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Zum Wohlfühlen und Verlieben: Der Cozy-Romance-Roman »Shelter Rock Cove – Ein Traum für jeden Tag« von Barbara Bretton jetzt als eBook bei dotbooks. In dieser kleinen Küstenstadt schlägt das Herz der ganzen Welt … Willkommen in Shelter Rock Cove – hier sagen sich Fuchs und Hase noch gute Nacht, und wohlmeinender Klatsch und Tratsch gehören zum Frühstück dazu wie Kaffee und Pancakes. Von all dem Trubel würde die junge Annie Galloway sich am liebsten fernhalten: Seit dem frühen Tod ihres Mannes vor zwei Jahren vergräbt sie sich in der Arbeit und in Einsamkeit – und wahrt ein folgenschweres Geheimnis, das Kevin ihr hinterlassen hat. Doch Annie hat nicht mit der Beharrlichkeit der anderen Bewohner von Shelter Rock Cove gerechnet, die der festen Überzeugung sind: ein Stück Blueberry Pie wird’s schon richten! Und dann gibt es da auch noch Sam, den charmanten neuen Nachbarn aus der Großstadt, der Annies Herz immer genau dann zum Klopfen bringt, wenn sie es am wenigsten gebrauchen kann … »Romane voller Wärme – einfach wundervoll!« Booklist Jetzt als eBook kaufen und genießen: Die Small-Town-Romance »Shelter Rock Cove – Ein Traum für jeden Tag« von Bestseller-Autorin Barbara Bretton – für alle, die Kelly Morans »Wildflower Summer«-Reihe und »Virgin River« lieben. Wer liest, hat mehr vom Leben: dotbooks – der eBook-Verlag.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 479
Über dieses Buch:
In dieser kleinen Küstenstadt schlägt das Herz der ganzen Welt … Willkommen in Shelter Rock Cove – hier sagen sich Fuchs und Hase noch gute Nacht, und wohlmeinender Klatsch und Tratsch gehören zum Frühstück dazu wie Kaffee und Pancakes. Von all dem Trubel würde die junge Annie Galloway sich am liebsten fernhalten: Seit dem frühen Tod ihres Mannes vor zwei Jahren vergräbt sie sich in der Arbeit und in Einsamkeit – und wahrt ein folgenschweres Geheimnis, das Kevin ihr hinterlassen hat. Doch Annie hat nicht mit der Beharrlichkeit der anderen Bewohner von Shelter Rock Cove gerechnet, die der festen Überzeugung sind: ein Stück Blueberry Pie wird’s schon richten! Und dann gibt es da auch noch Sam, den charmanten neuen Nachbarn aus der Großstadt, der Annies Herz immer genau dann zum Klopfen bringt, wenn sie es am wenigsten gebrauchen kann …
»Romane voller Wärme – einfach wundervoll!« Booklist
Über die Autorin:
Barbara Bretton wurde 1950 in New York City geboren. 1982 veröffentlichte sie ihren ersten Roman, dem bis heute 40 weitere folgten, die regelmäßig die Bestsellerlisten eroberten. Ihre Bücher wurden in mehr als 20 Sprachen übersetzt. Sie lebt mit ihrer Familie in Princeton, New Jersey.
Bei dotbooks veröffentlichte Barbara Bretton in ihrer »Shelter Rock Cove«-Reihe bereits den Roman »Ein Sommer am Meer«. Auch bei dotbooks erscheint ihre »Candlelight Inn«-Reihe mit den Bänden »Liebeszauber« und »Herzchaos«.
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eBook-Neuausgabe November 2021
Die amerikanische Originalausgabe erschien erstmals 2001 unter dem Originaltitel »A Soft Place to Fall« bei Berkley Books, New York. Die deutsche Erstausgabe erschien 2007 unter dem Titel »Ein Traum für jeden Tag« bei Weltbild.
Copyright © der amerikanischen Originalausgabe 2001 by Barbara Bretton
Copyright © der deutschen Erstausgabe 2007 Verlagsgruppe Weltbild GmbH, Steinerne Furt, 86167 Augsburg
Copyright © der Neuausgabe 2021 dotbooks GmbH, München
Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.
Titelbildgestaltung: Wildes Blut – Atelier für Gestaltung Stephanie Weischer unter Verwendung mehrerer Bildmotive von © shutterstock / Alexander Raths / Pure Design / Biskariot / jakkapan
eBook-Herstellung: Open Publishing GmbH (rb)
ISBN 978-3-96655-742-9
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Barbara Bretton
Shelter Rock CoveEin Traum für jeden Tag
Roman
Aus dem Amerikanischen von Karin Dufner
dotbooks.
Für meine Mutter, Vi Fuller (1924–2001),
die mir das Leben und die Kraft der Sprache
geschenkt hat. Danke für meine traumhafte Kindheit.
Ich bin stolz, deine Tochter zu sein.
Spätsommer – Shelter Rock Cove, Maine
»Auf keinen Fall.« Warren Bancroft schob die Akte über den Schreibtisch. »Der Preis ist zu hoch.«
Sein Anwalt, ein sturer Nordstaatler namens Stoney, sah ihn entsetzt an. »Zu hoch?« Er warf einen Blick auf die Zahl, die Warren an den oberen Rand des Wertgutachtens geschrieben hatte. »Das ist doch absurd. Er ist nicht einmal annähernd hoch genug.«
»Keinen Penny mehr.« Warren steckte die Verschlusskappe auf seinen Füller und lehnte sich zurück. »Das wäre Wucher.«
Stoney stieß mit dem Zeigefinger auf das Papier. »Das Grundstück allein wurde bereits höher bewertet.«
»Das Haus ist nicht mehr als eine Besenkammer«, erwiderte Warren, der die Debatte sichtlich genoss. »Höher gehe ich nicht.«
»Sie verhandeln hart.«
»Stimmt«, entgegnete Warren. »Genau das ist die Grundlage meines Reichtums.«
Stoney warf einen erneuten Blick auf den Betrag in der obersten Zeile. »Das wird sich rasch ändern, wenn Sie so weitermachen.«
»Rufen Sie sie an, Stoney, und sagen Sie ihr, dass ich ihr Angebot ablehne. Wenn sie sich sträubt, gehen Sie zehn Prozent runter.«
»Vermutlich wollen Sie das Haus renovieren, wenn Sie schon dabei sind, Ihr Geld zum Fenster hinauszuwerfen?«
Warrens Gelächter hallte durch das geräumige Büro.
»Das wurde bereits veranlasst. Heute Morgen habe ich Handwerker hingeschickt, die alles streichen und ein bisschen hübsch herrichten sollen.«
»Sie sollten ihr das Haus gleich schenken. Dann könnten wir es wenigstens steuerlich geltend machen.«
»Sie sind wirklich ein sehr guter Anwalt«, meinte Warren, »und ich bin Ihnen dankbar für Ihren Rat. Und jetzt ziehen Sie los und tun, was ich Ihnen gesagt habe.«
Immer dasselbe Problem mit diesen jungen Burschen, die von einer Eliteuniversität kamen, dachte Warren, als Stoney hinausging. Sie grübelten zu viel und interessierten sich nur für Fakten, anstatt ihre Phantasie spielen zu lassen. Wenn er sich damals auch so angestellt hätte, hätte er es sicher nie so weit gebracht.
Allerdings hieß das nicht, dass er ohne Fehl und Tadel gewesen wäre. Die Liste seiner Irrtümer schwarz auf weiß könnte ein Telefonbuch füllen. Natürlich hatte er Annie das Beste noch nicht erzählt, aber er würde es irgendwann tun. Schließlich war sie mit ihren achtunddreißig Jahren viel zu jung und musste erst Lebenserfahrung sammeln.
Zum Thema Einsamkeit hätte er ihr das eine oder andere erklären können. Zum Beispiel, dass nichts Falsches daran war, die Flügel auszubreiten und auszuprobieren, ob man noch fliegen konnte. Es gab so vieles, was er ihr sagen wollte, doch er war nicht sicher, ob sie schon bereit dafür war. Stets hatte sie fest zu den Menschen gehalten, die sie liebte, und sie bezahlte für diese Treue einen hohen Preis. Warren hatte mit angesehen, wie aus einem fröhlichen jungen Mädchen mit hochfliegenden Träumen eine stille, vom Leben erschöpfte Frau wurde, die das Hoffen aufgegeben hatte.
Seit einer Weile jedoch bemerkte er eine Veränderung an ihr, eine Ruhelosigkeit, die er nur allzu gut verstand. Die Zeit war reif für einen Neuanfang.
Warren griff nach der dunkelblauen Mappe, die die Aufschrift »Sam« trug. Wer hätte je gedacht, dass der vorwitzige Fünfzehnjährige, den er vor zwanzig Jahren am Hafen in der Nähe der Weltausstellung kennengelernt hatte, eines Tages sein großer Held sein würde. Er hatte es Sam Butler zwar nie anvertraut, um ihn nicht in Verlegenheit zu bringen, aber es stimmte nichtsdestotrotz.
Obwohl Warren mehr als doppelt so alt war wie Sam, wusste er, dass er ihm in vielerlei Hinsicht nicht das Wasser reichen konnte. Das Schicksal hatte Sam zwar schlechte Karten gegeben, doch er schaffte es, sie geschickt auszuspielen. Die meisten Männer hätten wohl das Handtuch geworfen, wenn ihnen im Alter von nur neunzehn Jahren die Verantwortung für fünf jüngere Geschwister aufgebürdet worden wäre. Sam hingegen steckte mit seinen eigenen Wünschen zurück und hielt durch.
Als Sam ihn letzte Woche angerufen und gefragt hatte, ob er Ellies altes Haus für eine Weile mieten könne, wusste Warren sofort, dass besagtes Schicksal mit beiden Händen an seine Tür trommelte. Niemals hätte Sam Butler ein Almosen angenommen, aber er hatte einen Riecher für gute Geschäfte, und das Angebot, das Warren ihm machte, war wirklich unwiderstehlich: kostenlose Nutzung des Hauses am Strand für Arbeiten an Warrens Boot.
Sam hatte angebissen. Und Warren spürte sicher, dass Annie auch zugreifen würde.
Natürlich wusste er, dass es ein Vabanquespiel war. Aber wenn es zwei Menschen verdient hatten, endlich glücklich zu werden, dann waren es diese beiden jungen Leute, die er liebte wie seine eigenen Kinder. Obwohl es ihm nicht vergönnt gewesen war, selbst Vater zu werden, lagen Annie und Sam ihm am Herzen, als wären sie sein eigen Fleisch und Blut. Außerdem bildeten sie zwei Hälften eines Ganzen, und es lag nun an ihm, sie zusammenzuführen.
Welchen Sinn hatte es, wohlhabend zu sein, wenn man seinen Reichtum nicht für die Menschen einsetzte, die einem etwas bedeuteten?
Das Bett hatten sie sich für ganz zuletzt aufgehoben.
Annie Lacy Galloway stand unten an der Treppe und sah zu, wie die beiden mageren Jugendlichen das gewaltige Himmelbett durch den schmalen Flur manövrierten. Als sie hörte, wie Holz an der Tapete schabte, zuckte sie zusammen. Sie hatte zwar geahnt, dass der Transport ziemlich heikel werden würde, doch es führte kein Weg daran vorbei.
Die Umzugshelfer blieben oben an der Treppe stehen und sondierten die Lage.
»Wie haben Sie das Ding eigentlich hier heraufgekriegt, Mrs G.?«, rief Michael, dessen Stimme noch zwischen Sopran und Tenor schwankte. »Es ist, als wollte man ein Kamel durch das sprichwörtliche Nadelöhr zwängen.«
Annie hatte das Bett, eine Art hölzernes Wrack, dessen Äußeres sie an ihren eigenen Gemütszustand erinnerte, sechs Monate nach Kevins Tod auf einem Privatflohmarkt entdeckt.
»Ich habe fast ein schlechtes Gewissen, Ihnen dafür Geld abzunehmen«, hatte der Besitzer gesagt, während sie die Einzelteile hinten in ihren Jeep luden.
Viele Wochen verbrachte Annie damit, die eleganten Kurven und glatten Flächen abzuschmirgeln und die Spuren jahrelanger Vernachlässigung zu beseitigen, ohne zu wissen, ob sich die Teile überhaupt wieder zu einem kompletten Möbelstück zusammensetzen ließen. Fertig war es immer noch nicht: Im nächsten Frühling wollte sie das abgeschliffene Holz in einem dunklen Kirschbaumton beizen und dann seidenmatt lackieren, sodass es im Laufe der Jahre immer mehr schimmern würde.
»Dreht es zum Fenster«, schlug sie nun vor. »Wenn ihr es erst über das Treppengeländer hebt, klappt es.«
Danny, ihr angeheirateter Neffe, kauerte am Fußende des Bettes.
»Man kann es auseinandernehmen«, stellte er fest und betastete die Querstreben. »Vielleicht …«
»Nein!« Annie zwang sich, die Stimme zu senken, denn die beiden Jungen zuckten erschrocken zusammen. »Meinetwegen baut das Treppengeländer ab, wenn es sein muss, aber bitte lasst das Bett in Ruhe.«
»Sie sind der Boss, Mrs G.«, sagte Michael.
Als Annie sich umdrehte, sah sie gerade noch, wie ein dritter jugendlicher Umzugshelfer einen Karton mit der Aufschrift »Zerbrechlich«, der neben der Tür stand, wegtragen wollte.
»Den nicht.« Annie hastete nach unten. »Ich nehme ihn selbst im Auto mit.«
»Sicher?« Scotty war Kevins bester Schüler gewesen, ein Junge, der es im Leben sicher weit bringen würde. Er war intelligent und humorvoll und hatte einen schlaksigen Körperbau.
Scotty hat das Bancroft-Stipendium gekriegt. Kevin, du wärst stolz auf ihn gewesen.
Vor vielen Jahren hatte Annie selbst dieses Stipendium bekommen und träumte davon, in New York Kunst zu studieren. Das war nun schon so lange her, dass es ihr fast unwirklich erschien. Der Anblick des jungen Mannes rief viele Erinnerungen an Weihnachtsfeiern und Grillabende im Sommer in ihr wach, wenn sie die Schüler und ihre Eltern zu sich nach Hause eingeladen hatten. Kevin hatte viel Spaß an diesen Feiern gehabt und es geliebt, im Mittelpunkt zu stehen, zu lachen und Witze zu reißen.
»Im Laster ist genug Platz, Mrs G.«
»Schon gut, Scotty«, erwiderte sie, wobei sie sich fragte, seit wann er sich rasierte.
Es war doch erst gestern gewesen, dass er für zwei Dollar Stundenlohn ihren Rasen gerecht hatte.
»Ich nehme ihn im Auto mit.« Dieser Karton enthielt ihr Leben: alte Liebesbriefe, Hochzeitsfotos, Zeitungsausschnitte und Beileidsschreiben. Die Summe ihrer achtunddreißig Jahre auf Erden, plus ihre besten Weingläser und ihre Tagebücher.
Scotty wies auf den Karton neben dem Klavier. »Was ist mit dem da?«
Annie schmunzelte. »Tu dir keinen Zwang an.«
Mit einem theatralischen Aufstöhnen wuchtete er sich die Kiste auf die Schulter. »Wir sehen uns im neuen Haus.«
»Das neue Haus«, sagte Claudia Galloway, die gerade ins Wohnzimmer trat. Sie tupfte sich die Augen mit einem der zarten, mit handgeklöppelter Spitze besetzten Leinentaschentücher ab, die ihr Markenzeichen waren. »Du kannst es dir immer noch anders überlegen, Annie.«
Annie steckte die geballten Fäuste tief in die Taschen ihrer hellroten Strickjacke. »Claudia, wir haben das doch schon so oft besprochen.«
»Das ist dein Zuhause«, fiel ihre ehemalige Schwiegermutter ihr ins Wort. »Hier hast du dein ganzes Eheleben verbracht. Mein Gott, du hast sogar den Großteil der Möbel verkauft. Wie kannst du Kevins Andenken einfach so aufgeben?«
»Ich brauche dieses Haus nicht, um mich an Kevin zu erinnern.«
»Fängt sie schon wieder damit an?« Susan, Claudias älteste Tochter, steckte den Kopf zur Tür herein. »Ma, du hast bereits einen Schrein für Kevin errichtet. Also braucht Annie es nicht auch noch zu tun.«
Annie warf ihrer besten Freundin einen dankbaren Blick zu.
Ich bin dir etwas schuldig, Susie. Godiva, wenn ich es mir leisten könnte, oder Dom Perignon.
»Sind sie mit der Garage fertig?« – »Alles kahl wie ein abgenagter Hühnerknochen.«
»Aber Susan!« Claudia sah ihre Tochter tadelnd an. »Man muss nicht gleich so vulgär werden.«
»Mutter, ich bin Immobilienmaklerin. Drastische Sprachbilder sind meine Spezialität.«
»Und deinen Sarkasmus kannst du dir ebenfalls sparen.«
»Wir kommen.« Michael und Danny hatten einen Weg gefunden, Annies Bett nach unten zu schleppen, ohne dem Gebäude maßgebliche Beschädigungen zuzufügen, und steuerten nun auf die Eingangstür zu.
»Dieses alberne Bett«, murmelte Claudia, während sie Platz machte. »Wirklich, Annie. Was hast du dir bloß dabei gedacht?«
Gar nichts, Claudia. Du hast es doch selbst miterlebt. Oder hast du es schon vergessen? In diesem ersten Jahr tat es viel zu weh, um nachzudenken.
»Mutter«, meinte Susan. »Warum fährst du nicht mit Jack und den Jungen zum Mittagessen? Das Hühnchensandwich bei Wendy’s schmeckt dir doch immer. Wir treffen uns dann später im neuen Haus.«
Claudia blickte zwischen Annie und ihrer Tochter hin und her. Annie bereute die scharfen Worte, die sie sich nicht rechtzeitig verkniffen hatte. Schließlich gehörte sie für Claudia ebenso zur Familie wie ihre leiblichen Kinder – und eine Mutter hatte das Recht, ihren Töchtern auf die Nerven zu fallen.
Auf einmal wirkte ihre Schwiegermutter, die ihr so oft das Leben schwer gemacht hatte, zart, alt und gebrechlich. Annies Herz krampfte sich mitleidig zusammen. Sie liebte Claudia sehr, auch wenn sie sich häufig ein wenig mehr Luft zum Atmen wünschte.
»Ich habe eine bessere Idee«, sagte sie deshalb und legte den Arm um Claudias gebeugte Schultern. »Warum geht ihr nicht alle beide mit Jack und den Jungen zum Mittagessen? Anschließend treffen wir uns am Haus.«
»Wir dürfen dich doch nicht allein lassen«, protestierte Claudia, und Susan stimmte ihrer Mutter ausnahmsweise zu.
»Aber natürlich«, meinte Annie und schob die beiden zur Tür. »Ich komme schon klar. Versprochen.«
»Bist du sicher?«, fragte Susan. Sie hatte große braune Augen und sah Kevin manchmal so ähnlich, dass Annie sich abwenden musste.
»Ganz sicher.« Nachdem sie den beiden von der Vortreppe aus zugewinkt hatte, zog sie die Tür zu und schloss ab. Die Umzugshelfer waren weg. Nun musste Annie nur noch die Fußböden fegen, die Katzen in ihre Transportkörbe locken und die letzten Kartons in ihren alten Geländewagen laden. Also griff sie zum Besen und fing an, den Schmutz zu einem Haufen in der Mitte des Wohnzimmers zusammenzukehren. Die Flemings wollten um drei kommen. Und so würde bereits am Abend fröhliches Kinderlachen durch dieses stille alte Haus hallen – wie es eigentlich von Anfang an geplant gewesen war.
»Wir spinnen total!«, hatte Annie am Abend ihres Einzugs gesagt.
Sie und Kevin lagen auf Decken vor dem Kamin im Wohnzimmer und blickten in die züngelnden Flammen. »Du weißt, dass wir uns so ein Haus nicht leisten können.«
Ihr Collegeabschluss lag erst wenige Jahre zurück, sodass von einer Karriere noch keine Rede sein konnte. Kevin hatte gerade seine erste Lehrerstelle angetreten, während Annie bisher kein einziges Bild verkauft, geschweige denn in Rom studiert hatte. Also würde es noch eine ganze Weile dauern, bis an eine Familiengründung auch nur zu denken war.
»Wir können es uns nicht leisten, es nicht zu kaufen«, widersprach Kevin und füllte aus der Korbflasche den Chianti, die sie im Sonderangebot gekauft hatten, ihr Glas nach. »Widerstand ist zwecklos, Annie. In diesem Haus riecht es förmlich nach Familie. Hier werden wir alt werden.« Sie stießen zum dritten – oder war es das vierte? – Mal an. »Eines Tages werden unsere Enkelkinder hier im Garten spielen.«
»Enkelkinder?«, lachte sie. »Ich glaube, da hast du etwas übersprungen, Mr Galloway.«
»Fünf Kinder«, sagte er und zog sie auf seinen Schoß. »Drei Mädchen und zwei Jungen.«
»Fünf?«
Er grinste. »Das ist meine Glückszahl.«
»Wir haben aber nur vier Kinderzimmer.«
»Dann müssen eben zusätzliche her.«
»Kinder oder Kinderzimmer?« Sie liebte es, wenn er ihr Haar und ihre Schultern streichelte und mit den Lippen ihren Hals berührte.
»Beides«, erwiderte er und schob die Hand unter ihren Pullover, um ihre Brüste zu umfassen.
Annie schnappte nach Luft. Die Lippen an ihre Haut gepresst, murmelte er Koseworte, die einer Frau die Knie weich werden ließen. Auf diese Weise hätte er es vermutlich auch geschafft, einer Statue aus kaltem Marmor Leben einzuhauchen. Bei Annie wirkte die Methode jedenfalls großartig.
»Wir sollten ein oder zwei Jahre warten«, flüsterte sie und bemühte sich, trotz all seiner Verführungskünste vernünftig zu bleiben. »Wir haben nicht einmal Möbel.«
»Ich liebe dich, Annie Rose Lacy Galloway. Und ich liebe die Familie, die wir zusammen gründen werden. Wir sind jung, stark und gesund und lieben einander. Lass uns ein Kind zeugen, Annie Rose. Fangen wir heute Nacht an.«
Annie wandte sich vom leeren Wohnzimmer ab. Die Geister erfüllten das ganze Haus und lauerten in jedem Winkel. Hier hatten sie sich in jener Nacht leidenschaftlich und gleichzeitig feierlich geliebt. Annie war sicher gewesen, ein Kind zu bekommen. Einen Sohn mit Kevins dunkelbraunen Augen und seinem fröhlichen Lachen … oder vielleicht eine Tochter, so lebensfroh und liebevoll wie er.
Damals waren sie beide jung und unschuldig gewesen und hatten Wunder für ebenso selbstverständlich gehalten wie das Atmen. Weshalb sonst hätte sie bis zum Ende bei Kevin ausharren sollen?
»Kein Grund zur Sorge«, hatte der Arzt zu Annie gesagt, als die Monate vergingen, ohne dass sich ein Baby angekündigt hätte. »Die Untersuchungen waren alle ohne Befund. Ihnen fehlt nichts. Kevin ist gesund. Also lassen Sie sich Zeit, Annie. Sie werden schon ein Baby bekommen.«
Aber um ein Kind in die Welt zu setzen, waren zwei Menschen nötig. Ein Mann und eine Frau, die dieselben Zukunftsträume hatten, die ihr Bett miteinander teilten und die sich zärtlich und leidenschaftlich liebten – nicht zwei Fremde, die im selben Haus nebeneinanderher lebten. Kevin hatte sich geweigert, ihrer Unfruchtbarkeit weiter auf den Grund zu gehen. Er hörte auch nicht zu, wenn sie eine Adoption vorschlug.
Und so wurden die Monate zu Jahren. Nach einer Weile war Annie zu dem Schluss gekommen, dass das vermutlich das Beste war. Man durfte ein Kind nicht in Ungewissheit und Chaos aufwachsen lassen. Nicht, wenn man die freie Wahl hatte. Denn vieles über ihren Mann erfuhr sie erst, als es zu spät war.
Niemand hatte Annie erklärt, dass es möglich war, sich in einen Jungen zu verlieben, nur um eines Tages beim Aufwachen festzustellen, dass man mit einem Mann zusammenlebte, der eigentlich ein Fremder war. Einem Mann, dessen Probleme man nicht lösen und den man nicht einmal mit Liebe erreichen konnte.
Doch selbst dann hätte sie es wahrscheinlich nicht geglaubt. Kevin hatte ihr beigebracht, immer auf ein glückliches Ende zu vertrauen. Und so war Annie bis zu seinem letzten Atemzug überzeugt gewesen, dass sich irgendwann sicher alles zum Guten wenden würde.
Inzwischen war sie klüger geworden. Ihr Glück hatte von Anfang an keine Chance gehabt. Dafür sorgte Kevin selbst, und zwar an dem Tag, an dem er anfing zu spielen.
Von oben hörte sie Georges und Gracies Klagelaute, und sie erinnerten Annie daran, dass es bis zur Übergabe des Hauses an die Flemings noch eine Menge zu tun gab.
Sie fegte Wohnzimmer, Eingangshalle und Küche, wischte die Arbeitsflächen, schrubbte das Spülbecken und polierte die Wasserhähne, bis sie glänzten. Nachdem sie einen letzten Handabdruck von der Kühlschranktür gerubbelt hatte, trat sie zurück und musterte die Küche mit einem für ihre Verhältnisse ungewöhnlich kritischen Blick, denn eigentlich war sie keine passionierte Hausfrau.
Das Haus war über vierzig Jahre alt, was leider auch für den Großteil der Ausstattung galt. Anfangs hatten Kevin und Annie sich über die altmodische Heizanlage und den vorsintflutlichen Kühlschrank amüsiert und sich vorgenommen, sie irgendwann in ferner Zukunft zu ersetzen, wenn sich ihr Konto erst einmal von dem Schock des Hauskaufs erholt hatte.
Allerdings war es nie so weit gekommen. Annie hatte ihren Traum von einer Künstlerkarriere an den Nagel gehängt und stattdessen einen Blumenladen eröffnet. Es dauerte eine Weile, bis die Geschäfte liefen, und auch Kevin wurde aus unerklärlichen Gründen einfach nicht in eine höhere Gehaltsklasse befördert. Annie hatte den Eindruck, dass die Anzahl der eingehenden Rechnungen von Monat zu Monat wuchs, während ihr Kontostand weiter sank. So sehr sie sich auch bemühten, das Haus in Schuss zu halten, die Einnahmen konnten einfach nicht mit den Ausgaben Schritt halten.
»Ein Glück, dass die Leute inzwischen praktisch jeden Preis zahlen«, meinte Susan, als Annie sagte, sie plane das Haus zu verkaufen. »Ich will dir ja nicht zu nahetreten, Annie, aber die Bude bricht bald zusammen. Wenn du sie mit Gewinn loswerden willst, müsstest du die Fenster austauschen und das Dach neu decken lassen.«
Es hatte drei Monate gedauert, einen Käufer zu finden, und wie Susan vorhergesagt hatte, lag der Preis um einiges unter dem, was eigentlich für große alte Häuser auf weitläufigen Grundstücken gezahlt wurde.
»Wir hätten mehr herausschlagen können«, klagte Susan, nachdem die Flemings den Vertrag unterzeichnet hatten. »Warum hast du, was die Fenster angeht, nicht auf mich gehört, Annie? Die Kosten hättest du dreifach wieder hereingeholt.«
Annie nickte und versuchte, ein angemessen enttäuschtes Gesicht zu machen.
In Wahrheit jedoch war sie erleichtert, das Haus überhaupt verkauft zu haben, bevor es zu einer Zwangsversteigerung kam. Natürlich hätte sie das weder Susan oder sonst einer Menschenseele verraten.
Kevins Geheimnis war bei ihr sicher.
»Ich finde, Annie macht einen großen Fehler«, verkündete Claudia, während Susan mit ihrem Wagen rückwärts die Einfahrt hinunterrollte.
Susan, die noch nie viel Rücksicht auf die Gefühle ihrer Mutter genommen hatte, verdrehte stöhnend die Augen. »Und warum, Ma? Weil sie dieses völlig unpraktische Haus aufgibt oder weil sie nicht wollte, dass du zum Mittagessen bleibst?«
»Deinen Sarkasmus kannst du dir sparen«, entgegnete Claudia und reckte das Kinn. Auf den Seitenhieb mit dem Mittagessen ging sie lieber nicht ein, obwohl ein Körnchen Wahrheit darin lag. »Annie liebt dieses Haus. Dort waren Kevin und sie glücklich. Warum um alles in der Welt wollte sie es verkaufen und in diese Hütte am Strand ziehen?«
»Lass Annie bloß nicht hören, dass du ihr neues Zuhause als Hütte bezeichnest.«
»Natürlich nicht. Ich würde sie niemals kränken.« Es traf Claudia, dass ihre Tochter ihr offenbar eine solche Taktlosigkeit zutraute. »Meiner Ansicht nach ist nur dieser Warren Bancroft schuld. Er nützt Annies Lage aus.«
Sie sah ihre älteste Tochter an.
»Du kannst nicht abstreiten, dass sie sich durch diesen Umzug nicht verbessert.«
»Ma, manchmal wünschte ich, ich wäre adoptiert.«
Als Susan an einem Stoppschild plötzlich abbremste und nur um Haaresbreite einen Zusammenstoß mit einem anderen Wagen vermied, umklammerte Claudia ihre Handtasche. Sie verkniff sich die Bemerkung über Fehlsichtigkeit und Reaktionsschnelle, die ihr auf der Zunge lag. Obwohl die Augen ihrer zweiundvierzigjährigen Tochter nicht mehr die besten waren, hielt Claudia es für klüger, schweigend über ihre Fahrkünste, ihr Gewicht oder ihre Ehe hinwegzusehen. Schließlich ging ihr der Familienfriede über alles.
»Annie braucht keine drei Bäder«, sprach Susan, offenbar ungerührt von dem Beinahe-Unfall, fort. »Und auf die vielen Erinnerungen kann sie sicher auch gut verzichten. Ich finde, sie hätte es schon viel früher tun sollen.«
»Was ist denn so schlimm an Erinnerungen?«, gab Claudia zurück und warf ihrer Tochter einen scharfen Blick zu. »Irgendwann kommt für jede Frau die Zeit, in der sie froh sein kann, überhaupt welche zu haben.«
»Annie ist nicht wie du, Ma.«
»Pass auf die Straße auf.« Claudia ging nicht auf die Bemerkung ein. »Ein Unfall hätte uns gerade noch gefehlt.«
»Du weißt genau, was ich meine.«
»Ich setze Annie nicht unter Druck. Sie trifft ihre eigenen Entscheidungen.«
Der Verkauf des Hauses war schließlich Beweis genug dafür. Claudia hätte niemals das Haus hergegeben, in dem sie und John zusammen gelebt hatten, denn ein Verkauf wäre gewesen, als müsste sie ihn noch einmal verlieren. Für sie war er in diesem Haus ebenso gegenwärtig wie zu Lebzeiten. Auch wenn ihre Kinder das nicht wussten, sprach sie manchmal mit ihm, allerdings ohne eine Antwort zu erwarten. Es war eher eine Mischung aus Monolog und Gebet.
Vermutlich würden ihre Kinder sie für verrückt halten. Claudia hatte die Blicke bemerkt, die Susan und Eileen wechselten, wenn sie glaubten, dass sie gerade nicht hinschaute. »Mutter hat nicht mehr alle Tassen im Schrank«, sollten diese wohl besagen, was Claudia ziemlich wütend machte.
Dann stand wieder ein Termin bei dem teuren Therapeuten auf dem Programm, zu dem auch John junior ging. Und das bedeutete, dass sie fünfzig Dollar von dem hart erarbeiteten Geld ihres Mannes verschwenden musste, um etwas zu erfahren, das sie bereits wusste: Sie war alt, und sie war einsam.
Warum verstand das nur niemand, obwohl es doch auf der Hand lag? Schließlich hatte sie es nicht nötig, vier Tage pro Woche in Annies Blumenladen zu arbeiten. John hatte ein Händchen fürs Finanzielle gehabt, sodass Claudia nun zwar nicht reich, aber doch ausreichend versorgt war. Außerdem befasste sie sich mit der Börse, hörte sich die Kommentare der Experten im Radio an, und folgte ihren Empfehlungen, wenn diese ihr sinnvoll erschienen. Bis jetzt hatte der Aktienmarkt sie dafür belohnt.
Wenn ihre Kinder also einen Moment in ihrer Rastlosigkeit innegehalten und nachgedacht hätten, wären sie sicher darauf gekommen, dass sie im Blumenladen aushalf, weil sie manchmal einen Grund brauchte, um morgens aufzustehen, und weil sie sich freute, bei ihrer Ankunft mit einem Lächeln begrüßt zu werden. Susan und die anderen grinsten darüber, dass sie Kurse zu den unterschiedlichsten Themen von Finanzverwaltung bis Ikebana belegte. Sie begriffen einfach nicht, dass sie nur unter Menschen sein wollte.
Mit dem Haus verhielt es sich genauso. Sie und John waren an ihrem Hochzeitstag dort eingezogen. Alle wichtigen Ereignisse ihres Ehelebens hatten sich innerhalb dieser vier Wände abgespielt. In dem Haus zu wohnen, wo sie und John ihre Kinder großgezogen hatten, gab Claudia die Möglichkeit, sich ihm trotz seines Todes nah zu fühlen. Wenn sie durch die auf so wundervolle Weise vertrauten Räume ging, erfüllte Liebe ihr Herz.
Ja, natürlich hatte das Haus viel zu viele Zimmer. Claudia wäre die Letzte gewesen, die das abgestritten hätte. Außerdem schaffte sie den Haushalt nicht mehr so wie früher. Der Staub blieb ein wenig länger liegen, und auch die Böden waren nicht mehr blitzblank. Sie sagte sich, es habe mit dem Alter zu tun, mit dem Loslassen und dem Aufgeben, dass man plötzlich Dinge nicht mehr wahrnahm, die einen auf die Palme getrieben hatten, als man noch jung und stark gewesen war.
Zum letzten Weihnachtsfest hatten sich ihre Kinder mit Ehegatten wie jedes Jahr in dem alten Haus versammelt. Allerdings war die Stimmung diesmal ein wenig anders gewesen, denn alle hatten versucht, Claudia zu einem Umzug zu überreden.
»Du könntest es dir allmählich ein bisschen leichter machen, Mom«, meinte Eileen, ihre Jüngste, während sie den Eierpunsch verteilte. »Das Haus ist viel zu groß für eine Person. Wenn du dich nicht mit diesem riesigen Kasten abmühen müsstest, hättest du viel mehr Zeit für dich.«
»Und wo würdet ihr übernachten, wenn ich diesen riesigen Kasten nicht hätte?«, gab Claudia zurück. »Etwa in Zelten im Garten?«
Natürlich war Eileens Bemerkung nur die Eröffnungssalve eines Feldzugs gewesen, der den Zweck verfolgte, Claudias alternde Augen für die von ihren Kindern so genannte Wirklichkeit zu öffnen. Terri führte ins Feld, wie schwierig es doch sei, ständig vier Schlafzimmer und zwei Bäder blitzblank zu putzen, worauf Claudia in ihre Tasse schmunzelte. Inzwischen forderte die Hausarbeit sie längst nicht mehr so wie damals, als das Haus aus allen Nähten geplatzt war und Kleinkinder und Jugendliche sowie Johns zahlreiche Hobbys Schmutz und Unordnung verbreiteten.
Dann hatten ihre Söhne und Schwiegersöhne angefangen, über Steuern und Unterhaltskosten und die Tatsache zu sprechen, dass die Rohrleitungen bis zum nächsten Weihnachtsfest dringend erneuert werden müssten. Warum also weiter Geld zum Fenster hinauswerfen? Dabei taten alle so, als wäre sie, Claudia, nicht mehr in der Lage, selbst zu entscheiden. Bis sie es nicht mehr aushielt.
»In diesem Haus habe ich mit eurem Vater gelebt. Ihr seid hier aufgewachsen, und ich werde hier sterben«, verkündete sie in einem Ton, der keinen Widerspruch duldete.
Annie war die Einzige, die Claudia verstand. Es war Ironie des Schicksals und selbst ihren leiblichen Töchtern unerklärlich, dass Kevins Tod die beiden Frauen so eng zusammengeschweißt hatte. Annie wusste, wie es war, den Mann zu verlieren, den man liebte, und wie es sich anfühlte, auf seiner Seite des Bettes zu schlafen, weil man sich dann nicht so allein vorkam. Annie brauchte man nicht eigens zu erklären, dass die Zeit ein gebrochenes Herz nicht heilte, sondern einem nur half zu lernen, mit dem Verlust zu leben.
Du kannst vor deinen Erinnerungen nicht fliehen, Annie, dachte sie nun, während Susan mit Vollgas in den Parkplatz einbog.
Dazu war die Welt nicht groß genug. Also war es besser, in dem Haus zu bleiben, wo man glücklich gewesen war, und sich mit dem Vertrauten zu trösten. Wusste Annie denn nicht, dass sie Kevin trotzdem in jedem Schatten sehen und seine Stimme hören würde, wenn es still im Raum war? Sie würde auch weiterhin seine Hände spüren, wo sie schon lange niemand mehr berührt hatte. Für Claudia genügte das. Und irgendwann würde es Annie auch genügen.
Annie reinigte gerade das Waschbecken im Schlafzimmer, als sie die Flemings vorfahren hörte. Sie hatten einen Minivan, der klang wie tausend Hamster in einem riesigen Laufrad, sodass die Nachbarn jedes Mal aufmerken würden, wenn sie sich dem Haus näherten. Annie warf einen Blick auf ihre Armbanduhr, die unter der abgewetzten Manschette von Kevins altem Jeanshemd hervorlugte. Es war erst zehn vor drei.
»Ihr kommt zu früh«, murmelte sie und schob sich mit dem Handrücken das Haar aus dem Gesicht. Was waren das nur für Leute? Wussten sie denn nicht, dass zu früh kommen genauso unhöflich war wie Unpünktlichkeit? Sie musste doch noch im Schlafzimmer staubsaugen, George und Gracie in ihre Tragekörbe locken und sich vergewissern, dass die Katzen den neuen Besitzern keine persönlichen Botschaften hinterlassen hatten. Und dazu würde sie jeden Moment der neun Minuten und siebenunddreißig Sekunden brauchen, die ihr verblieben.
Annie warf das Küchenpapier in den Müllsack, den sie von Zimmer zu Zimmer schleppte, und trat ans Fenster, um einen Blick hinunter auf die Auffahrt zu werfen. Die Fleming-Kinder waren bereits im Garten. Sie konnte ihre begeisterten Rufe und das Ächzen der Schaukel im Baum hören, Kevins letztes Heimwerkerprojekt in dem Sommer vor seinem Tod.
Joe und Pam Fleming lehnten an der Beifahrerseite ihres Wagens. Ihr Kopf lag an seiner Brust, und er liebkoste beim Reden ihr Haar. Leise Stimmen wehten zu dem Fenster im ersten Stock hinauf, wo Annie hinter den hellgrünen Vorhängen stand und sie beobachtete. Obwohl ihr der Anblick wehtat, schaffte sie es nicht, sich abzuwenden. Am liebsten hätte sie die beiden aufgefordert, sich fest aneinanderzuklammern, da das Leben nicht immer gut oder gerecht war. Doch dann hätten sie sie vermutlich für verrückt gehalten. Sie waren jung und verliebt, und vor ihnen erstreckte sich ihr ganzes Leben wie der endlose Sommer an einem sonnigen Tag.
Als sich die Flemings unten in der Auffahrt verstohlen küssten, konnte Annie die liebevolle Szene nicht mehr ertragen und trat vom Fenster zurück. Sie vermisste die Berührungen, das Flüstern und das Lachen, die die Krisen vertrieben, wie sie in jeder Ehe einmal vorkamen. Außerdem fehlte ihr das sexuelle Beisammensein, diese süße Flucht vor den Anforderungen des Alltags. Wie schwer es war, nicht mehr der wichtigste Mensch im Leben eines anderen zu sein!
Sie verspürte die übermächtige Versuchung, sich hinter einer Wand aus Erinnerungen zu verschanzen. Doch dieses Haus war ein Luxus, den sie sich nicht leisten konnte, und in gewisser Weise war sie froh darüber. Sonst hätte sie vielleicht nie den Mut gefunden, zu gehen. Nun hatte sie wieder Geld auf der Bank, und die ganze Welt stand ihr offen.
Es war Zeit, Abschied zu nehmen, eine Erkenntnis, die ihr vor einigen Monaten gekommen war. Eines Morgens beim Aufwachen hatte sich das Haus einfach nicht mehr wie ihres angefühlt. Bislang eingespielte Tagesabläufe gerieten plötzlich ins Stocken, und Annie ertappte sich dabei, dass sie von einem Neuanfang träumte, und zwar in einem Haus, das ganz allein ihr gehörte.
Obwohl ihr solche Gedanken nicht neu waren, kamen sie ihr diesmal anders vor, denn nun besaß sie die Freiheit, etwas zu unternehmen. Und so hatte sie alle Warnungen in den Wind geschlagen, das Haus zum Verkauf angeboten und den schmerzhaften Prozess eingeleitet, den es bedeutete, sich von der Vergangenheit zu trennen.
Sie hatte Kevins letzte Schulden bezahlt und von dem restlichen Geld Warren Bancrofts winziges Haus gekauft. Dreimal versuchte Warren, den Preis herabzusetzen. Aber Annie weigerte sich standhaft, Almosen anzunehmen, bis sie sich schließlich auf eine Summe geeinigt hatten, die sowohl sein Bedürfnis nach Großzügigkeit wie auch ihren Unabhängigkeitsdrang befriedigte.
Das Vierzimmerhäuschen am Strand konnte zwar nicht mit der großen viktorianischen Villa auf viertausend Quadratmetern Grund mithalten, doch Annie fühlte sich, als hätte sie einen Sieg errungen.
Auch wenn ihr Traum von einer Familie mit Kevin gestorben war, hatte sie noch immer eine Zukunft, eine Vorstellung, die sie zum ersten Mal seit Jahren glücklich machte.
Wie lange war es her, dass sie zuletzt von ganzem Herzen Glück empfunden hatte? Sie konnte sich beim besten Willen nicht daran erinnern. Viele Jahre hatte sie Glück nur in Form von flüchtigen Situationen erlebt: ein wunderschöner Sonnenuntergang, ein gut erzählter Witz, ein Tag, an dem alles wie am Schnürchen klappte. Ihr fehlte die Freude, die früher ebenso ein Teil von ihr gewesen war wie ihr Herzschlag, und nun wollte sie sie sich endlich zurückerobern. Der Umzug war ein Schritt in die richtige Richtung.
Manchmal fragte sich Annie, wie Claudia das bloß aushielt, so viele Jahre ohne John in dem großen alten Haus zu leben. Sie selbst sah Kevin überall, in sämtlichen Zimmern und hinter jeder Ecke. Sie hörte seinen Wagen in der Auffahrt, seine Schritte auf der Treppe – und die Sirene des Krankenwagens in jener letzten Nacht, als nichts, nicht einmal die Liebe, ihn mehr hatte retten können.
Er war in ihrem gemeinsamen Bett gestorben, dem großen aus Messing, in das sie sich verliebt hatten, obwohl sie es sich eigentlich nicht leisten konnten. Die Sanitäter hatten nicht einmal mehr die Zeit gehabt, ihm die Elektroden auf die Brust zu drücken.
Er war gestorben, ohne sich von ihr zu verabschieden.
Sie hatte keine Gelegenheit mehr gehabt, ihm zu sagen, dass sie ihn dennoch liebte.
Annie wusste nicht, wann sie diese Worte zum letzten Mal ausgesprochen hatte. So lange empfand sie schon Wut auf ihn, dass die Liebe inzwischen eher einer Erinnerung glich, aus der längst das Leben gewichen war. Oft hatte Annie mit dem Gedanken gespielt, ihn zu verlassen, ihre Kleider in einen Koffer zu stopfen, die Katzen zu nehmen und irgendwo wieder von vorne anzufangen – an einem Ort, wo das Telefon nicht mitten in der Nacht läutete und wo keine zwielichtigen Gestalten auf der dunklen Veranda herumlungerten und ihren Mann sprechen wollten. Er hatte alles Geld, das sie sich so hart erarbeitet hatten, auf der Rennbahn, am Kartentisch und am Rouletterad verschleudert und dabei irgendwann auch ihre Liebe weggeworfen.
»Gib mir Zeit, Annie«, hatte er kurz vor seinem Tod gesagt. »Ich weiß, dass ich alles wiedergutmachen kann.«
Warum hatte sie ihm damals nicht geantwortet, dass sie ihn immer noch liebte und gern an ihn glauben wollte? Wenn er ihr nur auf halbem Wege entgegengekommen wäre, hätten sie vielleicht wieder in das Leben zurückfinden können, das sie sich als Liebespaar an der Highschool erträumt hatten, als die ganze Welt noch vor ihnen lag.
Stattdessen hatte sie sich abgewendet.
Kurz darauf war die Eingangstür leise zugefallen. Der Abstand zwischen ihnen war wieder ein wenig größer geworden. Drei Wochen später war Kevin tot, und es gab kein Zurück mehr.
Susan und Eileen hatten sie am Morgen nach der Beerdigung allein im Schlafzimmer angetroffen, wo sie mit einem alten Baseballschläger aus Holz das Messingbett bearbeitete.
»Ich hasse dich!«, schrie sie bei jedem Schlag. »Warum hast du uns das angetan?«
Den beiden Frauen war es nicht gelungen, sie festzuhalten, so wild war sie vor Wut, die ihr bislang ungeahnte Kräfte verlieh. Annie zerschmetterte Spiegel und Lampen, zerrte Kevins Kleider aus dem Schrank und warf seine Turnschuhe gegen die Wand.
Die vernünftigen Einwände ihrer Schwägerinnen stießen auf taube Ohren. Erst nachdem Susan und Eileen Annie geholfen hatten, Matratze, Lattenrost und das verbogene Bettgestell nach draußen zu dem anderen Sperrmüll zu schleppen, ließ ihre Wut nach. Sie sank auf den Randstein nieder und vergrub erbärmlich schluchzend ihr Gesicht in den Armen.
Manchmal hatte sie Kevin gehasst und sich gefragt, warum sie eigentlich bei ihm blieb. Und dennoch hatte sie nie aufgehört, ihn zu lieben. Nun – zwei Jahre zu spät – war sie sich dessen bewusst, doch es spielte für niemanden mehr eine Rolle.
Wenn sie ihn vielleicht ein bisschen weniger geliebt und ihn dafür energischer in seinem Kampf gegen die Sucht unterstützt hätte, wäre sie heute möglicherweise keine achtunddreißigjährige Witwe mit zwei Katzen, einer überzogenen Kreditkarte und dem Gefühl, dass nach dem heutigen Tag nichts mehr so sein würde wie früher.
Wenn jemand Sam Butler im Sommer vor einem Jahr erzählt hätte, er würde am ersten Septemberwochenende in Begleitung eines alten gelben Labradors und mit einem Stapel Kartons auf dem Rücksitz in einem gebrauchten Geländewagens sitzen und einen Big Mac mit Pommes vertilgen, er hätte sich wohl auf der Terrasse seiner Ferienwohnung am Strand gemütlich zurückgelehnt und herzhaft darüber gelacht.
Vor zwölf Monaten war Sam nämlich noch der erste Mann in der Investmentabteilung von Mason, Marx und Daniel, einer Kanzlei in der Wall Street, gewesen. Er verdiente viel Geld, fuhr ein dickes Auto und besaß natürlich auch eine tolle Wohnung. Alle bezeichneten ihn als »Naturtalent«. Von einem Platz im Großraumbüro, wo er sein Geld mit Kaltakquise am Telefon verdiente, hatte er sich in die Chefetage hochgearbeitet und konnte inzwischen eine beeindruckende Liste von Kundenkonten vorweisen.
»Wenn man Butlers Begabung in Flaschen abfüllen könnte, würde das Universum uns gehören«, hatte Franklin Bennett Mason bei der letzten Weihnachtsfeier den versammelten Truppen verkündet. Niemand besäße Sam Butlers Tatendrang, seine Entschlossenheit und seine Fähigkeit, wildfremde Menschen dazu zu bringen, die Ersparnisse eines ganzen Lebens einem Mann anzuvertrauen, den sie erst vor einer Viertelstunde kennengelernt hätten.
Sam Butler war der Größte, und das wussten alle in der eng vernetzten Welt, in der er sich bewegte. Er war der Mann, den man gern ins Boot holen wollte. Sam trennte Berufliches streng von Privatem. Er war jedermanns Kumpel, aber niemandes Freund, und die geheimnisvolle Aura, mit der er sich umgab, trug nur zu seinem Glanz bei. In Wahrheit jedoch hatte er gar keine Zeit für Freundschaften. Er war nämlich viel zu sehr damit beschäftigt, seine fünf Geschwister großzuziehen.
Sam belog seine Kunden nie und ermutigte sie auch nicht zu Risiken, die er selbst nicht eingegangen wäre. Schien ein Anleger fest entschlossen, sich in die unsicheren Gefilde der Finanzwelt vorzuwagen, ebnete Sam ihm den Weg und fungierte sozusagen als sein Leibwächter. Er zeigte eine für sein Alter untypische Verantwortungsbereitschaft und nahm die Zukunftspläne seiner Kunden ebenso ernst wie seine eigenen.
Die Menschen mochten Sam. Das war schon immer so gewesen. Und deshalb ging sein Stern in dem kleinen Universum namens Finanzwelt rasch auf. Aus dem neunzig Sekunden langen Kommentar jeden Dienstag, mit denen er vor einigen Jahren bei einem Börsenkanal begonnen hatte, war rasch eine tägliche Dreiminutensendung geworden, die seinen Ruhm in dem selben Glanz erstrahlen ließ wie die Lackierung seiner geleasten Luxuslimousine.
Als Sam zum ersten Mal den Verdacht hatte, dass etwas im Argen lag, behielt er es zunächst für sich. Obwohl die Anzahl seiner Geschäftsabschlüsse konstant blieb, sanken seine Erträge. Die Börse boomte, die Aktien stiegen, und nirgendwo am Horizont war eine Rezession oder eine Inflation zu sehen, sodass Sam in seinen Kommentaren die Zukunft in den rosigsten Farben malte. Grenzenlose Gewinne. Eine florierende Wirtschaft.
Dass Sams Kunden dennoch kein Geld scheffelten, wunderte ihn zwar, aber er unternahm nichts. Nur noch ein Jahr, sagte er sich. Dann war er aus dem Schneider. In einem Jahr würde seine jüngste Schwester das College abgeschlossen haben und endlich auf eigenen Füßen stehen. Und Sam hätte dann vielleicht ein wenig Zeit für Kleinigkeiten wie ethische Fragen.
Als er einige Wochenenden opferte, um im Büro seine Akten durchzugehen, stellte er anhand der langen Zahlenkolonnen fest, dass sich ein unheilvoller Trend abzeichnete: Seine Kunden verloren tatsächlich Geld. Bis jetzt schien es noch nichts Ernstes zu sein. Nichts, was sich nicht mit Wörtern wie Gewinnmitnahmen und saisonale Anpassungsbewegungen erklären ließ. Allerdings erkannte Sam, dass System dahintersteckte: Jemand verlagerte still und heimlich Depotanteile von den Aktien namhafter Unternehmen hin zu Risikofirmen, ein Verfahren, das für Sam eindeutig nach Betrug roch – ein Betrug, der sich unter seinen Augen abspielte und offenbar in seinem Namen stattfand!
Anfangs redete er sich ein, dass es keine Rolle spielte. Schließlich waren seine Kunden nichts weiter als Namen, Sozialversicherungsnummern und ein Betrag in Dollar. Die meisten von ihnen hätte er auf der Straße nicht wiedererkannt. Schließlich hatte er schon vor langer Zeit gelernt, dass man sich in seiner Branche keine persönlichen Gefühle leisten konnte.
Deshalb wollte Sam auch nichts von Krankenhausrechnungen oder neugeborenen Enkelkindern hören und hielt nichts davon, Familienfotos auszutauschen.
Einmal, zu Anfang seiner Karriere, hatte er diesen Fehler begangen, und er hätte sich beinahe als verhängnisvoll entpuppt. Kunden waren und blieben Kunden, keine Freunde – obwohl es sich manchmal als schwierig erwies, sich strikt an diese Devise zu halten.
Nur zehn Monate. Mehr brauchte er nicht. Vierzig Wochen. Dann würde er in Masons Büro spazieren und ihm seine Kündigung präsentieren.
Fast hätte Sam es geschafft. Doch neun Wochen vor seinem geplanten Abschied wurde er beim Nachhausekommen in seiner Wohnung von zwei Männern in schwarzen Anzügen empfangen. Er sparte sich die Frage, wie sie sich Zutritt verschafft hatten – nicht, dass sie ihm eine Erklärung angeboten hätten. Außerdem wusste Sam genau, warum sie gekommen waren.
Offenbar waren die Unregelmäßigkeiten bei Mason, Marx und Daniel nicht nur ihm allein aufgefallen. Und da die Täter offenbar sehr schlau vorgingen, wies alles auf Sam als Schuldigen hin. Als man ihm das gesamte Ausmaß des Betrugs eröffnete, wurden ihm die Knie weich: Während er, Sam, absichtlich die Augen vor den Geschehnissen verschlossen hatte, hatte der wahre Täter seine Fingerabdrücke gelöscht und sie durch andere ersetzt: die von Sam.
Die Männer in den schwarzen Anzügen machten Sam einen Vorschlag, den er nicht ablehnen konnte, falls ihm seine Freiheit lieb war. Sie brauchten Insiderwissen und erläuterten Sam, es sei in seinem besten Interesse, ihr wichtigster Informant zu werden.
Und so fing Sam an, lange Listen mit Namen, Daten und Prozentsätzen anzulegen. Als es ihm zu gefährlich wurde, sie in seinem Computer zu speichern, fotografierte er den Bildschirm mit einer kleinen Kamera, die er in seiner Hemdentasche aufbewahrte.
Auf diese Weise füllte er ein Notizbuch nach dem anderen mit Beweisen und deponierte sie zusammen mit den Unterlagen, Fotos und allem, was er sonst in die Hände bekam, in einem Bankschließfach in seinem alten Stadtviertel Queens. Den Zweitschlüssel zu diesem Schließfach schickte er an eine Adresse in Arlington, Virginia.
Wahrscheinlich wäre er unentdeckt geblieben, wäre da nicht Mrs Ruggiero gewesen. Mrs Rugiero war seine erste Kundin, eine Witwe, die in dem Viertel lebte, wo er aufgewachsen war. Sie hatte in den ersten Wochen nach dem Tod von Sams Mutter und dann wieder, als sein Vater starb, für die sechs Geschwister gesorgt und für sie gekocht. Und viele Jahre später hatte sie Sam gebeten, das Geld aus der Lebensversicherung ihres verstorbenen Mannes für sie anzulegen, »damit ich einmal gut versorgt bin.«
Als Sam bemerkt hatte, dass der Wert ihres Depots stetig sank, hatte ihn das noch betroffener gemacht als das Schicksal seiner übrigen Kunden. Er hatte an die Schachtel mit selbst gebackenen Plätzchen gedacht, die jedes Jahr zu Weihnachten in seinem Büro eintraf. An die Essenseinladungen am Ostersonntag, die er stets ablehnte, da das alte Viertel für ihn inzwischen Lichtjahre entfernt schien. Und er hatte sich an seine Mutter erinnert, die am Freitagabend immer mit Mrs R. zum Bingo in die All Souls Church am Francis Lewis Boulevard gegangen war.
Mrs R. verdiente so etwas nicht. Und so hatte Sam den glänzenden Einfall gehabt, ihr Geld wieder in den sicheren Fonds anzulegen, die ihnen beiden lieber waren. Erschwert wurde dieser komplizierte Vorgang allerdings dadurch, dass sein Treiben auf keinen Fall auffliegen durfte.
Als das Verfahren bei Mrs R. gut zu funktionieren schien, fiel Sam ein alter Mann in Brooklyn namens Ben Ashkenazy ein. Mr Ashkenazy hatte zusammen mit dem Nachbarn von Sams Eltern im Zweiten Weltkrieg gekämpft und sich anschließend dreißig Jahre lang bei der Telefongesellschaft AT&T abgeschuftet. Auch ihm durfte man nicht zumuten, dass sein Geld immer weniger wurde!
Bei Ashkenazy klappte es wunderbar, und so dachte Sam als nächstes an Lila Connelly, die mit einer Abfindung von IBM in den vorzeitigen Ruhestand gegangen war. Nun war Sam für die Verwaltung ihrer gesamten Altersvorsorge verantwortlich, und das Geld schmolz zusehends dahin.
Allerdings schienen diese Kunden nichts weiter als kleine Fische, an denen man übte, bevor man sich an die großen Brocken heranwagte. Warum also erinnerten ausgerechnet sie Sam daran, dass er auch ein Herz hatte?
Lila war Kundin des Frisiersalons gewesen, in dem seine Mutter gearbeitet hatte. Bei der Beerdigung steckte sie den Butler-Kindern fünfzig Dollar zu und versprach ihnen, sie auch weiterhin zu unterstützen. Und nun sollte Sam zulassen, dass man sie ausraubte, ihr alle Träume nahm und sie in die gewaltige Häckselmaschine namens Börse warf?
Das kam überhaupt nicht in Frage!
Und so fing Sam an, auch Lilas Geld ganz, ganz langsam umzubuchen. Das war der Moment, in dem man ihm schließlich auf die Schliche kam.
Eines sonnigen Freitagmorgens Anfang August wurde Sam von Franklin Bennett Mason, seinem Seniorpartner und gelegentlichem Squashgegner, in dessen Büro zitiert, wo man ihm die fristlose Kündigung überreichte. Obwohl Mason beschönigend von neuen Richtlinien sprach und Sam für die im Laufe der Jahre geleistete Arbeit lobte, wussten beide, was in Wahrheit dahintersteckte, denn sein eisiger Blick verriet ihn. Offenbar war es aufgefallen, dass Sam heimlich Gelder von fragwürdigen Investitionen abzog, um sie wieder in namhaften Firmen anzulegen – und was das bedeutete, lag für einen erfahrenen Finanzmann auf der Hand.
Zu Sams Glück war sein Arbeitgeber nicht in alles eingeweiht.
Als Abfindung erhielt er einen dicken Scheck, eine halbe Stunde später stand er auf der Straße. Sam war klar, dass die Gerüchteküche überbrodeln würde, sobald die Tür hinter ihm ins Schloss gefallen war.
Wieder ein Psychofall, würde es heißen. Ausgebrannt. Wer jahrelang dieses Tempo fährt, kriegt eben früher oder später die Quittung.
Beim Mittagessen würde man darüber spekulieren, wo er wohl als Nächstes anheuern würde. Vielleicht bei Morgan Stanley oder bei Salomon. Möglicherweise würde er ja auch ganz aussteigen und vor den Keys, einer Inselgruppe am Südzipfel von Florida, auf einem Segelboot leben.
Allerdings würde sicher kein ehemaliger Kollege anrufen, um sich nach seinem Befinden zu erkundigen. Dazu war diese Branche viel zu schnelllebig, und außerdem herrschte ein Konkurrenzkampf jeder gegen jeden. Schon morgen Früh säße ein anderer an seinem Schreibtisch, und auch beim Fernsehsender hätte man Ersatz für ihn gefunden, noch bevor die Börse am Nachmittag schloss. Bis Quartalsende würde er vergessen sein.
Eine Stunde später erschienen seine Freunde in den teuren schwarzen Anzügen, um ihm den Schlüssel zum Schließfach abzunehmen. Außerdem warnten sie ihn, dass ihm noch einiges bevorstand, ehe er wieder erleichtert aufatmen durfte.
Falls es überhaupt dazu käme.
Dann rieten sie ihm, sich eine Weile rarzumachen. Er solle sich ein hübsches Plätzchen suchen, ihnen Bescheid sagen und verschwinden. Außerdem gaben sie ihm ein abhörsicheres Mobiltelefon und eine Nummer, bei der er sich jeden Tag melden solle. Er dürfe das Land nicht verlassen, müsse das Telefon stets bei sich tragen und sich jederzeit bereithalten, um gegen seinen ehemaligen Arbeitgeber vor Gericht auszusagen.
Die Männer versprachen ihm nichts. Mit ein wenig Glück würden die von ihm gesammelten Informationen reichen, um seine Unschuld zu beweisen. Andernfalls drohten ihm einige Jahre Gefängnis.
Sam überlegte, ob er sich ein Zimmer in den Hamptons mieten sollte. Doch diese lagen viel zu nah am Schauplatz des Geschehens. Eine weitere Alternative schien ihm die Küste von New Jersey zu bieten. Allerdings bestand dort Gefahr, dass er zufällig einem Bekannten in die Arme lief. Florida und Kalifornien konnte er nicht leiden. Hawaii war ihm zu teuer. Maine mit seiner viereinhalbtausend Kilometer langen Küste hatte ihm hingegen schon immer gefallen. Warren besaß mindestens sechs Häuser in Shelter Rock Cove. Vielleicht war er bereit, ihm eines davon auf Monatsbasis zu vermieten, bis er erfuhr, ob sein nächster Wohnsitz das Tragen von Hemden mit eingestickter Nummer verpflichtend vorschreiben würde.
Warren sagte zu, bevor Sam Zeit hatte, seine Frage zu beenden.
Auch seine Aufpasser befanden Shelter Rock Cove für geeignet. Seinen Geschwistern erzählte Sam, er wolle eine Auszeit nehmen und sich nach Maine zurückziehen, um wieder eins mit der Natur zu werden und einen klaren Kopf zu bekommen. Er hoffte, sie würden ihm diese Ausrede abkaufen. Die Wahrheit behielt er lieber für sich.
»Ich gebe dir ein halbes Jahr, du Naturbursche«, höhnte Courtney, als sie seine Stereoanlage und seinen Fernseher in ihren gemieteten Transporter packten. »Dann wirst du bei mir vor der Tür stehen und um deine Sachen betteln.«
Grinsend zauste er ihr das rote Haar, so wie damals, als sie noch sechs Jahre alt und voller Angst wegen der Ungeheuer unter ihrem Bett gewesen war. In zwei Wochen würde sie zwanzig Jahre alt werden und in einem Jahr ihren Abschluss an der Columbia University machen, bevor für sie der Ernst des Lebens anfing. Ihre Studiengebühren und die Lebenshaltungskosten für dieses letzte Jahr waren voll abgedeckt, auch wenn er dafür seine sämtlichen Aktienpakete hatte verkaufen müssen.
Ein Jammer, dass seine Kunden dazu keine Gelegenheit mehr gehabt hatten.
»Keine Sorge, Kleines«, erwiderte er in seinem besten Humphrey-Bogart-Tonfall. »Die Stereoanlage gehört dir.«
Courtney vermutete, dass er eine schmerzhafte Trennung verarbeiten musste, während ihr Bruder Tony annahm, es handle sich um eine zehn Jahre vorgezogene Midlife-Crisis: Während andere alternde Männer sich das Haupthaar aufforsten ließen oder sich einen potenzträchtigen Sportwagen zulegten, warf Sam eben alles hin und verkroch sich wie ein Einsiedler in die Wildnis von Maine.
Kerry, Dave und Marie hielten ihren großen Bruder schlicht und ergreifend für übergeschnappt. Sam widersprach ihnen nicht. Wie sollte man geliebten Menschen – insbesondere den eigenen Geschwistern, die zu einem aufschauten – klarmachen, dass man allen Grund hatte, sich zu schämen. Dass man unschuldigen Menschen Schaden zugefügt hatte, obwohl man nur seine Familie durchbringen wollte.
Eigentlich hatte er sich sein Leben ganz anders vorgestellt, und es traf ihn wie ein Blitz aus heiterem Himmel.
Abends war er als ganz normaler, dem Feiern nicht abgeneigter Collegestudent zu Bett gegangen und am nächsten Morgen als Familienvorstand von sechs Kindern im Alter zwischen neunzehn und drei Jahren aufgewacht.
Ohne eigenes Einkommen und ohne Studienabschluss war es ihm gelungen, die Familie Butler durchzubringen.
Trotz aller Schwierigkeiten hatten sie es geschafft. Dass alle seine Geschwister nun eine gute Ausbildung vorweisen konnten und keiner von ihnen auf die schiefe Bahn geraten war, erleichterte es ihm, seine missliche Lage zu ertragen. Wenn das Warten vorbei und die Wahrheit auf dem Tisch war, würden sie ihm vielleicht verzeihen können.
Und so saß Sam nun in seinem Gebrauchtwagen, neben ihm ein Hund aus zweiter Hand, und blickte auf sein verpfuschtes Leben zurück.
Dabei fragte er sich, ob die Träume, die er mit neunzehn auf Eis gelegt hatte, ihn heute wohl noch begeistern könnten. Trotz seiner großen Familie hatte er sich noch nie so allein gefühlt.
Um sieben hatte sich Annie mit einer Tasse Kaffee und einem Döschen Kopfschmerztabletten auf die Veranda hinter dem Haus zurückgezogen, in der Hoffnung, die pochenden Kopfschmerzen vertreiben zu können, von denen ihr fast der Schädel platzte.
Natürlich hatte sie sich über die Hilfe und die Gesellschaft der anderen gefreut. Doch nachdem sie einen ganzen Tag damit verbracht hatte zu packen, zu fegen, zu putzen, Konversation zu betreiben und ihre Erinnerungen beiseite zu schieben, hatte sie nun schlicht und ergreifend genug. So sehr sie die Menschen auch liebte, die ihr beim Umzug unter die Arme gegriffen hatten, wünschte sie sich, sie würden endlich verschwinden.
Vielleicht war es das Beste, wenn sie selbst sich in Luft auflöste.
Alles fühlte sich ganz anders an, als sie es sich vorgestellt hatte. Das Haus, das ihr vor einem Monat gemütlich und günstig im Preis erschienen war, wirkte wie eine überfüllte Hundehütte. Pappkartons mit Büchern, Geschirr, Kleidern, Handtüchern und Bettwäsche standen überall herum, und das einzige richtige Möbelstück, das sie besaß, das Himmelbett, füllte das ganze Schlafzimmer aus. Hatte sie völlig den Verstand verloren? Weshalb war ihr nicht klar gewesen, dass man für ein großes Bett ein dementsprechendes Zimmer brauchte? Sie würde über die Matratze klettern müssen, um den Wandschrank zu erreichen, da das Fußende des Bettes die Wand berührte.
Um das Maß voll zu machen, griffen die Katzen mit ausgefahrenen Krallen jeden an, der es wagte, einen Fuß in ihr Territorium zu setzen. Leider handelte es sich dabei zum allgemeinen Bedauern um die einzige Toilette im Haus.
Während Susans Mann Jack den Werkzeugkasten aus einem der zahlreichen Kartons hervorkramte und anfing, ein neues Schloss an der Eingangstür anzubringen, begannen Eileen und Claudia mit dem Auspacken von Gläsern und Geschirr.
Unterdessen schleppten die Jungen weitere Bücherkisten aus dem Transporter herbei. Alle waren bei der Arbeit so guter Dinge, dass Annie sich beinahe schämte, weil sie lieber mit ihrer Enttäuschung allein sein wollte. Sie empfand die Gesellschaft ihrer Freunde und der Familie Galloway, die sich alle redlich Mühe gaben, Gefallen an ihrem neuen Haus zu äußern, eher als anstrengend.
Außerdem entging ihr nicht, dass alle hinter vorgehaltener Hand an ihrem Verstand zweifelten.
Jemand hätte sie aufhalten müssen. Warum tauscht sie ihr schönes Haus gegen diese Bruchbude ein? Sie ist nicht ganz richtig im Kopf. Es muss an der Trauer liegen.
Wie viel leichter wäre es gewesen, wenn sie nach der Beerdigung einfach alle zusammengerufen und ihnen die Wahrheit gesagt hätte – nämlich, dass ihr geliebter Kevin, dem sie ewige Treue geschworen hatte, lange vor seinem Tod das gesamte Vermögen verspielte und es nun ihr überließ, den Scherbenhaufen zusammenzukehren. Dann hätten die Galloways sich schützend um sie geschart, so wie damals, nach ihrem großen Verlust im Alter von sechzehn Jahren. Schon so viele Jahre vor ihrer Hochzeit mit Kevin hatten sie sie in ihrer Familie willkommen geheißen. Sie gaben ihr ein Zuhause und schenkten ihr ihre Liebe – unbezahlbar für ein junges Mädchen, das völlig mittellos in der Welt stand.
Kevin war der strahlende Stern der Familie gewesen, ein Dichter und Träumer, und sie alle glaubten weiterhin fest daran, dass er es weit hätte bringen können, wenn er nur nicht so früh gestorben wäre.
Und Annie liebte sie alle, Kevin und seine Familie, zu sehr, um ihnen diese Illusion zu rauben.
»Du hast keine Cola mehr da«, verkündete Susan von der Küchentür aus.
Annie schluckte zwei weitere Kopfschmerztabletten.
»Dann sollen sie eben Bier trinken.«
»Das ist auch fast alle.«
»Meinst du, es fällt jemandem auf, wenn ich rasch einkaufen fahre?«
»Schon, nämlich wenn du nicht zurückkommst.« Susan lehnte sich ans Geländer der Veranda. »Es steht dir ins Gesicht geschrieben.«
»Ich bin so müde«, erwiderte Annie. »Deshalb wahrscheinlich der Gesichtsausdruck. Wenn ich mir ein paar Vorhänge und Teppiche besorge, sieht es gleich viel wohnlicher aus.«
»Du könntest sämtliche Vorhänge bei drei Einrichtungshäusern aufkaufen, ohne dass es etwas nützen würde.« Susan stützte die Ellenbogen auf. Die Zigarette in ihrer rechten Hand brannte nicht – ihre neueste Methode, sich das Rauchen abzugewöhnen. »Fran im Büro hat mir erzählt, dass Bancroft das andere Haus in der Straße auch vermieten will.«
Es gab in Annies Straße nur zwei Häuser, die beide Warren Bancroft, dem erfolgreichsten Mann von Shelter Rock Cove, gehörten. Obwohl es ihm gelungen war, ein kleines Fischerboot in ein Unternehmen mit Millionenumsätzen zu verwandeln, hatte er seiner Heimatstadt nie den Rücken gekehrt. In der kleinen Hütte, die nun Annie gehörte, wuchs er auf. Besitzerin des Häuschens am Wasser war seine Schwester Ellie gewesen, die im selben Jahr starb wie Kevin.
»An jemanden, den wir kennen?«, fragte Annie.
»Einen Ruheständler aus New York. Fran hat gehört, der Typ sei ein alter Angelkumpan von Warren.«
Das Schöne an Annies neuem Haus war der mehrere Hundert Meter lange Privatstrand, den schon seit Jahren niemand mehr benützte. Annie hatte sich ausführlich die langen Morgenspaziergänge am einsamen Ufer ausgemalt. Nun würde sie den Strand offenbar mit einem Großkotz aus New York teilen müssen.
»Was für ein Verlierer zieht denn freiwillig in diese Einöde?«, schimpfte sie ungewöhnlich gereizt. Eigentlich hätte sie ja dankbar sein müssen, dass sie ein Dach über dem Kopf hatte – und dass es voll bezahlt war. »Weiß er denn nicht, dass alle Rentner, die etwas auf sich halten, in Bar Harbor wohnen?«
»Bar Harbor ist nicht so toll, wie alle meinen«, erwiderte Susan. »Zu viele Touristen.«
Sie hielt inne und wandte sich lauschend zur Tür, da sie das Klappern von hohen Absätzen hörte.
»Na toll«, murmelte sie, »da kommt Klapperhacke.« Die Galloway-Kinder verspotteten ihre zierliche Mutter gnadenlos wegen ihrer Vorliebe für lautstark klappernde, hochhackige Schuhe – auch wenn sich dieses Frühwarnsystem in ihrer Teenagerzeit beim Knutschen hinter dem Haus häufig als sehr nützlich erwiesen hatte.
»Ich hätte mir denken können, dass ihr beiden Mädchen euch hier draußen versteckt«, sagte Claudia und trat auf die Veranda.