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Ein Halunken-Trio, das nicht Tod noch Teufel fürchtet, treibt seit einigen Tagen sein Unwesen im Bluegrass Valley. Wer sich ihm in den Weg stellt, erlebt die nächste Morgenröte nicht mehr.
Zunächst verschwinden einige der prächtigen Longhorns von John Morgans Weiden. Doch schon bald stellt sich heraus, dass hier keine gemeinen Rustler am Werk sind. Die drei Todesreiter wollen die Skull-Ranch ruinieren. Und ihr Plan ist ebenso einfach wie teuflisch:
Die Rinderpest soll den Tod ins Bluegrass Valley bringen! Diesmal geht es ums Ganze für die Männer von der Skull!
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Seitenzahl: 134
Veröffentlichungsjahr: 2020
Cover
Impressum
Todesreiter
Vorschau
BASTEI LÜBBE AG
Vollständige eBook-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe
© 2020 by Bastei Lübbe AG, Köln
Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller
Verantwortlich für den Inhalt
Titelbild: Faba / Norma
eBook-Produktion:3w+p GmbH, Rimpar (www.3wplusp.de)
ISBN 9-783-7517-0587-5
www.bastei.de
www.luebbe.de
www.lesejury.de
Todesreiter
von Frank Callahan
Ein Halunken-Trio, das weder Tod noch Teufel fürchtet, treibt seit einigen Tagen sein Unwesen im Bluegrass Valley. Wer sich ihm in den Weg stellt, erlebt die nächste Morgenröte nicht mehr.
Zunächst verschwinden einige der prächtigen Longhorns von John Morgans Weiden. Doch schon bald stellt sich heraus, dass hier keine gemeinen Rustler am Werk sind. Die drei Todesreiter wollen die Skull-Ranch ruinieren. Und ihr Plan ist ebenso einfach wie teuflisch: Die Rinderpest soll den Tod ins Bluegrass Valley bringen!
Diesmal geht es ums Ganze für die Männer von der Skull!
Sanftes Mondlicht liegt über dem Bluegrass Valley. Ein leichter Wind streicht von den Cochetopa Hills herüber, bringt Linderung von der Hitze des vergangenen Tages.
John Morgan schiebt seinen Stetson in den Nacken. Sein Gesicht wirkt angespannt, während sein energiegeladener Körper zusammengekrümmt im Sattel sitzt.
Die harten Linien um seine Mundwinkel verziehen sich, als er Hufschläge vernimmt.
Eine Bullpeitsche trifft klatschend den Leib eines Rindes, das protestierend aufbrüllt. Andere Longhorns stimmen in das Brüllen mit ein.
Dann tauchen auch schon die ersten Rinder auf. Der Boss der Skull-Ranch zählt zehn Rinder. Hinter den Longhorns erscheint ein Reiter, der eine Peitsche schwingt und die Tiere immer mehr antreibt.
»Oh, du verdammter Viehdieb«, murmelt John Morgan. Seine rauchgrauen Augen funkeln, jedoch nicht vor Hass, sondern mehr vor Resignation und Enttäuschung.
Der Ranchboss weiß, dass das dort drüben kein gewöhnlicher Viehdieb ist, sondern ein Mann aus seinen Reihen, einer seiner Cowboys, der diese Rinder stiehlt, um ein paar Dollars nebenbei zu verdienen.
Schon seit über drei Wochen quält John Morgan dieser Verdacht. Und nun hat er die Gewissheit.
Der Reiter und die kleine Viehherde kommen langsam näher. Und sie werden genau an John Morgans Versteck, hinter dem Wacholderstrauch, vorbeikommen.
Johns Hand legt sich auf den Kolben seines Revolvers, dann schüttelt der Boss der Skull-Ranch den Kopf.
Und er fragt sich in diesen Sekunden, wer sein Vertrauen auf so gröbste Art missbraucht? Noch hat er den Cowboy nicht erkennen können, da die Entfernung noch zu groß ist.
Seine Cowboymannschaft besteht seit einigen Wochen aus einem Dutzend Jungs. Und erst vor kurzer Zeit hatte er die böse Erfahrung machen müssen, dass sich einige seiner Leute mit einem Rustler-King zusammengetan hatten.
Der Boss der Skull-Ranch lächelt grimmig.
Der Viehdieb kommt näher. Er hält manchmal an, wirft prüfende Blicke in seine Umgebung und nickt dann zufrieden, als er nichts Verdächtiges entdecken kann.
Die Entfernung zwischen dem Viehdieb und John Morgan verringert sich schnell.
Und plötzlich erkennt der Ranchboss den Cowboy, der sich zu dieser hinterhältigen Tat entschlossen hat.
Sein Name ist Buck Taggart, ein noch junger Bursche, der erst vor einem Monat um Arbeit nachgefragt hatte. Und da er auf John Morgan einen guten Eindruck machte und auch seinen Job verstand, nahm ihn der Ranchboss in seine Mannschaft.
Der Boss der Skull-Ranch zieht mit einer entschlossenen Geste seinen Revolver. Er beruhigt sein nervös tänzelndes Pferd, tätschelt ihm den schlanken Hals.
Dann ist es soweit.
John Morgan reitet zwischen den Sträuchern hervor, als Buck Haggart auf gleicher Höhe mit ihm ist. Das Erschrecken des Rustlers ist groß. Er lässt die Bullpeitsche fallen, will zum Revolver im Holster greifen, doch dann nimmt er die Hand weg, als wäre der Revolverkolben glühend heiß geworden.
»Greif schon zu den Sternen, Taggart«, klingt John Morgans harte Stimme durch die Nacht. »Los, mein Junge. Und dann will ich von dir wissen, warum du mich betrügen willst?«
Buck Taggarts Gesicht, mit dem eckig wirkenden Kinn und der zu groß geratenen Nase, verzieht sich unwillig. Der erste Schreck ist verflogen.
Einige lästerliche Flüche durchdringen die Nacht. Dann hat sich der Cowboy wieder voll unter Kontrolle.
»Ach, Sie sind es, Boss. Mann, haben Sie mich aber erschreckt. Ich glaubte schon an einen Überfall.«
Der Viehdieb lächelt. Es ist jedoch ein sehr gequält wirkendes Lächeln, das seine Lippen teilt.
Dann fährt er fort: »He, Boss, Sie halten mich doch nicht für einen Viehdieb? Ich habe den Auftrag von Chet Quade, die Rinder rüber zur Westweide zu bringen. So ist es, Sir. So und nicht anders!«
John Morgans Gesicht bleibt unbewegt. Er weiß mit hundertprozentiger Gewissheit, dass dieser Bursche lügt.
»Irrtum, Bandit«, klingt seine leidenschaftslose Stimme auf. »Chet gab dir keinen Auftrag, denn ehe ich die Ranch verließ, vergewisserte ich mich ganz genau. Los, komm runter vom Pferd.«
John Morgans Hand mit dem Revolver zuckt nach vorn, als wolle er mit dieser Geste seine Worte unterstreichen.
Bleich schimmert Buck Taggarts Gesicht im silbernen Schein des Mondes. Seine Lippen pressen sich hart aufeinander, werden zu einem schmalen Strich.
»Aber, Boss«, versucht er nochmals, sich herauszureden. »Ich habe die Wahrheit gesprochen. Wirklich, Sie müssen mir glauben. Warum sollte ich Rinder stehlen? Ich bin doch froh, einen Job auf Ihrer Ranch gefunden zu haben.«
»Yeah, mein Junge, aus diesem Grund verstehe ich deine Handlungsweise auch nicht. So, und nun solltest du aus dem Sattel klettern. Versuch nur keine Tricks.«
Buck Taggert zögert, ehe er langsam nickt und mit elegantem Schwung aus dem Sattel springt und sicher im Gras landet.
Und John Morgan hat das plötzliche Gefühl, dass sich der Rustler noch nicht geschlagen gibt, nach einer Chance sucht, um seinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen.
Taggart weiß natürlich, was ihm passieren kann.
Zu dieser Zeit macht man mit Viehdieben kurzen Prozess, hängt sie meistens an Ort und Stelle an den nächsten Ast eines Baumes.
»Los, nimm die Pfoten höher«, herrscht John Morgans Stimme. »Ich sehe deinem Gesicht an, dass du etwas vorhast, Bandit. Es würde mir leidtun, auf dich schießen zu müssen. Wenn du mir jedoch keine andere Wahl lässt, dann werde ich es tun!«
Die Worte des Bosses der Skull-Ranch verwehen. Er gleitet aus dem Sattel, tritt dann einige Schritte näher.
»Los, Taggart, ich möchte nun die Wahrheit von dir wissen. Das ist deine letzte und einzige Chance.«
Buck Taggart schluckt mühsam, er erinnert an einen Fisch auf dem Trockenen.
Dann senkt der Cowboy den Kopf.
»Okay, Mr. Morgan. Ich wollte diese kleine Rinderherde auf meine eigene Rechnung verkaufen. Was ist da schon Schlimmes dran? Sie haben doch viele tausend Rinder. Prächtige Rinder, die in diesem wundervollen Tal besser gedeihen als anderswo. Was macht es schon aus, wenn diese zehn Rinder fehlen? Die Indianer bekommen auch hin und wieder Rinder, wie ich von den übrigen Jungs gehört habe.«
»Das stimmt alles, mein Junge«, antwortet John Morgan. Sein Ton wirkt irgendwie väterlich. Der Viehdieb schöpft langsam neue Hoffnung, doch noch mit heiler Haut aus der ganzen Sache herauszukommen.
»Stell dir jedoch einmal vor, Taggart, wenn jeder meiner Jungs so denken würde wie du. Dann wäre es mit dem Rindersegen bald aus und vorbei. So geht das nicht. Du bist ein gemeiner Viehdieb, der mein Vertrauen auf gröbste Weise missbraucht hat.«
Buck Taggarts Körper spannt sich wie eine Feder. Es sieht aus, als wolle er sich jeden Augenblick auf den Boss der Skull-Ranch stürzen, obwohl dieser noch immer seinen Revolver auf ihn gerichtet hat.
»Eigentlich gibt es nur zwei Möglichkeiten, Viehdieb«, murmelt John Morgan dumpf. »Ich kann dich dort drüben an den nächsten Ast hängen, oder dich dem Marshal von Golden City übergeben. Na, was ist dir lieber?«
Buck Taggarts Augen funkeln. Er bebt am ganzen Körper, mehr aus Zorn, als vor Angst. Und er rechnet sich gegen John Morgan eine gute Chance aus.
Der Boss der Skull-Ranch ist immerhin fast doppelt so alt wie er. Dies alles liest John in den Augen seines ehemaligen Cowboys, der nur darauf lauert, eine Chance zu bekommen.
»Wie soll ich mich entscheiden, Cowboy? Noch überlasse ich dir die Auswahl!«
Buck Taggarts Schultern senken sich plötzlich. Ein resignierender Zug leg sich um seine Mundwinkel.
»Okay, Mr. Morgan«, sagt er dann rau. »Bringen Sie mich ruhig zum Marshal von Golden City. Sie machen jedoch einen Fehler, einen sehr großen Fehler. Vielleicht wäre es wirklich besser, wenn Sie mich laufenlassen würden.«
John Morgan schüttelt den Kopf.
»Nein, mein Junge. Soweit geht mein Entgegenkommen nicht. Du musst dich für deine Tat verantworten. Daran geht kein Weg vorbei. Diesmal hast du nur Rinder gestohlen. Wer weiß, was du das nächste Mal anstellen wirst?«
Taggarts Gesicht verfinstert sich.
Dann nickt er langsam.
»Okay, Mr. Morgan. Sie wollen es wohl nicht anders. Ich sehe auch Ihrem Gesicht an, dass es keinen Zweck hat, Sie umstimmen zu wollen. Okay, dann können Sie mich nach Golden City bringen.«
Trotz schwingt in seinen Worten mit.
John Morgan nickt nur.
»Okay, Cowboy, dann drehe dich um, damit ich dir die Hände auf den Rücken fesseln kann.«
Der Rustler grinst plötzlich tückisch, macht ganz den Eindruck eines Maultiers, das beschlossen hat, kein Huf mehr vor das andere zu setzen.
Seine Arme senken sich. Dann löst er mit einer fast lässigen Handbewegung seinen Revolvergürtel.
John Morgan lässt seinen ehemaligen Cowboy nicht aus den Augen. Die Entfernung zwischen den beiden Männern beträgt ungefähr fünf Schritte.
Für einen kurzen Moment starrt Taggart auf seinen Revolvergürtel am Boden, dann heftet sich sein tückischer Blick auf den Boss der Skull-Ranch.
Er setzt sich langsam in Bewegung, obwohl Johns Revolver noch immer auf ihn gerichtet ist.
John Morgan hebt die Waffe.
»Zurück, Bandit«, faucht seine Stimme. »Zurück, sonst mache ich den Zeigefinger krumm. Und dann ist es für alle Zeiten aus und vorbei mit dir!«
Buck Taggart lacht spöttisch, während sich seine Arme anwinkeln und sich seine Hände zu Fäusten ballen.
»Sie werden nicht schießen, Morgan«, sagt er lässig. »So gut kenne ich Sie bereits. Sie würden niemals auf einen unbewaffneten Gegner schießen.«
John Morgans Gesicht verzieht sich unwillig. Unschlüssig blickt er auf den Colt in seiner Faust, dann auf den jungen Viehdieb, dessen Körper sich nun wie zum Sprung duckt.
Der Ranchboss weicht zurück.
»Ich schieße, Taggart«, blufft Morgan. »Glaube nur nicht, dass du meine Geduld noch länger auf die Probe stellen kannst.«
Der Bandit zögert einen kurzen Moment, dann kommt er gleitend näher.
Dem Boss der Skull-Ranch bleibt nun nichts anderes übrig, als den Revolver fallen zu lassen.
Nein, er würde niemals auf einen waffenlosen Gegner schießen. In dieser Beziehung hatte ihn der Viehdieb gut eingeschätzt.
John Morgan lässt seinen Revolver fallen und greift selbst blitzschnell an. Es gelingt ihm, Taggart zu überraschen, der einen harten Schlag gegen das Kinn bekommt und zurücktaumelt, als wäre er von einem Pferd getreten worden.
John Morgan setzt nach.
Er will diesen Viehdieb kleinmachen und ihm beweisen, dass er keine Waffe braucht, um gegen diesen Burschen bestehen zu können.
Wieder trifft ein schmetternder Schlag den Banditen, der erneut zurücktaumelt, dabei über einen Erdhügel stolpert und zu Fall kommt.
Der Ranchboss bleibt stehen.
Ruhig geht sein Atem. Seine Fäuste schmerzen. Er wartet, bis Buck Taggert wieder auf die Beine gekommen ist, dann greift er erneut an.
Und nun wehrt sich der Viehdieb.
Ein gemeiner Tritt trifft den Boss der Skull-Ranch, der zurücktaumelt. Tränen des Schmerzes schießen ihm in die Augen. Sein Körper krümmt sich wie ein indianischer Kriegsbogen zusammen.
O ja, es dauert einige Sekunden, bis er die Wirkung dieses heimtückischen Trittes verdaut hat.
In diesen Sekunden muss John Morgan noch einige harte Schläge einstecken, die ihn jedoch nicht von den Beinen werfen.
Dann greift er erneut an. Und der Boss der Skull-Ranch setzt seine ganze Erfahrung in diese Schläge.
Buck Taggart weiß überhaupt nicht mehr, wie ihm geschieht. Er muss in schneller Folge eine ganze Reihe von schweren Körpertreffern einstecken.
Sein jugendlicher Elan und seine Kräfte lassen rasch nach. Die Nase blutet bereits. Ein Auge beginnt sich zu schließen, während ein dünner Blutfaden zwischen den zusammengepressten Lippen hervorsickert.
Er weiß plötzlich, dass er seinen ehemaligen Boss unterschätzt hat, als er glaubte, ihn mit den Fäusten schlagen zu können.
Nochmals bäumt sich alles in Taggart gegen die drohende Niederlage auf. Mit einem wilden Schrei wirft er sich nach vorn, erkennt viel zu spät die gestochene Gerade seines Gegners, die genau den Kinnwinkel trifft.
Der Viehdieb hat das Gefühl, als würde ihm der Kopf abgerissen. Hilflos mit den Armen rudernd, taumelt er zurück und setzt sich auf seinen Hosenboden.
Weiße Nebel wabern vor seinen Augen. Alles wirkt verschwommen. Die drohenden Schatten der Bewusstlosigkeit senken sich hernieder. Lange dauert es, bis er sich wieder einigermaßen unter Kontrolle hat.
Sein Blick bleibt auf John Morgan hängen, der mit gesenkten Fäusten vor ihm steht. Er erkennt den bitteren Gesichtsausdruck seines ehemaligen Bosses.
Schweigen herrscht.
Endlich sagt John Morgan: »Das wär's wohl gewesen, Taggart. Ich will mich nicht zu deinem Richter aufspielen, mein Junge. Du kannst verschwinden. Schwing dich auf dein Pferd und verlass das Bluegrass Valley. Am besten wäre es, wenn du einige hundert Meilen weit reiten würdest.«
Buck Taggart muss diese Worte erst einmal verdauen. Er kommt taumelnd auf die Beine, schwankt dabei wie ein Betrunkener, der seinen ganzen Monatslohn durch die Kehle jagte.
»Das alles soll dir eine Lehre gewesen sein, mein Junge«, fährt John Morgan mit väterlicher Stimme fort. »Bleibe in Zukunft diesseits des Zaunes zwischen Gut und Böse. Dies möchte ich dir besonders ans Herz legen. Niemand wird von diesem Zwischenfall erfahren. Das verspreche ich dir. Du bist noch jung. Warum soll ich dir nicht diese Chance geben? Nütze Sie und reite. Mehr kann ich nicht mehr für dich tun, Taggart!«
John Morgan hebt seinen Revolver auf, holstert ihn und nimmt dann Buck Taggarts Revolvergürtel an sich. Er zieht die Winchester des Banditen aus dem Sattelschuh und geht zu seinem eigenen Pferd hinüber.
Taggart steht noch immer staunend da. Dann verzieht sich sein Gesicht zu einer Fratze abgrundtiefen Hasses. O ja, diese Niederlage schmeckt dem Burschen nicht. Er ist Morgan nicht nur körperlich, sondern auch charakterlich unterlegen. Er wird wohl immer daran denken müssen. Und aus diesem Grund hasst er den Mann, der ihm diese Niederlage zufügte.
»Hass führt in die Hölle, Buck Taggart«, sagt Morgan leise. »Du würdest daran zugrunde gehen. Vergiss diese Niederlage, reite weiter und versuche anderswo dein Glück. Du bist noch jung und wirst es bestimmt mit deiner Hände Arbeit zu etwas bringen. Keinem von uns wird auf dieser Welt etwas geschenkt. Jeder von uns musste einmal klein anfangen und sich langsam hocharbeiten. Noch hast du alle Trümpfe in deiner Hand.«
Der Rustler antwortet nicht.
Sein Gang wirkt noch immer benommen, als er zu seinem Pferd hinüberläuft. Erst beim zweiten Versuch gelangt er in den Sattel. Er fühlt die harten Schläge des Ranchbosses, die seinen Körper erschütterten.
Ohne John Morgan noch einen Blick zuzuwerfen, treibt der Bandit sein Pferd an und reitet los. Das silberne Mondlicht lässt Gräser, Büsche und Bäume wie mit Raureif gepudert glitzern.
Bald verklingen die Hufschläge von Buck Taggarts Pferd.
John Morgan zieht sich in den Sattel. Lange blickt er dem Viehdieb hinterher, bis dieser hinter einem Hügel verschwunden ist.
Der Boss der Skull-Ranch fragt sich, ob er richtig gehandelt hat. Er weiß es nicht, wollte jedoch diesem jungen Burschen eine Chance geben und ihm nicht sein zukünftiges Leben ruinieren.
Dann macht sich der Ranchboss daran, die kleine Herde, die in der Zwischenzeit auseinandergewandert ist, wieder zusammenzutreiben.
Und noch immer ist sich John nicht im Klaren darüber, ob er richtig gehandelt hatte.
»Tut mir leid, Jungs«, knarrt Buck Taggarts Stimme, als er die beiden Reiter erreicht, die die kleine Herde übernehmen sollten. »Der Boss erwischte mich und...«
Der ehemalige Cowboy zuckt hilflos mit den Schultern. Die beiden Männer grinsen spöttisch.
»Man sieht es dir an«, sagt Ralph Thunder, ein stämmiger Mann mit fliehendem Kinn.
»Yeah, Buck, du siehst aus, als wärest du unter eine Rinderstampede gekommen«, grinst der andere Bursche. Sein Name ist Serge Morrison. Sein schmales Gesicht mit den hervorstehenden Augen verzieht sich zu einer Grimasse.
»Dann wird es wohl nichts mehr aus unserer kleinen Nebenbeschäftigung, Buck. Schade, die Burschen in den Goldgräberstädten wogen die Rinder mit Gold auf.«
Unschlüssig sitzt das Trio im Sattel. In der Ferne verklingt der klagende Ruf eines Käuzchens.
»Wie soll es nun weitergehen?«, fragt Taggart und fährt sich sachte über sein linkes Auge, das nun vollkommen zugeschwollen ist. »Ich bin gefeuert worden. Außerdem hatte ich großes Glück, dass mich der Boss nicht dem Marshal übergab. So ein...«