Selfcare-3in1-Bundle: Stress-weg-Buch, Schlaf-gut-Buch, Strategien der Selbstheilung - Ulrich Strunz - E-Book
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Selfcare-3in1-Bundle: Stress-weg-Buch, Schlaf-gut-Buch, Strategien der Selbstheilung E-Book

Ulrich Strunz

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Beschreibung

Strunz wirkt! Gesund und fit mit Bestsellerautor Dr. med. Ulrich Strunz
Drei Bücher in einem E-Book – jetzt für kurze Zeit zum Aktionspreis (eine befristete Preisaktion des Verlags)


Das Stress-weg-Buch

Der Mensch ist unter Stress zu erstaunlichen Hochleistungen fähig, und der menschliche Körper wie geschaffen für hohe Belastung. Warum leiden wir trotzdem unter der ständigen Anspannung, verlieren zu schnell unsere Nerven und sind immerzu erschöpft? Wie können wir gesünder mit Stress umgehen und uns vor negativen Folgen schützen?

Bestsellerautor Dr. med. Ulrich Strunz wirft ein neues Licht auf das Dauerthema Stress: Anhand eigener Praxis-Erfahrungen und aktueller Erkenntnisse aus der medizinischen Forschung erklärt er, wie Stress sich auf unseren Körper auswirkt und welche gesundheitlichen Schäden er hervorrufen kann. Er zeigt, wie wir durch neue Gewohnheiten körperliche und seelische Widerstandskraft aufbauen und uns von innen heraus gegen Stress starkmachen können: Mit der richtigen Ernährung und dem richtigen Maß an Bewegung und Entspannung wird Stress von einer Belastung zu purer Energie.

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Das Schlaf-gut-Buch

Endlich wieder gut schlafen!

Was hat Fehlernährung mit Schlafstörungen zu tun? Tatsache ist: Wenn dem Körper die Bausteine für bestimmte Hormone fehlen, finden wir keinen Schlaf. Und Bewegung? Erstaunlicherweise hält nicht nur zu wenig, sondern auch zu viel Bewegung wach. Und das ständige Grübelkarussell hat sogar biologisch messbare Folgen!

Überraschende medizinische Zusammenhänge und brandaktuelle Erkenntnisse zur Regeneration im Tiefschlaf: Bestsellerautor Dr. med. Ulrich Strunz geht Schlafstörungen dort nach, wo sie entstehen – in den kleinsten Molekülen unseres Körpers. Mit praxiserprobten Sleep-well-Tipps, die für guten Schlaf sorgen. Dauerhaft.

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Strategien der Selbstheilung

Immer wieder geschehen Heilungen, die es nach Ansicht der Schulmedizin eigentlich gar nicht geben dürfte. Weil Dr. Strunz wissen wollte, wie es dazu kommt, hat er die Erfahrungsberichte seiner Patienten analysiert und systematisiert – und eine bemerkenswerte Übereinstimmung entdeckt: In allen von ihm dokumentierten Fällen führten sieben Schritte zum Erfolg. Sieben Schritte, aus denen sich eine von jedermann anwendbare Strategie der Selbstheilung ergibt. Selbst bei gravierenden Krankheiten haben Betroff ene auf diesem Weg erhebliche Verbesserungen erfahren – bis hin zu vollständiger Genesung. Der zentrale Grundsatz dabei: Gib deinem Körper endlich das, was er braucht, und befreie ihn von dem, was ihm schadet. – Medizinisch nachvollziehbar, bemerkenswert effektiv.

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Seitenzahl: 733

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Dr. med. Ulrich Strunz

Selfcare 3in1 Bundle

Das Stress-weg-BuchDas Schlaf-gut-BuchStrategien der Selbstheilung

3 Bücher in einem Band

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Vollständige deutsche E-Book-Ausgabe 09/2022 Copyright © 2022 by Wilhelm Heyne Verlag, München, in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, Neumarkter Straße 28, 81673 München Covergestaltung: Eisele Grafik Design, München Covermotive: Band 1 (l.o.): © Bigstock/Eskymaks; Band 2 (re.u.): © Bigstock / Dr. Alex; Band 3 (l.u.): © Jonathan Kantor/Photodisc/GettyImages; Klappen: Bigstock (barnaul, urfingus) Alle Rechte vorbehalten

ISBN 978-3-641-30180-4V002

www.heyne.dewww.penguinrandomhouse.de

Über dieses E-Book

Band 1: Das Stress-weg-Buch

Der Mensch ist unter Stress zu erstaunlichen Hochleistungen fähig, und der menschliche Körper wie geschaffen für hohe Belastung. Warum leiden wir trotzdem unter der ständigen Anspannung, verlieren zu schnell unsere Nerven und sind immerzu erschöpft? Wie können wir gesünder mit Stress umgehen und uns vor negativen Folgen schützen? Bestsellerautor Dr. med. Ulrich Strunz wirft ein neues Licht auf das Dauerthema Stress: Anhand eigener Praxis-Erfahrungen und aktueller Erkenntnisse aus der medizinischen Forschung erklärt er, wie Stress sich auf unseren Körper auswirkt und welche gesundheitlichen Schäden er hervorrufen kann. Er zeigt, wie wir durch neue Gewohnheiten körperliche und seelische Widerstandskraft aufbauen und uns von innen heraus gegen Stress starkmachen können: Mit der richtigen Ernährung und dem richtigen Maß an Bewegung und Entspannung wird Stress von einer Belastung zu purer Energie.

Band 2: Das Schlaf-gut-Buch

Endlich wieder gut schlafen! Was hat Fehlernährung mit Schlafstörungen zu tun? Tatsache ist: Wenn dem Körper die Bausteine für bestimmte Hormone fehlen, finden wir keinen Schlaf. Und Bewegung? Erstaunlicherweise hält nicht nur zu wenig, sondern auch zu viel Bewegung wach. Und das ständige Grübelkarussell hat sogar biologisch messbare Folgen! Überraschende medizinische Zusammenhänge und brandaktuelle Erkenntnisse zur Regeneration im Tiefschlaf: Bestsellerautor Dr. med. Ulrich Strunz geht Schlafstörungen dort nach, wo sie entstehen – in den kleinsten Molekülen unseres Körpers. Mit praxiserprobten Sleep-well-Tipps, die für guten Schlaf sorgen. Dauerhaft.

Band 3: Strategien der Selbstheilung

Immer wieder geschehen Heilungen, die es nach Ansicht der Schulmedizin eigentlich gar nicht geben dürfte. Weil Dr. Strunz wissen wollte, wie es dazu kommt, hat er die Erfahrungsberichte seiner Patienten analysiert und systematisiert – und eine bemerkenswerte Übereinstimmung entdeckt: In allen von ihm dokumentierten Fällen führten sieben Schritte zum Erfolg. Sieben Schritte, aus denen sich eine von jedermann anwendbare Strategie der Selbstheilung ergibt. Selbst bei gravierenden Krankheiten haben Betroff ene auf diesem Weg erhebliche Verbesserungen erfahren – bis hin zu vollständiger Genesung. Der zentrale Grundsatz dabei: Gib deinem Körper endlich das, was er braucht, und befreie ihn von dem, was ihm schadet. – Medizinisch nachvollziehbar, bemerkenswert effektiv.

Über den Autor

Dr. med. Ulrich Strunz ist Internist und Autor zahlreicher Bestseller. Mit der molekularmedizinisch fundierten Trias Ernährung – Bewegung – Denken öffnet er neue Wege der Prävention und Heilung. Seit mehr als 20 Jahren begeistert er mit seinen Seminaren, Büchern und Blogs Zehntausende von Menschen – und führt sie in ein neues, gesundes Leben.

Dr. med. Ulrich Strunz

Das Stress-weg-Buch

Das Geheimnis der Resilienz

Was Stress mit unserem Körper macht - und wie wir ihn von innen abstellen können

Danksagung/Bildnachweis

Dank

Ich danke Anne Jacoby für ihre großartige Unterstützung.

Haftungsausschluss

Die Ratschläge in diesem Buch sind sorgfältig erwogen und geprüft. Sie bieten jedoch keinen Ersatz für kompetenten medizinischen Rat. Alle Angaben in diesem Buch erfolgen daher ohne jegliche Gewährleistung oder Garantie seitens des Autors und des Verlages. Eine Haftung des Autors bzw. des Verlages und seiner Beauftragten für Personen-, Sach- und Vermögensschäden ist ausgeschlossen.

Bildnachweis

Covermotiv: Bigstock/Eskymaks

Innenteilmotive: Winzen, Kim: Umschlaginnenseite, alle anderen Bilder sind ausgezeichnet

Zum Buch

Stress verstehen. Resilienz aufbauen. Das Leben neu genießen.

Der Mensch ist unter Stress zu erstaunlichen Hochleistungen fähig, und der menschliche Körper wie geschaffen für hohe Belastung. Warum leiden wir trotzdem unter der ständigen Anspannung, verlieren zu schnell unsere Nerven und sind immerzu erschöpft? Wie können wir gesünder mit Stress umgehen und uns vor negativen Folgen schützen?

Dr. med. Ulrich Strunz wirft ein neues Licht auf das Dauerthema Stress: Anhand eigener Praxis-Erfahrungen und aktueller Erkenntnisse aus der medizinischen Forschung erklärt er, wie Stress sich auf unseren Körper auswirkt und welche gesundheitlichen Schäden er hervorrufen kann. Er zeigt, wie wir durch neue Gewohnheiten körperliche und seelische Widerstandskraft aufbauen und uns von innen heraus gegen Stress starkmachen können: Mit der richtigen Ernährung und dem richtigen Maß an Bewegung und Entspannung wird Stress von einer Belastung zu purer Energie.

Dr. Strunz weist einen erfrischend einfachen Weg raus aus der Stress-Spirale und rein in belastbare Nervenstärke, entspannte Gesundheit, stabile Resilienz, und mehr noch: ein Stück Lebensglück.

Zum Autor

Dr. med. Ulrich Strunz ist praktizierender Internist und Autor zahlreicher Bestseller. Mit der molekularmedizinisch fundierten Trias Ernährung – Bewegung – Denken öffnet er neue Wege der Prävention und Heilung. In Vorträgen, Seminaren und TV-Auftritten begeisterte er viele Jahre lang Zehntausende von Menschen – und führte sie in ein neues, gesundes Leben.

Erst mal auuusatmen

Privatarchiv Dr. med. Ulrich Strunz

Ich liebe Stress. Ich brauche ihn. Ich lebe mit ihm. Er gibt mir Feuer und Lebensenergie für meine Arbeit in der Praxis, das Training und die Analyse Ihrer Blutwerte. Power für die tägliche Durchsicht medizinischer Studien, für die Arbeit an den News und an Büchern wie diesem. Das ist guter Stress. Das ist mein Stress. Den mache ich mir selbst. Und das ist der Unterschied zu dem Stress, von dem Sie mir oft berichten.

Permanent Zeitdruck im Job, Prüfungsstress in der Uni, Ärger im Haus. Obendrauf noch das kaputte Auto, das nervende Telefon, und immer ist irgendwo Baustelle. Nichts davon haben Sie gewählt. Nichts davon hat irgendwer unter Kontrolle. Dieser Stress ist unser »Normal«. Dieser Stress macht viele krank. Aber nicht alle.

Es gibt diese Menschen, denen Stress nichts ausmacht. Die wie unter einem unsichtbaren Schutzschirm leben. Wie machen die das? Kann man das nachmachen?

Natürlich kann man. Was genau dahintersteckt und warum auch Sie das schaffen können, darum geht es in diesem Buch.

Die Themen Stress und Resilienz brennen uns in dieser Zeit besonders auf den Nägeln, doch eigentlich fordern sie uns seit Jahrzehnten. Als ich mich gerade als Arzt niedergelassen hatte, kam meine allererste Patientin und beklagte sich – für mich unvergesslich – im ersten Satz: »Herr Doktor, ich bin innerlich so unruhig.« – Autsch.

Da hatte ich 17 Jahre Universitäts-Ausbildung hinter mir, war Internist, Radiologe, Gastroenterologe, Laborarzt, und wurde jäh und unerwartet mit der Realität konfrontiert. Fand also kein kompliziertes autoimmunes Geschehen, auf das ich bestens vorbereitet war, sondern Alltag. Stressbedingte, innere Unruhe.

Ein mir heute mehr als vertrautes Leiden. Seitdem habe ich hundertfach erfahren, wie Sie mit Ihrer inneren Unruhe im Stich gelassen werden. Wie typische Ratschläge wie »Urlaub«, »Kürzertreten« oder »Sauna, dann kalt duschen« völlig an der eigentlichen Lösung vorbeigehen. Denn die Lösung liegt tiefer: in Ihrer Körperchemie.

Stimmen die Moleküle, stimmt der Mensch.

Zwar bringt Stress Ihre Moleküle durcheinander: Immunsystem, Hormone, Stoffwechsel, Kreislauf, Organe. Zwar beschert Ihnen dieses Durcheinander Infektionskrankheiten, Gelenkschmerzen, Magengeschwüre und Bluthochdruck, sogar Burn-out und Depression. Aber hier kommt die gute Nachricht: Das lässt sich aufräumen. Sie können Körper und Seele stärker machen. Viel stärker. Mit den richtigen Bausteinen aus der Ernährung, mit gesunder Bewegung und regelmäßiger Regeneration. Das Prinzip der menschlichen Widerstandskraft – Resilienz meint genau das – ist in der Natur angelegt. In uns allen. Wir müssen nur aufhören, sie zu verhindern. Auuusatmen ist ein guter Anfang …

Viel Erfolg und noch mehr Freude dabei wünscht

Ihr

I Krank durch Stress?

Shutterstock.com: (Shutterstock.com / fizkes)

Bluthochdruck, Infektionen, Schmerz: Mindestens die Hälfte aller Patienten kommt mit Krankheiten zum Hausarzt, die eigentlich Symptome widriger Lebensumstände sind. Stress und Druck von außen, von innen kommen seelische Not und Angst dazu. Beides macht krank, das eine bedingt das andere. Und das ist sogar eine gute Nachricht. Es bedeutet, dass wir dem Stress nicht ausgeliefert sind, sondern aktiv gegen ihn antreten können. Körperlich mit gutem Essen und Bewegung; seelisch mit Mentaltraining.

Was Stress ist – und wie wir ihn abstellen können

Jung ist er, engagiert, mit 1,7 Millionen Youtube-Fans hoch erfolgreich, augenscheinlich fit, und dann erzählt Julien Bam im Spiegel-Interview:

»Ich habe Blut gekotzt.«

Da schlucke ich. Blut gekotzt?

»Ich hatte 18-Stunden-Tage, vor und hinter der Kamera. Dreimal war ich im Krankenhaus wegen Burn-out, zweimal davon über Nacht. Ich habe Blut gekotzt (…) und war tagelang paralysiert, ich habe zu den Ärzten gesagt: Ey, kriegt mich bitte, bitte einfach wieder fit. Ich hatte mir vorgenommen runterzukommen, zu chillen, habe den Plan aber verfehlt. Danach wurde es nur noch heftiger. Ich bin auf jeden Fall prädestiniert dafür, mir mehr aufzuschultern, als ich tragen kann. Das ist ein großes Thema von mir …«

Am gleichen Gespräch nimmt Rezo teil, blaue Haare, 470 000 Fans auf Youtube. Im vergangenen Jahr machte er öffentlich, was andere lieber verschweigen: Panikattacken.

»Ich hatte Angst, gleich würde etwas Schlimmes passieren. Als ob ein Tiger hinter einem her ist, aber da war nichts. Dazu kam Depersonalisation, also das Gefühl, ich würde mich nicht selbst steuern. Ich dachte: Was, wenn ich zwei Schritte nach vorn gehe, über dieses Geländer, und mich in den Tod stürze? Ich hatte das Riesenglück, dass ich an dem Abend nicht allein war.«

Was ist da los? Was treibt diese jungen Menschen in den körperlichen Zusammenbruch, in die psychische Störung? Die Lust auf Geld, die Sucht nach Anerkennung seien es nicht, sagen sie. Vielmehr »die eigene Erwartungshaltung an uns selbst« (Bam), es sei »der intrinsische Drang, etwas zu erschaffen« (Rezo), und dann … . (zit. nach Kühn 2021)

»… kippt es und wird zu Stress. Der kann alles mit dir machen. Eine Zeit lang war ich so Pharmaboy-mäßig unterwegs, hab hier ein bisschen Ibuprofen eingeworfen, dort etwas Aspirin. Irgendwann habe ich gesagt, Alter, das kann doch nicht dein Leben sein!«

Krank durch Stress

Man muss diese Jungstars weder kennen noch mögen, um den spannenden Punkt zu verstehen: grenzenloses Leistung-bringen-Wollen. Kenne ich von meinen Leistungssportlern. Intrinsischer Drang. Diese Unruhe. Dieser Druck von innen.

Dazu kommt der Druck von außen. Bei Youtubern sind es Fans und Werbekunden, die jeden Tag Leistung sehen wollen und Druck machen, wenn keine kommt. Bei Unternehmensgründern sind es die Investoren. Und bei Ihnen? Mag es die fordernde Chefin sein oder der nervende Kunde, die nölige Geschäftspartnerin oder der Chaos-Klassenlehrer, die verbretterte Systemadministratorin oder der tägliche Paketbote, und dann steht da auch immer noch, vorwurfsvoll, der Rasenmäher.

Was wen wie stresst, ist höchst verschieden. Zuckelt ein Mähdrescher über die Bundesstraße, pfeift sich im Wagen dahinter der Erste ein Liedchen, während der Zweite flucht und der Dritte einen Schreikrampf kriegt.

Stress ist subjektiv. Jeder Hypothalamus – das oberste Stress-Rechenzentrum in Ihrem Hirn – reagiert anders. Das gilt nicht nur für die Herkunft von Stress (von außen oder innen), sondern auch für die Wahrnehmungsebenen (Körper oder Seele). (Rensing et al 2013, S. 7):

Seele: Zu den psychischen Stressauslösern zählen Gefühle wie Angst, Wut oder Einsamkeit – also Stress von innen. Dazu kommt Stress von außen durch Arbeitsbelastung, Streit und Isolation; mental fertigmachen kann uns aber auch Hitze, Kälte, Hunger oder eine hässliche Sporthose (Scham). Grob können wir hier leistungsbedingte und soziale Stressoren unterscheiden.Körper: Auf der physischen Ebene stressen uns, um nur wenige Beispiele zu nennen, Viren und Bakterien, Verletzungen und Übertraining, Entzündungen und Zellschäden, Krebs, Gift und Strahlen. Hier haben wir es mit physikalischen und organischen Vorgängen zu tun.

Stress lässt sich noch weiter sezieren. Aus medizinischer Sicht können wir auf verschiedenen Ebenen Stress erleben und auf mindestens ebenso viele Weisen darauf reagieren (angelehnt an Rensing et al 2013, S. 5ff):

Zellen reagieren direkt z. B. auf Viren; misslingt die Abwehr, kommt es zu einer Infektion. Zellen reagieren außerdem auf oxidativenStress. Dieser entsteht bei übermäßiger Bildung reaktionsfreudiger Sauerstoff- und Stickstoffspezies (ROS) im menschlichen Körper selbst, oder durch die Einwirkung von UV-Strahlung, Ozon, Stickstoffoxiden, verschiedenen Stäuben, Industriechemikalien oder Medikamenten. Vereinfacht gesagt, nehmen ROS zusätzlichen Sauerstoff in ihre Molekülstrukturen auf und haben deshalb überzählige Elektronen an Bord. Um diese wieder zu neutralisieren, reagieren sie mit den nächstbesten Protein- oder Fettmolekülen und zerstören dabei wichtige Strukturen – z. B. Zellmembrane.Der Hormonspiegel verändert sich unter dem Einfluss von chronischem Ärger- oder Angststress. Langzeitfolgen können Schlafstörungen sein oder Herzkrankheiten.Wenn Nerven permanent gereizt werden, kann es zu chronischen Schmerzen kommen.Der Kreislauf reagiert auf Hunger- oder Kältestress im Extremfall mit Ohnmacht.Stehen unsere Organe unter lang anhaltendem Stress, können sie sich krankhaft verkleinern oder vergrößern; die Nebennieren entwickeln langfristig Nebennierenschwäche oder sogar -erschöpfung.Mental kann permanenter Ärger- oder Angststress bis zur Depression führen.

Was viel zu wenig bekannt ist: Zwischen Seele und Körper gibt es jede Menge Wechselwirkungen. Grübeln wirkt tatsächlich ähnlich gefährlich wie Gift: beides löst körperlich spürbare Folgen aus wie Schlappheit, Appetitmangel oder Schlafstörungen. Und das führt uns gleich zum nächsten Thema:

Psychoneuroimmunologen erforschen die Wirkung von Stress auf Seele und Immunsystem und haben eine ganze Palette beeinflussender Größen gefunden (Rensing et al 2013, S. 271), weil sie andere Fragen stellen als Mediziner:

Welche Qualität hat der Stress: Geht es um eine Prüfung oder ein Trauma?Welche Stärke hat der Stress: Nervt Nachbars Sittich oder will Ihre bessere Hälfte die Scheidung?Welche Dauer hat der Stress: Geht es um dreißig Sekunden Telefonwarteschleife oder dreißig Jahre Mobbing?Wie wird Stress individuellbewertet: Als notwendiges Übel oder tödliche Gefahr?

Ein Forscherteam um Rob Cross, Professor für Global Leadership am Babson College Wellesley, Massachusetts, hat am Arbeitsplatz noch mehr Stress gefunden und zwar den kleinen, gemeinen. Genannt Mikrostress. Laut Professor Cross stürmen täglich zwanzig bis dreißig dieser Mikrostressoren auf uns ein. Gemeint ist

»Mikrostress, der Ihre persönlicheLeistungsfähigkeit aufbraucht (also die Zeit und Energie, die Sie zur Verfügung haben, um mit den Anforderungen des Lebens umzugehen);Mikrostress, der Ihre emotionalenReserven aufbraucht;Mikrostress, der Ihre Identität und Ihre Werteinfragestellt.« (Cross et al, 2020)

Da kommen mir sofort die typischen Sargnägel in den Sinn. Ganz sicher gibt es auch in Ihrem Leben Sargnägel. In meiner Zeit als Kassenarzt waren meine Sargnägel die Pharmareferenten. Das sind höfliche Menschen mit Aktentasche, die sich still ins Wartezimmer setzen, die sich dann ins Behandlungszimmer drängeln und etwas verkaufen wollen. Quaken ohne Punkt und Komma. Dauert jedes Mal zehn Minuten. Wenn Sie jeden Tag von 15 höflichen Aktentaschenmenschen vollgequakt werden, verlieren Sie zweieinhalb Stunden. Jeden Tag! Um diesen Megastress in Mikrostress zu schrumpfen, habe ich deren Redezeit auf 15 Sekunden reduziert. Dann ging’s. Jedenfalls: Wenn wir nach all diesen Differenzierungen zwischen innen, außen, groß und klein Stress auf einen Nenner bringen wollen, landen wir bei zwei prominenten Adressen:

Erstens bei Hans Selye in Wien (1907 bis 1982), dem Vater des sogenannten Strain-Konzepts. Er war der Erste, der von außen kommende Reize (Stressoren) auf biologische Systeme und deren Reaktionen (Stress) beschrieb. Und er war der Erste, der den anregenden und guten Stress (Eustress) von dem langfristig erschöpfenden und krankmachenden Stress unterschied (Disstress).Und zweitens bei der International Labor Organization (ILO) in Genf. Die definierte im Jahr 2000: »Arbeitsbedingter Stress liegt dann vor, wenn die Anforderungen die Bewältigungsmöglichkeiten überschreiten.«

Schlicht, aber griffig. Wenn wir es noch kürzer fassen wollten, landen wir bei einem Bild. Kennen Sie alle. Es gehört zum Thema Stress wie das Amen zur Kirche: der Säbelzahntiger, wie er – riesengroß, mitten in der Eiszeit – unseren Vorfahr von hinten anspringt, dessen Stresshormonspiegel hoch und ihn in die Flucht jagt.

Ein zwar unangenehmer Zeitgenosse, der allerdings – meine Meinung – ein wenig überschätzt wird. Und der, weil er so schnell wieder weg ist, mit seinem Angriff auch weniger erklären kann, als man immer meint. Deshalb habe ich später noch ein zweites Bild für Sie. Wir treffen dieses zweite Bild und auch den Säbelzahntiger im Kapitel »Was Stress in unserem Körper anstellt« noch einmal hautnah.

Jetzt haben Sie eine erste Vorstellung, was Stress ist. Für jeden von Ihnen sehr viel existenzieller ist jedoch die Frage, was Stress mit Ihnen macht. Zumindest dann, wenn Sie ihn machen lassen …

Shutterstock.com: (Valentyna Chukhlyebova)

Absturz ins schwarze Loch

Lockdown, Absatzeinbruch, Steuerprüfung. Homeschooling, Zoom-Fatigue, Lieferengpass. Virus, Waldbrand, Hochwasser … Und das Geschäft muss weiterlaufen. Das geht nicht spurlos vorbei, an niemandem. Laut einer Studie von Michael Freeman, University of California San Francisco School of Medicine, leiden Gründer doppelt so häufig an Depressionen, sechsmal so häufig an ADHS, dreimal so häufig an Drogenmissbrauch und zweimal so häufig an Selbstmordgedanken wie eine demografisch ähnliche Vergleichsgruppe. Freeman zufolge ist die Hälfte aller US-amerikanischen Unternehmer psychisch am Ende. (Morris 2021)

Statistiken fehlen, doch die Vermutung liegt nahe, dass es hiesigen Topmanagern nicht besser geht. Viele von ihnen machen sich mit ihrem Work-hard-und-sonst-nix-Lifestyle selbst zur Risikogruppe: »Männer deutlich jenseits der 40«, so bringt es das Manager Magazin auf den Punkt, »die permanent zu wenig schlafen, in ein enges Terminkorsett gepresst durch die Lande hetzen und selten zur Selbstreflexion neigen, sind in der Überzahl. Scheinbar unbesiegbare Superhelden, bis sie dann oft komplett ausfallen.« (Müller et al 2020)

Nennt sich Burn-out. »Modekrankheit«, sagen Sie? Und meinen: »Hat ja wohl jeder 80-Wochenstunden-Manager. Gehört zum guten Ton. Betont bloß die eigene Wichtigkeit. Die sollten sich mal zusammenreißen …« Viele von Ihnen denken so, bis es Sie selbst erwischt. Bis Sie am eigenen Leibe merken – merken müssen! –, dass Burn-out nicht einfach Überforderung ist. Gehetztes Leben. Verzweifelt wirre Gedanken. Sondern tatsächlich das, was Betroffene beschreiben: das tiefe schwarze Loch.

Da stecken Sie dann drin. Und da gibt es kein Entkommen. Da gibt es keine frommen Wünsche. Da gibt es kein Zusammenreißen. Da sind Sie … ziemlich hilflos. Und das hat nichts mit Willensschwäche zu tun. Sondern mit messbaren Prozessfehlern im Stoffwechsel, mit schlecht reparierten Hackerangriffen auf Ihr Immunsystem und mit Materialverschleiß auf Molekülebene. Was sich in Ihren Laborbögen dann deutlich zeigt:

zu hohes Stresshormon Cortisol,zu hohe Titer nach Mononukleose (ausgelöst durch das Epstein-Barr-Virus),massive Defizite im Aminogramm (das Messergebnis Ihrer Eiweißversorgung, analysiert im Blut).

Tatsächlich ist Burn-out zunächst nur der dritte Punkt. Und der wird in aller Regel in Deutschland nicht gemessen. In kaum einer Arztpraxis. Und wenn, braucht man zur Interpretation einige Erfahrung. Wenn nämlich Aminosäuren fehlen, also die Grundsubstanz Ihrer Existenz, die Bausteine jeglicher Körperstruktur, auch der Hormone, haben Sie einen

Burn-out des Körpers.

Viel schlimmer als Ihr empfundener Burn-out. Wenn der Körper nicht mehr kann, heißt das normalerweise … tot. Zumindest schwer krank. Und genau das ist das Empfinden Ihres Körpers in diesem Moment. Dass unter diesen Aminosäuren zwei mental wirksame sind, nämlich Phenylalanin, Vorstufe von Dopamin, Ihrem Antriebshormon, sowie Tryptophan, Vorstufe von Serotonin, Ihrem Glückshormon, erzeugt dann Ihr subjektives Empfinden: Auch die Seele kann nicht mehr. Gleichzeitig haben Sie also auch einen

Burn-out der Seele.

Wie viel schlimmer kann es dann noch kommen? Ich nenne das die absolute Hölle. Und genau das empfinden Burn-out-Patienten. Die nur selten von ihrem Umfeld verstanden werden. In schwarze Löcher kann man von außen nicht reingucken.

Was hinter dem Burn-out steckt

Der Auslöser? Wie gesagt: Lieferengpass für Glückshormone, weil der Körper keinen Zugriff auf die Bausteine für ebendiese Glückshormone hat. Und warum hat er keinen Zugriff? Weil er in Ihrem Körper keine Bausteine finden kann. Keine Aminosäuren, also die Moleküle, aus denen sich Protein zusammensetzt. Eiweiß. Und warum fehlen die? Das frage ich mich auch immer.

So falsch kann man gar nicht essen, dass plötzlich alle Aminosäuren fehlen. Es sei denn, Sie ernähren sich – vielleicht als orthodoxer Veganer – hauptsächlich von Gurke. (Bitte nicht!)

In der Regel jedoch ist dieser dramatische Mangel an Aminosäuren Folge von viel zu lang anhaltendem Stress. Das habe ich am eigenen Leib erfahren nach meinem Radunfall, bei dem ich haarscharf am Tode vorbei auf den OP und dann ins Gipsbett segelte. Stress hieß bei mir unerträglicher Schmerz. Tag und Nacht. Monate, Jahre. Sie ahnen, wie dann mein Aminogramm aussah. Daraus habe ich gelernt. Und seitdem analysiere ich leidenschaftlich, wie viele Aminosäuren sich in Ihrem Blut herumtreiben. Oder auch nicht. Denn falls nicht, ist das der erste Hinweis auf Burn-out. Gefunden im Labor, in Ihrem Blut.

Der zweite Hinweis kommt aus dem Regal der Hormone. Etwa 50 verschiedene Hormone steuern in Ihrem Körper alles, worüber Sie kaum nachdenken: wann Sie wach werden und wann müde, wie sehr Sie Lust auf Sex haben oder nicht, ob Sie im Stau hinter dem Mähdrescher cool bleiben oder austicken. Bei Burn-out-Patienten rechnet jeder mit erhöhtem Stresshormon Cortisol. Klar. Hat sich herumgesprochen. Was aber viele nicht wissen: Nach Dauerstress erschöpft sich die Cortisolproduktion. Plötzlich ist der Wert sogar auffällig tief. Und wenn sich der Arzt nicht auskennt, lobt er den Patienten wegen des »erfreulich tiefen Stresshormons«. Erfreulich? Pustekuchen. Nebennierenschwäche und chronische Erschöpfung sind nicht erfreulich, sondern Sargnägel.

Wie viel Cortisol ist zu viel?

Die im Blutserum messbaren Cortisolwerte schwanken im Laufe des Tages.

7 bis 9 Uhr: 45 bis 225 µg/l,15 bis 17 Uhr: 30 bis 165 µg/l.

Der von mir empfohlene Zielbereich liegt bei unter 100 µg/l, am besten bei 50 µg/l. Zu erreichen per Meditation und mit langen Läufen.

Der dritte Hinweis steckt in Ihrem Immunsystem. Dass dort häufig hohe Titer nach Mononukleose, also dem Epstein-Barr-Virus auftauchen, ist überhaupt kein Wunder. Der ist nur ein Parameter. Ein Fingerzeig. Der sagt mir: Das Immunsystem ist völlig kaputt. Jedes Virus – Epstein-Barr-Virus EBV, das Humane Papillomvirus HPV, jedes Influenza-Virus – hat jetzt freie Bahn. Diese Messung ist nur noch das Tüpfelchen auf dem i.

Aminosäuren, Stresshormone, Immunsystem: Burn-out ist präzise messbar. Und natürlich heilbar. Denn, was sich immer noch nicht überall herumgesprochen hat: Eigentlich geht es immer nur um einen einzigen Faktor, und der heißt Aminosäuren. Die 3-D-Puzzleteile der Proteine. Auch genannt Eiweiß. Warum das so ist, ergibt sich aus den jahrtausendealten Bauplänen für Hormone, Enzyme, Neurotransmitter und Co.: Die bestehen alle aus Eiweiß. Ihr gesamtes Immunsystem besteht fast komplett aus Eiweiß. Natürlich nur dann, wenn Sie sich etwas mehr gegönnt haben als nur Gurke. Die Griechen wussten’s schon:

Proteo heißt: Ich stehe an erster Stelle.

Von der Schulmedizin wird das häufig immer noch nicht verstanden. Da greift man zu Fluspi-Stechampullen gegen Depressionen, zur Beruhigung zu Tavor-Tabletten, man rückt Ihren Glückshormon-Haushalt zurecht mit Serotonin-Wiederaufnahmehemmern (Fluoxetin, Escitalopram, Paroxetin, Citalopram, Sertralin) oder mit Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmern (Venlafaxin, Duloxetin, Milnacipran) oder katapultiert Sie per Pille in schweren Schlaf (mit Diazepam, Lorazepam, Temazepam). Und dann wundert man sich tatsächlich über Abhängigkeit, über Gewichtszunahme und in der Partnerschaft über tote Hose.

Zurück ins Leben

Gut. Manchmal mag Pharma das Schlimmste verhindern. Die ersten Meter heraushelfen aus dem schwarzen Loch. Zunächst. Aber die ganze Lösung ist das nicht. Kann es nicht sein, und das lässt sich erklären mit einem Besuch bei IKEA.

Wenn Ihr Auto stottert und Sie fahren damit zu IKEA, kommen Sie mit einem Schränkchen im Kofferraum nach Hause. Nur … das Auto stottert immer noch. Selbstverständlich. Sie hatten sich wohl die falsche Adresse ausgesucht. So ist das auch mit der Schulmedizin. Kein Vorwurf. Sie würden IKEA auch keinen Vorwurf machen.

Der Unterschied liegt auf der Hand: Ein Selbstbauhaus gibt Ihnen etwas, das Ihr Leben kurzfristig ein wenig aufmöbelt. Ein klappriges Schnäppchen. Und die Autowerkstatt schaut unter die Oberfläche. Füllt auf, was wirklich fehlt. Und öffnet Ihnen damit das, was Ihnen wirklich weiterhilft: eine neue Lebensperspektive.

Heilung von Grund auf

Mit einem Laborbogen voller Blutwerte in der Hand wird Heilung machbar. Die leidige Suche nach der Ursache entfällt, die ja nie mehr sein kann als ein Stochern im Nebel: Stress im Beruf, Mobbing, belastende familiäre Verhältnisse, aber auch falsches Essen, zu viel Kaffee, ein anhaltender Virusinfekt und so weiter. Stressoren sind überall! Wo soll man da anpacken?

Mit Ihren Blutwerten auf dem Tisch wird sie völlig gleichgültig, die Ursache. Wenn wir es schaffen, den Körper mit optimierten Blutwerten wissenschaftlich fundiert und kontrolliert mit Stress-Resilienz aufzupumpen – sagen Sie gerne auch: Energie –, dann tritt der ohnehin meist unentdeckt bleibende Stressor in den Hintergrund. Wird egal. Kommt nicht mehr zum Tragen. Und Sie haben endlich wieder, was Sie sich wünschen: Power, Leichtigkeit, ein lockeres Leben.

Beispiel Herzrhythmusstörungen: Kann vielerlei Ursachen haben, von Sauerstoffmangel bis Entzündung oder Narben im Herzmuskel. Na und? Wenn Sie die elektrischen Ströme im Herz beruhigen mit Kalium, Magnesium, wenn Sie zusätzlich Sauerstoff anbieten mit Arginin, kommen die Herzrhythmusstörungen »nicht mehr durch«. Sie merken sie nicht mehr. Ziel erreicht.

Genau das Prinzip finde ich in der Mail einer meiner Patienten wieder. Das Prinzip heißt Blutanalyse. Daraus resultierend Einnahmepläne mit den Molekülen, die Sie zum Leben brauchen – von A wie Arginin bis Z wie Zink. Er schreibt:

»Alles, was Sie prognostiziert haben, ist eingetreten! Restless Legs weg nach ein paar Tagen! Kalte Hände deutlich besser. Juckreiz in den Augen besser, aber noch nicht gut. Allgemeine Erschöpfung stark verbessert. Einschlafen besser. Kein Heuschnupfen. Hüfte und Lendenwirbelsäule besser. Sportliche Leistung verbessert, Muskeln an den Armen auf einmal sichtbar!«

Natürlich läuft der junge Mann täglich. Natürlich macht der auch Krafttraining. Natürlich hat der auch seine Ernährung verändert, über Alkohol nachgedacht. Aber genauso natürlich erst, als ihm die Nahrungsergänzungsmittel – kurz NEMs – streng nach Schema mehr Lebensenergie geschenkt hatten. Und als dann noch unerwartete Erfolgserlebnisse (Restless Legs, kalte Hände) eintraten, er auch innerlich überzeugt war von der Sinnhaftigkeit. Erfolg gebiert neuen Erfolg.

Und spart viel Gerenne von Pontius (Neurologe, Allergologe, Schlaflabor) zu Pilatus (Orthopäde, Sport-Mediziner, Psychoanalytiker). Gespart! Verdankt er alles ein paar »Pillen«. Könnte man meinen. Tatsächlich steckt dahinter Molekularmedizin. Wenn Sie wollen Biochemie. Reine, pure Naturwissenschaft.

Ich darf das immer wieder betonen, weil die hier genannten Fachärzte exakt andersherum argumentieren: So ein paar lächerliche Vitamine … da machen wir besser eine Desensibilisierung! Da pflanzen wir ihnen lieber eine neue Hüfte ein! Für mich sind das alles nur IKEA-Schränkchen.

Molekularmedizin dagegen macht einen grundsätzlichen Unterschied auf der organischen Ebene: angefangen bei der Gesundheit Ihrer Neurotransmitter und Enzyme, Ihrer Blutzellen und Abwehrkräfte bis hin zu Ihren Knochen, Muskeln, Organen. Ist Molekularmedizin damit eine »Alternativmedizin«? Etwas völlig anderes als »Schulmedizin«?

Wissenschaft statt »Alternativmedizin«

Molekularmedizin ist zwar eine (relativ) neue Kunst des Heilens. Ja, durchaus. Aber sie baut sehr wohl auf das auf, was Sie Schulmedizin nennen. Und dann geht sie meilenweit darüber hinaus.

Das Bemerkenswerte daran ist, dass sich diese neue Medizin zurückbesinnt auf die Naturwissenschaft. Auf die Messung im Labor. Auf die unangreifbaren Tatsachen. Und eben nicht ins Nebulöse abschweift, nicht pendelt, nicht Zuckerkügelchen rollt, eben nicht »Alternativmedizin« ist. Sondern Wissenschaft. Und messbar wirkt. Lesen Sie selbst:

»Es geht mir besser denn je. Die dauerhafte Müdigkeit und die daraus resultierende Antriebslosigkeit sind weg … Ich muss mich abends nicht um 19 Uhr ins Bett verkriechen, weil ich einfach nicht mehr auf den Beinen stehen kann. Ich bin wach, fit und wieder konzentriert. Auch meinem geliebten Sport kann ich jetzt sogar morgens in der Frühe nachgehen. Es ist, kurz gesagt, Lebensqualität. Ich bin wieder unter den Lebenden. Das ist doch was, ich bin sehr dankbar, die Blutanalyse gemacht zu haben.«

Und das vier Wochen nach der Analyse hier in der Praxis. Nur vier Wochen! Dabei ging es selbstverständlich nicht um einen Wert, eine einzige Zahl, sondern eben … wie fast immer um eine ganze Reihe von Abweichungen. Genau hier wird oft genug der Fehler gemacht. Man denkt sich: wahrscheinlich entleerter Eisenspeicher, misst tatsächlich ein Ferritin von nur 26 (statt 60 aufwärts), substituiert Eisen und ist enttäuscht über den nur mäßigen Erfolg. Ein Mangel kommt selten allein:

Ferritin von nur 26 µg/l. Gesundheit beginnt ab einem Wert von 60 µg/l (bei Frauen).Vitamin D von nur 25. Gesundheit heißt 40 bis 80 ng/nl.Omega 3 Quotient nur 3,89 %. Gemessen an allen Fettsäuren in den roten Blutkörperchen sollten die Omega-3-Varianten EPA und DHA insgesamt einen Anteil von 8 bis 11 % haben.Vitamin B3 kaum auffindbar. Vorstufe von Nicotinamid-Adenin-Dinukleotid (NAD), der puren Energie.Das katastrophale Aminogramm. Praktisch nur Defizite und Schwachstellen. Wie soll so ein armer Körper ohne seine Hauptbestandteile funktionieren?

Laborbögen sind eine nüchterne Sache: Referenzwerte, Moleküle, Zahlen. Dennoch versteckt sich darin etwas Bewegendes. In meinen Augen das Schönste an obigem Befund ist die Tatsache, dass er Gefühle wie »wach«, »fit«, »konzentriert« auf messbare Tatsachen, auf Zahlen herunterbrechen kann.

Damit wird das Ganze verständlich und zugänglich: Stress reißt Lücken in Ihren Körper. Das zieht Ihre Seele ins schwarze Loch. Füllen Sie die Lücken auf, geht auch in Ihrer Seele die Sonne auf. Und das kann jeder nachmachen, der will.

Diese Erkenntnis verdanken wir nicht zuletzt einem der wohl wichtigsten Psychiater Deutschlands, Professor Florian Holsboer. Der war gelernter Chemiker und kam auf die durchschlagende Idee: nicht nur reden (die Mutter, das Trauma …), sondern messen! Kann ich aus meiner Praxis hundertfach bestätigen. Und buche diese Heilungsgeschichten ab unter »Glück«. Dem wiedergefundenen.

Bauen Sie sich eine Mauer

Glück statt Stress. Auch darum geht es in diesem Buch. Es geht um nicht weniger als einen Perspektivenwechsel weg von der ewigen Klage über die Pandemie, die Projekte, die Pubertiere. Weg von der irrigen Vorstellung, Sie könnten dem Stress entkommen. Bestenfalls ganz ohne Stress leben. Sich ohne Stress scheiden lassen. Ohne Stress Ihren Job wechseln. Ohne Stress in ein besseres Leben auswandern, nach Neuseeland, Mecklenburg oder – ganz neue Idee – auf den Mars. Dann sei alles gut. Dabei wissen alle, dass die Lösung nicht im Auswandern liegt und auch nicht darin, den Telefonterror im Job zu beseitigen, die laute Umgehungsstraße hinter dem Haus oder die Schwiegermutter.

Das Stress-weg-Prinzip heißt:sich unverwundbar machen.

Eine innere Mauer bauen gegen den Stress. Einen unkaputtbaren Schirm aufspannen, an dem all die stressigen Anforderungen des Lebens abprallen. Wie man eine solche Mauer baut? Mit Logik.

Wenn ein Teil Ihrer Stressoren von außen kommt, dann brauchen Sie eine Mauer, die nach außen wirkt. Durch und durch stark, weil Sie Ihrem Körper erlauben, jedes Enzym, jedes Stresshormon, jede Immunzelle mit den richtigen Baumaterialien perfekt zu bauen. Wie Sie die bekommen? Nicht nur mit Aminosäuren, siehe oben. Am besten kreisen Sie den Stress dreifach ein.

Meiner Erfahrung nach kommen Sie so am schnellsten und besten auf die sichere Seite. Und raus aus dem Jo-Jo-Effekt zwischen billiger Entspannungs-App und zu viel Arbeit, der Sie nach kurzer Zeit doch wieder so fertigmacht, dass Sie – wieder siehe oben – »Blut kotzen«. Was ich Ihnen – ausführlich in Kapitel III – stattdessen vorschlagen möchte, besteht aus drei sehr einfachen Punkten:

Ernährung: Sie kennen Magnesium, das Salz der inneren Ruhe. Tryptophan, das Ihnen inneren Abstand verschafft und einen souveränen Auftritt. Und Aminosäuren, aus denen Ihr Körper Ruhe baut, Glück und Energie.Bewegung repariert Ihre stressbedingt mit Methylgruppen verbauten Gene. Macht sie wieder frei und damit lesbar – und schenkt Ihnen Stärke. Mental und körperlich. Außerdem schafft ein festes Muskelkorsett auch mental ein dickes Fell.Denken: Einer meiner Glaubenssätze heißt »Ich liebe Stress!« Und das nicht erst seit Prof. Kelly McGonigal in einer Studie aus dem Jahr 1998 entdeckt hat, dass zwar Menschen mit Stress zu 43 Prozent häufiger sterben. Aber – das war neu – nur die, die glaubten, Stress schade ihrer Gesundheit. Der Glaube macht den Unterschied. (Kelly McGonigal: Glücksfaktor Stress. Trias Verlag 2018)

Ernährung, Bewegung, Denken: Klingt unspektakulär, ich weiß. Wirkt aber massiv.

… und der Stress prallt ab

Sogar bei sogenannten »bipolaren Störungen«. Wer betroffen ist, wechselt zwischen Depression und manischer Fröhlichkeit. Ist in der Regel arbeitsunfähig. Verkriecht sich. Ausweg? Laut herkömmlicher Schulmedizin: Medikamente, Psychotherapie. Laut Molekularmedizin: Schalter im Gehirn umlegen. Interessiert? Hier die Heilungsgeschichte von Anett Oehlschlaeger, die ihre Erfahrungen nach ihrem Besuch in der Praxis detailliert aufgeschrieben hat: (Oehlschlaeger 2017)

»In diesen sechs Monaten gingen für mich dramatische Veränderungen vor. Als Erstes hat sich mein Schlaf verbessert. Ich konnte schnell einschlafen und fühlte mich morgens ausgeruht und energiegeladen und kam ohne Probleme aus dem Bett. Wer schon mal Psychopharmaka genommen hat, weiß vielleicht, dass das morgendliche Aufstehen oft schwierig ist.

Dann war es, als würde ich mental aus einem Winterschlaf aufwachen. Meine Energie nahm spürbar zu – aber eben nicht so, wie es sich bei einer Manie anfühlt. Ich wurde fröhlich und beschwingt, ohne aufgedreht zu sein. Ich konnte mich viel besser konzentrieren, besser und schneller denken – ohne mich danach ausgelaugt und erschöpft zu fühlen. Mein Gedächtnis hat sich verbessert und auch meine Schlagfertigkeit.

Stress, sonst mein größter Feind, perlte an mir ab.

Ich konnte gelassen bleiben, wurde nicht hektisch, verlor nicht den Faden, konnte strukturiert weitermachen und ließ mich einfach nicht mehr aus der Ruhe bringen. Das war eine völlig neue Erfahrung. Ich ruhe in mir selbst und habe endlich meine Mitte gefunden.

Auch bewege ich mich schneller. Ich flitze die Treppen rauf und runter, quäle mich nicht mehr aus dem Sessel, sondern federe hoch und kann gar nicht mehr langsam gehen, so, als hätte ich ständig Rückenwind. Inzwischen fühle ich mich wie mit Mitte 30, also zwanzig Jahre jünger.«

Noch einmal: Der Stress prallt ab. Wer wollte das nicht? Bevor wir nun gemeinsam schauen, wie Sie aus Ihrem Stress herauskommen, lassen Sie uns einen Blick in den Körper werfen. Was genau stellt Stress da eigentlich an?

Spoiler: Die richtige Dosis Stress macht fit, zu viel Stress zieht Ihnen richtig brutal den Stecker: Stressbauch, Hirnschaden, Burn-out. Und das ist die gute Nachricht: Wenn Sie rechtzeitig umsteuern, kriegen Sie die Kurve.

Was Stress in unserem Körper anstellt

Rückblende Eiszeit. Auftritt: Ihr Vorfahr. Also Sie. Gedrungen, friedlich und ziemlich haarig sitzen Sie da auf Ihrem Stein vor der Höhle, die Keule neben sich, und kauen an zwei Kilo tropfendem Mastodon. Plötzlich … der Säbelzahntiger. Wirft sein Auge auf den Happen Fleisch. Auf Sie. Maximal Stress. Maximal Adrenalin. Maximal Kraft in den Waden. Tunnelblick. Schnappatmung. Sexualtrieb und Verdauung gehen temporär außer Betrieb, wäre jetzt unpraktisch, muss warten bis später. Rennen, rennen, rennen. Dreihundert Meter, drei Kilometer, da, der rettende Baum. Ab auf den Wipfel. Auszittern. Durchatmen. Rückenpelz trocknen. Ausruhen. So lässt sich’s immer wieder schön erzählen. Nur: Die Realität sieht anders aus.

Wenn der Säbelzahntiger kommt

Wenn wir es heute mit einem Säbelzahntiger zu tun haben, ist der schwarz lackiert, hat 386 PS, drin sitzt mit frischem Führerschein ein Noah oder eine Naomi und nimmt uns, ganz plötzlich, die Vorfahrt. Maximal Stress. Maximal Adrenalin. Maximal Kraft in den Waden. Tunnelblick. Schnappatmung. Wegrennen geht nicht; man ist angeschnallt und hatte mit tätlichen Angriffen auf Fremdkühlerhauben höchstens mittelgute Erfahrungen. Also krallt man die Finger ins Lenkrad, schreit sich die Birne rot und steht danach noch zwanzig Minuten unter Strom. Vielleicht auch zwei Stunden.

Klar: Mit Strom aus Stresshormon klappt der Kampf ums Überleben besser als ohne. Nur: Gut fürs Herz ist das nicht. Übrigens auch im Büro nicht, wenn der Rechner schon wieder hängt, wenn die Klientin schon wieder anruft, wenn die nervige Führungskraft schon wieder ums Eck kommt. Das sind unsere Säbelzahntiger. Das ist Stress heute.

Was die Organe tun, wenn der Tiger kommt

Shutterstock.com: (Designua)

Säbelzahntiger-Stress: Wie Stresshormone wirken

Was passiert da eigentlich, wenn’s passiert? Lassen Sie uns das einmal in Zeitlupe anschauen. Was da passiert, nennt sich »schnelle Stressantwort«. Und die läuft, Schritt für Schritt aufgedröselt, ab wie folgt:

Sinne: Stressor-Alarm – Sinne melden Störfall ans Hirn.Limbisches System/SAM-Stressachse: Sorgt für Ausschüttung von Noradrenalin über das Nebennierenmark (als Hormon) und im Gehirn (gleiches Molekül, jetzt aber im Einsatz als Neurotransmitter). Adrenalin wird ausgeschüttet, Aufmerksamkeit und Problemlösungsfähigkeit fahren hoch. Dies alles passiert in der sogenannten »sympathisch-adrenal-medullären Achse« (kurz: SAM).HHN-Stressachse: Ist der Störfall kein Spatz, sondern ein Säbelzahntiger, schaukelt sich die Stressantwort weiter auf bis zur sogenannten Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren-Achse (kurz: HHN).Hypothalamus: Das zentrale Stressrechenzentrum schüttet eine Art Stress-Starterhormon aus, genannt Corticotropin-Releasing-Hormon, kurz CRH, ein Eiweißmolekül. CRH schaltet das Hirn erst mal aus; denn zu langes Nachdenken stört bei Angriff und Flucht. Dafür springt die Wachsamkeit auf Alarmstufe Rot.Hypophyse: CRH löst in der nächsten Station – der Hirnanhangdrüse – die Ausschüttung von adrenocorticotropem Hormon (ACTH) und Beta-Endorphin aus.Nebenniere: Unter dem Eindruck von ACTH produziert die Nebennierenrinde Glucocorticoide. Dazu zählen die Stresshormone Cortisol und Corticosteron sowie Cortison.Blutzuckerspiegel: Das Stresshormon Cortisol lässt die Gluconeogenese anspringen. Treibt also den Blutzuckerspiegel hoch, damit wir losrennen, kämpfen oder zumindest hupen können.Blutdruck: Unter dem Einfluss von Adrenalin klopft das Herz schneller, Blut fließt vermehrt heraus aus temporär nutzlosen Körperteilen (Milz, Wangen, Hoden) und hinein in die jetzt am meisten nützlichen Körperteile (Bizeps, Waden, Schenkel). Wir atmen schneller, schwitzen.

Wie Stresshormone wirken

Shutterstock.com: (Designua)

Immunsystem: In Erwartung möglicher Verletzungen (Tigers Säbelzähne, Naomis Fußtritt, Noahs Faust) sinkt die Schmerzempfindlichkeit, und es erhöht sich die Verklumpungsfähigkeit des Blutes – um Blutverlust zu begrenzen. Um den Immunschutz zu stärken, werden weiße Blutkörperchen losgeschickt. Also die unspezifische Immunität, die untrainiert alles vernichtet, was nicht in den Körper gehört. Kurzfristiger, »guter« Stress boostet also unsere Immunabwehr. Auch Joggen und Sauna sind guter Stress. Daher der positive Effekt.

Auch Knochen machen stressfit

Dass an der Stressantwort nicht nur Hormone aus der Nebenniere beteiligt sind, sondern auch noch ganz andere, das wissen wir erst seit Kurzem: Ein Team um Gerard Karsenty vom Columbia University Irving Medical Center entfernte Mäusen die Nebenniere und fand dann mehr Osteocalcin in deren Blut – das ist ein Hormon, das von Knochen produziert wird.

Schlussfolgerung: Damit Mäuse stressige Zeiten auch ohne Hilfe der Nebenniere überleben, stellt sich ihr Organismus auf ein Knochenhormon um. Um zu prüfen, ob dieser Prozess nun wirklich mit der Stressantwort zusammenhängt, spritzte das Team neun Nagern ohne Nebenniere das Knochenhormon direkt. Nach wenigen Minuten erhöhte sich die Körpertemperatur der Tiere, ihr Herz schlug schneller, ihren Muskeln stand mehr Zucker zur Verfügung. Bislang hatte man für diese Reaktionen vor allem das Stresshormon Adrenalin verantwortlich gemacht.

Als Nächstes wollte das Team um Karsenty wissen, ob das so auch bei Menschen passiert. So wurden zwanzig Testpersonen zu einer Aktion aufgefordert, die die allermeisten Menschen ziemlich stressig finden: öffentlich vor anderen sprechen. Prompt fand sich im Blut der Sprecher bis zu 50 Prozent mehr Knochenhormon. Und mehr noch: Weil Zucker und Fett abgebaut wurden und die Leistung der Muskeln stieg, tauften die Forscher das Knochenhormon kurzerhand um in

»Fitnesshormon«.

Jetzt wird es spannend: Osteocalcin ist offenbar nicht nur in der Lage, physiologische Funktionen hochzuregulieren. Sondern zusätzlich dies so stark zu tun, dass es Alterserscheinungen umkehrt. Im Gehirn und im Muskel! Gemessen in der Maus. Dies zusammengedacht mit dem Fakt, dass das Knochenhormon typischerweise im Alter weniger wird, macht Osteocalcin nicht nur zu einem Stressfit-, sondern auch zu einem Anti-Aging Hormon. (Berger 2019)

Eine spannende Nachricht und die Steilvorlage zu Ihrer völlig berechtigten Frage. Wie schaffe ich es denn nun, dass mein Körper mehr von diesem Knochenhormon herstellt? Die Antwort ist verblüffend einfach: Vitamin K. Mit dessen Hilfe kann Ihr Körper Osteocalcin aufbauen. Gibt’s in der Apotheke und in der Gemüsetheke – im Fach für Brokkoli. Doch zurück zum Säbelzahntiger.

Sisyphus-Stress: Wenn Stress chronisch wird

Das Gute an Säbelzahntiger-Angriffen ist ihre Kürze. Der kommt, der sieht, der siegt oder geht wieder. Anders sieht es aus mit dem täglichen Stress im Job, in der Familie, im Verein, in der Stadt. Der kommt, der bleibt, der geht immer, immer weiter.

Auf der Suche nach einem griffigen Bild für diesen Stress landen wir weit weg vom Säbelzahntiger – mitten in der griechischen Götterwelt. Bei Sisyphus. Sie kennen den renitenten Halbstarken, für den sich die Götter eine fiese Strafarbeit ausgedacht haben: Sisyphus muss einen Riesenstein den Berg hochrollen. Immer kurz vor dem Gipfel poltert der Stein herunter, und die Plackerei geht von vorne los. Sie kennen das Wort Sisyphusarbeit oder Sisyphusaufgabe, das für eine schwere Tätigkeit steht, die weder Sinn noch Ende hat. Nennen wir den damit verbundenen Stress hier also Sisyphus-Stress. Kennen Sie alle.

Und was passiert in Ihrem Körper, wenn der über Jahre Steine rollen muss? Das hatte schon Hans Selye interessiert, den ersten Stressforscher überhaupt. Er entdeckte in seinen Tierexperimenten drei typische Stressphasen, die sich auf je andere Weise im Körper niederschlagen:

AlarmphaseWiderstandsphaseErschöpfungsphase.

In der Alarmphase passiert die »schnelle Stressreaktion«, die wir uns unter dem Stichwort Säbelzahntiger schon angeschaut haben. Nach dieser Reaktion bäumt sich der Organismus auf: die Stressabwehr wird hochgefahren. Das kostet Energie. Poltert anschließend ein Stressor nach dem anderen auf den Organismus ein, läuft das System irgendwann in die Erschöpfung, bricht zusammen, stirbt. Das lässt sich im Körper konkret messen (vgl. Schweikart 2021):

HHN-Achse: Nach Rückzug des Säbelzahntigers schwingt sich der Körper normalerweise innerhalb von ein, zwei Tagen hormonell wieder in den entspannten Grundzustand zurück. Bei chronischem Stress passiert das nicht. Die HHN-Achse bleibt permanent im Ausnahmezustand.

Nebennieren: Im chronischem Stresszustand produzieren die Nebennieren permanent Stresshormone. Um die größeren Produktionsmengen zu schaffen, werden sie größer und größer, während gleichzeitig Thymus und Milz – beide wichtig für das Immunsystem – immer mehr schrumpfen. Bei lang anhaltendem, chronischen Stress gehen die Nebennieren mehr und mehr kaputt und produzieren dann zu wenig Cortisol – was zu neuen Problemen führt.

Wie Zucker in die Zelle kommt

Shutterstock.com: (Juan Gaertner)

Der Insulinrezeptor (oval, in der Mitte) ist ein transmembranöses Protein, das durch Insulin (oben rechts auf dem Oval) aktiviert wird. Dies führt zum Transport von Glukose (die kleinen, schwimmenden Teilchen) in die Zelle, die durch einen Glukosetransporter (Kanäle rechts und links in der Membran) vermittelt wird. 3-D-Rendering.

Blutzucker: Das Stresshormon Cortisol sorgt dafür, dass mehr Zucker im Blut freigesetzt wird. Eigentlich, um mehr Energie für Kampf und Flucht bereitzustellen. Um den potenziell tödlichen hohen Blutzucker zu senken, produziert die Bauchspeicheldrüse vermehrt Insulin. Das überfordert die Zellen – sie werden für Insulin »blind«. Das ist der Anfang von Typ-2-Diabetes.

Weil insulinresistente Zellen dann nur noch schwer an Energie kommen, senden sie Heißhunger-Alarm ans Hirn. Das ist der Anfang von Übergewicht.

Sind nach langem Stress die Nebennieren überstrapaziert und schließlich kaputt, fehlt Cortisol, um Fettpolster abzubauen. Das führt zu schlechter Versorgung der Zellen mit Energie, zu Heißhunger-Alarm und zu noch mehr Übergewicht.

Blutfett: Unter dem Einfluss von zu viel Cortisol steigen Triglyceride und das »böse« LDL-Cholesterin an; das »gute« HDL-Cholesterin sinkt.

Nach Zusammenbruch der Cortisolproduktion wird Cholesterin in den Nebennieren kaum mehr zu Stresshormonen umgearbeitet und steigt noch mehr an. Und das ist der Anfang von Herz-Kreislauf-Problemen.

Immunsystem: Bei chronischem Stress und noch intakten Nebennieren regelt Cortisol das Immunsystem und die Schmerzempfindlichkeit so herunter, dass wir nicht sofort krank werden, sondern erst im Urlaub. Weil die Immunzellen aufblühende Entzündungsherde nicht sofort bekämpfen, kommt es zu einer Menge unangenehmer Stresskrankheiten: Magengeschwüre, Darmgeschwüre, chronische Entzündungen. Sind die Nebennieren schließlich kaputt und produzieren zu wenig Cortisol, geht das Immunsystem in die Knie. Außerdem steigt die Schmerzempfindlichkeit. Das ist der Anfang von chronischen Schmerzsymptomatiken.

Schilddrüse: Wenn aus den Nebennieren zu wenige Hormone kommen, versucht der Körper, andere Produktionsstätten hochzufahren. Das passiert in den Knochen – siehe das schon erwähnte Osteocalcin –, das passiert aber auch in der Schilddrüse. Für derartige Sonderschichten ist die Schilddrüse aber nicht ausgelegt, so geht auch sie vor die Hunde, und das ist der Anfang der chronischen Schilddrüsenentzündung Hashimoto Thyreoiditis.

Sexualität: Weil die Nebennieren nicht nur Stresshormone herstellen, sondern auch Sexualhormone, wirkt eine Nebennierenschwäche durch Stress direkt auf unsere Sexualität. Ergebnis: Die Zeugungsfähigkeit nimmt ab.

Schönheit: Stress kann man sehen. Chronischer Stress führt nachweislich zu grauen Haaren, zu Haarausfall, zu fahler Haut und zu brüchigen Fingernägeln. Es kommt noch schlimmer: Stress lässt den Bizeps schrumpfen, weil Cortisol den Einbau von Aminosäuren in die Muskeln stört. Und noch schlimmer: Zu viel Cortisol macht den Bauch fett, weil es das Fett dorthin umverlagert. Ist die Nebennierenschwäche erreicht und kippt das System um Richtung Cortisolmangel, kann es außerdem zu einem Mangel an Magensäure und zu Pankreasschwäche kommen. Und dann kann der Körper die wertvollen Aminosäuren und Fette, die Sie sich eigentlich gönnen wollten, nicht mehr vernünftig verdauen und auch nicht mehr in Ihren Sixpack einbauen. Stattdessen greift er auf Kohlenhydrate zurück. Verwandelt die in Fett. Und das ist der Anfang vom dicken, runden »Stressbauch«.

Covid-Stress löchert Frisur

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Bei US-Dermatologen melden sich immer mehr Patienten, denen plötzlich die Haare ausfallen. Diagnose: Alopecia areata, kurz AA, ist ein entzündlich bedingter Haarausfall in kreisrunden oder ovalen Formen auf der Kopfhaut. Viele der Patienten waren zuvor an Covid-19 erkrankt – der Haarausfall könnte also eine Spätfolge der Infektion sein. Weil aber nicht alle Covid-19 hatten, vermuten die Dermatologen, dass auch der mit der Pandemie einhergehende Stress dahinterstecken könnte.

In einer Erhebung zu den Spätfolgen einer Covid-19-Erkrankung berichteten 423 von 1567 Patienten von plötzlichem Haarausfall. Grund dafür könnte der bei einigen Patienten auftretende Zytokinsturm sein, so ein Bericht der New York Times (»Losing Your Hair Can Be Another Consequence of the Pandemic«, 24. September 2020, www.nytimes.com)

Stimmung: Zu viel Cortisol hemmt das Glückshormon Serotonin. Daher die schlechte Laune, daher aber auch der gestörte Schlafrhythmus. Serotoninmangel begünstigt Depressionen und Ängste. »Die Betroffenen erfahren die Welt bedrohlicher als andere«, schreibt Prof. Gustav Dobos, Universität Duisburg-Essen, »bei Männern schürt das die körperliche Gewalt, bei Frauen führt es eher zu Schuldgefühlen.« (Dobos 2021, S, 67).

Gehirn: Chronischer Stress kann sogar die Angstzentrale des Gehirns – die Amygdala – derartig überreizen, dass das Hirn an dieser Stelle schrumpft. Weil Cortisolmangel zu mehr Entzündungen führt, gerade auch im Hirn, leiden Nervenzellen und Synapsen. Leider wachsen auch weniger Nervenzellen nach. Deshalb nimmt das Gehirnvolumen insgesamt ab. Stress macht also tatsächlich blöd.

Bevor Sie jetzt schlechte Laune bekommen, hier noch eine gute Nachricht aus der Wissenschaft:

Die zerstörerischen Wirkungen von Stress sind umkehrbar.

Niemand muss nach ein paar Begegnungen mit neuzeitlichen Säbelzahntigern ein Leben lang als Opfer seiner gestressten Zellen, Nerven und Organe leiden. Selbst wer für sehr lange Zeit Sisyphus-Steine rollen musste, kann sich davon erholen. Die zerstörerischen Wirkungen von Stress sind weitgehend reversibel. Und die richtige Dosis Stress macht uns sogar stärker … Fragt man sich natürlich: Was ist die richtige Dosis?

Wann ist Stress gesund – und wie viel ist zu viel?

Das Leben ist kein Kindergeburtstag, heißt es gern. Nur: Haben Sie schon mal einen Kindergeburtstag veranstaltet? Wenn Sie vorher nicht wussten, was Stress heißt, dann wissen Sie es nachher. Und feiern im nächsten Jahr trotzdem wieder. Und dann wieder. Und wieder … Stress gibt dem Leben Farbe, Stimmung, Schwung. Und die Stressreaktionen des Körpers und der Seele geben uns überhaupt erst die Power, einen Kraftakt wie einen Kindergeburtstag zu bewältigen. Hausbau, Projektabschluss, Unternehmensführung – all das geht überhaupt nur mit der richtigen Dosis Stresshormon. Logisch: Die Natur hat Stress nicht erfunden, um uns krank zu machen. Im Gegenteil: Stress hilft beim Überleben. So war es gedacht.

Stress hilft beim Lernen

Kinder wollen lernen. Deshalb lieben sie guten Stress. Bei kurzem, gutem Stress schüttet das Hirn Noradrenalin aus. Das Stresshormon, das hilft, unsere Neuronen im Hirn so neu zu verschalten, dass wir auf neue Ideen kommen. Ohne Noradrenalin keine erfolgreiche Schnitzeljagd.

Das Stresshormon Cortisol kann sogar festgefahrene Verschaltungen im Hirn auflösen und hilft uns, neue Wege zu finden.

Dass Stress beim Lernen hilft, konnte der Kognitionspsychologe Oliver T. Wolf von der Ruhr-Universität Bochum in einem Experiment nachweisen. Er ließ Probanden zu einem fiktiven Vorstellungsgespräch antreten. Die Hälfte von ihnen vor einem Gremium, das mit kühlem Blick besonders kritische Fragen stellte. Was die Versuchsteilnehmer nicht ahnten: Eigentlich wollte der Forscher wissen, wie viele Gegenstände auf dem Tisch sie sich gemerkt hatten. Ergebnis: Die gestressten Probanden wussten mehr als die nicht gestressten. (Löffler 2018)

Die stresskurve

Wir brauchen guten Stress, Eustress, um uns wohlzufühlen. Jeder Mensch hält aber unterschiedlich viel aus, körperlich und seelisch, und bei jedem kommt der Punkt, an dem aus gutem Stress schädlicher Stress wird: DISSTRESS. Bleibt der lange bestehen, werden wir krank. Übrigens nicht nur dann, wenn uns alles zu viel wird. Sondern auch dann, wenn über lange Zeit überhaupt nichts passiert. Insofern ist es nicht einmal abwegig, wenn ein Kind – so kürzlich gelesen auf Twitter – in der Kirche kräht: »Mama, kann man vor Langeweile sterben?«

Nun ist jedes Job-Interview irgendwann zu Ende. Hört der Stress aber nicht auf und steigt Cortisol zu stark an, wirkt es neurotoxisch und macht das Hirn kaputt. Insbesondere die Areale, die wichtig sind für Emotionen und für das Gedächtnis. In der richtigen Dosis aber geben uns Stresshormone den richtigen Kick. Sie machen uns wach, innovativ und helfen dabei, dass sich neue Ideen in unseren Hirnverschaltungen festsetzen.

Gesund bleiben dank Stress

Die richtige Dosis Stress heißt: Einmal die Treppe hochsprinten, zehn Minuten Sauna, ein Sprung in kaltes Wasser – schon tauchen sie auf, unsere Stresshormone. Für die Selbstheilung ein hoch erwünschter Effekt.

Firdaus Dhabhar, ein US-amerikanischer Verhaltens- und Stressforscher, konnte in seinen Studien zeigen, dass nach kurzem Stress Wunden schneller heilen und Antibiotika, Medikamente gegen Krebs und sogar Impfungen besser wirken. Anhand von Impfungen konnte Dhabhar seine These besonders eindrücklich beweisen: Er ließ einige Testpersonen auf dem Ergometer strampeln, andere nicht. Allen gab er eine Impfung und schaute sich dann die Immunantwort an. Klares Ergebnis: Wer sich beim Strampeln anstrengte, erlebte eine Stressantwort, dessen Immunsystem drehte auf, und das verbesserte die Immunantwort auf die Impfung. Sigrid Löffler, die diese Studie vor einiger Zeit im Spiegel vorgestellt hatte, fand für ihr Fazit eine sehr treffende Formulierung (Löffler 2018):

»Im Zusammenspiel aller körperlichen und psychischen Reaktionen ist Stress damit eine Art Kraftwerk, das es dem Menschen überhaupt erst ermöglicht, Ziele, tägliche Herausforderungen und wohl auch soziale Situationen zu meistern und an ihnen zu wachsen.«

Die Chemie der Gefühle

Kim Winzen (nach einer Vorlage von Shutterstock.com/ShadeDesign)

Es klingt ein wenig unromantisch – aber es ist Fakt: Jedes unserer Gefühle basiert auf simpler Chemie. Fühlen wir uns verliebt, strömen Dopamin, Serotonin und das Kuschelhormon Oxitocin durch unseren Körper. Bei Glücksgefühlen sprudelt Serotonin über, bei Ärger Noradrenalin, bei übertriebener Aktivität (Manie) Dopamin. Bei Depression und Angst ist mit der Chemie der Gefühle dann kaum mehr etwas los. Kein Wunder, dass sich Stress – Depression und Angst sind Folgen von Stress – für viele Menschen so furchtbar anfühlt.

Stress als Kraftwerk. Dieses Bild gefällt mir. Denn wenn ich so zurückdenke – Forschung, Praxis, Wettkämpfe –, hatte ich in meinem Leben immer Stress. Jedes einzelne Jahr. Oft waren die stressigsten Zeiten die besten, und große Aufgaben hießen nicht automatisch Stress. Im Gegenteil.

Großes kann auch leicht sein

Stressige Zeiten, viel zu tun, viel Verantwortung – manche Menschen bringt das nicht aus der Ruhe. Fragt man sich: Wie machen die das? Die Antwort heißt: Kontrolle. Die Formel geht so: Je größer die Kontrolle, desto kleiner der Stress. Das gilt auch und vor allem für Chefs.

Es ist das Gefühl, die Dinge im Griff zu haben. Das ist es, was Menschen in Führungspositionen den Stress und die Angst nimmt, berichtet ein Forscherteam um Jennifer Lerner von der Harvard University (USA). 216 Personen wurden untersucht, zum einen Führungskräfte aus Politik und Militär, zum anderen Menschen ohne Chefposition – zum Beispiel Lehrer oder Ingenieure. Ich denke da gleich an die Autobauer in Bayern und im Ländle.

Die Probanden gaben ihren gefühlten Stresspegel zu Protokoll und schätzten ein, inwiefern sie in ihrem Leben ein Gefühl von Kontrolle hatten. Dann wurde Cortisol im Speichel gemessen. Ergebnis: Die Chefs waren entspannt, die anderen nicht. Dabei trugen sie zwar mehr Verantwortung, hatten aber auch mehr Kontrolle über ihre Entscheidungen im Job und auch im Privatleben.

Was die Forscher nicht beantworten konnten, war die Frage nach der Henne und dem Ei: Werden entspannte Typen eher Chef als nicht-entspannte. Oder ist das Leben oben auf der Karriereleiter entspannter als das Leben auf den unteren Sprossen? Interessant, weil kontraintuitiv, ist das Ergebnis (Tokai 2012):

Mehr Verantwortung heißt nicht zwingend mehr Stress.

Zum gleichen Ergebnis kommen Elena Brivio und Stoyo Karamihalev vom Max-Planck-Institut für Psychiatrie in München. Auch sie sehen einen direkten Link zwischen der Stellung eines Individuums in der sozialen Hierarchie und dessen Verhalten unter Stress. Allerdings nicht bei Menschen, sondern bei Mäusen. Bei Mäusen im Stress.

Interessantes Ergebnis: Manche Mäuse lassen sich weniger stressen, andere mehr. Das gilt sowohl für rangniedere Mäusemänner als auch dominante Mausfrauen; beide Gruppen verändern ihr Verhalten besonders stark unter Stress. Der Stresseffekt ist allerdings entgegengesetzt: Unter Stress haben untergeordnete Männchen mehr Angst; übergeordnete Weibchen zeigen Mut.

Wenn nun diesen gegensätzlichen Reaktionen tatsächlich geschlechtsspezifische Unterschiede im Gehirn zugrunde liegen – welche wären das? Was passiert da genau? Und was heißt das für Menschen im Stress?

Das alles verraten die Max-Planck-Mäuse nicht. Möglicherweise zeigen aber weitere Studien auf diesem Gebiet, warum manche Mäuse und manche Menschen anfälliger für Stress sind als andere. Das wiederum könnte zu der Erkenntnis führen, dass Angst und Depression bei Frauen und Männern, aber auch bei Chefs und Nicht-Chefs jeweils andere Ursachen haben und andere Behandlungen erfordern. (Karamihalev; Brivio 2020)

Was an dieser Erkenntnis spannend ist? Dass alle diejenigen, die besonders viel Stress und besonders wenig Kontrolle über das tägliche Chaos haben – Mütter, Lehrer, Autobauer –, jeden Tag wahrscheinlich so erheblich mehr Stresshormon verbraten, dass sie auch erheblich mehr Nachschub an Baustoffen fürs Nervenkostüm (Magnesium!) brauchen, fürs Immunsystem (Aminosäuren!) und letztendlich auch »gutes« Cholesterin. Denn daraus werden Hormone gebaut. Stresshormone und Sexualhormone. Und das klappt nur, wenn man diese Baustoffe … isst.

Cholesterin: Besser als sein Ruf

iStockphoto: (selvanegra)

Low-Density-Lipoprotein (LDL)-Partikel transportieren die wasserunlöslichen Lipide wie Cholesterin, Phospholipide, Triglyceride und bestimmte Vitamine im Blutplasma von der Leber zu anderen Organen und Geweben. Ein einzelnes LDL-Partikel enthält 3000 bis 6000 Fettmoleküle (innen), ein großes Protein (runde Proteinstruktur oben), Phospholipide und Cholesterinmoleküle (»stachelige« Struktur außen).

Cholesterin – exakter: Cholesterol – wurde im 18. Jahrhundert in Gallensteinen entdeckt und deshalb »Cholestérine« genannt (das griechische Wort cholé bedeutet Galle). Seit den 1950er-Jahren steht Cholesterin unter Generalverdacht: Fleisch, Eier und Butter, so heißt es, enthalten viel Cholesterin, sie führten zu einem erhöhten Cholesterinspiegel und dann zum Herzinfarkt. In dieser Simplizität ist das falsch.

Cholesterin ist für uns lebenswichtig. Wir brauchen Cholesterin, weil es in die Außenwände unserer Zellen eingebaut wird und die Zellen elastisch hält. Cholesterin ist außerdem wichtig für unsere Nerven, Sexualhormone und viele andere Prozesse.

Weil sich Fett nicht pur durch die Blutbahn transportieren lässt, verpackt der Körper Cholesterin in Transporter. Diese bestehen aus einer Fett-Eiweiß-Kombination. Es gibt zwei Modelle:

High Density Lipoproteine (HDL) mit wenig FettLow Density Lipoproteine (LDL) mit viel Fett

Die Modelle transportieren Cholesterin in verschiedene Richtungen. LDL fährt es von der Leber zu den Organen; HDL transportiert nicht verbrauchtes Cholesterin von den Organen zurück zur körpereigenen Müllkippe (Leber). Wir brauchen beide Modelle!

Zu hohe Cholesterinwerte sind nur dann schädlich für Herz und Kreislauf, wenn gleichzeitig Bewegung fehlt, wenn Sie rauchen und viele Kohlenhydrate und billige Fette essen. Nennt sich ungesunder Lebensstil. Führt langfristig zu Übergewicht, Bluthochdruck, Gefäßverkalkung, zu Schlaganfall oder Herzinfarkt.

Das Türchen zurück

Aminosäuren und Vitamine, gesunde Fette und Mineralien – fast immer liegt die Lösung in der Molekularmedizin. In meinem Glaubenssatz, den ich Ihnen schon im Vorwort vorgestellt hatte:

»Stimmen die Moleküle, stimmt der Mensch.«

So treffend formuliert in der Mail einer meiner Patienten. Schlicht, einfach, wohltuend und dennoch von ungeheuerlicher Durchschlagskraft. Das Sensationelle hinter dieser Mail kann wohl nur ein vielgeplagter Hausarzt ermessen:

»Ich bin jetzt mit dem Einnahmeplan fertig und habe festgestellt, dass es mir viel besser geht als vorher. Ich habe gute Laune und mehr Energie. Auch wenn es mit dem Sport noch nicht so ganz klappt. Aber ich bleibe dran. Dank des Magnesiums ist mein Schlaf wesentlich besser geworden, ich bin nicht mehr unruhig, habe kein Augenlidzucken mehr, die unruhigen Beine sind auch verschwunden. Auch das Herzklopfen ist verschwunden.«

Nach diesen netten Dankesworten kommt dann »Einfach klasse!« und die übliche Drohung: »Ich werde Sie auf jeden Fall wieder in Ihrer Praxis besuchen …« – Hallo? Ich bin Rentner!

Spaß beiseite. Da springt und hüpft jedes Wort. Hell. Fröhlich. Zufrieden. Könnte man runderneuert nennen. Was impliziert, dass dieser Zustand schon einmal gelebte Wirklichkeit war. Sie erinnern sich an das Glück Ihrer Jugend? An Ihre unbändige Kraft? An den schier unerschöpflichen Strom Ihrer Ideen?

Fünfzehn, sechzehn Jahre alt werden Sie wohl nie mehr sein – und viele von Ihnen möchten auf die wirren Pubertätsjahre gern verzichten. Ich auch. Aber wie wäre es, wenn Sie die Power wieder hätten? Die Kreativität? Wie wäre es, wenn sich ein wundersames Türchen öffnete … zurück?

Meine Praxiserfahrung zeigt, dass genau das passiert. Mit Molekularmedizin. Fünfzig Jahre jünger werden Sie nicht, aber – allem Stress zum Trotz – kommt, wenn Sie Ihre Mangelversorgung mit lebenswichtigen Vitaminen, Aminosäuren, Fettsäuren und Co. beenden, dann doch viel zurück: Gesundheit, Lebensfreude, vielleicht sogar Glück. Und das Gefühl, sich selbst zumindest ein Stück weit unkaputtbar gemacht zu haben. Nichts anderes meint

Resilienz.

II Wie Stress Körper und Seele kaputt macht

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Stress durch Zeitdruck, Stress durch Streit, Stress durch immer neue Störfaktoren. Wie soll man sich da auch noch um den Aufbau von Resilienz kümmern? Was hilft, ist Wissen. Denn wer weiß, welche Schäden Stress im Gehirn und im Herzen, im Bauch und im Sexleben, im Immunsystem und in der Seele anrichtet, dem ist schnell klar, was er dem Stress entgegensetzen kann. Und das ist die gute Nachricht: Wir müssen den Stress gar nicht loswerden. Nur unsere Verletzbarkeit. Das macht den Unterschied.

Schon blöd: Gehirn und Nerven reagieren sensibel auf Stress

Zwei Möglichkeiten kenne ich, ein neues, anderes, glücklicheres, erfüllteres Leben zu starten. Vertraut ist uns allen der lange Weg. Der Weg der Vorbereitung. Sich genau belesen, Pläne schmieden, hier und da Änderungen einleiten, um dann … . irgendwann … einmal so richtig neu zu beginnen. So wurde das Sabbatical erfunden in der akademischen Welt. So wird man Aussteiger mit dem Rucksack durch Indien. Aus meiner Sicht alles ein bisschen mühsam. Langwierig. Umständlich. Es geht viel einfacher. Lassen Sie uns jetzt anschauen,

was Stress mit Ihrem Gehirn und Ihren Nerven anstelltund wie Sie Kopfschmerzen und Schlaflosigkeit abstellen.

Jede Heilung beginnt ganz klein

Oft genügt es, einen winzigen Punkt im Leben zu ändern und … . alles andere fällt Ihnen zu. Entwickelt sich von alleine. Sie müssen nichts mehr dazu tun. Klingt gut. Nur: Was verstehen wir unter »einen winzigen Punkt ändern«? Kann ich Ihnen sagen. In meinem Leben war das

»Hopp, Doc, jetzt wird gelaufen!«

Also die erste, völlig ungeplante Joggingstunde mit Hubert Schwarz – in den 1980er- und 1990er-Jahren einer der härtesten Extremsportler, der als Ultraman auf Hawaii rannte, der auf seinem Radl die Alpen hoch und runter, der ultralang durch Australien fuhr und eines Tages zufällig im gleichen Seminar war wie ich. Das war’s.

Einer meiner Patienten schrieb mir kürzlich von seinem Einstieg in ein neues Leben. Um mir mitzuteilen, wie viel ihm die Veränderung bedeutete, genügten ihm fünf Worte. Fünf Worte, die einige Hunderttausend Deutsche sofort verstehen werden. Weil sie nämlich auch betroffen sind. Sie lauten:

»Zwei Jahre ohne Migräne! Danke!«

Das war’s auch schon. Lassen Sie mich ein bisschen ausholen, weil ich ja auch lange Jahre an Migräne litt: Migräne heißt Anspannung. Zu große Anspannung. Überspannung. Jeder Migräne-Patient versteht mich spontan. Können Sie übersetzen mit Stress, mit zu viel Stress. Können Sie übersetzen mit »leider zu großes Verantwortungsgefühl« oder mit »leider es allen recht machen wollen« oder mit »Überforderung, chronischer«.

Wenn Sie diese Überspannung aus dem Leben wegzaubern, verlieren Sie die Migräne. Dass das auch auf anderen Wegen funktioniert, ist längst bewiesen:

genügend Magnesium, das Salz der inneren Ruheregelmäßig Laufen, weil das Stress abbautimmer mal Meditieren,wirksam ist auch Tryptophan und vieles mehr.

Es geht nur darum: Die Überspannung endlich und wirklich abzubauen.

Ein neues Leben – ohne Kopfschmerz

Wenn Sie weiterdenken, verstehen Sie die Überschrift dieses Abschnitts: Ein neues Leben. Tatsächlich: Plötzlich entspannt sich Ihre Nackenmuskulatur. Ihr ständig schmerzender Rücken. Entspannt sich Ihr Darm, Sie entwickeln nicht noch mehr Ausstülpungen, wo sie nicht hingehören (»Dickdarmdivertikel«). Es entspannt sich Ihr Herz, die Rhythmusstörungen hören auf. Die innere Anspannung, die innere Nervosität, der ständige Lebensdruck verschwinden. Heißt: Sie entwickeln innere Ruhe, Überblick und Souveränität. Und weil sich jetzt auch die verkrampften Blutgefäße entspannen, öffnen, kriegen Sie endlich warme Hände und warme Füße.