Skull-Ranch 145 - E. B. Millett - E-Book

Skull-Ranch 145 E-Book

E. B. Millett

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Beschreibung

Sie nennt sich Gilda Balou. Niemand weiß, woher sie kommt. Auf jeden Fall ist sie die schönste Frau, die je den staubigen Boden von Golden City betreten hat. Aber auch die gefährlichste und kaltblütigste.
Vier frische Gräber zeugen von den jüngsten Schießereien in der Goldgräberstadt. Und immer ging der Streit um Gilda. Allen verdreht sie den Kopf. Dabei ist die Frau mit dem Engelsgesicht alles andere als unschuldig. Und sie ist auch nicht nur zum Pokern nach Golden City gekommen. Gilda will Rache ...

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Seitenzahl: 151

Veröffentlichungsjahr: 2024

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Inhalt

Cover

Gildas Rache

Vorschau

Impressum

Gildas Rache

von E. B. Millett

Sie nennt sich Gilda Balou. Niemand weiß, woher sie kommt. Auf jeden Fall ist sie die schönste Frau, die je den staubigen Boden von Golden City betreten hat. Aber auch die gefährlichste und kaltblütigste.

Vier frische Gräber zeugen von den jüngsten Schießereien in der Goldgräberstadt. Und immer ging der Streit um Gilda. Allen ver‍dreht sie den Kopf. Dabei ist die Frau mit dem Engelsgesicht alles andere als un‍schul‍dig. Und sie ist auch nicht nur zum Pokern nach Golden City gekommen. Gil‍da will Rache...

Vier tote Männer liegen oben auf dem Stiefelhügel. Um den einen oder anderen ist es nicht schade, aber ein ordentlicher Farmer gehört zu den Opfern. Eine Frau ist zur Witwe geworden. Zwei kleine Kinder zu Halbwaisen. Das alles nur, weil der Mann im falschen Moment Partei für die langhaarige Blondine ergriffen hat. Auf keiner Beerdigung ist Gilda Balou gewesen. Niemals ist bekannt geworden, dass sie um einen der Toten auch nur eine einzige Träne vergossen hat.

Das schießt Shorty durch den Kopf, als Alf Murpham seine Karten mit einer wilden Bewegung auf den Tisch wirft. Dreitausend Dollar liegen in der Mitte des Tisches. Obendrauf ein Schuldschein von zehntausend Dollar. Der bricht Alf Murpham das Genick, wenn er dieses Spiel verliert. Dann hat er den Saloon »Happy Angel« verspielt. Den Saloon, in dem das Pokerspiel an diesem schwülen Abend stattfindet.

Murpham gegenüber sitzt die Frau mit den langen blonden Haaren und der Figur, die auch einen Oldtimer noch schwindelig werden lässt, wenn er sie lange genug anschaut. In ihrem wunderschönen Puppengesicht stehen zwei blaue Augen, die der Blondine das Aussehen eines braven Lammes geben.

Diesen Eindruck behält man so lange, bis man den Blick tiefer rutschen lässt. Zum Patronengurt, den die Frau wie ein Mann trägt. Daran ein Holster, der tiefer geschnallt ist, als das mancher Männer. Einige, die dieser Pokerrunde beiwohnen, wissen auch, dass Gilda Balou mit dem Sechsschüsser besser umgehen kann, als mancher Weidereiter.

Das sind diejenigen, die die Frau draußen in den Bergen üben gesehen haben. Doch in der Stadt hat sie die Waffe noch nicht einmal gezogen. Immer hat sie es anderen überlassen, den Kopf für sie hinzuhalten.

Heute jedoch deutet alles darauf hin, dass es in Golden City zum ersten Zweikampf zwischen einer Frau und einem Mann kommt.

Alf Murphams Augen sind rotgerändert.

»Wenn das hier mit rechten Dingen zugeht, dann will ich im Boden versinken«, stößt der rothaarige, grobschlächtige Mann wild hervor.

Er schreit es in die Richtung von Gilda Balou. Diesmal meint er auch die Blondine direkt, denn sie hat die Karten für dieses Spiel ausgeteilt.

Gilda Balou reagiert nur mit einem mitleidigen Lächeln.

»Sie können noch kaufen, Mr. Murpham«, sagte sie leise. »Und wenn Sie wollen, dann kann jemand anderer die Karten geben.«

Shorty steht rechts neben Murpham. Er glaubt, das Gleiche gesehen zu haben wie der Besitzer des »Happy Angel« Saloons.

Die Blondine hat sich ein Blatt in die Hand gemischt und zwei Karten blitzschnell von unten gezogen.

»Jemand anderer die Karten geben!« Murpham lacht auf. »Wozu, wenn Sie doch keine mehr brauchen, Lady?«

Ganz langsam lässt nun auch die Blondine ihre Karten auf den Tisch gleiten. In ihren sonst sanften, blauen Augen lodert ein wilder, stahlharter Glanz.

»Sie können noch kaufen, Murpham«, wiederholt sie mit schneidender Stimme. »Wenn Sie etwas zu sagen haben, dann sagen Sie es, sobald das Spiel abgeschlossen ist.«

»Sie meinen, wenn ich meinen Saloon an Sie verloren habe!«

Gilda Balou zuckt die Schultern. »Ein Mann, der zehntausend Dollar setzt, der muss sich auch etwas dabei denken, Murpham. Oder haben Sie sich nur geirrt?«

Murpham ist nervös. Diese Frau bringt ihn noch um den Verstand. Er hat mit einer ganz anderen Reaktion gerechnet.

»Soll das heißen, ich kann aussteigen? Jeder bekommt seinen Einsatz zurück und das Spiel ist vergessen?«

»Wenn Sie wollen, Murpham. Wenn nicht, bringe ich die zehntausend Dollar, wir kaufen und decken auf. Dann geht es wirklich um diesen Saloon. Ich glaube nicht, dass Sie dazu in der Lage sind, das Geld in bar aufzubringen. Ihre Entscheidung, Murpham!«

Der Schweiß steht dem Saloonbesitzer auf der Stirn. Alle Blicke sind auf ihn gerichtet. Jeder wartet auf seine Entscheidung.

Darunter auch Shorty und Brazos, die Reiter von der Skull, die sich an diesem Abend im Happy Angel in Golden City aufhalten. Beide sind sie im Grunde nur hier, um endlich die Frau kennenzulernen, deren Ruf auch schon bis zur Skull ins Bluegrass Valley gedrungen ist. Shorty und Brazos haben einen guten Tag erwischt. Heute Abend erleben sie Gilda Balou in Natur.

»Sie hat von unten gezogen«, wispert Shorty seinem Freund Brazos zu.

Der Schmied der Skull, der Shorty beinahe um zwei Köpfe überragt, hämmert dem Kleinen den Ellenbogen so heftig in die Rippen, dass Shorty stöhnend in die Knie geht.

Brazos denkt an die frischen Gräber auf dem Stiefelhügel. Er will nicht, dass Shorty das nächste Opfer ist. Dazu aber kann es leicht kommen, wenn der Kleine sein loses Mundwerk nicht im Zaum hält.

»Ich warte auf Ihre Entscheidung, Murpham!«

Murpham reibt sich den Schweiß von der Stirn. »Jeder bekommt seinen Einsatz zurück«, keucht er schließlich. »Kann ich die Karten dennoch sehen?«

»Für einen Drink, Murpham«, lächelt die Blondine und schaut ungerührt zu, wie Murpham seinen Schuldschein wieder vom Tisch nimmt, ihn zerreißt und die Fetzen zu Boden fallen lässt.

»Okay, für einen Drink.«

Murpham legt seine Karten offen auf den Tisch. Zwei Damen, zwei Könige. Kein zehntausend Dollarblatt, aber immerhin.

Dann deckt Gilda Balou auf. Ein Raunen geht durch den Raum.

Murpham starrt ungläubig auf das leere Blatt seiner Gegenspielerin. Nicht einmal ein Paar. Das Kreuz-Ass ist Gilda Balous höchste Karte. Wenn Murpham nicht gekniffen hätte, wäre er in diesem Moment um glatte zehntausend Dollar reicher.

Ein abgrundtiefes Stöhnen entringt sich der breiten Brust des rothaarigen Saloonbesitzers.

»Zum Teufel«, keuchte er. »Ich war sicher...«

»Dass ich falsch spiele und mir selbst ein gutes Blatt gegeben habe«, vollendet Gilda Balou.

Sie tut es mit einer solchen Offenheit, dass Murpham mit der gleichen Offenheit nickt. Im gleichen Moment trifft ihn die schlanke, gepflegte Hand der Blondine mitten im Gesicht.

»Ein Mann würde Sie für diese Beleidigung töten, Murpham. Ich könnte es auch, aber ich schenke Ihnen Ihr Leben und diesen verdammten Saloon dazu!«

Mit krebsrotem Gesicht steht Murpham da. Er ist bis auf die Knochen blamiert. Was sich an diesem Abend in Golden City ereignet hat, davon wird man noch in vielen Jahren reden. Und immer wird man ihn einen Trottel nennen, weil er zehntausend Dollar verschenkt und sich anschließend von einer schönen Frau hat ohrfeigen und als Feigling hinstellen lassen.

Während Murpham noch mit den Zähnen knirscht und seine Wut in sich hineinschlingt, richtet Shorty sich wieder auf. Er reibt sich die Augen, nachdem er sich die Karten auf dem Tisch angesehen hat.

»Verdammt«, keucht er außer Atem. »Ich war genauso überzeugt wie Alf Murpham, dass sie zwei Karten von unten gezogen hat.«

Diesmal kann Brazos nicht schnell genug eingreifen. Als er bemerkt, dass der Kleine wieder auf den Beinen steht, hat Shorty auch schon seinen lautstarken Kommentar abgegeben.

Murpham nickt Shorty dankbar zu. Gilda Balou schaut den Cowboy an, als wolle sie ihn zum Nachtisch verspeisen.

»Wer ist dieser kleine, hässliche Zwerg?«, fragt sie provozierend.

Zwei Männer sind im Saloon, die bis heute noch niemand in Golden City gesehen hat.

Diese beiden Männer lachen auch am lautesten.

»Klein, frech und kratzbürstig«, sagte einer der zwei. »Der erinnert mich an meine Schwiegermutter, die glücklicherweise oben in Alaska in eine Bärenfalle trat und von Wölfen zerrissen wurde.«

Shorty wächst um einen halben Kopf. Es hebt ihn förmlich auf die Fußspitzen. Seine Backenknochen treten hart hervor. Die Hände ballen sich im steten Rhythmus zu Fäusten und öffnen sich wieder.

Als das Lachen der anderen Gäste ihm entgegenbrandet, kommt Shorty sich genauso einsam und gedemütigt vor wie eben Alf Murpham.

Brazos kann seinen Freund gerade noch am Gürtel festhalten und ihn so davor bewahren, sich zu einer Dummheit hinreißen zu lassen.

»Er ist betrunken«, wendet der Schmied der Skull sich an Gilda Balou und die beiden Männer, die nun rechts und links neben der schönen Frau stehen.

»Dann pass besser auf ihn auf, sonst fehlt er dir später!«

Shorty versucht sich aus Brazos' Griff zu lösen. Aber was Brazos einmal angepackt hat, das lässt er sich so schnell nicht wieder nehmen.

»Okay, Partner«, sagte Brazos in seiner sprichwörtlichen Bierruhe. »Okay, ich werde ihn jetzt festbinden, dann beißt er keinen mehr ins Bein. Zufrieden?«

Die Frage erübrigt sich. Die beiden Kerle sehen aus, als sei es ihr sehnlichster Wunsch, dass ein fünfter Mann in Golden City zur Ruhe gebettet wird. Ein fünfter Mann, der direkt oder indirekt sein Leben durch die blonde Gilda Balou verliert.

Ein gereiztes Knurren schallt dem muskelbepackten Schmied der Skull entgegen.

»Es reicht uns nicht, wenn du das sagst«, stößt einer der beiden zischend durch die zusammengebissenen Zähne. »Der Giftzwerg soll sich bei der Lady entschuldigen und ihr die Stiefel küssen.«

Giftzwerg! Allein dieses Wort setzt ungeahnte Kräfte in Shorty frei. Brüllend wie ein Stier stemmt er sich gegen Brazos' energischen Griff. Dann geschieht etwas, was Brazos unter allen Umständen verhindern will:

Shorty kommt frei.

Der Gurt, an dem Brazos den Kleinen bislang festgehalten hat, reißt. Wie von der Sehne geschnellt katapultiert Shorty nach vorn. Mitten in die beiden Kerle hinein, die sich etwas von Gilda Balou abgesetzt haben.

Shortys Angriff kommt auch für die beiden Männer so überraschend, dass sie ihm nicht mehr ausweichen können.

Shorty rammt einem Mann seinen Schädel in den Bauch und befördert ihn drei Meter zurück. Der Kerl stolpert gegen einen Tisch, reißt ihn um und landet zwischen den Scherben der zerbrochenen Flaschen und Gläser am Boden.

So wie er schreit, muss er sich bei dieser ungewollten Aktion mindestens drei Splitter in das Sitzleder gerammt haben.

Shorty ist von seinem Zufallserfolg so überrascht, dass er sich weder von der Stelle rührt, noch den zweiten Mann beachtet. Fasziniert starrt er auf den auf dem Boden liegenden Kerl, dessen Schreie Musik in seinen Ohren sind. Erst als der zweite Mann einen Fluch ausstößt, wird Shorty in die Wirklichkeit zurückgerissen.

Mit einem Satz dreht er sich zu dem Mann herum.

Der ist einen Schritt nach links ausgewichen, steht breitbeinig da und seine Rechte schwebt nur einige Zentimeter über dem Kolben seines Sechsschüssers.

In diesem Moment weiß jeder im Happy-Angel-Saloon, dass Gilda Balou einen neuen Namen auf die Liste der Männer setzen kann, die für sie gestorben sind. In diesem Moment weiß auch jeder, dass der Tote Shorty heißt, der Cowboy von der Skull-Ranch. Gegen den Mann, dem er gegenübersteht, hat der Kleine nicht den Hauch einer Chance. Das Handwerk dieses Mannes ist das Töten.

Shorty erkennt das auf den ersten Blick. Sein Gesicht nimmt die Farbe eines frischgeweißten Stalles an. Es ist ein schneller, ratloser Blick, den er zu Brazos auf die Reise schickt.

Brazos tritt einen Schritt nach vorn.

»Du bleibst, wo du bist, oder du kommst noch vor deinem Freund in der Hölle an!«, brüllt der Mann, den Shorty über den Haufen gerannt hat. Ächzend hat er sich aus den Glasscherben erhoben. Der Revolver liegt ihm wie angewachsen in der Hand.

Brazos kneift die Augen zusammen. Normalerweise müsste er jetzt passen und mit ansehen, wie Shorty von einem Revolverschwinger ins Reich der ewigen Schatten geschickt wird. Normalerweise denkt Brazos etwas schwerfällig. Doch jetzt, als es um Leben und Tod geht, rasen ihm die Gedanken nur so durchs Hirn. Genauso schnell weiß er, was er tun muss, um Shorty vor der Höllenfahrt zu bewahren.

Aus den Augenwinkeln heraus beobachtet Brazos die Blondine.

Gilda Balou steht aufreizend lässig an einem Tisch gelehnt. Sie schaut in die Welt, als würde sie das alles gar nichts angehen. Von dieser Seite ist keine Hilfe zu erwarten. Gilda wird nichts tun, um die beiden Kerle zurückzupfeifen.

Brazos hebt die Hände und faltet sie über dem Kopf.

»Für einen Mord wird man selbst in Golden City gehenkt«, sagt der Schmied mit tiefer Stimme und begibt sich einen weiteren Schritt in Shortys Richtung.

Ein Schuss peitscht auf. Das Blei bohrt sich vor Brazos Stiefelspitz in den Bretterboden.

Geschossen hat der Mann mit den langen, dunklen Haaren, der eben noch in den Glasscherben gesessen ist. Rauch kräuselt aus dem Lauf seines Sechsschüssers. Sein Gesicht wirkt kantig. Die Augen leuchten wie zwei Irrlichter.

»Gleich halte ich etwas höher, Freund!«

Brazos hat nicht einmal mit der Wimper gezuckt. Unbeirrt setzt er seinen Weg fort. Das ist die einzige Chance für Shorty. Niemand sieht ihm seine innere Unruhe an. Nach zwei Schritten steht er neben seinem Freund.

»Man sollte dich anbinden, verdammt«, knurrt er Shorty an. »Was machst du eigentlich, wenn es mich als Kindermädchen nicht mehr gibt?«

Während Brazos redet, saust seine Faust von oben herab. Sie trifft Shorty mitten auf den Kopf. Ein Hieb, der einen ausgewachsenen Bullen von den Beinen geholt hätte.

Shorty knicken die Beine ein wie morsches Holz. Die Gläser klirren im Regal, als der Cowboy von der Skull auf die Dielen des Saloons kracht. Ohne einen Ton von sich zu geben, streckt Shorty alle viere.

Jetzt hat Brazos einen Grund, das Gesicht zu einem breiten Grinsen zu verziehen.

»Mit meinem Partner ist nichts mehr anzufangen«, wendet er sich an die beiden Schießer. »Vielleicht ein andermal, Gentlemen.«

Die Spannung im Happy-Angel-Saloon hat sich entladen. Ein Raunen geht durch das Lokal. Bewegung kommt in die Gäste, die während der letzten Sekunden wie festgenagelt dagestanden haben.

»Damit ist die Sache aber noch lange nicht erledigt«, schnauzt der Mann mit den langen, dunklen Haaren. »Vielleicht kannst du für deinen Partner einspringen, Riese.«

»Wenn du das wirklich willst, habe ich nichts dagegen«, antwortet Brazos ruhig. »Hier im Saloon, oder draußen vor der Tür?«

Der Langhaarige starrt Brazos an wie einen Irren. Auch der andere Mann kann Brazos' Reaktion nicht fassen. Intelligenter als sein Partner schaut er auch nicht aus der Wäsche.

»Noch etwas«, sagt Brazos. »Um die Sache zu beschleunigen, trete ich gegen euch beide gleichzeitig an. Einverstanden, Freunde?«

Während die zwei sich noch ratlose Blicke zuwerfen, dreht Brazos sich um. Er geht zu der Blondine und bleibt vor ihr stehen.

»Bitte, seien Sie so freundlich und nehmen Sie mir den Patronengurt ab, Lady. Ihre Freunde sind ungeduldig. Ich will sie nicht unnötig warten lassen.«

Gilda Balou weiß nicht, wie sie sich verhalten soll. Brazos steht so dicht und wuchtig vor ihr, dass er ihr den Blick auf die beiden Männer versperrt. Ratlos schaut Gilda Balou den Schmied von der Skull an. Dann stößt sie einen Fluch aus.

»Ende der Vorstellung«, sagt sie schließlich, um die ganze Situation noch zu retten. »Ich will verdammt nicht, dass jemand wegen mir zu Schaden kommt.«

Gilda wirft sich die langen blonden Haare in den Nacken, lächelt und sucht Murpham mit ihren Blicken.

»Sie sind mir noch einen Drink schuldig, Murpham.«

Über diese diplomatische Friedensgeste ist niemand froher als die beiden Revolverschwinger. Denen ist klar, dass Brazos sie zu Brei geschlagen hätte. Mit den Fäusten haben sie nicht die geringste Chance gegen den mächtigen, wuchtigen Schmied von der Skull.

»Was ist Murpham?«, fragt Gilda, um noch mehr abzulenken. »Einen Drink für mich. Schließlich haben Sie meine Karten gesehen.«

Murpham hebt die Hand. Er gibt dem Bartender ein Zeichen.

»Einen Drink für alle«, ruft er lauthals. Damit ist endgültig wieder Frieden im Happy-Angel-Saloon eingekehrt.

Die Gäste stürmen den Tresen, stolpern über den immer noch bewusstlosen Shorty hinweg, und da ist niemand, der auf die fremden Revolvermänner achtet, die jetzt den Saloon genauso unauffällig verlassen wie sie ihn betreten haben.

Brazos sieht sie zwar verschwinden, aber er ist nicht daran interessiert, die beiden aufzuhalten. Er ist froh darüber, das Eisen so elegant aus dem Feuer geholt zu haben.

»Verdammt clever gemacht«, lobt Gilda Balou den Schmied der Skull, und strahlt ihn dabei an, als läge ihr sehr daran, ihn genauer kennenzulernen.

Murpham nickt beifällig. »Das hätte ein ziemlich schlimmes Ende nehmen können, Brazos. Dass Shorty seinen Mund auch nicht halten kann.«

»Von dir wollen wir erst gar nicht reden«, schnauzt Brazos den Barbesitzer an. »Wahrscheinlich hätte ich Kleinholz aus deinem Schuppen gemacht. Jetzt ist er noch ganz. Ich will von dir dafür eine Bescheinigung darüber, dass ich hier für das nächste halbe Jahr Freibier bekomme.«

Murpham will etwas sagen, doch Brazos winkt mit einer wilden Handbewegung ab.

»Und was Sie angeht, Lady«, wendet er sich an die Blondine. »Ich habe ebenfalls gesehen, dass Sie zwei Karten von unten gezogen haben.«

Gilda Balou lacht perlend auf. »Um mir ein Blatt zu geben, mit dem ich zehntausend Dollar verliere, Cowboy?«, fragte sie belustigt. »Das ist viel Geld. So weit geht meine Liebe zu Alf Murpham nicht, wenngleich ich nicht verhehlen kann, dass ich schon immer eine Schwäche für große, rothaarige Männer gehabt habe.«

Sie blinzelt Murpham vertraut zu.

»Wir sollten uns einmal privat kennenlernen, Murpham. Vielleicht können wir Partner werden. Aus diesem Laden lässt sich etwas machen, wenn man es richtig anpackt.«

Murpham schaut die Blondine verzückt und entrückt an. In dieser Sekunde hat er lange vergessen, dass Gilda Balou ihn eben noch öffentlich geohrfeigt hat.

»Warum nicht?«, antwortete Murpham geschmeichelt. »Vielleicht heute Abend noch?«

»Wir werden sehen, Murpham!«

Hoheitsvoll wendet Gilda Balou sich ab und hat den Saloon wenig später verlassen.

»Irgendetwas mit deinem Gehirn ist nicht in Ordnung, Murpham«, knurrt Brazos den Saloonbesitzer an. »Wahrscheinlich ist es zu weich. Vor ein paar Minuten wäre dir die Blondine beinahe zum Schicksal geworden. Jetzt lässt du dich von ihr um den kleinen Finger wickeln und führst dich auf wie ein verliebter Onkel. Zum Teufel mit dir!«

»Zum Teufel mit dir, Brazos«, schnappt Murpham. »Kümmer dich um deine Angelegenheiten! Verschone mich mit deinen schlauen Sprüchen! Du hast Lokalverbot! Shorty ebenfalls. Schnapp dir deinen Partner und verschwindet!«

Brazos schaut Murpham fassungslos an. Noch bevor er darauf antworten kann, hat Murpham sich umgedreht und verschwindet zwischen den Männern, die den Tresen wie die Geier umlagern.

Umsonst zu trinken gibt es selten in der Stadt. Das ist wie Weihnachten mitten im Sommer. Das muss man ausnutzen.