Seewölfe - Piraten der Weltmeere 705 - Jan J. Moreno - E-Book

Seewölfe - Piraten der Weltmeere 705 E-Book

Jan J. Moreno

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Beschreibung

Mac Pellew schleuderte die erste Flaschenbombe mitten hinein in die ins Stocken geratene Reihe der Angreifer. Die Wirkung war verheerend, wobei Glassplitter und Bleischrot, von denen zwei Negritos getötet und etliche verletzt wurden, vielleicht nicht mal so demoralisierend wirkten wie der Pulverblitz und der Donner der Explosion. Die zweite Flaschenbombe sorgte endgültig für Panik unter den Wilden, die nun blindlings davonstoben. Mitternacht war inzwischen vorüber. Keinem war es aufgefallen. Erst als das Rauschen der Brandung zu hören war, blieb Al Conroy plötzlich stehen. "Wir haben es geschafft", sagte er. "Wenigstens vorerst. Das neue Jahr gibt Grund zur Hoffnung. Möge es dafür sorgen, daß wir die Freunde wiederfinden." "...oder sie uns", fügte Don Juan hinzu.

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Impressum© 1976/2021 Pabel-Moewig Verlag KG,Pabel ebook, Rastatt.eISBN: 978-3-96688-127-2Internet: www.vpm.de und E-Mail:[email protected]

Jan J. Moreno

Blutiger Jahreswechsel

Er hat sich selbst zum Gott ernannt – aber dann erscheinen die Arwenacks in seinem Paradies

Seit dem frühen Morgen hallte das Dröhnen der Bambustrommeln durch den Wald. Die Bewegungen der Tänzer wurden hektischer, ihre halbnackten Körper glänzten vom Schweiß. Die Sonne stand kurz vor dem Zenit, als der Bräutigam die Lichtung betrat. Nur Augenblicke später erschienen der weiße Gott und Jahuma. Sie hatten die Nacht und den Vormittag miteinander verbracht, wie es das Gesetz der ersten Nacht erforderte.

Der weiße Gott wirkte sehr zufrieden.

Aber dann verdunkelte sich die Sonne. Ein plötzlich losbrechender Sturm heulte durch die Baumwipfel. Vorübergehend wurde der Tag zur Nacht. Blitzschläge verwandelten zwei Baumriesen in lodernde Fackeln.

Furchtsam warfen sich die Eingeborenen zu Boden.

Das böse Omen war unverkennbar, obwohl schon Augenblicke später wieder die Sonne schien …

Die Hauptpersonen des Romans:

Jonathan William Elias O’Connor – fühlt sich zwar als weißer Gott über den Negritos der Andamanen-Insel, aber dafür hat sich sein Geist verwirrt.

Don Juan de Alcazar – glaubt, der einzige Überlebende der Arwenacks zu sein, aber da entdeckt er den Admiral.

Old Donegal O’Flynn – ist tatsächlich nicht unterzukriegen, auch nicht, als er schon am Pfahl steht und umgebracht werden soll.

Mac Pellew – bastelt ein paar Flaschenbomben und setzt sie auch ein, obwohl er sonst als Zweitkoch für das Essen zuständig ist.

Blacky – läßt ein Faß Pulver explodieren, was seinen Leuten eine Menge Luft verschafft.

Inhalt

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

1.

Vage, konturlose Helligkeit flimmerte vor seinen Augen. Schweiß und Salzwasser verklebten die Lider. Ihm war, als tauche er langsam aus endloser Tiefe auf.

Er fröstelte, obwohl die Sonne heiß vom Himmel brannte.

Monoton leckte die Nässe an seinen Beinen hoch. Das hohle Glucksen und Gurgeln der zurückflutenden Wellen blieb das einzige Geräusch.

Vielleicht war dies das Paradies. Wer wollte daran zweifeln?

„Madre de dios!“ Die eigene Stimme, rauh und heiser, erschreckte ihn.

Augenblicke später verdrängte die aufbrechende Erinnerung alle anderen Gedanken. Erneut glaubte er das Donnern der nahenden Riesenwelle zu hören, die mit ungestümer Gewalt über die Schebecke hereingebrochen war und das Schiff unter Wasser gedrückt hatte. Er glaubte das Splittern der Masten zu vernehmen und die erstickten Schreie der Gefährten.

Über ihm erklangen die heiseren Schreie von Seevögeln. Mühsam wälzte er sich herum und blinzelte in die schrägstehende Sonne.

Der Himmel war von einem herrlichen Blau, nur wenige weiße Wolkenschleier zogen in großer Höhe ihre Bahn, halb aufgetakelten Schiffen gleich, deren Ziel an fernen Gestaden lag.

Das Meer zeigte sich überraschend ruhig. Eine gleichmäßige Dünung rollte heran, und nur weit draußen zeichnete sich ein schmaler Schaumstreifen ab. Wahrscheinlich waren Korallenbänke oder Felsen der Insel vorgelagert.

Die Schebecke war verschwunden und hatte irgendwo in ungewisser Tiefe ihr nasses Grab gefunden.

Don Juan preßte die Lippen aufeinander, bis die Wangenknochen schmerzten, seine Hände verkrallten sich im feuchten, feinkörnigen Sand. Er kämpfte gegen seine Gefühle an. Wenn er zu fluchen oder zu schreien begonnen hätte, oder wenn er wie ein verwundetes Tier ohne Ziel den Strand entlanggerannt wäre, hätte das weder den Dreimaster zurückgebracht noch die ertrunkenen Gefährten wieder zum Leben erweckt. Die Tatsachen waren unumstößlich.

„Verdammt“, sagte Don Juan inbrünstig.

Vielleicht wäre es besser gewesen, er hätte laut aufgeschrien oder wäre wie von Furien gehetzt über den Strand gerast – dann hätte er nicht alles in sich hineingefressen. Und dann wäre vielleicht dieses beklemmende Gefühl aus seiner Magengrube verschwunden, als wühle ein Heer von Ameisen in seinen Eingeweiden.

Zu glauben, daß er der einzige sein sollte, der den Schiffbruch überlebt hatte, fiel schwer. Die See hatte ihn an den Strand einer unbekannten Insel gespült, warum also nicht auch andere aus der Crew? Don Juan entsann sich, daß der Seewolf nur wenige Schritte vor ihm gestanden hatte, als die Schebecke kenterte. Ebenso Carberry und Old Donegal.

Die Andamanensee mit ihren vielen Inseln war den Seewölfen zum Verhängnis geworden. Er dachte an den bevorstehenden Jahreswechsel. Auf dem Rückweg in die Karibik hatten die Arwenacks das Jahr 1600 gebührend begrüßen wollen.

Natürlich hatten sie sich schon in den Haaren gelegen, ob das neue Jahrhundert mit dem 1. Januar 1600 oder erst 1601 begann. Don Juans Ansicht, daß letzteres richtig sei, war teilweise auf heftigen Widerspruch gestoßen.

So schnell wurden Probleme bedeutungslos. Wen von den Arwenacks interessierte jetzt noch, ob ein neues Jahrhundert anbrach?

Zögernd stemmte sich Don Juan hoch. Eine ungewohnte Schwäche steckte in seinen Gliedern, und er verharrte kurz auf den Knien, bis die Übelkeit von ihm abfiel.

Der helle, im Sonnenlicht golden schimmernde Sandstrand war gut fünf Yards breit und erstreckte sich, von hohen Klippen ausgehend, bis zu einem weit vorspringenden Kap. Wie groß die Insel war, konnte der Spanier von seinem Standort aus nicht abschätzen.

Strandhafer und niedere Vegetation, von Kokospalmen und einigen exotisch wirkenden, weit verzweigten Bäumen durchsetzt, schlossen sich an den Strand an. Weiter entfernt erhob sich dichterer Wald, der aber nicht den Eindruck unwegsamen Dschungels erweckte. Einige Meilen entfernt, überragte ein bewachsener Höhenzug die Baumwipfel.

Don Juan drehte sich langsam im Kreis. Bei den Klippen brüteten Scharen von Kormoranen. Ihr Kot hatte die schroffen Felsen mit einer grauweißen Schicht überzogen.

Der Strand wirkte unberührt. Wo die Wellen ausliefen, lag angespülter Tang, den flinke Krabben durchwühlten. Die Spuren der Tiere bildeten ein verwirrendes Muster im Sand.

Verhungern würde er vorerst nicht. Don Juan tastete nach dem Dolch, der in seinem Gürtel steckte. Mit der Klinge konnte er auch größere Tiere erlegen und aufbrechen.

Flüssigkeit fand er vorerst in den Kokosnüssen, und wahrscheinlich stieß er über kurz oder lang auf eine Süßwasserquelle. Wenn nicht, dann hatte er immer noch die Möglichkeit, den Boden aufzugraben. Wo Bäume wurzelten, sammelte sich zumindest das Regenwasser.

Sein Blick fiel auf ein Stück Holz, das unter Tang und Seegras verborgen lag. Eine Schiffsplanke. Ob sie von der Schebecke stammte, ließ sich nicht feststellen. Immerhin hatte sie lange Zeit im Wasser gelegen und auf einer Seite leichten Muschel- und Algenbewuchs angesetzt. Werg und Teer hingen noch unverrückbar fest und bewiesen, daß ein Meister seines Fachs die Naht kalfatert hatte.

Don Juan versuchte, das Plankenstück über dem Knie zu zerbrechen, doch das Holz war kein bißchen morsch. Mit einer weit ausholenden Bewegung schleuderte er es ins Wasser zurück.

Durch den mehr als knöcheltiefen, heißen Sand stapfte er den Strand hinauf. Eine leichte, zwischen Nord und West drehende Brise trocknete seine Kleidung. Die erbarmungslos stechende Sonne tat ein übriges.

Er hatte sich entschlossen, das Kap zu umrunden. Möglicherweise fand er auf der anderen Seite der Landzunge Spuren menschlicher Besiedlung oder traf gar auf weitere Überlebende. Vorerst schob er das Gefühl der Einsamkeit weit von sich, ja er begann sogar, die Wärme und die unberührte Natur zu genießen.

Die Insel war wie viele ihrer Art – jedoch auf eine Weise anders, die er nicht in Worte zu kleiden vermochte. Vielleicht, dachte er, weil sie seine Insel war und ihn vor dem Ertrinken gerettet hatte. Ohne den flachen Strand hätte ihn die See womöglich längst in lichtlose Tiefe gezerrt, oder er wäre von Haien zerfleischt worden.

Eidechsen flohen vor ihm ins Gebüsch. Die größten von ihnen, die sich zu Dutzenden in der Sonne räkelten, maßen gerade zwei Handspannen.

Don Juan erreichte die Nordspitze des Kaps. Nackter Fels bestimmte das Bild. Die Landzunge ragte weit ins Meer hinaus, dessen Färbung nur zögernd von einem hellen Türkis zu tiefem Blau überging. Einzelne dunklere Flecken deuteten auf Pflanzenwuchs oder Korallen hin.

Zehn, zwanzig Yards weit lief der Spanier ins Wasser, aber selbst dann reichte es ihm erst knapp bis zur Hüfte.

Die Insel, die jetzt in einem weit geschwungenen Halbrund vor ihm lag, erwies sich als größer, als er angenommen hatte.

Die Schatten wurden länger, und die sinkende Sonne verwandelte das Meer in eine Ebene aus flüssigem Gold, deren Anblick den Augen schmerzte. Inmitten der blendenden Reflexe wäre ein Schiff erst aus größerer Nähe wahrzunehmen gewesen.

Quälender Durst zwang Don Juan, den unmittelbaren Küstenbereich zu verlassen. Im Schatten mannshoher Pflanzen war die Hitze erträglicher, allerdings erfüllte nach einer Weile das Sirren winziger Mücken die Luft. Die geflügelten Plagegeister stürzten sich in beinahe selbstmörderischer Wut auf den Spanier, dessen Gesicht und Arme von den unzähligen Stichen bald höllisch juckten. Als der Boden schließlich morastig wurde und eine dunkle, ölige Brühe absonderte, kehrte er schleunigst ans Wasser zurück.

Das Sumpfgebiet erstreckte sich noch ein Stück nach Südwesten. Wegen seiner monotonen Vegetation war es leicht einzugrenzen. Die meisten Bäume in dem Gebiet wirkten verkrüppelt.

Nur noch vereinzelt ragten Kokospalmen auf. Sie trugen keine Früchte. Don Juan fragte sich, warum er nicht vorher, als Gelegenheit dazu gewesen war, einige Nüsse aufgebrochen hatte. Nun mußte er wohl oder übel dem weiteren Verlauf der Küste folgen, die voraus zu einem dicht bewaldeten Höhenzug anstieg. Umzukehren hätte bedeutet, daß er eine noch größere Strecke zurücklegen mußte und letztlich wieder da anfing, wo er aus seiner Bewußtlosigkeit erwacht war.

Der Strand wurde steiniger und bald – Don Juan hatte das andere Ende der Bucht fast erreicht – gab es kaum noch Sand. In diesem Bereich herrschte eine starke Strömung, die Unmengen von Tang anspülte. Ein Geruch nach Moder und Verwesung hing in der Luft, an Land eilten Krabben geschäftig herum, zwischen den Steinen lagen Muscheln, die ein Sturm angespült hatte.

Don. Juan mußte nicht lange suchen, bis er einige Tiere fand, deren Schalen noch geschlossen waren. Sie mit dem Messer aufzubrechen, fiel nicht schwer.

Die Muscheln schmeckten nach gar nichts, besänftigten aber zumindest den rebellierenden Magen. Es war nicht das erstemal, daß er rohe Muscheln verzehrte, wenngleich sie ihm in einer Paella zusammen mit Hammelfleisch, Tintenfisch und Reis weitaus besser mundeten.

Das Gefühl der Sättigung stellte sich zwar schnell ein, würde aber nicht sehr lange anhalten. Der Spanier brach noch einige Muscheln auf, ehe er sich für das andere Treibgut zu interessieren begann.

Er fand einige Quadratyard eines brüchigen, ungelohten Segeltuchs, das sich zwischen seinen Fingern auflöste und keine Rückschlüsse auf seine Herkunft zuließ, außerdem zwei zersplitterte Riemenschäfte und zu guter Letzt eine Kiste mit rostigen Beschlägen.

In den Deckel waren Initialen eingeritzt und die Jahreszahl 1583. Sicherlich stammte sie von einem Schiff aus der Alten Welt. Die Anfangsbuchstaben J. R. konnten alles mögliche bedeuten, Jan Ranse zum Beispiel, nur war Don Juan sicher, daß der Rudergänger der Arwenacks nie eine solche Kiste besessen hatte.

Sie war schwer. Da das Schloß eingehängt war und ein Schlüssel fehlte, blieb ihm keine andere Wahl, als die Scharniere zu lösen.

Mehrmals rutschte die Messerklinge ab, doch das Holz war vom langen Liegen im Wasser aufgequollen und mürbe, und nach einer Weile schaffte es Don Juan, das erste Scharnier auszubrechen. Mit dem zweiten hatte er weniger Mühe.

Die mit Pech ausgestrichene Kiste war etwa halb voll mit brackigem, stinkendem Wasser. Außer den Scherben einer dickbauchigen Flasche lag eine wunderschön ziselierte doppelläufige Pistole darin. Da Pulver und Kugeln fehlten, konnte Don Juan wenig mit der Waffe anfangen. Trotzdem schob er sie hinter seinen Gürtel. Ein solches Stück warf man nicht achtlos beiseite.

Ein verschnürtes, mit Leinentuch umwickeltes Päckchen enthielt Schiffszwieback und ein großes Stück Käse. Beides war längst ungenießbar.

Außerdem lag da noch eine Zimmermannsaxt ohne Stiel. Abschätzend wog der Spanier die Klinge in den Händen, bis er sich entschloß, sie mitzunehmen.

Der Himmel färbte sich dunkler. Im Westen stieg ein Streifen roter Färbung über die Kimm auf und dehnte sich rasch bis in den Zenit aus. Dazwischen geisterten Sonnenstrahlen in gespenstischer Färbung.

Wiederholt ließ Don Juan den Blick über die Küste schweifen. Aber nichts veränderte sich.

Also ging er weiter nach Süden. Wo ihn die Nacht einholte, wollte er rasten.

Wahrscheinlich brauchte er Tage, die Insel zu umrunden. Wenn er es nicht tat, würde er sich irgendwann vorwerfen, nicht alles versucht zu haben. Entlang der Küste ließen sich am besten Spuren einer Besiedlung finden.

Anderenfalls mußte er sich darauf vorbereiten, vorbeisegelnden Schiffen Signale zu geben. Denn sein Leben wollte er bestimmt nicht in Einsamkeit und fern der Heimat beschließen.

Er dachte an Taina, seine Ehefrau, und an Spaniens Schönheiten. Viel zu lange mußte er schon beides entbehren.

Wolken zogen auf. Ihre Schatten huschten über die Insel. Der Wind hatte wieder gedreht und weiter aufgefrischt. Er wehte jetzt aus nordöstlichen Richtungen.

Urplötzlich zuckte Don Juan zusammen. Am Rand einer der Schattenzonen, wo sich die goldene Abendsonne und die Vorboten der heraufziehenden Nacht miteinander vermischten, stand eine Gestalt, als sei sie von einem Moment zum anderen erschienen. Der Spanier hätte nicht zu sagen vermocht, ob der Mann schon lange da stand und ihn womöglich beobachtet hatte, oder ob er eben erst hinter dem Baum hervorgetreten war, der ebenso knorrig und verwittert wirkte wie er selbst.

Ein Blitzschlag hatte den Stamm gespalten und die Rinde einer Hälfte bis dicht über den Boden abgeschält. Das bloßliegende Holz wirkte ebenso geisterhaft bleich wie das Haar des Mannes, der sich haltsuchend anlehnte.

Er hatte nur ein Bein. Das rechte wurde zumindest unterhalb des Knies – so genau war das auf die Distanz nicht zu erkennen – von einer armdicken hölzernen Prothese ersetzt.

Gekleidet war der Mann in einen locker fallenden, verwaschenen Umhang, von dem der breite, mit einer großen Schnalle versehene Ledergürtel deutlich abstach.

Obwohl er nichts sehnlicher erwartet hatte als ein solches Zusammentreffen, fuhr sich Don Juan irritiert mit einer Hand über die Augen. Er war nicht sicher, ob ihm sein Wunschdenken einen Streich spielte oder der sich schnell verändernde Schattenwurf.

„Hallo, Señor!“ sagte der alte Mann ruhig, mit einem leicht spöttischen Unterton in der Stimme. „Du stehst da wie ein Schaf wenn’s donnert und blitzt. Meine Güte, sag schon was, von mir aus irgendeinen gotteslästerlichen Fluch.“

„Donegal …“, sagte der Spanier.

Der Alte kicherte.

„Sehr erfreut klingt das nicht gerade. Ich bin kein Geist, Mann, keiner von diesen grünen Gesellen, die aus der Tiefe des Meeres heraufsteigen, um normal Sterbliche zu ängstigen.“

„Donegal Daniel O’Flynn!“ Don Juan de Alcazar wußte nicht, ob er lachen oder weinen, ob er stehen bleiben oder den Alten spontan umarmen sollte.

„Jetzt sind wir immerhin schon zwei.“ Donegal humpelte auf ihn zu. Allem Anschein nach tat er sich beim Laufen schwerer als sonst.

„In dem Geröll am Ufer habe ich mir das verdammte Bein vertreten.“

„Den Knöchel?“

„Unsinn. Das rechte Bein.“

Der Spanier reagierte nicht darauf. Rechts trug Donegal die Prothese, und die war aus Holz, mit einem Eisenrohr in der Mitte und schmerzunempfindlich. Aber bei Old Donegal wunderte ihn schon gar nichts mehr.