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Sitzen Sie gut? Dann ist es ja gut! Lesen Sie hier. Wenn nicht, dann ist es auch gut, auch dann lesen Sie hier. Haben Sie schon einmal über die Bedeutung von Sitzgelegenheiten nachgedacht? Nein, dann tun Sie's hier! Ja, dann vertiefen Sie es.
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Seitenzahl: 37
Veröffentlichungsjahr: 2025
Gelegenheit
SitzGelegenheit
Wie schön
Rabe daneben, siehst Du ihn?
Links und rechts, oben und unten
Stumpf
Bienenschatz
Die Farben des Herbstes
Ungewöhnen
Am Kreuz
Die redenden Steine
Wie die Nacht ins Abendland zurückkehrte
zwei Eingänge, kein Ausgang
Maria, die kleine Himmelskönigin
Beim Wartebaum
Der verschlossene Turm
Warten
Unterbewusstsein
Die Netze
Freiheit
Fragen
Die Uhr
Der Speck
Im Sitzen
Schluss
Wozu gibt mir das Gelegenheit? Diese Frage stellt David Steindl-Rast als eine Art Lebensfrage.
Wozu gibt mir das Gelegenheit? Was soll ich mit dieser Situation jetzt anfangen? Was soll ich aus ihr machen?
Habe ich noch zu etwas Gelegenheit, oder ist jetzt alles schiefgegangen? Fragen auch Sie sich diese Frage?
Wenn schon nichts anderes, nehmen Sie einfach Platz hier.
Hier bietet sich eine Sitzgelegenheit.
Sitzgelegenheit…
Welch ein schönes Komposit!
Welch ein schönes deutsches Wort!
Andere Sprachen bräuchten mindestens drei Wörter und können doch nicht wirklich dasselbe ausdrücken, daher lassen sie die Gelegenheit einfach weg.
Statt opportunity to take a seat: einfach seating. Opportunité de s’asseoir: einfach assise. Oportunidad de sentarse: einfach asiento.
Eine Sitzgelegenheit ist doch viel mehr als ein Sitz, ein Sessel, eine Bank.
Eine Sitzgelegenheit ist eine Einladung: Nimm Platz, mach es Dir bequem.
Halt einen Moment inne. Ruh Dich aus.
Geh in Dich.
Erde Dich.
Fühle Dich, spür in Dich hinein.
Wie gut das tut!
Raste!
Genieße!
In Meidling
Wie schön ist es doch zu sitzen, bläst der Wind auch durch die Ritzen meiner Knochen, meiner Rippen hier vom Meer bis an die Klippen. Und wenn einstmals auch die zerfallen, bleibt doch über von uns allen der Stuhl, auf dem wir einst gesessen, auf dem wir unsre Zeit bemessen. Wir gehen, doch es bleibt die Zeit. Samt unsrer gar nicht breiten Sitzgelegenheit dem Meer, dem Wind, den Weiten.
Ich sitz nicht drauf, ich sitz daneben. Ich bin ein Rabe, eben.
Wozu ist hier denn auch ein Zaun? Wenn nicht, sich darauf zu hau‘n?
Gibt es andern Grund, kennst Du ihn? Dann sag’s, sonst lass bleiben.
Um festzustellen, welche Seite die linke sei und welche die rechte, musste ich mich lange Zeit gedanklich in meine Schulbank versetzen.
Die Seite, auf der hoch oben am Hügel die Kirche stand, war links.
Die Seite mit dem Kachelofen und den aufgehängten Schülerzeichnungen von großen Fischen, das war rechts.
Einen der Fische, den hatte ich gezeichnet. Den hatte der Herr Lehrer kopfüber aufgehängt. Das machte keinen großen Unterschied - nur, dass die Rückenflosse am Platz der Bauchflosse zu sehen war, dafür an der Stelle der Rückenflosse die Bauchflosse. Dem Herrn Lehrer war dies egal, er achtete nicht auf solche kleinen Unterschiede.
Nur meine Schwester hatte es gemerkt, doch statt den Lehrer zu kritisieren, verspottete sie mich dafür.
Es ist eigentlich eigenartig, dass oben und unten viel klarer von unserem Verstand unterschieden werden als links und rechts.
Für das Vertauschen von links und rechts wurden Spiegel erfunden, doch kein Spiegel kann oben und unten vertauschen. Linsen schaffen das aber. Eigentlich sehen wir alles auf dem Kopf, nur unser Verstand richtet die Welt für uns auf. Aber auch mit noch so viel Übung können wir unserem Verstand nicht beibringen, für uns links und rechts zu vertauschen.
Man schreibt bei uns von links nach rechts, andernorts von rechts nach links. Die horizontale Ausrichtung ist beliebig.
Aber kein Mensch käme auf die Idee, außer mir, von unten nach oben zu schreiben. Mir gefiele das gut.
Unten
Rechts.
Links.
Oben
There IS an alternative.
Siehst Du eines Baumes Stumpf am Boden, so fragst Du Dich, wie war’s da oben? Wie groß er wohl war, der da gestanden? Wo er jetzt ist, gar in fernen Landen?
Ist er ein Christbaum am Rathausplatz? Ist er ein Möbel, das in der Lade beherbergt eines Reichen Schatz aufgereiht zur Prunkparade?
Oder gibt er Wärme dem armen Mann, der sich sonst nichts leisten kann?
Wer weiß, sag Du! Und weißt Du’s nicht, gib Ruh!
Es kam eine Biene von weit geflogen, schnurstracks von der Blüte angezogen und nahm Platz mit ihren Füßen ihren Bauch zu füllen mit dem Süßen.
Darauf ist sie dann wieder weiter‘zogen, und folgte dabei des Windes Wogen. In großem Bogen.
Im Bau zehrten die Jungen und lobten die Alten, in vielerlei Tänzen in frohen Gestalten, links und rechts und auf und nieder