Sea of Flames - Svea Dunnabey - E-Book

Sea of Flames E-Book

Svea Dunnabey

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Beschreibung

Zweiter Teil der Sea of Flames Serie. Nach der Trennung von Blake gibt Evelyn ihm noch eine Chance, da er nicht locker gelassen und um sie gekämpft hat. Alles scheint perfekt, doch dann holt Evelyns Vergangenheit sie ein. Werden Blake und Evelyn es gemeinsam meistern, oder wird ihre Liebe zerbrechen?

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Seitenzahl: 563

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Svea Dunnabey

Sea of Flames

Gewissheit

 

 

 

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Kapitel I

Kapitel II

Kapitel III

Kapitel IV

Kapitel V

Kapitel VI

Kapitel VII

Kapitel VIII

Kapitel IX

Kapitel X

Kapitel XI

Kapitel XII

Kapitel XIII

Kapitel XIV

Kapitel XV

Kapitel XVI

Kapitel XVII

Kapitel XVIII

Kapitel XIX

Kapitel XX

Kapitel XXI

Kapitel XXII

Kapitel XXIII

Kapitel XXIV

Kapitel XXV

Kapitel XXVI

Kapitel XXVII

Kapitel XVIII

Kapitel XXIX

Kapitel XXX

Kapitel XXXI

Kapitel XXXII

Impressum neobooks

Kapitel I

Blake

Immer wieder klingelte das verdammte Telefon, ein stetes, nervendes, aufdringliches und schmerzendes Geräusch, welches ich schon seit einer Woche komplett ignorierte. Ähnlich ging ich mit dem Klingeln an der Tür vor, denn auch das ignorierte ich gekonnt, weswegen ich seit einer Woche niemanden mehr gesprochen und die Wohnung ebenfalls seitdem nicht mehr verlassen hatte.

Ich schaffte es einfach nicht mich aufzuraffen, schaffte es noch nicht einmal alles stumm zu stellen, um endlich meine Ruhe zu haben, damit es mir eventuell besser ging. Stattdessen ertränkte ich meinen Kummer, meine Wut, meine Verzweiflung und meinen Selbsthass weiterhin in Alkohol und starrte dabei auf die Stadt hinaus.

Evelyn hatte sich kein einziges Mal mehr bei mir gemeldet, mir nicht geschrieben und mich nicht angerufen, weswegen es für mich keinen Grund gab mich aufzuraffen. Die ganze Zeit überlegte ich, wie ich das mit uns retten konnte, doch das war unmöglich. Sie hasste mich und das zu Recht. So ein mieses Schwein wie mich, würde ich auch nicht zurück nehmen.

Ich konnte es immer noch nicht fassen, was ich ihr angetan hatte. Dass ich ihr unterstellt hatte, dass sie mich nur meines Geldes wegen wollte, was absoluter Quatsch war, dass sie schlecht im Bett wäre und ich nicht genügend Sex bei ihr bekäme und dass sie mir fremdgehen würde. Es war einfach nur erbärmlich gewesen und als wenn das noch nicht genug gewesen wäre, hatte ich sie auch noch vor ihren Augen betrogen, sie vorgeführt und lächerlich gemacht. Nein, danach konnte sie mir einfach nicht verzeihen.

Mühsam hievte ich mich hoch, sah auf die ganzen leeren Flaschen vor mir und suchte nach einer, wo noch etwas drin war. Mir war egal, was es war, Hauptsache es hatte genügend Prozent Alkohol, um meinen seelischen Schmerz zu betäuben. Nach einigen Flaschen fand ich schließlich eine und schüttete mir ein weiteres Glas ein, als ich plötzlich ein Klopfen an meiner Tür vernahm, welches ich jedoch wie immer sofort missachtete.

Nach einem Schluck brannte meine Kehle, das einzige, was ich zur Zeit fühlte und legte mich direkt wieder hin, da sich alles um mich herum drehte. Wahrscheinlich kam es daher, dass ich seit einigen Tagen nichts mehr gegessen hatte, denn dafür hätte ich aufstehen und sogar vor die Tür gehen müssen.

Ich schloss die Augen, entspannte mich und dachte wieder an Evelyn. An ihre Schönheit, an ihr Lächeln, ihre blonden Locken, ihre weiche, warme Haut, die ich so gern gestreichelt und liebkost hatte, an ihre sinnlichen Lippen, die ich so gerne küssen wollte, an ihren himmlischen Körper, ihren unvergleichlichen Duft und ihre sanfte, beruhigende Stimme, was mich glücklich und todtraurig zugleich machte. Es war die reinste Folter, für die ich selbst verantwortlich war und die ich mehr als alles andere verdient hatte.

Doch bevor ich weiter diesen Stich in meinem Herzen spüren konnte, hörte ich plötzlich, wie jemand mit einem Schlüssel meine Tür aufschloss. Panisch öffnete ich meine Augen und wollte grade aufstehen, als ich eine vertraute Stimme hörte.

>> Blake? Hier ist Dan. Ich komm jetzt rein.<< rief er in die Wohnung und ließ die Tür hinter sich wieder ins Schloss fallen, während ich die Hände vor mein Gesicht schlug, mich dahinter versteckte und hoffte, dass er wieder gehen, oder ich mich in Luft auflösen würde.

>> Blake? Wo bist du? Blake?<<

>> Hier...<< lallte ich ein wenig und setzte mich mühsam auf, da es nichts brachte mich vor ihm zu verstecken. Dan würde nicht locker lassen und die gesamte Wohnung nach mir absuchen.

>> Fuck...<< war alles, was er sagte, als er schließlich neben mir stand und die ganzen Flaschen auf dem Tisch vor mir sah, zusammen mit dem Anblick von mir.

>> Ich...<<

>> Das ist nicht dein Ernst, oder? Willst du mich grade verarschen? Was soll das hier?<<

>> Ich... steh im Moment ein wenig neben der Spur...<<

>> Ein wenig? Wirklich? Du bist im Arsch mein Lieber. Dass.... dass.... verdammt geh duschen! Dass ist echt nicht wahr... Krieg erst mal einen klaren Kopf und werde nüchtern. Ich bestell in der Zeit was zu essen, denn so wie du aussiehst, hast du schon lange nichts Festes mehr zu dir genommen.<<

>> Geh doch einfach wieder... Ich komm schon klar.<<

>> Nein kommst du nicht und ich werde nicht gehen. Also entweder gehst du allein unter die Dusche, oder ich zerre dich da rein.<<

Als er sich bedrohlich vor mir aufbaute, gab ich schließlich nach und schleppte mich langsam ins Bad. Je schneller ich auf ihn hörte, desto schneller würde er hoffentlich wieder gehen und mich in Ruhe lassen, damit ich weiter in Selbstmitleid baden konnte.

Ein wenig unsicher und torkelnd erreichte ich das Waschbecken, an dem ich mich schnell festklammerte, um nicht umzukippen. Ich hatte wirklich zu viel getrunken und dabei zu wenig gegessen, weswegen mein Kreislauf nun rebellierte. Nach einigen Sekunden schaffte ich es jedoch mich allein auf den Beinen zu halten und blickte in den Spiegel vor mir.

Mein Spiegelbild erkannte ich kaum, als ich es anblickte. Ich sah müde aus, hatte Augenringe, dazu einige Kilogramm abgenommen und glasige, rote Augen. Meinen Bart musste ich auch dringend stutzen, da ich vollkommen verwahrlost aussah. Wie ein Obdachloser auf der Straße, der nichts mehr zu verlieren hatte. Doch wen interessierte das schon. Mich nicht und die Frau, die ich liebte, auch nicht.

Seufzend zog ich mich aus und schleppte mich träge unter die Dusche, was ungemein gut tat und mich wieder ein wenig lebendiger werden ließ. Doch kaum stand ich drunter, dachte ich wieder an Evelyn. Wie wir hier das letzte Mal gemeinsam geduscht und uns gegenseitig eingeseift hatten, wie wir uns leidenschaftlich geküsst und rumgealbert hatten, weswegen ich irgendwann meinen Kopf gegen die Wand schlug, da ich diese Gedanken nicht mehr ertrug.

Eilig stellte ich die Dusche ab, band mir meine nassen Haare zum Zopf zurück, trocknete mich ab und ging ins Schlafzimmer, wo mein Blick natürlich direkt auf das Bett fiel. Wieder spielten sich Erinnerungen, Empfindungen und Emotionen in meinem Kopf ab, die mich lähmten und fertig machten.

Wie in Trance stand ich da und sah einfach nur zum Bett, bis mich die Klingel aus diesem Zustand riss und mich wieder in die Realität holte. Schwermütig ging ich zum Schrank, nahm mir neue Sachen heraus und zog sie mir über, bevor ich zu Dan ins Wohnzimmer ging, der, so wie es aussah, schon alle Flaschen weggeräumt hatte.

>> Das sieht schon besser aus.<< bestätigte er mein Erscheinungsbild und nickte mir besorgt zu.

>> Möchtest du was trinken?<< fragte ich ihn, da ich mir grade etwas holen wollte, um meine Gefühle wieder zu unterdrücken, woraufhin sich mir Dan in den Weg stellte.

>> Nein und du auch nicht. Setz dich an den Tresen!<<

>> Dan!<<

>> Du trinkst jetzt nichts mehr. Das hast du schon die letzten Tage anscheinend genug getan. Ich habe keine Ahnung, was bei dir los ist, aber das wirst du mir gleich erzählen. Was ich aber weiß, ist, dass du ganz sicher nichts mehr trinken wirst, jedenfalls nichts Alkoholisches, denn wir brauchen dich! Dringend und das nüchtern!<<

Wir sahen uns einige Sekunden schweigend an, bevor Dan mich zur Küche zog und vor mir eine Pizza lag, die er anscheinend bestellt hatte.

>> Ich habe keinen Hunger.<< sagte ich angewidert und machte den Karton zu, während Dan seufzte und sich gegenüber von mir hinsetzte.

>> Wann hast du zuletzt etwas gegessen?<<

>> Keine Ahnung. Ein paar Tage.<<

Er nickte nachdenklich, während er mich weiter kritisch musterte.

>> Gut. Ich sage dir das nur ein einziges Mal, denn den Scheiß hier hatten wir schon einmal und du weißt, dass ich immer für dich da bin und mir Sorgen um dich mache, immerhin bist du mein bester Freund. Also entweder isst du jetzt die blöde Pizza und hörst auf Alkohol in dich reinzuschütten, erzählst mir endlich was los ist, oder...<<

>> Oder was?<< hakte ich scharf nach, da Dan nicht mehr weitergesprochen hatte, da ihm die zweite Option anscheinend Magenschmerzen bereitete.

>> Oder... ich werde dich wieder in die Klinik bringen. So wie damals und bitte glaub mir, das möchte ich nicht, aber das werde ich tun, wenn du dich so kaputt machst.<<

>> Ich mache mich doch nicht...<< protestierte ich, was Dan direkt wieder wütend und aufgebracht unterbrach.

>> Nein? Sieh dich an Blake! Du bist nur noch eine Hülle deiner Selbst! Isst nichts, trinkst Alkohol in Mengen wie andere noch nicht mal Wasser, gehst nicht arbeiten, liegst nur herum, igelst dich ein! Das bist nicht du! Du richtest dich grade zu Grunde.<<

Wieder sahen wir uns einige Sekunden abschätzend an, bis ich schließlich nachgab, den Pizzakarton öffnete und ein Stück von der Pizza abbiss.

>> Danke Blake!<<

Ich nickte nur und aß weiter, da ich plötzlich doch merkte, wie viel Hunger ich eigentlich hatte und wie gut mir das Essen tat.

>> Alle machen sich Sorgen um dich. Deine Mutter ruft mich mehrmals täglich an, weil sie dich nicht erreicht und du nicht im Verlag bist. Lewis und ich machen uns Sorgen, weil du nicht zum Training kommst, dich nicht in unserer Firma blicken lässt, auch auf keine Anrufe von uns antwortest.... Und jetzt finde ich dich hier so vor... Betrunken, verwahrlost, am Ende... Also was ist los?<<

>> Nichts...<< grummelte ich, während Dan laut seufzte und sich das Nasenbein rieb.

>> Blake...! Mach es uns nicht so schwer.<<

Ich aß das Stück Pizza noch auf, versuchte dem mitleidigem Blick von Dan auszuweichen und trank noch einen Schluck Wasser, bevor ich genügend Kraft gesammelt hatte.

>> Mein Vater hat meine Mutter betrogen.<<

>> Was? Wann?<<

>> Ständig. Seit mehreren Jahren. Hat sogar mindestens eine von ihnen geschwängert.<<

>> Krass.<<

Ich nickte nur, während Dan mich entgeistert ansah. Auch er kannte meinen Vater sehr gut, da er, seit wir Kinder waren, bei uns zu Hause ein und ausgegangen war. Lewis und er gehörten fast schon zur Familie, genauso wie ich zu ihrer.

>> So ein mieser Verräter. Erzählt mir, wie wichtig Treue und eine lebenslange Ehe ist und hinten rum dann so ein Wichser.<<

>> Na ja, aber dass er Frauen schon immer schöne Augen und genügend Komplimente gemacht hat, wussten wir ja schon.<<

>> Ja, aber das er so weit geht auch wieder nicht.<<

>> Mhm. Aber deswegen geht es dir doch nicht so dreckig. Klar das ist heftig, aber...<<

>> Nein, das wäre schön gewesen.<<

>> Also?<<

Ich schob vorsichtshalber den Karton nach hinten, da mir bei den nächsten Worten eh der Appetit vergehen würde. Zu widerlich war das, was mein Vater gemacht hatte und was ich mit Evelyn getan hatte.

>> Ich war bei ihm im Büro und habe seinen Computer durchsucht, da wir wissen wollten, wo er eventuell war, da er aus der Reha abgehauen war und da habe ich Videos gefunden.<<

>> Was für Videos?<<

>> Von ihm und...<<

>> Von seinen Affären?<< schlussfolgerte Dan, da ich nicht mehr weitesprach. Die Bilder waren wieder in meinem Kopf und lähmten mich. Es war nun schon eine Woche her und ich konnte es immer noch nicht fassen. Jede Einzelheit hatte sich in mein Gehirn gebrannt und spielte sich nun wieder vor meinen inneren Augen ab.

>> Mhm.<<

>> Du hast deinen Vater beim Sex gesehen?<<

>> Nicht nur das. Ich habe ihn auch beim Sex mit Kelly gesehen. Wie sie mich betrogen haben, habe Mails von ihnen gelesen. Mein Vater, der Wichser, hatte eine Affäre mit meiner Frau...<< presste ich es heraus, stand auf, um mir endlich einen neuen Drink zu holen. Doch Dan hatte mitgedacht und meine gesamte Bar leergeräumt, weswegen ich mich frustriert aufs Sofa warf.

>> Du verarscht mich, oder? Kelly und dein Vater? Ehrlich?<<

>> Sehe ich aus, als ob ich dich verarschen würde? Denkst du, ich würde mich hier so gehen lassen und vollkommen fertig sein, wenn mein Vater nur einige Affären gehabt hätte? Nein! Ich habe ihn gesehen. Gesehen, wie er meiner Ex-Frau die Zunge in den Hals steckt, wie er sie streichelt, ihre Titten knetet, sie leckt, sie verführt, sie fickt...<<

>> Fuck. Das ist krank.<<

Ich nickte nur, während ich nach draußen blickte und Dan die neuen Informationen erst einmal verdauen ließ. Auch er schien unter Schock zu stehen, da er Kelly sehr gut gekannt hatte. Wahrscheinlich hatte auch er ihr so etwas niemals zugetraut, da sie immer sehr unschuldig gewirkt hatte.

>> Und du bist dir sicher, dass es Kelly war?<<

>> Natürlich. Glaub mir, dass ich meine Ex-Frau erkenne, wenn ich sie sehe.<< sagte ich bissig und blickte ihn finster an.

>> Ist ja gut. Das ist echt heftig. Das hätte ich ihr und auch ihm niemals zugetraut.<<

>> Ich auch nicht. Ich habe mich von ihr und ihm so blenden lassen, so vorführen lassen, mich so lächerlich machen lassen....<<

>> Hast du denn schon mit ihm gesprochen?<<

>> Nein, wozu? Er ist für mich gestorben. Er hat ja schon viel scheiße gebaut, aber damit ist er wirklich zu weit gegangen.<<

>> Weiß deine Mutter davon?<<

>> Mein Bruder hat es ihr erzählt, aber mehr weiß ich nicht darüber. Ich habe vor einer Woche zuletzt mit ihr gesprochen.<<

>> Und warum gehst du ihr aus dem Weg? Sie hat dir doch nichts getan.<< tadelte er mich, da ich mir vorstellen konnte, dass sie ihn etliche Male am Tag wegen mir anrief.

>> Ich gehe ihr nicht aus dem Weg, aber ich habe im Moment andere, größere Probleme, als das.<<

>> Noch größere Probleme als das?<< fragte er mich überrascht und sah mich einige Sekunden stirnrunzelnd an, da ich mich beim nächsten Satz wieder einmal überwinden musste. Ich wollte es einfach nicht wahr haben.

>> Evelyn hat sich von mir getrennt.<< sprach ich es endlich aus und vermied es ihm dabei ins Gesicht zu sehen, da es so schon schlimm genug war.

>> Was? Wieso?<<

>> Weil ich scheiße gebaut habe. Riesige scheiße.<<

>> Blake!<< ermahnte Dan mich, da er es hasste, wenn ich ihn hinhielt.

>> Es... Ich... Nachdem ich von der Sache mit meinem Vater und Kelly erfahren hatte, bin ich zu ihr gefahren, weil ich unbedingt zu ihr wollte, sie brauchte und sehen musste, aber als ich ankam, da... da ging sie grade mit ihrem besten Freund, diesem Türsteher, aus dem Haus. Arm in Arm, vollkommen vertraut und mit einem Baby auf dem Arm.<<

>> Und dann?<<

>> Ich blieb stehen und beobachtete die beiden eine Weile. Sah, wie sie zusammen in den Park gingen, zu einem Spielplatz und wie sie miteinander rumalberten, während das Baby herumkrabbelte. Sie umarmten sich die ganze Zeit über, er hielt sie fest, kuschelte fast schon mit ihr...<<

>> Moment mal. Du dachtest, dass sie was mit ihm hätte? Nur weil Kelly so einen Mist gemacht hat?<<

>> Sie waren einfach so innig und vertraut miteinander und ich weiß, dass er ihr alles bedeutet, dass sie sich sehr nahe stehen, einander das Leben gerettet haben...<<

>> Von wem weißt du das?<< unterbrach er mich barsch und sah mich verwirrt und mürrisch an.

>> Von ihrer besten Freundin, aber das sollte ich gar nicht wissen.<< klärte ich ihn auf, während Dan wütender denn je zu sein schien und dies nur schwer unter Kontrolle zu behalten schien.

>> Hast du auch einmal mit Evelyn darüber geredet?<< fuhr er mich in einem lauteren und strengeren Tonfall an, während seine Ader am Hals stark zu pochen begann.

>> Nein, wann denn? Sie ist doch immer noch so verschlossen.<<

Dan seufzte und ließ mich spüren, wie sauer er grade auf mich war, da seine Mimik mehr als deutlich war.

>> Du siehst sie mit einem guten Freund, dem sie ihr Leben verdankt und er ihr anscheinend auch, wobei du das auch nicht sicher weißt und nur auf das Gerede von Dritten hörst. Dann interpretierst du da etwas hinein, weil du an dem Tag sehr anfällig für so etwas warst, das ist schon echt dumm Blake.<<

>> Ich weiß.<<

>> Und wieso hat sie sich jetzt von dir getrennt?<<

>> Ich bin danach in eine Bar gegangen, brauchte etwas, um den Kopf frei zu bekommen und danach weiß ich nichts mehr. Am nächsten Morgen wachte ich mit einem heftigen Kater auf, ging in die Küche, wo Evelyn stand und mir dann in allen Einzelheiten erklärte, was ich alles gemacht hatte.<<

>> Und was?<<

>> Ich habe ihr wohl eine Affäre mit Charly unterstellt, sie bloßgestellt, als Schlampe und Nutte bezeichnet, habe vor allen gesagt, dass sie nur mein Geld wolle, habe vor ihren Augen eine Frau geküsst und ihr an den Kopf geworfen, dass sie mies im Bett sei und ich nicht genügend Sex bei ihr bekäme...<< sagte ich beschämt, da es wirklich eine meiner miesesten Taten gewesen war.

>> Du bist so ein Wichser! So ein abscheuliches Arschloch... Ehrlich, ich hoffe du kommst dafür in die Hölle!<<

>> Ich weiß.<<

Dan schüttelte angewidert den Kopf, stand auf und kramte noch eine Flasche Scotch heraus, aus der er einen Schluck trank, weshalb auch ich die Hand ausstreckte.

>> Du bekommst nichts. Du hast es nicht verdient dir deinen Kummer mit Alkohol zu betäuben, deine Schuldgefühle wegzusaufen. Du sollst leiden!<< fuhr er mich an, bevor er sich wieder setzte und tief Luft holte.

>> Was ich nur nicht verstehe... Warum war sie am nächsten Morgen noch bei dir?<<

>> Was?<< fragte ich nach, da ich nicht wusste, was er meinte.

>> Hättest du mir so etwas angetan, wäre ich direkt gegangen und hätte dich links liegen lassen, warum war sie also noch da?<<

>> Sie wollte sichergehen, dass ich heil nach Hause käme, mir im Rausch nichts passierte, aber dann ist sie gegangen, also nachdem sie Schluss gemacht hatte.<<

>> Du hast sie wirklich nicht verdient. Sie ist viel zu gut für dich.<<

>> Ich weiß.<<

Wir schwiegen eine Weile, in der jeder in seine eigenen Gedanken vertieft war und ich mit meinen Schuldgefühlen kämpfte. Dan hatte Recht, ich musste mit meinen Handlungen leben und hatte es nicht anders verdient, als zu leiden. Evelyn ging es immerhin bestimmt nicht anders.

>> Mal angenommen, es stimmt, dass er ihr mal das Leben gerettet hat und sie ihm, wobei du ja noch nicht mal weißt wie, dann ist es doch klar, dass die beiden sehr vertraut sind und sich nahe stehen. Das heißt doch nicht, dass sie auch zusammen in die Kiste steigen.<<

>> Trotzdem gefällt es mir nicht, dass er ihr so nahe steht.<<

>> Was erwartest du denn Blake? Dass du eine Frau kennenlernst, die nur auf dich gewartet hat, alle andere links liegen gelassen hat und bei der sich ihre gesamte Welt nur um dich dreht?<<

>> Nein, aber...<<

>> Nein, du hältst jetzt mal die Klappe. Sie hat sich jahrelang um ihre Mutter im Wachkoma gekümmert, während der Vater sich sofort verpisst hatte. Die Oma ist wenig später gestorben, das heißt, sie hatte niemanden, an den sie sich wenden konnte, der eine starke Schulter für sie war. Doch dann triffst sie diesen Charly und irgendwie werden die beiden Freunde und endlich hat sie diese starke Schulter, diese Person, der sie vertrauen kann, wo bestimmt nichts sexuelles lief, sondern einfach nur eine tiefe Freundschaft, die sie nötiger als alle anderen hatte.<<

>> Aber ich möchte, dass sie auch mir vertraut, nicht nur ihm. Er weiß alles von ihr, aber bei mir ist sie so verschlossen.<<

>> Ist das ein Wunder? Sie kennt dich doch erst seit ein paar Wochen. Vertrauen muss man sich erarbeiten und die ersten Schritte hatte sie gemacht, hatte dir von ihrer Mutter und ihren Geschwistern erzählt, bevor du alles kaputt gemacht hast.<<

>> Wenn sie offener gewesen wäre, dann wäre es gar nicht so weit gekommen.<<

>> Falsch. Auch dann wärst du hingefahren, hättest ihr Sachen unterstellt und sie verletzt, weil sie die einzige Person war, an der du dich hattest abreagieren können. Kelly ist ja nicht mehr da und dein Vater war abgetaucht. Hör auf die Schuld auf andere abzuschieben, denn du und nur du bist für diese Scheiße verantwortlich.<<

>> Ich weiß...<< brummte ich und fuhr mir mit den Händen durchs Gesicht.

>> Weiß sie von der Sache mit deinem Vater?<< hakte Dan plötzlich nach, weswegen ich ihn irritiert ansah und mich räusperte.

>> Nein, dazu kam ich nicht mehr, aber das ist ja auch keine Entschuldigung.<<

>> Stimmt. Hast du sie denn schon versucht zu erreichen?<<

>> Nein.<<

>> Anstatt um sie zu kämpfen, gibst du also lieber direkt auf...<< warf er mir vor und lachte lautlos auf, was mich wütend machte.

>> Was soll ich ihr schon sagen? Das, was ich getan habe, kann man nicht so einfach entschuldigen!<<

>> Aber du versuchst es ja noch nicht einmal. Du steckst sofort den Kopf in den Sand.<< warf er mir an den Kopf, stand auf und nahm seine Sachen vom Tisch, da er anscheinend gehen wollte.

>> Komm mit!<<

>> Wohin?<<

>> Wir müssen zur Firma. Du musst einiges unterschreiben, ohne dich geht es halt nicht.<<

>> Kann das nicht bis morgen warten? Ich bin ziemlich...<<

>> Nein!<<

Dan ließ nicht locker und so saß ich zehn Minuten später in seinem Wagen, da er Angst hatte, dass ich noch zu viele Promille im Blut hatte. Wir schwiegen weiterhin, bis er plötzlich an einem Café anhielt und den Motor abstellte.

>> Was machen wir hier?<<

>> Lewis hatte Hunger, also machen wir hier den Papierkram. Ist vielleicht auch besser, wenn dich so nicht alle in der Firma sehen, denn man sieht dir an, dass es dir scheiße geht. Außerdem solltest du auch noch etwas essen.<< erklärte er den Ort, woraufhin er ausstieg und ich ihm folgte.

>> Du lebst also doch noch.<< strahlte Lewis mich an, als wir zu seinem Tisch gingen und ich mich mit einem müden Lächeln setzte.

>> Leider.<< antwortete Dan für mich, weswegen Lewis ihn entgeistert ansah.

>> Was ist denn bei euch los?<<

>> Kann ich Ihnen schon etwas bringen?<< unterbrach uns die Kellnerin und sah uns erwartungsvoll an.

>> Bringen Sie uns einfach drei Kaffee.<< antwortete Dan knapp, weswegen sie nur nickte und sofort wieder ging.

>> Kann mir mal jemand von euch sagen, was hier los ist? Ich habe keine Lust, wie ein Ausgeschlossener zwischen euch zu sitzen und im Dunkeln zu tappen.<< fuhr Lewis uns an, weshalb Dan ihn knapp mit den nötigsten Fakten versorgte. Währenddessen saß ich schweigend da und hörte mir erneut an, was für ein Arschloch ich war.

>> Du hast sie nicht mehr alle, echt nicht.<<

>> Danke Lewis.<<

Doch bevor sie weiter auf mir herumhacken konnten, kam die Bedienung wieder und brachte uns unseren Kaffee, den ich dankend annahm. Ich wärmte meine Hände an dem Becher, was mir wieder vor Augen führte, was für ein kalter, herzloser Wichser ich doch war.

>> Rede mit ihr. Immerhin hast du eine Erklärung dafür, warum du an dem Tag so dermaßen neben dir gestanden hast.<< versuchte Lewis mir ein wenig den Rücken zu stärken, was ich ihm hoch anrechnete.

>> Nein, das ist keine Entschuldigung dafür.<<

>> Also akzeptierst du einfach die Trennung?<< fragte er mich ungläubig, während Dan sich zurückhielt und seinen Kaffee trank.

>> Ich weiß es noch nicht. Natürlich werde ich versuchen sie zurückzubekommen, aber ich habe noch keinen Ahnung wie.<<

Während Dan und Lewis über mich redeten, fiel mir auf einmal ein Gruppe Männer auf, die grade aufstanden, um das Café zu verlassen. Einer von ihnen sah mich die ganze Zeit über direkt an, sprach noch kurz mit einem von ihnen, bevor alle rausgingen und er noch kurz im Café blieb. Sofort erkannte ich ihn wieder und erhob mich.

>> Blake?<< hörte ich Lewis noch fragen, als dieser Charly schließlich vor mir stand und mich finster ansah. Mein Magen drehte sich mir um, Adrenalin durchströmte mich und sofort machte sich wieder diese widerliche Eifersucht in mir breit.

Er war kräftig gebaut, hatte viele Muskeln, war in etwa so groß wie ich, weswegen mich die Freundschaft zu Evelyn so störte. Zumal sie so vertraut miteinander waren. Ich wollte mich grade zusammenreißen, mich überwinden und ihn nach Evelyn fragen, fragen wie es ihr ginge, als er plötzlich ausholte und mir seine Faust ins Gesicht schlug.

Er hatte ordentlich Kraft und konnte gut zielen, als mich auch schon ein heftiger Schmerz an meinem Kiefer durchzog, mich zurücktaumeln ließ und ich spürte, wie Dan mich stützte, damit ich nicht zu Boden ging.

>> Was soll die Scheiße?<< schrie Lewis Charly an, doch der fixierte weiterhin nur mich.

>> Lass ihn Lewis. Er hat jeden Grund dazu.<< verteidigte ich ihn und rieb mir meinen schmerzenden Kiefer.

>> Am liebsten würde ich dich packen, mit auf den Parkplatz nehmen und dir jeden Zahn rausschlagen, dir jeden Knochen brechen, jegliches Fünkchen Leben herausprügeln, aber damit hätte ich Evelyn auch nicht geholfen.<< sagte er vollkommen ruhig, während ich nun wieder alleine auf meinen Füßen stand und Dan und Lewis uns entgeistert ansahen.

>> Das wäre eher eine Erlösung für mich.<<

>> Und genau das hast du Wichser nicht verdient. Du solltest für das, was du ihr angetan hast, leiden. Erst stirbt ihre Mutter und nur einen Tag später tust du ihr so etwas an? Wie widerlich kann man eigentlich sein? Ich hatte gehofft, dass sie endlich mal jemand vernünftiges kennengelernt hätte, habe dich verteidigt und ihr Mut zugesprochen, endlich mal eine Beziehung zu führen, an das Gute im Menschen zu glauben, ihre schreckliche Vergangenheit hinter sich zu lassen, Vertrauen aufzubauen, das Leben zu genießen und dann machst du all das in nur wenigen Minuten kaputt... Alle Fortschritte weg. Aber dir kann es ja egal sein. Du lebst dein überhebliches Leben einfach weiter, während sie wieder ihr tristes, einsames und jämmerliches Dasein fristet, sich einigelt und sich für alles die Schuld gibt. Du widerst mich fast noch mehr an, als dieser Kerl von damals und das hätte ich niemals für möglich gehalten. Du bist der absolute Abschaum.<< sagte er ruhig, aber bestimmt, bevor er sich angewidert von mir abwandte und ging.

Immer wieder gingen mir seine Worte durch den Kopf, dass er auf meiner Seite gewesen war, dass es Evelyn schlecht ging und sie sich für alles die Schuld gab, wobei es meine war, da ich das alles verbockt hatte.

>> Geht es dir gut?<< fragte Dan mich plötzlich und riss mich damit aus meinen Gedanken.

>> Viel zu gut anscheinend.<<

>> Der hat eine gute Rechte, da hätten wir Evelyn gar keinen Personenschützer besorgen müssen.<< sagte Lewis belustigt, um die Situation ein wenig aufzulockern, während wir uns wieder setzten und die restlichen Menschen im Café langsam wieder ihre Gespräche anfingen.

>> Er kann sie ja nicht immer beschützen.<< erwiderte ich trocken und blickte nach draußen, wo Charly mit den restlichen Typen wieder zur Arbeit ging. Ich musste dringend mit Evelyn reden.

Wenn das stimmte, was er erzählt hatte, dann musste ich ihr zumindest klar machen, dass ich derjenige war, der das alles vermasselt hatte und die Schuld trug. Doch vor allem wollte ich sie sehen, ich musste sie einfach sehen, denn diese Sehnsucht nach ihr wurde von Tag zu Tag schlimmer als besser.

Kapitel II

Evelyn

Vier Wochen waren inzwischen vergangen, seitdem ich die Beziehung zu Blake beendet hatte. Auch wenn ich es mir damals noch nicht eingestehen wollte, es hatte mich vollkommen aus der Bahn geworfen, weswegen die letzten Wochen alles andere als ein Zuckerschlecken gewesen waren.

Mit jedem Tag wurde es jedoch besser, sodass ich nun so langsam wieder die Alte war, jedenfalls äußerlich, wo ich mich zusammenriss und wieder die alte Eve war. Innerlich hingegen vermisste ich Blake insgeheim immer noch und wollte ihn wiedersehen, ihn riechen, fühlen und auch schmecken.

Laura hatte mich dutzende Male versucht dazu zu überreden, noch mal mit ihm zu sprechen, doch darauf ging ich nicht ein. Sicherlich standen die beiden immer noch in engem Kontakt, da sie ihre Nummern ausgetauscht hatten und er sie sicherlich auf ihre Seite gezogen hatte. Doch das war unsere gescheiterte Beziehung und da sollte Laura sich nicht einmischen.

Charly hingegen war vollkommen unparteiisch gewesen und hatte einfach nur ein offenes Ohr für mich gehabt. Er hatte mir vor drei Wochen gebeichtet, dass er Blake zufällig während der Mittagspause über den Weg gelaufen war und ihm daraufhin eine verpasst hatte. Auch wenn ich das nicht guthieß, schätzte ich seine Ehrlichkeit und konnte seinen Beschützerinstinkt nachvollziehen, da er schon immer so gewesen war und gesehen hatte, wie es mir wegen der Trennung ging. Er war wie ein großer Bruder für mich, den ich nie gehabt hatte.

Blake hatte nach einer Woche Funkstille immer wieder versucht mich anzurufen, mir Nachrichten geschrieben, Blumen geschickt und mich versucht vor dem Krankenhaus nach meiner Schicht abzupassen, doch jedes Mal hatte ich ihn ignoriert, oder war ihm aus dem Weg gegangen. Selbst wenn ich ihm zugehört hätte, hätte es meine Wunden, die er mir zugefügt hatte, nicht heilen können, weswegen ich mir weiteres Leid ersparen wollte. Mir war bewusst, dass ich vor meinen Problemen und Gefühlen davonlief, doch anders ertrug ich es nicht.

Wenn er vor dem Krankenhaus vor mir stand, war es am schlimmsten gewesen, da dann alle rationalen Gründe, die für diese Trennung gesprochen hatten, in den hinteren Teil meines Gehirns wanderten und meine primitive Seite die Überhand nahm. Ich wollte ihn, weshalb es mich so viel Kraft kostete, es nicht zuzugeben. Zudem sah ich, wie er selbst litt. Seine Augen zeigten, dass er wenig Schlaf bekam und vollkommen unter Stress stand, doch das hatte er sich selbst zuzuschreiben.

Wären es nur die Anschuldigungen gewesen, hätte ich vielleicht noch über meinen Schatten springen können, aber die Sache mit der anderen Frau war einfach zu viel des Guten gewesen. Ihn dabei zu erwischen, wie er die Zunge einer Fremden in den Hals geschoben hatte, ekelte mich selbst jetzt noch an.

An diesem Freitag Ende März hatte ich gerade meine Schicht begonnen und ging mit Dr. Sterling und anderen Assistenzärzten zur Visite, was mir endlich wieder Freude bereitete. Nachdem wir bereits die OP Wunden von einigen Patienten überprüft hatten, gingen wir nun zu den Patienten die heute operiert werden sollten.

Ich ließ mir gerade die Akte des Patienten in 4.13 geben, als Dr. Sterling auch schon anfing zu reden. >> Guten Morgen Mr Humphrey.<<

Sofort schreckte ich panisch hoch und sah in die Augen von Blakes Vater. Anders als beim letzten Besuch waren dieses Mal jedoch weder seine Frau, noch seine Söhne an seinem Bett, was mich sofort beruhigte, bevor es mich stutzig machte.

>> Guten Morgen Dr. Sterling. Oh und guten Morgen Dr. Chamber... lain, richtig?<<

>> Richtig, guten Morgen Mr Humphrey.<< begrüßte ich ihn ein wenig irritiert, was ich so gut es ging zu überspielen versuchte. Ich wusste, dass er irgendwann noch einmal operiert werden sollte, nur hatte ich nicht heute damit gerechnet.

>> Mr Humphrey wurde wieder zu uns geschickt, da er noch zwei weitere Bypässe benötigt.<< klärte uns Dr. Sterling auf und sah dabei mich an.

>> Dr. Chamberlain, Sie operieren Mr Humphrey, da Sie mit seinem Fall vertraut sind und Dr. Thompson wird Ihnen assistieren.<<

>> Natürlich.<< sagte ich professionell und sah erneut in die Akte, während die anderen Assistenzärzte wieder den Raum verließen und zum nächsten Patienten gingen. >> Also haben Sie noch Fragen zur Operation Mr Humphrey?<<

>> Zur Operation nicht, nein. Da vertraue ich Ihnen.<<

>> Gut, dann sehe ich nach, wann Sie dran sind. Die Schwestern werden Sie dann abholen.<< sagte ich und drehte mich bereits um, um so schnell wie möglich wieder den Raum zu verlassen und dieser unangenehmen Situation zu entfliehen.

>> Dr. Chamberlain?<< fragte Mr Humphrey, als ich schon fast an der Tür gewesen war und ich mich innerlich verkrampfte. Ich wollte einfach nur so schnell es ging hier heraus.

>> Ja, Mr. Humphrey?<<

>> Ich habe gehört, dass Sie sich von meinem Sohn getrennt haben.<< sagte er in den Raum und sah mich dabei abschätzend an, während ich nicht genau wusste, was das sollte und mich augenblicklich unwohl fühlte.

>> Mr Humphrey bei allem Respekt, aber das ist privat.<<

>> Natürlich. Entschuldigen Sie. Ich dachte nur, dass Sie und ich vielleicht mal zusammen Essen gehen, wenn ich die Operation überstanden habe.<<

Ich stutzte bei dieser Frage und sah ihn einige Sekunden nachdenklich an, bis ich mich wieder zusammenriss und mich räusperte.

>> Mr Humphrey, ich möchte weder jetzt, noch in ein paar Tagen, oder Wochen mit Ihnen über ihren Sohn sprechen.<<

>> Was? Nein, das meinte ich auch nicht. Es war eher als eine Art.... na ja, als ein Date gedacht. Mit mir...<<

Wieder sah ich ihn einige Sekunden perplex an, bis ich meinen Schock überwunden hatte und meine Worte wiederfand.

>> Sie sind nicht nur der Vater meines Ex-Freundes, sondern auch noch mein Patient Mr Humphrey, also lautet meine Antwort nein. Außerdem konzentriere ich mich im Moment lieber auf meinen Beruf.<<

Er hatte mich vollkommen überrumpelt mit seiner Anmache und so langsam wusste ich, weshalb seine Frau nicht hier war. Was war bloß passiert? Sie hatten beim letzten Mal doch so verliebt gewirkt.

>> Was ist mit ihrer Frau?<< hakte ich deswegen nach, da es mich brennend interessierte, obwohl es mich eigentlich nicht zu interessieren hatte und es mir nicht zustand solche Fragen zu stellen.

>> Die hat die Scheidung eingereicht, nachdem sie mich zwei Wochen nach der Operation bei einer früheren Freundin wiedergefunden hatte.<<

>> War das etwa der Tag, an dem Sie aus der Reha-Klinik verschwunden sind?<<

>> Ja richtig. Ich sagte Ihnen ja, dass ich vieles falsch gemacht hätte und ich dachte wirklich, dass ich diese Frau von damals lieben würde.<<

>> Und haben Sie?<<

Wer bitte sprach da bitte aus mir? Normalerweise trennte ich Berufliches und Privates strickt und nun quetschte ich meinen Patienten über sein Privatleben aus, obwohl ich noch nicht einmal mehr mit seinem Sohn zusammen war?

>> Nein. Die Zeit damals mit ihr war ganz nett gewesen, als ich auf Geschäftsreise gewesen war und sie hatte sich gut um mich gekümmert, da war ich wohl zu geblendet von ihr gewesen.<<

>> Wird denn heute noch jemand für Sie kommen, den ich nach der Operation über ihren Zustand informieren kann?<<

>> Ich glaube nicht. Vielleicht Elliott, aber Sie müssen keine Angst haben, dass Blake kommen könnte, der redet kein Wort mehr mit mir.<<

>> Wieso nicht?<<

Eigentlich sollte ich solche persönlichen Fragen gar nicht stellen, aber ich konnte einfach nicht anders, da er mich immer noch so stark interessierte und ich das alles hier irgendwie komisch fand.

>> Na ja, sagen wir mal... wir haben einige Differenzen gehabt.<< umging er eine richtige Antwort, weswegen ich auch nicht mehr näher nachhakte und endlich zur Vernunft kam. Es ging mich einfach nichts an.

>> Ist gut. Dann ruhen Sie sich jetzt noch aus. Wie gesagt, die Schwestern kommen gleich und bringen Sie dann in den OP.<<

Ich ging schnell auf den Gang, da ich das Gefühl hatte keine Luft mehr zu bekommen, wenn ich noch eine Sekunde länger bei ihm geblieben wäre.

Blake hatte also davon erfahren, dass sein Vater eine Affäre gehabt hatte. Somit konnte ich immerhin die Unterstellung verstehen, weshalb er bei Charly und mir zu viel hineininterpretiert hatte, da er die Ehe seiner Eltern als perfekt angesehen hatte. Allerdings erklärte es nicht, wieso er mir unterstellt hatte, dass ich nur sein Geld wollte. Und die Tatsache, dass ich seiner Meinung nach eine Niete im Bett war auch nicht.

Ich setzte mich kurz zu den Schwestern, atmete tief durch und las mir die Akte und die Untersuchungsergebnisse genau durch, damit ich auf die OP gut vorbereitet war. Als ich kurz aufblickte, sah ich wie Elliott und Blake aus dem Aufzug traten und zum Zimmer ihres Vaters gingen, weswegen ich mich schnell hinter meiner Akte versteckte.

Sein Anblick brachte mich wieder einmal vollkommen aus dem Konzept. So sehr ich ihn auch für das, was er mir angetan hatte, hasste, liebte ich ihn immer noch tief in mir drin, was ich einfach nicht leugnen konnte. Die ganze Zeit über wollte ich nicht wahr haben, dass er wirklich so ein Arschloch war, wie er es an jenem Abend gezeigt hatte. Und nun war er hier und haute mich mit seinem Erscheinungsbild mal wieder vollkommen um.

Seine männliche Statur gemixt mit seinem kriegerischen Aussehen durch den Vollbart und die dunklen langen Haare, gesteckt in einen Anzug machten mich schwach, weswegen es gut war, dass ich saß, da meine Knie bereits weich wie Pudding waren und ich nur noch an wilden hemmungslosen Sex mit ihm dachte.

Ich atmete tief durch, verdrängte die Bilder aus meinem Kopf und las wieder in der Akte, um mich abzulenken, während sie in das Zimmer von ihrem Vater gingen und ich kurz darauf lautes Gebrüll hörte. Sofort stand ich auf und öffnete die Tür, wo Elliott die beiden bereits zur Ruhe brachte.

>> Du hättest ja nicht herkommen brauchen.<< sagte Mr Humphrey zornig, als Blake sich noch mehr aufbaute und das Bettende so fest umklammerte, dass seine Knöchel weiß hervortraten.

>> Ich wollte dir nur sagen, dass ich mich jetzt in den Wartebereich setze und hoffe, dass du während der Operation verreckst, denn das wäre die gerechte Strafe für deine etlichen Affären. Ich will hier sein, wenn sie deinen Leichensack in den Keller schieben, du verlogener, hinterhältiger Wichser.<<

>> Blake!<< schrie ich ihn an, als dieser mich wutentbrannt ansah und sofort liebevollere Züge annahm, da er mich erst jetzt richtig bemerkt hatte. Wir bekamen die Blicke nicht mehr voneinander los, als ob unser Überleben davon abhinge, was Mr Humphrey anscheinend nicht passte, da er Blake wieder provozierte.

>> Mach dir nicht zu viele Hoffnungen Blake. Deine Süße wird mich operieren und du weißt, dass sie mir schon einmal das Leben gerettet hat und um ein Date habe ich sie auch schon gefragt.<<

>> Und ich habe Nein gesagt Mr Humphrey.<< stellte ich sofort klar, damit Blake sich endlich beruhigte, während wir uns immer noch tief in die Augen sahen und meine Knie fast nachgaben. Ich stand immer noch vollkommen unter seinem Bann und dennoch konnte ich nicht den Abend von vor ein paar Wochen vergessen.

>> Ihr solltet jetzt gehen.<< wies ich Blake und Elliott an, woraufhin Eliott seinen Bruder in den Flur schob und ich die Tür wieder schloss. Ich beruhigte noch schnell Mr Humphrey, damit sein Herz nicht zu sehr belastet würde, bevor ich schließlich zu den beiden nach draußen ging.

Ich sah, wie sie im Wartebereich Platz genommen hatten, weswegen ich mir einen Ruck gab und noch mal zu ihnen ging. Mit jedem weiteren Schritt zu Blake, kam es mir so vor, als würde mein Herz immer schwerer werden und auf meinen Magen drücken.

Es machte mich vollkommen fertig ihn heute hier zu sehen und auch noch mit ihm sprechen zu müssen, da es all die Wunden wieder aufriss. Doch es half nichts. Dies hier war das Krankenhaus und da musste ich mich zusammenreißen und professionell sein!

>> Wenn euer Vater hier gleich in den OP gefahren wird, dann seid ihr leise. Keine Beschimpfungen, keine Drohungen, keine Todeswünsche und auch keine tätlichen Angriffe. Sonst hole ich den Sicherheitsdienst und ihr kommt hier gar nicht mehr rein. Ist das klar?<<

>> Ich werde auf ihn achten.<< versprach mir Elliott und sah besorgt zu Blake.

>> Das hoffe ich.<<

>> Hat er dich wirklich um ein Date gebeten?<< fragte mich Blake und sah mich verzweifelt an. Sein Blick schnürte mir die Kehle zu, doch so einfach wollte ich es ihm nicht machen.

>> Ich sagte doch bereits, dass ich abgelehnt habe. Aber schön wieder bestätigt zu bekommen, wie wenig du mir vertraust. Als ob ich mit deinem Vater ausgehen würde, wenn ich dich haben könnte, wobei das auch nicht wirklich besser wäre, denn fremd gehen tut ihr ja beide.<<

Ich schüttelte angewidert den Kopf und ging zurück zu den Schwestern, die ich schon mal anwies, den Sicherheitsdienst herzuholen, wenn sie Mr Humphrey in den OP fahren würden. Da die Operation erst in einer Stunde war, nahm ich mir die Akte und einen Apfel und ging aufs Dach, wo ich meine Ruhe hatte und meine Wut auf Blakes Bemerkung verdauen konnte.

Als ich sie komplett gelesen und den Apfel aufgegessen hatte, schloss ich die Augen und genoss die warmen Sonnenstrahlen, die auf mein Gesicht schienen. Im Geiste ging ich die Operation an Mr Humphrey einige Male durch, bis ich schließlich wieder die Augen öffnete und Blake vor mir stehen sah.

>> Seit wann stehst du da?<<

>> Nicht lang.<< flüsterte er fast schon und sah vorsichtig zu mir. Ich stand auf und nahm die Akte in meine Hand, als ich Blake wieder ansah.

>> Und was willst du?<<

>> Ich möchte dich nur ansehen. Das reicht mir schon.<<

>> Na, das hast du ja jetzt.<<

>> Evelyn... Bitte rede...<<

>> Nein!<< unterbrach ich ihn barsch, öffnete die Tür und ging wieder nach unten, wo ich direkt zum OP-Saal 1 ging und mich für die Operation vorbereitete. Ich hätte es einfach nicht ausgehalten wieder mit ihm zu reden, da es sicherlich um uns ging und das war einfach nicht fair. Er wusste, wie wichtig mir meine Arbeit war und dass ich mich dabei voll und ganz konzentrieren musste, was einfach nicht ging, wenn er hier war und mit mir reden wollte. Die Flucht war also das einzig Richtige was ich tun konnte.

Ich wartete bis Mr Humphrey in der Narkose lag, bis ich schließlich selbst in den OP ging und wir mit der Operation anfingen. Da ich besonders stark auf jede einzelne Bewegung achtete und mir jeden Schritt zwei Mal überlegte, da ich Angst hatte, mir könnte jemand am Ende unterstellen, ihn vorsätzlich getötet zu haben, dauerte die Operation fast sechs Stunden.

Zudem lag es daran, dass ich leider doch eine falsche Bewegung gemacht hatte und dadurch eine Blutung ausgelöst wurde, die ich erst einmal wieder stillen musste. Gegen fünf Uhr nachmittags brachte ich Mr Humphrey jedoch auf die Intensivstation und ging nach einem tiefen Atemzug anschließend zu Blake und Elliott.

>> Wie geht es ihm?<< fragte mich Elliott, während Blake mich einfach nur anstarrte, als ob er mein Bild in sein Gehirn einbrannte.

>> Er hat alles gut überstanden. Ich weiß, das sind wahrscheinlich nicht die Nachrichten, die ihr hören wolltet, aber so ist es.<<

>> Könnte es heute Nacht noch Komplikationen geben?<< fragte mich Blake, während er nun hinter mir nach seinem Vater suchte.

>> Es könnte sein, was wir jedoch nicht hoffen.<<

>> Können wir zu ihm?<<

Ich lächelte die beiden übertrieben freundlich an, bevor ich hinter ihnen den Sicherheitsdienst mit einer Handbewegung zu mir bat.

>> Diese beiden Herren möchten gerne ihren Vater sehen, den ich gerade operiert habe. Passen Sie bitte auf, dass sie ihn nur ansehen. Keiner darf ihn berühren und achten Sie die ganze Nacht auf Mr Humphrey.<<

>> In Ordnung Dr. Chamberlain.<<

>> Danke. Dann kommt mit.<<

Ich führte sie zur Kabine ihres Vaters, als ich den Sicherheitsmännern noch einmal zunickte und auch die Schwestern informierte. Als Dr. Sterling neben mir aus dem OP auftauchte, informierte ich sie über die Operation und weihte sie in die Situation mit den Sicherheitsbeamten ein, was sie absegnete, bevor sie nach Hause ging.

Ich vervollständigte noch Mr Humphreys Akte, was ziemlich lange dauerte, als Alex zu mir kam. Er war ein Pfleger auf der Intensivstation, der hier vor vier Wochen angefangen hatte und mit dem ich mich direkt gut verstanden hatte. Er war neu hierhin gezogen und hatte sofort gemerkt, dass es mir nicht gut ging, weswegen er es sich zur Aufgabe gemacht hatte, mich jede Stunde mindestens einmal zum Lächeln zu bringen.

Vor einer Woche hatte er mir den Grund für seinen Umzug nach Seattle vorgestellt. Aaron. Sie waren seit zwei Jahren ein Paar und wollten keine Fernbeziehung mehr führen, weswegen er hierhin gezogen war, als die Zusage für den Job gekommen war.

>> Da ist ja endlich mein Sonnenschein.<< begrüßte er mich und drückte mich kurz an seine Seite, bevor er die Akten auf den Tresen legte.

>> Der Sonnenschein wird heute von dicken, fetten Regenwolken belästigt.<<

>> Du weißt, dass ich das nicht zulassen kann.<<

Ich setzte noch meine letzte Unterschrift und legte die Akte weg, woraufhin meine gesamte Aufmerksamkeit ihm galt.

>> Komm her mein Schatz.<< lockte er mich und zog mich in eine lockere Tanzbewegung.

>> Ehrlich, ich bin...<< wollte ich mich grade entschuldigen, doch das ließ er nicht zu, weswegen ich mir einen Ruck gab. Nach ein paar Schritten lächelte ich, was ihn freute, als er mich auch schon zwischen Wand und sich gefangen nahm.

>> Und jetzt sag mir, dass du morgen nach der Arbeit endlich mal zu mir kommst meine Süße. Ich muss dich doch mal näher kennenlernen. Immerhin bin ich neu hier und ich könnte einige eigene Freunde gebrauchen. Ich koche uns was Schönes, wir öffnen eine Flasche von meinem Lieblingswein und genießen den Feierabend.<<

>> Nimm deine dreckigen Pfoten von ihr!<< brüllte Blake auf einmal neben uns, weswegen ich mich sofort von Alex losriss und zu ihm ging, damit er ihm nichts antat. Doch da hatten die Sicherheitsleute ihn bereits gepackt und hielten ihn ordentlich fest.

>> Reiß dich endlich zusammen! Was ist nur aus dir geworden? Ich erkenne dich überhaupt nicht mehr wieder.<<

>> Du gehörst mir Evelyn.<< schrie Blake erneut und sah mich dabei schmerzerfüllt an, was mir das Herz zusammenziehen ließ, doch das durfte er nicht sehen. Er hatte es nicht verdient zu sehen, wie es in mir drinnen aussah, wie wichtig er mir war, wie sehr ich ihn vermisste, weswegen ich meine Schultern straffte und mit fester Stimme zu ihm sprach.

>> Ich gehöre niemandem und schon gar nicht Ihnen Mr Humphrey!<<

>> Wir bringen ihn dann raus Dr. Chamberlain.<<

Ich nickte nur und sah schmerzerfüllt hinterher, wie sie ihn in den Aufzug stießen und Elliott hinterherging.

>> Wer war das?<< fragte mich Alex erschrocken, der immer noch fassungslos dastand und ein wenig bleich aussah.

>> Das waren meine heutigen Regenwolken. Piept mich an, wenn was ist. Ich habe heute Dienst in der Notaufnahme.<< antwortete ich lediglich, drehte mich um und ging ohne es weiter auszuführen, denn das wollte und konnte ich jetzt nicht, auch wenn Alex es anscheinend gerne erfahren hätte.

Schnell lief ich ins Treppenhaus und rannte hinunter in die Kantine, wo ich noch kurz etwas aß, bevor der Horror losgehen würde. Immerhin war es Wochenende und die Notaufnahme, was keine gute Kombination war, doch so ging die Nacht sicherlich schnell rum und ich wurde von meinen Gedanken abgelenkt.

Gegen sieben setzte ich mich in Bewegung und verarztete kleine Schnittwunden und Haushaltsunfälle, als ich noch jemandem einen Gips anlegen musste.

>> Evelyn, beeil dich ein bisschen, wir bekommen gleich etliche Unfallopfer aus einer Massenkarambolage vom Highway.<<

>> Ist gut, bin fast fertig.<< rief ich Laura hinterher, die schon nach vorne eilte, um sich einen Verletzten zu sichern.

>> Und schon bin ich nicht mehr gut genug.<< sagte mein Patient scherzhaft zu mir, woraufhin ich lächeln musste.

>> Seien Sie froh, dass Sie nur ein gebrochenes Bein haben.<< munterte ich ihn auf und zog meine Handschuhe aus.

>> Bleiben Sie bitte so liegen. Der Gips muss noch hart werden.<<

>> Mache ich. Danke.<<

Ich sagte einer Schwester noch Bescheid, dass sie meinen Patienten in etwa 15 Minuten entlassen konnte, bevor ich schnell nach vorne lief, um mich nützlich zu machen.

Kapitel III

Blake

>> Was sollte das Blake?<< fuhr mich mein Bruder an, während ich immer noch vom Sicherheitsdienst festgehalten wurde.

>> Der Wichser sollte seine Hände von ihr nehmen! Sie ist meine Freundin!<<

>> Falsch. Sie war deine Freundin, also hat sie jedes Recht sich einen neuen Freund zu suchen und damit hast du dich abzufinden!<<

Mein Bruder konnte froh sein, dass mich grade zwei Männer festhielten, sodass ich nicht auf ihn losgehen konnte, denn das hätte ich am liebsten getan. Ich wusste selbst, dass Evelyn nicht mehr mit mir zusammen war, dennoch konnte ich die Trennung nicht akzeptieren. Während ich vor einigen Wochen noch in Selbstmitleid gebadet hatte und nur noch aufgeben wollte, war ich nun mehr denn je davon überzeugt, um sie zu kämpfen.

Hätte sie mir auch nur ein einziges Mal ins Gesicht gesagt, dass ich sie in Ruhe lassen solle, dass es wirklich vorbei wäre, dann würde ich es akzeptieren, doch stattdessen ignorierte sie mich einfach nur und wich mir aus. Ich wusste, dass sie noch Gefühle für mich hegte und so lange diese Gefühle da waren, würde ich nicht aufgeben, um sie zu kämpfen, denn das würde ich mir nicht verzeihen.

Immer wieder schickte ich ihr Aufmerksamkeiten, damit sie an mich dachte und hoffentlich an die schönen Momente unserer Beziehung erinnert wurde. So oft es ging, stand ich am Krankenhaus, wenn ihre Schicht vorbei war, um sie eventuell nach Hause zu fahren, doch bisher ignorierte sie mich geflissentlich und nahm lieber den Bus.

So gern wollte ich ihr mein Verhalten erklären, erklären, weshalb ich vor vier Wochen so extrem neben mir gestanden hatte, doch sie gab mir einfach keine Chance dazu. Bisher jedenfalls nicht und das konnte ich ihr wirklich nicht verübeln.

Würde ich ihr verzeihen, wenn ich sie vollkommen betrunken in einer Bar aufgelesen hätte? Wenn sie mir unterstellt hätte, dass ich eine Affäre mit einer guten Freundin gehabt hätte? Wenn sie mich heimlich beobachten würde? Vielleicht ja, aber würde ich ihr verzeihen, wenn sie vor meinen Augen einen anderen Mann küsst und mir erzählt, dass ich im Bett eine Niete wäre und sie nicht richtig befriedigen würde? Nein.

Es würde Wochen oder Monate dauern, bis Evelyn mir wieder vertrauen würde, vorausgesetzt sie würde uns irgendwann mal eine zweite Chance geben.

Wie hatte ich nur so dumm sein können? Ich wusste, wie scheu Evelyn war und wie schnell sie Menschen von sich wegstieß, damit niemand hinter ihre Fassade blicken konnte. Es hatte lange genug gedauert, bis sie mich endlich in ihr Herz gelassen hatte, bis sie mir ihre Gefühle gestanden hatte und dann war ich so dumm und vermasselte alles in wenigen Sekunden.

Sie damals von mir zu überzeugen, war wirklich schon schwer gewesen, wobei sie da mir gegenüber noch neutral eingestellt gewesen war. Doch nun wusste sie, was für ein Arschloch und Wichser ich sein konnte, sie wusste, wie sehr ich sie enttäuscht hatte, also würde sie es mir dieses Mal noch schwieriger machen und genau das bekam ich grade mit voller Breitseite zu spüren.

>> Kommen Sie bitte mit.<< wies mich einer der Sicherheitsleute an und geleitete mich zum Ausgang, wo es immer noch in Strömen regnete. Nachdem sie mich noch einmal belehrt hatten, musste ich das Krankenhaus verlassen und ging zusammen mit Elliott zu meinem Wagen.

Wir waren von einer morgendlichen Besprechung im Verlag aus direkt hier her gekommen, weswegen er bei mir mitgefahren war, um nach unserem Vater zu sehen. Nachdem mein Vater vor zwei Wochen wieder aufgetaucht war, hatte meine Mutter ihn natürlich zur Rede gestellt.

Mein Vater hatte schließlich zugegeben, dass er sie unzählige Male betrogen hatte, weswegen meine Mutter die Scheidung eingereicht hatte. Um jedoch weiterhin eine weiße Weste in der Öffentlichkeit zu haben, bot er ihr an, dass er ihr alle Verlage in Seattle überlassen würde, wenn sie im Gegenzug den Mund halten würde.

An ihrer Stelle hätte ich dieses Angebot nicht angenommen, da sie auch so eine gute Abfindung von ihm kassiert hätte, doch Elliott zuliebe ging sie den Deal ein, damit er eine Existenz hatte. Dies war der Grund, warum ich immer noch in den Verlagen arbeitete, allerdings wesentlich weniger als noch vor ein paar Wochen. Elliott musste das nun langsam allein schaffen, da es nicht mein Interessensgebiet war und ich in keinster Weise mit irgendetwas von meinem Vater involviert sein wollte.

Für mich war dieser Mann an dem Tag gestorben, als ich die Videos gesehen hatte. Das, was er mir ein Leben lang vorgebetet hatte, passte einfach nicht mit dem Leben zusammen, welches er in Wirklichkeit führte. Zudem hatte er mich hintergangen, indem er mit Kelly geschlafen hatte und das nicht nur einmal. Wie konnte ein Vater dem eigenen Sohn so etwas antun? Dies war auch der Grund gewesen, weshalb ich bei der Aussprache zwischen meiner Mutter und meinem Vater nicht dabei gewesen war, da ich für nichts hätte garantieren können. Somit waren wir heute das erste Mal wieder aufeinander getroffen.

Selbst heute im Krankenhaus hätte ich ihm am liebsten die Faust ins Gesicht geschlagen und das nicht nur einmal. Ihn zu sehen, daran zu denken, wie er meine Mutter hintergangen hatte, wie er es mit meiner Ex-Frau getrieben hatte, während ich mit ihr verheiratet gewesen war und nun auch noch meine Ex-Freundin um ein Date gebeten hatte, war einfach zu viel gewesen.

>> Fährst du jetzt noch, oder möchtest du hier übernachten?<< fragte Elliott mich plötzlich und riss mich damit aus meinen Gedanken, als ich bemerkte, dass wir immer noch auf dem Parkplatz standen.

>> Entschuldige.<<

Ich atmete tief durch, startete den Motor und versuchte mich auf den Verkehr zu konzentrieren. An einer roten Ampel wählte ich kurz die Nummer meiner Mutter, um sie auf den neusten Stand zu bringen und hörte bereits das Klingeln durch die Freisprecheinrichtung im Auto, bis sie schließlich ranging.

>> Hallo Blake.<< begrüßte sie mich und klang dabei ziemlich erschöpft. Die letzten Wochen hatten sie sehr mitgenommen, weswegen ich mir große Sorgen um sie machte. Sie war eigentlich immer eine starke und selbstbewusste Frau gewesen, doch auch solche Menschen verließen irgendwann ihre Kräfte. Sie hatte gute fünf Kilo abgenommen, schlief zu wenig und aß nicht regelmäßig, weswegen ich letzte Woche dafür gesorgt hatte, dass ihr Bruder nach ihr sah.

Edward hatte schon immer einen enormen Einfluss auf meine Mutter gehabt und kümmerte sich nun um sie, damit sie wieder auf die rechte Bahn gelenkt wurde und sie ihr Leben wieder in den Griff bekam. Zu sehen, wie meine Mutter litt, ertrug ich nicht und den Anblick gönnte ich auch nicht meinem Vater, dem es allem Anschein nach blendend ging.

>> Hi Mum. Wir geht’s dir?<<

>> Wie immer. Wie hat er die Operation überstanden?<< fragte sie direkt, da sie wusste, dass er heute operiert werden würde.

>> Leider gut.<< mischte sich Elliott ein, während er nebenbei eine Nachricht an Gina schrieb.

>> Oh, hallo Elliott, ich wusste nicht, dass ihr beide dran seid... Aber das ist doch gut, dass er es überstanden hat, er ist immerhin euer Vater.<<

Ich schnaubte bei dem letzten Satz, da sie ihn immer noch in Schutz nahm, jedenfalls wenn es um uns als Familie ging.

>> Er ist nichts mehr für mich Mum, das solltest du langsam begreifen.<<

>> Aber...<< wollte sie grade einwenden, als sich Elliott wieder zu Wort meldete.

>> Vergiss es Mum, da brauchst du nichts mehr versuchen. Es hat keinen Sinn, Blake hasst ihn und nach heute wird das auch nicht mehr besser werden.<<

Sofort sah ich Elliott scharf an, da ich nicht wusste auf was er hinauswollte.

>> Wieso? Was ist denn passiert?<< fragte meine Mutter direkt nach und klang dabei neugierig und zugleich ängstlich, was mir überhaupt nicht Recht war. Sie sollte endlich zur Ruhe kommen und ihn vergessen.

>> Evelyn hat ihn operiert, also ist Blake eh schon schlecht drauf gewesen, weil er sie wiedergesehen hat und weil Dad sie angebaggert und um ein Date gebeten hat.<<

>> Was hat er?<< fragte meine Mutter vollkommen schockiert, während ich scharf nach rechts zog und mit einer Vollbremsung am Straßenrand hielt. Ich hörte noch wie einige Autos laut hupten und ihren Unmut über mein Manöver kundtaten, während ich meinen Bruder finster ansah. Sofort legte ich auf, damit meine Mutter unseren Streit nicht mitbekam und wandte mich an meinen Bruder.

>> Was soll das Elliott? Warum erzählst du ihr das? Meinst du das hilft ihr weiter? Reicht es nicht, dass ich schon damit zu kämpfen habe?<< schrie ich ihn an und hielt meine Wut nur schlecht in Zaum, was wohl an der gesamten Situation des heutigen Tages lag.

>> Aber...<<

>> Nein nichts aber! Meinst du es bringt ihr was, wenn sie erfährt, dass es David gut geht und er weiter macht, Frauen anbaggert, weiter in der Weltgeschichte rumvögelt, als wäre nichts gewesen? Während sie zu Hause sitzt, leidet, weint und sich wie ein Nichts fühlt, weil er ihr was bedeutet hat und andersherum nicht? Als wäre ihm die ganze Ehe nichts Wert gewesen? Als hätte er sie nur all die Jahre ertragen, um in der Presse gut dazustehen? Als wäre sie eine Last gewesen? Was soll ihr das bringen?<<

>> Ich dachte ja nur...<< wollte er sich verteidigen, doch das wollte ich jetzt nicht hören.

>> Dann denk in die richtige Richtung und sieh unsere Mutter mal richtig an. Sie hat abgenommen, schläft und isst nicht richtig. Sie leidet stark unter der Trennung und dann kommst du und erzählst ihr, wie toll es unserem Vater geht, so toll, dass er sogar wieder Frauen flachlegen will, oder auch schon getan hat. Das ist doch krank!<<

>> Sie soll nur merken, dass er ein Wichser ist.<< sagte er kleinlaut, während ich mich langsam beruhigte.

>> Aber nicht so. Damit erreichst du sie nicht, weil sie sich für alles die Schuld gibt und den Fehler bei sich sucht. Sie braucht Zeit, immerhin wurde sie jahrelang hintergangen, das verarbeitet man nicht in vier Wochen, während man nebenbei noch Liebeskummer hat.<<

Elliott sagte nichts mehr, während ich noch einmal tief durchatmete, in den Seitenspiegel sah, den Wagen wieder auf die Straße lenkte und unsere Mutter erneut anrief.

>> Entschuldige Mum, die Verbindung war grade schlecht.<< begrüßte ich sie, als ich sah, dass eine Verbindung hergestellt worden war.

>> Schon in Ordnung. Also, was hat er mit Evelyn gemacht?<<

>> Nichts Mum.<< wiegelte ich es ab und hoffte, dass sie es einfach akzeptieren würde, doch insgeheim wusste ich schon, dass sie das nicht konnte.

>> Erzähl es mir Blake.<<

>> Ich habe keine Ahnung. Er hat sie halt um ein Date gebeten, jetzt wo sie Single ist und er ja auch.<< seufzte ich und schaltete die Wischblätter auf eine schnellere Stufe, da es inzwischen in Eimern schüttete.

>> Und was hat sie gesagt?<<

>> Na, was wohl... Dass sie nicht interessiert ist natürlich.<<

Es entstand eine kleine Pause in der ich kurz zu Elliott sah, der mich jedoch ignorierte und aus dem Seitenfenster blickte. Immerhin konnte er so nichts Falsches sagen.

>> Blake, das... das tut mir so Leid.<<

>> Ich weiß Mum, aber da kannst du nichts für. Er ist halt einfach ein mieser Wichser und das wird er auch bleiben. Sei froh, dass du ihn los bist.<<

>> Wenn das so einfach wäre.<< seufzte sie, als sie auch schon weitersprach.

>> Hast du denn mit Evelyn reden können?<<

>> Nur kurz und auch nur über Dad und dessen Zustand.<<

>> Hast du denn versucht mit ihr über euch zu reden?<<

>> Natürlich, aber da macht sie komplett dicht und da kann ich ihr auch keine Vorwürfe machen.<<

Meine Mutter seufzte wieder, da sie unbedingt wollte, dass das mit Evelyn und mir wieder funktionierte. Sie wusste, wie sehr ich unter der Trennung litt und sie wiederhaben wollte, doch das war nicht so einfach, wie sie es sich vielleicht vorstellte.

>> Ich weiß und wenn du es mal mit einem Brief versuchst? Wenn du...<<

>> Mum bitte. Das ist meine Angelegenheit und das regle ich auch allein. Ich bin keine zwölf mehr.<<

>> Na gut. Kommt ihr denn heute Abend noch vorbei?<<

Ich erinnerte mich daran, dass wir uns noch zusammensetzen wollten, um die Verlage neu zu strukturieren, weswegen ich kurz zu Elliott sah.

>> Hast du noch Zeit heute, oder wartet Gina auf dich?<<

>> Gina kann auch gerne herkommen mit den Kindern, dass ist gar kein Problem.<< unterbrach uns meine Mutter, die am liebsten jeden in ihrem Haus hätte, damit sie die Einsamkeit nicht so sehr spürte und abgelenkt war.