Sie wollen ein Buch schreiben? - Luise Link - E-Book

Sie wollen ein Buch schreiben? E-Book

Luise Link

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Beschreibung

Endlich ein eigenes Buch schreiben - davon träumen viele. Aber wie kann man das schaffen, wenn man nur über geringe Erzählerfahrung verfügt? Luise Link ist den Weg zu fünf eigenen Prosawerken selbst gegangen. Im vorliegenden Buch fasst sie ihre Erfahrungen aus fast zwanzig Jahren Schreibpraxis, der Arbeit in Literaturgruppen und ihrer Tutorentätigkeit zusammen. Entstanden ist eine übersichtliche Anleitung für Schreibbegeisterte, die die erforderlichen Elemente fürs Erzählen aufgreift, verständlich erklärt und anschaulich, mit vielen Literaturbeispielen, demonstriert. Ein ausführliches Inhaltsverzeichnis erleichtert das Auffinden der einzelnen Kapitel, die unabhängig voneinander gelesen und bearbeitet werden können. Übungen und Checklisten runden das Buch ab.

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„Genie ist ein Prozent Inspiration und neunundneunzig Prozent Transpiration.“

Thomas Alva Edison, 1932

Inhalt

Vorwort

Warum schreiben?

Schreiben – aber für wen?

Schreiben – aber was?

Schreibpraxis

4.1 Am Anfang brauchen Sie einen Titel und amEnde müssen Sie einen haben

4.2 Thema – Prämisse –Stoff – Handlung

4.3 Perspektive und Erzählhaltung

4.4 Mit dem Erzählen anfangen – der wohl schwierigste Schritt

4.5 Präsens oder Präteritum, Aktiv oder Passiv?

4.6. Die Zeitgestaltung

4.6.1 Rückgriffe, Rückblenden

4.6.2 Vorgriff, Vorausdeutung, Foreshadowing

4.7 Erzählzeit und erzählte Zeit

4.7.1 Raffung und Leerstellen

4.7.2 Raffen oder dehnen – hasten oder verweilen?

4.8 Figuren und Figurenkonstellation

4.9 Plot und Plotmodelle

Instrumentarium

5.1 Storyboard

5.2 Biographie und Soziogramm

Literarische Qualität?

6.1 Wenn’s nicht sitzt …

6.1.1 Der Titel

6.1.2 Namen sind Schall und Rauch?

6.1.3 Monologe und Dialoge

6.2 Der Schauplatz

6.3 Die Zeit

6.4 Der Protagonist

6.5 Der Antagonist

6.6 Klein – aber ojeh …

6.6.1 Das falsche Wort

6.6.2 Der falsche Ton

6.6.3 Das falsche Ende?

6.6.4 Das falsche Sprachniveau

6.6.5 Gibt es ihn – den guten Stil?

6.7 Was ist lustig?

6.8 Ist Traurig-Sein unterhaltsam?

6.9 Schlechte Texte?

Übung macht den Gesellen

7.1 Vom Thema zum Titel

7.2 Eine Einteilung für den Text finden

7.3 Achtung – Perspektive!

7.4 Aller Anfang ist schwer!

7.5 Zeitformen

7.6 Aktiv oder Passiv?

7.7 Berichten

7.8 Beschreiben

7.9 Die Schilderung

Abschlussarbeiten

Checklist – Fragen für die Überarbeitung der Buchdatei

9.1 Formales

9.2 Stilistisches

9.3 Inhalt

Verwendete Literatur

Literaturempfehlungen

Glossar

Man nehme …

Vorwort

Sie wollten schon immer selbst ein Buch schreiben?

Kann man das lernen?

Grundschulkinder setzen Buchstaben zusammen, prägen sich Wortbilder ein, erkennen in Lesetexten Gelerntes wieder, üben. Es kommt der Moment vom quantitativen in den qualitativen Umschlag: Die vielen Sprachbegegnungen unterschiedlichster Natur statten den Lernenden mit der Fähigkeit des Schreiben-Könnens aus.

Teile kennenlernen und zusammensetzen, Beispiele lesen und imitierend an ihnen wachsen – funktioniert das auch fürs kreative Schreiben?

Ja – und nein.

Die Anforderungen sind erheblich höher. Sprachbeherrschung – eine funktionierende Grammatik mit Sicherheit im Formalen, ein breiter Wortschatz – ist Voraussetzung, selbstverständlich. Aber fürs kreative Schreiben keineswegs hinreichend.

Fantasie, Fleiß, Gespür für Sprache, Emotionalität, logisches Denken – die Reihe der Qualifikationen ließe sich fortsetzen. Aber soll man aufgeben, weil die Messlatte offensichtlich hoch ist?

Wer überzeugt ist, etwas Wichtiges sagen zu können, zu erzählen zu haben oder zu wollen, wer einfallsreich und fantasievoll durch die Welt geht – der sollte den Versuch wagen: Das Wichtigste, die Inspiration, ist vorhanden.

Bereits im alten Rom war man der Auffassung, dass das Handwerk des Schreibens1 für den „poeta doctus“, den gelehrten Dichter, erlernbar (gewesen) sei. Dass Sie nun mit Hilfe dieses Buches ein Dichter, dazu noch ein gelehrter, werden können, darf bezweifelt werden. Aber den Einstieg in das „edelste Handwerk“, den kann es erleichtern.

Die Elemente des Erzählens werden Ihnen auf einer Spirale begegnen. Ein Element taucht auf, verschwindet, dann wird es auf einer der nächsten Biegungen in einer anderen Facette aufgenommen. Zur Verdeutlichung dienen Literaturbeispiele. Gelegenheit zum Anwenden und Ausprobieren bieten die zahlreichen Übungen.

Der Umfang des Buches ist knapp, der Inhalt kompakt, so dass immer mal wieder nach vorn und hinten Blättern ausdrücklich erwünscht und des Öfteren nötig ist. Die einzelnen Kapitel können auch unabhängig voneinander gelesen werden.

Am Ende des Buches finden sich für den, der etwas tiefer einsteigen oder sich mit der Marketing-Seite des Buchschreibens befassen will, einige Literaturempfehlungen. Ein Glossar fasst die wichtigsten Begriffe zusammen.

Den Traum vom eigenen Buch zu verwirklichen, das ist technisch so leicht und finanziell so kostengünstig wie nie. Dass man nach Veröffentlichung seines Erstlings aber nicht in den Erstlings-Blues verfällt, sondern sich auch später noch gern an Inhalt und Schreibstil erinnert – dazu will dieses Buch einen Beitrag leisten. Und zwar hoffentlich so, dass Ihnen der Spaß an der Sache niemals verlorengeht …

1 heute literarische Technik

1 Warum schreiben?

Die wichtigsten Motive fürs Schreiben werden Sie wohl erst erkennen, wenn Sie geschrieben haben.

Sie werden sich beispielsweise nie mehr langweilen. Neue Welten, in denen die Gerechtigkeit siegt, interessante Persönlichkeiten, wichtige Botschaften gegen den Unsinn und die Oberflächlichkeit der Welt werden Sie täglich begleiten. Das Abenteuer im Kopf! Und das schönste: Sie sind der Schöpfer dieser vorgestellten Welt, in der alles am richtigen Platz sitzt!

Und dann noch die Höhenflüge! Ihr Buch wird ein Bestseller, man lädt Sie zu Literaturrunden und Talkshows ein, Ihr Buch hat Ihnen den Marschallsstab in den Tornister gelegt. Vergessen sollten Sie aber möglichst nicht, dass auf der Rückseite vom Marschallsstab der Bettelstab hängt. Bestellen Sie am Anfang nicht zu viele Bücher! Bücherstapel, auf denen Sie sitzen bleiben, die über die Jahre in Ihrem Wohnzimmer oder im Keller vor sich hingammeln und sie boshaft angrinsen, sind eine äußert trübe Angelegenheit. Verschwiegen werden soll auch nicht, dass Sie mit Ihrer neuen Beschäftigung den einen oder anderen Zeitgenossen verärgern werden. Sie haben mit Veröffentlichung Ihres Buches nämlich Ihre Selbsteinschätzung bloßgelegt: Ich habe etwas zu sagen! Sie beanspruchen also Aufmerksamkeit und die fehlt dann den anderen…

„Darüber müsste man ein Buch schreiben?“

Das haben Sie oft gedacht?

Sie haben möglicherweise ein interessantes oder aufregendes Leben gehabt, sind vielleicht vielen wichtigen Persönlichkeiten begegnet. Sie haben Einsichten gewonnen, die Sie Ihren Mitmenschen und Zeitgenossen mitteilen wollen, weil Sie Ihnen bedeutsam erscheinen. Dann werden Sie eine Autobiographie, Ihre Lebenserinnerungen, schreiben wollen. Oder vielleicht doch einen (Schlüssel)Roman2, in dem Sie Personen und Einsichten etwas verschleiern? Eher ein Genre wählen, in dem Sie sich ein bisschen verstecken können, weil Sie vielleicht nach Veröffentlichung doch vieles lieber nicht gesagt hätten?

Vielleicht spuken aber auch seit Langem schon Figuren, Mitmenschen, Zeitgenossen, die Sie kennengelernt haben, in Ihrem Kopf herum? Die wollen Sie zu gern auf Papier bringen? Denen möchten Sie unbedingt zu Leben und Aufmerksamkeit verhelfen? Dann wären Kurzgeschichten oder Erzählungen das Richtige für Sie. Wenn Sie sich allerdings bereits für einen Könner halten, wenn Sie sich zutrauen, die Fäden eines großen Geschehens schon im logischen Zugriff halten zu können – dann ist es den Versuch eines Romans wert…

Will man sich mit dem Schreiben eines Buches einfach nur von Problemen entlasten, seine Gedanken ordnen und im Niederschreiben begreifen – ist man mit diesem Motiv in recht zahlreicher Gesellschaft. Sogar in prominenter. Rousseau beispielsweise meinte, dass große Literatur nur in der Tiefe des gequälten Herzens entstehen könne. Aber auf Dauer reicht es sicher nicht, dass man durch Bücher seine eigenen Probleme den Lesern aufbürden möchte. Fast jedem Autor dämmert diese Erkenntnis schnell. Es entsteht die Stufenleiter. Problembewältigung – Interesse, andere Themen als das eigene Schicksal sprachlich zu gestalten – Hobby – Passion – Schreibseligkeit … Ziemlich unsinnig wäre es, wenn Sie sich vorgenommen hätten, mit Literatur viel Geld zu verdienen. Der Buchmarkt, auf den Sie Ihr Betätigungsfeld verlegen wollen, ist nämlich schwierig. Immer weniger Menschen lesen, immer mehr Menschen schreiben. Da gibt’s dann auf dem Marktplatz ein ziemliches Geschiebe und Gedränge, die Preise fallen, manche Autoren greifen zu kostenlosen Giveaways für mögliche Leser, denn die müssen mit dem Lasso eingefangen werden. Nicht wenige Autoren werden zum billigen Jakob. Schauen Sie mal unter dem Stichwort „Kostenlose Literatur“ im Netz!

Das Glas ist jedoch halbleer oder halbvoll, je nachdem, wie man’s sieht. Natürlich kann nicht jeder, der der Passion des Schreibens verfällt, ein Bestsellerautor oder gar begnadeter Dichter werden. Aber jedermann und jedefrau können heute mit wenig finanziellem Aufwand ihre Gedanken, Botschaften, Anliegen, Wünsche oder einfach ihre Kreativitätslust zwischen zwei Buchdeckeln finden. So kann man sich selbst eines der schönsten Geschenke der Welt machen: ein eigenes Buch, an dem man sich lebenslang erfreuen kann3.

Spaß an kreativer Betätigung mit Sprache, Selbstverwirklichung durch sprachliches Gestalten, ein festes Ziel für Ihre überbordende Fantasie – das sind nützlich Motive für die vor Ihnen liegende Aufgabe. Und wer weiß – vielleicht werden Sie ja berühmt!

2„Echte“ Schlüsselromane beziehen sich auf Prominente – Schriftsteller, Maler, Philosophen, Politiker, zeitgeschichtliche oder historische Persönlichkeiten …

3 Wenn die Aufgabe misslingt, könnte man sich auch lebenslang schämen und grämen. Deshalb gibt es ja diesen Ratgeber …

2 Schreiben – aber für wen?

„Jeder fängt mal klein an.“

Ist die Zielgruppe überschaubar, will ich Oma oder Opa mit meinem eigenen Buch überraschen, vielleicht auch nur im Freundes- und Bekanntenkreis mit einem eigenen Roman reüssieren – dann kommt keine große Unsicherheit auf. Ich kenne Oma und Opa, meine Freunde und Bekannten auch, ich weiß, was ihnen gefällt und was sie erwarten. Ich werde versuchen, mein Schreiben, meine Thematik, meinen Stil – zumindest etwas – danach auszurichten. Im engsten Kreis mag mein Buch gefallen, man macht mir Komplimente, ich fühle mich gut und das Buch-Schreiben hat sich gelohnt. Wirklich?

Hat man erst einmal angefangen, ein Buch zu schreiben und am Ende zu veröffentlichen – und das ist heute eben weder teuer noch auf den ersten Blick schwierig – stellt sich leider schnell der Wunsch nach breiterem Erfolg ein. Bei den neuen Self-Publishing-Verlagen ist das neue Buch überall lieferbar, sogar in einigen Ländern der EU und in Übersee. Plötzlich gibt es eine nationale und internationale Zielgruppe! Eine nationale oder gar internationale Leserschaft – die hat man allerdings damit keineswegs. Der Buchmarkt ist überschwemmt, viel Angebot, wenig Nachfrage. Selbst Autoren tragen dazu bei – sie wollen schreiben, aber nur die wenigsten lesen noch viel.

Bei allen Schwierigkeiten: Jeder Autor kommt nicht umhin, sich Rechenschaft abzulegen, für welche Leser er schreiben möchte. Denn: Allen Lesern recht getan, ist eine Kunst, die niemand kann!

Am ehesten kann man für die Zielgruppe schreiben, zu der man selbst gehört.

Jung für Jung, Alt für Alt, (oft auch) Frau für Frau. Der Historiker schreibt historische Romane für den historisch gebildeten Leser usw.

Lesevorlieben kreieren meist auch Schreibvorlieben.

Wer lustig-leichte Unterhaltung liebt, wird kaum einen philosophischen Roman verfassen wollen oder können usw. Der begeisterte Krimileser wird am ehesten zum Krimischreiber.

Stilvorlieben werden beim Schreiben unbewusst und bewusst nachgeahmt.

Bevor man zu schreiben beginnt, kann man sich die eigenen Lieblingsbücher des Genres, das man schreiben will, noch einmal durchlesen. Es bleibt immer etwas hängen. Und vielleicht entsteht ja sogar über die Nachahmung hinaus schon etwas originär Neues.

3 Schreiben – aber was?

Die Entscheidung für oder gegen einen Stoff und die Wahl des Genres ist für den zukünftigen Buchautor häufig eine spontane Bauchentscheidung. Hinaus soll, was dem Schreiber auf der Seele brennt, was er seinen Mitmenschen mitteilen oder endlich einmal ins Stammbuch schreiben möchte. Erste Bücher sind oft Selbsterfahrungstrips; sie erzählen ehrlich, was der Schreiber oder die Jung-Autorin erlebt haben. Erzählende Elemente, Szenen voller Lebendigkeit, berührende Momente – all das kann solch ein Erstling enthalten. Ist das Thema für viele Menschen bedeutsam oder interessant, gelingen solchen Debütanten durchaus auch Bestseller. Wer hat nicht „Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“ gelesen?

Fiction oder Faction?

Ein kleines bisschen Theorie

Texte, die einerseits Sachbuch sind und Fakten berichten, andererseits aber auch eine darauf basierende Story erzählen, werden (manchmal) Faction (ein Kunstwort aus facts und fiction) genannt. Erfolgreiche Beispiele sind die vielen in jüngster Zeit veröffentlichten True Crime Stories. In Amerika haben sich Erzählwettbewerbe durchgesetzt, in denen – vorwiegend junge – „Erzähler“ – von ihren packenden oder tragischen Erlebnissen berichten. Dabei steht das schreckliche, komische, aufregende Schicksal des Wettbewerbsteilnehmers im Fokus.

In diesem Buch liegt der Schwerpunkt jedoch auf fiktionalem Schreiben. Nicht das Sensationelle, das der Berichtende erlebt hat, steht im Mittelpunkt, sondern seine erfundene Welt, die er spannend, berührend oder kunstvoll in Szene setzt.

Für praktische Zwecke sind die folgenden Abgrenzungen ausreichend:

Fiction

bezeichnet die Schaffung einer eigenen Welt durch Literatur, Ergebnis von Vorstellungskraft, Fantasie und Recherche.

Sie kann durchaus (auch) auf Fakten oder Geschichte fußen, muss es aber nicht.

Fiction

ist eine Gestaltungs- und Formaufgabe.

Welches Genre?