Sie gründet - Jessica Turner - E-Book

Sie gründet E-Book

Jessica Turner

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Beschreibung

Dein Arbeitsbuch von der ersten Idee zum erfolgreichen Business

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Seitenzahl: 342

Veröffentlichungsjahr: 2025

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1. Auflage 2025Alle Bücher von WILEY‐VCH werden sorgfältig erarbeitet. Dennoch übernehmen Autoren, Herausgeber und Verlag in keinem Fall, einschließlich des vorliegenden Werkes, für die Richtigkeit von Angaben, Hinweisen und Ratschlägen sowie für eventuelle Druckfehler irgendeine Haftung

© 2025 Wiley‐VCH GmbH, Boschstraße 12, 69469 Weinheim, Germany

Alle Rechte, insbesondere die der Übersetzung in andere Sprachen, vorbehalten. Kein Teil dieses Buches darf ohne schriftliche Genehmigung des Verlages in irgendeiner Form – durch Photokopie, Mikroverfilmung oder irgendein anderes Verfahren – reproduziert oder in eine von Maschinen, insbesondere von Datenverarbeitungsmaschinen, verwendbare Sprache übertragen oder übersetzt werden. Die Wiedergabe von Warenbezeichnungen, Handelsnamen oder sonstigen Kennzeichen in diesem Buch berechtigt nicht zu der Annahme, dass diese von jedermann frei benutzt werden dürfen. Vielmehr kann es sich auch dann um eingetragene Warenzeichen oder sonstige gesetzlich geschützte Kennzeichen handeln, wenn sie nicht eigens als solche markiert sind.

Alle Rechte bezüglich Text und Data Mining sowie Training von künstlicher Intelligenz oder ähnlichen Technologien bleiben vorbehalten. Kein Teil dieses Buches darf ohne die schriftliche Genehmigung des Verlages in irgendeiner Form – durch Photokopie, Mikroverfilmung oder irgendein anderes Verfahren – in eine von Maschinen, insbesondere von Datenverarbeitungsmaschinen, verwendbare Sprache übertragen oder übersetzt werden.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Print ISBN: 978‐3‐527‐51219‐5ePub ISBN: 978‐3‐527‐85198‐0

Umschlaggestaltung: Cornelia Biegler & Susan Bauer, HeddesheimSatz: Straive, Chennai, IndiaDruck und Bindung:

Inhaltsverzeichnis

Cover

Titelblatt

Impressum

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Teil I: DU SCHAUST UM DICH HERUM UND IN DICH HINEIN

1 Was bedeutet es, zu gründen?

1.1 Scheitern und das Beste daraus mitnehmen

1.2 Was Gründerinnen besonders macht

1.3 Wie eine Gründung dein Leben beeinflusst

Anmerkungen

2 Deine persönliche Entwicklung

2.1 Untersuche deinen Selbstwert

2.2 Entwickle den Mut, dein eigenes Ding zu machen

2.3 Entdecke deine Gründungspower!

2.4 Pflege deine Beziehung zu Geld

Anmerkungen

Teil II: DU ENTDECKST DAS FEUER IN DIR UND MACHST DICH BEREIT

3 Finde dein Ding

3.1 Finde dein inneres Feuer als Antrieb für die Gründung

3.2 Entdecke das »Warum« für deine Gründung

3.3 Entscheide, wie du dein Unternehmen führen möchtest

3.4 Definiere das »Was« für deine Gründung

3.5 Entscheide, mit wem du gründest

Anmerkungen

4 Marktforschung und Geschäftsentwicklung

4.1 Erforsche den Markt und dessen Trends, um den passenden Fit zu finden

4.2 Definiere deine Zielgruppe und ihre Bedürfnisse

4.3 Trust the process: Experimente, Nutzerfeedback & validiertes Lernen

4.4 Nimm dein Geschäftsmodell unter die Lupe

4.5 Last, but not least: Überprüfe, ob deine Gründungsidee passt

Anmerkungen

5 Vermarktung und Markenbildung

5.1 Gewinne deine Kundschaft mit der Story hinter deiner Idee

5.2 Kreiere ein Erlebnis für deine Kundinnen und Kunden

5.3 Überzeuge mit dem perfekten Branding

5.4 Definiere, wann, wo und wie du deine Idee vermarkten möchtest

5.5 Verkaufe, ohne zu verkaufen

Anmerkungen

6 Rechtliche Grundlagen deiner Gründung

6.1 Entscheide für dein Business: von der Rechtsform bis zur digitalen Gründung

6.2 Schütze das geistige Eigentum

6.3 Steuern sind nicht dein Endgegner!

Anmerkungen

Teil III: DU ZÜNDEST DIE RAKETE UND HEBST AB

7 Dein Weg zur Finanzierung

7.1 Behalte den finanziellen Durchblick

7.2 Überprüfe deine Finanzierungsoptionen

7.3 Erstelle deinen Businessplan

7.4 Pitche deine Gründungsidee

Anmerkungen

8 Netzwerk, Netzwerk, Netzwerk

8.1 Überlege dir genau, mit welchen Partner*innen du zusammenarbeiten möchtest

8.2 Finde Support‐Programme

8.3 Erkenne den Wert von Netzwerken für dein Business

8.3 Baue deinen Inner Circle auf

Anmerkungen

9 Team work makes dream work

9.1 Entscheide, wer ins Team passt

9.2 Erstelle eine passende Recruiting‐Strategie

9.3 Bringe dein Team auf Hochtouren

Anmerkungen

10 Du als inspirierende Leaderin

10.1 Du trägst Verantwortung als Führungskraft und das macht Spaß!

10.2 Zeige dich und strahle als Führungskraft

Anmerkungen

11 Mit Fokus, Balance und Weitblick zum Erfolg

11.1 Mach deine mentale Gesundheit zur Priorität

11.2 Meistere die unterschiedlichen Phasen deiner Gründung

11.3 Visualisiere deinen Erfolg als Gründerin

Anmerkungen

Schlusswort

Danksagung

Über die Autorinnen

Literaturverzeichnis

End User License Agreement

Orientierungspunkte

Cover

Titelblatt

Impressum

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

1 Was bedeutet es, zu gründen?

Schlusswort

Danksagung

Über die Autorinnen

Literaturverzeichnis

End User License Agreement

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Hinweis

In diesem Buch verwenden wir eine möglichst genderinklusive Sprache, um alle Geschlechter und Identitäten einzubeziehen. Wo es möglich ist, nutzen wir geschlechtsneutrale Formulierungen oder wechseln zwischen femininen und maskulinen Bezeichnungen. Dem Thema geschuldet, richtet sich das Buch an weibliche Personen und wir sprechen oft von Frauen und Männern, während wir Verhaltensmuster auf Basis eines binären Geschlechterverständnisses pauschalisieren. Damit möchten wir keine veralteten Denkweisen festigen und niemanden in eine Schublade stecken, sondern genau das Gegenteil: Muster sichtbar machen, um sie danach mit vereinter Kraft aufbrechen zu können. Für mehr Diversität und Mut zum individuellen Weg.

Vorwort

Liebe Gründerin,

dieses Buch ist für dich. Vielleicht stehst du gerade an dem Punkt, an dem du den Wunsch verspürst, dein eigenes Unternehmen zu gründen, oder du bist schon mitten auf deinem Weg als Unternehmerin. Ob hoch motiviert oder fürchterlich verunsichert – egal, wo du dich gerade befindest – wir möchten dir zur Seite stehen.

Wir sind Cornelia und Jessica. Wir möchten mehr Frauen als erfolgreiche Unternehmerinnen sehen. Denn als Unternehmerinnen können wir die Welt mitgestalten. Für uns ist es ein wundervoller Weg, Träume zu verwirklichen. Es ist unsere Chance, andere zu ermutigen. Es ist eine Möglichkeit, gegen Ungerechtigkeiten anzukämpfen. Für uns ist es zutiefst erfüllend, wenn wir für Probleme Lösungen finden und damit das Leben anderer verbessern können. Wir sind zwei Frauen, die ihre ganz eigenen Wege als Gründerinnen gehen und dabei schon viele Erfahrungen gesammelt haben. Cornelia ist heute freiberufliche Designerin und Mama. Sie begleitet junge Unternehmen in der Gründungs‐ und Aufbauphase. Und Jessica ist heute international tätige Unternehmerin, die auch in Start‐ups investiert. Wir haben beide unterschiedliche Hintergründe, aber eines gemeinsam: Wir glauben, dass es Zeit ist, dass Frauen mehr Wirkungskraft in dieser Welt haben. Und das erreichen wir zusammen!

Wir möchten dich mit diesem Buch inspirieren, liebevoll anstupsen und auf deinem Weg begleiten. Wir wissen aus eigener Erfahrung, welche Herausforderungen und Chancen sowohl das Leben als auch das Unternehmertum bereithalten. Wir verstehen, wie es ist, große Träume und dann auch mal Angst vor der eigenen Courage zu haben. Doch wir zeigen dir in diesem Buch, wie du es schaffst, mutig und gestärkt den eigenen erfüllenden Weg zu finden und ihn auch erfolgreich zu gehen. Wir teilen zusammen mit unseren illustren Gastautorinnen unser Geheimrezept für das Verwirklichen der eigenen Vision und vermeiden dabei den Blick durch die rosarote Brille.

In diesem Buch geben wir durch verschiedene Beiträge unterschiedlichen Meinungen und Perspektiven Raum. Jede unserer Reisen ist einzigartig, und so auch deine. Deshalb laden wir dich dazu ein, deine eigene Meinung und den dazu passenden Pfad zu finden. Dabei mal ambivalente Gefühle auszuhalten oder auch die Perspektive zu wechseln, gehört zum Prozess dazu. Du hast die Freiheit, dir verschiedene Ansichten anzuhören, das Beste für dich mitzunehmen und deinen eigenen Plan daraus zu schmieden.

Uns ist es wichtig, dich als Frau anzusprechen, weil wir viele der Situationen, die du erlebst, verstehen können. Wir möchten dir zeigen, dass du voller Stolz deine Stärken einsetzen kannst. Und wir sind uns dabei sicher: Du hast bereits alles, was du benötigst, um deinen eigenen erfolgreichen Weg gehen zu können.

Das Buch ist in drei Teile aufgeteilt. Wir starten mit dem ersten Block: DU SCHAUST UM DICH HERUM UND IN DICH HINEIN, um gesellschaftliche und persönliche Rahmenbedingungen zu analysieren. Danach folgt der Mittelteil: DU ENTDECKST DAS FEUER IN DIR UND MACHST DICH BEREIT. Hier liegt der Fokus auf deiner Gründungsidee. Wir schließen ab mit dem dritten Teil: DU ZÜNDEST DIE RAKETE UND HEBST AB, indem wir den Blick wieder zurück auf dich lenken und was du dafür benötigst, um dein Unternehmen groß zu machen.

Jedes einzelne Kapitel enthält Wissen, Best Practices, persönliche Erfahrungen, kleine Aufgaben zum Bearbeiten direkt im Buch und am Ende eine #challenge.

Die Challenges helfen dir, deine Ideen und Strategien weiterzuentwickeln, und bieten eine wertvolle Gelegenheit zum Austausch mit anderen Gründerinnen. Durch das Teilen von Erfahrungen gewinnst du neue Perspektiven und findest kreative Lösungen. Du förderst den Aufbau eines starken Netzwerks, das dein Business vorantreiben wird. Gemeinsam profitieren wir von kollektiver Intelligenz, entwickeln Ideen weiter und inspirieren einander, um unsere Ziele effektiver zu erreichen.

Vernetzung ist für uns die Schubkraft, die deiner Rakete Extra‐Power verleiht. Ein Netzwerk bedeutet Support, Bereicherung, Inspiration, Lernen, Verbindung, Zugang zu Ressourcen und Sichtbarkeit. Und dieses Buch ist das Tor zu all diesen wertvollen Dingen.

Da wir in diesem Buch nicht in jeden Bereich tief eintauchen können, bieten wir dir zahlreiche weiterführende Links, weisen auf Bücher, Websites und Artikel hin, um dein Wissen zu vertiefen. Ebenso bekommst du Unterstützungsangebote von dem Buch‐Netzwerk, die dich nach dieser Lektüre weiter begleiten. Unser Ziel ist es, dir AHA‐Momente, inspirierende Erkenntnisse, vielleicht auch einmal Wutausbrüche und Mutmomente zu schenken, die dich allesamt auf deinem Weg in einen neuen Horizont begleiten und bestärken.

Du kannst das Buch gerne in einem Durchlauf lesen und direkt bearbeiten oder dir erst einen Überblick verschaffen und später die Aufgaben nacheinander durcharbeiten. Verwende das Buch so, wie es dir am besten dient.

Also, lass uns aufbrechen! Wir sind hier, um dir zu zeigen, was du alles schaffen kannst.

Deine Cornelia & Jessica

Teil IDU SCHAUST UM DICH HERUM UND IN DICH HINEIN

1Was bedeutet es, zu gründen?

Du bist voller Tatendrang und Mut, dein Gründungsvorhaben jetzt anzugehen? Du willst ein Business starten und deinen Traum verwirklichen? Der Gedanke daran mag ein Kribbeln in deinem Bauch wecken – und genau dieses Gefühl kennen wir, Cornelia und Jessica, nur zu gut! Dies ist der Moment des »Mut‐Ausbruchs«. Du hast eine Idee für deine Gründung, weißt aber bis jetzt nicht so recht, wie du anfangen sollst? Genau jetzt ist die richtige Zeit für dieses Buch. Deine Gründung erfordert diesen Mut und die Antriebskraft, denn es ist ein großer Schritt – oder besser gesagt: Es sind viele kleine Schritte, die stetig dein berufliches und wahrscheinlich auch privates Leben umkrempeln werden. Jede aufregende Herausforderung, die du mutig bestreitest, wird dich wachsen lassen und deine Ideen zum Leben erwecken. Es ist vollkommen normal, dabei auf Hindernisse zu stoßen und manchmal an sich selbst zu zweifeln. Dann heißt es tief durchschnaufen und erkennen, dass es diese Erfahrungen sind, die dich prägen, stärken und deine Reise so einzigartig machen. Wir möchten dich ermutigen, immer wieder den nächsten Schritt zu wagen und dir ein paar Abkürzungen ins Ohr flüstern, die dich deiner Vision näherbringen. Unternehmerin zu sein ist mitunter wie eine viel zu schnelle Achterbahnfahrt – sei es, wenn es zeitweise nicht läuft, wenn alles zu gut läuft oder wenn Konflikte auftreten. Wir sind hier, um dich zu unterstützen und zu begleiten!

1.1 Scheitern und das Beste daraus mitnehmen

Als Jessica im Anschluss an ihren Vortrag auf der HerCareer Messe in München nach ihrem größten Misserfolg in ihrem Business‐Leben gefragt wird, weiß sie sofort, was die Antwort ist. Ihr läuft es immer noch eiskalt den Rücken herunter, wenn sie daran denkt, und sie muss gleichzeitig lachen, denn sie weiß, dass ihre Geschichte eng mit Cornelia verbunden ist, die gerade im Publikum sitzt.

Aber jetzt erst einmal zurück zum Anfang: Vor einiger Zeit war Cornelia Teil eines Start‐ups, das Jessica um eine Finanzierung bat. Es kam zu keiner Investition, da das Team die Finanzierungsrunde nicht voll bekam. Cornelia stieg aus dem Start‐up aus und machte sich selbstständig. Als Freelancerin erstellte sie das UX‐Design für eine Firma, die eine App entwickelte. Die Zusammenarbeit war anfangs sehr angenehm und produktiv. Cornelia erfuhr, dass das Unternehmen auf der Suche nach Investorinnen und Investoren war. »Ha! Da kenne ich doch eine großartige Investorin, die vielleicht Interesse hat«, dachte sie und vernetzte Jessica und den Gründer dieser Firma, da sie die Idee als äußerst unterstützenswert empfand.

Jessica war auch sofort begeistert von der Idee und sah großes Potenzial in dem Konzept und arbeitete sich direkt in das Thema ein. Währenddessen konnte das Start‐up die Rechnungen von Cornelia nicht mehr bezahlen und der Gründer wandte immer mehr zweifelhafte Methoden an, um sie zu vertrösten. Cornelia warnte Jessica, doch da war es schon zu spät. Das Darlehen war bereits unter Dach und Fach. Jessica merkte zunehmend, dass es nicht einfach werden würde, das Start‐up auf tragfähige Beine zu stellen, aber Vogel‐Strauß‐Moves sind nicht Jessicas Ding. Sie wollte die Idee zum Leben erwecken. Sie investierte viel Geld, Arbeit und Energie, um das Start‐up zum Laufen zu bringen. Doch schließlich stellte sich heraus, dass der Gründer einen großen Teil des Geldes nicht für die vereinbarten Zwecke – noch schlimmer, ja nicht einmal innerhalb des Unternehmens – einsetzte. Die Zusammenarbeit konnte nicht fortgeführt werden, da das Vertrauensverhältnis komplett zerstört war. Jessica musste erkennen, dass die Idee, auf die sie gesetzt hatte, nie wirklich in Gang kam und sie ihr gesamtes Investment verlor. Cornelia begann gleichzeitig das langwierige Mahnverfahren mit vielen unschönen rechtlichen Schritten. Die Details ersparen wir euch lieber.

Cornelia, die also ein Teil der Business‐Fail‐Geschichte war, fühlte sich dezent unwohl, als Jessica sie anlachte und der Menge auf der HerCareer Messe erzählte, wer sie in den größten Business‐Fail ihres bisherigen Lebens geritten hat. Es war eine schmerzhafte Lektion für uns beide, weil wir uns auf einen Businesspartner eingelassen haben, der unser Vertrauen und unsere Ressourcen nicht verdient hatte.

Glücklicherweise ist unsere gute Zusammenarbeit das schöne Ende der Geschichte. Heute freuen wir uns darüber, dass uns diese Erfahrung zusammengeschweißt und zu vielen neuen Projekten geführt hat. Denn, wenn all das nicht passiert wäre, würdest du heute nicht dieses Buch lesen. Das wäre doch jammerschade – findest du nicht auch?

Die meisten Erfolgsgeschichten verlaufen nicht geradlinig und durchweg positiv. Aber das ist in Ordnung. Wichtig ist, dass du aus jedem Fall auf den harten Boden das Beste mitnimmst.

Gründung ist ein Marathon, kein Sprint. Unternehmerin zu sein bedeutet viel mehr, als nur eine brillante Geschäftsidee zu haben. Diese Idee ist der Start, aber sie macht lediglich etwa fünf Prozent des Erfolgs aus. Die restlichen 95 Prozent kommen danach: Du beginnst, hast erste Erfolge zu feiern, lernst mit Rückschlägen umzugehen, zweifelst und entwickelst neue Ideen. Es liegt an dir, die Herausforderungen in nachhaltigen Erfolg zu verwandeln. Dafür benötigst du eine klare und leidenschaftliche Vision und die Bereitschaft, durchzuhalten.

Stell dir vor, wie du in zehn Jahren auf das zurückblickst, was du aufgebaut hast: ein Unternehmen, das dich erfüllt, Menschen, die dich unterstützen und Kundinnen und Kunden, die restlos begeistert sind. Denke an den Ort, an dem du spürst, dass du angekommen bist. Du bist genau dort, wo du hinwolltest. Behalte dir dieses Bild in deinem Kopf. Gemeinsam werden wir in diesem Buch herausfinden, wie du dieses Ziel erreichen kannst.

1.2 Was Gründerinnen besonders macht

Gerade während wir dieses Buch schreiben, im Sommer 2024, hat das erste Mal in der Geschichte der Commerzbank eine Frau die CEO‐Position übernommen. Die herausragende Unternehmerin Gülsah Wilke wurde 2024 die erste Partnerin des führenden europäischen Venture‐Capital‐Unternehmens DN Capital und leitet ab sofort die Geschäfte in Deutschland. Auch wenn wir uns über weibliche Errungenschaften freuen, gibt es trotzdem noch deutliches Entwicklungspotenzial im Hinblick auf die Gleichstellung. Die folgenden Einblicke sollen dich motivieren, bewusst gegen Hürden anzukämpfen, Schubladen aufzubrechen und Unterstützungsprogramme offen anzunehmen. Außerdem wollen wir dir zeigen, warum du als Unternehmerin eine so große Relevanz für die Welt hast.

Frauenanteil

Der Frauenanteil darf wieder wachsen! Der Anteil der von Frauen gegründeten Start‐ups stieg in den vergangenen Jahren kontinuierlich an. Für 2024 verzeichnet der deutsche Startup‐Monitor jedoch einen Rückgang.1 Im Vergleich zu anderen EU‐Ländern ist Deutschland eher konservativ, was die Veränderung traditioneller Rollenbilder angeht. Und Krisenzeiten festigen diese. Das hat Auswirkungen auf die Unternehmensgründungen. Der Gender Gap ist im risikoreichen Start‐up‐Ökosystem deutlich höher als bei Existenzgründungen allgemein. Frauen profitieren in ihrer gesellschaftlichen Rolle stärker von der Flexibilität der Selbstständigkeit, weshalb sie sich öfter allein selbstständig machen, als in zeitintensive und abenteuerlichere Unternehmungen einzusteigen. Die Bedeutung eines wachsenden Frauenanteils in der Wirtschaft bekommt für die gesamte Gesellschaft generell eine immer größere Bedeutung! Da die personenstärkste Generation mit den Babyboomern gerade in Rente geht, wird der Fachkräftemangel ein zunehmendes Problem. In einer höheren Erwerbstätigkeit der Frauen steckt großes Potenzial zur Minderung des Engpasses.

Gender Care Gap

Der Gender Care Gap zeigt deutlich, dass Frauen generell mehr Sorgearbeit übernehmen als Männer. Sobald Kinder im Haushalt sind, steigt die Differenz auf satte 59 Prozent!2 Dieser Gap hat weitreichende Folgen, nicht nur für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie, sondern ganz besonders für die finanzielle Gleichheit. Da der Gender Care Gap der grundlegende Hebel für Geschlechtergleichstellung ist, lohnt es sich ganz besonders, immer wieder Strategien und Wege zu suchen, ihn zu reduzieren.

Die Suche nach dem Kapital

Geld und seine Verteilung sind auch im Hinblick auf Unternehmensfinanzierung kritische Punkte. Frauen erhalten seltener Zugang zu Venture Capital oder Business Angel Investments. Dieses Gender Funding Gap verstärkt sich durch den allgemeinen Verdienstunterschied von 18 Prozent zwischen Männern und Frauen3. Auf Frauen spezialisierte Venture Funds und zahlreiche Initiativen wirken dem Ungleichgewicht entgegen und unterstützen gezielt Unternehmerinnen mit Mentoring, Netzwerken und Zugang zu Finanzmitteln.

Affinitätsverzerrung

Ein weiteres relevantes Phänomen ist die Affinitätsverzerrung. Wir alle neigen zu dem unbewussten Verhalten, Menschen zu bevorzugen, die uns ähnlich sind. Es fällt uns dann leichter zu vertrauen. Speziell bei verantwortungsvollen Positionen werden die Stellen deshalb häufig durch »Mini‐Mes« aus dem persönlichen Netzwerk besetzt. Um dieser Tendenz entgegenzuwirken, sind Diversitätsquoten wichtig. Initiativen wie TenMoreIn4 setzen sich dafür ein, mehr Frauen in Führungspositionen zu bringen.

Cornelias kleine Schritte zur Bewältigung mancher Gender‐Hürden

Mit dem Aufzählen himmelschreiender Ungerechtigkeiten lassen sich ganze Bücher füllen. Wir konzentrieren uns in diesem Buch hingegen lieber auf die Wirkung durch eigenes Handeln. Und das beginnt mit kleinen, alltäglichen Handlungen.

Schubladen aufbrechen

Mir hilft es, mir immer wieder bewusst zu machen, dass wir alle Vorurteile in uns tragen und in Schubladen denken. Damit diese Vorurteile nicht zu Diskriminierung werden, müssen wir offen bleiben und unser eigenes Denken immer wieder hinterfragen. Zu oft mache ich selbst die Türe zu und poche auf meine Position. Was ich aber versuche, ist, die Türe immer wieder einen Spalt weit zu öffnen, um mich gegebenenfalls vom Gegenteil überzeugen zu lassen. Verständnis und Zugewandtheit ebnen oft den Weg für gute Kommunikation. Und die ist die Basis für die Veränderung der Perspektiven. Spürst du, dass dir jemand voreingenommen gegenübertritt? Merkst du, dass Stereotypisierungen den Blick deines Teams einschränken? Sprich es an, mit einer empathischen Haltung. Vielleicht helfen dir diese Beispielsätze dabei: »Hier gibt es noch mehr Perspektiven, die wir berücksichtigen sollten.« »Ich habe selbst erlebt, dass diese Annahme nicht immer zutrifft. Hier ist ein Beispiel …« »Ich verstehe die Bedenken, aber lassen wir uns vom Gegenteil überzeugen!«

Veränderung durch Sprache

Ich vermeide im Businesskontext die Verwendung von Wortschöpfungen wie »Fempreneur«, »Mompreneur«, »Girlboss«, »Girlpower« und »Powerfrau«. Diese Begriffe machen es zur Besonderheit, dass eine Frau Kraft hat, Unternehmerin oder Boss ist. So wirkt es, als wäre der Normalzustand, dass sie eben keine Kraft hat und eine Mutter typischerweise keine Unternehmerin ist. Deshalb empfinde ich diese Begriffe als kontraproduktiv. Viel besser ist es doch, es als Selbstverständlichkeit anzusehen, dass Frauen das Gleiche machen und können wie Männer. Denn Sprache schafft Wirklichkeit.

Perfektionsansprüche loslassen

Es lohnt sich immer wieder, zu überlegen, wo hohe Ansprüche das Weiterkommen blockieren. Perfektion kostet Zeit und manchmal geht dadurch noch mehr verloren. Ich versuche durch das Reduzieren von Ansprüchen an mich selbst, den Gender Care Gap möglichst kleinzuhalten. Ich gewinne wertvolle Zeit für meine Arbeit und die Familie, indem ich bei der Ordnung im Haushalt Abstriche mache, wenig Freizeitprogramm plane und bei der Kleidung immer wieder pflegeleicht statt edel wähle. Im Job verhilft mir das Loslassen von Perfektionsansprüchen sogar zur ständigen Weiterentwicklung, indem ich Angebote trotzdem annehme, auch wenn ich mir unsicher bin, ob ich die Aufgabe perfekt lösen kann. In diesem Bereich können wir uns von Männern etwas abschauen: berufliche Schritte wagen, für die wir uns nur semi‐kompetent fühlen, uns für die selbst gemachten Nudeln mit Butter feiern und ganz generell mehr Mut zur Lücke zeigen.

Prove them wrong!

Dein Gegenüber hat ein falsches Bild von dir? Wann immer du kannst, lass es bröckeln! Zeig, was du kannst, überzeuge durch deine Kompetenz und zeige dich als ganzen, einzigartigen, vielseitigen Menschen. So baust du Verbindung zu den Menschen auf. Das hilft allen dabei, beschränkende Sichtweisen zu mindern.

Nun zu den Erkenntnissen, die belegen, welche Veränderung Frauen in der Wirtschaft machen.

Frauen gründen grüner

Frauen gründen weltweit anders als Männer. Der GEM Women's Entrepreneurship Report5 zeigt, dass Frauen mehr Wert auf Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung legen als Männer. Frauen investieren mehr in grüne Fonds, sie achten auf mehr Transparenz in der Umweltbilanz von Unternehmen. Frauen achten auch beim Einkauf von Produkten mehr auf Nachhaltigkeit und treffen generell umweltfreundlichere Unternehmensentscheidungen.6 Die größten Innovationspotenziale sehen Gründer*innen aktuell in Bereichen mit hohem gesellschaftlichem Wert. An erster Stelle steht Gesundheit, gefolgt von Bildung und Energie. Trotz schwieriger wirtschaftlicher Lage nehmen soziale Verantwortung und ökologische Nachhaltigkeit geschlechterübergreifend an Stellenwert zu.7

Frauen supporten Diversität und treiben Innovation

Frauen stellen mehr Frauen ein und fördern diverse Teams. Sie investieren darüber hinaus mehr in die Weiterbildung des Teams.8 Das kompetente, diverse Team erzielt dann wiederum bessere Innovationsergebnisse und hat eine höhere Wahrscheinlichkeit, neue Produkte auf den Markt zu bringen, als homogene Teams. Das bedeutet in der Konsequenz, dass höhere Umsätze erzielt werden können.9

Eine diverse Wirtschaft stärkt das Land. Besonders junge Unternehmen haben eine hohe gesellschaftliche Relevanz in einer Zeit, in der Ängste und Radikalisierung zunehmen. Gründer*innen blicken auch in angespannter Lage positiv in die Zukunft. Und nur wer die Zukunft positiv sieht, kann sie positiv gestalten. Gründer*innen verfügen über eine hohe Anpassungsfähigkeit und die Kompetenz, große gesellschaftliche Probleme lösen zu können.10 Diese Fähigkeiten, die Energie und die Denkweise benötigt die Gesellschaft jetzt mehr denn je. Deshalb gilt für uns Jessicas Motto: »Jetzt erst recht!«

Dass Frauen oft anders wirtschaften und anders führen, bemerkte auch Sylke. Sie erzählt in ihrem Beitrag von Situationen, die viele von uns in unterschiedlicher Form auch immer wieder erleben müssen. Wir alle kennen die strukturellen Probleme, die das Arbeitsleben oft erschweren. Sylkes Weg zum Erfolg lag jedoch nicht in der tiefgehenden Auseinandersetzung damit, sondern in der eigenen Stärkung und Weiterentwicklung.

Sylke Mokrus: Der Weg zum erfolgreichen Business ist ein gemeinschaftlicher

Frauen an der Spitze – gemeinsam unschlagbar

»Die Sylke muss noch viel lernen!«, sagte einer meiner früheren Vorgesetzten, als ich direkt neben ihm stand, zu einem anderen Manager. Ich war bereits seit vielen Jahren Leaderin mit ausgezeichneten Ergebnissen und damals Prokuristin mit einer großen Umsatzverantwortung und einem 300 Köpfe zählenden Team.

Nun, grundsätzlich ist lebenslanges Lernen mein Grundmotiv, da hat der Mann recht gehabt. Aber was hat mich an seiner Aussage gestört? Das Feedback kam von einem Manager, der bei Präsentationen mit seiner monotonen Stimme und dem Rücken zum Publikum nicht einmal mitbekam, dass alle schon schliefen. Von einem, der selbst keine Entscheidungen treffen konnte und gerne unter optimalen Ergebnissen seiner Mitarbeitenden seinen eigenen Namen setzte. Dafür waren sie allein schuld, wenn etwas nicht gut lief.

Du wirst jetzt fragen: »Und wie hast du reagiert?« Damals gar nicht, ich bin zu Respekt und Höflichkeit erzogen worden und hatte kein Repertoire an Verhaltensweisen für derlei Situationen. Heute würde ich fragen: »Was genau meinst du damit?« Oder: »Kannst du das näher erläutern in einem persönlicheren Rahmen?«

Mir zeigt dieses (mein) Beispiel, dass er eigentlich recht hatte, denn nicht alles hinzunehmen musste ich noch lernen. Eine Erkenntnis war zudem: »Wertvoll ist Feedback für mich immer dann, wenn ich die Feedbackgebenden als wertvoll einstufe.«

»Das können wir nicht machen, das wird zu emotional.« Diesen Satz habe ich in meiner Karriere schon öfter gehört, als mir lieb ist. Und jedes Mal habe ich innerlich die Augen verdreht. Emotional? Klar, ich habe Emotionen! Und sie helfen mir, bessere Entscheidungen zu treffen – für mein Team und für das Unternehmen. Wer hat eigentlich festgelegt, dass kühler Rationalismus das einzig wahre Führungsprinzip sein soll? Wahrscheinlich jemand, der dachte, dass Empathie und Weitblick keine Management‐Tools sind. Spoiler: Sie sind es doch!

Mit diesen Skills war es mir immer möglich, mich in mein Team, unsere Kundschaft und auch in schwierigste Verhandlungspartner*innen hineinzuversetzen. Mir musste man »Gesprächsführung und Empathie« nicht beibringen.

Die Macht der Diversität in Management‐Teams

Wenn ich auf meine Karriere zurückblicke, bin ich besonders stolz auf die Momente, in denen ich als Teil eines vielfältigen Teams gearbeitet habe. Wo Menschen unterschiedlichster Hintergründe und Perspektiven aufeinandertrafen und das Team letztlich genau dadurch unschlagbar war. Weibliche Führungskräfte bringen oft genau das in ein Management‐Team ein, was viele Unternehmen benötigen: eine besondere andere Art, Probleme zu lösen. Wir sind nicht besser als unsere männlichen Kollegen, aber wir sind anders – und genau darin liegt der Schlüssel.

Forschung belegt es immer wieder: Teams mit einer ausgewogenen Geschlechterverteilung sind erfolgreicher. Und warum? Weil Frauen häufig andere Stärken mitbringen: Kommunikation, Teamfähigkeit, ein besseres Gespür für zwischenmenschliche Dynamiken. Dinge, die nicht unbedingt in jedem Management‐Handbuch stehen, aber in der Praxis absolut entscheidend sind.

Grenzen? Die setzen wir uns oft auch selbst!

Hier kommt der Punkt, an dem es spannend wird: Die größten Hindernisse stehen nicht in Form von alten Vorurteilen oder gläsernen Decken da draußen – oft stehen wir uns selbst im Weg. Klingt unangenehm? Das ist jedoch meine Überzeugung. Wer kennt das nicht: Du sitzt in einem Meeting, hast die perfekte Lösung im Kopf und denkst dir: »Na ja, vielleicht ist das doch nicht so gut«, während dein männlicher Kollege mit einer halbgaren Idee ankommt und sofort überzeugt ist, dass sie der nächste Gamechanger ist.

Es ist Zeit, uns selbst diese mentalen Grenzen zu nehmen. Wir haben genauso viel zu sagen und genauso viel zu geben wie jeder andere auch!

Meine eigene Reise: Vom Zweifel zur Stärke

Ich erinnere mich an die ersten Jahre meiner Karriere, in denen ich oft dachte, ich müsste mich anpassen, um »erfolgreich« zu sein. Ich habe meine Stimme gesenkt, mein Auftreten gezügelt und bin auf Zehenspitzen durch das Büro geschlichen, um bloß nicht zu »dominant« zu wirken. Aber dann passierte etwas Entscheidendes: Ich fing an, mich selbst ernst zu nehmen. Ich habe gemerkt, dass es keinen Sinn ergibt, jemand anderes zu sein, nur um in das Bild zu passen, das andere von mir haben könnten.

Von diesem Moment an änderte sich alles. Ich war keine Kopie von jemand anderem – ich war ich. Mit meinen eigenen Stärken, meiner eigenen Stimme und ja, auch mit meiner eigenen Art, ein Meeting oder Teams zu leiten. Was ich dabei gelernt habe? Wenn wir einander unterstützen und bestärken, sind die Grenzen, die wir bisher vielleicht gespürt haben, schnell Schnee von gestern.

Gemeinsam sind wir unschlagbar

Was mir auf meinem Weg am meisten geholfen hat, waren Netzwerke von Frauen, die einander ermutigt und unterstützt haben. Es liegt eine unglaubliche Kraft darin, sich auf Augenhöhe auszutauschen und zu wissen: »Hey, du bist nicht allein.« Denn letztlich sind wir alle in einem Boot. Und wenn wir das Ruder fest in die Hand nehmen, können wir jede Welle meistern – egal wie hoch sie sein mag.

Diese Herausforderungen, die wir meistern müssen, kommen oft nicht nur aus dem Berufsleben, sondern auch aus unserem Privatleben. Lass uns gemeinsam einen Blick darauf werfen!

1.3 Wie eine Gründung dein Leben beeinflusst

Oprah Winfrey sagt: »Du kannst alles haben. Nur nicht alles auf einmal.« Als Unternehmerin darfst du entscheiden, worin du deine Energie steckst. Es geht um die Kunst, die richtigen Prioritäten zu setzen. Jede Entscheidung hat Konsequenzen und es gibt immer Opportunitätskosten – also die Kosten, die dir entstehen, wenn du dich zwischen mehreren Optionen entscheidest und du auf die potenziellen Gewinne der nicht genutzten Optionen verzichtest.

Die klassischen Beispiele: Entscheidest du dich, all deine Zeit in dein Business zu investieren, bleibt weniger Raum für private Angelegenheiten. Konzentrierst du dich auf den Aufbau sozialer Projekte neben deinem Kerngeschäft, kann das dazu führen, dass dein Unternehmen langsamer wächst. Möchtest du die Familienzeit priorisieren und in Teilzeit arbeiten? Dann ist aktuell vermutlich nicht jede Gründungsidee realisierbar. Fokus auf das eine bedingt automatisch weniger Relevanz für das andere. Diese Opportunitätskosten zu erkennen und bewusst mit ihnen umzugehen, ist entscheidend, um nicht durch Überlastung zu scheitern. Die Kür besteht darin, deine Energie gezielt und ausgewogen zu verteilen, um sowohl dein Unternehmen als auch dein persönliches Leben in einer für dich idealen Balance zu halten.

Gründen bedeutet nicht, das komplette Leben von heute auf morgen auf den Kopf zu stellen und mit 200 Prozent Kraft in eine Richtung loszustürmen. Du kannst klein anfangen und gesund reflektiert wachsen, wachsen, wachsen. Viele fragen sich, wann der richtige Zeitpunkt ist, sich in Vollzeit der Gründungsidee zu widmen. Und ob überhaupt?

Nebenberuflich vs. Vollzeit

Nebenberuflich zu gründen hat den Vorteil, dass du dein Haupteinkommen aus einer Festanstellung behältst und das finanzielle Risiko damit geringer ist. Gleichzeitig kann die Geschäftsidee dann nur in kleinerem Rahmen getestet werden und auch nur langsamer wachsen. Unternehmertum bedeutet Verantwortung und unternehmerisches Risiko. Je mehr Risiko du eingehst, desto größer ist die Chance auf Gewinn oder Verlust. Viele Menschen kommen aus Angst, einem verklärten Bild vom Gründen oder dem Wunsch nach Perfektion nicht ins Handeln. Für sie ist das nebenberufliche Verfolgen der Business‐Idee eine vielversprechende Möglichkeit, in sicherem und festgestecktem Rahmen loslegen zu können. In jedem Fall erfolgt der Weg zum Erfolg in kleinen Schritten, die nicht alle anfangs durchdacht und geplant werden können. Das Gute ist: Du musst sie nicht allein gehen.

Durch ihren persönlichen Weg in die nebenberufliche Selbstständigkeit führt uns Annika.

Annika Junker: Mein Weg in die nebenberufliche Selbstständigkeit mit Mut und Fokus

Um ehrlich zu sein, war es nie mein Lebenstraum, Unternehmerin zu werden. Meine Zeit im Konzern war abwechslungsreich, aufregend und immer wieder voller neuer Herausforderungen. Doch im Laufe der Jahre öffnete sich für mich eine andere Tür – weg von den Finanzen, hin zum Thema People and Culture. Ein Schlüsselerlebnis hatte ich während meiner zwei Jahre als Projektmanagerin für Post‐Merger‐Integrationen. Zu sehen, wie Menschen mit großen, von außen initiierten Veränderungen umgehen, faszinierte mich zutiefst und begeistert mich bis heute. Doch wie kam es dazu, dass ich trotz all dem schließlich den Weg in die Selbstständigkeit einschlug?

Bei schwierigen Entscheidungen gibt es eine Frage, die mir immer wieder weiterhilft: Stell dir vor, du bist sehr alt und blickst auf dein Leben zurück. Was wirst du bereuen, nicht getan zu haben? Als ich mir diese Frage stellte, war die Antwort klar: Ich würde es bereuen, nicht den Mut gehabt zu haben, zu gründen. Diese Erkenntnis war wie ein innerer Kompass, der mir die Richtung vorgab. Mit dieser Antwort im Kopf begann ich, einen Plan zu entwickeln. Ich wollte nichts überstürzen, aber auch nicht zögern, es einfach zu versuchen. Der Weg sollte realistisch und machbar sein – also entschied ich mich für eine nebenberufliche Selbstständigkeit. So konnte ich meine Sicherheit als Angestellte behalten und gleichzeitig Schritt für Schritt in die Welt des Unternehmertums eintauchen.

Rückblickend war das eine der besten Entscheidungen meines Lebens, auch wenn es nicht immer einfach war. Als kaufmännische Leiterin war ich es gewohnt, Entscheidungen zu treffen. Geldflüsse, Budgets, strategische Planungen – all das gehörte zu meinem Alltag. Mein Money‐Mindset war solide, ich hatte keine Angst vor finanziellen Herausforderungen. Was ich jedoch unterschätzt hatte, war der Faktor Zeit. Der Tag hat 24 Stunden und doch schien es, als ob jeder neue Tag weniger davon zu bieten hatte.

Fokus ist gefragt! Zwei Jobs unter einen Hut zu bekommen, dazu Familie und Freundinnen und Freunde nicht zu vernachlässigen, ist eine echte Kunst. Ich habe gelernt, dass es nicht nur darum geht, To‐do‐Listen abzuarbeiten, sondern klare Prioritäten zu setzen. Es ist okay, wenn manche Dinge warten müssen. Nicht jede Aufgabe ist gleich wichtig, und das zu erkennen, hat mir eine Menge Druck genommen. Manchmal war es das Frühstück für den Kindergarten, was improvisiert werden musste, und manchmal war es das Projekt, das ich einfach vertagen musste. Dieses bewusste Priorisieren war für mich ein absoluter Gamechanger. Es half mir, den Überblick zu behalten und nicht in all den Aufgaben und Verpflichtungen zu versinken. Klar, das bedeutet auch, dass nicht alles perfekt laufen kann – und das ist völlig in Ordnung. Ein bisschen Chaos gehört dazu, wenn man mehrere Bälle gleichzeitig jongliert.

Netzwerk ist unabdingbar. Was mir unglaublich geholfen hat, war der Austausch mit anderen. Egal, ob es Gespräche mit Freunden, anderen Unternehmerinnen oder Kollegen waren – jede Konversation brachte mir neue Perspektiven und Ideen. Manchmal half es einfach, laut über ein Problem nachzudenken, und schon war die Lösung da. Andere Male brachten mir Gespräche mit erfahrenen Unternehmerinnen genau den Tipp, den ich benötigte, um eine Herausforderung zu meistern. Mein Netzwerk ist in dieser Phase zu einer echten Säule geworden. Mit Gleichgesinnten unterwegs zu sein, die die gleichen Sorgen und Freuden teilen, war und ist für mich unbezahlbar. Es ist fast so, als ob sich der Knoten im Kopf von allein löst, wenn man darüber spricht.

Flexibilität im Job ist wichtig für mich. Ein großer Vorteil war die Flexibilität, die mir mein Arbeitgeber entgegenbrachte. Teilzeit als Führungskraft von 13 Leuten – das klingt auf den ersten Blick nach einem Drahtseilakt, aber mit klaren Absprachen und regelmäßigen Reflexionen haben wir das gut hinbekommen. Natürlich lief nicht immer alles reibungslos, aber das gehört dazu. Erwartungen müssen immer wieder angepasst und reflektiert werden. Kommunikation ist hier der Schlüssel. Für mich war es wichtig, dass sowohl mein Arbeitgeber als auch meine Mitarbeitenden wussten, woran sie bei mir sind und wann ich verfügbar bin.

Eines der schönsten Dinge am Unternehmertum ist für mich die Freiheit, Entscheidungen zu treffen und einfach auszuprobieren. Als Angestellte hatte ich selten diese Freiheit. Es gibt klare Vorgaben, Prozesse und Hierarchien. Doch als Unternehmerin bin ich meine eigene Chefin und das bedeutete: ausprobieren.

Ich habe schnell gelernt, dass es nicht immer der perfekte Weg sein muss. Manchmal trifft man eine Entscheidung und merkt dann, dass es die falsche war – na und? Dann dreht man eben um und probiert es anders. Dieses spielerische Ausprobieren macht mir immer wieder Freude. Es ist okay, Fehler zu machen. Es ist okay, nicht alles sofort zu wissen. Und es ist okay, einfach mal Dinge auszuprobieren, die im ersten Moment verrückt erscheinen. Diese Freiheit und Flexibilität geben mir nicht nur Raum für Kreativität, sondern auch die Sicherheit, dass ich meinen eigenen Weg gehen kann.

Die Kombination aus Angestelltenverhältnis und Selbstständigkeit war für mich der perfekte Mix. Ohne den Druck, sofort erfolgreich sein zu müssen, konnte ich mich auf Projekte konzentrieren, die mich wirklich begeistert haben. Es ging nicht darum, schnell Geld zu verdienen, sondern um den Spaß an der Sache. Dieser Freiraum hat es mir ermöglicht, eine entspannte und finanziell abgesicherte Basis für meine Selbstständigkeit aufzubauen.

All das wäre nicht möglich gewesen ohne eines der wichtigsten Learnings aus dieser Zeit: Es ist notwendig, einen Plan zu haben, der auf deinen Werten und Visionen beruht. Es ist unerlässlich, den Mut aufzubringen, Entscheidungen zu revidieren und den Kurs anzupassen. Denn der Weg zum Erfolg ist selten gerade und manchmal bedeutet das größte Learning, flexibel zu bleiben und neue Wege zu erkunden. Am Ende des Tages geht es darum, Balance zu finden – zwischen Job, Selbstständigkeit, Familie und den eigenen Bedürfnissen. Und auch wenn das nicht immer einfach ist, kann ich sagen: Es lohnt sich.

Durch den Einblick von Annika wird deutlich, was für und gegen eine nebenberufliche Gründung spricht. Die in unseren Augen wichtigsten Punkte haben wir für dich zusammengefasst:

Ob eine nebenberufliche Gründung passt, hängt stark von deiner Geschäftsidee ab. Flexibel einteilbare Dienstleistungen eignen sich oft gut, während zeit‐ und kapitalintensive Gründungen wie Start‐ups oder Ladenbetriebe schwieriger neben dem Hauptjob zu managen sind.

Balance zwischen Erwerbs‐ und Care‐Arbeit

Der größte limitierende Faktor in Bezug auf verfügbare Zeit ist das Kümmern um Kinder und pflegebedürftige Angehörige, was vorwiegend von Frauen übernommen wird. Wir leben in einer Gesellschaft, in der Frauen die Fürsorge und das Kümmern zugeschrieben wird. Es wird zum Beispiel immer noch oft vermittelt, dass Mütter viel besser wissen, was Kinder brauchen, und immer für Kinder da sein sollten, da nur sie über den einzigartigen Mutterinstinkt verfügen. Doch das Kümmern ist vielmehr eine Fähigkeit, die durch aktives Ausüben erlernt wird und durch Bindung entsteht. Das Buch Mythos Mutterinstinkt beschreibt ausführlich, dass eine gute und enge Bindung sowie die Kompetenz des Kümmerns nicht von der Geschlechtsidentität abhängig sind.11

Unsere Gastautorin Katharina gibt dir einen privaten Einblick in ihre Achterbahnfahrt als berufstätige Mutter.

Katharina Stapel: Ein ganz normaler Bericht einer selbstständig tätigen Mutter mit Happy End

»So schwer kann das nicht sein. Das funktioniert schon. Ich nehme sie einfach überall mit hin.«

Ich hatte genau acht Wochen Pause nach der Geburt meiner Tochter, bevor ich wieder zu arbeiten begann. Meine größte Schwachstelle liegt zwischen einem hohen Anspruch und dem ständigen schlechten Gewissen. Dazwischen balanciere ich noch heute. Auch wenn meine Tochter schon 13 Jahre alt ist.

Mein erster Job nach der Geburt war eine Keynote bei einer Veranstaltung etwa 700 Kilometer von uns entfernt im Schwarzwald. Unsere Unterstützungsressourcen sind auf Freundinnen und Freunde beschränkt. So hatte ich damals eine Freundin dabei, die mich für den Drei‐Tages‐Trip begleitet hat, nur um auf mein Kind während der 45‐minütigen Keynote aufzupassen.