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Andrea von Wesselshausen und Johannes, Graf von Burgholz, sind seit ihrer Kindheit unzertrennlich. Niemand zweifelt daran, dass sie einmal heiraten werden - am allerwenigsten sie selbst. Es ist eine Verbindung voller Vertrauen, Vernunft und alter Verbundenheit. Als Johannes ihr tatsächlich einen Antrag macht, sagt Andrea Ja. Natürlich sagt sie Ja. Doch dann kommt alles anders. Plötzlich beginnt ihr Herz zu stolpern, wenn er in der Nähe ist. Sie fühlt sich nicht mehr sicher, sondern sehnsüchtig. Und als eine andere Frau ihm zu viel Nähe zeigt, spürt Andrea zum ersten Mal Eifersucht - und eine Liebe, die ihr fremd ist und doch alles in ihr aufwühlt. Ausgerechnet jetzt, wo alles beschlossen ist, beginnt sie zu ahnen, dass sie mehr will als Freundschaft. Mehr als Vertrautheit. Sie will Liebe. Aber was, wenn sie die Einzige ist, die sie plötzlich spürt?
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Seitenzahl: 113
Veröffentlichungsjahr: 2025
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Inhalt
Die Braut mit dem traurigen Lächeln
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Impressum
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Inhaltsverzeichnis
Inhaltsbeginn
Impressum
Warum die schöne Andrea nicht mehr an die Liebe glaubte
Von Mara Merlin
Andrea von Wesselshausen und Johannes, Graf von Burgholz, sind seit ihrer Kindheit unzertrennlich. Niemand zweifelt daran, dass sie einmal heiraten werden – am allerwenigsten sie selbst. Es ist eine Verbindung voller Vertrauen, Vernunft und alter Verbundenheit. Als Johannes ihr tatsächlich einen Antrag macht, sagt Andrea Ja. Natürlich sagt sie Ja.
Doch dann kommt alles anders. Plötzlich beginnt ihr Herz zu stolpern, wenn er in der Nähe ist. Sie fühlt sich nicht mehr sicher, sondern sehnsüchtig. Und als eine andere Frau ihm zu viel Nähe zeigt, spürt Andrea zum ersten Mal Eifersucht – und eine Liebe, die ihr fremd ist und doch alles in ihr aufwühlt.
Ausgerechnet jetzt, wo alles beschlossen ist, beginnt sie zu ahnen, dass sie mehr will als Freundschaft. Mehr als Vertrautheit. Sie will Liebe. Aber was, wenn sie die Einzige ist, die sie plötzlich spürt?
»Also, Andrea«, fragte Johannes Graf Burgholz und lächelte, »darf ich unseren Eltern mitteilen, dass wir heiraten werden?«
Sie lächelte ebenfalls und nickte. »Es wird sie sicher nicht sehr überraschen.«
»Nein«, stimmte er zu. »Das wird es nicht. Sie rechnen schon länger damit. Und gewünscht haben sie es sich ja schon seit einer Ewigkeit.« Er gab ihr einen liebevoll-freundschaftlichen Kuss auf die Wange. »Wir werden gut miteinander auskommen, meinst du nicht?«
»Wir kennen uns unser ganzes Leben lang, Jo. Und ich glaube, das einzige Mal, dass wir uns richtig gestritten haben, war, als du mich nicht mitnehmen wolltest auf deinem neuen Fahrrad. Damals muss ich fünf gewesen sein.«
Sie lachten beide. Ja, sie kannten sich schon ewig, die hübsche Andrea von Wesselshausen und der charmante junge Graf Burgholz, und niemand hatte in den letzten Jahren ernstlich daran gezweifelt, dass sie eines Tages heiraten würden.
Sie waren ein schönes Paar, und die Eltern waren über diese Verbindung mehr als glücklich. Die Familie von Wesselshausen verfügte über große Reichtümer, die die Grafen Burgholz zur Erhaltung ihres Schlosses und der ausgedehnten Ländereien gut gebrauchen konnten. Andreas Eltern wiederum freuten sich über ihre zukünftige Verbindung zu einer der ältesten Adelsfamilien des Landes.
So waren alle hochzufrieden damit, dass Andrea und Johannes keine Flausen im Kopf hatten und von der großen Liebe träumten, die den meisten Menschen im Leben sowieso nicht begegnete. Davon waren sowohl Andreas als auch Johannes' Eltern überzeugt. Heiraten, so fanden sie übereinstimmend, musste man unter dem Gesichtspunkt der Vernunft.
Natürlich musste Sympathie für den zukünftigen Partner vorhanden sein, sonst war die Verbindung zum Scheitern verurteilt. Aber diese Gefahr bestand bei Andrea und Johannes nicht. Die beiden mochten sich sehr, sie hatten die gleichen Interessen und die gleichen Freunde, sie waren in ähnlichen Verhältnissen aufgewachsen, und sie hatten Respekt voreinander. Mehr war, davon waren sämtliche Elternteile überzeugt, für eine gute Ehe nicht nötig.
Andrea und Johannes sahen es ähnlich. Sie waren beide vernünftige junge Menschen, die noch viel vorhatten im Leben. Und gemeinsam würden sie viel erreichen.
»Komm«, sagte Johannes. »Wir sagen es ihnen gleich. Warum sollen wir damit noch warten? Sie werden sich sehr darüber freuen, und diese Freude können wir ihnen auch sofort machen.«
Andrea war einverstanden, und Hand in Hand machten sie sich auf den Weg in den großen Salon von Schloss Burgholz, wo Andreas Eltern mit den Grafen Burgholz den Nachmittagstee einnahmen.
»Aufgeregt?«, fragte Johannes und drückte ihre Hand.
»Ein bisschen«, gab sie zu und sah ihn von der Seite an. Wieder einmal fiel ihr auf, dass er wirklich eine Ausnahmeerscheinung war: Johannes war groß und blond, mit fröhlichen blauen Augen, einer geraden Nase und einem energischen Mund, der manchmal ganz unerwartet weich werden konnte, wenn er lächelte.
Er sah so gut aus, dass ihr auf einmal das Herz heftig klopfte. Ich werde mit ihm verheiratet sein, dachte sie. Er wird mein Ehemann. Und obwohl sie seit Langem wusste, dass er das eines Tages sein würde, war es doch auf einmal ein völlig neuer und sehr aufregender Gedanke.
Er spürte ihren Blick und missverstand ihn. Noch einmal drückte er beruhigend ihre Hand.
»Keine Sorge!«, sagte er. »Sie werden begeistert sein. Und sagen müssen wir auch nicht viel, du kennst doch unsere Eltern. Die werden so viel zu reden und zu planen haben, dass wir gar nicht mehr gefragt sind.«
Das brachte sie zum Lachen, denn er hatte völlig recht. Und das beklommene Gefühl verschwand endlich. Worüber machte sie sich Gedanken? Er hatte es doch zuvor selbst gesagt: Sie würden gut miteinander auskommen. Etwas anderes war gar nicht möglich.
Sie wusste nicht, dass Johannes sich auf einmal ähnlich befangen fühlte wie sie. Andrea war so schön mit ihren langen, fast schwarzen Haaren, den dunklen Augen und der schlanken, dennoch sehr weiblichen Figur – und sie hatte so viel Vertrauen zu ihm. Was, wenn er dieses Vertrauen enttäuschte? Wenn sich herausstellte, dass er dessen nicht würdig war?
Ach was, sagte er sich dann. Sie hat völlig recht: Wir haben uns bis auf dieses eine Mal vor zwanzig Jahren noch nie gestritten. Warum also mache ich mir jetzt Gedanken? Wir haben uns immer gut verstanden, und so wird es auch bleiben, basta!
Bald darauf standen sie ihren Eltern gegenüber, die sofort spürten, dass etwas Besonderes passiert war, denn das angeregte Gespräch im Salon von Schloss Burgholz erstarb, als Andrea und Johannes Hand in Hand zur Tür hereinkamen.
Sie sagten nicht sofort etwas, und so ergriff Otto Graf Burgholz, Johannes' Vater, das Wort. Er war ein großer, mit den Jahren schwer gewordener Mann, der ansonsten aussah wie eine ältere Ausgabe seines Sohnes. »Na, ihr beiden? Ihr seht so aus, als hättet ihr uns etwas zu sagen.«
»Das haben wir auch, Vater«, antwortete Johannes. Formell wandte er sich an Andreas Eltern. »Tante Clara, Onkel Peter, darf ich euch hiermit um die Hand eurer Tochter Andrea bitten? Wir beide möchten heiraten.«
Peter von Wesselshausen, ein kleiner, schlanker, noch immer dunkelhaariger Mann mit lebhaften dunklen Augen, lachte vergnügt. »Die Hand hast du dir ja schon genommen, mein Junge.«
Daraufhin brachen alle in Gelächter aus, und es war Sonja Gräfin Burgholz, die dem jungen Paar als erste gratulierte. Liebevoll schloss sie Andrea in die Arme.
»Ach, Kind, wie ich mich freue!«, sagte sie.
»Ich freue mich auch, Tante Sonja«, erwiderte Andrea leise.
Danach kam der Graf an die Reihe und umarmte sie herzlich. Er freute sich genauso wie seine Frau, das war ihm anzusehen.
Clara von Wesselshausen drückte ihre Tochter ganz fest an sich und flüsterte: »Ich hoffe, du wirst glücklich, Schätzchen.«
Und Andreas Vater Peter gab seiner hübschen Tochter einen herzhaften Kuss und verkündete, sie werde sicher die schönste Braut sein, die man in dieser Gegend jemals gesehen habe.
Der Rest des Nachmittags verlief genauso, wie Johannes es vorhergesagt hatte: Andrea und er mussten kaum noch etwas sagen, denn die beiden Elternpaare überboten einander förmlich beim Plänemachen. Fast hätte man denken können, sie planten noch einmal ihre eigene Hochzeit, denn die jungen Leute wurden überhaupt nicht gefragt.
Doch diese waren ganz froh darüber. Ab und zu wechselten sie einen Blick und lächelten einander verständnisinnig an. Sie kannten ihre Eltern schließlich. Und letztendlich, das wussten sie, würde die Hochzeit doch so stattfinden, wie sie selbst es wünschten. Es musste sich nur die erste Aufregung ein wenig gelegt haben.
Als es Abend wurde und alle ein wenig müde waren von den angeregten Gesprächen über das bevorstehende Ereignis, sagte Graf Burgholz plötzlich:
»Ich habe ja schon gedacht, ihr beide werdet euch nie einig. Wieso habt ihr uns eigentlich so lange warten lassen?«
Ja, wieso? Das wollten die anderen auch gern wissen. Johannes, der Andreas Unruhe und ihre Verlegenheit bemerkte, zwinkerte ihr zu und beantwortete die Frage gewohnt charmant:
»Einig waren wir uns schon immer, nicht, Andrea? Aber ihr wisst doch, wie das ist: Manchmal behält man etwas gern noch ein wenig für sich. Geheimnisse können ja auch sehr reizvoll sein.«
»Ganz schön schlitzohrig«, lachte sein Vater, und gleich darauf waren sie erneut beim Plänemachen.
Andrea schickte einen dankbaren Blick zu Johannes. Er hatte nicht ganz die Wahrheit gesagt, denn es hatte kein Geheimnis zwischen ihnen gegeben, das man hätte hüten können. Aber er hatte mit seiner Antwort dafür gesorgt, dass keine Fragen mehr gestellt wurden, und darüber war sie sehr froh.
Sie konnte sich selbst nicht erklären, warum sie auf einmal in so eigenartiger Stimmung war. Es war doch nichts passiert? Johannes und sie hatten sich verlobt – was war schon Besonderes dabei? Alle hatten damit gerechnet, dass es passieren würde. Kein Grund, melancholisch zu werden.
Dennoch fand sie an diesem Tag nicht zu ihrer gewohnten Heiterkeit zurück, aber in dem allgemeinen Trubel fiel das niemandem auf.
♥♥♥
Johannes' Schwester Susanne, die junge Komtess Burgholz, studierte Medizin in München. Sie war, wie sie selbst es ausdrückte, ein wenig aus der Art geschlagen, Standesbewusstsein war ihr völlig fremd. Sie hätte nicht so leben wollen wie ihr Bruder, von dem erwartet wurde, dass er als Nachfolger seines Vaters das Erbe nicht nur verwaltete, sondern die Grafen Burgholz auch wieder aus der wirtschaftlichen Talsohle herausführte.
Johannes dagegen war auf diese Aufgabe gut vorbereitet, und er wartete nur darauf, sie ganz übernehmen zu dürfen. Für ihn gab es nichts anderes. Er liebte das Schloss, auf dem er aufgewachsen war, und er liebte die Ländereien, die er so gut kannte wie kein anderer sonst. Sein Vater war bereits jetzt sehr stolz auf ihn, auch wenn er das meistens sorgfältig verbarg, um seinen Sohn nicht eingebildet zu machen. Doch im Grunde wusste er genau, dass diese Gefahr nicht bestand. Johannes war schon immer bescheiden gewesen, Überheblichkeit war ihm völlig fremd.
Die beiden Geschwister, so unterschiedlich sie auch waren, hingen mit zärtlicher Liebe aneinander. Susanne war dreiundzwanzig, fünf Jahre jünger als Johannes. Äußerlich ähnelten sie einander sehr: Auch Susanne war blond und blauäugig, ihr Profil klassisch.
Ihr Mund allerdings war einmalig in der Familie. Ein wenig zu groß und ein wenig zu voll war er, sodass er, wie einer von Susannes zahlreichen Verehrern einmal festgestellt hatte, ständig zum Küssen einlud. Er hatte versucht, dieser Einladung zu folgen, das war ihm jedoch nicht allzu gut bekommen. Susanne hatte ihm sehr deutlich die Meinung gesagt. Sie entschied selbst, wen sie küssen wollte und wen nicht.
Sie war außerdem groß, schlank und sehr sportlich. Sie ritt gerne, spielte Handball und joggte, wo immer sie konnte.
An diesem Wochenende hatte sie eigentlich in München bleiben wollen. In letzter Minute jedoch hatte sie es sich doch noch anders überlegt und sich in ihr Auto gesetzt, um zu ihren Eltern und ihrem Bruder zu fahren. Sie war einige Wochen nicht auf Schloss Burgholz gewesen und hatte große Sehnsucht danach. Auch wenn es ihr an Standesbewusstsein fehlte: Ihr Familiensinn war sehr ausgeprägt. Sie hatte es stets bedauert, dass sie nicht noch mehr Geschwister hatte.
»Ein ganzer Stall voll – das wär's gewesen!«, sagte sie oft.
Gräfin Sonja, ihre Mutter, seufzte dann jedes Mal. Sie hatte nicht mehr Kinder bekommen können, und auch sie hatte das zunächst sehr bedauert. Aber jetzt war sie nicht mehr so böse darum. Kinder bedeuteten auch Sorgen, und davon hatte sie mit zwei Kindern genug, fand sie.
Johannes schien seinen Weg gefunden zu haben, und sie hoffte von Herzen, dass er mit Andrea glücklich wurde, aber bei Susanne sah sie noch nicht, was die Zukunft dieser ungebärdigen jungen Frau bringen würde. Alles schien möglich: Sie konnte ganz zielstrebig ihren Weg gehen, sodass ihre Eltern sich keine weiteren Sorgen zu machen brauchten. Sie konnte aber auch ausflippen, wie sie selbst es nannte, und davor fürchteten sich ihre Eltern, vor allem ihre Mutter. Susanne war begabt, phantasie- und temperamentvoll, und man war bei ihr vor Überraschungen nie sicher, auch nicht vor unliebsamen, wie die Vergangenheit wiederholt gezeigt hatte.
Als sie jetzt in den Salon stürmte, blieb sie überrascht stehen. »Ihr habt ja Besuch!«, rief sie, als sie sah, dass die ganze Familie von Wesselshausen anwesend war. Dann fiel ihr auf, dass etwas in der Luft lag, und sie fragte: »Was ist denn hier los? Ihr macht ja alle so einen merkwürdigen Eindruck!«
Johannes sprang auf, lief auf sie zu und schloss sie in die Arme. »Andrea und ich werden heiraten, Suse«, sagte er.
Sie schob ihn ein wenig von sich und sah ihn prüfend an. Dann sagte sie laut: »Na, endlich!«
Und weil sie aussprach, was alle anderen ebenfalls gedacht hatten, erfüllte nach dieser treffenden Bemerkung sofort fröhliches Gelächter den Raum.
»Herzlichen Glückwunsch, Jo«, sagte sie. »Ich hoffe, dass ihr sehr, sehr glücklich werdet!« Sie küsste ihn auf beide Wangen und wandte sich dann ihrer zukünftigen Schwägerin zu, die sie ebenfalls liebevoll in die Arme schloss.
»Du weißt, dass ich mir schon immer gewünscht habe, mehr Geschwister zu haben. Jetzt kriege ich wenigstens noch eine Schwester!«, sagte sie. »Besser als nichts.«
Wieder lachten alle, auch Andrea, die Johannes' Schwester wegen ihrer offenen und direkten Art sehr gern hatte.
»Ich bin auch nicht böse, wenn ich ab sofort eine Schwester habe«, gestand sie. »Das Leben als Einzelkind ist nicht immer leicht!«
Dann begrüßte Susanne ihre und Andreas Eltern, und kurz darauf beteiligte sie sich bereits lebhaft am allgemeinen Pläneschmieden.
»Komm, Andrea«, bat Johannes, »wir machen noch einen kleinen Spaziergang. Hier werden wir ja doch nicht unbedingt gebraucht.«
Fünf Augenpaare folgten ihnen wohlgefällig, als sie hinausgingen.
♥♥♥