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Drei Wölfe aus Texas kommen nach Colorado. Ihr Boss ist der Weidehai Orlando. Er sucht neues Land für die Rinderzucht und will das Tal in Besitz nehmen, in dem sich John Morgan angesiedelt hat: das Bluegrass-Valley. Die Texas-Wölfe kämpfen mit allen Mitteln; sie scheuen vor keinem Verbrechen zurück, um John Morgan und die Männer von der Skull-Ranch in die Knie zu zwingen. Und Doc Smoky ist es, der unbewusst und gegen seinen Willen die ganze Hölle noch anheizt. Auf der Skull-Ranch kommt es zu einer Katastrophe, aber John Morgan und seine Männer wehren sich und schlagen zurück ...
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Seitenzahl: 139
Veröffentlichungsjahr: 2019
Cover
Impressum
Doc Smoky heizt die Hölle an
Vorschau
Das Bluegrass Valley
BASTEI ENTERTAINMENT
Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe
Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG
© 2018 by Bastei Lübbe AG, Köln
Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller
Verantwortlich für den Inhalt
Titelbild: Faba/Bassols
eBook-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln
ISBN 978-3-7325-8078-1
www.bastei-entertainment.de
www.lesejury.de
www.bastei.de
Doc Smoky heizt die Hölle an
von Frank Callahan
Drei Wölfe aus Texas kommen nach Colorado. Ihr Boss ist der Weidehai Orlando. Er sucht neues Land für die Rinderzucht und will das Tal in Besitz nehmen, in dem sich John Morgan angesiedelt hat: das Bluegrass-Valley. Die Texas-Wölfe kämpfen mit allen Mitteln, und sie scheuen vor keinem Verbrechen zurück, um John Morgan und die Männer von der Skull-Ranch in die Knie zu zwingen. Und Doc Smoky ist es, der unbewusst und gegen seinen Willen die ganze Hölle noch anheizt. Auf der Skull-Ranch kommt es zu einer Katastrophe, aber John Morgan und seine Männer wehren sich und schlagen zurück …
Der schwarzgekleidete Mann, der auf einem prächtigen Rappen sitzt, schiebt seinen Stetson mit einer lässigen Bewegung in den Nacken. In seinen blauen Augen leuchtete es triumphierend auf.
Sein Lächeln ist das blitzende Lächeln eines Siegers, der sich immer und überall durchsetzen und behaupten kann.
»Das ist das Tal, Leute«, murmelt Tony Orlando. »Sieht es nicht herrlich aus? Das ist das Bluegrass-Valley, von dem Wayne Redskin immer gesprochen hat.«
Seine beiden Begleiter nicken.
Man sieht schon aus größerer Distanz, dass diese beiden Burschen von ihrer Revolverschnelligkeit leben.
Und diese beiden Revolvermänner blicken auf das ovalgeschwungene Tal, das unter ihnen liegt und von den letzten Strahlen der verglühenden Sonne nochmals in ein goldenes Licht getaucht wird.
Es gibt Hügelketten in diesem Tal; Waldstücke, die bis zu den Hängen und Terrassen hochsteigen. Die drei Männer sehen ein halbes Dutzend Seen, dazu Wasserläufe, die aus den Bergen rechts und links kommen.
Sie erkennen auch einige Wasserfälle.
Tony Orlando holt tief Luft.
»Das ist mein Tal, Jungs. Hier werde ich mich niederlassen. Dort unten wird Colorados größte Ranch entstehen!«
Minuten vergehen. Tony Orlando ist ein reicher Mann mit kühnen Plänen und großen Hoffnungen. Er kommt aus Texas und kann sich überhaupt nicht an diesem wunderschönen Tal sattsehen.
Plötzlich deutet einer von Orlandos Begleitern auf einen großen See, der ungefähr in der Mitte des Tales liegt. Der Mann heißt Ben Higgins, und er hat Augen wie ein Adler.
»Zu spät, Boss«, sagt er leise. Ein tiefes Bedauern schwingt in seiner Stimme mit. »Dort unten gibt es bereits Menschen. Weiter nördlich ist auch eine Rinderherde zu sehen. Wenn mich nicht alles täuscht, sind dort unten sogar die ersten Anzeichen eines Ranchneubaues zu erkennen.«
Tony Orlando zuckt zusammen, als habe man ihm unversehens ins Gesicht geschlagen. Hart pressen sich seine Lippen aufeinander. Seine Augen versuchen, die geschilderten Dinge zu erkennen, doch dann schüttelt der Rancher wütend den Kopf.
»Gebt mir ein Fernglas«, murmelt er dumpf. Walt Riders, der andere Gunman, reicht seinem Boss das Fernglas.
Der blondhaarige Mann blickt lange hindurch, dann beginnt er, lang anhaltend zu fluchen, reagiert so seinen Zorn ab. Orlando lässt das Fernglas sinken und fährt sich über die Augen.
»Du hast recht, Ben. Dort unten in diesem herrlichen Tal hat sich bereits jemand breitgemacht. Wir sind um wenige Tage oder Wochen zu spät gekommen.«
Wieder flucht der ungefähr fünfunddreißigjährige Rancher unbeherrscht. Seine Hände ballen sich zu Fäusten, während sich ein harter Zug um seine Mundwinkel legt.
Die beiden Revolvermänner blicken ihren Boss nachdenklich an. Sie ahnen bereits, wie seine Entscheidung ausfallen wird.
»Wir reiten ins Tal, Leute«, sagt Tony Orlando. Seine Stimme vibriert. »Wollen uns die Hombres mal ansehen, die es wagen, mir dieses herrliche Tal wegnehmen zu wollen.«
Ben Higgins und Walt Riders nicken. Sie kennen ihren Boss und wissen sehr genau, dass man Tony Orlando nicht einmal einen Hosenknopf ungestraft wegnehmen darf.
Und der mächtige Tony Orlando hat sich bereits als Eigentümer dieses Tales gefühlt.
So ist das.
Und aus diesem Grund wird er auch nicht klein beigeben. Er ist bisher aus jedem Kampf als Sieger hervorgegangen und machte schon immer lange Schritte, wie man im Volksmund so sagt.
Er ist unduldsam gegen seine Mitmenschen, dieser Tony Orlando; er möchte immer seine Nasenspitze vorne haben. Und es gelang ihm bisher auch immer, wenn auch oft nur mit Hilfe seiner erstklassigen Leute.
Jeder, der sich ihm bisher in den Weg stellte, wurde in den Staub getreten.
Tony Orlandos Gesicht überzieht sich wieder mit diesem blitzenden Lachen.
Auch seine beiden Begleiter grinsen breit.
»Wir werden den Burschen da unten kräftig auf die Hühneraugen treten, Boss«, sagt Ben Higgins grinsend und klatscht mit der flachen Hand auf den Kolben seines tiefhängenden Revolvers.
Seine Knollennase ist gerötet. In die weit auseinander stehenden Augen tritt ein hartes Funkeln.
Orlandos Blick richtet sich auf den zweiten Schießer.
Walt Riders nickt mehrmals.
Seine abstehenden Ohren und der viel zu breit geratene Mund machen ihn nicht gerade zu einer Schönheit. Doch Riders ist, wie auch sein langjähriger Partner Ben Higgins, ein Ass mit seinem Revolver und gehört zweifellos zu den ganz Großen dieser Gilde.
»Mit diesen Kerlen da unten werden wir schneller fertig, als sie bis drei zählen können, Mr. Orlando. Denen machen wir Feuer unter den Hintern. Die Jungs werden rennen und laufen und erst wieder in Wyoming so richtig zu sich kommen.«
Tony Orlando lächelt.
»So ist es richtig, Männer«, sagt er herzlich. »Wir werden doch vor einigen hergelaufenen Viehtreibern nicht aufgeben. Wir ersetzen eine ganze Ranchmannschaft. Gegen unsere drei Revolver kommt überhaupt niemand an.«
Die drei Männer ziehen ihre Pferde herum. Der Abstieg ins Tal wird eine geraume Zeit in Anspruch nehmen. Tony Orlando rechnet damit, dass sie nicht vor dem Morgengrauen die im Tal liegende Ranch erreicht haben werden.
Der Mann ist groß, hager, gut proportioniert, dunkelhaarig und bärtig. Er mag über vierzig Jahre alt sein. Am bemerkenswertesten sind seine rauchgrauen Augen.
Sein Name ist John Morgan.
Er ist der Mann, der vor ein paar Monaten dieses herrliche Blaugrastal in Besitz genommen hat. In Kansas erwarb er eine Rinderherde, wo er auch den Scout Leroy Spade kennen lernte, der ihm von den berühmten Blaugrastälern Colorados vorschwärmte.
Mit einigen Getreuen gelang es John Morgan, dieses herrliche Tal zu finden.
Es gab viele Schwierigkeiten zu überwinden, doch nun will John Morgan alles daransetzen, sich hier ein Zuhause aufzubauen.
Morgennebel liegt über dem Tal. Das Gras glitzert, als wäre es mit Millionen von Diamanten geschmückt. Nicht mehr lange wird es dauern, dann wird die Sonne ihre sengende Kraft entfalten.
John Morgan, der aus Alabama kommt und während des Krieges Major in der Konföderierten Armee gewesen ist, geht langsam zu dem alten Chuckwagen hinüber, der als Fracht- und Einkaufswagen dient.
Dort hantiert bereits ein alter Bursche mit einem narbigen und verwitterten Piratengesicht. Ein gewaltiger Lederhut schmückt seinen Kopf.
Der Oldtimer blickt auf, während es in seinen Falkenaugen zu funkeln beginnt.
»Hallo, Boss«, sagt er und zeigt seine braunen Zähne. Aber Doc Smoky, der Ranchkoch, hat keine einzige Zahnlücke, nur braune abgenützte Zähne. »So früh schon auf den Beinen, Mr. Morgan?«
John Morgan nickt.
»Sicher, Smoky. Ich will dir noch ein paar Tipps mit auf dem Weg geben. Du fährst mit tausend Pfund Rindfleisch nach Gushole. Den Weg brauche ich dir ja nicht zu beschreiben. Du weißt doch, dass dieses Gushole ein böses Camp ist, ein Babylon inmitten der Berge. Achte gut auf dich, Smoky. Brazos und Shorty werden dich begleiten, sonst kommt niemand mit. Ich brauche hier jede freie Hand auf der Ranch. Alles klar, Smoky?«
Doc Smoky grinst.
»Ich habe immer wieder das Gefühl, Boss, dass Sie von mir den Eindruck haben, als hätte ich nur einen Ballen Stroh in meiner Birne. Doch so ist es wirklich nicht, wenn ich auch nur ein lausiger Pfannenschwenker bin.«
John Morgan versucht, ruhig zu bleiben. Es gelingt ihm nur schwer. Nun bleibt ihm nichts anderes übrig, als den Redeschwall seines Kochs über sich ergehen zu lassen.
»Okay, Boss, ich tausche die tausend Pfund Rindfleisch gegen andere Waren ein und bin spätestens in zwei bis drei Tagen wieder zurück. Machen Sie sich nur um den guten Smoky keine unnötigen Sorgen, Boss. Wissen Sie, als ich so alt gewesen bin, wie Sie es jetzt sind, da lagen Sie noch in den Windeln. Ich erinnere mich da an eine Sache, die ich Ihnen …«
John Morgan hebt abwehrend beide Hände.
»Ein anderes Mal höre ich mir gerne deine Story an«, sagt der Boss ernst. »Doch du solltest aufbrechen. Wo stecken wohl Shorty und Brazos?«
Der alte Bursche grinst verschmitzt und reibt sich die abgearbeiteten Hände. »Die haben es sich bereits hinten auf dem Wagen bequem gemacht, Boss.«
Jetzt vernimmt John Morgan auch wirklich Schnarchgeräusche, die aus dem Chuckwagen klingen. Kopfschüttelnd blickt der Rancher seinen Koch an.
»Haben sich die beiden Jungs vielleicht einen Drink zu viel hinter die Binde gegossen, Smoky? Sie wussten doch, dass sie im Morgengrauen mit nach Gushole sollten.«
Doc Smoky windet sich wie ein Aal. »Nehmen Sie es den Jungs nicht übel, Boss«, sagt er dann leise. »Die beiden Burschen hatten einen harten Tag hinter sich. Den Wagen kann ich die nächsten Stunden auch alleine fahren. Ich binde die Pferde einfach hinten dran.«
John Morgan nickt.
»Dann mach dich auf die Socken. Ich bin alleine auf der Ranch und reite auch sofort zur Weide. Wir …«
John Morgans Stimme verweht. Er lauscht in das Dämmerlicht des beginnenden Tages. Nebelfetzen treiben wie gespenstische Schemen über dem Boden. Alle Gegenstände sehen wie mit weißer Zuckerwatte überzogen aus. Hufschlag klingt auf. Es müssen mehrere Reiter sein, die sich der Skull-Ranch nähern.
John Morgans Gesicht verzieht sich. Seine Augen blicken kühl, während er in sich hinein zu lauschen scheint.
Der Mann aus Alabama verspürt plötzlich einen unangenehmen Druck in seiner Magengegend. Sein ausgeprägter Instinkt sagt ihm, dass diese Reiter keine gute Nachricht bringen werden.
Der Rancher rückt seinen Revolvergürtel zurecht, dann nickt er Doc Smoky kurz zu.
»Bleib im Hintergrund, Smoky«, sagte er. »Ich hoffe doch, dass du mit deiner Schrotflinte immer noch gut umgehen kannst. Ich werde mir die Ankömmlinge ansehen.«
Die Reiter tauchen jetzt am Corral auf. Drei Reiter sind es. Und sie machen nicht den Eindruck, als hätten sie sich zufällig nach hier verirrt.
John Morgan bleibt stehen.
Geduldig blickt er den drei Männern entgegen, die nur wenige Schritte von ihm entfernt ihre prächtigen Pferde zügeln.
John hat die drei Hombres längst forschend gemustert und ist auch zu einem Ergebnis gekommen.
Er sieht einen Boss vor sich und zwei seiner Handlanger, sicher Revolvermänner, deren Aufgabe es ist, das Leben dieses Bosses zu schützen.
Der blondhaarige Mann in der Mitte lächelt blitzend. Es ist ein gewinnendes Lächeln und doch fehlt ihm die echte Herzlichkeit. Auch die Augen des Mannes bleiben kalt.
»Good morning, Gentlemen«, sagt John Morgan freundlich und tippt gegen die Krempe seines Stetsons. »Sie befinden sich auf dem Gelände der Bull-Skull-Ranch. Haben Sie sich verirrt? Ich gebe Ihnen gerne Auskunft, wie sie nach Golden City, Gushole oder Hotdog City kommen.«
John Morgan lächelt freundlich. Und doch lässt er diese drei Burschen keine Sekunde aus den Augen. Die Männer strömen etwas Raubtierhaftes aus und hätten wohl schon nach wenigen Sekunden jeden anderen Mann nervös gemacht.
Doch einen Mann wie John Morgan kann dies nicht beeindrucken. Er hat schon öfters bis über beide Ohren in der Klemme gesteckt.
Der Rancher wartet auf eine Reaktion der drei Männer, vielmehr auf die des blondhaarigen Mannes, der unzweifelhaft das Sagen in dieser Gruppe hat.
Tony Orlandos Lächeln verliert sich plötzlich. Die freundliche Maske seines Gesichtes erlischt. Seine blitzenden Augen bekommen einen drohenden Ausdruck.
»So, so«, sagte er. »Das hier ist also die Bull-Skull-Ranch. Wissen Sie eigentlich, dass Sie sich auf meinem Grund und Boden befinden, Mister?«
Die Stimme von Orlando wird hart und fordernd. Nur mühsam unterdrückter Hass schlägt John Morgan entgegen.
Ehe der ehemalige Major der Konföderierten etwas entgegnen kann, spricht Tony Orlando schon weiter. »Ich bin vor Ihnen hier gewesen, Mister«, stößt er hervor. »Ich verlange von Ihnen und Ihren Leuten, dass sie innerhalb von zwei Stunden weiterziehen.«
John Morgan staunt.
Er ist zwar schon öfters derart anmaßenden Menschen begegnet, doch was sich dieser Fremde hier erlaubt, schlägt dem Fass den Boden aus.
»Machen Sie Ihren Mund ruhig wieder zu«, sagt in diesem Moment einer der beiden Revolvermänner. »Was mein Boss da gesagt hat, ist die Wahrheit. Verschwinden Sie mit Ihren Leuten. Machen Sie eine Fliege, aber ein bisschen plötzlich!«
John Morgans Körper strafft sich.
»Betrunken sind Sie nicht, Gentlemen«, antwortet er ruhig. »Obwohl ich fast den Eindruck habe. Dies hier ist meine Ranch, Gents. Ich habe dieses Tal vor Wochen in Besitz genommen. Und es gab keinerlei Anzeichen, dass hierher schon jemals ein Weißer seinen Fuß gesetzt hat. Dies ist mein Land. Muss ich mich noch deutlicher ausdrücken?«
John Morgan ist immer noch ganz ruhig. Sogar seiner Stimme merkt man nicht die Wut an, die in ihm gärt und brodelt.
Tony Orlando grinst bösartig.
Er blickt nacheinander seine beiden Revolvermänner an. Ben Higgins und Walt Riders nicken. Ihre Hände liegen nun dicht hinter den Kolben der Revolver, bereit, die Waffen zu ziehen und Tod und Vernichtung zu bringen.
Tony Orlandos Grinsen verstärkt sich. Spott liegt nun in seinen Augen.
»Geben Sie auf, Mister. Meine Jungs machen Sie so schnell alle, dass Sie es vielleicht gar nicht bemerken.«
Er lacht meckernd und erinnert John Morgan in diesem Moment an einen Ziegenbock.
Nun grinst auch John Morgan.
»Halten Sie mich nur nicht für einen Dummkopf, Mister«, sagte er rau. »Wenn Ihre Revolverschwinger auch nur noch eine falsche Bewegung machen, dann werden sie von meinen Leuten wie zwei Weihnachtsgänse gefüllt. Das gilt auch für Sie, Mister!«
Tony Orlando zuckt zusammen. Seine Blicke versuchen die wabernden Nebelschwaden zu durchdringen. Er hatte bisher angenommen, den Rancher alleine vor sich zu haben.
»Er blufft«, sagt Ben Higgins. »Dieser Mann versucht nur einen billigen Trick, um uns von unserem Vorhaben abzubringen.«
Orlandos Überheblichkeit gewinnt in diesem Moment wieder die Oberhand.
»Yeah, dieser Mann blufft wirklich«, stößt er grimmig hervor. »Besorgen wir es ihm!«
»Versucht es nur, ihr Pfeifen, versucht es nur«, klingt in diesem Moment die derbe Stimme von Doc Smoky auf. »Ich pumpe euch so viel Blei in eure Bälger, dass ihr davon für alle Zeiten genug haben werdet.«
Die drei Ankömmlinge erstarren. »Ich bin auch noch hier, Boss«, klingt Brazos Stimme auf.
»Und ich ebenfalls«, ruft Shorty, der andere Cowboy der Bull-Skull-Ranch.
John Morgan nickt.
»Verschwinden Sie, Gents«, rät er ruhig. »Und lassen Sie sich alle niemals wieder auf meinem Grund und Boden sehen, sonst wird die Angelegenheit schlimm für Sie ausgehen.«
Die beiden Revolvermänner blicken auf Tony Orlando. In ihren Augen ist keine Furcht. Sie werden kämpfen, falls ihr Boss den Befehl dazu geben sollte.
Und bestimmt rechnen sie sich sogar eine gute Chance aus, diese beiden Revolvermänner aus Texas.
Orlando starrt mit funkelnden Augen auf John Morgan. Eine feindliche Strömung ist zwischen diesen beiden Männern, die als Bosse zwar sehr verschieden sind, aber trotzdem das Sagen haben.
»Wir sind wohl füreinander bestimmt, Mister«, sagt Tony Orlando plötzlich. Seine Stimme färbt sich heiser. Ein nervöses Zucken tänzelt über seine schmal gewordenen Lippen. Dann zeigt er plötzlich seine weißen Zahnreihen.
»Einen Vorschlag, Mister«, stößt er dann hervor. »Wir tragen es aus. Hier auf dieser Stelle. Unsere Leute halten sich heraus. Wer gewinnt, dem soll dieses Tal gehören«
Tony Orlando lauscht seinen eigenen Worten nach. Er lächelt immer noch.
»Der Mister hat die Hosen voll«, sagte Walt Riders spöttisch. »Boss, geben Sie sich keine Mühe. Ich kann das Klappern seiner Zähne bis hierher vernehmen.«
John Morgan muss trotz dieser ernsten Situation grinsen. Er deutet auf den rechten Stiefel des Gunners.
»Was so stinkt, Mister, hängt da an Ihrem Stiefel. Und das Zähneklappern kommt von Ihrem Boss. Der bereut schon seit einigen Sekunden seine so großspurig gesprochenen Worte.«
Es ist plötzlich alles klar.
John Morgan hat die Herausforderung angenommen. Nun gibt es kein Zurück mehr.
Tony Orlando grinst gemein. Er ist sich seiner Sache vollkommen sicher, den älteren Mann im Revolverkampf schlagen zu können.
Würde er John Morgans Revolverschnelligkeit kennen, dann würde ihm das Lachen blitzschnell vergehen. Er ahnt nicht, dass der ehemalige Major ein Ass mit dem Colt geworden ist und es sogar mit einem erstklassigen Gunner aufnehmen könnte.
Orlando schwingt sich aus dem Sattel und kommt federnd am Boden an. Er löst die Schlaufe am Holster, die den Hammer am Revolver sichert.
»Es kann losgehen, Mister …?«
»John Morgan«, antwortet der Boss der Bull-Skull-Ranch. »Sie werden sich diesen Namen merken müssen, Mister.«
Orlando grinst.
»Sicher werde ich ihn mir merken, damit ich ihn auf Ihren Grabstein schreiben kann.«
John Morgan bleibt ruhig.