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Hope Vania Greene

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Beschreibung

Drei Kurzgeschichten, die vom (heimlichen) Hinschauen und (unheimlichen) Wegsehen handeln: Ein Volltrunkener stolpert in seinen Schimpftiraden fast vor die vorbeifahrenden Autos, ein Fernglas-Freund schaut seinen Nachbarn mit Wonne beim Dahinsiechen zu und eine Arbeitslose kann den Druck beim Amt nicht mehr ertragen und rastet total aus ...

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Seitenzahl: 16

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Hope Vania Greene

Sieh hin! (Aber pass auf, dass dir niemand dabei zuschaut ...)

BookRix GmbH & Co. KG80331 München

Heimtorkeln

Zombies umspülen uns in stoischer Seelenlosigkeit. Wir durchqueren sie, wollen nichts zu tun haben, weder mit ihnen noch mit uns selbst. Hier und da rempeln wir ein paar von ihnen an und tun so, als sei nichts geschehen. Kein Wollen und auch kein Müssen, nur die übliche Gedankenlosigkeit. Wie es nun mal üblich ist.

Nach den öden Reihengängen durch den Konsumtempel treten wir hinaus in ein schwül-warmes Klima, das uns den Atem raubt. Unsere Blechkiste scheint ferner als bei der Anreise. Schweiß tropft, während wir die Körbe meterweit schleppen. Endlich im Gefährt angekommen, atmen wir tief durch, zu tief, denn nun laufen wir ganz aus. Dann schnaufen wir wiehernd auf, freuen uns, dass wir das ewige, leidige Ritual hinter uns gebracht haben, sind stolz und wissen, dass wir uns den Stolz verdammt nochmal verdient haben.

Dann fahren wir los. Aus Prinzip und mit Pläsier bleiben wir völlig ziellos, um das Geschehene zu verarbeiten, um die letzten Zipfel Leichenstaub auf der Fahrbahn abzutreten.

Die Gedanken werden freier, das Herz geht auf und schlägt fast wieder rhythmisch, da drängt sich mir ein Anblick auf:

Da steht er.

Sein Geschlecht ist eigentlich unerheblich. Wichtig ist nur, dass er in rot-weißer Regenjacke durch die Hitze humpelt. Ich möchte Wetten abschließen – der versiffte Fetzen ist mit Sicherheit auch noch wattiert.

Ob ich will oder nicht – ich sehe, dass er ein Er ist. Groß und klotzig wankt er an der Kante entlang, sein schmieriges Gesicht hat er seit Tagen nicht mehr rasiert.

Wenn ich in seine stoppelige Fratze blicke, empfängt mich ein hirnloses Grinsen – der Wink der Gewissheit, dass er seit Ewigkeiten und für alle Zeiten nichts mehr zu erwarten, aber auch nichts mehr zu bedauern hat?

Er taumelt, droht zu stürzen, vielleicht endgültig, um sich auf ewig auf dem Bürgersteig auszubreiten; womöglich würde er auch auf der Straße aufschlagen. Doch er fängt sich, torkelt weiter. Man könnte meinen, sein Blick sei übermütig, wenn man nicht zu wissen glaubte, dass dieses Gesicht so etwas nicht mehr kennt. Fast möchte man annehmen, dass niemals auch nur ein Quäntchen davon in diesem Wesen existierte.

Er kriecht alle paar Wochen aus seiner Höhle am Ende der Stadt, nimmt dutzende Kilometer auf sich, um sich inmitten des Städtchens aufzustellen, auf Passanten zu warten und diese fortlaufend mit Beleidigungen zu überziehen. Währenddessen lässt er literweise Papp-Wein in sich laufen. Seine Stimme schallt und scheint nicht von dieser Welt, erzeugt ihr eigenes Echo.

Man will sofort wegsehen, wenn man ihn erkannt hat. Kann es aber nicht immer und erst recht nicht sofort. Ich vermag eigentlich nie ganz wegzusehen, nur dann, wenn er mich anzuschauen scheint. In Wahrheit sieht er aber nichts als seine eigene feindliche Welt. Er meint anscheinend, dass all die Zombies noch leben würden.

Meist platziert er sich zur Verbreitung seiner Meinung in Wartehäuschen und vor Ladeneingängen. Mit der Flasche in der Hand und einem erstaunlich intakt anmutenden Körper zetert er dann plötzlich los, ohne ein Blatt, das seine schwarze Mundtinte aufsaugen könnte.

Er spricht frei und gellt, er ruft und röhrt, er hält mit nichts hinterm Berg. Worte sind für ihn Kanonen. Er fährt seit Anbeginn mit den schwersten Geschützen auf.