Werden Sie wichtig! - Luise Link - E-Book

Werden Sie wichtig! E-Book

Luise Link

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Beschreibung

Sie wären gerne wichtig? Wer seinen Erfolg nicht dem Zufall überlassen will, ist bei diesem satirischen Ratgeber richtig. Zahlreiche Marketing-Tricks und Strategien helfen beim Aufbau einer überzeugenden Ich-Marke. Die vielen amüsanten Fallbeispiele sorgen dafür, dass der Weg dorthin nicht langweilig wird. Was der Leser schnell erkennt: Angeben und aufschneiden kann jeder, aber sich richtig wichtig machen, das will gelernt sein!

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„…Verlangen nach Bewunderung und Beifall ist vielleicht die allgemeinste Triebfeder menschlicher Handlungen.“

Lord Chesterfield

Inhaltsverzeichnis

ERFOLG MUSS KEIN ZUFALL BLEIBEN

STANDORT BESTIMMEN

IMPRESSIONSPOTENTIALE

KONKURRENZ UND ADRESSATEN

HER MIT DEM MARKENBILD!

SICH UNTERSCHEIDEN

PROFIL GEWINNEN

IN FORM

BENIMM DICH?

WISSEN UND KÖNNEN

HAUS, AUTO, PFERD…

WAS TUN?

PARTNERWAHL

BERUFSWAHL WILL ÜBERLEGT SEIN

RICHTIG KONSUMIEREN!

EFFEKTIV KOMMUNIZIEREN!

SPRACHPOTENTIAL

EINEN TITEL ERWERBEN

EIN BUCH SCHREIBEN?

KÜNSTLER WERDEN

CHARITY

FANS, HEROLDE, VITAMIN B

SIMULIEREN SIE!

KOMMUNIKATIONSPOLITIK

PR-STORIES

HOMO GRANDIS

COOL UND TOUGH

ANSTRENGEND

GEHEIMNISVOLL

SCHÖN EXTREM

ACH JA, SABINE UND DIETER

AUS

WEG

ZUM

DA

NACHLESEN

GLOSSAR

LITERATUR

DIE AUTORIN

DIE ILLUSTRATORIN

Erfolg muss kein Zufall bleiben

Sie würden gerne wichtig sein?

In Ihrem Verein, Dorf, Ihrer Stadt, im Land, für die Menschheit, generell?

Marschieren Sie einfach los! Am Anfang Ihrer Reise müssen Sie nur lernen, sich wichtig zu fühlen. Wenn Sie in der festen Überzeugung Ihrer Bedeutung auf andere Menschen zugehen, werden Sie bald zu den wertgeschätzten oder überbewerteten Persönlichkeiten gehören, die diesen Planeten bevölkern!

Wie man das Gefühl eigener Bedeutung bei sich und anderen erzeugen kann – davon handelt dieses Buch. Für unsere Erfolgsstrategie nutzen wir Erkenntnisse aus dem Marketing. Immerhin schaffen es die Marketing-Fuzzis, dass Konsumenten jeden Tag Sachen kaufen, die sie eigentlich nicht brauchen und niemals haben wollten. Fallbeispiele, Regeln und Tricks stellen sicher, dass man die notwendigen Techniken schnell erlernen und langfristig behalten kann.

Denn:

Angeben und Aufschneiden kann jeder – aber sich richtig wichtig machen, das will gelernt sein!

Standort bestimmen

„Ich wollte es Ihnen schon öfter einmal stecken“, sagte dieser Tage Abteilungsleiter Müller zu seiner neuen Assistentin.

Frau Meier senkte den Blick. Wollte der Chef sie sexuell belästigen?

„Genau das meine ich.“

Müller schüttelte den Kopf.

Sabine Meier errötete.

„Wenn Sie sich wie ein scheues Reh aufführen, man in Ihrem Gesicht wie in einem offenen Buch lesen kann, dann wird’s nichts mit Ihnen. Schauen Sie mal auf mich! Ich habe Probleme mit der Rechtschreibung, kein Abitur, kein Studium, geschweige denn einen Doktor. Und – wer ist hier der Chef? Ich! Aus dieser unbestrittenen Tatsache können Sie etwas lernen. Sie müssen sich besser verkaufen, Kindchen!“

„Ich bin doch keine Ware, Herr Müller.“

„Irrtum, Kleine. Meine Ex-Frau hat immer zu mir gesagt:

‚Dieter, du bist vielleicht ne Marke.‘

Ich hab‘s ihr übel genommen, mich aber nach der Scheidung besonnen. Jeder Mensch ist nämlich genau das: eine Marke. Genauer gesagt, Fräulein Meier, eine Ich-Marke. Letztlich also Ich-Marken-Ware, nicht wahr? Und die hab‘ ich entwickelt. Das Ergebnis steht vor Ihnen.“

Der Abteilungsleiter hat sich daraufhin verneigt, Sabine Meier hat den Blick erhoben und ihn angeschaut. Wie’s dann weiter gegangen ist, kann man vermuten.

Was lehrt uns diese Szene?

Es kommt darauf an, dass wir anderen Menschen das Gefühl unserer eigenen Bedeutung vermitteln und dafür Strategien nutzen. Es reicht nämlich nicht, dass man ein toller Hecht ist – andere müssen das auch wissen. Sogar, wenn man eine total trübe Tasse ist, die anderen aber glauben, man ist ein toller Hecht, steht man auf der Gewinnerseite.

Für die Entwicklung der Ich-Marke gibt es unterschiedliche Phasen zu beachten.

Am Anfang steht die Ermittlung der eigenen Potentiale, die Stärken-Schwächen-Analyse.

Ist man zum Beispiel ein Knörzel, so wird man nicht das Ziel verfolgen können, der Bachelor oder Mister Universum zu werden. Das hätte etwas bemitleidenswert Vergebliches an sich. Und Mitleid ist so ziemlich das Allerletzte, was wir für unsere Zielvorstellung gebrauchen können.

Am Beginn unserer Aufgabe müssen wir also ehrlich, schonungslos ehrlich zu uns sein. Schonungslos am Anfang zu uns selbst, am Ende zu allen anderen – das ist die richtige Reihenfolge. Ehrliche Ansichten über uns selbst müssen wir allerdings durchaus nicht verbreiten, aus der Selbstbetrachtung soll auf keinen Fall eine Fremdbeurteilung werden.

Mehr oder weniger gleichzeitig muss man eine Konkurrenzanalyse durchführen.

Wie schön sind die anderen Damen meines Jahrganges, wie belesen sind die anderen Assistenten an meinem Lehrstuhl, wie schnell sind die anderen Marathonläufer in meinem Wettbewerb usw.? Ich analysiere also (meist) nicht die ganze Welt, sondern die für mich bedeutsame Konkurrenzgruppe. Das vermeidet Frustrationen.

Frau Eglwetter zum Beispiel ist sehr faltig und übergewichtig. Sie schaut aber gerne ‚Germany’s next Topmodel‘. Wäre sie nun unvernünftig und würde, zeitgleich mit ihrem Fernsehkonsum, eine Konkurrenzanalyse anstellen, sich also mit den achtzehn- bis achtundzwanzigjährigen Models vergleichen, könnte sie sich gleich erschießen. Macht sie aber nicht. Sie schaut nur beim Damenkränzchen, da sind alle über achtzig. Und die sehen sämtlich ungefähr so aus wie sie.

Verbunden mit der Konkurrenzanalyse definiere ich meine Zielgruppe. Wer ist überhaupt wichtig für mich? Wen muss ich also beeindrucken? Und – was findet meine Zielgruppe toll?

So vorbereitet, geht’s an die Entwicklung der Strategien. Erinnern wir uns: Am wichtigsten ist der Eindruck, den man macht, nicht, was man kann, wer man ist. Der Kommunikationspolitik kommt deshalb eine herausragende Bedeutung zu. Wie man diese im Dienste der Ich-Marke optimiert, dafür gibt es in diesem Buch zahlreiche Hinweise.

Alle Elemente einer Persönlichkeit sind geeignet, Bedeutung zu suggerieren, sie haben ein Beeindruckungs-, ein Impressionspotential: äußere Merkmale, Verhalten, Wissen und Kompetenzen, Besitz.

Impressions-Potentiale werden in IP gemessen, wobei ihr Grad auf einer Skala von 1 bis 6 rangiert. 1 ist wenig, 6 ist exzellent. Das Tröstlich-Faszinierende ist eine gewisse Dialektik, die man für seine Zielerreichung nutzen kann.

Der Hund

Man schaut ihn gerne an, er ist ein treuer Gefährte, die Welpen sind putzig und patschig. Und dann der Mops. Er ist überzüchtet, kann kaum atmen, sabbert ständig und ist nach hergebrachten Schönheitsvorstellungen gewöhnungsbedürftig. Erstaunlich aber: Es gibt immer mehr Mops-Fans in Deutschland. Und die halten ein Leben ohne Mops zwar für möglich, aber sinnlos.

Falten

Was bei Frauen als Zeichen des Alters und schwindender Schönheit empfunden wird, läuft beim Mann unter Erfahrung und Sex-Appeal.

Loft oder Hofreite

Staub und Spinnen für die einen, Kult und cool für die anderen.

Sich ins rechte Licht rücken, aus Schwächen Stärken machen, sich richtig wichtigmachen – das kann man lernen.

Impressionspotenziale

Können wir uns, beispielsweise bei unserem Aussehen, objektiv beurteilen? Sind wir ehrlich, was uns selbst betrifft?

Heidi hat ein Faible für kurze Röcke. Ihre Beine sind aber nicht lang, sondern krumm. Ihre Füße stecken sommers in Sandalen, die zahlreichen Hühneraugen wollen Luft schnappen. Etwas weiter oben, in der Körpermitte, drei Rettungsringe, das zwei Größen zu enge T-Shirt modelliert sie aufmerksamkeitsstark. Für Heidis Truthahnhals würde sich der Betrachter ein gnädiges Tuch wünschen, leider Fehlanzeige.

Jeden Tag sehen wir unzählige Leute, die sich geschmacklich so richtig vergaloppiert haben, sich ganz offensichtlich nicht richtig beurteilen können – so denken wir. Vielleicht gehören wir dazu?

Auf das Urteil anderer können wir uns nämlich nicht verlassen. Unsere Freunde, so wir denn welche haben, sagen uns nicht die Wahrheit, denn sie wollen ja unsere Freunde bleiben. Und unsere Feinde können wir auch nicht fragen, die würden uns nur hereinlegen, das Gute schlecht und das Schlechte gut reden, so dass wir in ihre Falle tapsen.

Was tun?

Fotos, Selfies, unbearbeitete Nahaufnahmen mit erstklassiger Kamera – die lügen nicht! Wenn Sie nach dem Shooting verzweifelt sind, denken Sie immer daran: Am Ende kommt es ja nicht darauf an, wie Sie aussehen – sondern wie andere Sie ansehen.

Nicht nur die äußere Erscheinung, auch unser Wissen, unsere Kompetenzen, unser Verhalten und unser Besitz sind dem immer gleichen Schema unterworfen:

Wichtiger

als das Sein

Ist

der Schein!

Konkurrenz und Adressaten

Die Marke Ich hatte sich noch vor wenigen Jahrzehnten in einem eher kleinen Bereich mit klar begrenzter Zielgruppe zu bewähren.

Als Oma Hannelore den schönen Hans haben wollte, musste sie beim Schützenfest nur Schmieds Lenchen und Böttchers Ida ausschalten. Das waren die einzigen noch unverheirateten Mädchen ihres Alters im Dorf. Wenig Konkurrenz, Oma Hannelore hat ihren Auserwählten bekommen und musste sich sehr bald mit seiner ungünstig mutierten Version zufriedengeben.

Die meisten Bereiche, in denen sich die Ich-Marke heute bewähren muss, dehnen sich aus. Wer sich in ein Dating-Portal begibt, hat sofort die ganze nationale Konkurrenz auf dem Hals. Arbeitgeber durchsuchen den nationalen und internationalen Arbeitsmarkt. Wer seine Dienste anbietet, sieht sich sofort mit anderen Anbietern in Netz-Portalen konfrontiert. Bei einer solchen, durch Globalisierung und Übersättigung gekennzeichneten Angebotssituation schreit der Markt geradezu nach einer Differenzierungs- und Profilierungsstrategie. Die Erschaffung der Ich-Marke ist nützlich für den Überlebenskampf und unabdingbar für Erfolg!

Veni, vidi, vici, ich kam, ich sah, ich siegte – so einfach ist es damit natürlich nicht. Die ganz großen und größten Ziele zu erreichen, wird Otto Normalverbraucher und Martina Mustermann eher selten gelingen. Oft ist der Ort, zu dem du hinwillst, bereits durch zahlreiche Prominente besetzt.

Das Promi-Unwesen in Deutschland floriert – der veränderten Medienlandschaft sei Dank. Ist einer durch die Decke, kann er es kaum vermeiden, jahrzehntelang auf seinem Posten zu sitzen, immer höhere Ämter, Chancen und Positionen zu erreichen. Der hochverehrte Spirituosenbildermalende Sänger, die erfolgreiche Sachbuchschreibende Fernsehulknudel, die bewunderte Schönheitstipps-gebende Moderatorin, der vielbeachtete Autobiografie-verfassende Jungpolitiker. Sie finden ohne Probleme Galerien und Ausstellungen, Verlage, Besucher, Käufer und Leser, weil tägliche Zeilen im Blätterwald, ununterbrochene Bilder in der Flimmerkiste, Facebook, Instagram und Twitter den Schneeball im Rollen und immer weiter anwachsen lassen. Derweil vergammeln zahllose Schauspiel-Koryphäen, Politik-Asse, Geigen-Virtuosen, Schreibtalente und Mal-Genies in der Provinz oder auf der Hinterbank. Schlimm, gell?

Übrigens, wie sieht es denn zwischen Sabine Meier und Dieter Müller aus?

Nun, Dieter hat sich ziemlich schnell nach dem von uns belauschten Gespräch in seine Assistentin verguckt. Ihre langen blonden Haare, ihre schlanke Figur, an der trotzdem alles dran ist und genau an der richtigen Stelle in der optimalen Größe sitzt, ihre wohlgeformten Beine, die kein Ende zu nehmen scheinen.

Am besten aber gefällt ihm ihr zurückhaltendes Wesen, das seiner Männlichkeit – stark beschädigt durch die täglichen Schmähungen seiner ersten Frau und die Trennung – gut tut.

Dass Sabine seine Assistentin ist, dass er zunächst eher ein berufliches Interesse an ihr und ihrer Entwicklung gehabt hat, das ist vergessen.

Dieter ist entschlossen, ihr innerhalb der nächsten Wochen einen Antrag zu machen. Er hat als gereifter Mann mit Position so einem kleinen Mäuschen erheblich was zu bieten. Den Brief an sie hat er schon geschrieben. Er trägt ihn immer in seiner Jackentasche bei sich und hofft auf die richtige Gelegenheit.

Lihbe Frau Meier,

lihbe Sabiene –

so darf ich sie, so darf ich Dich hofentlich balt nennen.

Wir kännen uns jetzt schon einige Wochen, und je lenger ich dich känne, umso stährker füle ich mich zu dier hingezohgen. Ich meine, an deinen Augen, an deinen Bliken, an deinem Lächeln zu erkännen, das es dier genauso get. Ich will nicht um den heisen Prei herumrehden: Willst du meine Vrau werden, Sabine?

Du würdest mich zum klücklichsten Man diser Erde machen.

Ich warte in Lihbe,

dein Dieter.

Was sagt man denn dazu?

Dieter Müller hat in seinem Berufsleben bis hierher so ziemlich alles richtig gemacht, sonst wäre er ja nicht bis an die Schallmauer seiner Fähigkeiten nach oben vorgestoßen1. Wenn auch, so viel sei hier schon einmal bemerkt, sein Allerweltsname der Gestaltung für seine Ich-Marke bedurft hätte. Sobald’s menschelt, machen die meisten Leute – entgegen aller Logik, die sie sich mit Mühe eingebimst haben – vieles falsch. Die Ich-Marke muss aber durchgängig stimmig, authentisch, schlau sein. Professionell und privat!