Skull-Ranch 117 - E. B. Millett - E-Book

Skull-Ranch 117 E-Book

E. B. Millett

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Beschreibung

Vier Jahre Pech. So konnte es nicht weitergehen.
Jim, der Jüngste, war nach einem Skunkbiss an Tollwut gestorben. Daniel hatte nach einer harmlos erscheinenden Verletzung Knochenbrand bekommen. Sie hatten ihn neben seinem Bruder begraben. Dorothee war im letzten Winter von Wölfen zerfleischt worden. Ein Präriefeuer hatte die Ernte vernichtet.
Nur Emelie, seine Frau, seine Tochter Martha und er, Samuel Parker, waren noch übrig.
Sie waren auf dem Weg nach Arizona, um neu anzufangen. Es sollte ein Höllentrail werden...


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Veröffentlichungsjahr: 2023

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Inhalt

Cover

Ausgeliefert

Vorschau

Impressum

Ausgeliefert

von E.B. Millett

Vier Jahre Pech. So konnte es nicht wei‍ter‍gehen.

Jim, der Jüngste, war nach einem Skunkbiss an Tollwut gestorben. Daniel hatte nach einer harmlos erscheinenden Verletzung Knochenbrand bekommen. Sie hatten ihn neben sei‍nem Bruder begraben. Do‍ro‍th‍ee war im letz‍ten Winter von Wölfen zerfleischt worden. Ein Präriefeuer hatte die Ernte vernichtet.

Nur Emelie, seine Frau, seine Tochter Martha und er, Samuel Parker, waren noch übrig.

Sie waren auf dem Weg nach Arizona, um neu anzufangen. Es sollte ein Höllentrail werden ...

Dass er sich mitten auf dem Weg in eine neue Katastrophe befand, konnte Samuel Parker nicht wissen. Sein einziges Bestreben war es, Cover City zu erreichen.

Hinten im Wagen lag Martha. Vor zwei Tagen war sie vom Fieber überfallen worden. Laudanum, Arnika und Chinarinde, die einzigen Medikamente hatten nicht geholfen. Die Rettung für Martha war ein Arzt, und den gab es in Cover City.

Zwischen dem Wagen der Siedler und Cover City lagen die Berge. Und in denen lauerten Mescalero Apachen. Eine blutrünstige Bande, aus dem Reservat ausgebrochen und besessen darauf, Rache an den Weißen zu nehmen.

»Vier verdammte Tage!«

Shorty zieht sich das Halstuch vom Gesicht und spuckt den Staub aus, den er seit Stunden in sich hineingefressen hat.

Brazos lenkt seinen riesenhaften Schimmel neben Shortys Rosinante, dem hässlichsten Pferd, das man im Westen antreffen konnte.

»Hör auf zu jammern, Zwerg«, keuchte der hünenhafte Schmied der Skull-Ranch. »Morgen Mittag werden wir es geschafft haben. Dann zwei Tage Ruhe. Danach wird es in Cover City keine Kneipe mehr geben, die wir nicht leergetrunken haben.«

Chet Quade, der Vormann der Skull, hat zu ihnen aufgeschlossen.

»Passt auf die Kuhschwänze auf«, schnauzte er. »Zehn Tiere haben wir schon verloren. Der Rest sieht so aus, als müssten wir ihn später in die Stadt hineintragen.«

Quade drückt seinem Gaul die Hacken in die Flanken. Er reitet hinüber zur anderen Seite der Herde.

Fleischrinder für Cover City. Dazu einige Zuchttiere. Joseph Martini wartet auf die Lieferung. Martini und John Morgan, der Rancher der Skull, haben sich vor einigen Wochen in Denver getroffen. Dort hatten sie das Geschäft abgeschlossen.

Siebenhundert Tiere. Ein gewaltiger Trail nach Arizona, und wenn alles gut ging, dann sollte es nicht die letzte Lieferung sein. Martini hatte große Pläne, und er hatte das Geld, diese Pläne in die Tat umzusetzen.

Chet Quade denkt daran, als er zum Küchenwagen reitet, auf dessen Bock der Koch der Skull, Doc Smoky, gehörig durchgeschüttelt wird.

Die Sonne steht im Zenit. Noch drei, bestenfalls vier Stunden, dann müssen sie ihr Lager aufschlagen. Zeit für den Koch der Skull, mit dem Küchenwagen vorauszufahren und dafür zu sorgen, dass die Leute ihr Essen bekommen, wenn sie die Herde nahe am Wasser zum Stehen gebracht haben.

»Los, Doc!«, ruft Quade. Mit dem ausgestreckten Arm deutet er gegen die Hügelkette, die sich wie ein Wall am Horizont abzeichnet. »Es geht durch einen Canyon, dahinter befindet sich ein Felskessel mit einem See. In vier bis fünf Stunden werden wir angekommen sein. Brazos und Shorty werden dich begleiten. Ihr müsst euch beeilen.«

Doc Smoky nickt und reibt sich den Schweiß aus dem Gesicht.

»Wenn ich heute Abend wieder kein frisches Fleisch auf den Tisch bringe, dann musst du dir einen anderen Koch suchen, Chet. Dann werden die Jungens mich lynchen. Und, verdammt, sie haben vollkommen recht. Bohnen und Trockenfleisch wachsen denen schon aus den Ohren heraus.«

»Nehmt euch eines von den Tieren, die nicht mehr richtig mitkommen.«

»Brazos und Shorty sollen das erledigen«, antwortet der Koch. »Die werden mich leicht einholen.«

Quade ist einverstanden. Er reitet zu Brazos und Shorty zurück und gibt seine Anweisungen.

Zum ersten Mal während der letzten, wirklich harten Tage, breitet sich Brazos Gesicht zu einem zufriedenen Grinsen. Er denkt an das kleine Fass, das Doc Smoky hinten im Wagen unter dem Proviant versteckt hat.

Was Smoky da wirklich zusammengebraut hat, weiß der Koch der Skull selbst nicht genau. Auf jeden Fall findet das Zeug unter der Hand einen reißenden Absatz. Es schmeckt fürchterlich. Man wird nicht nur betrunken davon, man kann damit auch die verschiedensten Krankheiten kurieren, behauptet Doc Smoky.

Ausprobiert hat das noch niemand. Die meisten Leute schütten es in sich hinein und vergessen auch so ihre Beschwerden.

Brazos und Shorty wechseln den Platz mit zwei anderen Cowboys und machen sich auf den Weg, um ein Rind fürs Abendessen einzufangen.

Währenddessen hat Doc Smoky sich mit dem Küchenwagen an die Spitze der Herde gesetzt und treibt die Gäule an.

Alles, was sie gerettet haben, befindet sich auf dem Planwagen, der von zwei Gäulen gezogen wird, die sich kaum noch auf den Beinen halten können.

Glühend heiß steht die Sonne am Himmel, laugt die letzte Kraft aus Mensch und Tier.

»Noch dreißig Meilen!«

Samuel Parkers Stimme klingt durchaus zuversichtlich, als er es nach hinten in den Planwagen hineinruft.

»Wir schaffen es nicht mehr bis zum Abend. Noch durch den Canyon. Dort soll es Wasser geben.«

Samuels Frau und seine Tochter Martha sind viel zu erschöpft, um ihm zu antworten.

»Wie geht es Martha?«

»Sie wird durchhalten, wenn wir es bis morgen schaffen.«

Parker nickt und reibt sich über die müden, rotgeränderten Augen. Er muss sich auf den Weg konzentrieren. Große Felsbrocken muss er umfahren. Ein Achsenbruch in dieser Wildnis würde das Ende bedeuten. Immer wieder muss er die Pferde antreiben. Noch haben sie das Wasser nicht gewittert, sodass es sie von selbst antreibt. Dabei kann es kaum noch weiter als zwei Meilen entfernt sein.

An dieser Stelle beschreibt der Canyon einen Knick. Danach geht es über eine schmale Felspassage. Rechts und links fallen die Wände steil in die Tiefe.

Kurz hinter dem Knick brechen sie aus den Felsen hervor.

Hochgewachsene, braunhäutige Gestalten mit grellbemalten Gesichtern.

Felsbrocken prasseln von den sich links und rechts türmenden Wänden herunter, treffen den Wagen und durchschlagen die rissige Plane.

Samuel Parker duckt sich auf dem Bock zusammen. Er gibt den Gäulen die Zügel frei, lässt die lange Peitsche über die Pferdeleiber tanzen. Mit der Rechten greift er nach der Winchester, die neben ihm auf dem Bock liegt. Parker lässt die Zügel los. Sein ausgemergeltes Gesicht ist von den Strapazen der letzten Tage gezeichnet.

»Indianer!«, brüllt er.

Mit einem Ruck hebelt er eine Patrone in den Lauf. Er feuert mitten in die Horde der roten Krieger, die ihm den Weg verbauen. Mitten in die Explosion des Schusses hinein ein gellender Schrei. Parker hat getroffen, obgleich er auf dem Bock hin- und hergeschaukelt wird.

Einer der Roten wirft die Hände in die Luft und stürzt von seinem Pferd.

»Hoh, lauft, ihr alten Mähren!«, schreit Parker auf die Pferde ein. »Lauft!«

Wieder reißt er die Winchester hoch. Sein Finger schmiegt sich schon um den Abzug, als sich ihm ein gefiederter Pfeil in den Schenkel bohrt.

Parker wird auf den Bock zurückgeschleudert. Mit dem Kopf knallt er gegen das Eisengestänge des Aufbaues. Rote Nebel wallen vor seinen Augen. Mit der Linken wischt er sich über die Augen. Seine Gedanken sind bei seiner Frau und seiner Tochter hinten im Wagen.

Er muss durchkommen, oder die letzten Familienmitglieder der Parker sind ausgelöscht. Er muss durchkommen.

In die Apachen kommt Aufregung. Sie weichen vor dem Planwagen zurück, den sie nicht so leicht stoppen können, wie sie sich das vorgestellt haben.

Und Samuel Parker denkt nicht daran, die rasende Fahrt zu mäßigen, nachdem die Pferde schon einmal ins Laufen gekommen sind.

Er kennt seine Chance und er weiß, sie ist minimal. Er muss die Verwirrung unter den Roten ausnutzen und durch den Canyon kommen. Emelie, hinten im Wagen ist ebenfalls bewaffnet. Sie versteht es, mit einer Winchester umzugehen, sodass sie gute Chancen haben, im freien Gelände einen Angriff abzuschlagen.

Samuel Parker spürt den Schmerz nicht, nimmt kaum wahr, dass ihn inzwischen ein zweiter Pfeil getroffen hat. Er feuert auf die Roten, die es plötzlich eilig haben, wieder in die Deckung hinter den Felsen zu verschwinden.

»Hoh, hoh, lauft!«

Die harten Stöße werfen den alten Mann beinahe vom Bock. Schuss um Schuss feuert er aus der Winchester ab, kann schon gar nicht mehr erkennen, ob er noch trifft.

Er hat den Knick des Canyons geschafft, jagt auf die schmale Passage zu, die wie ein Steg über den Abgrund führt. Er muss wieder zu den Zügeln greifen, muss die wildgewordenen Gäule auf den richtigen Weg bringen.

Eine Lanze bohrt sich neben ihn in den Bock, verfehlt ihn nur um eine Handbreite. Dann der Felsbrocken, der ihm den Weg versperrt. Zu schnell ist die Fahrt, als dass der alte Mann die Pferde noch zurückreißen kann.

»Achtung, Emelie!«

Er schreit es, obgleich er beinahe sicher ist, dass seine Frau ihn gar nicht hört. Martha erst recht nicht. In ihrem Fieber wird sie kaum mitbekommen, welches Drama sich um sie herum abspielt.

Der linke Gaul rennt aus vollem Lauf gegen den Felsbrocken. Die Beine knicken ihm weg.

Hoch hebt der Planwagen sich ab, macht einen Riesensatz und wird durch die Luft gewirbelt.

Samuel Parker kann sich nicht mehr auf dem Bock halten. Im hohen Bogen katapultiert er durch die Luft, schlägt gegen einen Felsen und verliert für einen Sekundenbruchteil die Besinnung.

Als er die Augen wieder aufreißt, sieht er den Planwagen mit Emelie und seiner Tochter Martha in die Tiefe stürzen.

Das Ende.

Ein gellender Schrei entringt sich seiner Brust. Er hört das Krachen und Bersten, mit dem der Wagen in die Tiefe stürzt und zerschellt.

Dann tauchen sie wieder vor ihm auf. Es sind zwei rote Krieger. Sie haben ihn für tot gehalten, oder für so verwundet, dass der Alte ihnen nicht mehr gefährlich werden kann.

Noch einmal kehren alle Lebensgeister in Samuel Parker zurück. Während des Sturzes hat er sich an seine Winchester geklammert wie ein Ertrinkender an den berühmten Strohhalm.

Er feuert die Waffe gegen den Apachen ab, der ihm am nächsten gekommen ist. Er trifft, sieht den Roten zurückprallen und sich überschlagen. Und er sieht den zweiten Krieger, dessen Arm zurückschwingt und der ihn im nächsten Moment mit der Lanze durchbohren will.

Samuel Parker wälzt sich mit letzter Kraft beiseite, rollt so an den steilen Abhang heran.

Bevor er stürzt, hebt er den Blick und entdeckt auf dem Felsen, inmitten der Indianer, einen gutgekleideten Weißen. Bewegungslos steht der Mann da. Teilnahmslos beobachtet er das Sterben der Siedlerfamilie, die gehofft hatte, in Arizona ein neues gelobtes Land gefunden zu haben.

Dann stürzt Daniel Parker in die Tiefe. Zweimal prallt er auf einem Felsen auf, hört seinen eigenen Schrei wie aus weiter Ferne an sein Ohr klingen und verliert das Bewusstsein.

Brazos, Shorty und Doc Smoky hören die Schüsse, die vor ihnen im Canyon fallen. Shorty reißt die Winchester aus dem Scabbard und gibt seiner Rosinante die Sporen.

Brazos reagiert etwas langsamer, dann setzt er seinem Freund nach.

Die Gegend von hier bis nach Cover City ist unbewohnt. Kein normaler Mensch verirrt sich freiwillig in die Gluthitze der Berge. Dennoch spielt sich vor ihnen ein Drama ab, das ist den Leuten von der Skull nach dem ersten Schuss klar.

Shorty erreicht den Canyon zuerst. Vor der Leiche eines Apachen scheut seine Rosinante. Mit einem Ruck reißt der kleine, etwas krummbeinige Cowboy seinen Gaul zurück. Zusammen mit Brazos, der ihm dicht auf den Fersen ist, schwingt er sich aus dem Sattel und sucht Deckung hinter dem nächsten Felsen.

Nichts geschieht. Totenstille hat sich über die wildzerklüftete Berglandschaft gelegt. Eine trügerische Ruhe, der Brazos und Shorty nicht eine Sekunde trauen.

Es ist kaum mehr als drei Minuten her, seit sich hier das Drama abgespielt hat. Aus der rechten Schlucht wallt noch eine dichte Staubwolke.

»Pass auf mich auf, Kleiner!«, schreit Brazos. »Sonst hast du niemand mehr, der später auf dich aufpasst.«

Ohne Shortys Antwort abzuwarten, springt der mächtige Schmied der Skull Ranch aus der Deckung hervor. Dass er so schnell auf den Beinen ist, traut ihm bei seiner Größe und Körperfülle niemand zu. Tief abgeduckt hetzt der Schmied der Skull auf die andere Seite des Canyons.

Er hat gerade zwei Schritte zurückgelegt, als er einen brennenden Schmerz am Oberarm verspürt.

Im nächsten Sekundenbruchteil brüllt Shortys Winchester auf. Der gellende Schrei eines Apachen wirft ein schauriges Echo von den Wänden zurück.

Brazos bleibt einen Wimpernschlag lang stehen. Wo eine Rothaut ist, halten sich in der Regel auch mehrere auf, denkt Brazos. Er will sich nicht darauf verlassen, dass Shorty allein ihm die Brut vom Hals halten kann. Mit Riesenschritten strebt er der Deckung eines großen Felsen auf der anderen Canyonseite zu.

Zerfetzte Planen liegen dort mit Holzteilen von einem Planwagen. Hier muss vor kurzer Zeit ein Wagen über den Abhang abgestürzt sein.

Den letzten Meter legt Brazos mit einem Hechtsprung zurück. Er landet auf den harten Felsen und kann sich gerade noch hinter die Deckung rollen, als eine Lanze klirrend an der Stelle aufschlägt, an der er eben noch gestanden ist.

Shorty hat zwar wieder geschossen, aber nicht getroffen. Das Geschoss aus der Winchester klatscht gegen einen Felsen und sirrt als Querschläger durch den Canyon.

Brazos rollt sich auf die Seite. Hinter dem Felsen hat er eine bombensichere Deckung gefunden. Von der anderen Seite her kann ihn niemand mehr sehen, und vor ihm gähnt der steil abfallende Geröllhang.

Was er sieht, stellt dem großen, schweren Mann die Luft ab.

Unten, am zertrümmerten Wagen ziehen zwei rote Krieger ein junges Mädchen unter den Trümmern hervor. Etwas weiter entfernt liegt eine alte, grauhaarige Frau. Tot, das kann Brazos auf den ersten Blick feststellen. Weiter links, halb von einem Felsen bedeckt liegt die hagere Gestalt eines Oldtimers, dessen Gesicht blutüberströmt ist.

Das alles stellt Brazos auf den ersten Blick fest.

Genauso blitzartig ist ihm klar, dass er nichts für das dunkelblonde Siedlermädchen tun kann, das von zwei Apachen in die Mitte genommen worden ist und über ein schwarzes Pony geworfen wird.

Sicher kann Brazos auf einen der Apachen schießen, aber er kann sie nicht beide gleichzeitig erwischen. Wenn er einen ausschaltet, wird der andere das Mädchen als Deckung benutzen und es vielleicht töten.