Seewölfe - Piraten der Weltmeere 723 - Jan J. Moreno - E-Book

Seewölfe - Piraten der Weltmeere 723 E-Book

Jan J. Moreno

0,0

Beschreibung

Einen lauten Kampfschrei ausstoßend stürmte der Samurai auf Hasard los, das Schwert in Hüfthöhe in einem flachen Halbkreis führend. Doch der Seewolf sprang ebenso schnell beiseite und zog seinen Degen. Aus den Augenwinkeln sah er, daß Carberry, mit einer Spillspake bewaffnet, die Steilling betrat und daß plötzlich etliche Musketenläufe über dem Schanzkleid der Schebecke in der Sonne blitzten. Das Schwert seines Gegners beschrieb einen sinnverwirrenden Wirbel, dem Hasard nur durch einen weiteren Rückzug entging. Zweimal prallten die Klingen aufeinander, und jedesmal hatte er das Gefühl, als würde sein Arm von einem Schmiedehammer getroffen...

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 116

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Impressum© 1976/2021 Pabel-Moewig Verlag KG,Pabel ebook, Rastatt.eISBN: 978-3-96688-145-6Internet: www.vpm.de und E-Mail: [email protected]

Jan J. Moreno

Das Schwert des Samurai

Die Abenteurer töten aus Gier – und müssen schrecklich dafür bezahlen

Das Schwert in deiner Hand ist Leben, ist Leib und Seele zugleich – hüte es wie deinen Augapfel und verbanne, während du es führst, jeden Gedanken an den Tod.

Nur dann kann die Klinge des Gegners dein Denken nicht lähmen, und du entgehst ihrem tödlichen Hieb. Nur wenn deine Gedanken wie die Wogen des Ozeans sind, stürmisch und unaufhaltsam, wird dein Schwert offenbaren, was es vermag, wird es dir den Sieg bringen …

(Aus der Lehre der Vervollkommnung)

Die Hauptpersonen des Romans:

Kekko – die Samuraikriegerin erhält nach dem Prüfungsritual bald Gelegenheit, ihre Geschicklichkeit mit dem Schwert unter Beweis zu stellen.

Jan van der Hout – der Kapitän der „Hollandia“ gerät vom Regen in die Traufe.

Ruyter – sein Bootsmann will nie wieder für andere den Kopf hinhalten, aber als er für sich selbst handelt, beißt er ins Gras.

Stenmark – der blonde Schwede wird für einen Köder gehalten und weiß, daß er kaum eine Chance hat.

Philip Hasard Killigrew – gelangt zu der Ansicht, daß die Arwenacks von Hafen zu Hafen vom Pech verfolgt werden.

Inhalt

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

1.

Die Bewegung war so schnell, daß ihr kaum eines Menschen Auge zu folgen vermochte: ein Ausfall, ein Wechseln der blitzenden Klinge von der rechten in die linke Hand, gleichzeitig ein Hieb, der es weder an Geschmeidigkeit noch Härte fehlen ließ.

Shimo-tatewari – der Spalthieb von unten. Selbst ein gerüsteter Krieger konnte ihm wenig entgegensetzen, wenn er von seinem Gegner überrascht wurde.

Die junge Frau, der dieser tödliche Streich galt, parierte mit letzter Kraft, konnte aber nicht verhindern, daß ihr das Schwert aus der Hand geprellt wurde. Sich mehrfach überschlagend, wirbelte die Klinge zur Decke des kuppelförmig gewölbten Raumes hoch und fiel dann nach unten. Zitternd bohrte sie sich in den. Holzboden.

„Ich hätte dich töten können, Kekko!“

„Ja, Ch’ang, Meister, ich erkenne meinen Fehler.“

„Dann nimm dein Schwert und kämpfe wie ein Samurai.“

Die Frau mußte mit beiden Händen zupacken, um die Klinge aus dem Holz zu ziehen, so tief war der Stahl eingedrungen. Andächtig führte sie das kalte Metall an ihre Stirn und verharrte eine Weile.

„Bist du bereit?“

Ch’angs Gesichtsmaske ließ keine Regung erkennen. Nur hinter den schmalen Augenschlitzen zeichnete sich ein jähes Aufleuchten ab.

Im selben Moment griff er an.

Geschmeidig wie eine Wildkatze duckte sich Kekko und fuhr herum. Ihr Schwert beschrieb dicht über dem Boden einen Halbkreis, aber Ch’ang, der Mann, der sich nie ohne Maske zeigte, entging dem tabigata mit einem blitzschnellen Sprung.

Kekko preßte die Lippen aufeinander, bis sie nur noch einen blutleeren Strich bildeten. Ihr Gesicht war bleich und glänzte vom Schweiß. Das schwarze Haar hing ihr in wirren Strähnen in die Stirn, weil sich der im Nacken zusammengesteckte Knoten gelöst hatte.

Sie trug keine Rüstung. Deshalb zögerte sie. Schon eine flüchtige Berührung von Ch’angs Schwert konnte sie schwer verwunden. Nicht, daß sie den Schmerz oder den Tod gescheut hätte. Allein der Gedanke, daß eine Verletzung sie von der Reise nach Süden abhalten würde, war bedrückend.

Der Samurai umkreiste sie lauernd.

Kekko – vor wenigen Tagen hatte sie ihren zweiundzwanzigsten Geburtstag gefeiert – schnellte vor. Ihre schwungvoll geführte Klinge schnitt singend durch die Luft, aber Ch’ang stand längst nicht mehr da, wo er eben noch gewesen war.

Hinter der schwarz lackierten Eisenmaske erklang spöttisches Gelächter.

Mit beiden Händen hielt Kekko ihr Schwert, schwang es nach rechts und links und ließ es kreisen, wobei sie den Schwung ihres Körpers für jeden Hieb nutzte. Mehrmals war der Samurai gezwungen, zu parieren.

„Du gibst deinen Gefühlen nach!“ rief er. Seine Stimme war bar jeder erkennbaren Spur von Erschöpfung. „Die Kunst der Schwertführung liegt einzig und allein darin, daß du dich niemals ablenken läßt. Nur dann wirst du einem Feind zu jeder Stunde überlegen sein. Gib dich völlig hin, verschmelze mit deiner Waffe zu einer Einheit, die jenseits von Tod und Leben steht. Ahne die Hiebe deines Gegners, ehe er selbst weiß, welche er ausführen wird.“

Eine Welle der Schwäche durchflutete Kekko. Zugleich stieg Verzweiflung in ihr auf.

Seit Tagen hatte sie gefastet und sich auf die Stunden des Kampfes vorbereitet, die darüber entschieden, ob sie ihren Bruder Kiyomuri und seine Samurais begleiten durfte.

In einem ungestümen Aufbäumen schwang sie ihr Schwert, beschrieb mit der dünnen Klinge die verwobene Art zu fechten und wehrte zwischendurch Ch’angs Hiebe ab.

Ohne daß sie sich dessen bewußt wurde, ging sie zum Angriff über. Ihre Klinge hinterließ Kerben in den eisernen Rockklappen und den Schenkelpanzern des Mannes. Für eine Weile übertönte ihr Keuchen sogar das Klingen der aufeinanderprallenden Waffen.

Aber allmählich erlahmten ihre Bewegungen. Sie mußte es geschehen lassen, daß Ch’ang sie in die Enge trieb.

„Gib dich geschlagen, Mädchen!“

„Niemals!“

Ein Aufgeben wäre gleichbedeutend gewesen mit dem Ende ihrer Träume und Sehnsüchte. Wofür drei Jahre voll Entbehrungen und manchmal schier unmenschlicher Anstrengungen, wenn nicht für das Ziel, eines Tages zu Kiyomuris Samurais zu gehören?

Ch’angs Klinge zerschlitzte das einfache Hemd, das sie trug. Abermals klirrten die Waffen heftig aufeinander. Kekko parierte den von oben geführten Schlag, was ihren Lehrmeister zu überraschen schien.

Noch zweimal traf sie den Brustpanzer des Mannes, dann wurde ihr erneut das Schwert aus der Hand gewirbelt, und sie verspürte einen glühenden Schmerz am linken Oberarm.

Ch’ang deutete eine Verbeugung an, bevor er seine Klinge in die Scheide zurückstieß.

„Bereite dich auf die Schwertlanze vor, Kekko“, sagte er. „Nutze die Zeit, die dir verbleibt. Sobald der Sand einmal durch das Glas geronnen ist, werden Zakuro und Kabuki gegen dich antreten.“

Die beiden besten Kämpfer meines Jahres, durchzuckte es das Mädchen. Laut fragte sie: „Habe ich die Prüfung bestanden?“

„Wappne dich in Geduld“, erwiderte Ch’ang, bevor er eilenden Schrittes den Raum verließ.

Erst jetzt spürte Kekko, daß es warm aus ihrer Wunde sickerte. Sie empfand keine Schmerzen, dennoch waren ihre Finger rot vom Blut, als sie mit der Hand über den Arm wischte.

Befürchtete sie eben noch, versagt zu haben, so pochte plötzlich ein Gefühl wilden Stolzes in ihrer Brust.

Sie wartete. Die Fähigkeit, dem eigenen Körper zu trotzen und Hunger, Durst und Ungeduld zu verdrängen, war das erste gewesen, was man ihr und den anderen beigebracht hatte.

Kekko schreckte aus ihren Gedanken auf, als sie irgendwann spürte, daß sie nicht mehr allein war. Übergangslos fand sie in die Wirklichkeit zurück. Sie sprang auf, noch bevor die erste Lanze dort auf den Boden schmetterte, wo sie eben gesessen hatte.

Fünf Schritte trennten sie von ihrer eigenen Waffe – eine unüberwindliche Entfernung, falls Zakuro und Kabuki mit einem Kreuzhieb angriffen. Kekko war nicht darauf vorbereitet gewesen, derart unerwartet überfallen zu werden. Dieses Vorgehen mußte von Ch’ang befohlen worden sein, denn der Meister pflegte seinen Schülern jede nur erdenkbare Härte angedeihen zu lassen.

Die Frau konnte nicht erkennen, wer den ersten Schlag geführt hatte und wer ihr nun die Lanze zwischen die Füße stieß. Sie stürzte, streckte im Fallen die Arme aus und packte zu, während sie sich abrollte.

Tatsächlich schaffte sie es, den hölzernen Schaft zu fassen. Der Angreifer war zu überrascht und setzte ihr keinen großen Widerstand entgegen. Noch in der Hocke wirbelte sie herum.

Ein heftiger Ruck, gefolgt von einem unterdrückten Aufschrei – Kabuki ließ die Lanze fahren.

Kekko gelangte in den Stand, warf die Waffe hoch, die sie unmittelbar unterhalb der Klinge gepackt hatte, und fing sie mit einer Hand wieder auf. Zakuros stürmisch vorgetragenen Hieb wehrte sie mit dem Schaftende ab.

Zwei blitzschnelle Sätze brachten indessen Kabuki näher an die Wand, wo Kekkos Schwertlanze hing. Gleichzeitig griff Zakuro wieder an. Er schwang seine Waffe wie der Schnitter die Sense. Zweifellos hätte die blitzende Schneide Kekko schweren Schaden zugefügt, wäre die Frau der Klinge nicht mit einem verzweifelten Sprung ausgewichen.

Einen Augenblick später hastete sie, den eigenen Schwung ausnutzend, Kabuki hinterher. Wie ein Spieß schleuderte sie die Lanze und nagelte den Ärmel ihres Gegners an die Wand – nur eine Handbreite höher, und der Mann hätte nie wieder eine Waffe tragen können.

Noch vor einem Tag hatten sie Seite an Seite Ch’angs Belehrungen gelauscht – ehrfürchtig und ergriffen, als hinge ihr weiteres Leben davon ab. In gewisser Weise war dem auch so. Nur wer seinen Körper wirklich beherrschte, war würdig, sich Samurai zu nennen. Dazu gehörte mehr als nur die Kraft, ein Schwert zu schwingen. Erst der absolute Einklang zwischen Geist und Fleisch brachte den Sieg.

Kekko riß die Lanze aus der Wand und schmetterte Kabuki den Schaft an den Schädel. Mit einem röchelnden Laut sank der junge Mann auf die Knie.

Breitbeinig stand die Frau da, Zakuros erneuten Angriff erwartend. Ihre Augen waren weit aufgerissen, ihre Züge bis fast zur Unkenntlichkeit verzerrt. Sie sah nur die Waffe des Gegners. Alles andere versank in Bedeutungslosigkeit.

Als Zakuro zustieß, ließ sie ihre Lanze wie das Rad eines Wagens kreisen. Obwohl sie den Schaft der schweren Waffe nur mit einer Hand bewegte, vermochte der Mann die fließende Bewegung nicht zu durchbrechen.

Kekko schnellte vor. Ihr Kampfschrei hallte von den Wänden wider, als sie die gebogene Klinge kraftvoll niedersausen ließ. Mit gräßlich knirschendem Geräusch splitterte Zakuros abwehrend hochgerissene Schwertlanze.

Die junge Frau wollte nachsetzen und abermals zustoßen, aber ein Geräusch ließ sie herumfahren. Noch in der Drehung wurde sie schwer getroffen. Das mit einer Eisenkappe versehene untere Ende ihrer eigenen Waffe, von Kabuki kraftvoll geführt, bohrte sich ihr in den Leib. Der Hieb trieb ihr die Luft aus den Lungen.

Tobende Schmerzen stellten sich ein. Kekko sah den Angreifer unmittelbar vor sich, wie er mit einer scheinbar unendlich langsamen Bewegung die Lanze hob.

Voller Verzweiflung warf sie sich auf ihn und riß ihn mit sich zu Boden. Dann versank die Welt ringsum in einem Chaos der verschiedenartigsten Empfindungen.

Tosende Schwärze umfing sie. Kekko stürzte in einen endlos scheinenden Abgrund.

Das Erwachen war mit quälenden Schmerzen verbunden. In Kekkos Schädel schien eine Heerschar von Dämonen zu toben.

Schwer atmend blieb sie liegen und lauschte dem Pochen des Blutes in den Schläfen und den wenigen Geräuschen, die von außen auf sie eindrangen. Eine seltsame, bedrückend wirkende Stille herrschte, die nur hin und wieder von leisem Rascheln durchbrochen wurde.

Das morsche Gemäuer ihrer bis eben empfundenen Zuversicht begann abzubröckeln. Waren es erst einzelne Stücke, die von den Zinnen stürzten, so begann bald das ganze Bauwerk aus Hoffnung und Wunschdenken zu schwanken.

Von irgendwoher vernahm sie Ch’angs Stimme, der wie sooft aus der Lehre der Vervollkommnung zitierte: „Geduld ist Wachsen zur Reife der Erkenntnis. Der Baum, bis er groß ist und vielfach Frucht trägt, braucht lange Jahre, dennoch klagt er nicht, wenn ihn der Sturm beugt. – Ungeduld gebiert Leiden, entwurzelt den Stamm des Lebens und trägt ihn fort auf dem reißenden Strom des Verderbens, ewigem Hader entgegen …“

Etwas angenehm Kühles, Feuchtes legte sich auf ihre Stirn. Sanfte Hände hoben ihren Kopf an und hielten ihr eine Teeschale an die Lippen.

„Trink!“ wurde sie aufgefordert. „Das vertreibt deine Schmerzen.“

Als sie endlich die Augen aufschlug, sah sie Ch’angs schwarze Eisenmaske vor sich.

Gehorsam leerte sie die Schale und fühlte sich danach tatsächlich wohler. Zu fragen, welche Entscheidung gefallen sei, wagte sie noch nicht.

Von draußen erklangen Hufgetrappel und das Stampfen marschierender Krieger. Stimmen riefen nach Kiyomuri.

Nur noch mühsam beherrschte Kekko ihre Ungeduld.

Lehrmeister Ch’ang deutete eine knappe Verbeugung an.

„Geh, meine Tochter!“ sagte er. „Dein Platz ist künftig an der Seite deines Bruders.“

Die junge Frau erwiderte nichts. Gemessenen Schrittes verließ sie das Gebäude. Sie hörte, daß ihr Ch’ang in einigem Abstand folgte, wandte sich aber nicht um.

Draußen herrschte gleißende Helligkeit. Die Sonne stand im Zenit des nahezu wolkenlosen Himmels.

Der Innenhof hatte sich inzwischen gefüllt. Mindestens vierzig Reiter und die doppelte Anzahl gerüsteter Krieger zu Fuß waren erschienen.

Kekko kannte die Feldzeichen, die nicht nur von den ersten Kriegern getragen wurden, sondern ebenso hinter den Reitern im Wind flatterten. Der Halbmond war das Symbol des Shoguns. Tokugawa Ieyasu war aber nicht selbst erschienen, sondern hatte einen seiner Vertrauten entsandt.

Dies war ein ehrenvoller Tag für Kiyomuri und seine Samurais. Kekkos Bruder trug einen weißen, knielangen Umhang mit goldfarbenen Stickereien. Seine kantigen Gesichtszüge und das kurz geschnittene, ergraute Haar harmonierten gut zu dem Kimono.

In der Linken hielt er das Schwert Tayasan, das seit Generationen innerhalb der Familie vererbt wurde. Den Knauf zierte ein großer Diamant, dem besondere Kräfte zugeschrieben wurden. Die Scheide aus hellem Leder war mit Rubinen und anderen Edelsteinen reich verziert. Schon viele hatten ihre Hände nach dieser Waffe ausgestreckt und den Frevel mit dem Leben bezahlt.

Yoritomo, der Gesandte von Ieyasu, entstieg seiner Sänfte und schritt auf Kiyomuri zu. Sie begrüßten sich wie langjährige Vertraute. Beide hatten viele Jahre ihrer Kindheit miteinander verbracht, bis Yoritomo seine Heimatstadt verlassen hatte und in die Dienste Hideyoshis, des damaligen Herrschers über Japan eingetreten war.

Kekko wartete geduldig, bis sie gerufen wurde. Sie wußte, daß ihr Bruder nicht auf ihre Anwesenheit verzichten würde. Und Yoritomo hatte sie schon früher begehrenswert gefunden. Jetzt, da sie eine Samurai war, würde er ihr sicher noch größeres Interesse entgegenbringen.

Mit einer flüchtigen Handbewegung streifte sie sich einige widerspenstige Haare aus der Stirn. Die Last des Schwertes, das sie in der Scheide über der Schulter trug, war ungewohnt, entbehrte aber nicht eines prickelnden Reizes.

Bald würde sie das Schwert Tayasan ihr eigen nennen. Ihr Bruder war nicht nur dreißig Sommer älter und würde lange vor ihr zu den Ahnen versammelt werden – es hieß, daß eines Tages wieder eine Frau die edle Klinge führen sollte. Eine Frau wie Agemaki, für die vor zweihundert Jahren diese Waffe geschmiedet worden war.

Kiyomuri rief nach ihr. Kekko beeilte sich, seinem Wunsch Folge zu leisten, aber ihre Begrüßung des Gesandten fiel kühler aus, als sie es selbst erwartet hatte. Yoritomo respektierte ihr Verhalten.