Sex mit dem Ex? - Ellen Liever - E-Book

Sex mit dem Ex? E-Book

Ellen Liever

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Beschreibung

Karin hat sich für ihr Alter, wie sie findet, wirklich gut gehalten. Ihr Leben verläuft in geordneten Bahnen, die Scheidung vom Vater ihrer Tochter hat sie längst überwunden und ihrem egoistischen Lebenspartner den Laufpass gegeben. Eine Überraschung am Neujahrsmorgen bringt alles durcheinander. Sie, die bisher ein zurückhaltender Single war, entdeckt sich und ihre verloren geglaubte Sexualität völlig neu.. Ellen Lievers schreibt ehrlich über das Älterwerden, damit verbundene Zweifel und die Wiederentdeckung der eigenen Sexualität. Ihr selbst wurde in einer persönlichen Krise bewusst, dass es – je älter man wird – so eine Sache mit der Liebe ist: Als man noch jung war, war es einfacher; war man verliebt und unsicher, fragte man seine Freundin. Und genau hier setzt ihr erstes Buch an.

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Seitenzahl: 87

Veröffentlichungsjahr: 2016

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Inhalt

Impressum

1

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6

Über die Autorin

Impressum

© 2016 Ellen Liever

Alle Rechte vorbehalten.

ISBN: 978-3-7375-8845-4

http://www.ellenliever.de/

1

Mein Spiegelbild verriet mir, dass es nicht mein bester Tag werden würde. Und dabei hatte erst heute das neue Jahr angefangen. Ich schaute mir im Spiegel tief in meine Augen. Verschwommen sah ich aus – und es lag leider nicht daran, dass ich mich nicht richtig erkannte. Ich sah mich in aller Deutlichkeit: Meinen Lidschatten hatte ich vorm Schlafengehen nicht abgeschminkt. Meine Haut sah mehr als unrein aus. Sonst stehe ich mindestens eine halbe Stunde im Bad, bevor ich zu Bett gehe, schminke mich ab, reinige meine Haut, lege die Nachtcreme auf. Dass ich noch so jung aussehe, hat seinen Grund. Falten habe ich nicht. Gut, nicht richtige. Vielleicht Falten, die mein Alter unterstreichen und mich attraktiver machen. Für ganz ohne Falten bin ich zu alt.

„Warum muss ich gerade jetzt so schlimm aussehen?“, fragte ich mich. Mein Spiegelbild verriet mir mehr, als ich wissen wollte. Ich wünschte, ich hätte so schlechte Augen wie manch andere Frau in meinem Alter, um dieses Elend nicht sehen zu müssen. Aber ich schaue in den Spiegel und erkenne alles immer noch so deutlich.

Das Jahr fängt ja gut an. „Warum muss ich mich gerade heute so sehen?“, bemitleidete ich mich selber. Die Natur ist ungerecht. Das steht fest, dachte ich.

Es war die Nacht, die diese Spuren hinterlassen hatte. Ich erinnerte mich nicht mehr, was genau war. Ich stand vor dem Spiegel in meinem Slip. Aber warum hatte ich nicht mehr an? Der große Spiegel zeigte mir nicht nur meine Baustellen im Gesicht, sondern offenbarte sie am ganzen Körper. Auf meine Brüste bin ich stolz, eigentlich immer noch, aber jetzt? Ich hob meine Brüste an, jede einzeln, und betrachtete sie prüfend.

„Wie kommt da ein so großer Pickel hin?“

Nein – ich machte große Augen und konnte es gar nicht glauben. Das konnte doch nicht sein. Ich erkannte, dass es kein Pickel war.

„Ach du Scheiße!“, fluchte ich. Dann sah ich genauer hin, hob meine Brüste an und entdeckte, dass dort zwischen ihnen ein riesiger Knutschfleck war.

„Wie kommt der dahin?“, war nicht der erste Gedanke, der mir durch den Kopf ging, sondern: „Und das mit 43!“ Ich starrte mich mit vor Entsetzen geöffnetem Mund und zornigen Augen im Spiegel an. Mein Blick ermahnte mich, dass so etwas auf keinen Fall passieren dürfte. Ich sah mich dabei so grimmig an, dass ich ein schlechtes Gewissen bekam. Gut, schluckte ich. Es kommt nie wieder vor. Mein Blick hatte seine Wirkung nicht verfehlt.

Ich stand also mit Anfang 40 halbnackt – eigentlich ganz nackt, jedenfalls fühlte es sich so an – in meinem Bad. Ich betrachtete mich weiter. Mein Blick wanderte von meinen Brüsten auf meine Hüfte. Auch sie fand ich für mein Alter noch attraktiv. Ich machte nur etwas Fitness und ernährte mich gesund. Das sah ich jetzt. Stolz streichelte über meine Hüfte und mit einer halben Drehung sah ich meinen festen Po an. Ich lächelte mich an. Aber irgendwie war ich unsicher, ob ich noch etwas anderes finden würde. Ich schaute unter meinen Slip und war erleichtert, dass ich keine weiteren Spuren entdeckte.

„Es sind doch ganz schön viele Haare“, dachte ich, als ich mein Schamhaar betrachtete. Heute trägt man es doch eher kürzer. Aber das ist nichts für mich, da war ich mir sicher. Ich hatte schulterlange Haare, die in den letzten Jahren sehr schnell ergraut waren. Zum Färben bin ich zu stolz, also verwende ich viel Zeit, damit sie immer richtig liegen. Ich gehe jede Woche zum Friseur. Der Schnitt soll die fehlende Farbe ausgleichen. Aber warum also nicht auch unten, nur weil da noch mehr Farbe ist?

„Ach du Scheiße!“ Als ich mein Schamhaar genauer betrachte, entdeckte ich, dass an der Innenseite meines Schenkels die Nacht einen ähnlichen Fleck hinterlassen hatte. Diesmal schaute ich mich nicht entsetzt an, sondern entsetzt um, was ich wohl noch alles finden würde. Am besten, ich fange an, mich der Wahrheit zu stellen. Schritt für Schritt.

Ja, es war mein Bad. Eine gute Nachricht.

Ich hatte einen Knutschfleck zwischen meinen Brüsten und auf der Innenseite meines Schenkels. Die habe ich ja wohl nicht auf der Straße oder auf der gestrigen Party bekommen. Also war die Frage: Wo kommen die her? Und von wem? Ich wusste niemanden, jedenfalls nicht auf Anhieb. Mein Kopf schmerzt bei dieser Frage.

Gut oder doch nicht gut? Das würde sich sicher später noch klären. Also verdrängte ich diese ungewissen Fragen. Später hieß nicht jetzt. Es ist kein akutes Problem, da war ich mir sicher. Es verunsicherte nur. Keinen ging das etwas an, also konnte es mir jetzt auch egal sein.

Ich war also in meinem Bad, nur im Slip, und es ist der Morgen nach Silvester. Ich war also definitiv ohne Pyjama, den ich sonst immer trug, ins Bad gekommen. Das stand fest. Ich hatte ihn heute Morgen nicht ausgezogen, wahrscheinlich gestern Abend nicht einmal angezogen. Dann musste ich wohl so geschlafen haben. Das klang logisch, aber nicht weniger verunsichernd. Oben ohne, was ich seit Jahren nicht mehr gemacht hatte. Wie es dazu kommen konnte, konnte ich mir ebenfalls nicht vorstellen. Genau genommen, war ich ahnungslos. Es würde mir sicherlich noch einfallen und zwar hoffentlich bald.

Plötzlich fiel mir dieser fremde Duft auf. Er roch sehr männlich, eher billig männlich. Männlich wie in einer dieser Parfumwerbungen für richtige Kerle, in der die Frauen sofort hinschmelzen, aber in Wirklichkeit sich eher die Nase rümpfen würden. Ein Duft für Männer, die meinen, dass man sie wahrnehmen muss, die Attraktivität mit Geltungsbedürfnis verwechseln. Wenn ich mich aber gerade so ansehe und rieche, sollte ich vielleicht lieber vorsichtiger mit solchen Gedanken sein, dachte ich.

Ich dachte weiter über die Nacht nach, konnte mich aber an nichts erinnern. Noch immer nicht. Ich hoffte noch auf die Erkenntnis. Mir wurde bewusst, dass ich außerhalb des Bades suchen musste. „Vielleicht bin ich nicht alleine in meiner Wohnung“, schoss es mir durch den Kopf. Dieser Verdacht ergriff mich. Ich hoffte, dass er sich nicht als wahr erweisen würde. Ich hatte doch nicht etwa einen fremden Mann in meiner Wohnung? Es war so ein Gedanke wie „Ich habe doch keine Mäuse in der Küche?“. Als ich dies dachte, war mir eigentlich schon klar, dass es mehr sein musste: Ich hatte Knutschflecken an Stellen, wo ich noch nie welche hatte. Eigentlich hatte ich nicht nur keine Knutschflecke, sondern ich hatte seit über einem Jahr keinen Sex. Oder war es noch länger her? Außerdem schminke ich mich vorm Schlafengehen immer ab, damit ich nicht so aussehe, wie ich jetzt aussah. Dies verhärtete meinen Verdacht. Also musste ich nachsehen! Aber nicht so, dachte ich. Ich kramte mir ein halbwegs sauberes Sweatshirt aus der Wäsche und machte erst mal meine Haare. Beim Kämmen fiel mir ein, dass ich ja noch den Slip trug, so wild konnte es also nicht gewesen sein. Aber der Knutschfleck … Ich musste nachschauen. Es führte kein Weg dran vorbei. Ich legte die Bürste zur Seite und verließ mein Bad.

Ich schlich mich den Flur entlang, öffnete leise die Tür zu meinem Schlafzimmer und sah, dass in meinem Bett ein großer Kerl lag. „Einen schönen Arsch hat er“, dachte ich sofort. Er sah jung und muskulös aus. Das Tattoo konnte ich nicht ganz erkennen. Das Motiv schlängelte sich über den Rücken bis zu seinem Po. Über diesem lag leider die Decke, was ich etwas bedauerte. Ich sah seine Muskeln und die Adern seiner Arme. Sein ganzer Körper war durchtrainiert. Unter den Achseln war er rasiert. Gut, da rasiere ich mich ja auch, dachte ich. Ich gestand mir ein, dass er sehr männlich aussah. Männlicher als die beiden anderen Männer, mit denen ich in meinem Leben das Bett teilte: meinem Ex-Mann, dem Vater meiner Tochter, und meinem ehemaligen Lebensgefährten. Beide sahen nicht so männlich aus.

„Ob er auch Knutschflecken hat?“, fragte ich mich. Um nachzuschauen, hatte ich nicht den Mut. Interessieren würde es mich schon, aber eigentlich reichte mir der nackte Mann in meinem Bett völlig aus. Vorerst. Ich musste mich erst mal sammeln. Also schlich ich mich leise raus und schloss die Tür vorsichtig hinter mir. Ich wollte schreien, so erschrocken war ich über das, was ich gerade entdeckt hatte. Ich durfte nicht schreien, das war mir klar, denn ich hätte ihn geweckt. Er war da, das war nun mal so. Und noch schlief er und das gab mir die Möglichkeit, mich auf die Situation einzustellen. Vielleicht nachher, dachte ich, wenn er weg ist, dann war immer noch Zeit, meinem Instinkt zu folgen. Ich atmete tief durch. „Er geht doch wieder weg?“, schoss es mir durch den Kopf. „Er wird ja hier nicht für ewig bleiben!“ Ich ging in die Küche und setzte mir erst mal einen Kaffee auf. „Was macht man da?“, fragte ich mich. „Kann das Problem nicht eigentlich jemand anders lösen? Es wäre prima, wenn ich einen Notdienst rufen könnte: Hier liegt ein geiler Mann in meinem Bett, können Sie den bitte mal entfernen? Warum gibt es denn nicht einen Kammerjäger für rattenscharfe Männer im eigenen Bett? Wenn ich Mäuse in der Küche habe, kann ich ja auch den Kammerjäger holen.“

Das Jahr fing gut an. Für den Morgen nach Silvester war das alles zu heftig. Da sah ich mein Telefon blinken. Es verriet mir, dass es 09:47 war und ich zwei Anrufe verpasst hatte.

„Wer ruft mich in der Silvesternacht an?“ Seit drei Monaten lebte ich alleine – erst letzten Oktober ist mein Lebensgefährte ausgezogen.