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Aus den Saloons der Goldgräberstadt Golden City dringen Gelächter und Stimmengewirr. In den engen und staubigen Gassen streben Digger und Glücksritter ihrem abendlichen Whisky und Pokerspiel zu. Abschätzend mustern sie die mexikanische Schönheit in Cowboy-Kleidung, die alleine über die Mainstreet schlendert.
Golden City ist ein raues Nest, und in letzter Zeit nahmen die brutalen Überfälle auf fündig gewordene Digger zu. In dieser Stadt riskiert eine hübsche Frau schon allerhand. Plötzlich versperren ihr drei verwegen blickende Desperados den Weg. Ihr gellender Hilfeschrei dringt durch die Nacht ...
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Seitenzahl: 129
Veröffentlichungsjahr: 2021
Cover
Die Banditen-Queen
Vorschau
Impressum
Die Banditen-Queen
von Frank Callahan
Aus den Saloons der Goldgräberstadt Golden City dringen Gelächter und Stimmengewirr. In den engen und staubigen Gassen streben Digger und Glücksritter ihrem abendlichen Whisky und Pokerspiel zu. Abschätzend mustern sie die mexikanische Schönheit in Cowboy-Kleidung, die alleine über die Mainstreet schlendert.
Golden City ist ein raues Nest, und in letzter Zeit nahmen die brutalen Überfälle auf fündig gewordene Digger zu. In dieser Stadt riskiert eine hübsche Frau schon allerhand. Plötzlich versperren ihr drei verwegen blickende Desperados den Weg. Ihr gellender Hilfeschrei dringt durch die Nacht...
Masken verbergen die Gesichter der acht Männer, die ihre Pferde unter dem schützenden Blattwerk einer mächtigen Eiche gezügelt haben.
Pferdehufe stampfen, Zaumzeug knarrt und Gebissketten klirren. Bleiches Mondlicht erhellt schwach die raue Bergwildnis. Ein ausgefahrener Weg, eine Steinwurfweite entfernt, schlängelt sich zwischen Büschen, Bäumen und Felsbrocken hindurch.
Und es dauert auch nicht lange, dann vernehmen die acht maskierten Männer das Rumpeln und Rattern einer Postkutsche. Die Hufschläge des Sechsergespannes hallen dumpf durch die Nacht.
Einer der Banditen hebt seine rechte Hand. Seine Gefährten nicken kurz und greifen nach Gewehren und Revolvern.
Die Postkutsche kommt näher.
Dann taucht sie hinter einer Wegkrümmung auf und wird langsamer. Die Banditen haben den Ort des Überfalls geschickt gewählt, denn die Stage Coach muss hier an dieser Stelle eine kleine Steigung überwinden.
Dann peitschen bereits die ersten Schüsse auf. Heißes Blei zirpt zu Fahrer und Beifahrer hinüber, trifft die Körper der beiden Männer und reißt sie vom Kutschbock.
Führerlos legt die Postkutsche noch einige Yards zurück, ehe die von den Detonationen erschreckten Pferde langsamer werden. Die Stage Coach kommt zum Stehen.
In der Kutsche rührt sich nichts.
Wieder peitschen Schüsse auf, durchlöchern Türen und Fenster der Concord-Kutsche. Gnadenlos schießen die acht Banditen, halten erst inne, nachdem sie ihre Colts und Gewehre bis auf wenige Patronen leergeschossen haben.
Träge verweht der Pulverdampf. Die Schussdetonationen verhallen in der Ferne.
Sie ergänzen mit mechanischen Handbewegungen die verschossenen Patronen. Noch immer rührt sich in der Concord-Kutsche nichts.
Der schwarzgekleidete Anführer der Mörderbande gibt ein Zeichen. Zwei der Outlaws reiten zu den Drivern der Kutsche hinüber, die zusammengekrümmt am Boden liegen und sich nicht rühren. Sie müssen tot sein, denn die beiden Desperados reiten gleich wieder zu ihren Partnern zurück.
Einer der Burschen springt aus dem Sattel und öffnet die durchlöcherte Tür. Ein lebloser Körper fällt ihm entgegen. Dunkel vor Blut sind Jacke und Hemd des Mannes. Gebrochene Augen starren in den sternenübersäten Nachthimmel empor.
Die Banditen finden noch einen Toten in der Kutsche. Auch er hatte gegen die heimtückisch abgefeuerten Todesschüsse nicht den Hauch einer Chance.
Die Outlaws zerren auch diesen Körper ins Freie, dann machen sie sich in der Kutsche zu schaffen. Schon bald tauchen sie mit einer Metallkiste auf, an der die zwei Banditen schwer schleppen.
Während einige der Outlaws die beiden Toten ausrauben, holen zwei andere nochmals eine Kiste aus dem Innern der Concord-Kutsche hervor.
»Gold«, sagt einer der Banditen. »Dieses Mal haben wir fette Beute gemacht.«
»Si, si«, antwortete der schwarzgekleidete Bandit, der sich geschmeidig näherschiebt und einem schwarzen Panther gleicht. »Auch diese Sonderkutsche haben wir erwischt. Doch nun sollten wir die Beute in unseren Satteltaschen verstauen, Compadres. Bald wird es hier von Männern aus Golden City wimmeln.«
Die acht Banditen machen sich an die Arbeit, verstauen die Beute in ihren Satteltaschen und klettern wieder auf die Pferde. Ohne noch einen Blick zurückzuwerfen, jagen sie in die Dunkelheit hinein.
Bald verlieren sich die Hufschläge ihrer Pferde in der Ferne. Das Grauen bleibt zurück.
Die gnadenlose Bande, die seit Tagen und Wochen die nähere Umgebung von Golden City in Atem hält, schlug erneut zu.
Vier Tote liegen am Boden. Die Ausbeute an Gold, für die viele Digger mühsam geschuftet haben, ist verloren.
Auch diese Sonderkutsche wird ihr Ziel nicht erreichen.
Doc Smoky schlägt mit der Faust auf die blankpolierte Theke und glaubt, sich dadurch Gehör verschaffen zu können. Der brodelnde Stimmenlärm ist jedoch so laut, dass man kaum sein eigenes Wort versteht.
Der Saloon in Golden City, der wilden Goldgräberstadt, ist hoffnungslos überfüllt. Und wer kann es den Diggern verdenken, wenn sie nach harter Tagesarbeit sich den Staub aus den Kehlen spülen.
Doc Smoky steht eingekeilt am Tresen, kann sich kaum noch rühren. Immer wieder macht er mit irgendeinem Ellenbogen Bekanntschaft. Neben ihm lümmeln sich Brazos, Shorty und Clay Rodgers. Alles Männer aus der Skull-Ranch-Crew.
Und seine drei Gefährten haben schon tüchtig dem Whisky und auch anderen alkoholischen Getränken zugesprochen. Shorty und Clay Rodgers streiten miteinander, während Brazos nun eine noch halbvolle Whiskyflasche an die Lippen setzt und einen langen Schluck nimmt.
Doc Smoky reißt sie Brazos aus den Händen und knallt die Flasche auf den Tresen, dass es nur so klirrt. Der Schmied der Skull-Ranch wendet sich dem Oldtimer zu und brummt unwirsch.
Dann brüllt er auch schon los.
»He, Alter, du hast wohl nicht mehr alle Tassen im Schrank, was? Wenn du mit mir Streit suchst, dann haue ich dich mit einem Schlag in den Boden.«
Und Brazos Stimme dröhnt so laut, dass sie sogar den tosenden Lärm übertönt. Ein paar Männer wenden sich Brazos zu, der Doc Smoky um mehr als einen Kopf überragt. Außerdem ist er doppelt so breit wie der Oldtimer, der jedoch nur grinst und seinen riesigen Lederhut in den Nacken schiebt.
»Halt die Luft an, Dicker«, brüllt er dicht an Brazos Ohr, der sich zu seinem Freund herunterbeugt. »Wir müssen den Rückritt antreten, Jungs. Unser Dienst beginnt morgen Mittag, und bis dahin müssen wir auf der Ranch eingetroffen sein. Ihr habt versprochen, auf mich zu hören.«
Brazos grinst wild, während seine Hand bereits schon wieder zur Whiskyflasche tastet. Als er sie nicht mehr vorfindet, sieht er sich wütend um.
Shorty setzt sie gerade an die Lippen, trinkt und reicht sie an den jungen Clay Rodgers weiter. Der leert sie, stellt sie auf die Theke zurück und wird um einige Zoll kleiner, als er den wütenden Blick von Brazos erkennt.
Als sich Brazos an den Barkeeper wenden will, um eine neue Flasche zu bestellen, wird der Oldtimer ernstlich böse. Er tritt Brazos gegen das Schienbein, packt Shorty am Kragen und Rodgers am Arm und drängt sich durch die Menschenmenge, die in Dreierreihen vor dem Tresen steht.
Brazos vollführt einen Tanz auf einem Bein, tritt einigen Gents auf die Hühneraugen und muss sich auch ein paar unschöne Worte anhören. Als er jedoch dem vorlautesten der Burschen seine Fäuste zeigt, wird der Mann ganz friedlich und macht sich schnell aus dem Staub.
Doc Smoky hat mit seinen beiden Gefährten inzwischen die Pendeltüren erreicht. Brazos starrt ihm noch immer wütend nach. Schon will er hinterher eilen, als ihn einer der Barkeeper auf die Schulter klopft.
Dann reibt der junge Bursche Daumen und Zeigefinger gegeneinander.
»Das auch noch«, brummt Brazos und sucht in seiner Jackentasche nach Geldmünzen. Nachdem er bezahlt hat, folgt er eilig seinen Freunden von der Skull-Ranch.
Die kühle Nachtluft trifft ihn wie ein gut gezielter Fausthieb. Brazos stützt sich gegen die Saloonwand, holt mehrmals tief Luft und taumelt dann zu Doc Smoky, Shorty und Clay Rodgers hinüber, die bereits vor den Pferden stehen und Mühe haben, sich in die Sättel zu schwingen.
Auch Brazos schafft es nicht beim ersten Anlauf. Ihm ist plötzlich fürchterlich schlecht.
»Oh verdammt«, murmelt er keuchend. »Bleib doch stehen, du wilder Teufel«, sagt er zu seinem Pferd, das stockfromm dasteht und nicht einmal mit dem Schweif wedelt. »He, Jungs, könnt ihr mir vielleicht sagen, warum sich alles zu drehen beginnt?«
Shorty brabbelt unverständliches Zeug. Clay Rodgers sitzt zusammengesunken im Sattel. Seinem bleichen Gesicht sieht man ebenfalls an, dass er sich nicht besonders wohl in seiner Haut fühlt.
Nur Doc Smoky, der am wenigsten getrunken hat, blickt einigermaßen klar durch.
»Reißt euch zusammen, Jungs«, krächzt seine Stimme. »Erst mit den Großen mithalten wollen und dann nichts vertragen können. Schämt euch, Jungs. Es ist nur gut, dass euch der Boss nicht sehen kann. Der würde sich halb totlachen. So, und nun wollen wir ins Bluegrass Valley reiten.«
Er treibt sein Pferd an, zügelt es jedoch bereits wieder nach einigen Yards, denn seine drei Freunde folgen ihm nicht, sondern reiten in entgegengesetzter Richtung davon.
Fluchend treibt Smoky sein Pferd an, holt seine drei Freunde ein und pariert sein Pferd vor ihnen.
Der Erfolg ist verblüffend. Plötzlich sind die drei Sättel leer, denn die scheuenden Tiere seiner Freunde haben ihre Reiter aus den Sätteln katapultiert.
Verstört sitzen sie im knöcheltiefen Staub der Mainstreet, stöhnen, schimpfen und fluchen. Es dauert einige Sekunden, bis sie wieder auf den Beinen stehen.
Brazos muss sich keuchend übergeben. Clay Rodgers folgt bald seinem Beispiel. Nur Shorty grinst vergnügt und klettert wieder in den Sattel seiner Rosinante.
Er beugt sich nach vorn und flüstert dem so hässlichen Tier, das jedoch ein Klassepferd ist und den Teufel im Leib hat, wenn es darauf ankommt, ins Ohr: »Wenn du mich nochmals abwirfst, du Mischung von einem Esel und einer Klapperschlange, dann ziehe ich dir das Fell über die Ohren, du elendes Mistvieh.«
Rosinante dreht den Kopf und zeigt sein Gebiss. Und es sieht so aus, als grinse sie ihren Herrn an.
»Was geht denn hier vor, Jungs?«, vernehmen die vier Jungs von der Skull-Ranch eine sonore Stimme. Ein großgewachsener Mann ist aus einer dunklen Nebengasse aufgetaucht. Matt funkelt das Marshal-Abzeichen auf seiner Weste.
George Rockwell, der Marshal von Golden City, bleibt kopfschüttelnd vor den Skull-Männern stehen.
»Die Boys von der Skull-Ranch«, nickt er dann. »Und ihr Teufelskerle habt wieder einmal zu tief in die Gläser geschaut. Nun muss ich mich nur noch überzeugen, ob der Saloon heil geblieben ist. Normalerweise ist es doch eure Spezialität, alles kurz und klein zu schlagen. Nicht wahr, Brazos?«
Der Cowboy senkt den Kopf, erinnert in diesen Sekunden an einen Toro, einem mexikanischen Kampfstier, der auf den Marshal losgehen will.
Und George Rockwell weicht auch wirklich einen Schritt zurück, denn er weiß, dass Brazos manchmal unberechenbar ist, wenn er zu viel getrunken hat.
»Wir haben nichts angestellt, Marshal!«, ruft Doc Smoky. »Außerdem sind wir bereits auf dem Weg zur Skull-Ranch. Ich schätze, dass wir Ihnen dieses Mal keinen Kummer bereitet haben.«
Rockwell blickt den Oldtimer skeptisch an, denn er hat wirklich schon des Öfteren erlebt, dass die Burschen aus dem Bluegrass Valley im Rausch den Saloon demolierten.
Und dann bleibt ihm nichts anders übrig, als Brazos und Clay Rodgers in die Sättel zu helfen. Aufatmend blickt er den vier Reitern hinterher, als sie losreiten und sich rasch dem Stadtausgang nähern.
Zufrieden lächelnd setzt er seinen Rundgang durch die wilde Goldgräberstadt fort.
»Na, geht es euch endlich besser?«, fragt Doc Smoky und blickt seine drei Gefährten der Reihe nach an. Missmutig nicken sie.
Golden City liegt bereits einige Meilen hinter ihnen. Die vier Männer von der Skull-Ranch befinden sich in den Cochetopa Hills. Um sie herum ist die wilde Berglandschaft.
Irgendwo heult ein Wolf. Klagend klingt das Echo von einem anderen Hügel zurück. Die riesigen Felsschroffen und die mächtigen Colorado-Zedern, die gegen den nachtdunklen Himmel ragen, werfen dunkle Schatten.
»Eigentlich könnte ich schon wieder einen guten Schluck vertragen«, brummt Brazos. Clay Rodgers Gesicht bekommt eine leicht grünliche Farbe. Das kann natürlich auch am fahlen Mondlicht liegen, das auf die Männer fällt.
In diesem Moment peitschen Schüsse auf. Die Schussdetonationen hämmern ununterbrochen. Fast hat es den Anschein, als kämpft dort eine ganze Armee. Erst nach einigen Sekunden schweigen die Waffen.
Die vier Männer von der Skull-Ranch sehen sich erschrocken an, tasten nach ihren Waffen. Langsam legt sich die Trunkenheit.
»Ihr habt es doch auch gehört, nicht wahr?«, fragt Brazos vorsichtig und bohrt mit dem Zeigefinger im Ohr. »Das sind doch Schüsse gewesen?«
Doc Smoky nickt.
»Jawohl, das sind Schüsse gewesen. Sie können nicht sehr weit von hier gefallen sein. Und wir haben zwei Möglichkeiten: Entweder setzen wir unseren Ritt fort, oder wir schauen nach.«
»Wir sehen natürlich nach«, entscheidet Shorty und treibt seine Rosinante an. Gleich darauf jagen sie los. Alle halten ihre Winchestergewehre in den Händen, bis auf Doc Smoky, der seine Parker Gun, eine doppelläufige Schrotflinte, aus dem Scabbard gezogen hat.
Und die vier Jungs von der Skull-Ranch fühlen sich nicht besonders wohl in den Sätteln. Das liegt nun weniger am Alkohol, als am Gefühl, sich einer großen Gefahr zu nähern.
Und plötzlich vernehmen sie Hufschläge, die auf eine vielköpfige Mannschaft schließen lassen.
Die vier Jungs von der Skull zügeln ihre Pferde hinter einem Wacholderdickicht und greifen ihre Gewehre fester.
Dann sehen sie acht Reiter, die in einer Entfernung von fünfzig Yards auf schnellen Pferden vorbeijagen. Innerhalb weniger Sekunden ist der Reitertrupp wie ein Höllenspuk verschwunden.
Betreten sehen sich die Cowboys an.
»Heiliger Kochtopf«, schrillt Doc Smokys Stimme. »Habt ihr auch gesehen, dass diese Burschen maskiert gewesen sind. Bestimmt handelte es sich um diese Banditenbande, von der so viel in Golden City erzählt wurde. Diese Bandoleros haben bereits über ein Dutzend Überfälle verübt und auch schon die Postkutsche mehrmals angehalten.«
Sie nicken.
Shorty sagt: »Marshal Rockwell soll gegen diese Halunken vollkommen machtlos sein. Sie tauchen auf, schlagen blitzschnell zu und verschwinden wieder spurlos in den Rocky Mountains. Wir können von Glück reden, dass uns diese Höllenhunde nicht entdeckt haben, denn sonst wäre es wohl aus und vorbei mit uns gewesen.«
Längst sind die Hufschläge der Banditenbande in der Ferne verklungen. Stille breitet sich aus, die nur von den nächtlichen Geräuschen der Natur unterbrochen wird.
»Wir sollten weiterreiten«, meint Clay Rodgers. »Vielleicht können wir noch irgendwie Hilfe bringen. Der Überfall muss nur wenige hundert Yards von hier stattgefunden haben.«
Schon bald entdecken sie die Postkutsche, die mitten auf der ausgefahrenen Wagenstraße steht. Schrilles Gewieher des Sechsergespannes dringt an die Ohren der Männer.
Sie klettern aus den Sätteln und schleichen geduckt näher, halten ihre Waffen im Anschlag. Und nun sind sie fast nüchtern geworden, die vier Burschen von der Skull-Ranch. Als sie die Toten finden, bleiben sie regungslos stehen.
Hier gibt es nichts mehr zu helfen.
Doc Smoky nickt Brazos zu.
»Schaffst du es, die Stage Coach nach Golden City zu fahren?«, fragt er den Freund.
Brazos nickt nur. Sie tragen die vier, toten Männer in die Kutsche hinein. Dann schwingt sich der Oldtimer neben Brazos auf den Kutschbock.
Zu Shorty und Clay Rodgers sagt er: »Ihr reitet weiter zur Skull. Sagt dem Boss, dass Brazos und ich ein wenig später nachkommen, nachdem wir die Stage Coach in die Town gebracht haben.«
Shorty und Clay Rodgers stiefeln davon.
»Dann zeig mal, Dicker, ob du in der Lage bist, ein Sechsergespann zu führen!«, ruft der Oldtimer und schlägt Brazos sanft auf die Schulter.
Und dies lässt sich Brazos nicht zweimal sagen. Er greift die Zügel fester und schwingt die lange Peitsche.
»Dann lauft mal los, ihr Meerschweinchen!«, ruft er. »Wollt ihr wohl gleichmäßig anziehen, ihr alten Tanten ...!«
»Wo bleiben nur Doc Smoky und die übrigen Jungs?«, fragt John Morgan, der Boss der Skull-Ranch, mit ärgerlicher Stimme. »Ich habe fest damit gerechnet, dass Smoky uns ein Mittagessen zaubert. Und nun sehen wir ganz schön alt aus, nicht wahr?«
Mary-Lou, seine Tochter, lächelt und fährt dem Ranchboss mit einer zärtlichen Geste durch sein an den Schläfen bereits leicht ergrautes Haar.
General Norman Carrington und Chet Quade zucken nur mit den Schultern.
»Du kennst doch diese Burschen. Entweder haben sie den Kanal wieder nicht voll genug bekommen, oder sie sitzen in Rockwells Gefängnis, weil sie einen Saloon auseinandergenommen haben. Es ist doch immer das Gleiche, wenn diese Heldensöhne Urlaub haben«, sagt Chet verärgert.
General Lee, der Schäferhund, beginnt laut zu bellen.
In diesem Moment ertönen Hufschläge. Mary-Lou eilt zum Fenster und späht hinaus.