Seewölfe - Piraten der Weltmeere 37 - John Curtis - E-Book

Seewölfe - Piraten der Weltmeere 37 E-Book

John Curtis

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Beschreibung

Caligu war es gewohnt, seine Gegner zu überrennen, oder, wenn das nicht klappte, zu überlisten. Aber bei dem Saten, den die Leute "Seewolf" nannten, zog beides nicht. Doch Caligu wäre nicht Caligu, hätte er nicht einen teuflischen Plan. Diesmal muss es einfach klappen!

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Impressum© 1976/2014 Pabel-Moewig Verlag GmbH,Pabel ebook, Rastatt.ISBN: 978-3-95439-294-0Internet: www.vpm.de und E-Mail: [email protected]

Inhalt

Kapitel 1.

Kapitel 2.

Kapitel 3.

Kapitel 4.

Kapitel 5.

Kapitel 6.

Kapitel 7.

1.

Ferris Tucker versuchte die grüne Dunkelheit, die ihn umgab, mit seinen Blikken zu durchdringen. Aber das war leichter gedacht als getan, denn gerade an Steuerbord schattete der mächtige Rumpf der „Isabella V.“ die Sonne ab.

Der hünenhafte Schiffszimmermann tastete nach dem Unterwasserschiff der Galeone. Dabei tauchte er tiefer und tiefer, obwohl er die ersten Anzeichen des einsetzenden Luftmangels bereits spürte. Aber er gab nicht auf, er wußte, daß er den Grund der Barriere erreichen mußte, denn nur so konnte er das herausfinden, was er für alle weiteren Schritte, die sie zum Flottmachen der Galeone unternehmen würden, wissen mußte.

Je tiefer er tauchte, desto stärker wurde die Strömung, die ihn zusätzlich behinderte.

Der Teufel hole diese ganze verdammte Karibik! dachte er erbittert, und gleich darauf zwang ihn der stärker werdende Luftmangel endgültig, wieder aufzutauchen.

Ferris Tucker stieß sich ab. Er spürte, wie ihm das Herz gegen die Rippen zu pochen begann, wie erste Stiche seine Lungen durchzuckten. Dann brach er durch die Wasseroberfläche und sog die Lungen gierig voll Luft.

Dan O’Flynn, der neben den anderen am Steuerbordschanzkleid lehnte, grinste ihn an.

„Na, altes Walroß?“ frotzelte er. „Man müßte eben Kiemen haben wie ein Fisch, was? Aber dann brauchtest du eben auch kein Schiff wie die ‚Isabella‘! Also, raus mit der Sprache: Wie sieht’s aus da unten?“

Ferris Tucker starrte das Bürschchen an und spürte, wie ihm der Kamm zu schwellen begann.

„Wenn du so neugierig bist, Junge“, sagte er und wußte dabei ganz genau, wie fuchsteufelswild Dan immer wurde, wenn ihn einer mit „Junge“ anredete, „dann sieh doch selber mal nach. Und vielleicht sehen vier Augen mehr als zwei. Also, kommst du nun, oder hast du die Hose schon jetzt gestrichen voll?“

Dan lief puterrot an.

„He, du rothaariger Affe, du riskierst aber eine ganz schöne Lippe dafür, daß du noch immer nichts rausgefunden hast. Na ja, du gehörst ja zur Schiffsführung, War das nun ein Befehl oder nicht?“ fragte Dan und wollte sich halb totlachen über seinen Witz. Dabei bemerkte er nicht, wie sich Edwin Carberry, der Mann mit dem Rammkinn und den Narbengesicht, von hinten an ihn heranpirschte. Und ehe sich’s Dan versah, hatten die Pranken des einstigen Profos’ der „Marygold“ ihn gepackt.

„Ob das ein Befehl war, wolltest du wissen?“ grollte er aufgebracht, und er kümmerte sich nicht im geringsten um das Gezappel und das wilde Wutgeschrei, das Dan anstimmte. „Klar war das ein Befehl, Junge. Und damit du es auch glaubst, bringt der alte Carberry dir das jetzt bei!“

Gedankenschnell ließ seine Rechte los, während die Linke nach einem Tauende griff, das von der Nagelbank des Großmastes herabhing. Mit einer blitzschnellen Bewegung fetzte er Dan den Tampen über den Hintern, daß dem Jungen augenblicklich die Luft ausblieb. Anschließend hob er ihn hoch und schleuderte ihn ins Wasser.

„So, du lausige Kakerlake!“ brüllte er. „Wenn du wieder an Bord enterst und nicht weißt, wie es da unten unter dem Schiffsboden aussieht, dann ziehe ich dir persönlich die Haut in Streifen von deinem Affenarsch ab! Ich werde dir schon beibringen, wie du mit erwachsenen Männern zu reden hast!“

Die Crew grölte vor Vergnügen, während Dan wilde Verwünschungen gegen Carberry ausstieß. Alle kannten den Lieblingsspruch Carberrys zur Genüge, und jeder einzelne Mann an Bord der Galeone wußte, was es mit diesen wilden Drohungen des Profos’ in Wirklichkeit auf sich hatte – nämlich nichts. Er war ein prächtiger Kerl, zwar knallhart und ein Kämpfer, wie ihn der Seewolf sich gar nicht besser wünschen konnte, aber Carberry verbarg unter seiner rauhen Schale ein gutes Herz. Wenn er auch unter Drake Profos gewesen war, er haßte es, zu foltern oder zu schlagen – abgesehen von einem gelegentlichen Hieb mit dem Tauende, der bisweilen Wunder wirkte, wenn ein Mann zu lahmarschig war oder sonst allzudeutlich seine Mucken hatte.

Deshalb grinste er jetzt zu Dan hinunter.

„Wenn du nicht gleich verschwunden bist, du Ratte, dann lasse ich dich kielholen. Tauchen habe ich gesagt, kapiert?“ Er brüllte, daß das Deck unter seiner Stimme erzitterte.

Dan verschwand wie der Blitz, wieder unter dem Gelächter der Crew, und Ferris Tucker folgte ihm grinsend in die grünblaue Tiefe.

Jean Ribault, der Franzose, sah Carberry an, und auch er konnte sich kaum das Lachen verbeißen.

„Man, Ed, ich an deiner Stelle würde mich jetzt vor Dan in acht nehmen. Wenn der wieder an Bord steigt, frißt er dich mit Haut und Haaren.“

Edwin Carberry lachte dröhnend.

„Haha – er frißt den alten Carberry mit Haut und Haaren! Meinst du nicht, daß sich so ein grüner Hering an einem alten Hai wie mir die Zähne ausbeißen wird? Ho, ich …“

Carberry starrte den Franzosen plötzlich entgeistert an, denn Jean Ribault war herumgefahren und einige der Männer ebenfalls.

„He, was ist los, was habt ihr verdammten Affenärsche denn auf einmal …“

Auch Carberry verstummte. Genau wie seine Gefährten hatte auch er jetzt die dreieckige Rückenflosse entdeckt, die pfeilschnell auf die Galeone zuschoß. In dem klaren Wasser war deutlich ein langer Körper mit einem eigenartigen, hammerförmigen Kopf erkennbar.

Carberry erstarrte. Er kannte diesen Fisch. Er hatte davon gehört und wußte, daß er zu den angriffslustigsten und blutgierigsten Räubern der Karibik gehörte.

„Mein Gott, Jean – ein Hammerhai! Und was für einer!“ Carberry flüsterte nur, aber dann brüllte er plötzlich auf. „Verdammt, wollen wir etwa zusehen, wie diese Bestie Dan und Ferris zerfleischt? Da, das Biest taucht, es hat die beiden bemerkt!“

Carberry redete nicht weiter, sondern er handelte. Mit einer blitzschnellen Bewegung riß er sein langes Entermesser heraus, schwang sich auf das Steuerbordschanzkleid der „Isabella“ und sprang. Aufspritzend schloß sich die blaugrüne See über ihm.

„Der ist wahnsinnig geworden, der hat sie ja nicht mehr alle, der …“

Die Männer schrien wie wild durcheinander, aber dann erlebten sie ihre nächste Überraschung.

Der Seewolf hatte das alles beobachtet und stürmte heran. Hinter ihm Ben Brighton, Smoky und Blakky. Noch bevor sie zur Stelle waren, schwang sich der Franzose ebenfalls über das Schanzkleid. Er verschwand sofort in der Tiefe, das breite Messer zwischen den Zähnen.

Der Seewolf hatte das Schanzkleid erreicht. Wortlos starrte er in die Tiefe, in der eben Carberry und Jean Ribault verschwunden waren.

Die Männer an Bord der „Isabella“ verstummten abrupt. Jeder wußte, daß es dort unter ihnen in den nächsten Sekunden auf Leben und Tod gehen würde.

Dan erreichte den Grund der Barriere, auf die die „Isabella“ aufgebrummt war, als erster. Er war unbestritten der beste Schwimmer der Crew. Und wenn Ferris Tucker zuvor allein einen Tauchversuch unternommen hatte, dann deshalb, weil er mit eigenen Augen sehen wollte, wie die Galeone sich festgerannt hatte und was am besten zu tun war. Von solchen Dingen verstand der Schiffszimmermann mehr als jeder andere an Bord.

Ferris Tucker sah das Bürschchen vor sich im rasch dunkler werdenden Grün der Karibik verschwinden, und er beeilte sich, ebenfalls so rasch wie möglich an der. Steuerbordseite der dickbauchigen Galeone zum Grund zu tauchen.

Dan wartete bereits in der Nähe des Ruderblattes auf ihn – die einzige Stelle, an der die Morgensonne noch etwas Licht spendete, während im Schatten des Rumpfes immer noch absolute Finsternis herrschte.

Dan winkte dem Schiffszimmermann zu und deutete zum Grund hinunter. Ferris Tucker glitt näher an den Jungen heran, und dann erkannte er sofort, was Dan mit seinen scharfen Augen entdeckt hatte. Vom Heck der Galeone aus war deutlich zu sehen, daß die „Isabella“ zwar auf einer Felsbarriere festsaß, daß diese aber die Form einer flachen Mulde hatte und nach Steuerbord hin leicht abfiel.

Ebenfalls registierte der Schiffszimmermann, daß sich in der muldenförmigen Oberfläche der Felsbarriere durch die Meeresströmung Sand abgelagert hatte und auch liegengeblieben war. Wiederum eine Tatsache, die ihre Chance, die „Isabella“ flottzukriegen, vergrößerte.

Gleichzeitig schossen Ferris Tukker zwei Möglichkeiten durch den Kopf, und er beschloß, beide sofort in die Tat umzusetzen. Es war auch durchaus richtig gewesen, daß sie die „Isabella“ inzwischen geleichtert hatten, andernfalls hätte absolut keine Möglichkeit bestanden, das schwere Schiff mittels des Flaschenzuges über die Barriere ins tiefe Wasser zu ziehen.

Soweit war der Schiffszimmermann mit seinen Überlegungen. Das alles hatte nur Sekunden gedauert. Er wollte Dan ein Zeichen geben, noch ein Stück am Rumpf der Galeone entlangzutauchen, um festzustellen, ob es tatsächlich auf der gesamten Barriere keine scharfen Klippen gab, als er plötzlich sah, wie sich Dan ans Ruder klammerte. Gleichzeitig blickte er sich mit weitaufgerissenen Augen zu Ferris Tucker um, unfähig, auch nur mit einer einzigen Handbewegung anzudeuten, was ihn so sehr erschreckte und nahezu lähmte.

Ferris Tucker verlor keine Zeit. Er kannte Dan lange genug, um zu wissen, daß er alles andere als ein Hasenfuß war. Der Schiffszimmermann stieß sich von der Barriere ab und schwamm mit ein paar kräftigen Stößen zu Dan hinüber. Aber er hatte Dan noch nicht erreicht, als ihm das Herz vor Schreck beinahe stehenblieb.

Er sah den riesigen langgestreckten Schatten, der auf den Jungen zuschoß, den breiten hammerförmigen Kopf, die tückisch blickenden Augen.

Ein Hammerhai! schoß es Ferris durch den Kopf. Ein Hammerhai, der geradewegs auf Dan losschwamm. Wenn der Junge jetzt die Nerven verlor, wenn er jetzt die Flucht ergriff, dann würde ihm niemand mehr helfen können, denn der Hammerhai würde ihn einholen und von hinten angreifen.

Ferris Tucker schwamm mit gewaltigen Stößen auf Dan zu, der sich noch immer am Ruder festklammerte und dem Hai entgegenstarrte.

Ferris erreichte den Jungen, als der Hammerhai schon das breite, an der Unterseite seines Kopfes liegende Maul aufriß, um Dan mit seinen messerscharfen Zähnen zu packen.

Ferris griff nach Dan, riß ihn mit einem Ruck vom Ruder weg und verschwand blitzartig mit ihm auf der anderen Seite des Ruderblattes.

Das war buchstäblich in allerletzter Sekunde geschehen, denn gleich darauf spürte er den dumpfen Anprall des riesigen Fisches. Er sah einen dunklen Körper an sich und Dan vorbeischießen und erschrak über die Größe und Wildheit dieses Hais, der sofort herumschwang, für einen Augenblick in der dunklen Tiefe verschwand und gleich darauf wieder auf sie zujagte.

Dan verlor in diesem Moment die Nerven. Er sah lediglich den riesigen Hai, seinen weitgeöffneten Rachen und die großen Augen an dem breiten, hammerförmigen Kopf, die ihn höhnisch und gierig zugleich anzustarren schienen. Mit wilden Bewegungen versuchte er sich aus der Umklammerung des Schiffszimmermanns zu befreien. Er hatte nur noch einen Gedanken: Flucht an die Oberfläche, weg von dieser grauenhaften Bestie!

Ferris Tucker hatte mit einer solchen Reaktion Dans gerechnet. Er hielt den sich windenden und wild um sich schlagenden Jungen eisern fest. Aber das alles behinderte ihn auch gleichzeitig, sich wiederum auf der anderen Seite des Ruderblattes vor dem Hai in Sicherheit zu bringen. Noch bevor er Dan einigermaßen zur Ruhe gebracht hatte, war der Hammerhai heran. Es gelang dem Schiffszimmermann gerade noch, sich mit Dan in den Armen zur Seite zu werfen, da prallte das riesige Tier unmittelbar neben ihm mit weitgeöffnetem Rachen gegen die Galeone. Diesmal mit einer solchen Wildheit und so großer Wucht, daß der Hai für einen Moment wie betäubt durchs Wasser glitt und auf den Grund der Barriere sank, die direkt hinter dem Schiff steil abfiel.

Ferris spürte, wie ihm durch den wilden Kampf mit Dan, der sich immer noch wie verrückt in seinem eisernen Griff gebärdete, die Luft knapp wurde. Schon wollte er sich abstoßen, da hatte der Hai den Anprall überwunden. Sein breiter Kopf zuckte herum und suchte die Beute.

Ferris Tucker hatte wertvolle Sekunden versäumt, jetzt war es zu spät. Aufzutauchen, hieß unweigerlich, von der Bestie angefallen und zerfleischt zu werden. Unter Wasser zu bleiben, bedeutete, unweigerlich zu ertrinken.

Es war einer der wenigen Momente in seinem Leben, in denen auch Ferris Tucker keinen Ausweg mehr wußte, und er spürte, wie die aufsteigende Panik von ihm ebenso Besitz zu ergreifen drohte wie von Dan.

Doch dann geschah etwas, womit er nicht gerechnet hatte. Ein Schwimmer glitt auf den Hai, der nach seiner Beute suchte, zu. In dem spärlichen Licht, das die Sonne bis auf den Grund der Barriere schickte, blitzte die Klinge eines breiten Messers auf.

Ferris Tucker vergaß vor Entsetzen und Erstaunen für einen Moment den immer stärker werdenden Luftmangel. Aus weitgeöffneten Augen starrte er dem Mann entgegen, der direkt auf den Hammerhai zuschwamm, dem herumzuckenden Tier geschickt auswich und ihm im nächsten Moment den Bauch aufschlitzte, indem er den Hammerhai kurzerhand untertauchte.

Ferris Tucker sah noch, wie das Blut in dunklen Wolken aus dem Leib des Hais hervorquoll, wie der Hai sich herumwarf und mit wilden, zuckenden Bewegungen in der dunklen Tiefe jenseits der Barriere verschwand.

In diesem Moment erschien noch ein zweiter Mann der Besatzung, und den erkannte Ferris Tucker sofort an seinem Rammkinn: Carberry.

Er und Jean Ribault verständigten sich mit einem Blick. Sie mußten verschwinden, und zwar sofort. Der verwundete Hammerhai würde andere anlocken, sein ausblutender Körper würde ganze Rudel von diesen gefährlichen Tieren herbeirufen. Jean Ribault wußte nur zu genau, daß diese Haie so gut wie nie einzeln, sondern fast immer in Rudeln auftraten.

Er schwamm zu Ferris Tucker und Dan herüber, Carberry folgte ihm sofort. Der Profos nahm dem Schiffszimmermann, dem vor Luftmangel bereits feurige Ringe vor den Augen kreisten, den Jungen ab und schoß mit Dan zur Oberfläche hoch. Als Dan sich dabei zu sehr wehrte, verpaßte ihm Carberry einen derben Hieb, der ihm fast augenblicklich die Besinnung raubte.

Jean Ribault packte den Schiffszimmermann und riß ihn mit sich fort. Ferris Tucker hatte immerhin noch so viel Überlegung, daß er Ribault dabei, so gut er das vermochte, unterstützte.

Sekunden später durchbrachen auch Ribault und Tucker die Oberfläche. Der Schiffszimmermann wollte seine Lungen gierig voll Luft pumpen, aber Ribault trieb ihn unbarmherzig an. Er kannte sich aus in der Karibik und zweifelte nicht daran, daß schon in diesem Moment andere Haie von unten auf sie zuschossen.

Auch der Seewolf und die Männer der Crew hatten das begriffen. Sie packten zu, rissen zuerst Dan und Carberry und gleich danach auch Ferris Tucker und Jean Ribault an Bord.

Nur knapp zehn Sekunden später wurde ihnen fast schlecht bei dem Anblick, der sich ihren Augen bot. Insgesamt sieben Haie, davon allein vier wiederum Hammerhaie, schossen neben dem Schiff aus dem Wasser. In ihren weitaufgerissenen Rachen blitzten die messerscharfen Zähne. Ein riesiger Blauhai, der sich voller Wut und Gier im zweiten Anlauf fast bis zum Schanzkleid aus dem Wasser schnellte, ließ die Männer unwillkürlich nach den Belegnägeln greifen, die neben ihnen in der Nagelbank steckten.

Ferris Tucker sank an Deck erschöpft in die Knie. Dan, der von Carberry und Ben Brighton nach allen Regeln der Kunst durchgeknetet wurde, erbrach das Meerwasser, das er während seiner ungestümen Befreiungsversuche geschluckt hatte.

Endlich hatte der Schiffszimmermann wieder genügend Luft in den Lungen. Auch er hustete und spuckte noch, als er auf Ribault und Carberry zutaumelte. Sein Gesicht war totenblaß, dennoch stahl sich ein Grinsen in seine Züge, als er dem Franzosen die Pranke auf die Schulter hieb und Carberry einen derben Stoß in die Rippen verpaßte, der den Profos unwillkürlich aus seiner gebückten Haltung hochschnellen ließ.

„Jungs, wenn der alte Tucker euch das je vergißt, dann soll ihn wahrhaftig der nächste Hai, dem wir begegnen, mit Haut und Haar verschlingen. Wenn ihr nicht eingegriffen hättet, wäre es mit Dan und mir aus gewesen. Diesem Biest hätten wir nicht mehr entwischen können.“

Noch immer umkreisten die Haie die „Isabella“, aber die Männer richteten ihre Aufmerksamkeit jetzt mehr auf Ferris Tucker, Dan O’Flynn, Carberry und Jean Ribault. Ihr Kreis um die vier schloß sich enger, und Smoky, der neben dem Seewolf und Ben Brighton stand und noch seinen Belegnagel in der Hand hielt, schob sich durch die Männer und blieb vor dem Schiffszimmermann stehen.

„He, Ferris, nun laß dir die Würmer nicht einzeln aus der Nase ziehen. Was war eigentlich los da unten? Wer hat den Hai erledigt?“

Ferris deutete auf Ribault. Und er erzählte die Sache so, wie sie sich abgespielt hatte. Er ließ nichts weg und fügte auch nichts hinzu.

„Verdammt, Smoky, und ich sage euch allen noch mal, wenn Carberry und Ribault uns nicht zu Hilfe geeilt wären, dann hätte die ‚Isabella‘-Crew jetzt zwei Männer weniger. Dabei habe ich Jean zuerst gar nicht erkannt, nur Carberry.“

Er drehte sich zu dem Franzosen herum.

„Sag mal, wo hast du das eigentlich gelernt, einen Hai so mir nichts dir nichts mit dem Messer aufzuschlitzen? Wenn ich nur dran denke, kriege ich schon wieder eine Gänsehaut. Und ich glaube, jeder hier an Bord wei, daß ich kein Feigling bin!“

Jean Ribault grinste.