Skull-Ranch 129 - E. B. Millett - E-Book

Skull-Ranch 129 E-Book

E. B. Millett

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Beschreibung

Es sind zwei ausgesprochene Galgenvögel, die das Office betreten. Das erkennt Jim Dallas, der Frachtbüroleiter der Wells Fargo, auf den ersten Blick.
Geiergesichter mit hohlen, eingefallenen Wangen und verkniffenen Lippen. Einige Tage alte Bartstoppeln zieren die Gesichter. Die Stiefel sind staubbedeckt, und in ihren Augen liegt ein hungriger Glanz. Außerdem tragen sie ihre Holster so tief, dass sie einen ehrlichen Mann bei der Arbeit stören würden. Leere Holster, denn die Sechsschüsser tragen die Outlaws in den Fäusten ...


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Seitenzahl: 140

Veröffentlichungsjahr: 2024

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Inhalt

Cover

Sein letzter Ritt

Vorschau

Impressum

Sein letzter Ritt

von E. B. Millett

Es sind zwei ausgesprochene Galgenvögel, die das Office betreten. Das erkennt Jim Dallas, der Frachtbüroleiter der Wells Fargo, auf den ersten Blick.

Geiergesichter mit hohlen, eingefallenen Wangen und verkniffenen Lippen. Einige Tage alte Bartstoppeln zieren die Gesichter. Die Stiefel sind staubbedeckt, und in ihren Augen liegt ein hungriger Glanz. Außerdem tragen sie ihre Holster so tief, dass sie einen ehrlichen Mann bei der Arbeit stören würden. Leere Holster, denn die Sechsschüsser tragen die Outlaws in den Fäusten...

Die Läufe zielen auf Dallas, und die Hähne der 45er sind gespannt.

Hinter dem letzten Mann schnappt die Tür des Office ins Schloss. Mit einem Ruck wird der Riegel vorgelegt, während der zweite Mann mit der freien Linken die schweren Vorhänge vor das große Fenster zieht.

Nun ist Jim Dallas mit den beiden Fremden wirklich allein. Niemand kann das Frachtbüro betreten, niemand kann von draußen hineinsehen.

Dallas ist ein großer, wuchtiger Mann. Angst hat er selten einmal gehabt, und wenn, dann hat er sie sich nicht anmerken lassen. Seit drei Jahren leitet er dieses kleine Frachtbüro in Topoline, das eigentlich nur eine Durchgangsstation ist. Vier Überfälle hat es während dieser Zeit gegeben, zweimal sind die Banditen mit den Stiefeln voran aus der Tür getragen worden. Immer war Dallas um die entscheidenden Sekunden schneller. Heute jedoch verspürt er ein flaues Gefühl in der Magengegend, als er in die Revolverläufe starrt.

Seine eigene Waffe hängt über der Lehne des Stuhles, der in der Ecke des Raumes neben dem Aktenschrank steht. Nur zwei Schritte von ihm entfernt, aber er weiß, mit dem Versuch, an die Waffe heranzukommen, wird er sein eigenes Todesurteil unterschreiben.

Also setzt der große, schwere Mann erst einmal ein verlegenes Lächeln auf.

»Irgendwie bin ich sicher, dass ihr euch in der Tür geirrt habt, Jungens«, sagte er mit belegter Stimme. »Die Bank befindet sich zwei Häuser entfernt, und der Direktor ist kein Freund von mir. Ich werde ihn also ganz bestimmt nicht warnen. Wenn ich es mir richtig überlege...«

Sein Plan geht nicht auf. Er kann die beiden nicht in ein Gespräch verwickeln und schwindelig reden. Die beiden haben sich keineswegs in der Adresse geirrt.

»Halts Maul, Dallas!«, sagt der Hagere der beiden Burschen.

Der zweite, er ist klein und untersetzt, bleckt sein Gebiss.

»Wir wollen die Ladeliste des Zuges, der in zwei Tagen hier durchkommt, Dallas!«

Dallas erbleicht und beginnt zu begreifen. Gold aus dem Mississippidelta, Goldmünzen und Diamanten, die sich auf dem Weg nach Denver befinden. Von dort aus, wo die Bahnlinie endet, will Wells Fargo zwei Reiter bis zur nächsten Station einsetzen. Vorbei am Bluegrass Valley, durch Indianergebiet. Ein riskantes Unternehmen, aber das hat Wells Fargo noch niemals abgeschreckt.

Das Gold und die Diamanten! Auf nichts anderes können die beiden es abgesehen haben.

Und noch etwas begreift Dallas in diesem Moment: Die beiden können unmöglich allein sein. Um einen solchen Coup durchzuführen, bedarf es mehrerer, zu allem entschlossener Männer, denn natürlich wird die Ladung streng bewacht. Soldaten fahren im Zug mit. Wells Fargo hat die Verantwortung übernommen, haftet und hat jedes Risiko bei diesem Unternehmen einkalkuliert.

»Bist du schwerhörig, Dallas?«, fragt der Untersetzte. »Wir wollen hier keine Wurzeln schlagen. Her mit der Ladeliste, damit wir wissen, auf welchen Waggon wir uns konzentrieren müssen!«

»Es ist der mittlere Waggon«, keucht Jim Dallas.

Da gibt es eine winzige Hoffnung in ihm. Vielleicht lassen sie ihn leben, wenn er ihnen alle Informationen liefert, auf die sie scharf sind.

Der Hagere setzt ein skeptisches Gesicht auf und wechselt einen schnellen Blick mit seinem untersetzten Partner.

»Zeig uns das, Mann!«

Es klingt bestimmt. Eine Stimme, die es gewohnt ist, Befehle zu erteilen, denen man nicht widerspricht.

»Raus mit der Akte!«

Ein Ruck läuft durch Dallas' Körper. Noch einmal flammt Hoffnung in ihm auf. Auf dem Weg zum Aktenschrank muss er am Stuhl vorbei, über dem sein Revolvergurt hängt.

»Der mittlere Wagen«, wiederholt Dallas.

Es kostet ihn Mühe, die Ruhe zu bewahren. Er kennt sein Risiko, aber er weiß auch, dass es seine einzige und letzte Chance ist.

Wieder ein Blick zwischen den beiden Galgenvögeln.

»Verdammt, wir wollen das schwarz auf weiß sehen, Mann!«

Es ist der Untersetzte und seine Stimme klingt hektisch. Er ist nervöser als der Hagere. Dallas muss sich also zuerst auf diesen Mann konzentrieren. Der scheint den empfindlicheren Zeigefinger zu haben.

Langsam geht der schwere, wuchtige Mann zum Aktenschrank, kommt am Stuhl mit dem Waffengurt vorbei, aber er beachtet ihn gar nicht. Vielleicht rechnen die beiden damit, dass er nach der Waffe greift. Noch sind sie misstrauisch, und Dallas will, dass sie sich ihrer Sache ganz sicher sind.

Also nimmt Dallas die Akte aus dem Schrank. Das macht die beiden ruhiger, man kann es ihnen direkt ansehen. Das Gesicht des Untersetzten entspannt sich, über die hohlen, eingefallenen Züge des Hageren huscht ein erleichtertes Lächeln.

In diesem Moment fühlen die beiden sich wirklich überlegen. Der richtige Zeitpunkt für Dallas, zu handeln.

Er lässt die Akte fallen, die er den beiden schon entgegenstreckt, um einige Aufregung zu stiften. Die beiden reagieren genauso wie Dallas es sich ausrechnet.

Sie zucken zusammen. Ihre Blicke folgen der fallenden Akte.

Dallas macht einen Riesensatz zur Seite. Wie die Kralle eines Raubvogels schlägt seine Rechte sich um den Knauf des Peacemakers, der hoch aus dem Holster herausragt. Mit einem Ruck reißt er die Waffe aus dem Futteral. Im Fallen spannt er mit dem Daumen den Hahn, schwingt den Lauf nach oben und drückt sofort ab.

In die Detonation mischt sich der Aufschrei des Untersetzten, dem das Blei in den Leib fährt. Es wirft ihn zurück. Krachend schlägt er gegen die Tür des Office. Mit weitaufgerissenen Augen bricht er in die Knie und fällt mit dem Gesicht zuerst auf den staubigen Bretterboden des Office.

Inzwischen schwingt der Lauf von Dallas Waffe zu dem Hageren herum, der vor Schreck erstarrt ist. Mit einem solchen Zwischenfall hat er nicht mehr gerechnet.

Jim Dallas reißt den Stecher der Waffe ein zweites Mal durch. Bevor der Hammer auf die Patrone schlägt, flammt Triumph in seinen Augen auf. Für den Bruchteil einer Sekunde ist er überzeugt davon, dass er es wieder einmal geschafft hat.

Dann klingt das klickende Geräusch wie eine Todesmelodie an sein Ohr. Die Patrone ist ein Blindgänger.

Dallas' Gesicht verzerrt sich. Mit entsetztem Blick sieht er die grellrote Blume des Todes aufflammen. Das letzte, was er spürt, ist ein wahnsinnig harter Schlag gegen den Schädel. Er ist sicher, dass es ihm den Kopf abgerissen hat. Dann versinkt er in ein bodenloses, tiefes Loch.

Pulverrauch kräuselt sich noch aus dem Sechsschüsser des Hageren. Er ist aufgeregt, aber er zwingt sich zur Ruhe. Sie haben einen großen Coup vor und der kann nur gelingen, wenn man überlegt ans Werk geht.

Sicherlich sind die Schüsse draußen gehört worden, aber so schnell wird sich niemand sehen lassen.

Der Hagere hebt die Akte auf, stellt sie an ihren Platz ins Regal zurück. Er schaut kurz zu seinem Partner und Dallas: Beide sind tot. Dann durchkreuzt der Hagere das Office, nimmt den Hintereingang und taucht in der Dunkelheit einer schmalen Gasse unter, die zwischen dem Drugstore und der Schmiede nach einhundert Yards wieder auf die Mainstreet führt.

Von hier aus kann er sehen, dass sich eine Menschenmenge vor dem Büro von Wells Fargo versammelt hat. Er kann den Sheriff und den Deputy sehen, die sich ebenfalls auf den Weg gemacht haben und Anweisungen geben, die Tür aufzubrechen.

Ein böses Grinsen huscht über das Gesicht des Hageren. Niemand hat ihn und seinen Partner das Office betreten sehen und Fremde halten sich genug in der Stadt auf. Er wird hier nicht auffallen, und nachdem er die verräterische Akte wieder ins Regal zurückgestellt hat, wird auch niemand dahinterkommen, warum man dem Büro einen Besuch abgestattet hat.

Daran, dass Dallas die Wahrheit gesagt hat, dass der fragliche Waggon sich in der Mitte des Zuges befindet, hegt der Hagere keinen Zweifel. Er hat selten einen Mann kennengelernt, der zu einer Lüge fähig war, während er in die Mündungen zweier Sechsschüsser schaute.

In zwei Stunden, wenn sich die erste Aufregung gelegt hat, will er die Stadt verlassen und seinem Boss Bericht erstatten. Und in zwei Tagen, nach dem Überfall des Zuges und wenn die Beute verteilt worden ist, wird er sich mit seinem Anteil schon auf dem Weg nach Mexiko befinden, um dort wie ein Fürst zu leben.

Die Rauchschwaden ziehen so dicht durch das Lokal, dass man kaum von einem Ende zum anderen sehen kann.

Hier sieht man Herumtreiber, Glücksritter, Seeleute und Tagediebe, die alle auf der Jagd nach der einen großen Chance in ihrem Leben sind.

Im »Sailors Inn« in New Orleans herrscht zu jeder Zeit Hochbetrieb.

Am Tresen jedoch fällt ein Mann besonders auf: mittelgroß, bekleidet mit der Uniform eines Yankees. Ein General wie die Rangzeichen ausweisen. Hager und hochaufgerichtet steht er dort, die Schultern betont nach hinten genommen.

General Norman Carrington.

Es ist Samstag. Jener Tag, an dem er dem »Sailors Inn« immer einen Besuch abstattet, um noch einmal den wilden Hauch des ungezügelten Lebens zu genießen, das er selbst einmal geführt hat. Das liegt lange zurück, aber es ist noch in ihm und an manchen Tagen bricht es in Carrington wieder durch.

Emelie, seiner Schwester, die eine gutgehende, anständige Pension in der Stadt betreibt, sind diese nostalgischen Auffrischungen ein Gräuel, aber trotz ihrer resoluten Art ist es ihr niemals wirklich gelungen, Einfluss auf General Norman Carrington zu nehmen, der kein Kommando mehr innehat, den man wegen seiner liberalen Einstellung zu den Indianern kurzerhand auf Viertelsold gesetzt hat.

Obgleich dies Carrington sehr wurmt, gibt es selten einen Moment, in dem er sich das anmerken lässt. Er trägt die Uniform, die Ehrenabzeichen und Tapferkeitsmedaillen mit der gleichen Selbstverständlichkeit wie seinen Säbel. Und dort, wo er sich so blicken lässt, gibt es auch niemand, der sich über den grauhaarigen Mann mit dem Schnauz- und Spitzbart lustig macht. Man weiß, warum er kein aktives Kommando mehr innehat, und die meisten bringen dafür Verständnis auf. Nur, dass er sich unten im tiefen Süden nun auch noch für die Rechte der Schwarzen einsetzt, hat ihm bislang wenig Freunde eingebracht.

Carrington macht sich nichts daraus. Er hat seine Prinzipien, und denen ist er sein Leben lang treu geblieben.

John Morgan, der Boss der Skull-Ranch im fernen Colorado, hat ihn immer verstanden. Dort hat er sein Zuhause gefunden, zu dem er nach dem langen Besuch bei seiner Schwester wieder heimkehren wird. Aber die Reise zu Emelie wollte er unbedingt noch unternehmen. Schließlich ist er nicht mehr der Jüngste. Und New Orleans ist schon jetzt etwas zu laut für einen Mann, der sich ans Ranchleben gewöhnt hat.

Auch jetzt, als es im »Sailors Inn« wieder hoch hergeht.

Vor allen Dingen hinten in der Ecke, am Pokertisch.

Zwei Weiße, die auf den ersten Blick aussehen, als seien ihnen auf dieser Welt nur die Dollars heilig, und Jeremias Oldpile, ein Schwarzer, sitzen am Tisch.

Schon eine ganze Weile hat General Carrington dem Spiel zugeschaut. Jeremias Oldpiles Glückssträhne ist in der Tat beunruhigend. Aber der Schwarze spielt ehrlich. Er ist viel zu anständig, viel zu ehrlich, als dass er einen Menschen auch nur um einen rostigen Cent betrügen könnte.

»Ich kann mir nicht vorstellen, warum Fortuna gerade mit einem stinkenden Schwarzen einen Pakt geschlossen haben soll!«

Der Mann, der das hasserfüllt ausstößt, misst an die zwei Meter, hat flammend rotes Haar und eine vom Kinn bis zum linken Ohr hinaufverlaufende Narbe, die er sich vor noch nicht langer Zeit bei einem Messerkampf zugezogen haben muss. Seine Hände wirken wie zwei Schaufelbagger.

Man sieht ihm an, dass er von Natur aus kein Spieler ist, er muss lange Jahre harte Arbeit verrichtet haben, bevor er den Weg zum Spieltisch gefunden hat.

Ein Mann, der Carrington auf den ersten Blick nicht gefällt. Noch weniger der Partner des rothaarigen Hünen, der schlank, beinahe grazil wirkt, der aber das Aussehen einer Ratte hat. Seine Augen und Hände sind immer in Bewegung.

»Vielleicht spielt der verdammte Kerl falsch!«, sagt der Schlanke. »Nachdem man die stinkenden Bastarde in die Freiheit entlassen hat, haben sie sich vorgenommen, uns Weiße aufs Kreuz zu legen. Man sollte Ihnen die Hände abhacken und die dämlichen Ohren abschneiden!«

»Und wieder in Ketten legen«, zischt ein anderer, der mit einer Reihe anderer Leute den Spieltisch wie eine Festung umlagert.

General Carrington lässt sein Whiskyglas auf dem Tresen stehen. Aufrecht bahnt er sich einen Weg durch die Gaffer, die allesamt auf eine Auseinandersetzung warten.

Carrington stellt sich neben Jeremias Oldpile und legt dem Schwarzen die Hand auf die Schulter, während der Blick seiner stahlblauen Augen von dem rothaarigen Riesen zu dem hageren, kleinen Spieler huscht.

»Seit ich aus dem Bluegrass Valley nach New Orleans gekommen bin, kenne ich Oldpile als einen aufrechten Mann, Gentlemen. Und wenn ich mich richtig erinnere, ist das an diesem Abend die Glückssträhne, der er schon lange hinterherläuft. Ihr habt immer noch die Möglichkeit, das Spiel abzubrechen. Niemand wird euch dazu zwingen, euren letzten Cent zu setzen.«

Schweigen breitet sich aus im »Sailors Inn«. Es hat einem Mann selten einmal Glück gebracht, wenn er sich in die Auseinandersetzung anderer eingemischt hat. Auch dann nicht, wenn er eine Generalsuniform trägt und ein Mensch ist, dem man eine gewisse Achtung entgegenbringen muss.

Der Mann mit den roten Haaren und der Narbe bricht in ein brüllendes Gelächter aus.

»Yankees waren für mich schon immer Stinktiere!«, sagt er in beleidigendem Tonfall. »Wenn ich es mir richtig überlege, habe ich damals viel zu wenig von den verdammten Blauröcken umgelegt. Und 'n leibhaftiger General war niemals darunter. Die Burschen haben sich ja meisten hinter dem gewöhnlichen Fußvolk verkrochen. Aber warum soll ich das nicht jetzt nachholen, alter Mann?«

Dass er in diesem Moment ruhig bleibt, erstaunt General Carrington selbst.

Oldpile, der Schwarze, steht auf, rafft die gewonnenen Dollars zusammen und steckt sie sich in die Taschen seiner viel zu weiten Hose.

Der kleine Spieler mit dem Rattengesicht reagiert blitzschnell. Kaum zu sehen ist die Bewegung, mit der er seine Waffe zieht und über den Tisch schwingen lässt. Im gleichen Sekundenbruchteil bellt auch schon der Schuss auf.

Oldpile bricht zusammen und ist auf der Stelle tot.

Genauso schnell wie sich dieses Drama abgespielt hat, schwingt die Waffe des Mannes mit dem Rattengesicht zu General Carrington herum. Ein hässliches Grinsen überfliegt das Gesicht des Hageren.

»Da du ja ein verdammter Negerfreund bist, kannst du ihm ja gleich auf dem Weg in die Hölle folgen, Yankee-General!«

Das ist kein Spaß. Carrington begreift es mit dem ersten Ton. Das Leben eines Menschen zählt für diese beiden Burschen nicht.

Aber Carrington weiß sich seiner Haut zu wehren.

Mit beiden Händen packt er den grünen Tisch, hebt ihn an und schleudert ihn gegen den Hageren und dessen riesigen rothaarigen Partner.

Der Schuss, der Carrington gilt, verfehlt ihn und schlägt klirrend ins Flaschenregal. Sofort ziehen sich die Gaffer, die im Grunde auf nichts anderes gewartet haben, vom Tisch und aus der Schusslinie zurück.

Der Hagere und der Rothaarige sind zu Boden gegangen. Carrington bleiben nur Sekunden. Außer dem Armeesäbel trägt er keine Waffe und den Säbel auch nur deshalb, weil er zur Dekoration der prachtvollen Uniform gehört.

Jetzt jedoch reißt der General ihn mit einem Ruck aus der Scheide. Auf dem blanken Stahl reflektiert sich das Licht einer tiefhängenden Kerosinlampe.

Der kleine Rattengesichtige begeht den letzten Fehler seines Lebens. Er nimmt den alten General genauso wenig ernst wie dessen Säbel. Er rollt sich auf die Seite, richtet sich mit einem Ruck wieder auf und bringt die Waffe ein zweites Mal gegen General Carrington in Anschlag.

Ein unheilvolles, zischendes Geräusch durchschneidet die atemlose Stille im »Sailors Inn«, als die blitzende Klinge des blanken Stahls die Luft durchschneidet.

Der Kerl kommt nicht einmal mehr dazu, einen entsetzten Schrei auszustoßen, dann hat sie scharfe Klinge des Säbels ihm den Lebensfaden durchschnitten. Blutüberströmt stürzt er auf die schmutzigen Dielen des Saloons.

Im gleichen Moment, als ein Aufschrei durch die Menge der Gäste geht, wirbelt General Carrington zu dem großen, rothaarigen Kerl herum.

Er sieht den Sechsschüsser, der schon auf ihn gerichtet ist, duckt sich instinktiv zusammen und die Rechte mit dem todbringenden Säbel holt schnell aus.

Carrington bleibt gar keine andere Wahl. Oldpile wurde kaltblütig ermordet, um ein Haar hätte der Rattengesichtige auch ihn selbst abgeknallt, und der Rothaarige mit der Narbe versucht nun auch, ihn umzubringen.

Also muss Carrington dem Burschen mit dem Sechsschüsser zuvorkommen.

Die Hand mit dem Säbel schwingt gerade wieder nach vorn, als ein harter Schlag die Brust des Generals trifft. Dann ein weiterer, bevor es ihn von den Beinen reißt und ihn zu Boden schleudert.