingangshalle, die um diese Uhrzeit ziemlich voll war, bis ich plötzlich vor der Drehtür stand.

Ein wenig ängstlich sah ich durch die Glasfassade nach draußen und bemerkte, wie sich mein Körper dagegen wehrte nach draußen zu gehen. Ich zitterte leicht, was immer stärker wurde, mein Puls beschleunigte sich, meine Atmung wurde flacher und mir wurde plötzlich flau im Magen. Alles in mir sträubte sich dagegen durch die Tür nach draußen zu gehen. Auch Dr. Lawrence schien es zu merken, da er mich auf einmal stirnrunzelnd ansah.

>> Alles in Ordnung?<<

Mein Blick war weiterhin nach draußen gerichtet, wo ich die Menschen beobachtete, die Autos und es mir vorkam, als wäre ich dort draußen nicht sicher. Als müsste ich hier drinnen bleiben, im sicheren Käfig, da ich draußen in der Natur, in einer Art Dschungel, auf mich allein gestellt wäre und ums Überleben kämpfen müsste.

>> Er... Er ist wirklich... gestorben?<< hakte ich noch einmal nach und sah ihm panisch in die Augen, da es für mich enorm wichtig war, dass er mir die Wahrheit sagte.

>> Ja, ist er. Warum?<<

>> Ich... Ich...<< stotterte ich und war nicht mehr in der Lage einen richtigen Satz zu formulieren, während mein Körper immer stärker zitterte. Sofort zog mich Dr. Lawrence an seine Seite und ging mit mir zurück zu den Aufzügen. Ich wollte schon protestieren, dass er mich nicht wieder zurückbringen solle und ich das schon schaffen würde, als ich sah, wie er auf die zweite Kelleretage drückte und sich daraufhin wieder die Türen schlossen.

Er sagte keinen Ton, auch nicht, als wir ausstiegen und wir zur Pathologie gingen. Ich kannte mich hier aus, wusste, was er vorhatte und schätzte ihn für diese einfühlsame Geste.

>> Guten Abend Cate.<< begrüßte er die Pathologin beim Vornamen, die sich sofort umdrehte und ihn angrinste.

>> Hi Robert. Was machst du denn hier?<<

>> Ihr habt hier glaube ich noch Adam Mitchell liegen und ich hatte gehofft, dass Dr. Chamberlain kurz einen Blick auf ihn werfen könnte.<< sagte er bittend und deutete dabei mit einem Nicken auf mich.

>> Das darf ich nicht machen Robert, dass weißt du doch.<<

>> Warten Sie kurz hier.<< bat er mich und ging mit ihr in einen anderen Raum, wo er ihr wahrscheinlich erklärte, weshalb ich Adam sehen wollte. Ich wartete einige Sekunden, die ich auf der laut tickenden Uhr über mir verfolgte, bis die beiden endlich zurückkamen und mich zu sich winkten.

>> Das ist aber wirklich eine Ausnahme.<< sagte sie streng, weshalb ich nickte und mit ihr zu dem Fach Nummer 27 ging, das sie daraufhin entriegelte.

>> Hier haben wir Adam Mitchell.<< verkündete sie und zog die Leiche heraus. Dr. Lawrence stützte mich immer noch, hielt mich so gut es ging fest, während ich auf Adam blickte und tief durchatmete.

Er war blass, was vollkommen normal war, hatte eine heftige Kopfverletzung, die von meinem Retter kommen musste, was sein Erscheinungsbild ein wenig verändert hatte, aber dennoch war er unverkennbar. Dieses Gesicht würde ich niemals vergessen. Ich starrte ihn an, dachte an unser erstes Aufeinandertreffen, daran, wie er mich vergewaltigt, geschlagen und mich gewürgt hatte und wie stark ich anschließend unter den Folgen gelitten hatte.

Wie viel Angst ich gehabt hatte, dass er mich wieder finden würde, was er letztlich ja auch getan hatte. All das hatte nun ein Ende, da er wirklich gestorben war und hier, genau vor mir, sah ich den Beweis. Wenn die anderen es mir nur versichert hätten, hätte ich immer den Zweifel gehabt, ob sie mich nicht einfach nur beruhigen wollten, doch jetzt konnte ich es glauben. Wie hypnotisiert brannte ich mir sein Bild, wie er da lag und gestorben war, in meinen Kopf ein, was unendlich gut tat.

>> Ist er es?<< fragte mich plötzlich Dr. Lawrence, weswegen ich nickte und meine angehaltene Luft ausblies.

>> Danke.<< sagte ich zur Pathologin, woraufhin sie ihn wieder zurück in sein Fach schob und es verriegelte.

>> Er kann Ihnen nichts mehr anhaben. Nie wieder Dr. Chamberlain.<< versicherte mir Dr. Lawrence, als er mich an sich drückte und mir Halt gab, da ich meine Tränen nun nicht mehr zurückhalten konnte und eine starke Schulter bitter nötig hatte. Die Erinnerungen, die Gefühle und die Erlebnisse waren einfach zu viel für mich gewesen.

Wir blieben noch eine Zeit lang dort stehen, während uns die Pathologin allein ließ und ich die Reaktionen meines Körpers so langsam wieder unter Kontrolle bekam, bis ich mich nach einer gefühlten Ewigkeit wieder von ihm löste und tief durchatmete.

>> Wollen Sie doch noch hier bleiben und einen Psychologen sprechen?<< fragte er mich und sah mich besorgt an.

>> Nein, es geht schon... Es ist nur... Ich kann das noch nicht so ganz glauben, ebenso wenig, dass ich das überlebt habe.<< gestand ich ihm, während wir bereits zurück zu den Aufzügen gingen und er wieder einmal den Knopf drückte.

>> Es war ja auch mehr als knapp, immerhin mussten Sie wiederbelebt werden und wenn ich an ihre Würgemale denke...<<

>> Ich weiß.<< unterbrach ich ihn, da ich jetzt nicht daran denken wollte. Ich wollte und musste das alles unbedingt hinter mir lassen und neu anfangen. Jetzt war der perfekte Zeitpunkt dafür, allerdings wusste ich, dass es nicht so einfach werden würde.

Ich atmete noch einmal tief durch, bevor wir in den Aufzug einstiegen und nach oben fuhren, bis ich wieder vor der Drehtür stand und dieses Mal hindurch ging, wobei ich mich ziemlich fest an Dr. Lawrence klammerte. Zum Glück stand sein Wagen nicht weit weg, weswegen wir sofort einstiegen und er losfuhr. Ich war so in meine Gedanken vertieft, dass ich überhaupt nicht auf die Gegend um mich herum achtete.

Immer wieder versuchte ich zu begreifen, dass Adam gestorben war und ich nicht, so wie letztes Mal, Angst haben musste, nach draußen zu gehen. Es war wie eine endlos Platte, die sich immer wieder in meinem Kopf abspielte, in der Hoffnung, dass ich es irgendwann verstand.

>> Wir sind da Dr. Chamberlain.<< sagte Dr. Lawrence ruhig, weswegen ich aufblickte und mich richtig umsah.

>> Hier wohne ich aber nicht.<<

>> Ich weiß. Sie bleiben erst einmal bei mir.<< erklärte er mir, wobei er sich sofort erklärte, da ich schon protestieren wollte.

>> Sehen Sie Dr. Chamberlain. Sie leben allein und nach ihrer Reaktion eben im Krankenhaus, dass Sie erst nicht rausgehen wollten, panische Angst hatten und dann am ganzen Körper zitterten... Nein, Sie bleiben erst einmal bei mir und verarbeiten das und wenn Sie jemanden zum Reden brauchen, dann bin ich für Sie da.<<

Ohne auf eine Antwort von mir zu warten, stieg er aus, ging um das Auto herum und öffnete mir die Tür, woraufhin er mir heraushalf und mit meiner Tasche über der Schulter ins Haus trat. Es war ein großes, modernes Gebäude, das auch einen Fahrstuhl besaß auf den wir nun warteten.

Oben angekommen öffnete Dr. Lawrence die Tür zu seiner Wohnung, die sehr modern eingerichtet war. Als erstes trat ich ins Wohnzimmer, das eine Essecke mit einem Glastisch besaß, an dem ich vorbei ging und mich auf die große, rote Eckcouch setzte. Vor mir war ein riesiger Fernseher, der perfekt in die Schrankwand passte, die ebenfalls zu einem großen Teil aus Glas bestand.

Dr. Lawrence war währenddessen in die Küche gegangen, weswegen ich erst einmal alleine dort saß und inzwischen ziemlich erleichtert und froh darüber war, dass ich nicht allein in meiner viel zu großen Wohnung saß, wo mich auch noch alles an meine Geschwister und Blake erinnerte.

>> Hier ist eine heiße Schokolade für Sie. Die wird Ihnen gut tun.<<

>> Danke Dr. Lawrence.<<

>> Ich heiße Robert.<< klärte er mich auf und grinste, während er seine Tasse nahm und einen Schluck trank.

>> Evelyn.<< antwortete ich, woraufhin er nickte und sich neben mich setzte.

>> Gut Evelyn. Du kannst hier erst einmal bleiben. Ich habe ein Gästezimmer, wo du später deine Sachen auspacken und dich wie zu Hause fühlen kannst. Wenn du irgendetwas brauchst, dann frag mich einfach, ok?<<

>> Danke. Ich weiß gar nicht, wie ich dir danken soll...<< >> Das ist selbstverständlich.<<

>> Selbstverständlich?<< fragte ich ungläubig, da es meiner Meinung nach alles andere als selbstverständlich war, da wir uns bisher nur flüchtig als Kollegen kannten.

>> Ja, für mich schon. Wir sind Kollegen und dir ging es grade mehr als schlecht. Ich hätte keine ruhige Minute gehabt, wenn ich wüsste, dass du nach so einem Vorfall und so einer Panikattacke allein zu Hause wärst.<<

>> Danke Robert.<<

Ich zwang mich zu einem kleinen Grinsen, bevor ich mich weiter im Wohnzimmer umsah und einige Bilder entdeckte, die ihn zusammen mit seiner Tochter zeigten. Doch bevor ich sie näher betrachten konnte, räusperte Robert sich, weswegen ich wieder zu ihm blickte.

>> Hat es dir geholfen ihn zu sehen?<<

>> Ja, sehr sogar. Danke, wirklich, dass habe ich gebraucht, sonst hätte ich ihn weiterhin überall vermutet und gesehen.<<

>> Für andere wäre der Anblick erschreckend gewesen...<<

>> Für uns Ärzte aber nicht, immerhin wissen wir, wie Leichen aussehen und wenn ich nur auf die Worte von anderen hätte bauen müssen, wäre immer der Zweifel da gewesen, ob sie mich nicht einfach nur beruhigen und schützen wollten und er vielleicht doch noch lebte. So kann ich mir jetzt sicher sein, weil ich ihn selbst dort liegen gesehen habe.<<

Er nickte nur und sah auf die Uhr vor uns, die bereits acht Uhr abends anzeigte.

>> Ich bin sofort wieder bei dir, aber ich muss kurz bei meiner Tochter anrufen und ihr eine gute Nacht wünschen, sonst kann sie nicht einschlafen und dann reden wir weiter.<<

>> Natürlich.<<

Er stand direkt auf und ging auf den Balkon, während auch ich mein Telefon herauskramte und auf das Display sah. Ich überlegte lange hin und her, wägte das für und wider ab, bis ich schließlich Blakes Nummer wählte und sich alles in mir anspannte.

Kapitel II

Blake

>> So ein großes Objekt, wie ihr es sucht, habe ich zur Zeit nicht im Angebot. Da müsstet ihr euch entweder bei den anderen Maklern umsehen, oder aber ihr wartet noch ein wenig.<< erklärte Hannah grade Lewis und Jen, die wohl so schnell wie möglich zusammenziehen wollten und sie deshalb mal darüber ausgefragt hatten.

Wir saßen gemütlich beisammen bei Dan, nachdem wir eben noch gemeinsam gekocht hatten. Ich hatte lange überlegt, ob ich herkommen sollte, da der Anblick von zwei verliebten Paaren eventuell zu viel für mich gewesen sein könnte, allerdings konnte ich mich nicht ewig davor drücken. Zudem waren es meine besten Freunde, die alles für mich machten und immer für mich da waren, weswegen ich solch einen Abend schon schaffen würde.

Vor allem Dan war es wichtig gewesen, da er mir seine neue Freundin vorstellen wollte und meine Meinung zu ihr hören wollte. Hannah war eine tolle, lebenslustige und lockere Frau, die Dan auf Trab hielt und ihm gut tat. Jedenfalls war es das, was ich bisher beobachten konnte. Äußerlich passten sie ebenfalls super zusammen, weswegen ich ihm sein neues Glück gönnte und nicht als Griesgram alles kaputt machen wollte.

>> So eilig haben wir es ja nicht. Wir werden einfach mal alles im Blick behalten und falls du irgendwas in der Richtung hereinbekommst, kannst du uns ja Bescheid sagen.<< schwindelte Lewis, da ich wusste, dass er am liebsten gestern schon mit Jen zusammengezogen wäre, als auch nur eine einzige weitere Minute warten zu müssen.

>> Natürlich.<< versicherte sie Lewis, der daraufhin zufrieden grinste und Jen verliebt ansah. Sofort dachte ich an Evelyn, an unsere verliebten Blicke, die wir oft ausgetauscht hatten, daran, wie es war, neben ihr zu sitzen und ihre Anwesenheit zu spüren. Niedergeschlagen trank ich noch einen Schluck, um mir nichts anmerken zu lassen und meine Gefühle für sie zu betäuben.

Doch es funktionierte nicht. Meine Gedanken kreisten immer wieder um Evelyn, was mich so langsam in den Wahnsinn trieb. Was sie jetzt wohl machte? Ob sie noch im Krankenhaus war? Ob sie meine Blumen heute bekommen und die Karte gelesen hatte? Ob sie auch an mich dachte? Ich konnte sie einfach nicht aufgeben, so sehr ich es auch wollte, es ging einfach nicht.

>> Wer hat Lust auf einen Nachtisch?<< fragte Jen plötzlich in die Runde, woraufhin sie in der Küche verschwand und die Schokoladenküchlein holte, da so gut wie alle Lust darauf hatten. Zwar hatte ich keinen Appetit, aber ihr zu Liebe würde ich auch das noch in mich hineinstopfen und in einigen Minuten nach Hause fahren. Immerhin hatte ich drei Stunden mit ihnen überstanden und hatte somit erst einmal wieder Ruhe, um meine Trennung zu verarbeiten.

>> Du auch Blake?<< fragte mich Jen, als sie neben mir stand und mir einen Teller hinhielt.

>> Danke.<<

Sie nickte nur und setzte sich wieder, als ich mir den ersten Bissen nahm und die Schokolade auf meiner Zunge zergehen ließ.

>> Es schmeckt wirklich sehr gut.<< lobte ich sie, weswegen sie mich warmherzig anlächelte, wobei sie ihr Mitleid nicht verstecken konnte.

>> Das freut mich.<<

Sie wollte noch etwas sagen, als mein Telefon klingelte und ich es eilig aus meinem Jackett nahm. Mein Herz blieb beinahe stehen, da dieser Klingelton nur zu einer Person passte. Hastig drückte ich auf annehmen und stand bereits auf, um in den Garten zu gehen und dort ungestört zu telefonieren.

>> Evelyn, hi!<< begrüßte ich sie, weswegen mich sofort alle im Raum ansahen, doch das ignorierte ich und öffnete die Tür in den Garten.

>> Hi, störe ich grade?<<

>> Nein, überhaupt nicht. Wie geht es dir?<< versuchte ich so neutral und locker zu sagen, wie es ging, wobei es sicherlich total verkrampft und verzweifelt klang.

>> Na ja, nicht toll, aber es wird besser und dir?<< hakte sie nach, wobei ihre Stimme zitterte und sehr leise war.

>> Ähnlich.<< gab ich zu, woraufhin eine kurze Pause entstand, da wir beide ziemlich fertig waren und ich auch nicht wusste, was ich sagen sollte.

>> Ich... Ich wollte dich auch nicht lange stören, ich hätte nur zwei Sachen, die ich gern mit dir bereden würde.<< erklärte sie mir, während ich hoffte, dass sie ewig mit mir telefonieren würde, da der Klang ihrer Stimme mich dermaßen glücklich machte, wobei der Satz nichts Gutes vermuten ließ.

>> Dann fang mal an.<< antwortete ich, nachdem ich tief durchgeatmet hatte und versuchte so gleichgültig wie möglich zu klingen.

>> Der Mann, der Adam von mir weggerissen hat, war das einer deiner Männer?<< hakte sie nach, wobei ihre Stimme bei der Frage kaum noch zu hören war, da sie das ganze wohl doch noch ziemlich mitnahm.

>> Ja, es war Dimitrij. Einer meiner Leibwächter, wieso?<<

>> Könntest du ihm im Namen von mir danken, oder könntest du mir seine Nummer geben, damit ich das selbst machen kann? Immerhin hat er mich vor ihm gerettet.<<

>> Gerettet ist gut... Es hätte gar nicht so weit kommen dürfen, dass Adam dich auch nur hätte anfassen können.<< knurrte ich und spürte bereits wieder die Wut in mir aufsteigen.

>> Mag sein, aber er hat...<<

>> Er hat was?<< hakte ich nach, da sie nicht mehr weitersprach und ich ungeduldig war.

>> Er... Er hat mich auch in Zukunft vor ihm gerettet, er kann mir nie wieder etwas antun und dafür kann ich ihm gar nicht genug danken.<<

>> Ist er gestorben?<< fragte ich nach, da ich diese Information noch nicht bekommen hatte. Seitdem Laura einen ziemlich großen Streit mit Evelyn gehabt hatte, erzählte sie mir nichts mehr, da sie sonst ihren Beruf aufs Spiel setzte, was nicht grade leicht für mich gewesen war.

>> Ja, vor zwei Tagen. Ich habe ihn heute Abend noch gesehen, um mich selbst davon zu überzeugen.<<

>> Wie denn?<<

>> In der Leichenhalle.<<

>> Du warst in der Leichenhalle?<< fragte ich schockiert nach und hatte sofort die Bilder aus irgendwelchen Filmen oder Serien im Kopf. Wie konnte jemand da freiwillig hingehen?

>> Ich musste ihn sehen, um wirklich sicher gehen zu können.<<

>> Verstehe. Ich werde es Dimitrij ausrichten, es war zwar sein Job, den er auch hätte besser machen können, aber ich richte es ihm aus.<< versicherte ich ihr und war überaus erleichtert, dass Adam Dimitrijs Schläge nicht überlebt hatte. Immerhin das hatte er richtig gemacht.

>> Danke.<<

>> Was ist denn das zweite?<< fragte ich nach und wartete einige Sekunden auf ihre Antwort, da es ihr anscheinend schwerer fiel.

>> Blake, ich... Du weißt hoffentlich, dass ich dich liebe und dass ich finde, dass du ein außergewöhnlicher und toller Mann bist, aber das mit uns, dass.... Wir wollen unterschiedliche Dinge und die Frau, die du gerne hättest, die du an deiner Seite brauchst, die werde ich niemals für dich sein können, so sehr ich das auch wollte, aber es funktioniert nicht, also bitte akzeptier das endlich und hör auf mir Blumen und Nachrichten zu schicken. Das macht das alles doch nur noch schwerer für uns beide.<< erklärte sie mir mit einer zittrigen Stimme und schluchzte dabei ein wenig, was mich fertig machte.

Ich konnte Evelyn noch nie weinen sehen oder hören, da ich dann immer das Bedürfnis verspürte, sie zu trösten und sie in den Arm zu nehmen, weil sie dann immer so klein und verloren wirkte, aber das konnte und durfte ich jetzt nicht. Mein Herz zog sich dabei zusammen und schmerzte, woraufhin ich versuchte einen klaren Gedanken zu fassen, was ein wenig dauerte.

>> Es ist wirklich endgültig für dich? Hast du keine Zweifel daran, dass ich einen Fehler gemacht haben könnte, dass wir eigentlich doch zusammengehören und wir das schaffen könnten? Vermisst du mich nicht?<< fragte ich sie direkt und wollte ihre Antwort eigentlich schon nicht mehr hören, da ich sie mir schon denken konnte.

>> Natürlich vermisse ich dich, sehr sogar, aber es war die richtige Entscheidung von dir. Also ja, es ist endgültig.<<

>> Wenn das so ist...<< begann ich den Satz, sprach ihn jedoch nicht zu Ende, da ich diesen endgültigen Strich einfach nicht wahrhaben wollte.

>> Ich bin sicher, dass du eine tolle Frau finden wirst, die dir das gibt, was du brauchst und bei der du an erster Stelle stehst Blake. Glaub mir, sie wird kommen und du wirst mich schnell vergessen und es einsehen...<< sagte sie, während sie immer lauter weinte, was ich nicht ertrug. Evelyn leiden zu hören, war für mich zu viel des Guten, aber sie hatte ihren Standpunkt klar gemacht, weswegen ich auflegte, um nicht noch verzweifelter nach einer weiteren Chance zu betteln, die es niemals gäbe.

Zudem ertrug ich es einfach nicht, sie leiden zu hören und hätte nichts mehr sagen können, ohne ihr das Gegenteil von dem zu sagen, was sie hören wollte. Ich wollte sie und brauchte sie, nur wollte sie das nicht mehr, weswegen ich es akzeptieren musste. Auch wenn sie litt, weinte und es ihr schwer fiel, brachte es nichts mehr, da ich wusste, wie stur sie war. Nachdem ich so abrupt aufgelegt hatte, bereute ich es, allerdings war es dafür nun zu spät.

Vollkommen mitgenommen blieb ich im Garten sitzen und versuchte meine Gefühle wieder unter Kontrolle zu bekommen, was gar nicht so einfach war. Ich hatte um sie gekämpft, hatte versucht sie umzustimmen, doch nun musste ich akzeptieren, dass ich sie verloren hatte und darin war ich eine Niete.

Um nicht direkt wieder reingehen zu müssen, schrieb ich Laura noch eine Nachricht, in der ich ihr für alles dankte, was sie für mich getan hatte, aber dass ich das Aus der Beziehung zu Evelyn akzeptieren müsse. Anschließend legte ich das Telefon wieder ins Jackett und schloss für einen kurzen Moment die Augen, als ich hinter mir die Schiebetür zum Garten hörte.

>> Telefonierst du noch?<< fragte mich Dan und kam schließlich zu mir, wo er sich neben mich auf eine Liege legte und so wie ich auf den Pool blickte.

>> Nein, schon länger nicht mehr.<<

>> Willst du drüber reden?<< fragte er mitfühlend und hielt mir ein Glas Whisky hin, das ich jedoch ablehnte. Ich wollte meine Gefühle, meine Trauer, meine Wut und meinen Selbsthass nicht mit Alkohol vernebeln. Ich wollte leiden und den Mist verarbeiten, um darüber hinwegzukommen.

>> Ich soll sie in Ruhe lassen, weil es für sie vorbei ist.<< klärte ich ihn auf, woraufhin er seufzte und mich nachdenklich ansah.

>> Wirst du dich daran halten?<<

>> Mir bleibt nichts anderes übrig. Ich habe sie verloren und nun muss das Leben weitergehen.<<

>> Ihr seid zwei so sture Dickschädel...<< fluchte er resigniert, bevor er einen großen Schluck Whisky trank und den Kopf schüttelte.

>> Evelyn noch viel mehr als du und das hätte ich nie für möglich gehalten, das jemand noch sturer und dickköpfiger sein könnte als du Blake. Ehrlich... Dass sie nicht sieht, dass du perfekt zu ihr passt, dass ihr toll harmoniert und dass sie sich nicht eingestehen will, wie viel du ihr wirklich bedeutest, denn ganz ehrlich, ich glaube, dass du ihr viel mehr bedeutest, als ihr Job, aber aus irgendeinem Grund, kann sie das nicht zugeben und tritt ihr eigenes Glück dadurch lieber mit Füßen und so lange kannst du da nichts dran machen. Ich hoffe einfach für Evelyn, dass sie das irgendwann einsieht und dann werdet ihr wieder zusammenkommen.<< versicherte er mir, doch den Glauben hatte ich so langsam verloren. Dieses ganze hin und her hatte mich mürbe und überaus müde gemacht.

>> Und was soll ich so lange tun?<<

>> Nichts. Du arbeitest und genießt dein Leben, denn vielleicht wird sie es auch nie begreifen und dann hättest du dein Leben weggeworfen.<< sagte er und wartete auf eine Reaktion von mir, doch dafür war ich einfach zu ausgelaugt. Ohne Evelyn das Leben zu genießen, passte einfach nicht und machte keinen Sinn, was ich aber erst jetzt verstand. Ich verfluchte den Abend vor einer Woche und meine Kurzschlussreaktion, wo ich mich von ihr getrennt hatte, egal wie richtig es anscheinend gewesen war.

>> Und bevor du an dir selbst zweifelst... Dein Schlussstrich war richtig.<< redete er mir ins Gewissen und sah mich dabei scharf an.

>> Ich hätte mich nicht von ihr trennen sollen...<< widersprach ich ihm, was ihn in helle Aufregung versetzte.

>> Doch! Das war nötig, denn du warst nicht glücklich in der Beziehung, musstest immer hinten an stehen und oft zurückstecken und so sollte es nicht sein. Beide sollten glücklich sein und deswegen war diese Trennung so wichtig. Damit sie sieht, dass du unglücklich warst, sieht, dass du oft zurückgesteckt hast, dass es so nicht in Ordnung war... Damit sie aufwacht und merkt, wie viel du ihr bedeutest und dass sie dich braucht. Ich bin der festen Überzeugung, dass sie das irgendwann einsieht und dann wird sie zu dir kommen und um eine zweite Chance bitten. Glaub mir.<< bat er mich und sah mich durchdringend an.

So sehr ich seine Worte auch glauben wollte, momentan konnte ich sie nicht glauben. Evelyn war ein Sturkopf und zwar ein sehr stolzer, der sicherlich niemals zu mir kommen und um eine zweite Chance bitten würde. Das passte einfach nicht zu ihr. Eher würde sie ein Leben lang allein und unglücklich bleiben, als sich und vor allem jemand anderem gegenüber einen Fehler einzugestehen.

>> Was hältst du davon, wenn wir nächstes Wochenende mal wieder rausfahren? Nur Lewis, du und ich? Ein Männerwochenende, damit du auf andere Gedanken kommst und mal abschalten kannst?<< fragte Dan mich schließlich, da ich nichts mehr zu seinem Vortrag gesagt und stattdessen wieder lieber das Wasser im Pool beobachtet hatte.

>> Klingt gut.<< mischte sich plötzlich Lewis ein, der ebenfalls in den Garten gekommen war und sich direkt zu uns setzte.

>> Das ist lieb gemeint, aber genießt doch lieber die Zeit mit euren Freundinnen. Ehrlich. Mir geht es gut. Ich glaube, dass ich erst mal ein wenig Zeit für mich allein brauche, um das alles zu verarbeiten.<<

>> Dann hast du aber keine Freude und denkst die ganze Zeit nur an sie und das zieht dich dann extrem runter. Wir lassen dir keine Wahl. Nächstes Wochenende schleppen wir dich einfach mit.<< besiegelte Lewis mein Schicksal, wobei ich mich auch nicht mehr wehrte. Zum einen waren es noch einige Tage hin, bis wir wirklich segeln wollten und zum anderen konnte sich bis dahin noch eine Menge ändern, weswegen ich nichts mehr dazu sagte.

>> Hat sie denn noch irgendetwas gesagt?<< hakte Dan auf einmal nach und sah mich wieder nachdenklich an.

>> Nur, dass ich Dimitrij danken soll, dass er sie gerettet hat.<< sagte ich, während Dan lautlos auflachte, da er nach der ganzen Sache genau so sauer auf Dimitrij gewesen war, wie ich.

Am nächsten Morgen hatte Dan ihn zusammen mit dem anderen Personenschützer zur Rede gestellt und sie abgemahnt, da ihr Verhalten inakzeptabel gewesen war. Auch wenn ein Schichtwechsel stattfand, musste man die zu beschützende Person im Auge behalten, was sie nicht gemacht hatten und das nicht nur für einen kurzen Augenblick, sondern länger, da es einige Zeit gedauert hatte, bis sie Evelyn mit Adam gefunden hatten.

Diese Unachtsamkeit hatte Adam ausgenutzt und dadurch war es ihm gelungen Evelyn wieder so heftig zu verletzen und zuzurichten. Zum Glück hatte er es nicht geschafft sie zu vergewaltigen oder zu ermorden, denn sonst hätte ich die beiden gefeuert oder noch schlimmeres getan, wenn Evelyn es nicht geschafft hätte.

>> Wofür danken? Dass er nicht auf sie geachtet und sie dadurch so viel abbekommen hat? Dass Adam sie verletzen, fast erwürgen und beinahe vergewaltigen konnte?<< sagte Dan ironisch, während seine Mimik seine Äußerung stark untermauerte.

>> Dafür, dass Adam ihr nicht noch mehr antun konnte und dafür, dass er vor zwei Tagen gestorben ist.<< klärte ich Dan auf und sah wie auch Lewis mich auf einmal wieder interessiert ansah.

>> Er hat es nicht geschafft?<<

>> Nein, er ist gestorben.<<

>> Zum Glück. Dieser miese Wichser.<< fluchte Dan, woraufhin Lewis ihm Recht gab und zustimmend nickte.

>> Dann braucht sie jetzt keine Angst mehr zu haben, dass er wieder kommen und sie wieder verletzen oder vergewaltigen könnte.<<

>> Mhm.<< stimmte ich Lewis zu und fuhr mir mit den Händen durchs Gesicht, da ich komplett fertig war.

>> Ich werde ihn morgen anrufen und es ihm ausrichten, wenn ich in der Firma bin und genau das ist mein Stichwort. Ich hoffe, dass ihr mir verzeiht, wenn ich jetzt schon gehe.<< entschuldigte ich mich und stand bereits von meiner Liege auf, was auch Dan und Lewis taten.

>> Kein Problem. Es war schön, dass du hier warst und dass du Hannah mal kennengelernt hast.<<

>> Sie ist wirklich nett und ein guter Fang, also mach es besser als ich bei Evelyn.<< riet ich ihm, bevor ich mich von Dan und Lewis verabschiedete und wir gemeinsam wieder ins Haus gingen. Dort verabschiedete ich mich noch von Jen und Hannah, bevor ich in meinen Sportwagen stieg, tief durchatmete und nach Hause eilte.

Ich wollte nur noch zu meiner Wohnung, die Tür hinter mir schließen und die komplette Welt draußen lassen. Die Musik anmachen, die Augen schließen und mich auf das Bett werfen, um die Ruhe zu genießen und meine Gedanken kreisen zu lassen, wobei mich niemand stören konnte.

Um das möglichst schnell zu erreichen, fuhr ich so schnell es ging, trat auch bei gelben Ampeln noch aufs Gaspedal und benutzte etliche Abkürzungen, bis ich schließlich in die Parkgarage bog und mit dem Aufzug nach oben in mein Apartment fuhr.

Kaum war ich in meiner Wohnung, stellte ich mein Telefon ab, zog mir die Krawatte und das Jackett aus und ließ mich auf mein Bett fallen. Mit der linken Hand suchte ich nach der Fernbedienung, womit ich die Musikanlage so laut stellte, dass ich meine eigenen Gedanken nicht mehr hören musste, doch die Musikanlage konnte da nicht mithalten.

Kapitel III

Evelyn

>> Hast du auch schon Post bekommen?<< fragte mich Laura von der Seite, als ich grade eine Akte unterschrieb und sie daraufhin ansah.

>> Mhm.<< murmelte ich, trug noch schnell die Sachen ein, bevor ich die Akte weglegte und ihr meine Aufmerksamkeit schenkte.

>> Und?<<

>> Ich habe bestanden und du?<< fragte ich sie, wobei ich schon von den anderen gehört hatte, dass sie auch bestanden hatte.

>> Auch.<<

>> Glückwunsch.<< gratulierte ich ihr so aufrichtig wie möglich, wobei zwischen uns immer noch eine gewisse Eiszeit herrschte, obwohl inzwischen drei Monate vergangen waren. Wir sprachen immer noch nicht viel miteinander, da sie mir nicht verzeihen konnte, dass ich sie wegen Blake so unter Druck gesetzt und ihr damit gedroht hatte, sie wegen der Schweigepflicht zu verpfeifen.

Sie verstand einfach nicht, weshalb es mich so gestört hatte, dass sie ihm alles über mich und meinen Gesundheitszustand erzählt hatte. Zudem hatte ich herausbekommen, dass sie ihm auch meine Arbeitszeiten genannt hatte, was einfach zu viel des Guten gewesen war.

Zusätzlich konnte sie Robert nicht ausstehen und hasste es, dass ich mich so gut mit ihm verstand und wir uns öfter trafen. Die ersten zwei Wochen nach dem Überfall von Adam hatte ich bei ihm verbracht, bis ich eine Wohnung gefunden hatte, weswegen wir viel Zeit miteinander verbracht und uns inzwischen recht gut angefreundet hatten, da es nicht mehr viele Personen in meinem Freundeskreis gab.

Es waren einfach so viele Dinge, weswegen Laura und ich immer wieder aneckten und es nicht hinbekamen, dass wir unseren Streit beilegten. Vielleicht lag es auch daran, dass wir beide kaum Zeit gehabt hatten, da wir in den letzten Wochen rund um die Uhr für die Abschlussprüfungen gebüffelt hatten, was sich nun geändert hatte.

>> Ich gehe nachher noch mit einigen Kollegen zu Adrian, wo wir unsere Prüfung feiern, falls du also Lust hast, kannst du gerne vorbeikommen.<< lud sie mich plötzlich ein, wobei es eher wie eine formale Frage geklungen hatte und ich nicht das Gefühl hatte, dass sie mich wirklich dort haben wollte.

>> Danke, ein anderes Mal vielleicht.<<

>> Musst du wieder arbeiten?<< fragte sie mich und spielte dabei auf das Strippen an, was ich immer noch machte.

>> Nein, aber Robert wollte nachher mit ein paar Freunden und mir Essen gehen und da kann ich jetzt nicht mehr absagen.<< entschuldigte ich mich, während sie genervt die Augenbrauen nach oben zog und ein zerknirschtes Gesicht zog.

>> Na dann, viel Spaß.<<

>> Laura...<< seufzte ich, da sie beleidigt und wieder einmal eifersüchtig auf Robert war, was mir langsam auf die Nerven ging.

>> Du machst überhaupt nichts mehr ohne ihn. Gar nichts! Merkst du das nicht? Seid ihr ein Paar?<<

>> Nein, wir sind nur befreundet!<< rechtfertigte ich mich, doch das glaubte sie eh nicht mehr. Wir sahen uns einige Sekunden verärgert an, bevor sie sich abwandte und ging, während ich meinen Ärger herunterschluckte und zu meinem Spind ging, da ich Feierabend hatte.

Ich war wirklich gespannt, ob wir es irgendwann noch hinbekamen wieder halbwegs vernünftig miteinander zu reden. Vielleicht wurde es jetzt wirklich besser, weil der Druck von unseren Schultern genommen worden war und wir wieder mehr Zeit hatten, aber so wie wir grade miteinander umgegangen waren, war das ziemlich schwierig.

>> Soll ich dich mitnehmen?<< fragte Robert mich plötzlich, als ich bei den Aufzügen stand und auf den Knopf gedrückt hatte.

>> Fährst du nicht noch zu Lilly?<< hakte ich nach, da ich eigentlich davon ausgegangen war, dass er seine Tochter noch besuchen wollte.

>> Doch, aber ich kann dich auf dem Weg ja irgendwo absetzen.<<

>> Danke, aber das brauchst du nicht, außerdem wäre es ein beachtlicher Umweg. Ich fahre noch kurz zu einem Freund und dann komme ich direkt ins Restaurant.<<

>> Wie du willst.<<

Ich nickte, als wir schließlich in den Fahrstuhl einstiegen und nach unten fuhren, wobei wir nicht miteinander redeten, da es ziemlich voll war und wir auf unterschiedlichen Seiten standen.

>> Dann bis um acht im Leatons.<< verabschiedete sich Robert, weswegen ich nickte und den Weg zur Bushaltestelle einschlug. Doch kaum wollte ich mich setzen und auf den Bus warten, entdeckte ich bereits ein Auto, das auf der anderen Seite stand und ging hinüber.

>> Ich hätte auch mit dem Bus fahren können.<< begrüßte ich Charly und umarmte ihn kurz, bevor ich mich anschnallte und er losfuhr.

>> Ich weiß, aber ich hasse es immer noch, wenn du allein unterwegs bist.<<

>> Adam ist gestorben.<< versuchte ich ihm wieder einmal klar zu machen, doch da blockte er sofort wieder ab.

>> Das bedeutet nicht, dass es nicht auch andere miese Kerle in Seattle gibt.<<

>> Lass uns das Thema wechseln. Wie geht’s dir?<<

>> Gut und dir?<<

>> Auch. Ich habe die Prüfung bestanden.<< verkündete ich ihm, woraufhin er mich mit großen Augen ansah, kurz anhielt und mich in seine Arme riss.

>> Das ist ja großartig. Mensch Eve, Glückwunsch... Ich bin total stolz auf dich.<<

>> Danke.<<

>> Darauf stoßen wir gleich an!<< versprach er mir und fuhr wieder weiter, während ich mich zurücklehnte und die ruhige Autofahrt genoss. Anders als bei Laura, verstand ich mich mit Charly wieder richtig gut. Wir hatten uns nach dem Vorfall ausgesprochen und uns zusammengerauft, was ziemlich lange gedauert hatte.

Ich hatte akzeptiert und eingesehen, warum er so besorgt gewesen war um mich, war einige Kompromisse eingegangen, weswegen mich Kean nach dem Strippen immer nach Hause gebracht hatte, da Charly darauf bestanden hatte. Auf der anderen Seite hatte er akzeptieren müssen, dass ich mein eigenes Leben lebte und nicht ständig von ihm wie ein kleines Kind behandelt werden wollte.

Natürlich fiel es uns beiden immer noch schwer, weswegen es ab und an auch noch zu Reibereien kam, aber die bekamen wir dann schnell wieder in den Griff. Der größte Streitpunkt wäre eh bald aus der Welt, wenn ich das Strippen endlich an den Nagel hängen konnte, da ich ab sofort mehr verdiente und somit sehr bald die restlichen Schulden abbezahlen konnte.

>> Wo gehst du nachher Essen?<< fragte Charly mich plötzlich und riss mich damit aus meinen Gedanken, weswegen ich mich erst mal wieder konzentrieren musste.

>> Ins Leatons, wieso?<<

>> Dann fahre ich zu einer Bar, die da in der Nähe ist, da können wir anstoßen und du hast es dann nicht mehr so weit ins Restaurant später.<< erklärte er mir, während ich stutzig wurde.

>> Wieso fahren wir denn nicht zu dir? Ist alles in Ordnung bei Maggie und dir?<<

>> Mhm. Aber sie ist bei ihren Eltern, um sich weiterhin auszuruhen und ich brauche mal einen Tapetenwechsel.<<

Ich nickte, da es plausibel klang und ich wusste, dass Maggie sich weiterhin schonen musste, damit sie das Kind nicht verlor. Sie war inzwischen fast im siebten Monat, wobei es schon mehrere Situationen gegeben hatte, bei denen sie gedacht hatten, dass sie es verlieren würden.

Dies war auch der Grund gewesen, weshalb ich Emily öfter genommen hatte, da Charly öfter ins Krankenhaus zu Maggie gefahren und nicht in der Lage gewesen war für Emily zu sorgen. Da meine Wohnung in einem wirklich schlechten Viertel lag, weil ich die günstigste Möglichkeit gewählt hatte und auch von innen ziemlich heruntergekommen war, passte ich in deren Wohnung auf Emily auf. Alles andere hätte ich ihr nicht antun können.

>> Geht es ihr und dem Baby denn so weit gut?<<

>> Im Moment ja, warten wir es mal ab.<< sagte er knapp, da er anscheinend nicht darüber reden wollte, dennoch hakte ich noch einmal nach.

>> Ist Emily auch bei ihr?<<

>> Ja.<<

Ich beließ es dabei und überlegte, wie ich ihn ablenken könnte, damit er auf andere Gedanken kam, da er ziemlich finster und nachdenklich aussah, doch da bog er schon auf einen Parkplatz ab und stellte das Auto auf einen freien Platz.

Da es draußen inzwischen in Strömen regnete, liefen wir schnell hinein und suchten uns einen freien Tisch, wo wir uns setzten und unsere Jacken auszogen. Charly bestellte uns sofort etwas zu Trinken, als wir auch schon die Gläser hoben.

>> Auf deine bestandene Prüfung Eve. Du glaubst gar nicht, wie stolz ich auf dich bin Dr. Chamberlain!<< sagte er aufrichtig und stieß schließlich mit mir an.

>> Ohne dich hätte ich das aber nie geschafft.<< gab ich ihm zu bedenken, woraufhin er mich stirnrunzelnd ansah und ich es näher ausführte.

>> Du hast mir immer zur Seite gestanden und bist mit mir durch dick und dünn gegangen. Vor allem nach der Sache mit Adam... Hätte ich dich nicht gehabt, hätte ich alles abbrechen müssen.<<

>> Das habe ich gern gemacht Eve. Wirklich. Egal, was mit dir ist, ich mache alles für dich.<<

>> Ich weiß, danke Charly.<<

Er nickte und schien für einen kurzen Moment in seine Gedanken vertieft zu sein, bevor er mich wieder ansah und mich an seine Seite zog.

>> Jedes Mal, wenn ich Maggie und Emily ansehe, dann kann ich mein Glück kaum fassen und frage mich immer, womit ich das verdient habe...<<

>> Weil jeder einen Neuanfang verdient hat und du hast deinen genutzt.<<

>> Und wann nutzt du deinen?<< fragte er mich und sah mich nun fragend an, während ich ihm nicht folgen konnte.

>> Wie meinst du das?<<

>> Ganz einfach. Dir wurde deine Mutter aufgezwungen, ein Pflegefall und zwei kleine Kinder, um die du dich kümmern musstest. Du hattest keine Wahl und hast es gemacht. Deine Mutter ist jetzt nicht mehr da, deine Geschwister sind glücklich bei eurem Vater, du hast deine Ausbildung beendet, hast Blake hinter dir gelassen, ob das nun klug war oder nicht, sei mal dahingestellt, aber dies sollte endlich der Zeitpunkt für deinen Neuanfang sein. Also, was machst du daraus?<< fragte er nach, während ich immer noch mit meinen Gedanken bei Blake war, da er eben seinen Namen erwähnt hatte.

Blake hatte aufgehört mich umzustimmen und mir Blumen und kleine Geschenke zu schicken, weil ich ihn darum gebeten hatte, was mir dann jedoch auch nicht wirklich gepasst hatte. Ich hatte immer gedacht, dass es besser wäre, wenn er mich ignorieren würde, doch stattdessen hasste ich es und vermisste ihn gewaltig.

So oft hatte ich mir die Frage gestellt, ob ich damals richtig reagiert hatte, ob ich nicht doch um ihn hätte kämpfen sollen, doch das wäre egoistisch gewesen. Natürlich wollte ich ihn, aber dann hätte ich ihn unglücklich gemacht, da er jemanden brauchte, bei dem sich alles um ihn drehte und seitdem verbot ich mir an ihn und uns zu denken.

>> Eve?<< unterbrach Charly meine Gedanken, weswegen ich seufzte, meine Gefühle für Blake wieder hinter Schloss und Riegel brachte und ihn ansah.

>> Ich bin noch nicht bereit für einen Neuanfang. Ich habe das zwar alles hinter mir gelassen, aber die Sache mit Blake ist für mich noch nicht richtig verarbeitet, das dauert noch.<<

>> Du liebst ihn immer noch, mhm?<<

>> Sehr, aber das ist nicht genug.<<

>> Du bist so dumm und stur...<< seufzte Charly, während er den Barkeeper um eine weitere Runde bat und sein leeres Glas wegstellte.

>> Ich bin nicht dumm und stur. Stell dir vor, Maggie liebt dich abgöttisch und leidet die ganze Zeit über, weil du nicht die Menge an Gefühlen erwiderst, die sie bräuchte, weil du anders tickst als sie und du kannst das nicht ändern. Würdest du dann so egoistisch sein und sie bei dir halten, ihr Leid ertragen und all die Streitereien, oder würdest du die Beziehung aufgeben und hoffen, dass sie irgendwann den Richtigen kennenlernt, der ihr perfekter Deckel ist?<<

>> So ist es bei dir und Blake aber nicht. Du liebst ihn so, wie er es braucht, nur kannst du das nicht zugeben, weil du Angst hast zuzugeben, dass er dir so wichtig ist, weil du niemandem mehr diese Macht geben möchtest, nachdem dein Vater das so missbraucht hat und das kann ich verstehen. Aber damit du wieder glücklich werden kannst, musst du dringend das mit deinem Vater überwinden, denn sonst hat niemand die Chance dich glücklich zu machen, niemals!<< redete er mir ins Gewissen und traf damit einen wunden Punkt, weil er Recht hatte. Wir hatten schon etliche Gespräche darüber geführt und waren jedes Mal aneinander geraten.

>> Das braucht Zeit...<<

>> Das sagst du immer. Weißt du Eve, du hast mich damals zu einer Therapie überredet und das mache ich jetzt auch mit dir, denn sonst wird das nie etwas.<<

>> Die brauche ich n...<<

>> Du wirst sie machen, basta!<< sagte er bestimmt und sah mich zornig an, weswegen ich vorsichtig antwortete.

>> Ich habe für so etwas kein Geld. Lass mich erst einmal die Schulden abbezahlen.<<

>> Wie lange dauert das noch?<<

>> Ein bis zwei Monate.<<

>> Gut, aber mehr als zwei Monate gebe ich dir nicht!<<

Zum Glück kamen unsere neuen Getränke, weswegen ich schwieg und stattdessen einen großen Schluck trank. Es war das erste Mal seit sehr, sehr langer Zeit, dass ich wieder Alkohol trank, weswegen ich ihn auch direkt merkte und sicherlich kein weiteres Glas mehr trinken würde, immerhin musste ich gleich auch noch zum Essen mit Robert und seinem besten Freund und dessen Freundin, weswegen ich dort nicht angetrunken auftauchen würde.

Charly wechselte zum Glück das Thema, weswegen wir über belanglose Dinge redeten, bevor ich um viertel vor acht zum Restaurant lief, wohin mich Charly natürlich begleitete, bevor wir uns vor dem Eingang verabschiedeten. Kaum war ich drinnen, entdeckte ich schon Robert, der mit Zack und Susan bereits am Tisch saß und einen Aperitif trank.

>> Hi Eve.<< begrüßten sie mich nacheinander, bevor ich mich setzte und den Aperitif vor mir sah.

>> Ich habe den schon mal für dich mitbestellt, immerhin müssen wir auf deine bestandene Prüfung anstoßen.<<

Ich seufzte und hoffte, dass ich den noch überstand, da ich wirklich schon den Alkohol spürte, wobei ich noch keinen Rausch hatte, doch das wollte ich auch auf keinen Fall.

>> Danke, aber nur den einen hier.<< stellte ich sofort klar und stieß mit den anderen an, bevor wir uns etwas zu Essen bestellten und anschließend locker und ausgelassen den Abend genossen. Es tat gut, da es mich von meinen eigenen Problemen und meinem elendigen Leben ablenkte, doch ich wusste, dass ich nachher wieder einsam wäre.

Die beiden waren wirklich nett und nicht abgehoben, weswegen es leichter für mich war, mit ihnen ins Gespräch zu kommen. Sie wussten, dass Robert und ich nur befreundet waren und zusammen arbeiteten, weswegen auch keine dummen Kommentare kamen, wie ich sie sonst von Laura gewohnt war.

Als es schließlich schon elf Uhr war, fuhren Zack und Susan nach Hause, während Robert uns noch einen Cocktail bestellte und wir uns an die Bar setzten. Da wir auch schon während des Essens Wein getrunken hatten, hatte ich inzwischen schon einige Probleme, da der Cocktail auch noch einige Promille hatte.

An der Bar lernte Robert eine hübsche Blondine kennen, weshalb sie sich angeregt unterhielten und ich irgendwann nur noch alleine da saß, was ich schon von ihm kannte. Er ließ nichts anbrennen und genoss sein Singleleben in vollen Zügen, was ich immer wieder mitbekam.

Da ich nicht länger das fünfte Rad am Wagen sein wollte, verabschiedete ich mich, ging noch schnell auf Toilette, wo sich alles drehte, bevor ich das Restaurant verließ und die frische Luft genoss. Ich ging ein paar Schritte, um eine Bushaltestelle zu finden, als ich kurz das Gleichgewicht verlor, kurz zur Seite schwankte und in die Arme eines Mannes lief, der mich sofort stützte.

>> Evelyn?<< fragte er mich plötzlich irritiert, weswegen ich aufsah und wie erstarrt stehen blieb.

>> Dan... Hi.<<

>> Geht es dir gut? Hast du getrunken?<< hakte er sofort nach, als ich die hübsche Frau neben ihm entdeckte, die mich ein wenig mürrisch ansah.

>> Ja, aber nicht viel.<<

>> Du hast doch sonst nie etwas getrunken.<<

>> Ich hatte halt etwas zu feiern.<< verteidigte ich mich, wobei ich nicht wusste, wieso ich das Gefühl hatte mich verteidigen zu müssen.

>> Und was?<<

>> Meine bestandene Prüfung. Ich bin jetzt fertige Ärztin. Der Brief kam heute.<<

>> Das freut mich für dich, Glückwunsch!<<

>> Danke.<<

Er nickte und sah mich weiterhin besorgt an, als die Frau neben ihm langsam unruhig wurde.

>> Ich gehe schon mal rein, du kannst ja gleich nachkommen.<< sagte sie und ging ins Restaurant, während Dan mit mir draußen stehen blieb.

>> Ist das Hannah mit der du damals zusammengekommen bist?<<

>> Ja, wir sind immer noch ein Paar und wollten ein paar Drinks mit ihren Brüdern trinken.<<

>> Dann geh lieber rein, ich geh mal weiter die Bushaltestelle suchen.<< sagte ich und ging bereits los, als Dan plötzlich seinen Arm um mich schlang und mich stütze, da ich doch schon ziemlich schwankte.

>> Ich bringe dich schnell nach Hause.<<

>> Nein, das brauchst du nicht. Deine Freundin wartet.<<

>> Das macht nichts und ich könnte da drinnen dann eh nicht ruhig sitzen. Du und Bushaltestellen, das ging noch nie gut aus, vor allem nicht, wenn du jetzt auch noch betrunken bist.<<

>> Ich bin nicht...<<

>> Keine Widerrede. Ich bringe dich nach Hause.<< sagte er streng und lenkte mich zu seinem Wagen, wo er mir die Beifahrertür öffnete und nach einer kurzen Nachricht an jemanden auch einstieg und losfuhr.

>> Wo soll ich dich hinbringen?<< fragte er mich, während ich überlegte, ob ich ihm wirklich die richtige Adresse nennen sollte. Zum einen schämte ich mich für die Gegend, in der ich lebte und zum anderen hatte ich ein ungutes Gefühl dabei, da er sie auch Blake nennen könnte. Doch warum sollte er das tun? Es war nett von ihm, dass er mich nach Hause brachte, also sollte ich mir nicht so viele Gedanken machen.

>> Evelyn? Die Adresse?<< hakte Dan noch einmal nach und sah mich fragend an. Ich nannte ihm die Adresse meiner neuen Wohnung, während ich mich zurücklehnte und versuchte wieder nüchtern zu werden.

Es war mir vollkommen unangenehm, dass Dan mich so angetroffen hatte, da es einfach nur erbärmlich aussehen musste. Ich fühlte mich wie eine Frau aus den Serien im Fernsehen, die nach einer falschen Entscheidung in ihrem Leben, nur noch Pech hatte und immer weiter abstürzte.

Bis auf den kleinen Unterschied, dass ich keine Drogen nahm und nicht abhängig war, konnte das auf mich so übertragen werden. Wobei ich immerhin betrunken war und Dan sich daraus zusammenreimen konnte, was er wollte. Vielleicht nahm er ja an, dass ich Alkoholikerin geworden wäre, was sicherlich auch mit meiner Wohngegend zusammenpassen würde, wenn er sie gleich sah.

Fakt war, seit ich mich von Blake getrennt hatte, stürzte ich immer weiter ab und ich wusste nicht, wie ich das in den Griff bekommen sollte. Zwar war ich keine Alkoholikerin und ich hatte auch noch einen guten und festen Job, aber der Rest meines Lebens ging den Bach runter, auch wenn ich mir das nicht eingestehen wollte und es so gut es ging verdrängte, was so lange funktionierte, bis ich wieder alleine zu Hause hockte.

>> Wie geht es dir denn?<< fragte mich Dan plötzlich und sah mich dabei durchdringend an, während wir an einer roten Ampel warteten.

Ich atmete noch einmal tief durch, sprang über meinen Schatten und versuchte so nüchtern wie möglich mit ihm zu reden.

Kapitel IV

Blake

>> Na, alles gut gegangen?<< fragte mich Lewis, als ich grade in die Firma zurückkam, nachdem ich eine Kundin begleitet hatte, da ihr Personenschützer im Urlaub war. In den letzten Wochen und Monaten hatte ich mehrere Jobs selbstständig übernommen, da es mich ablenkte und es mir immerhin ein wenig Freude bereitete.

>> Mhm. Morgen begleite ich sie auch noch mal.<<

>> Ich kann auch jemanden anderes dazu beauftragen, dann hast du ein wenig Ruhe und kannst dich anderen Dingen widmen.<< schlug mir Lewis vor, während ich mir einen Kaffee eingoss und ihn müde ansah.

>> Und was?<<

>> Du könntest mal wieder deine Freizeit genießen, ok Sport treibst du genug, immerhin siehst du langsam aus wie ein Berg, aber was ist mit segeln, Familie, Urlaub?<<

>> Kein Interesse.<< schnaubte ich und ging in das Büro von Dan, der noch am Schreibtisch saß, während Lewis mir folgte und wir uns alle auf das Sofa setzten.

>> Du musst mal wieder mehr für dich tun und dein Leben genießen.<< redete mir Lewis noch einmal ins Gewissen, bevor er Dan mit einem Blick um Unterstützung bat.

>> Tue ich doch. Dass ich viel arbeite, heißt doch nicht, dass ich mein Leben nicht genieße. Ich treibe viel Sport, ja, aber nur, weil es mir Spaß macht, mich glücklich macht. Ich arbeite wieder mehr als Personenschützer, weil ich auch das liebe. Evelyn mochte es nur nicht, deswegen hatte ich es vorher kaum noch gemacht, aber jetzt...<<

>> Lass ihn doch, wenn er zufrieden ist mit seinem Leben.<< unterstütze mich Dan, weswegen Lewis den Kopf schüttelte.

>> Du bist auf seiner Seite? Ehrlich? Schau ihn an. Arbeitet wie ein Pferd, funktioniert lediglich und lacht kaum noch, während Evel...<< stoppte er plötzlich und fluchte, während ich augenblicklich hellhörig wurde und ihn entgeistert ansah.

>> Was ist mit ihr?<<

>> Nichts.<<

>> Lewis!<< fuhr ich ihn barsch an und zwang ihn zu einer Antwort, allerdings schaute dieser nur zu Dan.

>> Du bist so ein Idiot Lewis. Halt doch einfach deine Klappe, verdammt!<< sagte dieser und sah Lewis wütend an, bevor er aufstand und sich ebenfalls einen Kaffee einschüttete.

>> Könntet ihr mich bitte mal aufklären?<<

>> Dan hat Evelyn vor ein paar Tagen getroffen und nach Hause gebracht.<< klärte Lewis mich nach einigen Sekunden auf, was ihm anscheinend schwer gefallen war.

>> Was? Wieso? Warum erzählst du mir das nicht!<<

>> Weil ihr euch getrennt habt und es dich nur herunterziehen würde.<<

>> Und warum lasst ihr mich das nicht selbst entscheiden? Ich dachte, ihr seid meine Freunde!<<

>> Sind wir auch und genau deswegen habe ich es dir nicht erzählt. Du hättest dir nur Sorgen gemacht und das brauchst und sollst du nicht mehr, weil sie nicht mehr zu deinem Leben gehört.<<