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In einer abgelegenen Plattenbausiedlung, wo Verzweiflung und Dunkelheit regieren, wird ein uraltes Übel wiedererweckt. Als seltsame Ereignisse und grausame Morde die Bewohner erschüttern, kämpfen die Überlebenden gegen Dämonen, die mehr sind als nur ein Albtraum. Doch der wahre Horror lauert nicht nur in den Schatten – er ist auch in den Menschen selbst.
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Veröffentlichungsjahr: 2025
Titel:Siedlung der Verdammten
Autor:Sarah Kiefer
Biografie:
Sarah Kiefer wurde 1984in Hamburg geboren und wuchs in einer Welt v oller düsterer Geschichten und geheimnisvoller Legenden auf. Schon früh begann sie, ihre eigenen Erzählungen zu schreiben, inspiriert von den unerforschten Ecken der Stadt und den Schatten, die in jedem Winkel lauerten.
Heute lebt sie zurückgezogen in einer kleinen Wohnung, wo sie weiterhin an Geschichten arbeitet, die den Leser mitnehmen in die dunklen Ecken der menschlichen Psyche.
Kapitel 1: Willkommen in der Hölle
Sascha „Kröte“ Reimann lehnte mit verschränkten Armen an der rissigen Betonwand des Eingangs zu Block C. Der Geruch von altem Müll, Hundeurin und verbranntem Plastik hing in der Luft, ein typischer Abend in der Siedlung. Sein Hoodie war verschmiert mit irgendwas, das er vor Stunden als Tomatensoße abgetan hatte. Die Kippe in seiner Hand glühte schwach, während er gelangweilt auf den nächsten Kunden wartete. „Ey, wenn die Hurensöhne von oben wieder auf meine Lieferung schielen, ich schwör bei Gott, ich bring die um“, murmelte er, mehr zu sich selbst als zu irgendjemand anderem. Natalie „Natti“ Schulz kam die Treppen runter, elegant und doch mit einem leichten Stolz in ihrem Gang, der sofort signalisierte: Fass mich nicht an, wenn du keine Finger verlieren willst. Sie war groß, schlank und hatte ein Gesicht, das sowohl Schönheit als auch Verachtung ausdrückte. Ihre Jeans saßen hauteng, und das tief ausgeschnittene Top ließ wenig Platz für Fantasie. „Kröte, wie immer am Arbeiten, wa? Oder wartest du nur darauf, dass dir endlich mal einer in die Fresse haut?“ Sie grinste ihn frech an, während sie sich eine Zigarette aus ihrer Tasche fummelte. „Arbeiten, Natti, arbeiten. Irgendjemand muss hier die Kassen füllen. Und bei dir so? Wieder ’nen Stammgast im Bett gehabt, oder bist du ausnahmsweise mal alleine nach Hause gegangen?“ Sascha schnippte seine Kippe weg und zog aus einer Plastiktüte eine Flasche Bier, die er sich mit einem Zischen öffnete.
„Träum weiter, Kleiner“, konterte Natalie und zündete sich ihre Zigarette an. Sie ließ den Rauch langsam aus ihrem Mund entweichen und sah Sascha mit einem Blick an, der gleichzeitig herausfordernd und ein wenig amüsiert war. „Was macht dein Business? Noch keine Anzeige am Hals? Schade. Hätte gerne gesehen, wie die Bullen dir deine Fresse polieren.“
„Lass mich in Ruhe mit deinem Scheiß“, knurrte Sascha, nahm einen tiefen Schluck aus seiner Flasche und setzte ein selbstzufriedenes Grinsen auf. „Und apropos Fresse polieren, der Typ von gestern... der, der gedacht hat, er kann mich verarschen? Glaub mir, der hustet heute noch Blut. Ich hab ihm gezeigt, wie man Respekt lernt.“
„Oh wow, ein echter Held“, sagte Natalie trocken, drehte sich aber zu ihm um und ließ ihre Augen kurz über ihn wandern. „Mann, du bist echt das Beste, was Marzahn zu bieten hat. Kein Wunder, dass hier alle abkratzen.“ „Ey, laber nicht, Natti. Du weißt, dass ich der Einzige bin, der hier die Scheiße zusammenhält. Ohne mich wären die Kids hier komplett am Arsch.“
Das Gespräch wurde von einem lauten Krachen unterbrochen. Irgendjemand hatte im Treppenhaus ein Fenster eingeschlagen, und kurz darauf hörte man Lukas’ markante Stimme durch den Flur hallen. „Ihr Fotzen! Wer war das? Ich schwör, ich mach euch fertig!“ „Oh Gott, nicht der Idiot“, stöhnte Natalie und drehte sich um.
Lukas kam die Treppe runtergestolpert, die Hände in blutverschmierten Bandagen, sein Shirt zerrissen und mit irgendeinem undefinierbaren Fleck übersät. Er war ein bulliger Typ mit einer Glatze, die er immer frisch polierte, und einem Gesicht, das so aussah, als hätte es schon mehr Fäuste gesehen als die meisten Boxsäcke. „Natti, Süße, was geht? Sascha, du kleine Ratte, wie läuft die Scheiße bei dir?“ „Halt deine Fresse, Lukas“, entgegnete Sascha und sah ihn mit kalten Augen an. „Du bist der Letzte, der hier irgendwas zu melden hat.“ „Ach ja? Sag das nochmal, und ich stopf dir dein scheiß Maul mit deinen eigenen Zähnen!“ Lukas machte einen Schritt nach vorne, doch Natalie stellte sich zwischen die beiden. „Könnt ihr Kinder euch mal zusammenreißen? Ernsthaft, das ist ja schlimmer als im Kindergarten.“ Sie blies ihm den Rauch ihrer Zigarette direkt ins Gesicht, was Lukas kurz aus dem Konzept brachte.
„Du hast Glück, dass sie dazwischengeht, Kröte“, knurrte Lukas, bevor er sich eine Bierdose aus seiner Tasche riss und sie in einem Zug leer trank.
„Tja, immer derselbe Scheiß hier“, sagte Natalie und wandte sich ab. „Ihr zwei könnt euch gegenseitig die Fresse polieren, aber ich hab noch besseres zu tun. Die Bar wartet.“
Sascha und Lukas sahen ihr hinterher, jeder mit seinen eigenen Gedanken. Sascha schüttelte den Kopf und murmelte: „Sie tut immer so, als wär sie was Besseres. Dabei ist sie genauso ein Wrack wie wir alle.“ Lukas grinste schief. „Sie hat wenigstens ’nen Arsch, auf den man gucken kann. Du hingegen bist nur ein nerviger Wurm.“
„Verpiss dich, Lukas.“
Die Plattenbausiedlung lag inzwischen in völliger Dunkelheit. Der Mond schien matt durch die dichten Wolken, und irgendwo in der Ferne hörte man einen Hund bellen. Sascha zündete sich eine neue Kippe an und spürte, wie die Spannung in der Luft immer dichter wurde. Er konnte es nicht genau erklären, aber irgendetwas fühlte sich an diesem Abend anders an. Vielleicht lag es am Streit mit Lukas, vielleicht an Natalie, oder vielleicht war es einfach nur das Gewicht der Jahre, das langsam auf ihm lastete. Er nahm einen tiefen Zug und sah in den schwarzen Himmel. „Willkommen in der Hölle“, murmelte er leise zu sich selbst, bevor er die Zigarette in den Müll schnippte und in der Dunkelheit verschwand.
Kapitel 2: Der mysteriöse Nachbar
Ganz oben, in der letzten Bude von Block C, wohnte der Alte. Keiner wusste so richtig, wie der Typ hieß. Die meisten nannten ihn einfach nur den „Hexer“ oder „den Freak von oben“. Niemand sah ihn oft draußen, und wenn doch, hatte er immer denselben verknitterten Mantel an, der aussah, als hätte er den Zweiten Weltkrieg persönlich überlebt. Sein Gesicht war zerfurcht wie eine alte Landkarte, und seine Augen? Die waren das Schlimmste. Blassgrau, fast weiß, als könnten sie durch dich hindurchgucken.
„Ey, ich schwör, der Typ macht doch irgendeinen Teufelskram da oben“, hatte Lukas vor ein paar Tagen gesagt, als sie im Hof rumlungerten. „Neulich hab ich ihn gesehen, wie er mit ’nem Messer in der Hand aus’m Aldi kam. Der hat da oben safe ’nen Altar oder so’n Scheiß.“ „Halt doch dein Maul, Lukas“, hatte Sascha entgegnet und an seiner Zigarette gezogen. „Du siehst doch überall irgendwelche Storys. Der Alte ist wahrscheinlich nur ein Junkie wie der Rest hier.“ Aber selbst Sascha war sich da nicht so sicher. Irgendwas war komisch an dem Alten. Manchmal hörte man in der Nacht seltsame Geräusche aus seiner Wohnung. Irgendein Murmeln, so leise, dass du nie sicher warst, ob es echt war oder ob dein Hirn dir ’nen Streich spielte. Und dann war da dieser Gestank. So ’ne Mischung aus faulen Eiern und verbranntem Haar, der immer aus seiner Tür wehte, wenn die offenstand.
An diesem Abend saß Sascha wieder auf der Bank vor Block C und ließ sich vom lauen Wind die Haare zerzausen. Natti kam die Treppe runter, frisch aus der Bar, und setzte sich neben ihn. „Ey, Kröte, hast du das mitgekriegt? Der Freak von oben war wieder beim Müll wühlen.“
Sascha blies eine Rauchwolke in die Luft und verzog das Gesicht. „Warum zum Teufel interessiert dich das?“ „Weil der Typ mich gruselt, Mann. Ich mein, wer lebt freiwillig seit zwanzig Jahren in dieser Scheißbude und redet mit niemandem? Ich wette, der hat ’nen Haufen Leichen in seinem Schrank.“ „Quatsch. Der hat wahrscheinlich einfach nur keinen Bock auf unsere kranken Gesichter.“ „Ja, oder er steht drauf, Leute abzuschlachten und ihre Haut als Vorhänge zu benutzen“, sagte Natti und lachte dabei.
Bevor Sascha was erwidern konnte, hörten sie plötzlich einen dumpfen Knall. Er kam von oben, irgendwo aus der Richtung des Alten. „Was zur Hölle war das?“ fragte Natti und sah nach oben.
Sascha zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung. Wahrscheinlich hat der Opa seinen Krückstock gegen die Wand geschmissen.“
„Nee, Mann. Das klang anders.“ Natti sprang auf. „Komm mit. Lass mal gucken.“
„Alter, bist du irre? Ich geh doch nicht zu dem Typen hoch!“ „Ach, sei kein Lappen, Sascha. Wenn er uns ans Leder will, kannst du ja deinen großen Mund aufmachen.
Vielleicht stirbt er vor Langeweile.“
Widerwillig folgte Sascha ihr die Treppen hoch. Der Geruch wurde mit jedem Stockwerk schlimmer. „Boah, ich kotz gleich, ey. Was ist das für’n Gestank?“
„Keine Ahnung, aber wenn ich hier irgendwann wohnen muss, bring ich mich um.“ Oben angekommen, blieb Natti vor der Tür des Alten stehen. Sie war alt und zerkratzt, als hätte jemand versucht, sie mit bloßen Händen aufzubrechen. Aus dem Spalt darunter quoll ein seltsamer, grünlicher Nebel, der in der schummrigen Flurbeleuchtung irgendwie nicht echt wirkte.
„Kröte, ich sag’s dir, hier läuft ’n kranker Film ab.“ „Scheiße, jetzt mach die Tür auf, bevor ich mir in die Hose mach.“
Natti legte vorsichtig ihre Hand an die Klinke und drückte sie runter. Die Tür war nicht abgeschlossen. Sie ging mit einem leisen Quietschen auf. Dahinter lag die Wohnung, in völlige Dunkelheit getaucht.
„Hallo?“, rief Natti rein, ihre Stimme schwankte zwischen Mut und blankem Entsetzen. Keine Antwort.
Sascha schob sich an ihr vorbei. „Warte hier, ich check das kurz.“ Er zog sein Handy raus und aktivierte die Taschenlampe. Der Lichtstrahl schnitt durch die Dunkelheit und enthüllte eine bizarre Szene. Die Wände waren mit irgendwelchen Symbolen vollgekritzelt, in einer Sprache, die er nicht kannte. Überall lagen Kerzen, einige abgebrannt, andere noch flackernd. In der Mitte des Raums stand ein Tisch, bedeckt mit einem dreckigen Tuch, und darauf – „Oh fuck.“
„Was?“ Natti kam näher und sah über seine Schulter. Auf dem Tisch lag etwas, das wie ein Tierkadaver aussah. Ein Ziegenkopf, umgeben von schwarzen Federn und roten Flecken, die definitiv Blut waren. „Was zum Teufel macht der hier?“, flüsterte Natti, ihre Stimme zitterte.
„Keine Ahnung, aber ich hab keinen Bock rauszufinden, ob wir als Nächstes auf dem Tisch landen.“ Sascha packte sie am Arm. „Komm, wir verpissen uns.“ Doch bevor sie sich umdrehen konnten, hörten sie ein tiefes Knurren, das direkt aus der Dunkelheit kam. Es klang nicht menschlich, nicht mal tierisch. Es war, als würde die Wohnung selbst atmen.
„Alter, was war das?“, flüsterte Natti. „Ich weiß es nicht, und ich will’s auch nicht wissen.“ Sascha zog sie zurück zur Tür, aber bevor sie den Flur erreichten, erschien der Alte plötzlich im Türrahmen. Sein Gesicht war leichenblass, und seine Augen leuchteten in einem unnatürlichen Weiß. „Ihr hättet nicht hier sein sollen“, sagte er mit einer Stimme, die klang, als käme sie aus einer anderen Welt. Sascha und Natti starrten ihn an, erstarrt vor Angst. „Ey, Opa, wir wollten nur…“, begann Sascha, aber der Alte hob eine knochige Hand, und die Luft um sie herum wurde eiskalt. „Verpisst euch, solange ihr noch könnt“, knurrte er. Sie warteten nicht auf eine zweite Aufforderung. Sascha packte Natti und rannte die Treppen runter, ohne sich umzudrehen. Hinter ihnen knallte die Tür zu, und das Knurren hallte ihnen noch lange nach. Draußen vor dem Block keuchten sie beide, als hätten sie einen Marathon gelaufen. „Ich sag’s dir, der Typ ist nicht normal“, stieß Natti hervor. „Kein Scheiß“, sagte Sascha und warf einen letzten Blick nach oben. „Aber wenn der was plant, dann haben wir ein dickes Problem.“
Kapitel 3: Stress auf der Straße
Sascha stapfte durch die engen, dreckigen Straßen der Siedlung, die Hände tief in den Taschen seines Hoodies vergraben. Der Regen prasselte auf den Asphalt, ließ Pfützen entstehen, die wie schwarze Spiegel die flackernden Straßenlaternen reflektierten. Er hatte keinen Bock mehr auf den Scheiß von heute. Erst der Alte, dann Natti, die ihm immer wieder auf die Nerven ging, und jetzt war sein Lager fast leer. Die Kids aus der Schule wollten ihre Pillen, aber der Nachschub ließ auf sich warten. „Ey, Sascha! Kröte!“, rief jemand hinter ihm. Er drehte sich nicht sofort um, denn die Stimme war ihm zu vertraut. Jemand, der ihn nicht mochte. Er spürte, wie sich sein Magen zusammenzog. „Bleib stehen, du kleiner Wichser!“
Langsam blieb er stehen und warf einen flüchtigen Blick über die Schulter. Drei Typen kamen auf ihn zu, alle in schwarzen Jacken mit weißen Logos drauf. Die „Nordköppe“, eine kleine, aber aggressive Gang, die es seit ein paar Monaten auf ihn abgesehen hatte. Vorneweg lief Rico, ein bulliger Kerl mit rasiertem Schädel und einer Narbe quer über der Stirn. „Na, Rico. Immer noch angepisst, dass deine Alte mehr bei mir gekauft hat als bei dir?“ Saschas Stimme war ruhig, aber sein Herz raste. Er wusste, dass das hier übel enden würde. „Halts Maul, Kröte.“ Rico blieb stehen, nur wenige Schritte entfernt, und fixierte Sascha mit einem Blick, der genug Hass für drei Leben transportierte. „Du hast in unserem Viertel gedealt. Das war das letzte Mal.“ „Euer Viertel?“ Sascha zog eine Augenbraue hoch und zündete sich demonstrativ eine Zigarette an. „Wusste nicht, dass die Stadt euch ’nen Mietvertrag für die Straße gegeben hat.“
Ricos Kumpels fingen an zu lachen, aber das Lachen hielt nicht lange an. Rico trat einen Schritt nach vorne, griff Sascha am Kragen und zog ihn näher. „Ich mach dich fertig, du kleiner Bastard.“
„Versuch’s doch“, zischte Sascha und spuckte den Zigarettenstummel aus, direkt vor Ricos Füße. Das war der Startschuss. Rico riss seinen Arm nach hinten, und die erste Faust landete direkt auf Saschas Wange. Der Schlag ließ ihn nach hinten taumeln, aber er hielt sich auf den Beinen. Noch bevor er klar denken konnte, kamen die beiden anderen Typen auf ihn zu. Der Größere der beiden, mit einem Gesicht, das aussah wie ein schlecht gekneteter Teigklumpen, versuchte, ihn mit einem Kniestoss in den Magen zu treffen. Sascha wich aus, griff nach einem alten Verkehrsschild, das am Boden lag, und schlug zu. „Ihr wollt Stress? Dann kommt her!“ schrie er, während das Metall mit einem dumpfen Geräusch auf den Kopf des ersten Angreifers krachte. Blut spritzte, und der Typ ging stöhnend zu Boden.
„Scheiße, der hat mich erwischt!“, jammerte er, aber Sascha hatte keine Zeit, sich darauf zu konzentrieren. Rico war schon wieder da, diesmal mit einem Butterflymesser in der Hand.
„Jetzt wird’s ernst, Kröte!“
Sascha wich zurück, rutschte in einer Pfütze aus und landete auf dem Rücken. Rico stand über ihm, grinste und hielt das Messer gefährlich nah an seinen Hals. „War schön mit dir, Kleiner.“
Doch bevor er zustechen konnte, hörte Sascha ein lautes Klirren. Rico zuckte zusammen und ließ das Messer fallen. Hinter ihm stand Natti, eine zerbrochene Bierflasche in der Hand, die noch triefend von Ricos Blut war.
„Schon wieder am Verlieren, Sascha?“ Sie grinste, während Rico auf die Knie sackte und sein blutender Hinterkopf die Straße rot färbte.
„Verdammt, Natti. Immer da, wenn’s am meisten weh tut.“ Sascha rappelte sich auf, griff nach dem Messer und drehte sich zu Ricos verbliebenem Kumpel um, der nun allein und sichtlich panisch dastand. „Was jetzt, du kleiner Pisser?“ fragte Sascha und schwenkte das Messer hin und her.
Der Typ zögerte, dann drehte er sich um und rannte. „Ihr seid doch alle krank! Verpiss dich, Rico!“ „Ja, renn, du scheiß Feigling!“ schrie Natti ihm hinterher, bevor sie die Flasche wegwarf und sich zu Sascha wandte. „Du bist echt ein wandelndes Problem, weißt du das?“
„Und du bist ne wandelnde Nervensäge.“ Sascha spuckte auf den Boden und klopfte sich den Staub von der Hose.
Rico lag noch immer am Boden und röchelte, seine Augen weit aufgerissen. „Ihr... ihr seid tot. Meine Leute... die holen euch.“
„Deine Leute können mir mal am Arsch lecken“, zischte Sascha, trat Rico gegen die Brust und zog Natti mit sich. „Kröte, du weißt, dass das nicht vorbei ist, oder?“ fragte Natti, während sie sich vom Ort des Geschehens entfernten. „Ist es nie“, antwortete Sascha und warf einen Blick zurück auf Ricos blutigen Körper. „Aber das macht’s doch erst spannend, oder nicht?“
Kapitel 3: Stress auf der Straße
Sascha stapfte durch die engen, dreckigen Straßen der Siedlung, die Hände tief in den Taschen seines Hoodies vergraben. Der Regen prasselte auf den Asphalt, ließ Pfützen entstehen, die wie schwarze Spiegel die flackernden Straßenlaternen reflektierten. Er hatte keinen Bock mehr auf den Scheiß von heute. Erst der Alte, dann Natti, die ihm immer wieder auf die Nerven ging, und jetzt war sein Lager fast leer. Die Kids aus der Schule wollten ihre Pillen, aber der Nachschub ließ auf sich warten. „Ey, Sascha! Kröte!“, rief jemand hinter ihm. Er drehte sich nicht sofort um, denn die Stimme war ihm zu vertraut. Jemand, der ihn nicht mochte. Er spürte, wie sich sein Magen zusammenzog. „Bleib stehen, du kleiner Wichser!“
Langsam blieb er stehen und warf einen flüchtigen Blick über die Schulter. Drei Typen kamen auf ihn zu, alle in schwarzen Jacken mit weißen Logos drauf. Die „Nordköppe“, eine kleine, aber aggressive Gang, die es seit ein paar Monaten auf ihn abgesehen hatte.
Vorneweg lief Rico, ein bulliger Kerl mit rasiertem Schädel und einer Narbe quer über der Stirn. „Na, Rico. Immer noch angepisst, dass deine Alte mehr bei mir gekauft hat als bei dir?“ Saschas Stimme war ruhig, aber sein Herz raste. Er wusste, dass das hier übel enden würde. „Halts Maul, Kröte.“ Rico blieb stehen, nur wenige Schritte entfernt, und fixierte Sascha mit einem Blick, der genug Hass für drei Leben transportierte. „Du hast in unserem Viertel gedealt. Das war das letzte Mal.“ „Euer Viertel?“ Sascha zog eine Augenbraue hoch und zündete sich demonstrativ eine Zigarette an. „Wusste nicht, dass die Stadt euch ’nen Mietvertrag für die Straße gegeben hat.“
Ricos Kumpels fingen an zu lachen, aber das Lachen hielt nicht lange an. Rico trat einen Schritt nach vorne, griff Sascha am Kragen und zog ihn näher. „Ich mach dich fertig, du kleiner Bastard.“
„Versuch’s doch“, zischte Sascha und spuckte den Zigarettenstummel aus, direkt vor Ricos Füße. Das war der Startschuss. Rico riss seinen Arm nach hinten, und die erste Faust landete direkt auf Saschas Wange. Der Schlag ließ ihn nach hinten taumeln, aber er hielt sich auf den Beinen. Noch bevor er klar denken konnte, kamen die beiden anderen Typen auf ihn zu. Der Größere der beiden, mit einem Gesicht, das aussah wie ein schlecht gekneteter Teigklumpen, versuchte, ihn mit einem Kniestoss in den Magen zu treffen. Sascha wich aus, griff nach einem alten Verkehrsschild, das am Boden lag, und schlug zu. „Ihr wollt Stress? Dann kommt her!“ schrie er, während das Metall mit einem dumpfen Geräusch auf den Kopf des ersten Angreifers krachte. Blut spritzte, und der Typ ging stöhnend zu Boden.
„Scheiße, der hat mich erwischt!“, jammerte er, aber Sascha hatte keine Zeit, sich darauf zu konzentrieren. Rico war schon wieder da, diesmal mit einem Butterflymesser in der Hand.
„Jetzt wird’s ernst, Kröte!“
Sascha wich zurück, rutschte in einer Pfütze aus und landete auf dem Rücken. Rico stand über ihm, grinste und hielt das Messer gefährlich nah an seinen Hals. „War schön mit dir, Kleiner.“ Doch bevor er zustechen konnte, hörte Sascha ein lautes Klirren. Rico zuckte zusammen und ließ das Messer fallen. Hinter ihm stand Natti, eine zerbrochene Bierflasche in der Hand, die noch triefend von Ricos Blut war.
„Schon wieder am Verlieren, Sascha?“ Sie grinste, während Rico auf die Knie sackte und sein blutender Hinterkopf die Straße rot färbte.
„Verdammt, Natti. Immer da, wenn’s am meisten weh tut.“ Sascha rappelte sich auf, griff nach dem Messer und drehte sich zu Ricos verbliebenem Kumpel um, der nun allein und sichtlich panisch dastand. „Was jetzt, du kleiner Pisser?“ fragte Sascha und schwenkte das Messer hin und her.
Der Typ zögerte, dann drehte er sich um und rannte. „Ihr seid doch alle krank! Verpiss dich, Rico!“
„Ja, renn, du scheiß Feigling!“ schrie Natti ihm hinterher, bevor sie die Flasche wegwarf und sich zu Sascha wandte. „Du bist echt ein wandelndes Problem, weißt du das?“
„Und du bist ne wandelnde Nervensäge.“ Sascha spuckte auf den Boden und klopfte sich den Staub von der Hose.