Seewölfe - Piraten der Weltmeere 708 - Jan J. Moreno - E-Book

Seewölfe - Piraten der Weltmeere 708 E-Book

Jan J. Moreno

0,0

Beschreibung

Edwin Carberry und Batuti kämpften Rücken an Rücken. Der Profos packte eine Pike unterhalb der Spitze und schüttelte den am anderen Ende hängenden Soldaten wie eine reife Frucht. Der Portugiese versuchte verzweifelt den Bärenkräften des Profosen zu wiederstehen, doch als ihn Carberry zu sich heranzog und ihm den Profoshammer verpaßte, streckte er alle viere von sich. Batuti hatte ebenfalls eine Pike erbeutet, hielt sie an beiden Enden und parierte die wütenden Degenhiebe eines Soldaten. Im nächsten Moment faßte er den Schaft wie eine Keule und hieb seinem Gegner das andere Ende um die Ohren, daß dem Kerl Hören und Sehen verging. Inzwischen griff sich Philip Junior Pater Almeira und zog ihm die Kutte um den Hals zusammen...

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 120

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Impressum© 1976/2021 Pabel-Moewig Verlag KG,Pabel ebook, Rastatt.eISBN: 978-3-96688-130-2Internet: www.vpm.de und E-Mail: [email protected]

Jan J. Moreno

Mit Feuer,Start und Kruzifix

Sie predigen die Vergebung, aber sie selbst plündern und morden

In Sichtweite der Küste segelte die Schebecke der Seewölfe nach Südosten.

Mangrovensümpfe und undurchdringliches Buschwerk beherrschten das Land an Backbord. Träge ergossen sich die schmutzigbraunen Fluten eines Flusses ins Meer. Fischreiher nisteten zu Hunderten in den Mangroven. Eine Zeitlang begleitete ihr Lärmen den Dreimaster, dann waren nur noch das Singen des Windes in der Takelage, das Knarren der Racks und das Rauschen der Bugwelle zu hören – und ein verhaltener Donner, den der Wind von fern herantrug.

Aber der Himmel war wolkenlos und klar wie lange nicht mehr. Nirgendwo zeigten sich Dunstschleier, die Vorboten eines aufziehenden Gewitters hätten sein können. Der Donner wurde deutlicher. Einzelne dumpfe Explosionen waren zu unterscheiden: das Dröhnen schwerer Schiffsgeschütze …

Die Hauptpersonen des Romans:

Maran Yeh – ein Malaie, den die Arwenacks vor Haien retten, wofür sie wenig Dankbarkeit ernten.

Edwin Carberry – hält eine Muskete für ungeladen und zieht durch – sie spuckt trotzdem Feuer und Blei.

Dom Alfonso Cabrália – ein portugiesischer Capitán, der keine Skrupel hat, die Folter anzuwenden.

Vasco Almeira – wenn Bekehrungen nichts nutzen, setzt der Jesuitenpater Feuer und Schwert ein.

Philip Hasard Killigrew – hat eine Menge Ärger, weil die Eingeborenen ihn und seine Mannen für Portugiesen halten.

Ben Brighton – auch ohne seinen Kapitän versteht der Erste Offizier der Arwenacks sein Geschäft und greift zwei Karavellen an.

Inhalt

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

1.

Noch versperrte eine bewaldete Landzunge die Sicht, und die erst eine Handbreite über der Kimm stehende Morgensonne blendete.

Eineinhalb Seemeilen bis zur Huk. Philip Hasard Killigrew, der Seewolf, befahl den letzten Kreuzschlag. Schnell, aber ohne erkennbare Hast, wurden die Segel herumgeholt. Die Schebecke schwang mit dem Bug durch den Wind und legte sich ächzend nach Steuerbord. Vorübergehend war, ein hohles Glucksen und Plätschern unter dem scharf gehöhlten Vorsteven zu vernehmen, dann glitt das Schiff wieder leicht durch die Dünung.

Das Dröhnen einer Breitseite hallte heran. Vier oder fünf Geschütze waren nahezu gleichzeitig abgefeuert worden. Selbst das geübte Ohr eines Al Conroy konnte die einzelnen Explosionen nicht voneinander unterscheiden.

„Ich sehe Mündungsfeuer jenseits der Huk!“ rief Dan O’Flynn aus der Tonne am Großmast.

„Wie viele Schiffe?“ fragte Ben Brighton.

„Schwer zu sagen, Ben. Der Pulverdampf zieht nur träge ab.“

Der Erste wandte sich zu Hasard um, der, jedes Stampfen der Schebecke sanft abfedernd, durch den Kieker nach Backbord blickte.

„Sir?“ fragte er.

Ohne das Fernrohr abzusetzen, befahl der Seewolf: „Klarschiff zum Gefecht!“

Ben Brighton gab, eigentlich unnötig, den Befehl weiter. Die Schebecke war kein Kriegsschiff, und die Arwenacks waren weiß Gott keine Seesoldaten, die ständigen Drills bedurften. Sie waren eine perfekte Crew, jeder auf den anderen eingespielt.

Mittlerweile hatten sie wieder brauchbares Schießpulver an Bord, nicht das verklumpte, vom Seewasser verdorbene Kraut, das qualmend abbrannte, statt richtig zu zünden. Kaum lösten die Zwillinge die Persennings von den Culverinen, mannte der Moses schon das erste Pulverfäßchen an Deck. Clintons Wangen glühten vor Eifer, als ihm der Stückmeister anerkennend zunickte.

„Gut so, mein Junge“, sagte Al Conroy. „Aus dir wird eines Tages ein brauchbarer Seemann.“

„Ich sehe Feuer!“ meldete Dan O’Flynn aus dem Ausguck. „Und die Toppen von zwei Karavellen.“

„Portugiesen?“

„Kann sein.“

Hinter der Huk stieg Qualm auf, der das Geschehen jeder weiteren Beobachtung entzog. Für die Arwenacks bedeutete das, daß sie unbemerkt aufschließen konnten.

Al Conroy klarierte die sechs Culverinen der Backbordseite. Als Ladung setzte er grob gehacktes Bleischrot und Kettenkugeln. Egal, welchem Gegner sich die Seewölfe in Kürze gegenübersahen, sie waren für alle Fälle gewappnet. Das Schrot wurde im allgemeinen als Decksfeger bezeichnet, und seine Wirkung war tatsächlich der eines eisernen Besens vergleichbar. Die Kettenkugeln, die sich spannten, sobald sie das Geschützrohr verließen, eigneten sich besonders gut, um Masten und Spieren zu zersplittern.

Die Zwillinge widmeten sich den Drehbassen vorn und achtern, und Ben Brighton ließ Handfeuerwaffen ausgeben.

Ungefähr eine Viertelstunde verging, bis die Schebecke endlich wieder auf den anderen Bug ging und die Landzunge rundete.

Träge wogte der Rauch über die See. Viel war nicht zu erkennen. Irrlichternde Flammen inmitten des wallenden Qualms zeigten die Positionen zweier brennender Fischerboote. Beide trieben etwa drei Kabellängen voraus mit der Strömung.

Etwas weiter voraus zerriß das Mündungsfeuer von Geschützen den Dunst. Dem rollenden Donner der Pulverexplosionen folgte das kreischende Bersten von Holz.

„Anluven!“ rief Dan. „Ein Strich Steuerbord!“

In der Höhe wurde der Dunst lichter. Deshalb konnte Dan leichter als die Männer an Deck erkennen, was voraus lag. Sein Befehl wurde ohne Rückfragen akzeptiert.

Augenblicke später tauchte ein zerfetztes Lateinersegel aus den lichter werdenden Rauchschwaden auf. Das dazugehörige Boot lag mit schwerer Schlagseite im Wasser. Von der Auslegerkonstruktion, die ihm besondere Stabilität verliehen hatte, zeugten nur noch die zersplitterten Querstreben.

Das Fischerboot trieb mit knapp fünfzehn Yards Distanz an der Schebecke vorbei. Ein Toter hing über dem Dollbord, die übrige Besatzung war verschwunden. Im Heckbereich kokelten die Planken. Offene Flammen entstanden nicht, da das Holz offenbar zu sehr mit Nässe vollgesogen war.

Der Qualm riß vollends auf. Vor der Schebecke breitete sich eine gespenstisch anmutende Szenerie aus.

Wrackstücke bedeckten das nur leicht bewegte Wasser wie ein Flickenteppich. Die Portugiesen – endlich waren die Flaggen der beiden Karavellen zu erkennen – hatten wie die Berserker unter einer Flotte kleiner Fischerboote gehaust.

Leichen trieben zwischen den Trümmern dem Ufer der langgestreckten Bucht zu. Auch die dreieckigen Rückenflossen von Haien waren zu sehen. Für die Meeresräuber war der Tisch reichlich gedeckt.

Dichtes Mangrovendickicht beherrschte das Ufer. Überlebenden des Massakers war es nahezu unmöglich, an Land zu gehen.

Der Seewolf stieß eine Verwünschung aus.

„Die Portugiesen vergreifen sich an Wehrlosen. Wenn ich das richtig sehe, hatten die Fischer keine Chance.“

Inzwischen waren die Mannschaften der Zweimast-Karavellen auf die Schebecke aufmerksam geworden, die hoch am Wind segelnd auf sie zuhielt. Unmißverständlich verbaten sie sich jede Einmischung, indem sie den Mittelmeerdreimaster mit einer vollen Breitseite bedachten.

Aber die Einschläge lagen zu kurz. Zwanzig, dreißig Yards vor der Schebecke stanzten die Eisenkugeln schäumende Fontänen aus der See, ohne die Arwenacks zu gefährden.

Al Conroy verzog die Mundwinkel zu einer geringschätzigen Grimasse. Die Portugiesen hätten erkennen müssen, daß die Kernschußweite noch nicht erreicht war. Aber offenbar vertrauten die Geschützmannschaften auf die abschreckende Wirkung ihres Feuers. Bei den malaiischen Fischern mochten sie damit Erfolg haben, den Korsaren unter Hasards Kommando entlockten sie nur spöttische Bemerkungen.

„Näher ran!“ murmelte der Stückmeister. „Dann zeigen wir ihnen, was ein richtiges Seegefecht ist.“

Die Portugiesen hatten indes nicht die Absicht, sich auf einen weiteren Schlagabtausch einzulassen. Bislang nur unter der Fock segelnd, setzten sie Vollzeug und flohen vor den Engländern.

Ungläubig rieb sich Al Conroy die Augen. Er blinzelte, doch das Bild blieb dasselbe.

„Die Rübenschweine haben die Hosen voll“, polterte der Profos los. „Seht euch das an! Die segeln, als wäre der Leibhaftige hinter ihnen her.“

In gewissem Sinne hatte Carberry recht. Aber da war noch ein drittes Schiff, ähnlich gebaut wie eine chinesische Dschunke, das dicht unter Land zu entwischen versuchte, und die Absicht der Portugiesen mochte ebensogut sein, die Malaien aufzubringen.

„Die kaufen wir uns!“ sagte Al Conroy wild.

Die Schebecke war ein schnelles Schiff und jederzeit in der Lage, die Zweimast-Karavellen einzuholen, zumal sie zweifellos höher an den Wind gehen konnte. Rasch schrumpfte die Distanz zu den Verfolgern auf weniger als zehn Schiffslängen.

„Deck!“ brüllte plötzlich Dan O’Flynn. „Ich sehe zwei Überlebende. An Backbord – schätzungsweise zwei Kabellängen achterlich.“

Al Conroy warf den Luntenstock in das Becken mit den glühenden Kohlen zurück. Er wußte, daß die Jagd zu Ende war, bevor sie richtig begann. Vorerst wenigstens.

Der Seewolf ließ Kurs auf die gesichteten Schiffbrüchigen nehmen, von denen sich einer an einer schwimmenden Spiere festklammerte und der andere mit hastigen Schwimmstößen dem Mangrovendickicht zustrebte, offenbar in der Hoffnung, zwischen den verfilzten Luftwurzeln einen Durchschlupf zu finden.

Leider waren nicht nur die Arwenacks aufmerksam geworden.

„Haie!“ Dan deutete auf die scharf gepfeilten grauen Flossen, die zielstrebig die Wellen durchschnitten.

Auch der in Richtung Küste schwimmende Malaie hatte die Haie bemerkt. Wenig mehr als hundert Yards trennten ihn noch von den Mangroven. Mit allen Anzeichen wachsenden Entsetzens verstärkte er seine Bemühungen.

Er schaffte es nicht.

Der erste Raubfisch zog so nahe an ihm vorbei, daß sie sich fast berührten. Augenblicke später ging er abrupt auf Tiefe. Auch der andere Hai tauchte ab.

Batuti und Big Old Shane standen auf der Back der Schebecke und hielten die Langbogen schußbereit. Auf der Kuhl warteten Stenmark und Sam Roskill, jeder eine Muskete im Anschlag. Sie wußten, daß sie mehr als nur Glück brauchten, um auf die derzeitige Distanz zu treffen.

Die Nähe des gefürchteten Räubers hatte den Malaien vorübergehend erstarren lassen. Als er wieder mit hastigen Schwimmbewegungen begann, schrien die Zwillinge wie aus einem Mund: „Nicht bewegen! Die Haie sind noch da!“

Sie bedienten sich des Hindu-Dialekts. Aber entweder verstand sie der Malaie nicht, oder er achtete nicht auf den Zuruf, weil ihn das Entsetzen unweigerlich vorwärtstrieb – jedenfalls wühlte er nur noch heftiger das Wasser auf.

Nahezu im selben Moment griffen die Mörder an.

Sam. Roskill schoß, als einer der Raubfische neben dem Mann auftauchte. Festzustellen, ob er getroffen hatte, war unmöglich, denn der Hai tauchte sofort weg.

Der andere glitt wie ein riesiger grauer Schemen unter Wasser auf den Malaien zu, der lauthals zu schreien begann.

Batuti und Shane schossen ihre Pfeile nahezu gleichzeitig ab. Beide trafen den Hai zwischen Kopf und Rückenflosse, doch der zeigte sich davon unbeeindruckt. Die dünne Blutspur, die er hinter sich herzog, verwischte in der plötzlich rosa Färbung des Wassers, als er zupackte.

Die See begann zu schäumen. Der Malaie wurde untergetaucht, erschien prustend und um sich schlagend noch einmal an der Oberfläche und sackte gleich darauf für immer weg. Nur noch ein Schwall zerplatzender Luftblasen zeugte von der Tragödie und dem namenlosen Entsetzen, das auch die Arwenacks gepackt hatte.

Menschen sterben zu sehen, war kein schöner Anblick. Aber der Tod fragte nie, bevor er zuschlug.

Irgendwo in der Tiefe, vor den suchenden Blicken der Seewölfe verborgen, zogen beide Haie ihre Kreise. Das Blut im Wasser steigerte ihre Gier ins Unermeßliche. Lediglich die vielen schwimmenden Wrackteile irritierten sie.

Von Bord der Schebecke wurde eine Jolle abgefiert. Den Arwenacks war klar, daß sie sich auf einen Wettlauf einließen, den sie nur unter günstigsten Umständen gewinnen konnten. Solange sich der zweite Malaie unbewegt an der Spiere festklammerte, hatten sie jedoch eine Chance.

Während die Jolle bemannt wurde, schleppten der Kutscher und Mac Pellew Fleisch aus der Proviantlast an Deck. Der Vorrat war gepökelt, also keineswegs frisch – trotzdem warfen sie ihn an Steuerbord ins Wasser. Augenblicke später näherte sich der erste Hai und schnappte gierig zu.

Philip junior zündete die achtere Drehbasse. Die Ladung Bleischrot, auf die Distanz von wenig mehr als zwanzig Yards noch eng gebündelt, ließ das Wasser aufschäumen.

Der Hai war getroffen und verlor jede Orientierung. In wilden Zuckungen wand er sich zwischen den Fleischbrocken und lockte weitere Räuber an. Es dauerte nicht lange, bis die Tiere in einem wahren Blutrausch übereinander herfielen. Mehr hatten die Arwenacks nicht erreichen wollen.

Roger Brighton, Bob Grey, Smoky und Jack Finnegan pullten die Jolle von der Schebecke weg, daß die Riemen in den Rundsein krachten. Sam Roskill saß auf der achteren Ducht und bediente die Pinne. Auf seinen Knien lag schußbereit eine Steinschloßmuskete, hinter seinem Gürtel steckten außerdem zwei Pistolen. Im Bug des Bootes kniete Batuti, den Langbogen quer auf das Dollbord aufgelegt.

Der Malaie wurde aufmerksam, als sie sich ihm bis auf fünf Bootslängen genähert hatten. Offensichtlich hielt er sie für Portugiesen, denn er stieß einen gurgelnden Schrei aus, ließ prompt die Spiere los und tauchte unter dem Rundholz weg.

„Warte, verdammt!“ rief Brighton. Der Mann hörte ihn schon nicht mehr. Außerdem war fraglich, ob er die englischen Laute von der portugiesischen Sprache hätte unterscheiden können.

Die Bootsgasten pullten, daß ihnen die Adern an den Schläfen schwollen.

Smoky warf dem Malaien ein Tauende zu. Der Mann dachte jedoch nicht daran, sich festzuhalten.

„Du Idiot!“ schimpfte der ehemalige Decksälteste. „Wir wollen dir doch nur helfen!“

Die Jolle war schneller als der beste Schwimmer. Aber ehe Batuti vom Bug aus den Mann zu fassen kriegte, warf sich der schon wieder herum. Kostbare Augenblicke gingen verloren.

„Er will sich nicht retten lassen. Warum drängen wir uns eigentlich auf?“

„Kannst du zusehen, Bob, wie er absäuft, ohne einen Finger zu rühren?“ fragte Jack Finnegan zurück.

Bob Grey schüttelte den Kopf.

„Wenn er nicht will, zieht ihm einen Riemen über den Schädel“, sagte Sam Roskill. „Selbst die größte Beule ist angenehmer, als ein Leben lang tot zu sein.“

Ihnen war bestimmt nicht nach Witzen zumute, zumal vom Deck der Schebecke erneut Schüsse fielen. Trotzdem grinsten sich die Arwenacks an.

„Ich tu’s“, sagte Roger Brighton und hob demonstrativ seinen Riemen. „Pullt mich nur nahe genug an den Kerl ran. Später wird er mir dankbar sein, daß ich ihm eine mit dem Blatt verpaßt habe.“

„Falls wir schneller sind als die Haie.“ Sam Roskill hob die Musketen, ohne das Ruder loszulassen.

Die Schüsse hatten zwei Haien gegolten, die der Jolle folgten. Sam hatte nicht nur Mühe, sich so weit umzudrehen, daß er die wendigen Räuber über den Musketenlauf hinweg anvisieren konnte, es kostete ihn auch einige Anstrengung, das Dümpeln des Bootes auszugleichen.

Beide Tiere maßen gut eineinhalb Mannslängen. Die Lichtbrechung der Wellen ließ ihre Umrisse verzerrt erscheinen, und nur die Rückenflossen ermöglichten ein einigermaßen genaues Zielen.

Sam Roskill wartete, bis er sicher war, den Kopf des vorderen Tieres zu treffen. Die Distanz betrug da gerade noch zehn Yards.

Er drückte im selben Moment ab, in dem Roger Brighton den Riemen aus der Rundsel hob und zuschlug. Der Malaie war keineswegs so unbedarft, wie es den Anschein hatte. Er tauchte, über ihm klatschte das Riemenblatt wirkungslos aufs Wasser.

Bis Roger Brighton, der halb aufgerichtet und weit vornübergebeugt zwischen den Duchten stand, Gelegenheit fand, sein Gewicht zurückzuverlagern, schnellte der Mann halb aus dem Wasser, griff zielsicher mit beiden Händen nach dem Riemenschaft und zerrte Roger Brighton mit einem wahrhaft unwiderstehlichen Ruck übers Dollbord.

Bäuchlings klatschte der Takelmeister ins Wasser und wurde sofort von dem Malaien attackiert, der verbissen versuchte, ihm den Dolch aus dem Gürtel zu zerren.