SKL Glücksatlas 2024 - Bernd Raffelhüschen - E-Book

SKL Glücksatlas 2024 E-Book

Bernd Raffelhüschen

0,0
17,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Glück kann man messen

Die Lebenszufriedenheit der Deutschen ist wieder auf Erholungskurs. Die Folgen der Pandemie sind weitgehend überwunden, aber Familien und Jugendliche haben das Vor-Corona-Niveau noch nicht erreicht. Was sind die Ursachen für den allgemeinen Erholungsprozess, welchen Einfluss haben neue Krisen und die Zunahme von Ängsten und Depressionen? Wie hat sich die Zufriedenheit mit dem Einkommen, der Arbeit, der Familie und der Gesundheit entwickelt?

Der SKL Glücksatlas misst die Zufriedenheit der Deutschen kontinuierlich und bietet damit eine einzigartige Perspektive auf das, was die Menschen in Deutschland bewegt. Er untersucht auch, wie sich die Zufriedenheit in den einzelnen Landesteilen entwickelt.

In welcher von 32 Regionen sind die Deutschen am glücklichsten bzw. unglücklichsten? Gibt es Besonderheiten in Ost- und Westdeutschland?

  • Der SKL Glücksatlas ist die aktuellste regelmäßige Studie zur Lebenszufriedenheit der Deutschen.
  • Das Glücksranking der Regionen
  • Lebenszufriedenheit in Ost- und Westdeutschland

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 301

Veröffentlichungsjahr: 2024

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Autoren:Prof. Dr. Heinz Welsch, Universität OldenburgProfessor Dr. Bernd Raffelhüschen, Universität FreiburgTimon Renz, Universität Freiburg

Konzeption und Redaktion:Max A. Höfer, höfermedia

Projektverantwortliche SKL:Cornelia Friedrich

Der Verlag behält sich die Verwertung des urheberrechtlich geschützten Inhalts dieses Werkes für Zwecke des Text- und Data-Minings nach § 44b UrhG ausdrücklich vor. Jegliche unbefugte Nutzung ist hiermit ausgeschlossen.

Copyright © 2024 Penguin Verlag

in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH,

Neumarkter Str. 28, 81673 München

Coverabbildungen: autumnn/shutterstock.com und Oliver Schmitt

Gesamtgestaltung und Satz: Oliver Schmitt

ISBN 978-3-641-33129-0V001

www.penguin-verlag.de

Inhalt

Vorwort SKL Glücksatlas 2024

von Bettina Rothärmel

Zusammenfassung der Ergebnisse 2024

Umwelt, Energie und subjektives Wohlergehen

von Heinz Welsch

Lebenszufriedenheit 2024: Deutliche Erholung – Vor-Corona-Glücksniveau fast erreicht

von Bernd Raffelhüschen und Timon Renz

Corona scheint überwunden, Zufriedenheit mit der eigenen ökonomischen Situation wächst

Ost-West-Unterschiede steigen wieder, Unzufriedenheit hat sich im Osten vererbt

Positive Emotionen nehmen zu, negative aber auch

Cannabis-Legalisierung: Konsum ist weitverbreitet und mindert psychisches Wohlbefinden

Soziale Medien und Lebenszufriedenheit

Glück in verschiedenen Lebensbereichen

von Bernd Raffelhüschen und Timon Renz

Die Zufriedenheiten mit den Bereichen des Lebens: Ein Überblick über die Ergebnisse

Arbeitszufriedenheit nimmt leicht zu, Lebenszufriedenheit der Landwirte in den letzten Jahren stark gesunken

Einkommenszufriedenheit steigt wieder kräftig, Armut ist ein »öffentliches Ungut«

Gesundheitszufriedenheit steigt weiter

Familienzufriedenheit bleibt auf niedrigem Niveau

Freizeitzufriedenheit unter dem Vor- Corona-Niveau, Zahl der Ausflüge und kurzen Reisen steigt weiter

Glück in den verschiedenen Regionen Deutschlands

von Bernd Raffelhüschen und Timon Renz

Das Bundesländer-Ranking: Hamburg an der Spitze, ostdeutsche Länder fallen ab

Das Glücksranking der 32 Regionen: Hamburg, Oberpfalz und Münsterland an der Spitze

Das Ranking der Lebensqualität: Lebensumstände in Bayern am besten, Hamburg nur Mittelfeld

1. Hamburg

2. Bayern

3. Schleswig-Holstein

4. Nordrhein-Westfalen

5. Rheinland-Pfalz

6. Baden-Württemberg

7. Sachsen-Anhalt

8. Niedersachsen

9. Hessen

10. Brandenburg

11. Thüringen

12. Sachsen

13. Bremen

14. Saarland

15. Berlin

16. Mecklenburg-Vorpommern

Anmerkungen

Literaturverzeichnis

Autoren 2024

VorwortSKL Glücksatlas 2024

von Bettina Rothärmel

Die gute Nachricht zuerst: Die Lebenszufriedenheit der Deutschen hat wieder das Vor-Corona-Niveau erreicht. Im Vergleich zu 2023 ist sie deutlich um 0,14 Punkte auf aktuell 7,06 Punkte gestiegen. Das liegt ganz auf dem Glücksniveau, das Deutschland in den Jahren vor der Pandemie hatte. Wir können also sagen: Das Corona-Tief ist überwunden, auch in unserem seelischen Haushalt.

Angesichts der wirtschaftlichen Probleme im Land ist dieser deutliche Zuwachs an Wohlbefinden nicht nur besonders erfreulich, sondern er kommt auch überraschend. Die Glücksforschung ist in der Lage, genau hinzusehen, was die Menschen in Deutschland bewegt und welche Faktoren für diesen Glückszuwachs verantwortlich sind. Wir sehen beispielsweise, dass die Zufriedenheit mit Arbeit und Einkommen sich deutlich erholt hat und die aktuelle Wachstumsschwäche bislang keine negativen Auswirkungen auf das Wohlbefinden hat. Die Familien haben sich zwar auch weitgehend erholt, dennoch sind Hochzeiten und Geburten stark zurückgegangen und die Anzahl enger Freunde nahm ab.

Die Rückkehr zum früheren Zufriedenheitsniveau bedeutet somit nicht, dass alles wieder wie zuvor ist. So ist die gestiegene Arbeitszufriedenheit darauf zurückzuführen, dass insgesamt mehr Deutsche in Teilzeit arbeiten und weniger Überstunden leisten. Die Sehnsucht nach einer ausgewogenen Work-Life-Balance betrifft offenbar nicht nur die Generation Z.

Diese und viele weitere spannende Ergebnisse zur Lebenszufriedenheit in Deutschland werden auf den folgenden Seiten des SKL Glücksatlas ausführlich von Professor Bernd Raffelhüschen und Timon Renz von der Universität Freiburg präsentiert. Wir freuen uns, dass die SKL als assoziierter Partner dazu beiträgt, dass die stetig wachsende Datenbank des SKL Glücksatlas immer tiefere Einblicke in die vielfältigen Facetten der Zufriedenheit ermöglicht. Das diesjährige Glücksranking der 32 Regionen basiert auf 12.452 Befragungen und erlaubt uns, näher zu untersuchen, was eine »Glücksregion« auszeichnet. Zumeist handelt es sich dabei um ländliche Gebiete mit einer gesunden mittelständischen Wirtschaft, stabilen sozialen Strukturen und einer nahe gelegenen Großstadt als »Tor zur Welt«.

Eine weitere Neuerung in diesem SKL Glücksatlas ist der Vergleich zwischen der Lebensqualität einer Region, gemessen an objektiven Wohlfahrts-indikatoren wie Einkommen oder Gesundheitsversorgung, und der allgemeinen Lebenszufriedenheit. Wenn die Bewohner einer Region zufriedener sind, als die objektiven Indikatoren erwarten lassen, sprechen wir von einem »Overperformer«. Umgekehrt handelt es sich bei Regionen, in denen die Zufriedenheit hinter den objektiven Lebensbedingungen zurückbleibt, um »Underperformer«. Besonders bei den Underperformern stellt sich die Frage, warum sich die hohe Lebensqualität nicht auch im Wohlbefinden der Bürger widerspiegelt. Nachdem dieser Vergleich im Städteranking im Frühjahr bereits auf großes Interesse gestoßen war, wurde er nun erstmals auch auf die Bundesländer ausgeweitet.

Im Jahr 2024 gibt es nach elf Jahren erstmals einen Wechsel an der Spitze: Hamburg löst Schleswig-Holstein ab, das auf Platz drei zurückfällt. Diese Entwicklung ist nahezu eine kleine Sensation und zeigt, dass die Glücksforschung weiterhin spannende Überraschungen bereithält.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine inspirierende und anregende Lektüre unseres SKL Glücksatlas 2024.

Dr. Bettina Rothärmel

Vorstandsvorsitzende GKL – Gemeinsame Klassenlotterie der Länder AöR

Veranstalterin der SKL- und NKL-Lotterien

Zusammenfassung der Ergebnisse 2024

Wir haben Corona hinter uns gelassen. Im Sommer 2024 können wir feststellen, dass die Pandemie nicht nur medizinisch, sondern auch in Bezug auf das Wohlbefinden überwunden ist. Die Lebenszufriedenheit der Deutschen ist im Vergleich zu 2023 um bemerkenswerte 0,14 Punkte auf 7,06 Punkte gestiegen – auf einer Skala von 0 (»ganz und gar nicht zufrieden«) bis 10 (»völlig zufrieden«) – und erreicht damit fast wieder das frühere Niveau der Jahre vor Corona. Zwar fehlen noch 0,08 Punkte zum Höchstwert von 7,14 Punkten im Jahr 2019, dem Jahr vor dem Ausbruch der Pandemie, die die Lebenszufriedenheit auf den historischen Tiefstand von 6,58 Punkten (2021) drückte. Doch mit dem Erreichen des früheren Glücksniveaus ist eine solide Basis für eine positive Entwicklung geschaffen.

Dass die Herausforderungen der Corona-Zeit hinter uns liegen, zeigt auch der deutliche Rückgang der Anzahl äußerst Unzufriedener, also jener, die auf der Zufriedenheitsskala von 0 bis 10 Werte zwischen 0 und 4 angeben. Während der Pandemie hatte sich ihre Zahl von 5,5 auf 10 Millionen beinahe verdoppelt. 2023 sank sie bereits auf 7,5 Millionen und liegt aktuell bei circa 6 Millionen, fast wieder auf dem Niveau vor der Krise. Auch bei den Hochzufriedenen, die Werte zwischen 8 und 10 angeben, hat sich die Lage normalisiert: Ihr Anteil an der Bevölkerung stieg von 30,5 Millionen (43 Prozent) auf aktuell 33 Millionen (46 Prozent), nachdem er 2021 auf 26 Millionen (37 Prozent) gefallen war. Bis zum Vor-Corona-Niveau von 49 Prozent fehlen allerdings noch 3 Prozent beziehungsweise etwa 1,7 Millionen Hochzufriedene.

Diese positive Entwicklung hat mehrere Ursachen. Zum einen lassen die Nachwirkungen der Pandemie für die große Mehrheit der Bevölkerung weiter nach: Deutlich erholt haben sich jene Gruppen der Bevölkerung, die in der Corona-Zeit besonders gelitten haben: Alleinlebende (+0,33 Punkte), Jugendliche, junge Erwachsene (+0,26) und berufstätige Mütter (+0,16). So hat sich das Happiness-Gender-Gap fast vollständig geschlossen. Junge Frauen sind wieder glücklicher als junge Männer, wenn auch nur leicht, nachdem sich das Verhältnis während der Pandemie deutlich umgekehrt hatte. Jugendliche sind nun wieder glücklicher als Rentner, ein Zusammenhang, der ebenfalls in den Krisenjahren umgekehrt worden war.

Zudem fielen die Energiekrise und die Inflation weniger gravierend aus als befürchtet, was auch den politischen Maßnahmen wie der Gaspreisbremse zu verdanken ist. Besonders positiv wirkten sich die Lohnerhöhungen, insbesondere beim Mindestlohn, und der Rückgang der Inflation aus. Obwohl die aktuelle konjunkturelle Schwäche und die Herausforderungen des WirtschaftsStandorts – insbesondere in der Grundstoff- und Automobilindustrie sowie im Bausektor – die allgemeine Lebenszufriedenheit eigentlich beeinträchtigen müssten, sorgt der weiterhin robuste Arbeitsmarkt dafür, dass die Deutschen derzeit eine Phase der Ruhe und des Aufatmens erleben.

Wenn die allgemeine Lebenszufriedenheit steigt, nimmt normalerweise auch die Zufriedenheit mit einzelnen Lebensbereichen wieder zu. So ist es auch 2024: Die Einkommenszufriedenheit verzeichnet den stärksten Anstieg und erreicht mit 6,81 Punkten wieder das Niveau von 2021. Hohe Lohnabschlüsse und eine gegenüber dem Vorjahr deutlich gesunkene Inflation haben daran ihren Anteil. Die Inflation stellt aktuell für die meisten Menschen keine Belastung mehr dar.

Eine Folge von Corona ist die derzeit breite Diskussion über die Vier-TageWoche und der gestiegene Wunsch nach einer ausgeglicheneren Work-Life-Balance, nach Auszeiten und der Beibehaltung von Homeoffice-Regelungen. Statt den materiellen Wohlstand zu mehren, verzichten deutlich mehr als noch vor der Corona-Pandemie auf Arbeitseinkommen und verbringen lieber Zeit mit Freunden, dem Partner oder den Kindern. Die Diskussion über die Vier-TageWoche reflektiert die Klage vieler Erwerbstätiger, dass sie heute weniger »freie Zeit haben, in der sie tun und lassen können, was ihnen gefällt«, als noch vor drei Jahren. 2020 waren es durchschnittlich vier Stunden und 19 Minuten pro Tag, 2023 nur noch drei Stunden und 55 Minuten – ein Rückgang von fast 10 Prozent. Zudem vermischen sich Freizeit und Arbeitszeit zunehmend. Das verbreitete Homeoffice und das ständige »Erreichbar-sein-Müssen« schmälert sowohl die Quantität als auch die Qualität der Freizeit (bei der Arbeitszufriedenheit wirkt sich das Homeoffice teilweise positiv aus). Während Teilzeitbeschäftigte mit ihrer Arbeitszeit zufrieden sind, geben die in Vollzeit beschäftigten Befragten an, vier bis fünf Stunden weniger pro Woche arbeiten zu wollen.

Bei der Zufriedenheit mit der Familie hat sich die Lage hingegen immer noch nicht völlig normalisiert. Sie bleibt zwar in absoluten Werten die höchste aller Bereichszufriedenheiten. Familien haben aber nach wie vor große Schwierigkeiten, das Zufriedenheitsniveau von früher zu erreichen: Seit ihrem Tiefpunkt 2021 stieg die Familienzufriedenheit zwar um 0,36 Punkte auf 7,53 Punkte im Jahr 2024, hinkt jedoch deutlich dem Vor-Corona-Niveau von 8,02 Punkten hinterher. Der Anstieg im Jahr 2024 beträgt lediglich 0,05 Punkte.

Dass die Familienzufriedenheit überhaupt gestiegen ist, liegt hauptsächlich an kinderlosen Paaren und Alleinlebenden. Dagegen beurteilen Familien mit Kindern im Haushalt ihr Familienleben weiterhin deutlich schlechter als vor Corona. Die Gründe dafür haben sich jedoch verschoben: Nicht mehr die Mehrbelastung durch Homeschooling, Haushalt und Homeoffice beeinträchtigt das Familienleben, sondern vor allem der Rückgang von Hochzeiten und Geburten. Normalerweise erhöhen diese Ereignisse die Familienzufriedenheit, doch seit der Pandemie sinkt die Geburtenrate. Selbst der Glückseffekt durch die Geburt des ersten Kindes nimmt ab: 2012 stieg das Wohlbefinden kurz nach der Geburt noch um 0,49 Punkte, 2023 waren es nur noch 0,40 Punkte. Zudem hat die familiäre Bindung abgenommen: Familienangehörige und Bekannte werden seltener besucht, die Anzahl enger Freunde nimmt ab, ebenso die Zufriedenheit mit dem eigenen Freundeskreis. Ob es sich hierbei um einen neuen gesellschaftlichen Trend handelt oder ob sich die Lage wieder normalisiert, wird die Zukunft zeigen.

Weil Verwandte und Bekannte seltener besucht werden und die Anzahl enger Freunde sowie die Zufriedenheit mit dem Freundeskreis abnehmen, hat auch die Zufriedenheit mit der Freizeit noch nicht das frühere Niveau erreicht. Während der Corona-Pandemie brach die Freizeitzufriedenheit stark ein, was angesichts der Reisebeschränkungen nicht überraschte. Seit ihrem Tiefpunkt 2021 hat sie sich um 1,80 Punkte erholt und liegt nun bei 6,80 Punkten, aber das Vor-Corona-Niveau von 7,21 Punkten ist noch fern. Die Verbesserung um aktuell 0,29 Punkte geht vor allem auf eine Zunahme vor Ausflügen und Kurzreisen zurück. Ein negativer Faktor ist der gestiegene Konsum von sozialen Medien, der nachweislich die Zufriedenheit mit der Freizeit und dem Freundeskreis schmälert. Tägliche Nutzer sozialer Medien sind mit ihrem Freizeitleben um 0,04 Punkte und mit ihrem Freundeskreis um 0,10 Punkte unzufriedener als diejenigen, die weniger Zeit online verbringen.

Die Emotionalisierung des Wohlbefindens

Der Eindruck, die Gesellschaft werde fragiler und brüchiger, hemmt das subjektive Wohlbefinden – insbesondere im emotionalen Bereich. Wir haben die Deutschen nach Emotionen wie Ärger, Angst, Trauer und Glück befragt. Das Ergebnis ist ambivalent: Es nehmen sowohl negative wie positive Gefühle zu. Diese Emotionalisierung ist etwas Neues und als das eigentlich Problematische anzusehen.

Im Einzelnen: Im Jahr 2024 nimmt der Ärger in allen Altersgruppen zu. Fast jede vierte Person (27 Prozent) war in den letzten vier Wochen »oft« oder »sehr oft« verärgert, während 36,4 Prozent angaben, nur »selten« oder »sehr selten« verärgert gewesen zu sein. Obwohl der Ärger in allen Altersgruppen zunimmt, steigt die Häufigkeit bei den 18- bis 44-Jährigen überproportional an, besonders bei Nutzern von sozialen Medien wie TikTok, Instagram und YouTube.

Ängste haben ebenfalls zugenommen: Fast 20 Prozent der Befragten fühlten sich »oft« oder »sehr oft« ängstlich, im Vergleich zu 14 Prozent im Jahr 2023. Die Ängste beziehen sich auf Themen wie sozialen Abstieg, Klimawandel, Terrorismus oder Kriminalität. Andererseits erleben vier von fünf Menschen nur »manchmal« oder »selten« Angst, was bedeutet, dass die Mehrheit der Deutschen angstfrei ist. Jüngere Menschen sind jedoch häufiger ängstlich als ältere, und Frauen sind häufiger betroffen als Männer.

Die Häufigkeit von Traurigkeit ist ebenfalls gestiegen. Während sich 2023 noch jede fünfzehnte Person »sehr oft« traurig fühlte, ist es 2024 bereits jede zehnte. Besonders bei den jüngeren und mittleren Altersgruppen (»Generation Z« und »Millennials«) sind Depressionen inzwischen weitverbreitet. Dennoch gibt die relative Mehrheit der Bevölkerung an, sich weiterhin nur »selten« oder »sehr selten« traurig zu fühlen (42 Prozent). Krankenkassen bestätigen den deutlichen Rückgang der psychischen Gesundheit in den letzten Jahren – seit 2002 haben sich die Krankheitstage aufgrund psychischer Erkrankungen sogar verdoppelt.

Glück ist nicht nur kognitive »Lebenszufriedenheit«, sondern auch ein emotionaler Zustand. Jemand, der sich »glücklich fühlt«, erlebt gerade einen freudigen Moment. Im Jahr 2024 geben 13,6 Prozent an, sich »sehr oft« glücklich zu fühlen, deutlich mehr als 2023, als es 8,9 Prozent waren. Insgesamt erleben die Menschen häufiger Glück als Unglück. Vier von fünf Befragten geben an, sich mindestens »manchmal« glücklich zu fühlen, und etwa die Hälfte erlebt »oft« oder »sehr oft« Glücksmomente. In den älteren Bevölkerungsgruppen haben die Glückserlebnisse am stärksten zugenommen.

Fazit: Im Vergleich zum Vorjahr erleben die Deutschen sowohl häufiger negative als auch positive Emotionen, auch wenn die Emotions-Balance von plus 0,68 Punkten im Vergleich zu 2023 unverändert geblieben ist. Diese »Emotionalisierung« ist möglicherweise auch ein Ergebnis des medialen Dauerbombardements mit Krisen.

Das Ausmaß an Einsamkeit in der deutschen Bevölkerung bleibt höher als vor der Corona-Pandemie, besonders bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Im Jahr 2024 gibt jede vierte Person an, sich »oft oder sehr oft« »außen vor« zu fühlen, und 27 Prozent empfinden häufig das »Gefühl, dass einem die Gesellschaft anderer fehlt«. In beiden Aspekten ist die berichtete Häufigkeit im Vergleich zu 2023 gestiegen.

Die Einsamkeit ist bei den 18- bis 24-Jährigen mit 6,37 Punkten am höchsten, während sie bei den 55- bis 65-Jährigen mit 3,59 Punkten am niedrigsten ist. Zudem zeigt sich: Je höher der Bildungsgrad und das Einkommen einer Person, desto geringer ist die Einsamkeit. Die Art der Einsamkeit hat sich zunehmend in Richtung emotionaler Einsamkeit verschoben. Ein Beispiel dafür ist die Zahl besonders enger Freunde, die seit 2003 von 4,6 auf 3,9 gesunken ist, wie unsere Befragung im Juni 2024 ergab. Die Gründe sind vielfältig. Zentral sind soziodemografische Ursachen: Aktuell leben in Deutschland 50 Prozent mehr Menschen allein als 1991, und es werden ein Fünftel weniger Ehen geschlossen.

Social Media und die Unzufriedenheit

Für Einsamkeit und Depressionen werden zunehmend die sozialen Medien verantwortlich gemacht. Die Deutschen verbringen inzwischen ein Viertel ihrer Freizeit mit sozialen Medien. 25 Prozent der unter 35-Jährigen nutzt sie sogar mehr als drei Stunden am Tag. Unsere Befragung ergibt, dass die Menge das Gift macht. Wer täglich mehr als drei Stunden soziale Medien konsumiert, ist deutlich unglücklicher als Nutzer, die unter drei Stunden bleiben. Bis zur Schwelle von drei Stunden finden wir aber keine negativen Effekte.

Jede sechste Person (16,5 Prozent) zwischen 16 und 24 Jahren kann als »süchtig« eingestuft werden. Über alle Befragten hinweg sind es 8,6 Prozent. Wer süchtig nach sozialen Medien ist, ist unzufriedener, einsamer, verängstigter und depressiver. Die Zufriedenheit mit Social Media hängt von der Form ab: Messenger-Dienste (WhatsApp) verbessern das Wohlbefinden, Facebook ist eher ambivalent, und TikTok, Instagram sowie YouTube vermindern das Wohlbefinden eindeutig.

Die Digitalisierung des Alltags hat sich während der Corona-Pandemie stark beschleunigt: Homeoffice, digitaler Unterricht und Telemedizin haben sich etabliert, und soziale Medien wie TikTok gewannen an Bedeutung. Fast ein Viertel der täglichen Freizeit, die durchschnittlich sechs Stunden und zehn Minuten beträgt, verbringen die Deutschen in sozialen Medien – mehr als mit Sport oder Hobbys. Besonders die 16- bis 34-Jährigen sind intensive Nutzer: Jede vierte Person dieser Altersgruppe verbringt täglich mehr als drei Stunden in sozialen Netzwerken, weitere 31 Prozent zwei bis drei Stunden. Ältere Altersgruppen nutzen soziale Medien seltener in solchem Umfang.

Soziale Medien beeinflussen das Wohlbefinden unterschiedlich, abhängig von der Nutzungsdauer. Ab drei Stunden täglicher Nutzung sinkt die Lebenszufriedenheit um 0,73 Punkte, und das psychische Wohlbefinden leidet, insbesondere durch erhöhte Einsamkeit. Ein moderater Konsum ist für Personen ab 16 Jahren jedoch weitgehend unbedenklich. Für Kinder ist die Lage kritischer.

Online-Gaming und soziale Medien führen oft zu Suchtverhalten, das mit geringerer Lebenszufriedenheit, Einsamkeit, Ängsten und Depressionen verbunden ist. Bei den 16- bis 24-Jährigen sinkt die Lebenszufriedenheit bei Sucht um 0,35 Punkte, bei den 25- bis 34-Jährigen sogar um 0,64 Punkte.

Die Plattformen unterscheiden sich in ihrer Wirkung: Messenger-Dienste wie WhatsApp oder Signal haben eher positive Effekte auf das Wohlbefinden, während Instagram, TikTok und YouTube negative Auswirkungen haben. 95 Prozent der Süchtigen nutzen TikTok und Instagram. Dort werden sie oft mit einer unrealistischen Welt ständig fröhlicher, stressfreier und tanzender Menschen konfrontiert. Der Vergleich mindert das eigene Wohlbefinden und reduziert sogar die Häufigkeit von Glücksmomenten.

Jugendliche Unbeschwertheit und Freude werden zunehmend durch gesellschaftliche Trends beeinträchtigt, darunter auch der nun legalisierte Cannabis-Konsum. Bei den 16- bis 24-Jährigen besteht ein Zusammenhang zwischen Cannabis-Konsum, Unzufriedenheit und psychischen Erkrankungen, insbesondere Depressionen. Dabei wirkt der Konsum in beide Richtungen: Cannabis kann unglücklich machen, aber auch unzufriedene Jugendliche neigen eher zum Konsum. Der Schlüssel liegt im verantwortungsvollen Umgang mit Drogen, doch viele Familien werden mit den daraus resultierenden Problemen alleingelassen. Während gelegentlicher Konsum in Gesellschaft die Lebenszufriedenheit leicht steigern kann, führt häufiger oder täglicher Konsum zu deutlichen Einbußen im Wohlbefinden.

Lebenszufriedenheit in Ost- und Westdeutschland

Die Lebenszufriedenheit der Ost- und Westdeutschen entwickelt sich auseinander. Der Abstand hat sich auf 0,34 Punkte vergrößert, nachdem er seit 2004 kontinuierlich auf nur 0,05 Punkte (2020) geschrumpft war. Dieser neue Trend zeigt, dass der Konvergenzprozess doch noch nicht abgeschlossen ist. Die Co-rona-Pandemie hatte die Unterschiede nur kurzfristig verringert, weil Corona den Westen schlicht stärker getroffen hatte als den Osten, nicht weil sich die Lebensverhältnisse im Osten stärker verbessert hätten. Nun wird deutlich, dass die Angleichung der Lebenszufriedenheit nicht nachhaltig war und sich das Bundesländer-Ranking erneut zuungunsten des Ostens verschiebt.

Hauptursachen dafür sind sozioökonomische Unterschiede: Die Einkommen der Ostdeutschen liegen weiterhin deutlich unter denen der Westdeutschen, die zudem über erheblich höhere Finanz- und Immobilienvermögen verfügen. Ostdeutschland ist stärker von Überalterung betroffen, hat eine schlechtere Infrastruktur und leidet noch immer unter der Abwanderung junger Menschen in den letzten drei Jahrzehnten, besonders in ländlichen Gebieten.

Ostdeutschen wird oft eine »Meckermentalität« vorgeworfen, die Schwierigkeiten mit sich bringt, sich mit den Verhältnissen zu arrangieren. Dabei wird übersehen, dass westdeutsch als »normal« gilt und ostdeutsch als »anders«. Ostdeutsche vergleichen ihr Leben deshalb häufiger mit dem der Westdeutschen, was umgekehrt kaum der Fall ist, und fühlen sich oft als »Bürger zweiter Klasse«. Dieses empfundene Ungleichgewicht führt zu geringerer Lebenszufriedenheit. Aktuell sehen 37 Prozent der Ostdeutschen das Verhältnis zwischen Ost und West als konfliktreich, im Vergleich zu 30 Prozent der Westdeutschen. Interessanterweise nehmen im Osten vor allem 55- bis 65-Jährige mit geringem Einkommen und mittlerem Bildungsgrad, die die Wendejahre miterlebt haben, die Beziehung als konfliktreich wahr. Im Westen sind es eher jüngere, gut verdienende Menschen.

Bemerkenswert sind auch die Unterschiede zwischen den Geschlechtern: Ostdeutsche Frauen sind im Schnitt unzufriedener mit ihrem Leben als westdeutsche Frauen. Eine Ausnahme bildet jedoch die Generation der 1975 bis 1985 Geborenen, die in den 2000er-Jahren in großer Zahl in den Westen zogen und dort glücklicher sind als ihre westdeutschen Altersgenossen.

Bei den Männern zeigt sich ein anderes Bild: Während die mittlere Generation der 35- bis 55-Jährigen kaum Unterschiede in der Lebenszufriedenheit aufweist, sind die Unterschiede bei der jüngeren und älteren Generation deutlicher. So geben 25-jährige Männer aus Ostdeutschland eine durchschnittliche Lebenszufriedenheit von 6,47 Punkten an, während ihre westdeutschen Altersgenossen auf 7,28 Punkte kommen – ein Unterschied von 0,81 Punkten. Ähnlich ist es bei ihren Vätern: Bei den 61-Jährigen (Jahrgang 1963) liegt die Differenz in der Lebenszufriedenheit zwischen Ost und West ebenfalls bei 0,80 Punkten. Vererbt sich hier die Unzufriedenheit in männlicher Linie? Eine eindeutige Erklärung für dieses Ergebnis haben wir nicht, weitere Forschung wird hier vonnöten sein.

Das Glücksranking der Regionen

Der wieder größere Abstand zwischen Ost- und Westdeutschland bleibt nicht ohne Folgen. Westdeutsche Bundesländer verdrängen die ostdeutschen von den Spitzenplätzen ins Mittelfeld oder ans Ende des Rankings. So kehren Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz auf die oberen Mittelfeldplätze zurück, das beste ostdeutsche Bundesland, Sachsen-Anhalt, kommt auf Platz 7. Die Durchmischung von ost- und westdeutschen Ländern im Regionen-Ranking bleibt zwar bestehen, jedoch dominieren die westdeutschen Länder wieder die Spitzenplätze. Am unteren Ende des Rankings setzen sich das Saarland (6,73 Punkte), Berlin (6,63 Punkte) und Mecklenburg-Vorpommern (6,17 Punkte) fest. Der Abstand zwischen dem glücklichsten und dem unglücklichsten Bundesland ist 2024 auf 1,21 Punkte weiter gestiegen. 2023 lag dieser bei 1,02 Punkten, vor Corona waren es nur 0,68 Punkte. Während das Wohlbefinden in den meisten Regionen Deutschlands zunimmt, stagniert es in der Hauptstadt Berlin und sinkt in Mecklenburg-Vorpommern.

Es gibt eine Überraschung an der Spitze: Erstmals seit 2012 ist Schleswig-Holstein nicht mehr das glücklichste Bundesland Deutschlands. Mit 7,38 Punkten übernimmt Hamburg die Führung und liegt deutlich vor Bayern (7,23 Punkte) und Schleswig-Holstein (7,23 Punkte). Hamburg hat sich im Vergleich zu 2019 (7,27 Punkte) sogar verbessert. Während die Bayern deutlich zulegen, stagniert die Lebenszufriedenheit in Schleswig Holstein, was möglicherweise auf den Strukturwandel zurückzuführen ist.

Nordrhein-Westfalen erreicht mit 7,17 Punkten wieder das Vor-Corona-Niveau von 2019 und belegt Platz 4. Auf den Plätzen 5 und 6 folgen die »Aufsteiger« des Jahres: Rheinland-Pfalz (7,11 Punkte) und Baden-Württemberg (7,10 Punkte), die sich nach deutlichen Einbrüchen während der Corona-Pandemie erholen.

Sachsen-Anhalt, das bestplatzierte ostdeutsche Bundesland, erreicht mit 7,08 Punkten Platz 7. Besonders im Großraum Halle-Leipzig ist die Lebenszufriedenheit hoch. Niedersachsen folgt auf Platz 8 mit 7,02 Punkten.

Hessen verzeichnet als einziges westdeutsches Flächenland einen Rückgang der Lebenszufriedenheit auf 7,01 Punkte, weit entfernt vom Vor-Corona-Niveau von 7,31 Punkten. Während Nordhessen sehr zufrieden ist, entwickelt sich Südhessen mit Frankfurt/Main zur Sorgenregion.

Die ostdeutschen Flächenländer Brandenburg (Platz 10: 6,99 Punkte), Thüringen (Platz 11: 6,90 Punkte) und Sachsen (Platz 12: 6,87 Punkte) kämpfen mit ähnlichen Herausforderungen: alternde Bevölkerung, teils schlechte Infrastruktur und geringe Kaufkraft. Bremen liegt mit 6,76 Punkten auf Platz 13.

Das Saarland hat einen starken Anstieg der Lebenszufriedenheit erlebt und erreicht 2024 6,73 Punkte, ein Plus von 0,52 Punkten im Vergleich zu 2023. Bereits zum dritten Mal in Folge liegt die Hauptstadt Berlin (6,63 Punkte) auf dem vorletzten Rang und liegt immer noch 0,30 Punkte unter dem Wert von 2019.

Das Schlusslicht bildet erneut Mecklenburg-Vorpommern mit 6,17 Punkten, was einen leichten Rückgang gegenüber 2023 und einen deutlichen Verlust von 0,70 Punkten im Vergleich zu vor der Pandemie bedeutet.

Einige Bundesländer sind deutlich glücklicher, als es ihre objektive Lebenssituation vermuten lässt. Wir haben die subjektive Lebenszufriedenheit mit der objektiven Lebensqualität verglichen, die anhand von Wohlfahrtsindikatoren wie Einkommen, Infrastruktur und Umweltqualität gemessen wird. Wenn die Lebenszufriedenheit in einem Bundesland höher ist als die objektiv gemessene Lebensqualität, bezeichnen wir dieses Bundesland als »Overperformer«. Umgekehrt gilt ein Bundesland als »Underperformer«, wenn die Lebenszufriedenheit der Menschen hinter den objektiven Umständen zurückbleibt. Zu den »Overperformern« zählen Hamburg, Schleswig-Holstein, Nordrhein-Westfalen und Sachsen-Anhalt. Dagegen schneiden Baden-Württemberg, Hessen, Niedersachsen, Thüringen, Brandenburg und das Saarland als »Underperformer« ab, da die Menschen dort unzufriedener sind, als es die objektiven Bedingungen nahelegen.

Auch 2024 präsentiert der SKL Glücksatlas das Glücksranking der 32 Regionen. Der Unterschied zwischen der glücklichsten und der unglücklichsten Region bleibt groß: Zwischen Hamburg (7,38 Punkte) und Mecklenburg (5,98 Punkte) liegen 1,40 Punkte. Zum Vergleich: 2022 betrug der Abstand zwischen dem Spitzenreiter und dem Schlusslicht nur 1,09 Punkte. Die glücklichsten Regionen befinden sich ausschließlich im Westen, insbesondere im äußersten Norden (Hamburg, Schleswig, Holstein), im Süden (Bayern-Süd, Oberpfalz, Niederbayern, Südbaden) sowie in einem Gebiet vom Rheinland über das Münsterland bis nach Nordhessen. Zu den Aufsteigern 2024 gehören Niedersachsen-Hannover, das Rheinland und die Pfalz. Im Gegensatz zum bundesweiten Trend sank das Lebensglück in den Regionen Sachsen-Dresden, Südhessen und Bremen. Drei Sorgenregionen bleiben unverändert: Berlin und das stark abgeschlagene Mecklenburg zählen erneut dazu, während SachsenDresden neu in diese Kategorie fällt. Das Saarland hingegen konnte sich ins Mittelfeld verbessern.

Umwelt, Energie und subjektives Wohlergehen

Heinz Welsch, Carl von Ossietzky Universität Oldenburg

Die empirische Glücks- und Zufriedenheitsforschung hat in den vergangenen rund 20 Jahren herausgefunden, dass das menschliche Wohlergehen nicht nur von den »4G« – Gesundheit, Geselligkeit, Geld und Gene – abhängt, sondern auch von der Qualität der natürlichen Umwelt. Insbesondere Luftverschmutzung und Erderwärmung beeinträchtigen die Lebenszufriedenheit, während der Zugang zu Grünflächen, aber auch das eigene umweltfreundliche Verhalten, die Zufriedenheit steigern. Dabei ist der Themenbereich Glück & Umwelt eng mit der Energieversorgung verknüpft, denn Luftverschmutzung und Erderwärmung beruhen überwiegend auf der Nutzung fossiler Energieträger (vor allem Kohle und Mineralöl). In diesem Zusammenhang ist auch die Erschwinglichkeit von Energie von Belang, da auch sie die Zufriedenheit beeinflusst.

In der Forschung zu Glück & Umwelt werden Personen nicht etwa nach ihrer Einschätzung gefragt, wie die Umweltbelastung ihre Zufriedenheit beeinflusst. Vielmehr wird mit statistischen Verfahren der Zusammenhang zwischen der allgemeinen Zufriedenheit (wie sie etwa im vorliegenden Glücksatlas präsentiert wird) und unabhängig davon erhobenen Daten zur jeweiligen Umweltbelastung (etwa Schadstoffkonzentrationen in der Umgebung) ermittelt.

Eines der ersten auf diese Weise betrachteten Umweltthemen war die Luftverschmutzung. Inzwischen haben Dutzende von Studien belegt, dass die Belastung mit Luftschadstoffen wie Schwefeldioxid, Stickoxiden und Feinstaub die Lebenszufriedenheit der Betroffenen erheblich beeinträchtigt. Umgekehrt ging beispielsweise der Rückgang der Luftverschmutzung mit Blei (in Folge der Einführung von bleifreiem Benzin) und von Stickoxiden (in Folge der Einführung des Abgaskatalysators) in den 1990er-Jahren mit einem erheblichen Anstieg der Lebenszufriedenheit einher (Welsch 2006).

Indem der Einfluss besserer Luft auf die Lebenszufriedenheit mit dem Einfluss des Einkommens rechnerisch in Beziehung gesetzt wird, kann der monetäre Gegenwert der Luftreinhaltung ermittelt werden (Welsch 2002) – ein neuartiges Verfahren der Bewertung von Umweltgütern. Eine Metaanalyse relevanter Studien aus einer Vielzahl von Ländern kommt diesbezüglich zu dem Ergebnis, dass eine Rückführung der Luftverschmutzung um eine Standardabweichung (durchschnittliche Abweichung vom Mittelwert) mit 4 US-Dollar (in armen Ländern) bis 40 US-Dollar (in reichen Ländern) pro Person und Tag zu bewerten ist (Levinson 2020).

Der Einfluss der Luftverschmutzung auf die Lebenszufriedenheit zeigt sich auch indirekt, wenn man die Lebenszufriedenheit in mehreren Ländern und unterschiedlichen Zeiträumen mit der jeweiligen Energieversorgungsstruktur in Beziehung setzt. So ergab sich, dass (bei Berücksichtigung vielfältiger anderer Einflussfaktoren) ein höherer Kohleanteil an der Stromerzeugung mit geringerer Lebenszufriedenheit einherging und dies mit der Luftverschmutzung zusammenhing (Welsch und Biermann 2014). Andererseits war ein höherer Anteil von Solar- und Windenergie mit einer höheren Zufriedenheit verbunden. Allerdings bedeutet dies nicht, dass erneuerbare Energien frei von externen Effekten sind. Vielmehr zeigte sich anhand von Daten mit hoher räumlicher Auflösung, dass die Stromerzeugung aus Biomasse die Zufriedenheit der in der Nähe lebenden Menschen erheblich und dauerhaft beeinträchtigt – vermutlich wegen der damit verbundenen Geruchsbelästigung. Bei Windenergie ergab sich ein negativer Effekt auf die Zufriedenheit, der aber im zweiten Jahr nach Errichtung der betreffenden Anlagen – aufgrund von Gewöhnung – verschwand. Bei Solaranlagen war von Anfang an keinerlei Einfluss auf die Zufriedenheit feststellbar (von Möllendorff und Welsch 2017).

Die Nutzung von Kohle einerseits und Solar- und Windenergie andererseits steht in engem Zusammenhang mit der menschengemachten Erderwärmung beziehungsweise ihrer Eindämmung. Wie sich die Erderwärmung auf das subjektive Wohlergehen auswirkt, kann ermittelt werden, indem Zufriedenheitsdaten aus Ländern mit unterschiedlichen klimatischen Bedingungen miteinander verglichen werden. Eine frühe einschlägige Studie stellte fest, dass die Lebenszufriedenheit umso niedriger war, je niedriger die Tiefsttemperaturen (im Winter) und je höher die Höchsttemperaturen (im Sommer) in den jeweiligen Ländern waren (Rehdanz und Maddison 2005). In einer späteren Studie wurde gezeigt, dass das Klima nach dem Pro-Kopf-Einkommen der zweitwichtigste Erklärungsfaktor für Zufriedenheitsunterschiede zwischen Ländern ist (Maddison und Rehdanz 2020).

Der Einfluss der Erderwärmung auf das subjektive Wohlergehen lässt sich auch an Extremereignissen wie Hitzewellen, Dürren, Stürmen und Starkregen festmachen, deren Häufigkeit durch den Klimawandel zunehmen wird. So ergab beispielsweise eine Fallstudie für Australien erhebliche Auswirkungen von Dürren auf die Lebenszufriedenheit der ländlichen Bevölkerung (Carroll et al. 2009). Dabei wurde festgestellt, dass der Gesamteffekt von Dürreereignissen eine erhebliche psychologische Komponente enthält, die über den Effekt der dürrebedingten Einkommensverluste (speziell in der Landwirtschaft) hinausgeht. Der Effekt der prognostizierten Verdoppelung der jährlichen Dürrehäufigkeit auf die Zufriedenheit entspricht laut dieser Studie einem Rückgang des jährlichen Nationaleinkommens um ein Prozent.

Während Luftverschmutzung und die Folgen der Erderwärmung die Lebenszufriedenheit negativ beeinflussen, steht der Zugang zu natürlichen Umgebungen in einem positiven Zusammenhang mit der Zufriedenheit. Beispielsweise wurde für Deutschland gezeigt, dass der Zugang zu städtischen Grünflächen wie Gärten und Parks positiv mit der Lebenszufriedenheit verbunden ist, wobei ein Hektar zusätzliche Grünfläche im Umkreis von 1.000 Metern so stark wirkt wie ein Anstieg des jährlichen Einkommens um 45 Euro (Bertram und Reh-danz 2015). In einer länderübergreifenden Betrachtung wurde das subjektive Wohlergehen von mehr als 26.000 europäischen Bürgern aus 26 Ländern mit Daten zur regionalen Artenvielfalt und anderen Naturmerkmalen in Beziehung gesetzt (Methorst et al. 2021). Die Studie ergab, dass das subjektive Wohlergehen in den jeweiligen Regionen stark mit dem regionalen Reichtum an Vogelarten verbunden ist. Dies wurde auf die Möglichkeit zu Freizeitaktivitäten wie Vogelbeobachtung zurückgeführt oder darauf, dass Vogelvielfalt als Indikator für andere Landschaftseigenschaften fungiert, die das Wohlergehen fördern.

Eine der erstaunlichsten, vielfach belegten Erkenntnisse aus dem Themenfeld Glück & Umwelt ist, dass umweltfreundlicheres Konsumverhalten mit höherer Lebenszufriedenheit einhergeht (Schmitt et al. 2018) – erstaunlich deshalb, weil derartiges Verhalten typischerweise mit Kosten, Aufwand oder Unbequemlichkeiten verbunden ist (Welsch 2020). Dahinter steckt offenbar ein Streben nach moralischer Befriedigung (»warm glow«) oder – je nachdem, wie stark solches Verhalten gesellschaftlich geschätzt wird und öffentlich sichtbar ist – ein Streben nach Prestige (»Prius-Effekt«).

Unabhängig von den jeweiligen Motiven stehen diese Befunde im Widerspruch zur gängigen wirtschaftswissenschaftlichen Entscheidungstheorie, nach der der erwartete (psychologische) Nutzen umweltfreundlicheren Verhaltens mit seinen Kosten (im weitesten Sinne) abgeglichen wird. Die Intensität des umweltfreundlichen Verhaltens wird dann so gewählt, dass die Zusatzkosten gerade durch den erwarteten Zusatznutzen aufgewogen werden, sodass durch die Entscheidung kein Netto-Zufriedenheitszuwachs eintritt (Welsch und Kühling 2010). Eine wahrscheinliche Erklärung für die von dieser Logik abweichenden Befunde liegt in einer Diskrepanz zwischen Erfahrungsnutzen (Zufriedenheit) und Entscheidungsnutzen (Kahneman et al. 1997), bei der die Befriedigung, die sich im Nachhinein (ex post) einstellt, im Entscheidungsprozess (ex ante) unterschätzt wird. Die sich einstellende Zufriedenheit könnte also gesteigert werden, indem man sich für mehr umweltfreundliches Verhalten entscheidet.

Die beschriebenen Auswirkungen des Klimawandels auf das menschliche Wohlergehen, in Verbindung mit den Auswirkungen der Nutzung fossiler Energien auf das Klima, liefern starke Argumente für eine Energiewende weg von fossilen Energien. Aufgrund des immensen Investitionsbedarfs ist diese Transformation aber kurz- und mittelfristig mit einem Anstieg der Energiekosten verbunden. Dies rückt die Frage der Erschwinglichkeit von Energie und deren Einfluss auf die Lebenszufriedenheit in den Fokus. Einschlägige Befunde zeigen, dass höhere Haushaltsenergiepreise mit einer geringeren Zufriedenheit einhergehen, und zwar insbesondere bei Menschen, die von sogenannter Energiearmut (einem hohen Anteil der Energiekosten am Einkommen) betroffen sind (Welsch und Biermann 2017). Unerwartet ist dabei die Stärke des Zufriedenheitseffektes der Energiepreise in Relation zum Effekt des Einkommens: Die diesbezüglichen Ergebnisse legen es nahe, dass ein preisbedingter Anstieg der Energierechnung um einen bestimmten Betrag nicht durch einen gleich hohen Anstieg des Einkommens kompensiert werden kann (Welsch 2024) – was etwa bei der Idee des sogenannten Klimageldes als Ausgleich für die klimapolitisch bedingte Verteuerung von Energie unterstellt wird.

Dieser Befund widerspricht gängiger Wirtschaftstheorie, kann aber dadurch erklärt werden, dass der Einfluss des Einkommens auf die Zufriedenheit durch soziale Vergleichsprozesse reduziert wird (Clark et al. 2008), während solche Vergleiche in Hinblick auf die Energierechnung mutmaßlich keine Rolle spielen. Die zu vermutende Inkommensurabilität zwischen Energiekosten und Einkommen wird gestützt durch einen weiteren Befund aus der ökonomischen Zufriedenheitsforschung: Menschen, die von Energiearmut betroffen sind, sind auch dann weniger zufrieden, wenn auf Einkommensarmut kontrolliert wird (Biermann 2016).

Die empirische Glücks- und Zufriedenheitsforschung hat inzwischen eine Fülle von Erkenntnissen zum Zusammenhang zwischen Umwelt, Energie und subjektivem Wohlergehen hervorgebracht, die einerseits politikrelevant sind und andererseits zur Erweiterung wirtschaftswissenschaftlicher Erklärungsmodelle beitragen.

Lebenszufriedenheit 2024: Deutliche Erholung -Vor-Corona-Glücksniveau fast erreicht

von Bernd Raffelhüschen und Timon Renz

Corona scheint überwunden, Zufriedenheit mit der eigenen ökonomischen Situation wächst

HAUPTERGEBNISSE

2024 hat sich die Lebenszufriedenheit der Deutschen im Vergleich zu 2023 deutlich um 0,14 Punkte auf 7,06 Punkte erhöht. Zum Vor-Corona-Niveau von 2019 (7,14) fehlen nur noch 0,08 Punkte.

Das gestiegene Wohlbefinden der Deutschen lässt sich auf zwei Hauptursachen zurückführen: Erstens ist die Corona-Pandemie für die große Mehrheit der Bevölkerung überwunden. Zweitens fielen die EnergiekrisQ'und die Inflation weniger stark aus als befürchtet. Deutschland aufatmen.

Trotz einer schwächelnden Konjunktur nimmt der Anteil der Hochzufriedenen auf 46 Prozent zu (von 43) und der Anteil der Unzufriedenen nimmt auf 9 Prozent ab (von 11). 45 Prozent sind mit ihrem Leben mäßig zufrieden. Grund für die Zunahme der Hochzufriedenen sind leichte Reallohngewinne bei gleichzeitig geringer Arbeitslosigkeit – und das obwohl die Industrieproduktion zurückgeht.

Allgemeine Lebenszufriedenheit 2024:

+ 0,14 Punkte

(im Vergleich zu 2023)

Im Jahr 2024 kehrt die Lebenszufriedenheit der Deutschen auf den Trendpfad der 20i0er-Jahre zurück (Abbildung 1).1 Die Corona-Delle ist überwunden. Im letzten Vor-Corona-Jahr 2019 erreichte die Lebenszufriedenheit einen Spitzenwert mit 7,14 Punkten. Dieser Ausnahmewert ist aktuell noch nicht erreicht, aber die diesjährigen 7,06 Punkte liegen ganz auf der Vor-Corona-Trendlinie. 2024 kann somit als das Jahr gelten, in dem – zumindest hinsichtlich der subjektiven Bewertung des eigenen Lebens – die Krisen der Jahre 2020 bis 2023 für den Großteil der Bevölkerung überwunden zu sein scheinen. Auf einer Skala von 0 (»ganz und gar nicht zufrieden«) bis 10 (»völlig zufrieden«) liegt die durchschnittliche allgemeine Lebenszufriedenheit der Deutschen im Jahr 2024 bei 7,06 Punkten. Dies entspricht einer Verbesserung um 0,14 Punkte gegenüber dem Vorjahr (2023: 6,92 Punkte) und um 0,48 Punkte im Vergleich zum zweiten Corona-Jahr 2021 (6,58 Punkte), dem bisherigen Tiefpunkt (Abbildung 1).

Abb. 1

Lebenszufriedenheit fast auf Vor-Corona-Niveau

Mit durchschnittlich 7,06 Punkten sind die Deutschen mit ihrem Leben beinahe wieder so zufrieden wie kurz vor der Corona-Pandemie und so zufrieden wie 2018. 2024 entspricht die Lebenszufriedenheit damit wieder dem Aufwärtstrend, den sie in den 2010er-Jahren schon hatte.

Anmerkungen:Quelle: Eigene Berechnungen auf Grundlage des Sozio-oekonomischen Panels 2004 bis 2010 und der Glücksatlas-Datenbank 2011 bis 2024.

Die Idee von der »allgemeinen Lebenszufriedenheit«

Befragt man einen Menschen nach seiner allgemeinen Zufriedenheit, startet dieser einen gedanklichen Bewertungsprozess seiner momentanen Lebenssituation: »Wie geht es mir gesundheitlich, bei meiner Arbeit, mit meinem Partner / meiner Partnerin usw.?« Das Ergebnis stellt eine Gesamtbeurteilung seiner Lebensumstände dar, die von ihm auf einer Skala von 0 (»ich bin mit meinem Leben ganz und gar nicht zufrieden«) bis 10 (»ich bin mit meinem Leben völlig zufrieden«) bewertet wurden.

Für die deutliche Zunahme der Lebenszufriedenheit machen wir zwei Hauptfaktoren aus. Zum einen sind die Auswirkungen der Corona-Pandemie im Jahr 2024 für eine große Mehrheit kaum mehr spürbar. Diejenigen, deren Lebenszufriedenheit aufgrund der Pandemie-Zeit tief in den Keller rutschte, erholen sich dieses Jahr am stärksten: Frauen sind fast wieder so glücklich wie Männer, junge Menschen sind mit ihrem Leben wieder deutlich zufriedener als Rentner, und das Wohlbefinden der Alleinlebenden bessert sich nachdrücklich (Tabelle 1). Diese Normalisierung der Lebenszufriedenheit lässt sich auch an der stark gestiegenen Freizeitzufriedenheit (siehe ab Seite 114) sowie an der stetigen Erholung der Familienzufriedenheit ablesen.

Zum anderen gelten die Krisen der vergangenen zwei Jahre für viele als überstanden. Die drohende Energiearmut, die Preissteigerungen und die Angst vor einem Atomkrieg aufgrund des Ukraine-Krieges sind entweder abgewendet oder abgemildert. Allgemein herrscht ein großes Aufatmen, dass es »doch nicht so schlimm gekommen ist«, wie man es im Sommer 2022 noch erwartet hatte. Zwar sind viele der Probleme nicht wirklich gelöst (der Krieg läuft weiter), die Preise verharren auf hohem Niveau, und die Energie ist knapper geworden, aber ein großer Teil der Bevölkerung hat sich damit abgefunden. Die Deutschen haben ihre Erwartungen an die neuen Krisen angepasst. Von dem großen Aufatmen zeugt die im Vergleich zu letztem Jahr stark gestiegene Zufriedenheit mit dem eigenen Einkommen.

»Corona« ist für die meisten überwunden

Die Corona-Pandemie und die mit ihr einhergehenden Beschränkungen hatten in vielfältiger Weise in das Leben der Menschen eingegriffen und das subjektive Wohlbefinden überwiegend negativ beeinflusst. Auf den anfänglichen Schock im Frühjahr 2020, den die meisten Deutschen noch relativ gut verkrafteten und der kurzfristig sogar einen stärkeren gesellschaftlichen Zusammenhalt (z. B. gegenseitige Hilfe beim Einkaufen) stiftete, folgte ein langer »Lockdown-Winter« 2020/21 mit harten Maßnahmen, insbesondere die AHA-Kontaktbeschränkungen und die Schul- und KITA-Schließungen, und einer erhöhten Übersterblichkeit.2 Mit den Daten von Januar bis Juni 2021 kamen wir im zweiten Corona-Jahr auf eine Lebenszufriedenheit von nur 6,58 Punkten – ein absoluter Negativrekord seit Beginn der Messungen im Jahr 1984.3