Sinnesstörungen - Fritz Meyer - E-Book

Sinnesstörungen E-Book

Fritz Meyer

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Beschreibung

Der Anteil der älteren Menschen in Deutschland wird in den nächsten Jahren kontinuierlich steigen. Damit steigt auch der Anteil der älteren kranken Menschen. Hier sind Sie als Hausarzt schon heute in 90 % der Fälle die erste Anlaufstelle. Die Herausgeber Dr. Landendörfer und Prof. Dr. Mader sind langjährig erfahrene Hausärzte. Mit der Reihe "Praxishilfen – Praktische Geriatrie", die in Kooperation mit der Zeitschrift Der Allgemeinarzt erscheint, stärken Sie Ihr geriatrisches Know-how. Kompakt und direkt umsetzbar lesen Sie im Band 2 - das Wichtigste zum Thema "Sinnesstörungen": - Gestörtes Hören – einfache Beurteilungsmöglichkeiten - Gestörtes Sehen – einfache Untersuchungsverfahren - Gestörtes Gleichgewichtsgefühl – hausärztliche Tests bei Schwindel - Gestörtes Schmecken – Tipps zur Vorgehensweise - Praktische Therapieempfehlungen und großer Test-Anhang Damit die Therapie in Ihrem Praxisalltag optimal gelingt, haben die Autoren Dr. Fritz Meyer und Dr. Harald Knorr, ausgehend von den Symptomen, ganz spezifisch Bezug auf den hausärztlichen Alltag genommen.

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PRAXISHILFEN

Praktische Geriatrie

Der ältere Patient beim Hausarzt

Der ältere Patient beim Hausarzt, Band 2

Sinnesstörungen

Der Anteil der älteren Menschen in Deutschland wird in den nächsten Jahren kontinuierlich steigen. Damit steigt auch der Anteil der älteren kranken Menschen. Hier sind Sie als Hausarzt schon heute in 90 % der Fälle die erste Anlaufstelle.

Die Herausgeber Dr. Landendörfer und Prof. Dr. Mader sind langjährig erfahrene Hausärzte. Mit der Reihe „Praxishilfen – Praktische Geriatrie“, die in Kooperation mit der Zeitschrift Der Allgemeinarzt erscheint, stärken Sie Ihr geriatrisches Know-how.

Keinezusätzlichen Apparateerforderlich

Kompakt und direkt umsetzbar lesen Sie im Band 2 das Wichtigste zum Thema „Sinnesstörungen“:

Gestörtes Hören – einfache Beurteilungsmöglichkeiten

Gestörtes Sehen – einfache Untersuchungsverfahren

Gestörtes Gleichgewichtsgefühl – hausärztliche Tests bei Schwindel

Gestörtes Schmecken – Tipps zur Vorgehensweise

Praktische Therapieempfehlungen und großer Test-Anhang

Damit die Therapie in Ihrem Praxisalltag optimal gelingt, haben die Autoren Dr. Fritz Meyer und Dr. Harald Knorr, ausgehend von den Symptomen, ganz spezifisch Bezug auf den hausärztlichen Alltag genommen.

„Ein richtungsweisendes Konzept!

Sie werden über viele Dinge mit Aha-Effekt

lesen, die Sie bereits im hausärztlichen

Alltag erlebt haben, die aber noch nie klar

in einem Lehrbuch genannt wurden.“

Prof. Dr. Antonius Schneider, München

PRAXISHILFEN

Praktische Geriatrie

 

Der ältere Patient beim Hausarzt

P. Landendörfer,

F. H. Mader (Hrsg.)

Fritz Meyer | Harald Knorr

Sinnesstörungen

Hören – Sehen – Gleichgewichthalten – Schmecken

Band 2

38 Abbildungen, 7 Tabellen, 32 Kasuistiken

Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek

Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen

Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet

über <http://dnb.ddb.de> abrufbar.

ISBN 978-3-87409-602-7 (EPUB)

ISBN 978-3-87409-603-4 (Mobi)

Band 2 der Reihe Praxishilfen – Praktische Geriatrie

Herausgeber der Reihe:

Dr. med. Peter Landendörfer, Geriater

Prof. Dr. med. Frank H. Mader

Lehrbeauftragte für Allgemeinmedizin an der Technischen Universität München

Autoren:

Dr. med. Fritz Meyer, Allgemeinarzt, HNO-Arzt, Sportmediziner, 86732 Oettingen

Dr. med. Harald Knorr, Augenarzt, Akademischer Direktor, Augenklinik mit Poliklinik, Universität Erlangen-Nürnberg, 91054 Erlangen

Dieses Buch wurde mit größtmöglicher Sorgfalt geschrieben; dennoch sind einzelne Fehler nicht auszuschließen. Darüber hinaus ist, wie jede Wissenschaft, auch die Ernährungswissenschaft ständigen Entwicklungen unterworfen. Forschung und klinische Erfahrung erweitern unsere Erkenntnisse. Soweit in diesem Buch eine Dosierung oder Applikation sowie sonstige Daten erwähnt werden, darf der Leser zwar darauf vertrauen, dass Autoren, Herausgeber und Verlag große Sorgfalt darauf verwandt haben, dass die Angaben dem aktuellen Wissensstand bei Fertigstellung des Werkes entsprechen. Es kann jedoch vom Verlag keine Gewähr übernommen werden. Derartige Angaben müssen vom jeweiligen Anwender im Einzelfall anhand der Originalliteraturstellen auf ihre Richtigkeit und/oder Aktualität überprüft werden.

Die Autoren freuen sich über konstruktive Kritik bzw. Hinweise auf Fehler oder Ungenauigkeiten im Text. Geschützte Warennamen (Warenzeichen) werden nicht besonders kenntlich gemacht. Aus dem Fehlen eines solchen Hinweises kann also nicht geschlossen werden, dass es sich um freie Warennamen handelt. Das Werk, einschließlich aller seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung der Herausgeber und der Autoren unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

In Kooperation mit: Der Allgemeinarzt · www.allgemeinarzt-online.de

Titelillustration: © Claus Ast

1. Auflage 2012© Verlag Kirchheim + Co GmbHKaiserstr. 41, 55116 Mainzwww.kirchheim-shop.de

 

Vorwort

 

Geleitwort

1.

Gestörtes Hören (F. Meyer)

1.1

„Herr Doktor, ich höre, aber verstehe nicht.“

1.2

„Herr Doktor, können Sie mir das erklären?“

1.3

Was fragt der Hausarzt, was sehen er und sein Team?

1.4

Was kann der Hausarzt untersuchen?

1.4.1

Instrumentarium, Vorgehen, Schwierigkeiten

1.4.2

Abschätzung des Hörvermögens

1.5

„Herr Doktor, brauche ich schon ein Hörgerät?“

1.6

„Herr Doktor, die Leute müssten nur deutlicher reden!“

1.7

„Herr Doktor, darf ich jetzt nicht mehr Auto fahren?“

1.8

Was muss der Hausarzt sonst noch bedenken?

2.

Gestörtes Sehen (H. Knorr)

2.1

„Herr Doktor, mit meinen Augen stimmt was nicht.“

2.2

Was fragt der Hausarzt?

2.3

Was kann der Hausarzt untersuchen?

2.3.1

Instrumentarium

2.3.2

Vorgehen und Bewertung der Befunde

2.4

„Herr Doktor, ich sehe in letzter Zeit immer schlechter.“

2.5

„Herr Doktor, warum sehe ich plötzlich anders als sonst?“

2.6

„Herr Doktor, mein Auge ist ganz rot.“

2.7

„Herr Doktor, mein Auge tut weh.“

2.8

„Herr Doktor, ich sehe alles doppelt.“

2.9

„Herr Doktor, darf ich mit meinen alten Augen noch Auto fahren?“

2.10

Was muss der Hausarzt sonst noch bedenken?

3.

Gestörtes Gleichgewichtsgefühl (F. Meyer)

3.1

„Herr Doktor, bei mir dreht sich alles.“

3.2

„Herr Doktor, ich fürchte mich vor einem Sturz.“

3.3

Was fragt der Hausarzt?

3.4

Was kann der Hausarzt untersuchen?

3.4.1

Instrumentarium, Vorgehen, Schwierigkeiten

3.4.2

Abschätzung von Interaktionen

3.5

„Herr Doktor, wo kommt mein Schwindel her?“

3.6

„Herr Doktor, was kann man denn da machen?“

3.7

„Herr Doktor, darf ich mit meinem Schwindel noch Auto fahren?“

3.8

Was muss der Hausarzt sonst noch bedenken?

4.

Gestörtes Schmecken (F. Meyer)

4.1

Gestörtes Riechen

4.1.1

„Herr Doktor, ich rieche gar nichts mehr.“

4.1.2

„Herr Doktor, mein Riechgefühl hat sich mit den Jahren verändert.“

4.1.3

Was fragt der Hausarzt, wonach schaut er?

4.1.4

„Herr Doktor, wie bekomme ich mein Geruchsempfinden zurück?“

4.2.

Gestörter Geschmack

4.2.1

„Herr Doktor, meine Zunge brennt und schmecken tue ich auch nichts.“

4.2.2

„Herr Doktor, ich habe einen metallischen Geschmack im Mund.“

4.2.3

Der Hausarzt: Was muss er fragen, was untersuchen?

4.2.4

Was kann der Hausarzt empfehlen?

4.3

Was muss der Hausarzt sonst noch bedenken?

Literatur

Anhang

-Die Stimmgabelversuche nach Weber und Rinne

-Durchführung der Hörweitenprüfung für Umgangs- und Flüstersprache

-Praxisformblatt zur prozentualen Abschätzung des Hörvermögens eines Ohres auf der Grundlage einer Sprachabstandsprüfung im Sprechzimmer

-Patientenmerkblatt für die Nasenpflege

-Der Stehversuch nach Romberg

-Der Tretversuch nach Unterberger

-Der Blindgang

-Finger-Nase-Zeigeversuch

-Merkblatt für Patienten mit einer Riechstörung

-Patientenmerkblatt für die Riechschule

-Patientenmerkblatt bei Mund- und Zungenbrennen

-Amsler-Gitter, auch zur Selbsttestung für Patienten geeignet

-Auswahl gebräuchlicher Medikamente, bei deren Anwendung Riechstörungen beschrieben sind

-Auswahl gebräuchlicher Medikamente, bei deren Anwendung Geschmacksstörungen beschrieben sind

-Wichtige Ansprechpartner und Internetadressen

Sachwortverzeichnis

Vorwort

Dr. Fritz Meyer

Dr. Harald Knorr

Für Senioren sind Prognose oder Heilung einer Krankheit angesichts ihres Alters oft zweitrangig. Wichtiger scheint für sie, in welchem Maß Alltagsaktivitäten und subjektives Wohlbefinden durch die Beeinträchtigungen geschmälert werden. Vom Hausarzt erwarten sie in ihrer Lage eher Ratschläge, wie sie mit ihren Defiziten umgehen können, als eine umfangreiche Diagnostik.

Dies gilt zum Teil auch für die Sinnesorgane, allen voran Auge und Ohr; deren Störung kann liebgewonnene Beschäftigungen merklich behindern und die Gewöhnung an neue Verhaltensweisen oder technische Hilfen erforderlich machen. Noch schwerer wiegt, dass wegen der visuellen und akustischen Wächterfunktion krankheits- oder altersbedingte Sinnesfehlleistungen eine von Jüngeren gern unterschätzte Alltagsbedrohung darstellen, die schon beim Verlassen des gewohnten häuslichen Umfelds zur Realität wird. Ohren, Augen, Gleichgewichtsorgane und Propriorezeptoren sind zurintegrativen Wahrnehmung und sensomotorischen Steuerung unseres Körpers vernetzt. Ist ein Teil defekt, ist das Ganze gestört, Schwindel und Sturz sind die häufigsten Folgen.

Riech- und Geschmacksstörungen haben auf den ersten Blick scheinbar wenig Krankheitswert. Sie können jedoch bedrohlich sein, wenn „brenzlige“ Situationen nicht mehr bemerkt werden oder sich die Essgewohnheiten so ändern, dass Erkrankungen oder krank machender Gewichtsverlust eintreten.

Es ist das Ziel dieser Praxishilfe, Probleme und Nöte älterer Menschen mit sensiblen und sensorischen Störungen aus den Fachgebieten der HNO- und Augenheilkunde dem Hausarzt zu vermitteln. Anhand authentischer Krankengeschichten wird gezeigt, wie er mit konkreten Fragen und einfachen Untersuchungen Betroffenen helfen oder sie zumindest beraten kann, wenn sie plötzlich oder auf Dauer nicht mehr „Herr dieser Sinne“ sind.

Dem Mitherausgeber, Hausarzt und Geriater Dr. med. Peter Landendörfer, gilt unser besonderer Dank für Auswahl und Formulierung augenärztlicher Fallvignetten aus seinem hausärztlichen Alltag. Damit war es möglich, die große Bedeutung der Sehstörungen alter Menschen in Bezug auf ihre Alltagsfunktion und Lebensqualität kurz und anschaulich darzustellen.

Dr. med. Fritz Meyer

Facharzt für Allgemeinmedizin, Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Sportmedizin

Dr. med. Harald Knorr

Facharzt für Augenheilkunde

Geleitwort

„Ein Praxisbüchlein ‚Sinnesstörungen‘ – geht es nicht spezifischer? Und gibt’s da nicht schon andere Lehrbücher?“, werden Sie sich vielleicht fragen, wenn Sie dieses Buch in Ihren Händen halten. Doch das ist genau das richtungsweisende Konzept der beiden Autoren Dr. Meyer und Dr. Knorr: Ausgehend vom Symptom nehmen sie ganz spezifisch Bezug auf den hausärztlichen Arbeitsalltag und füllen die Lücke der sonst gängigen Lehrbücher, die in der Regel Krankheitsbilder von dem Punkt an besprechen, wenn die Diagnose bereits bekannt ist.

Auch wir Hausärzte gehen in der Praxis vom Symptom aus und müssen entsprechend therapieren, häufig ohne eine klare Diagnose nennen zu können. Insofern handelt es sich um ein kleines Lehrbuch vom Praktiker für den Praktiker, das Sie über Symptome und damit einhergehende Krankheitsbilder informiert, wie sie wirklich in der Praxis vorkommen und dort auch gelöst werden müssen. Bei aller Praktikabilität kommt die inhaltliche Tiefe nicht zu kurz. Wo sonst können Sie ganz unaufdringlich nachlesen „Müssen es unbedingt zwei Hörgeräte sein?“ oder werden hingewiesen auf den Unterschied zwischen Riech-, Schmeck- und Geschmacksstörungen, die durch damit einhergehende Inappetenz sogar zu Gewichtsverlust führen können?

Eine solche systematische Praxishilfe ist insbesondere in dem wenig erforschten Bereich der Versorgung der alternden Menschen in der Hausarztpraxis sehr zu begrüßen. Unser Bevölkerungsbild entwickelt sich von der Alterspyramide immer mehr zu einer „Alterszwiebel“ bis hin zu einer umgekehrten Pyramide in einigen Jahrzehnten. Mit zunehmendem Alter steigt auch die Multimorbidität – dies wird sich auch in der hausärztlichen Arbeit bemerkbar machen. Insbesondere die Beeinträchtigung der Sinnesfunktionen führt nicht nur zu einer erhöhten Unfallgefahr, sondern auch zu einer deutlichen Beeinträchtigung der Lebensqualität.

Die „Praxishilfe Praktische Geriatrie“ wird Ihnen helfen, die Versorgung Ihrer älteren Patienten zu optimieren, damit sie sich auch im hohen Alter wohl fühlen können. Sie werden über viele Dinge mit Aha-Effekt lesen, die Sie bereits im hausärztlichen Alltag erlebt haben, die aber noch nie klar in einem Lehrbuch genannt wurden. Ein fundiertes und gut lesbares Büchlein, das für den Praxisalltag äußerst hilfreich ist.

Univ.-Prof. Dr. med. Antonius Schneider

Institut für Allgemeinmedizin

Technische Universität München

1.Gestörtes Hören

Die Schwerhörigkeit älterer Menschen entwickelt sich in der Regel schleichend und mit erheblicher Prävalenz: In Deutschland weisen in der Altersgruppe der 61- bis 70-Jährigen mehr als 40 % eine mittel- bis hochgradige Hörminderung auf, bei den 71- bis 80-Jährigen in unterschiedlichem Ausmaß noch deutlich mehr. Andererseits gibt es aber auch sehr Hochbetagte mit annähernd normalem Hörvermögen [1].

Die Schwerhörigkeit im Alter ist sowohl degenerativ wie auch exogen (Zivilisationsbeschallung) verursacht und umfasst in der Regel einen peripheren (Hörschnecke) wie auch zentralen (Hörbahn) Hörverlust.

1.1 „Herr Doktor, ich höre, aber ich verstehe nicht.“

Patienten präsentieren ihre Hörbehinderung, wenn überhaupt, in ganz unterschiedlicher Form bei ihrem Hausarzt.

Fall 1

Eine 84-jährige Frau klagt schon seit langem über Schwerhörigkeit. Ganz neu sei jetzt ein zunehmendes Druckgefühl in beiden Ohren.

„Nun gut, dass ich schlechter höre, das merke ich bei jeder Gelegenheit. Den Fernseher muss ich sehr laut stellen und bei einem Familienfest habe ich große Mühe, einem Gespräch zu folgen. Aber den Druck, das hatte ich bislang noch nie und jetzt tut es auch weh.“

Das Druckgefühl ist rasch geklärt: Beide Gehörgänge sind mit hartem Zerumen verklebt und nach Spülung beider Ohren sind die Trommelfelle erkennbar.

Die klassischen Stimmgabelversuche (Anhang Abb. 1) sind regelrecht. Bei der Sprachabstandsprüfung im Sprechzimmer wird Umgangssprache zwar aus 4 m Entfernung sicher verstanden, geflüsterte Zahlen jedoch erst bei 25 cm Abstand von den Ohren. Daraufhin habe ich der Seniorin Hörgeräte vorgeschlagen; das wollte sie aber erst noch mit ihren Angehörigen besprechen.

Fall 2

Ein mir bislang unbekannter 61-jähriger Berufskraftfahrer sucht wegen Erkältung die Praxis auf. Beiläufig sehe ich, dass er sich im Gespräch mit dem rechten Ohr auffällig zu mir hindreht. Ich frage ihn, ob er nicht gut höre.

„Meine Frau meint das schon lange, und ich vermute das auch. Aber seit Jahrzehnten fahre ich unfallfrei einen Viehtransporter. Bei der arbeitsmedizinischen Untersuchung bin ich bisher noch nicht aufgefallen. Wenn ich jetzt ein Hörgerät bekomme, dann bin ich meinen Beruf los!“

Die Sprachabstandsprüfung bringt es an den Tag: Flüstersprache wird rechts selbst nahe am Ohr nicht mehr gehört, das Verständnis für Umgangssprache ist auf einen halben Meter reduziert. Das Hörvermögen auf dem linken Ohr ist geringfügig besser. Ich habe dem Patienten dringend zur Hörgeräteanpassung geraten und ihn aufgeklärt, dass seine bisherige Berufstätigkeit dadurch nicht zwangsläufig gefährdet sei (siehe dazu auch Kapitel 1.7).

Fall 3

Bei einem jetzt 76-jährigen Rentner hat sich in den letzten drei Jahren die Symptomatik einer mittelschweren Demenz entwickelt. Er kommt in Begleitung seiner Tochter, die ein weiteres Problem bei ihm vermutet: „Ich glaube, Vater hört ziemlich schlecht. Weil er sich an keinem Gespräch mehr beteiligt und meist teilnahmslos dasitzt, meinen jetzt alle, dass es vom Kopf her immer schlimmer wird.“ Und in der Tat: Bei der orientierenden Hörweitenprüfung im Sprechzimmer wird Flüstersprache auf beiden Seiten nur noch knapp am Ohr verstanden – der Mann braucht Hörgeräte.

Zwei Monate später kommt er mit neuen Hörgeräten begeistert zu mir: „Jetzt höre ich viel besser wie vorher“ und auch die anwesende Ehefrau kann bestätigen, dass die Alltagsgestaltung mit ihm jetzt erheblich besser zu meistern sei.

Die altersbezogene Höreinbuße schwankt individuell erheblich.

Anstelle von Altersschwerhörigkeit wird deshalb korrekter von Schwerhörigkeit im Alter (Presbyakusis) gesprochen.

Gutes Hören fördert die Kommunikation und den Individualerhalt der Persönlichkeit.

Gestörtes Hören kann die Kognition verschlechtern („Pseudodemenz“) und die Inzidenz für eine Depression nachweisbar erhöhen.

Betreuung und Umgang mit dementen Patienten werden für Pflegepersonen durch die Verbesserung eines Gehördefizits deutlich erleichtert.

Beachte: